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Bekämpfung von Fusikladium und, Peronospora Fusikladiurn und Peronospora
werden bekanntlich mit den gleichen Mitteln bekämpft. Die Praxis verwendet hierzu
bisher ausschließlich kupfer- oder schwefelhaltige Mittel. Die Wirksamkeit der Schwefelkalkbrühe
gegen Fusikladium steht hinter den Kupfermitteln zurück; sie versagt überhaupt gegenüber
Peronospora. Schwefelmittel, welche mit der Schwefelkalkbrühe nicht völlig gleich
sind, versagen auch gegenüber Fusikladium.
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Demgemäß gelten gegenwärtig vor allem kupferhaltige Mittel als wirksam
zur Fusikladium- und Peronosporabekämpfung, während bei geringerer Fusikladiumgefahr
auch mit Schwefelkalkbrühe gearbeitet werden kann.
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Bei stärkerer Fusikladiumgefahr ist es aber unmöglich, mit Schwefelkalkbrühe
einen ausreichenden Erfolg zu erzielen, so daß in diesem Falle auch wieder nur kupferhaltige
Mittel bislang als die allein wirksamen Stoffe angesehen werden mußten.
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In jüngster Zeit wurden Versuche mit kupferfreien Mitteln zur Bekämpfung
des Fusikladiums und der Peronospora angestellt, die aber ergebnislos verliefen.
Das Bestreben, Kupfer zu vermeiden, wird einmal durch die heutige Rohstoffknappheit
bedingt, zum anderen durch die Tatsache, daß die Kupfermittel leicht zu Verbrennungserscheinungen
an den Blättern und Trieben führen. Das spielt nicht nur im Weinbau, sondern ganz
besonders auch im Obstbau eine große Rolle, wo schon ein geringer Teil geschädigten
Laubes die Ausbildung der Früchte empfindlich stört. Außerdem kommt hinzu, daß gerade
die besten und edelsten Tafelobstsorten stark kupferempfindlich sind und hier (bei
den Spätspritzungen zwecks Verhütung des Fruchtschorfes) auch die Früchte oft angegriffen
werden (Berostung).
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Dazu kommt, daß mit den bisher bekannten Mitteln sämtliche Pilzerkrankungen
der Kulturpflanzen nur vorbeugend bekämpfbar sind. Ist das Pilzgeflecht auf Blättern,
Trieben und Früchten erst einmal in Gestalt sichtbarer Flecken und Verfärbungen
in Erscheinung getreten, dann helfen keine Spritzungen und Stäubungen mehr.
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So ist es eine durch Versuche festgestellte Tatsache, daß Spritzungen
mit den bisher üblichen Kupfermitteln nach der Infektion niemals den gewünschten
Erfolg haben. Die bis jetzt verwendbaren Fusikladiummittel, und das sind ausschließlich
Kupfermittel, in gr-ringem Umfange auch Schwefelkalkbrühe, haben daher nur dann
Erfolg, wenn sie vor der Infektion angewendet werden.
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Um die Nachteile der Kupferbehandlung zu vermeiden, hat man schon
die Verwendung von Formaldehyd zur Bekämpfung von Peronospora vorgeschlagen. Die
Schwierigkeit
dieses Verfahrens liegt jedoch darin, daß Formaldehyd
zu wenig beständig und zu flüchtig ist, so daß die zur Peronosporabekämpfung notwendige
nachhaltige Wirkung nicht erzielt werden kann. Versuche, Formaldehyd durch Vermischen
mit anderen Stoffen beständig zu machen, führten zu einirr. Verminderung seiner
Wirksamkeit. Der an sich beständige Paraformaldehyd erwies sich Fusikladium gegenüber
überhaupt als wirkungslos. Derartige Erzeugnisse konnten sich daher in der Praxis
nicht als Ersatzstoffe für Kupfermittel einführen.
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Es wurde nun gefunden, daß Fusikladium und Peronospora mit ausgezeichnetem,
die Wirkung des Kupfers noch übertreffenden Erfolg bei völliger Schonung auch der
zartesten Blättchen und Triebspitzen mittels Acridin bekämpft werden können.
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Man hat schon vorgeschlagen, Aeridinfarbstoffe zur Bekämpfung bakterieller
und pilzlicher Pflanzenkrankheiten sowie des echten Rebenmehltaus (Oidium) zu verwenden.
Hieraus war aber nicht zu entnehmen, daß allein .schon dem Acridin eine ausgezeichnete
Wirkung auf Fusikladium und Peronospora zukommt. Der Umstand, daß ,unter den zahllosen,
als fungicid wirksam bekannten Stoffen bis jetzt lediglich Kupfer und Schwefel bzw.
nur Kupfer für die Fusikladium- und Peronosporabekämpfung als wirksam befunden wurden,
beweist eindeutig, daß die allgemeine Kennzeichnung eines Stoffes als Baktericid
oder Fungicid nicht erlaubt, auf dessen Wirkung gegenüber bestimmten Pilzarten zu
schließen. Ebensowenig konnte von der Wirksamkeit eines Acridinfarbstoffes gegen
Oidium auf die Wirksamkeit des Acridins gegen Peronospora geschlossen werden. In
der praktischen Oidiumbekämpfung hat sich seit Jahren das Verstäuben von sog. Ventilatoschwefel
bestens bewährt, während das gleiche Mittel zur Peronosporabekämpfung völlig ungeeignet
ist. Umgekehrt kann mit kupferhaltigen Spritz- und Stäubemitteln, die zur Peronosporabekämpfung
geeignet sind, gegen Oidium nichts ausgerichtet werden. Es war daher auch in keiner
Weise vorauszusehen, daß Aeridin zur Bekämpfung von Peronospora und Fusikladium
geeignet ist. Die erfindungsgemäß verwendete Verbindung kann mit den üblichen Träger-
und Verschnittstoffen in solchen Mengen verarbeitet werden, daß das pulverförmige
Mittel nur etwa 5 % des wirksamen Bestandteiles enthält, und dieses Pulver kann
schon in etwa i %iger wäßriger Suspension als Spritzmittel oder mit entsprechend
größeren Mengen von Verschnittstoffen als Stäubemittel angewandt werden.
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Die mit solchen Suspensionen erzielten Wirkungen sind überraschend
gut. Wie bekannt, ist es möglich, mit Hilfe des von Küthe (Die Gartenbauwissenschaft
1935,
Bd. 9, 5. Heft) ausgearbeiteten Verfahrens eine exakte Prüfung von Fusikladiummitteln
vorzunehmen. An Versuchsbäumchen, die zuvor mit Sporenaufschwemmungen infiziert
worden waren, kam nach Behandlung mit dem erfindungsgemäßen Mittel die Infektion
überhaupt nicht zustande, d. h. es wurde ein iooo/oiger Erfolg erzielt, während
an den unbehandelten Kontrollbäumchen die Infektion jeweils zu ioo % angegangen
war. Die Prüfung von Kupfermitteln nach dem gleichen Verfahren ergab demgegenüber
günstigenfalls nur einen Erfolg von 8o1/0, wobei besonders zu beachten ist, daß
frisch zubereitete Kupferkalkbrühe (Bordelaiser Brühe) und vom Deutschen Pflanzenschutzdienst
empfohlene Kupfermittel zum Vergleich verwendet wurden.
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Außerdem zeigte sich, daß Acridin nicht nur vor der InfektioiZ, sondern
auch noch nach der bereits eingetretenen Infektion voll wirksam ist, während bej
Verwendung kupferhaltiger Mittel nach eingetretener Infektion das schon bekannte
fast völlige Versagen festgestellt wurde.
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Ähnliche Wirkungen werden bei der Bekämpfung von Peronospora erzielt.
Es steht also fest, daß Acridin eine außerordentlich gute Wirkung gegen Fusikladium
und Peronospora hat, die diejenige der viel teureren und schwerer zu beschaffenden
Kupfermittel bei weitem übertrifft.