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Gewehrgranate Bei Gewehrgranaten, welche von einem Infanteriegewehr
mit .der üblichen Patrone verschossen werden sollen, stehen für .den Wurf der Granate
nur verhältnismäßig geringe Kräfte zur Verfügung. Man hat diese allerdings dadurch
zu vergrößern .gesucht, daß eine Zusatzladung in der Gewehrgränate den Druck der
Gewehrgase verstärkt. Hierbei tritt aber der Übelstand auf, daß die infolge des
Aufnehmens der Zusatzladung schwere Granate einen für das Infanteriegewehr nicht
mehr zulässigen Rückstoß bedingt.
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Soll die Gewehrgranate nur mit den Kräften des Gewehrschusses geschleudert
werden, so muß sie, um größere Entfernungen zu erreichen, leicht sein, und ferner
müssen die Gewehrgase bis auf das letzte ausgenutzt werden.
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Es ist nun vorgeschlagen worden, auch die Geschoßenergie mit zur Arbeit
heranzuziehen. Die Theorie zeigt, daß nur ein kleiner Teil dieser Energie wirklich
in Wurfarbeit umgesetzt werden kann, weil sich die Geschwindigkeiten der beiden
Geschosse umgekehrt verhalten, wie ihre Massen. Insbesondere beim deutschen $-Geschoß
tritt ein besonders schlechter Wirkungsgrad auf, da das Stahlmautelgeschoß zum Zerreißen
neigt und der Bleikern. Zerstörungen anrichtet, ohne Arbeit zu leisten. Die nach
diesem Vorschlag dennoch erzielten Erfolge sind darauf zurückzuführen, daß durch
das Auffangen des Gewehrgeschosses die Abdichtung der Gase, die aus dem Lauf dringen,
vollkommen ist. Der Nachteil dieser Anordnung liegt jedoch in verhältnismäßig großem
totem Gewicht und in der Gefahr, die der scharfe Aufschlag des Geschosses in der
Granate für Zünder und Ladung mit sich bringt.
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Andere Vorschläge lassen das Geweh.rgeschoß durch eine mittlere Bohrung
der Granate frei austreten und betätigen durch die nacheilenden Gase irgendeine
Sperrvorrichtung, welche den Mittelkanal nach dem Geschoßdurchgang wieder schließt.
Hier sind Klappen, Kugeln oder auch elastische, durch
den Gasdruck
zusammengepreßte Körper vorgeschlagen. Diese Anordnungen leiden alle unter dem Umstand,
daß .der Verschluß zu spät kommt, d. h. es verstreicht zwischen Ge-#.schoßaustritt
und Kanalverschluß eine Zeif, die einem großen Teil der Gase den Austritt gestattet.
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Es sind auch Sperrvorrichtungen bekanntgeworden, welche durch das
durchtretende Geschoß selbst betätigt werden sollen, indem das Geschoß durch Einwirkung
auf den einen Arm eines zweiarmigen Hebels den anderen als Schließvorrichtung ausgebildeten
Arm zum Schließen veranlassen soll. Gerade hier zeigt sich der Vorteil der vorliegenden
Anordnung. Während beim Gegenstand der Erfindung dem Geschoß ein kräftiger Widerstand
in der Form eines Fangrohrs entgegengestellt wird, das durch das Geschoß axial verschoben
werden muß, die Begrenzung der Verschiebung durch die Verschlußklappen gebildet
wird und der Verschluß daher mit der vollen Kraft .des Geschosses und infolgedessen
auch mit der Geschwindigkeit, die Fangrohr und Geschoß angenommen haben, erfolgt,
soll nach dem obenerwähnten Vorschlag die Hebelanordnung nur durch das Hindurchzwängen
des Geschosses durch die einen Hebelarme erfolgen. In Wirklichkeit wird sich aber
das Geschoß seinen Weg unter Zerstörung des im Gelenk festen Hebelarmpaars bahnen
und die Schließbewegung nur einleiten, sicher aber nicht vollenden, zumal die Klappen
leicht gehalten werden müssen. Den endgültigen Verschluß bei dieser Anordnung wird
der nacheilende Gasstrom bewirken, so daß der Verschluß also zeitlich viel später
und unter Verlust von viel mehr Gas bewirkt wird.
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Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß an sich axial verschiebbare
Fangrohre sowohl als auch Fangrohre, die sich nach Ausübung ihrer Bremswirkung von
der Granate trennen, bekannt sind. Nirgends findet sich aber der Vorteil des Erfindungsgegenstands,
mit annähernd der Geschoßgeschwindigkeit den Verschluß zu bewirken.
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Endlich sind Sperrvorrichtungen bekannt, welche durch eine kleine,
vom Gewehrgeschoß endzündete Pulverladung betätigt werden. Diese arbeiten, wenn
auch nicht völlig ohne Verlust, so doch mit nur geringen Gasverlusten, weil die
Sperre sehr schnell vor sich geht. Dagegen haben sie wieder den Nachteil, daß die
Granate an der Stelle der Sperrung wegen einer etwa möglichen Sprengung der Granate
durch die Zusatzladung sehr kräftig gehalten werden muß.
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Ein wirklich sofort wirkenderAbschluß der Mittelbohrung ohne Gasverlust
ist bisher nicht vorhanden und daher die Ausnutzung des Gasdrucks nur unvollkommen.
Diesen Übelstand beseitigt die Erfindung, indem sie einen sofort wirkenden sicheren
Verschluß. anordnet.
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"'Die Zeichnung zeigt im Längs- und Querschnitt ein Ausführungsbeispiel
einer solchen Gevehrgranate vor und nach dem Schuß. .,ein einem Kopf i ist das Verschlußstück
2 untergebracht. Dieses besteht aus einem zylindrischen Fangstück Z", welches durch
zwei Stege 2b mit zwei außen konischen Halbkreisscheiben 2, verbunden ist.
Die Halbkreisscheiben liegen gegen die Wand der konischen Bohrung 3 an. Der Kopf
i wird durch ein Zwischenstück q. mit dem Schaft 5 verbunden, wobei gleichzeitig
die Granathülle 6 festgezogen wird. Innerhalb des Füllraums 7 befindet sich der
Aufschlagzünder 8, der sehr einfach sein kann, weil die Granate durch die Luftführung
9 so stabilisiert ist, daß sie mit dem Kopf zuerst aufschlägt. Der Vorgang beim
Schuß ist nun folgender: Wird die Granate z. B. auf einen am Gewehrlauf befestigten
Schießstock gesteckt und der Gewehrschuß gelöst, .so fliegt das Gewehrgeschoß frei
durch die Bohrung io des Schafts 5 hindurch, bis es auf,dasFangstück2" trifft. In
dieses .dringt es teilweise ein, teilweise zieht es das Fangstück nach vorn, so
daß die Halbkreisscheiben2, durch die Stege2U im Konus 3 nach vorn geschoben werden.
Sie nähern sich dadurch ständig, bis sie am Ende des Konus 3 angelangt sind, wobei
sie dann dicht aufeinander liegen und auch den Konus 3 ausfüllen. Jetzt ist der
Widerstand, den das Geschoß findet, so. stark, daß das Fangstück sich von den Stegen.
losreißt. Bisher hatte das Geschoß nur den Widerstand der Masse zu überwinden, in
diesem Augenblick aber den vollen Widerstand der eingekeilten Halbkreisscheiben
2,. Daraus ergibt sich, daß .das Abreißen erst jetzt stattfindet. Da vorher das
Fangstück 2Q den Mittelkanal verschlossen hat und jetzt die Halbkreisscheiben dies
übernommen haben, so findet überhaupt kein Gasverlust statt.
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Wichtig ist, daß die Festigkeit des Verschlußstücks nur eine untergeordnete
Rolle spielt. Auf diese Weise kann nämlich die Granate z. B. aus Magnesium hergestellt
werden, da auch das Fangstück aus Magnesium, Fiber, Kunstharz, Gummi o. dgl. hergestellt
sein kann. Ein Fangstück, welches z. B. aus Stahl sein müßte, könnte aus bekannten
Gründen nicht in Magnesium gelagert werden.
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Der Verschluß arbeitet ohne Gasverlust, und da die Granate aus Leichtmetall
oder Kunstharz hergestellt sein kann, so ist die ohne zusätzliche Kräfte erreichbare
größte Schußweite gewährleistet. Selbstverständlich kann an Stelle der einfachen
konischen Halbkreisscheiben auch eine andere Verschlußeinrichtung,
wie
Klappen usw., angeordnet sein, die durch die Bewegung des Fangstücks den Kanal schließt.