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Vorrichtung zur Behandlung von Augenmuskeln Gegenstand der Erfindung
ist eine optische Einrichtung für die Übung von Augenmuskeln, welche den Zweck verfolgt,
die Fähigkeit der Augen zu verbessern, mit größerer Geschwindigkeit und Genauigkeit
lesen zu können.
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Die Fortschritte in der binokularen Photographie der Augen während
des Lesens zeigen graphisch, warum einige Personen mit größerer Geschwindigkeit
und Genauigkeit lesen können als andere. Diese Fortschritte zeigen, daß die Augen
während des Lesens absatzweise Bewegungen von einem Ende einer Linie zum anderen
Ende ausführen und nicht etwa gleichförmig und ununterbrochen entlang der Linie
sich bewegen. Um mit Geschwindigkeit und Genauigkeit lesen zu können, ist es erforderlich,
daß beide Augen von einem Fixierpunkt zu dem nächsten in rhythmischen Schritten
wandern. Man hat ferner festgestellt, daß die Geschwindigkeit und das Verständnisvermögen
einer Person beim Lesen sehr eng mit der. Anzahl der Schritte oder Pausen je Linie
und der Anzahl der zurückkehrenden Bewegungen-je Linie zusammenhängt. Ein Versagen
beider Augen, sich gleichzeitig auf dieselben Schriftzeichen einzustellen, erhöht
die Anzahl der Pausen oder rückgängigen.Bewegungen, die notwendig sind, damit ein
fortlaufender Gedankengang aufrechterhalten werden kann. Die Unfähigkeit einer Person,
ihre Augenbewegungen zu überwachen und in binokularer Fixierung zu erhalten, ist
gewöhnlich auf eine muskulare Ungleichheit oder auf ein falsches Führungsverhältnis
der äußeren Augenmuskeln zurückzuführen. Unter binokularer Fixierung wird verstanden,
daß die Sehachsen der Augen im wesentlichen unveränderlich zueinander bleiben und
gleichzeitig auf denselben Punkt gerichtet werden können.
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Es besteht eine enge Verwandtschaft zwischen der Konvergenz der- Augen
und der Akkomodationskraft. Wenn das Gleichgewicht zwischen diesen Funktionen gestört
ist, dann ist eine binokulare Fixierung schwierig. Akko.modation ist eine unwillkürliche
Funktion, und die einzige Möglichkeit, eine derartige Funktion zu entwickeln, besteht
in der Benutzung einer Übungseinrichtung, welche diese unwillkürliche Tätigkeit
anregt.
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Zwecks Behandlung von Augenmuskelfehlern hat man schon eine Vorrichtung
benutzt, welche aus einer Projektionseinrichtung besteht, durch welche ein oder
mehrere Bilder auf eine Projektionswand. geworfen werden, wobei durch Einschaltung
von sich drehenden Prismen in den Strahlengang die Bilder in Bewegung, z. B. in
einen Kreispfad, gesetzt werden. Der Patient wird dann belehrt, bei fester Kopflage
den Bewegungen dieser Bilder mit den Augen zu folgen. Auch gibt es eine Vorrichtung,
bei welcher stets sich drehende Prismen vor die Augen des Patienten angeordnet werden,
wobei der Patient eine Karte o. dgl. durch die Prismen hindurchvisieren muß. Derartige
Vorrichtungen, bei denen die Prismen dauernd in Drehung versetzt werden
müssen,
sind teuer und schwierig zu handhaben, und außerdem sind die verwendeten Prismen
nicht für alle Augenfehler gleich gut verwendbar. , Gemäß der Erfindung bleiben
die Prismeit,: nachdem sie einmal für die Dauer der übulilg' eingestellt sind, ungeändert
ortsfest vor den Augen des Patienten liegen, und es wird der Lesestoff absatzweise
freigegeben und weitergeschaltet. Diese Fortschaltung bzw. Freigabe der absatzweise
nacheinander erscheinenden Lesezeichen geschieht durch eine mechanische Vorrichtung,
die mit der Prismenvorrichtung nicht verbunden ist. je nachdem, wie schwach die
Augen des Patienten sind, lvird man bei Verwendung der gleichen Schriftzeichenschaltvorrichtung
verschiedene Prismen vor die Augen des Patienten anordnen. Man ist also nicht wie
bei den hekannten Konstruktionen an bestimmte Prismenkonstruktionen gebunden, sondern
die Prismen, die erfindungsgemäß verwendet werden, werden mit Rücksicht auf die
Zustände und Fehler der Augen des Patienten gewählt, was bedeutend vorteilhafter
ist und eine schnellere Beseitigung der Augenfehler ermöglicht.
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Die Einrichtung der Erfindung und deren Benutzung sind in der Zeichnung
näher erläutert.
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Abb.l ist eine schaubildliche Darstellung der Einrichtung.
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Abb.II bis V zeigen schematisch die Art und Weise, in welcher die
Augen eines Patienten veranlaßt werden, sich nacheinander auf verschiedene aneinandergereihte
Zonen zu richten.
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Abb. VI zeigt schaubildlich, in welcher Weise schielende Augen, deren
Sehachsen also die Neigung haben, auseinanderzulaufen, durch Prismen beeinflußt
werden, deren Grundfläche nach außen gerichtet ist.
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Abb. VII zeigt schematisch, in welcher Weise Augen, deren Sehachsen
die Neigung haben, nach einwärts zu laufen, durch Prismen beeinflußt werden, deren
Grundtläche nach einwärts gerichtet ist.
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Abb. VIII zeigt schematisch, in welcher Weise normale Augen beeinflußt
werden, wenn man Prismen benutzt, zu dem Zweck, das Führungsvermögen der Augen zu
verbessern.
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Abb. IX ist ein senkrechter Schnitt der Einrichtung nach der Linie
A-B in der Abb. X, und Abb. X ist ein Schnitt der Einrichtung entlang der gebrochenen
Linie C-D, in der Abb. IX.
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Die Vorrichtung nach der Erfindung besteht aus einem Gehäuse i o,
weiches in seiner Vorderwand ein längliches Fenster i i hat. Im Innern dieses Gehäuses
ist eine drehbare Walze oder ein Walzenband 1 2 angeordnet, welches Schriftzeichen
o. dgl. trägt, die durch das Fenster i i hindurch sichtbar gemacht erden können.
Gewöhnlich ist das Fenster c., drei senkrecht verschiebbare Platten 13 9 ehlossen.
Aus den Abb. I und X erkennt nzan, daß jede Platte etwa ein Drittel -des Fensters
verschließt. Die Platten sind derart angeordnet, daß sie gemäß der Abb.I, von links
beginnend, die Fenster nacheinander öffnen, so daß die Zeichen, die sich gerade
hinter dem Fenster befinden, von links nach rechts in Teilstücken hintereinander
sichtbar sind. Nachdem das ganze Fenster freigelegt ist, wird die Walze i--> gedreht,
um die nächste Linie der Schriftzeichen in Achseindeckung mit dem Fenster zu bringen.
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Gemäß der Abb. IX wird das Walzenband 12 an der Fensteröffnung i i
schrittweise vorbeibewegt. Es ist zu diesem Zweck an einer Walze q.; aufgebracht,
wird über die Rollen 48 und 49 hinweggeführt und wird auf eine Walze 5o aufgewunden.
Die Walze 5o wird schrittweise gedreht, und zwar durch ein Zahnradsegment 52, welches
mit einem Zahnrad 51 an der Welle der Walze 5 0 in Eingriff kommt. Das Zahnradsegment
52 wird vermittels eines Kettentriebes 53 o. dgl, und einer übersetzung 5¢ von einem
Motor 55 ständig angetrieben. Dieselbe Welle, welche den Kettenantrieb 53 antreibt,
trägt drei versetzt zueinander angeordnete Hubscheiben 56, die je eine Platte 13
verschieben. jede. Platte 13 sitzt an einer Stange 57, die einen Arm 58 trägt, der
durch eine die Stange 5; umgebende Feder 59 mit dem Umfang der entsprechenden Hubscheibe
56 in Eingriff gehalten wird. Die Hubscheiben 56 sind derartig zueinander angeordnet,
daß jeweils nur eine Platte 13 zur Zeit den von ihr überwachten Teil der Fensteröffnung
freigibt, während die beiden anderen Platten 13, wie die Abb. X zeigt, die restlichen
Teile der Fensteröffnung i i abdecken.
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Diese Vorrichtung wird in einigem Abstand von dem Patienten angeordnet.
Vor den Augen des Patienten werden Prismen 1 ¢ angeordnet. Die Benutzung von Prismen
an und für sich ist allerdings nicht neu; neu ist aber die richtige Anordnung und
Benutzung derselben, während man die absatzweise freigegebenen Schriftzeichen beobachtet.
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Nachdem die Prismen eingestellt sind, veranlaßt man den Patienten,
die Zeichen abzulesen, welche durch die Vorrichtung i o zur Schau gestellt werden.
Zuerst bewegt sich die am weitesten nach links angeordnete Platte nach abwärts,
so daß der erste Teil der hinter dem Fenster liegenden Reihe von Schriftzeichen
sichtbar wird. Die Augen des Patienten werden also gezwungen, diesen Teil
der
Linie zu lesen, wie die Abb.III zeigt. Hierauf bewegt sich diese Platte nach aufwärts,
so daß der linke Teil des Fensters wieder verdeckt ist, und die mittlere Platte
13
wird nach abwärts verschoben, so daß die Augen nunmehr die in der Abb.IV
dargestellte Lage einnehmen. Dann wird die mittlere Platte wieder nach aufwärts
verschoben, so daß auch der mittlere Teil des Fensters wieder verdeckt ist, und
die am weitesten nach rechts angeordnete Platte wird nach abwärts verschoben, so
daß nunmehr die Augen den letzten Teil der hinter dem Fenster befindlichen Schriftzeichen
lesen können, wie die Abb. V zeigt. Hierauf wird die Walze 12
gedreht, um
die Fortsetzung der Schriftzeichenzeile vor das Fenster zu bringen, und dann werden
abermals die einzelnen Platten 13 in der beschriebenen Weise bewegt.
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Die Abb. VI, VII und VIII deuten an. in welcher Weise die äußeren
Augenmuskeln bewegt werden müssen, wenn die Augen der Ablenkung der Lichtstrahlen
durch die Prismen folgend um den Winkel A gedreht werden. Die Abb. VI veranschaulicht
die Verhältnisse, die bei Augen auftreten, deren Sehachsen die Neigung haben, nach
auswärts zu laufen oder zu schielen. Die gestrichelten Linien 16 deuten die
Lage der Sehachsen an, wenn die Vereinigung der Augen aufgehoben ist oder, mit anderen
Worten, wenn die Augen sich im Ruhezustand befinden und sich nicht auf den Lesestoff
konzentrieren.
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Ein Fixierfeld, auf welches die Augen sich konzentrieren, mag durch
einen Punkt 17 angedeutet sein, welcher ungefähr in der Mitte des freigelegten
Feldes des Lesestoffes liegt, welcher absatzweise freigelegt wird. Das freigelegte
Fixierfeld ist vorzugsweise in einem Gesichtswinkel von derartiger Größe eingeschlossen,
daß der Patient fähig ist, das ganze Feld geistig bei einer Fixierung zu erfassen.
Bei Augen, deren Sehachsen die Neigung haben, nach auswärts zu laufen, werden die
Prismen mit ihrer Grundfläche nach auswärts angeordnet, so daß sich die Sehachsen
der Augen nach einwärts drehen müssen, und zwar um einen Betrag, der durch den Prismenwinkel
bestimmt ist, so daß die Augen auf ein Fixierfeld gerichtet werden und die Lichtstrahlen
2o von dem Punkt 17 auf die Area centralis 18 'des Auges 19
fallen. Bei Augen, die so weit auseinanderlaufen, daß kein binokulares Sehen eintritt,
ist es notwendig, mit Prismen zu beginnen, deren Grundfläche nach einwärts gerichtet
ist, um die Muskeln in der Erreichung der übereinstiinn:ung der Bilder zu unterstützen,
bis eine gewisse Verbesserung erreicht worden ist. Da die Zeichen absatzweise freigelegt
werden, tritt die Periode der Bewegungsblindheit deutlich in Erscheinung, wodurch
den Augen Zeit gegeben wird, zu ihrer Ruhelage zurückzukehren, welche bei 16 angedeutet
ist. Wenn das folgende Fixierbild, welches durch den Punkt 23 angedeutet ist, freigelegt
wird, dann müssen die äußeren Augenmuskeln die Augen von ihrer Ruhelage 16
zurück zu der mit 2 i angedeuteten Lage bewegen. Die Bewegung der Sehachsen der
Augen i9 von den Lagen 16 zu den Lagen 2o und 21, welche durch den Winkel A angedeutet
sind, hat nun eine Übung der inneren und äußeren Augenmuskeln zur Folge, so daß
ein _muskulares Gleichgewicht zwischen diesen Augenmuskeln geschaffen wird, wodurch
ein gutes Sehen schnell und genau durch den Patienten erreicht wird. Es ist einleuchtend,
daß eine gleichartige Gbung der Augen stattfindet, wenn die Augen zu dem Fixierpunkt
25 sich bewegen. Die Fähigkeit, die Augen schnell auf die aufeinanderfolgenden Teile
des freigelegten Lesestoffes zu konzentrieren, ist sehr eng mit der Geschwindigkeit
und Genauigkeit beim Lesen verbunden.
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In der Abb. V I I sind die Verhältnisse dargestellt, die auftreten,
wenn die Augen die Neigung haben, mit ihren Sehachsen zusammenzulaufen. Die Sehachsen
des zusammenlaufenden Auges sind durch die Linien 26 angedeutet, wenn die Augen
nicht auf einen Fixierpunkt gerichtet sind. Wenn die Augen den Punkt 27 fixieren,
was durch Prismen geschieht, deren Grundfläche nach einwärts gerichtet ist, dann
müssen die Sehachsen der Augen mit Bezug aufeinander nach auswärts gedreht werden,
um die Strahlen 3o von dem Punkt 27 aufnehmen zu können. Die Linien 31 deuten die
Strahlen von dem Fixierpunkt 33 an, wenn die Augen so verdreht sind, um die Fixierung
durch die Prismen auf diesen letzteren Punkt aufrechtzuerhalten. Es ist zu beachten,
daß die Augen i 9 die Neigung haben, zwischen den Fixierungen der Punkte 27, 33
und 35 in ihre durch die gestrichelten Linien 26 angedeuteten Lagen zurückzukehren.
Hierbei werden die Augenmuskeln angestrengt, während sie die Augen durch den Winkel
-4 bewegen. Es sei darauf aufmerksam gemacht, daß der Winkel A des einen Auges an
einem Zeitpunkt größer als der des anderen Auges bei einem anderen Zeitpunkt ist,
und zwar hängt dieses von der relativen Lage der Fixierpunkte und der Augen ab.
Im Gegensatz zu Augen mit auseinanderlaufenden Sehachsen muß man für Augen, welche
tatsächlich so weit zusammenlaufen, daß kein binoltulares Sehen möglich ist, anfangs
mit Prismen beginnen, deren Grundflächen nach auswärts gerichtet sind, bis eine
gute Fixierung erzielt ist, dann beginnt man die Muskeln mehr und mehr anzustrengen
durch
Verstärkung oder Verringerung der Prismen oder durch Verwendung von Prismen, deren
Grundflächen nach einwärts gerichtet sind.
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Die Verhältnisse beim Behandeln von Augen, welche mit Ausnahme- eines
geringen Führungsverhältnisses normal sind, sind in der Abb. VIII dargestellt. Die
Sehachsen 36 sind während der Erholungsperiode parallel zueinander, und sie haben
die Neigung, in diese Lage während der Perioden der Bewegungsblindheit zurückzukehren.
Wenn man das Innervationsvermögen der inneren Augenmuskeln vergrößern will, dann
veranlaßt man den Patienten, die absatzweise freigelegten Teile des Lesestoffes
abzulesen, indem man Prismen mit nach auswärts gerichteten Grundflächen verwendet.
Diese Prismen werden benutzt, um das Führungsverhältnis der Augen zu vergrößern,
denn diese Prismen verursachen, daß die Augen sich weiter nach einwärts drehen,
als sie es tun würden, wenn .sie dieselben Fixierpunkte 37, 43 und 45 ohne Benutzung
der Prismen beobachten würden. Die Stärke der Prismen wird vergrößert oder verringert,
um das Führungsverhältnis zu verändern. Eine derartige Übung erhöht die Ansprechungskraft
der Muskeln auf Gehirnanregungen, so daß das Gehirn imstande ist, schneller die
Augen zu orientieren, worauf eine übereinstimmung in äußerst kurzer Zeit stattfindet.