DE657680C - Verfahren zur Herstellung von biegsamen Formstraengen aus Polystyrol oder anderen thermoplastisch formbaren Kunststoffen auf der Polyvinylbasis - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von biegsamen Formstraengen aus Polystyrol oder anderen thermoplastisch formbaren Kunststoffen auf der PolyvinylbasisInfo
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Description
DEUTSCHES REICH
AUSGEGEBEN AM
10. MÄRZ 1938
REICHSPATENTAMT
PATENTSCHRIFT
KLASSE 29 a GRUPPE 6oe
Siemens & Halske Akt.-Ges. in Berlin-Siemensstadt*)
Patentiert im Deutschen Reiche vom 5. Dezember 1933 ab
Polystyrol, ein chemisch zur Gruppe der Polyvinylverbindungen gehöriger. synthetischer
Stoff, ist zwar als Werkstoff für verschiedene Anwendungsgebiete," darunter auch
für die elektrische Isoliertechnik, schon seit langem bekannt; jedoch stellten sich seiner
Verarbeitung und damit seiner praktischen Verwertung wegen seiner Sprödigkeit Schwierigkeiten
entgegen. Insbesondere war es bisher nicht möglich, langgestreckte Körper, z. B. Fäden, Seile oder gar Isolierungen elektrischer
Leiter, mit der in vielen Fällen erforderlichen Biegsamkeit daraus herzustellen.
Es ist bereits der Vorschlag gemacht worden, Polystyrol dadurch in einen biegsamen Zustand
zu versetzen, daß es aus einer Preßvorrichtung in Form eines Stranges ausgepreßt
und dieser Strang dabei einer Reckung in einer oder besser noch in mehreren Riehtungen
ausgesetzt wird. Es ist auf diesem Wege tatsächlich schon die Erzeugung von
Polystyrolkörpern gelungen, die in gewissem Ausmaß biegsam sind.
Die Erfindung betrifft nun ein Verfahren, um biegsame Formstränge kreis-, kreisring-
oder kreissektorförmigen Querschnitts aus Polystyrol herzustellen, wobei die Reckung
der entstehenden Formstränge nicht erforderlich ist, aber zusätzlich angewendet werden
kann. Das Verfahren gemäß der Erfindung kann auch zur Herstellung von Formsträngen
aus anderen thermoplastisch formbaren Kunststoffen auf der Polyvinylbasis dienen.
Die erfindungsgemäß erzeugten Formstränge sind insbesondere für die Isolierung elektrischer
Leiter bestimmt.
Auf dem Gebiet der Herstellung von Fäden aus Kunststoffen ist es einerseits allgemein
bekannt, Fäden aus Polyvinylverbindungen zu ziehen, z. B. aus Polyvinylalkohol und
Polyvinylestern. Andererseits ist es in verfahrenstechnischer Hinsicht z. B. bei spinnfähigen
Stoffen bekannt, diese Stoffe aus einer Spinnbrause auszupressen, das Fadenbündel
auf einen besonderen Träger- oder Kernfaden aufzurollen und von ihm danach in besonderen Bädern wieder abzulösen. Es
ist in der Kunstseidetechnik ferner allgemein bekannt, daß ein Fadenbündel vor dem Aufwickeln
verzwirnt wird. Es ist auch bekannt, Kunstseide oder andere zähflüssige Massen
als Fadenbündel um einen langgestreckten Draht zu. pressen und dabei zu einem allseitig
dichten Überzug zu verschmelzen.
*) Von dem Patentsucher ist ah der Erfinder angegeben warden:
Ernst Fischer in Berlin-tickterfelde.
Demgegenüber zeichnet sich das Verfahren
gemäß der Erfindung dadurch aus, daß das aus dem thermoplastisch gemachten Stoff mittels
einer Preßvorrichtung ausgepreßte viel-, zahlige Bündel einzelner Fäden oder Bänder
unter Erhaltung der einzelnen Fäden oder Bänder mit Hilfe eines gegebenenfalls mit
dem Bündel umlaufenden Verseilnippels o. dgl. frei oder auf einem eingeführten fremden
Formstrang (elektrischen Leiter o.dgl.) verseilt wird.
Die. Wirkung dieses Verfahrens ist überraschend.
Denn es war nicht zu erwarten, daß die bleibende Unterteilung eines Formstranges
gewünschter Stärke in Verbindung mit der bei der Verseilung zustande kommenden Regelmäßigkeit des In- und Aneinanderlegerrs
der einzelnen Fäden oder Bänder, ins-• besondere bei dem bekanntlich mit Sprödigkeit
als Stoff eigenschaft behafteten Polystyrol, zu einer Biegsamkeit führen würde, die z. B.
das Aufwickeln der Formstränge auf elektrische Leiter bei Raumtemperaturen zulassen
würde. Die bekannte Verzwirnung der Kunst-
*5 seidefäden dient ja auch nicht der bei der
Erfindung bezweckten Vergrößerung der Bieg-
• samkeit von Kunststoff ormsträngen, sondern
der Verbesserung der Festigkeit der dünnen Spinnfäden.
Bei der praktischen Ausführung des Verfahrens nach der Erfindung kann der relative
Umlauf der Abzugs- und Aufwickelvorrichtung gegenüber der Preßvorrichtung in bekannter
Weise dadurch zustande kommen, daß die Preßvorrichtung feststeht und die
Abzugs- und Aufwickelvorrichtung um die Verseilachse umläuft. Die Anordnung kann
jedoch auch umgekehrt werden, so daß die Preßvorrichtung oder wenigstens ihre Austrittsöffnungen
für das vielzahlige Fadenbündel um die Verseilachse bei feststehender Abzugs-
und Aufwickelvorrichtung umlaufen. In beiden Fällen ist es vorteilhaft; den Verseilnippel oder die ihm entsprechende Vor?
richtung mit dem. zu verseilenden Fadenbündel umlaufen zu lassen, damit auf die aus der
Fadenpresse austretenden und zunächst noch hochplastischen feinen Fäden oder Bänder
nur möglichst geringe Reibungskräfte ausgeübt werden. Ferner ist es vorteilhaft, zwischen
der Fadenpresse und der Verseilvorrichtung in an sich bekannter Weise eine gemeinsam mit der Fadenpresse feststehende
oder mit ihr umlaufende Verteilerscheibe an-,55 zuordnen, durch die einerseits eine Führung
der feinen Fäden oder Bänder und andererseits deren Verteilung in die für die Verseilung
günstigste Stellung bewirkt werden kann. Außerdem können aber auch die Austrittsöffnungender
Preßvorrichtung schon in derartiger Verteilung, insbesondere auf einem
Kreis, angeordnet sein. Diese. Verteilung ist besonders dann wichtig, wenn Fäden, Seile
oder Isolierungen elektrischer* Leiter in mehiXören
Lagen feiner, miteinander verseilter .Fäden oder Bänder übereinander oder falls
sektorförmige, hochbiegsame Gebilde hergestellt
werden sollen. Die durch die Verseilung, bewirkte Formgebung kann noch durch
Kalibriervorrichtungen o.dgl. unterstützt werden. ·
Das Verfahren gemäß der Erfindung hat den Vorzug, daß es die Aufbringung einer
Polystyrolisoliefung auf elektrische Leiter in einem Arbeitsgang mit der Herstellung bzw.
Formgebung des biegsamen Isolierkörpers selbst ermöglicht. Man kann nämlich zu diesem
Zweck den zu isolierenden elektrischen Leiter in das Bündel der miteinander zu verseilenden
Fäden oder Bänder einführen, beispielsweise dadurch, daß man den elektrischen
Leiter von einer gemeinsam mit der Abzugs- und Aufwickelvorrichtung gegenüber
der Verseilachse feststehenden oder umlaufenden
Vorratstrommel abzieht, an der Fadenpresse vorbei oder durch sie hindurchführt
und mit dem· Polystyrolfaden- oder -bandbündel zusammen in die Verseilvorrichtung
einführt. Falls der elektrische Leiter durch die Fadenpresse z.B. zentral in bezug auf
ihre Austrittsöffnungen hindurchgeführt wird,
empfiehlt es sich, den Leiter durch eine so weite Öffnung hindurchzuführen oder mittels
einer besonderen Vorrichtung zu kühlen, daß er bei seiner Berührung mit den Polystyrolfäden
völlig oder nahezu gleiche Temperatur · wie diese Fäden aufweist. Jedenfalls dürfen
die feinen Polystyrolfäden nachträglich nicht oder wenigstens nicht über ein gewisses Maß
hinaus wieder erwärmt werden, um eine Ver- ιβο
formung und Beeinträchtigung ihrer Biegsamkeit zu vermeiden. Man hat es bei diesem
Verfahren durch die Wahl der Zahl der Fäden oder Bänder des Bündels ohne weiteres
in der Hand, eine offene oder geschlossene Isolierung auf den elektrischen Leitern zu erzeugen.
Als Ausführungsbeispie! des Verfahrens
gemäß der Erfindung ist in der Zeichnung die Herstellung einer einlagigen Isolierung eines πα
elektrischen Leiters schematisch dargestellt.
Aus der Fadenpresse I, deren konstruktive Einzelheiten nicht Gegenstand der Erfindung
sind, tritt ein Bündel 2 von feinen Polystyrolfäden aus und wird durch die Verteiler- ng
•scheibe 3 mit auf einem Kreis verteilten Durchführungen zu dem Verseilnippel 4 geführt. Gleichzeitig und zwecks Erzeugung
einer die Biegsamkeit begünstigenden Rekkung der Isolierung vorzugsweise mit einer iao
etwas größeren Geschwindigkeit, als dem Austritt der Polystyrolfäden aus der Faden-
Claims (2)
- presse entspricht, wird der Kupferleiter 5 in den Verseilnippel 4 eingeführt, der von einer auf der anderen Seite der Fadenpresse liegenden Vorratstrommel 6 abgezogen und durch die Fadenpresse 1 und die Verteilerscheibe 3 hindurchgeführt wird. Das Polystyrolfadenbündel 2 und der von ihm eingeschlossene Kupferleiter 5 werden dann zusammen zu der Abzugsscheibe 7 und schließ-Hch zur Aufwickeltrommel 8 weitergeführt. Der Verseilnippel 4 ist gemeinsam mit der Abzugsscheibe 7 und der Aufwickeltrommel 8 in einem Joch 9 angeordnet, das um die Verseilachse des Polystyrol fadenbündels umläuft und mit der Vorratstrommel 6 des Kupferleiters 5 derart zwangsläufig gekuppelt ist, daß der Kupferleiter mit gleicher Geschwindigkeit und gleichem Drehsiiui wie das Joch 9 und die in ihm angeordneten Vorrichtungenso umläuft. Dadurch wird eine Torsion des Kupferleiters verhindert und das Polystyrolfadenbündel allmählich und mit möglichst geringer Reibung auf den gewissermaßen als Einlagekörper dienenden Kupferleiter auf-»5 gelegt.Paten ta ν spk ü c η ε :ι. Verfahren zur Herstellung von biegsamen Formsträngen kreis-, kreisring-■oder kreissektorförmigen Querschnittes aus Polystyrol oder anderen thermoplastisch formbaren Kunststoffen auf der '■ Polyvinylbasis, insbesondere für die Isolierung elektrischer Leiter, dadurch gekennzeichnet, daß das aus dem thermoplastisch gemachten Stoff mittels einer Preßvorrichtung ausgepreßte vielzahlige Bündel einzelner Fäden oder Bänder unter Erhaltung der einzelnen Fäden oder Bänder mit Hilfe eines gegebenenfalls mit dem Bündel umlaufenden Verseilnippels o. dgl. frei oder auf einem eingeführten fremden Formstrang (elektrischer Leiter o. dgl.) verseilt wird.
- 2. Verfahren nach Anspruch r, dadurch gekennzeichnet, daß der eingeführte fremde Formsirang mit einer etwas größeren Geschwindigkeit bewegt wird, als dem Austritt der Fäden oder Bänder aus der Preßvorrichtung entspricht.Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DES112140D DE657680C (de) | 1933-12-05 | 1933-12-05 | Verfahren zur Herstellung von biegsamen Formstraengen aus Polystyrol oder anderen thermoplastisch formbaren Kunststoffen auf der Polyvinylbasis |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DES112140D DE657680C (de) | 1933-12-05 | 1933-12-05 | Verfahren zur Herstellung von biegsamen Formstraengen aus Polystyrol oder anderen thermoplastisch formbaren Kunststoffen auf der Polyvinylbasis |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE657680C true DE657680C (de) | 1938-03-10 |
Family
ID=7531529
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DES112140D Expired DE657680C (de) | 1933-12-05 | 1933-12-05 | Verfahren zur Herstellung von biegsamen Formstraengen aus Polystyrol oder anderen thermoplastisch formbaren Kunststoffen auf der Polyvinylbasis |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE657680C (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE877013C (de) * | 1951-05-23 | 1953-05-18 | Felten & Guilleaume Carlswerk | Verfahren zur Herstellung eines Seiles aus Aluminiumdraehten |
DE958287C (de) * | 1953-06-13 | 1957-02-14 | Siemens Ag | Strangpresse zum gleichzeitigen Auspressen mehrerer Metalldraehte |
-
1933
- 1933-12-05 DE DES112140D patent/DE657680C/de not_active Expired
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE877013C (de) * | 1951-05-23 | 1953-05-18 | Felten & Guilleaume Carlswerk | Verfahren zur Herstellung eines Seiles aus Aluminiumdraehten |
DE958287C (de) * | 1953-06-13 | 1957-02-14 | Siemens Ag | Strangpresse zum gleichzeitigen Auspressen mehrerer Metalldraehte |
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