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Kunstharzpreßmasse Die bisher im Handel befindlichen Preßmassen enthalten,
soweit es sich nicht um ganz besondere Anforderungen handelt, neben dem härtbaren
oder nichthärtbaren Kunstharz eine etwa zwischen 2o und 8o Gewichtsprozent betragende
Menge von anorganischen oder organischen Füllstoffen., :Es ist bekannt, daß, Preßmassen
mit anorganischen Füllstoffen Pre,ßstücke liefern, die gegenüber denjenigen aus
den gewöhnlichen, - meist 'mit Holzmehl gefüllten Preßmassen eine .größere Wärmebeständigkeit
aufweisen. Derartige Preßmassen mit anorganischen Füllstoffen besitzen eine erhebliche
technische Bedeutung, z. B. für die Zwecke der Elektrotechnik, für Preßteile, die
bei- erhöhter Luftfeuchtigkeit verwendet werden oder mit Chemikalien in Berührung
kommen. Es ist auch' bekannt, derartige Preßrnischungen auf Mischwalzen oder in
Knetmaschinen ohne Verwendung von Lösungsmitteln herzustellen. Es ist auch bereits
gelungen, unter Anwendung langfaseriger Asbestsorten Preßmischungen zu erzeugen,
die neben den obenerwähnten Vorzügen brauchbare Festigkeitswerte besitzen. Solche
Asbestpreßmassen von guter Festigkeit können jedoch nur dann erhalten werden, wenn
man bei ihrer Herstellung peinlich darauf achtet, daß die Fasern im wesentlichen
ihre ursprüngliche Länge behalten. Deshalb mußte bei der Herstellung einwandfreier
Asbestpreßmassen das kostspielige und umständliche Imprägnierverfahren reit Lösungsmitteln
angewandt werden. Versucht man nach Art der Herstellung einer Holzmehlpreßmasse
mit dem heute vorwiegend üblichen Walzverfahren auf kühlbaren Mischwalzen zu arbeiten,
so wird dagegen die Asbestfaser zwang$läufig während des Walzvorgangs zerreißen,
und die Folge ist, daß man Preßmassen von recht geringer Festig= keit erhält. Auch
die Anwendung pulvriger anorganischer Füllstoffe, wie z. B. Schiefermehl, Talkum,
Glimmerpulver, ist bekannt. Sie führt aber nicht zu Preßmassen, die den Anforderungen
der Technik gewachsen sind.
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Die vorliegende Erfindung beabsichtigt, den bisher als. anorganischen
Füllstoff vorwiegend angewandten langfaserigen Asbest, der allein zu befriedigenden
Endergebnissen führte, durch einen pulverförmigen Füllstoff zu ersetzen, der zwar
die Vorteile des bisher best geeigneten Füllstoffes Asbest aufweist, die Nachteile
bei der Verwendung des Asbestes jedoch vermeidet. Es wurde gefunden, daß fein gemahlene
feuerfeste Schamotte den gestellten Forderungen in hervorragender Weise entspricht.
Die wesentlichen Vorzüge bei der Verwendung dieses Füllstoffes gegenüber den bisher
verwendeten pulverförmigen Füllstoffen bestehen darin, daß auch die feinsten Teilchen
von gemahlener Schamotte eine porige Struktur besitzen und gleichzeitig eine sehr
hohe Festigkeit aufweisen. Ein solcher anorganischer Füllstoff war bisher noch nicht
für Preßmasseri verwendet worden. Wohl hatte man Preßmassen unter Verwendung von
Ziegelmehl und auch unter Benutzung von Porzellanmehl hergestellt. In dem ersteren
Falle
liegt zwar die poröse Struktur bereits vor, |
es fehlt aber die Festigkeit der Teilchen: Im |
zweiten Falle ist die Festigkeit der Teilchen' |
gegeben; es .fehlt aber die poröse Struktt |
derselben. Infolge dieser Umstände ist w |
mit einem Füllstoff wie Ziegelmehl noch'. |
einem solchen von der Art des Porzellan- |
mehls eine gleich günstige Festigkeit zu er- |
Skien. Vergleichsversuche ergaben bei einer |
uf Grundlage von Phenolformaldehydkunst- |
z hergestellten Schnellpreßmischung mit |
Füllstoff folgende Ergebnisse: |
Schamotte , mittel' Ziegelmehl mittel Porzellan- mittel |
mehl |
Biegefestigkeit kg/qcm . . . . . . . . 82o 6.80 68o |
950 78o 710 |
925 720 855 |
745 86o ,72o 725 748 |
Schlagbiegefestigkeit cm/kg/qcm 6,o 3,75 3,70 |
5,5 3,05 4,35 |
6,4 5,95- 4,85- 3,88 3,80 3,95 |
Hieraus - geht hervor, daß gegenüber den bisher bekannten Preßmassen mit pulvrigem
Füllstoff die Biegefestigkeit und die Schlagbiegefestigkeit weitgehend verbessert
wird, wenn man Schamottemehl als Füllstoff benetzt.
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Auch wenn man unter Verwendung des Walzverfahrens die bisher verwendeten
Asbestfasern durch Schamottemehl ersetzt, erhält man regelmäßig höhere Werte für
die Eigenschaften der Biegefestigkeit und Schlagbiegefestigkeit. Auch die elektrischen
Eigenschaften solcher Preßstücke sind sogar besser, als wenn Asbestfasern angewendet
werden. Vergleicht man das neue Verfahren mit dem gewöhnlich üblichen Imprägnierungsverfahren
zur Herstellufg von Asbestpreßmischungen, so liegt der Vorteil darin, daß- man bei
der Benutzung des Schamottemehls ohne irgendwelchen Nachteil das schnelle und einfache
Walzverfahren anwenden kann. ' In jedem Falle besteht gegenüber der Verwendung von
Asbestfasern der Vorteil, daß das Schamottemehl weit billiger ist als die Asbestfasern
und in Deutschland jederzeit erzeugt werden kann,, während Asbestfasern in der notwendigen
Qualität in Deutschland . nicht -vorkommen und bisher auch nicht künstlich hergestellt
werden.
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Da die.Vorteile der Erfindung auf den be-' sonderen Eigenschaften
des Füllstoffes beruhen, i-st.es gleichgültig, ob nun die Kunstharzpreßmischungen
Schnellpreßmischungen sind, die unter Hitze und DFuck- verarbeitet werden, oder
ob es sich um die Verarbeitung sogenannter Kaltpreßmassen handelt, welche durch
aufeinanderfolgende Einwirkung von Druck und Hitze verarbeitet werden. Als Bindemittel
sind nicht nur die in der Hitze hartbaren Kunstharze, insbesondere die Phenol- und
Kresolformaldehyclkondensationsprodukte, Harnstoffharze, Alkydharze und ähnliche
verwendbar, Die gleichen Vorteile treten `vielmehr ebenfalls auf, wenn es sich um
die Verwendung thermoplastischer Kunstharze zur Herstellung von solchen Kunstharzpreßmischungen
handelt, die unter Abkühlung der Preßform zur Verarbeitung kommen.
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Die Anwendung des Schamottemehls .zur Herstellung von Kunstharzpreßmischungen
bringt auch dann die günstigen Ergebnisse hervor, wenn neben dem Schamottemehl gleichzeitig
andere organische oder anorganische Füllstoffe mitverwendet werden. Bei solchen
Mischungen zeigt sich noch der weitere Yorteil gegenüber der Herstellung von Asbest--
preßmassen, daß mit gleichem Harzgehalt eine größere Fließfähigkeit erreicht ,wird-
als mit Asbestfasern. Man kann also den Gehalt an dem brennbaren Kunstharz ermäßigen
und hat dafür die Möglichkeit, ohne die Hitzebeständigkeit unter ` das bei Asbestpreßmassen
geforderte Maß herabzudrücken; zur weiteren Erhöhung der Festigkeit gleichzeitig
organische Faserstoffe mitzuvei wenden.