DE655034C - Verfahren zur Gewinnung von Hefe aus beliebigen Zuckerloesungen - Google Patents

Verfahren zur Gewinnung von Hefe aus beliebigen Zuckerloesungen

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DE655034C
DE655034C DEH131632D DEH0131632D DE655034C DE 655034 C DE655034 C DE 655034C DE H131632 D DEH131632 D DE H131632D DE H0131632 D DEH0131632 D DE H0131632D DE 655034 C DE655034 C DE 655034C
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    • C12BIOCHEMISTRY; BEER; SPIRITS; WINE; VINEGAR; MICROBIOLOGY; ENZYMOLOGY; MUTATION OR GENETIC ENGINEERING
    • C12NMICROORGANISMS OR ENZYMES; COMPOSITIONS THEREOF; PROPAGATING, PRESERVING, OR MAINTAINING MICROORGANISMS; MUTATION OR GENETIC ENGINEERING; CULTURE MEDIA
    • C12N1/00Microorganisms, e.g. protozoa; Compositions thereof; Processes of propagating, maintaining or preserving microorganisms or compositions thereof; Processes of preparing or isolating a composition containing a microorganism; Culture media therefor
    • C12N1/14Fungi; Culture media therefor
    • C12N1/16Yeasts; Culture media therefor
    • C12N1/18Baker's yeast; Brewer's yeast

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Description

  • Verfahren zur Gewinnung von Hefe aus beliebigen Zuckerlösungen Mit der Einführung des Zulaufverfahrens, nach welchem heute allgemein auf Hefe gearbeitet wird, ist wohl die Ausbeute bedeutend gesteigert worden, doch hat dieses Verfahren den Charakter der Pneßhefe vollständig geändert. Durch dieses künstliche Zuchtverfahren, welches die Erzielung höchster Ausbeuten bezweckt, hat die Hefe einen Teil ihrer wertvollen Eigenschaften, so insbesondere die hohe Triebkraft, verloren. Nicht behaftet mit diesem Mangel sind die nach dem alten An.stellverfahren erzeugten Getreidehefen vom Typus der Delfter Hefe.
  • Während als besondere Vorteile des Zulaufverfahrens die konstante Maischekonzentration und allmähliche Zugabe der Nährstoffe zur gärenden Maische, also die dauernde Erhaltung eines Hungerzustandes, hervorgehoben werden, denen zufolge die hohe Ausbeute erzielt wird, sind auf Grund eingehender Untersuchungen und praktischer Versuche gerade diese beeiden Umstände maßgebend für die mindere Güte der nach dem Zulaufverfahren hergestellten Pneßhefe.
  • Es ist allgemein bekannt, daß der große Überschuß der Melasse an nicht verwertbaren Salzen der Gärung sehr abträglich ist. Insbesondere wirken die Alkalisulfate und Hydrosulfate, die bei der Klärung der Melasse mit Schwefelsäure entstehen, auf die Hefezellen giftig, woran auch sehr starke Verdünnung der Maische nichts ändern kann. Man weiß weiter, daß die biologische Schädlichkeit aller in Betracht kommenden Verbindungen von deren DissoziatIonsgrad abhängig ist und daß die Acidität der für die optimalen. Lebensbedingungen erforderlichen sauren Reaktion der Nährlösung durch die freien Wasserstofflonen hervorgerufen wird, die durch Dissoziation von Säuren oder sauren Salzen der Maische in Lösung geben.
  • Der übermäßigen Dissoziation wirken verschiedene Salze bzw. organische Verbindungen entgegen, und man spricht von einer Pufferwirkung solcher Stoffe, zu welchen ih erster Linie die organischen Stickstoffverbindungen, insbesondere die Aminosäuren, sowie die phosphorsauren Salze zählen, beides Verbindungen, die der Hefe als Nahrung dienen. Es ist ohne weiteres klar, daß eine biologische Nährlösung um so besser gepuffert ist, je mehr solche natürlichen Pufferstoffe in der Lösung vorhanden sind, und daß die Pufferung mit fortschreitender Aufzehrung dieser Stoffe eine Verminderung erfährt, die allmählich und in dem Maße zunimmt, wie die Endvergärung fortschreitet. Diese allmähliche Abnahme der Puferung ist die natürliche Folgeerscheinung jedes biologischen Lebensprozesses, und man findet diese Abnahme auch bei dem alten bewährten Anstellverfahren, wo sämtliche Nährstoffe der Hefe auf einmal als Nahrung geboten werden. Anders liegen die Verhältnisse beim Zulaufverfahren; -denn hier werden der Hefe jeweils nur so viel Nährstoffe geboten, wie sie. unbedingt zur Vermehrung braucht, so daß" die Hefe von Anbeginn und während der ga4*.-zen Dauer der Gärung, soweit die eigenWri-Nährstoffe in Betracht kommen, auf deren.: puffernde Wirkung verzichten muß. Der Zustand, in welchem die Hefezelle zu leben gezwungen ist, ist demnach denkbar ungünstig.
  • Um sich der Giftwirkung der mangels genügender Mengen von Pufferstoffen ungehemmt dissoziierenden schädlichen Stoffe zu erwehren, scheidet die Hefe Schutzstoffe aus, dochgeht dies auf Kosten ihrerKionstitution, und es ist ohne weiteres klar, daß sich eine Hefe, die einen ständigen Abw ehrkampf zu führen gezwungen ist, anders entwickelt als eine solche, welche sich unter normalen Lebensbedingungen vermehrt. Die Hefezelle reagiert auf die Giftwirkung mit einer erhöhten Vermehrung, doch ist die solcherart -gewonnene Preßhefe gekennzeichnet durch verminderte Gärkraft und überentwickelte probeolytische Fähigkeiten, durch die der Kleber übermäßig angegriffen wird, was wieder ,eire Zerfließen des Teiges zur Folge hat; auch leidet dadurch die Haltbarkeit.
  • Dem alten Anstellverfahren, welches hinsichtlich seiner biologischen Vorteile dem Zulaufverfahren überlegen ist, haftet aber der große Nachteil an, daß zur Erzielung einer erträglichen Ausbeute mit sehr großer Verdünnung und mit gewaltigen Luftmengen gearbeitet werden muß, was wieder vermehrten Bottichraum und die Bereitstellung großer Flüssigkeitsmengen innerhalb kurzer Zeit erfordert.
  • Der Erfindung liegt das Bestreben zugrunde, die Vorteile des Ansbellverfahrens auszunutzen, also trotz günstiger biologischer Bedingungen für die Gärung mit geringstem Bottichraum und niedrigstem Kraftaufwand auszukommen.
  • Dies geschieht zufolge der Erfindung in der Weise, daß sowohl beim Anstellverfahren als auch beim eigentlichen Hefevermehrungsprozeß .derart intermittierend gearbeitet wird, daß die erforderliche Nährsboffmenge in Teilrnengen vergoren wird, wobei der verbrauchte Nährstoff vor Zugabe des frischen jeweils weitgehend entfernt wird, verschiedene Rohstoffe nacheinander angewendet werden, die frische Nährstofflösung von niederer, gleicher oder höherer Konzentration als die verbrauchte ist und diese Konzentration in beliebiger Reihenfolge geändert wird. Dieser Vorgang kann beliebig oft wiederholt werden, bis die gewünschte Ausbeute bzw. ein gewünschten Vielfaches der ausgesäten Sbellhefe erzielt ist. Die so gewonnene Hefe kann lentweder als Ansatzhefte für weitere Maischen verwendet werden, oder sie wird abgepreßt und in üblicher Weise verpackt und zum Versai;id gebracht.
  • Es ist wohl bekannt, nach dem Füllverfahren in der Weise zu arbeiten, daß jeweils eine vergorene Maische zum Anstellen der nächstfolgenden Gärung verwendet wird. Die österreichische Patentschrift 119 946 betrifft ein solches Verfahren, welches dort als Phasenverfahren bezeichnet ist. Das Verfahren unterscheidet sich aber grundsätzlich vom Wechselverfahren nach der Erfindung nicht nur in der Eigenart der Arbeitsweise und Apparatur, sondern in erster Linie in der erzielten Wirkung.
  • Für das Phasenverfahren, welches der Beschreibung nach hauptsächlich auf eine Art ununterbrochener Arbeitsweise abzielt, bedarf man einer verwickelten Sondereinrichtung, welche der Hauptsache nach aus fünf oder mehr Gärbottichen mit ansteigendem Fassungsvermögen besteht. Dagegen ist das Wechselverfahren in jeder bereits vorhandenen Einrichtung ausführbar, und der einzige hierzu unbedingt ,nötige Gärbottich braucht nur ein Viertel oder noch weniger Fassungsvermögen zu besitzen, als zur Herstellung der gleichen Menge Hefe nach dem Zulaufverfahren nötig ist. Demzufolge sind die Kosten bei einer Neueinrichtung wesentlich geringer, da nicht nur die Bottiche, sondern auch die Kraftmaschine zur Erzeugung der Luft und der Luftbedarf auf einen Bruchbeil dessen vermindert sind, was bei Anwendung des Zulaufverfahrens oder des Phasenverfahrens erforderlich wäre.
  • Darüber hinaus ist es beim Phasenverfahren unmöglich, innerhalb der einzelnen Phasen die Nährlösung zu wechseln; man kann also bestenfalls mit einem Gemisch von Melasse und Getreidemaische arbeiten, da die verbrauchten Nährlösungen der vorhergegangenen Phasen bis zum Schlusse der Gärung mitgeschleppt werden. Hingegen ist es beim Wechselverfahren ohne weiteres möglich, in den einzelnen Teilgärungen ganz verschiedene Maischmaterialien, und jedes für sich, zu vergären, da die verbrauchte Nährlösung bei jedem Wechselentfernt wird.
  • Das Abscheiden der während der Gärung gebildeten Hefe aus der verbrauchten Nährlösung ist allgemein bekannt und gebräuchlich, aber es handelt sich dabei immer um ein .endgültiges Entfernen der Hefte aus der Würze als Abschlüß eines Fabrikationsabschnittes, wobei die gewonnene Hefe entweder als Stellhefe verwendet oder als Versandhefe abgestoßen wird. Diese Maßnahmen werden bei der Ausübung vorliegenden Verfahrens selbstverständlich auch angewandt, darüber hinaus aber werden innerhalb der einzelnen Fabrikationsabschnitte, also sowohl bei der Herstellung der Stellhefegenerationen als auch bei der Versandhefegärung, die zur Verfügung stehenden Nährstoffe geteilt und die verbrauchte Nährlösung in kurzen Zwischenräumen jeweils sofort abgeschieden. Durch diesen Arbeitsvorgang wird eine Anreicherung der Würze mit schädlichen Salzen und anderen Schlackenstoffen vermieden. Gegenübler dem bekannten Zulaufverfahren ist dieser Vorteil besonders @offenkundig; denn bei letztem steigert sich die als schädlich erkannte Salzkonzentratiion (Alkalisulfate und Hydrosulfate) andauernd mit dem Fortschreiten des N ährstoffzulaufes.
  • Die Verwendung verschiedener Rohstoffe ist nach dem derzeitigen Stande der Technik auch bereits bekannt, es wurden aber bisher nur Gemische (z. B. Melasse -f-- Getreide) innerhalb ein und dessielbe n Gärungsabschnittes verwendet und nicht jeder Rohstoff für sich. Günstigstenfalls konnte man die einzelnen Generationen mit verschiedenen Rohstoffen vergären. Demgegenüber gestattet das vorliegende Verfahren die Verwendung verschiedener Rohstoffe und jeden derselben für sich innerhalb ein und desselben Arbeitsabschnittes zu vergären, weil bei jedem Wechsel die N.ährlösun:g nicht nur erneuert, sondern auch gewechselt werden kann, so daß die Materialien getrennt vergoren werden. Alle in dieser Richtung bekannten Verfahren unterscheiden sich grundsätzlich vom vorliegenden. So z. B. wird in der österreichischen Patentschrift 103 075 :ein Verfahren beschrieben, bei dem. die Fabrikation in zwei Hauptabschnitte geteilt wird, in die Herstellung einer durch Vermehrung und Darbietung schwer vergärbaren Nährstoffe geschwächten und daher weniger gärkräft äsen Stellhefe, die im zweiten Abschnitt, der Versandhefegärung, durch Darbietung besonders leicht assimilierbarer Nährstoffe verbessert werden soll. Obwohl auch bei diesem Verfahren verschiedene Rohstioffe verwendet werden, ist der grundlegende Unterschied gegenüber dem Wechselverfahren klar. Wird doch bei dem angezogenen Verfahren angestrebt, durch zeitweiligen Raubbau eine möglichst hohe Ausbeute zu erreichen, wobei die Qualität der erzeugten Hefe zugunsten der Quantität geopfert wird, wogegen gerade solche Maßnahmen beim Wechselverfahren vermieden werden und größter Wert darauf gelegt wird, der Hefe in allen Phasen der Gärung ein optimales biologisches Medium zu gewährleisten.
  • Auch die Anwendung verschiedener Konzentrationen bei den einzelnen Generationen ist bekannt; so z. B. pflegt man die Vorgärung mit i o bis 12, die I. Generation mit 8, die I I. Genieration mit q. bis 6 und die Versandhefe mit a bis q.°Balling anzustellen. Bei der Anwendung dies Wechselverfahrens kann aber innerhalb jedes einzelnen Fabrikations; abschnitten anläßlich der Wechsel der Nährlösung die Konzentration derselben sprungartig geändert werden, wobei man nach Belieben anfänglich hohe und im Verlaufe des Rohstoffwechsels niedere Konzentrationen anwenden kann oder umgelehrt bzw. bald hohe und bald niedere Konzentrationen wechselweise.
  • An Beispielen sollen die Vorteile der Erfindung rein rechnerisch vor Augen geführt werden.
  • Gegeben sei, daß aus iooo kg Melasse innerhalb i a Stunden bei zwanzigfacher Verdünnung und einer Luftmenge von 5ocbm Luft je Kubikmeter Flüssigkeit im Gärbottich und Stunde 70% Nettoausbeute, also 7oo kg Hefe hergestellt werden sollen. Dann braucht man: i. nach dem Zulaufverfahren a) einen Bottich von 25 ooo 1 Inhalt (2o ooo 1 Füllung + 5ooo 1 Steigraum für den Schaum), b) 2oX5oX 1z = izooocbm Luft, c) x 1 Kühlwasser während der Gärung.
  • z. nach dem neuem Verfahren, da die Gärung in vier (gegebenenfalls auch mehr) Teile zerlegt ist, a) einen Bottich von 65001 Inhalt (50001 Füllung -+- 15001 Steigraum), b) 5 X 50 X i z = 3000 cbm Luft, c) x/q.l Kühlwasser während der Gärung. Die Gärung dauert wohl um dien Zeitverlust länger, dien durch das Schleudern jeweils entsteht, doch wird der Verlust dadurch eingebracht, daß am Ende der Gärung nur 5oool Maische zu schleudern sind, während nach dem Zulaufverfahren die ganzen 2ö öoo 1 auf einmal geschleudert werden müssen. Der Kraftaufwand für das Zentrifugieren ist in beiden Fällen derselbe; der Unterschied besteht nur darin, daß das Ab- schleudern derselben Flüssigkeitsmenge nach dem neuen Verfahren in vier oder mehr Abschnitten bewerkstelligt wird.
  • Aus dem Beispiel geht hervor, daß das neue Verfahren äußerst wirtschaftlich ist; denn es wird nicht nur der Kraftbedarf für die Belüftung auf einen Bruchteil des bisher nötigten herabgedrückt, es kann auch die gesamte Maschinenanlage und Apparatur auf ein Viertel der derzeitigen Abmessungen verringert werden, wodurch die Hefefabrikation bei hochwertigstem Erzeugnis ganz wesentlich verbilligt wird.
  • Die Ausbeute läßt sich noch steigern, wenn die Hauptgärung in mehr als vier Abschnitten erfolgt bzw. dadurch, daß der Austausch der verbrauchten Nährlösung in öfterer Reihenfolge vorgenommen wird.
  • 3. Schüttung: ioookg Melasse und die berechnete Menge Nährsalze oder 5oo kg Melasse -(- 500 kg Getreide -f- Nährsalze, 2ookg Stellhefe.
  • Die Stehhefe wird angesäuert und mit z5okg Melasse, welche auf 50001 mit Wasser verdünnt ist (zwanzigfache Verdünnung), durch 3 bis ¢ Stunden mit 5o cbm Luft pro Stunde und Kubikmeter Würze belüftet. Nun wird durch Schleudern die verbrauchte Würze von der Hefe abgeschieden und in demselben Bottich oder zweckmäßig in einem gleich großen Hilfsbottich die Gärung mit weiteren z5okg Melasste unter denselben Bedingungen fortgesetzt. Nach abermaligem Verbrauch der Zuckerlösung, nach weiteren ¢ Stunden, wird wieder abgeschieden und die Gärung mit der ganzen Hefemenge fortgesetzt, wobei weitere 25o kg Melasse oder a5okg Getreide verwendet werden. Schließlich wird ein viertes Mal die verbrauchte Würze gewechselt, wobei dann der Rest des Maischmaterial.s verwendet wird. Es ist klar, daß sich am Anfang crer Gärung, wenn noch wenig neue Hefezellen gebildet sind, mehr Alkohol ergeben wird. Hingegen wird mit fortschreitender Vermehrung das Nahrungsbedürfnis der Hefe so groß stein, daß die Alkoholbildung immer geringer wird. Da= durch aber wird die Hefe in den ersten Teilgärungen außerordentlich gekräftigt, so daß die Hefe trotz starker Vermehrung am Schlusse eine erhöhte Triebkraft aufweist. Die Nährsalze werden entsprechend der steigenden Vermehrung der Hefe anfänglich geiznger bemessen und biet jedem Würzewechsel entsprechend gesteigert.
  • Die Eigenart des Verfahrens bringt @es mit sich, daß man trotz hoher Alkoholausbeuten eine Hefe von normalem, ja sogar äußerst niedrigem Stickstoffgehalt erzielen kann, da man es in der Hand hat, beim letzten Wür2-ewechsel die Hefe ausschließlich auf den natürlicher Stickstoff der Melasse bzw. anderer Zuckerlösungen anzuweisen, wodurch die Hefezellen infolge der Vermehrung von dem eigenen Stickstoffüberschuß an die Tochterzellen abgeben, so daß man den Eiweißgehalt der Hefe beliebig ändern kann.
  • Vergleichende Backproben, die parallel mit normaler Melassehefe (nach dem üblichen Zulaufverfahren erzeugt) und mit Delfter Hefe angestellt wurden, haben ergeben, daß die Triebkraft der nach dem Wechselverfahren hergestellten Hefe, obwohl nur verhältnismäßig geringe Mengen Getreide verwendet wurden (die Stellhefe wurde aus reiner Melasse erzeugt), der Delfter Hefe gleichkam bzw. diese oft sogar übertraf, Hingegen wurde- die Triebkraft der normalen Mela.ssehefe weit übertroffen. Im Geruch und Charakter erschien die Hefe als Getreidehefe.
  • Das neue Verfahren gewährleistet auch eine infektionsfreie Gärung, da durch das periodische Abschleudern der Maische eine etwa im Entstehen begriffene Bakterieninfektion hintangehalten wird, weil die leichteren Bakterien beim Schleudern mit der Würze größtenteils entfernt werden.
  • Außerdem gestattet das neue Verfahren auch eine Veredlung von Melassehefe dadurch, daß man die Nährlösung in den einzelnen Teilgärungen nicht nur erneuert, sondern .auch wechselt. Man kann beispielsweise zuerst in reiner Melassewürze gären und entsprechend dem Ergebnis der Berechnung in den weiteren Teilgärungen mit Gemischen von Getreidemaischen oder mit reinen Getreidemaischen die Gärung fortsetzen oder beenden, wodurch man eine Hefe von mehr oder minder reinem Getreidehefe Charakter erhält. Natürlich kann die Hefe auch aus reinen Getreidemaischen hergestellt werden.
  • Im. Gegensatz zu dem üblichen Betmaischen. von Getreide zur Melassewürze, das hauptsächlich bei der Bereitung der Stehhefe vorgenommen wird, wird der Getreideanteil nach dein neuen Verfahren vollkommen getrennt von der Melasse vergoren, wodurch der üble Melassegeruch der Hefe vermieden wird, selbst dann, wenn nur kleine Mengen Getreide mitverwe.ndet werden.
  • Es ist wohl bekannt, flüssige Hefe als Stellhefe zu verwenden, doch wird bei dem varliegenden Wechsielverfahren das Hauptgewicht darauf gelegt, die schädlichen Stoffwechselprodukte und ungepufferten Alkalisalze während der Gärung zu entfernen, indem die verbrauchte Nährlösung periodisch durch vollständigen Ersatz ausgetauscht oder gewechselt wird.
  • Vollkrommen neu und überraschend ist an dem Verfahren der Erfindung die außerordentlich große Kraftersparnis und Verkleinerung der Apparatur auf einen Bruchteil der bisher üblichen Abmessungen sowie die außergewöhnliche Verbesserung der Hefebeschaffenheit und der Veredlungsprozeß innerhalb des Wechselverfahrens.
  • Es ist auch bekannt, daß Mikroorganismen und besonders Hefen hinsichtlich ihrer Entwicklung sehr von der Temperatur abhängen und daß sowohl für die schnellste Vermehrung als auch zur Erzielung bestimmter Eigenschaften optimale Temperaturen nötig sind. So z. B. erfolgt bei 32 bis 35°C .in der Regel lebhaftes Wachstum, wohingegen bei 1ä bis 2o°C die diastatischen Enzyme besonders angeregt werden, ohne daß gleichzeitig die bei der Hefefabrikation unerwünschten Proteasen und Lipas@en sich nennenswert entwickeln.
  • Auf dieser Erkenntnis beruht die weitere Maßnahme des Verfahrens, während der Gärung verschiedene Temperaturen anzuwenden, je nachdem, ob zeitweilig starke Vermehrung oder Begünstigung der Diastasebildung gewünscht wird.
  • Diese Temperaturveränderungen können beim Wechselverfahren leicht durchgeführt werden, indem einfach zum Anstellen des nächstfolgenden Gärungsabschnittes kälteres oder wärmeres Wasser benutzt wird. Gegenüber dem bekannten Anstellverfahren oder dem Zulaufverfahren ist das ein großer Vorteil, weil Temperaturerniedrigungen während der Gärung erhebliche Kühlwassermengen und damit erhöhten Kraftbedarf erfordern, während das Anwärmen kalter Maischen während der Gärung biologische Schädigungen der Hefezellen verursachen kann.

Claims (1)

  1. PATENTANSPRÜCHE: z. Verfahren zur .Gewinnung von Hefe aus beliebigen Zuckerlösungen, gekennzeichnet durch die Vereinigung folgender, an sich bei der Hefegewinnung bekannter Maßnahmen: Vergärung der Nährstoffe in Teilmengen, weitgehende Entfernung des verbrauchten Nährstoffes vor Zugabe einer neuen Teilmenge, Verwendung verschiedenartiger Rohsboffe als Nährlösung und Wechsel in der Konzentration der Nährsto.fflösungen in beliebiger Reihenfolge. z. Verfahren nach Anspruch r, dadurch gekennzeichnet, daß in den einzelnen Teilgärungen verschiedene Temperaturen angewendet werden, und zwar anfänglich vorzugs« eise höhere, bis zu 35' C, und am Schlusse niedere, bis unterhalb 2o' C, wobei die Temperaturveränderung innerhalb des Wechselverfahrens beliebig variiert werden kann.
DEH131632D 1932-05-01 1932-05-01 Verfahren zur Gewinnung von Hefe aus beliebigen Zuckerloesungen Expired DE655034C (de)

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Cited By (3)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
DE927263C (de) * 1949-11-01 1955-05-02 Backhefe G M B H Verfahren zur Herstellung von Gaerungsglycerin
DE927262C (de) * 1949-11-01 1955-05-02 Backhefe G M B H Verfahren zur Herstellung von Backhefe
DE933443C (de) * 1949-11-01 1955-09-29 Backhefe G M B H Verfahren fuer gleichzeitige Gewinnung von Hefe und Spiritus

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