-
Verfahren zum Unschädlichmachen von Kampfstoffen der Gelbkreuzgruppe
Man hat bereits auf Dichlordiäthylsulfid Amine und Phenole einwirken lassen und
Verbindungen hergestellt, die ihre hautzerstörenden Eigenschaften verloren haben.
-
Die primären aliphatischen Amine bilden mit Dichlordiäthylsulfid Thiazane,
die sekundären Bisdialkylaminoäthylsulfide, die tertiären die entsprechenden quaternären
Salze. Die Kondensationen wurden stets in absolutem Alkohol, zum Teil in Gegenwart
von wasserfreier Soda oder Natriumacetat unter Erwärmen auf dem Wasserbad durchgeführt.
-
Während die primären aliphatischen Amine sich glatt umsetzten, war
die Reaktionsbereitschaft der aromatischen Amine schon geringer; so mußte das Reaktionsgemisch
von Anilin und Dichlordiäthylsulfid 3 Tage stehen, ehe eine Umsetzung eingetreten
war.
-
Die Kondensation mit Phenolen trat nach istündigem Erhitzen auf dem
Wasserbad in alkoholischer Natronlauge ein.
-
Säurederivate der Amine, wie Säureamide und Harnstoffabkömmlinge,
reagierten mit Dichlordiäthylsulfid unter gleichen Versuchsbedingungen nicht.
-
Diese Umsetzungen sind zur Unwirksammachung von Kampfgasen der Gelbkreuzgruppe
also praktisch nicht verwertbar. Dazu kommt, daß die Amine schon an und für sich
alkalisch reagieren und daß die Kondensationen stets in Gegenwart von Alkalien durchgeführt
werden, deren Reaktionsbereitschaft zum Dichlordiäthylsulfid längst bekannt ist.
So setzt sich das Dichlordiäthylsulfid mit alkoholischer Natronlauge, wie in Versuchen
nachgewiesen wurde, bei Erwärmen auf dem Wasserbad in kurzer Zeit unter Bildung
des gelblichen, festen Thiodiglykolnatriums quantitativ um.
-
In wäßrigen Lösungen dagegen ohne Alkalien, absolutem Alkohol und
ohne Erwärmen auf dem Wasserbad, ist auch die Reaktionsbereitschaft der aliphatischen
und aromatischen primären Amine und der Phenole erloschen.
-
Läßt man z. B. bei Zimmertemperatur auf die wäßrigen Lösungen der
aliphatischen primären, sekundären und tertiären Amine Dichlordiäthylsulfid einwirken,
so sind in den Reaktionsgemischen in den ersten 48 Stunden keinerlei Umsetzungen
zu erkennen. Das Dichlordiäthylsulfid setzt sich in Form von dicken, öligen Tropfen
auf den Boderi des Gefäßes ab. Im Verlauf der nächsten Tage geht allmählich das
ölige Dichlordiäthylsulfid in Lösung und erst nach io Tagen ist der größte Teil
verschwunden; gleichzeitig setzen sich geringe Mengen von weißen Kristallnadeln
ab.
-
Die aromatischen Amine, deren Amincharakter durch Eintritt der aromatischen
Gruppe in das Molekül stark geschwächt oder
gar aufgehoben ist,
lösen zum Teil das Dichlordiäthylsulfid, ohne_daß eine Umsetzung erfolgt .oder sich
gar feste Reaktion, produkte ausscheiden.
-
Erst die sekundären und tertiären Aroma. tischen Amine zeigen Neigung,
sich mit' chlordiäthyIsulfid umzusetzen und schmierig' feste Produkte zu bilden,
die aber zum großen Teil noch unzersetztes Dichlordiäthylsulfid enthalten. So kann
bei diesen Kondensationen nur von einer Teilreaktion gesprochen werden. Am brauchbarsten
erweisen sich noch die Diphenylamine und Phenylendiamine.
-
Während die aliphatischen, aromatischen und heterocyclischen Alkohole
Dichlordiäthyl-, Sulfid sofort lösen, ohne in den ersten :24. Stunden bei Zimmertemperatur
zu reagieren, geht die Lösungsbereitschaft bei den Phenolen, bei Verbindungen also,
die die Hydroxylgruppe im Kern enthalten, zurück. Mit steigender Zahl der Hydroxy
lgruppen wird weder die Lösungsbereitschaft noch die Reaktionsfähigkeit erhöht.
-
Auch nach Zutritt der Carboxylgruppe (Oxy- und Phenolcarbonsäuren
)werden die Verbindungen nicht reaktionsfähiger.
-
Es wurde nun gefunden, daß sich die Aminophenole, die aromatischen
Aminoaldehyde und Aminoketone und deren Derivate durch ihre Reaktionsbereitschaft
auszeichnen und sich sofort mit dem Dichlordiäthylsulfid, auch in wäßrigen Suspensionen
ohne Erwärmen, ohne Alkalien und ohne Gegenwart von Alkohol, umsetzen. Die Kondensationsprodukte
sind meistens feste, kristalline Verbindungen, die ihre hautzerstörenden Eigenschaften
verloren haben. Ein Überschuß der Aminov erbindungen verhindert die Reaktion nicht.
Die Umsetzung verläuft stets quantitativ; die Verbindungen sind stabil, bei Erwärmen
treten bei den Aminophenol-Dichlor-
' iäthylsulfidverbindungen häufig Verharzun- |
n ein. |
Das neue Verfahren ist durch folgende |
;Arbeitsweise gekennzeichnet: Auf eine io°/oige wäßrige Suspension von p-Aminobenzophenon
läßt manDichlordi4thyl-Sulfid einwirken. Das p-Aminobenzophenon geht sofort in Lösung
und im gleichen Maße verschwinden die Dichlordiäthylsulfidtropfen; es scheidet sich
ein braunes, anfangs schmieriges, später festes, kristallines Reaktionsprodukt ab,
das in heißem Wasser löslich ist und beim Erkalten wieder ausfällt.
-
Führt man die Reaktion mit p-Aminobenzaldehyd durch, so entsteht sofort
ein rotbraunes kristallines Kondensationsprodukt.
-
Bei Verwendung von Aminoanisol wird das. Dichlordiäthylsulfid sofort
gelöst und nach einigen Stunden scheidet sich das Reaktionsprodukt in Form rötlicher
Kristallnadeln ab.