DE618424C - Verfahren zur Darstellung von Butanol und Aceton durch Gaerung - Google Patents
Verfahren zur Darstellung von Butanol und Aceton durch GaerungInfo
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Description
Zur Darstellung von Butanol und Aceton aus stärke- oder zuckerhaltigen Rohstoffen ist
bereits eine größere Reihe von Bakterien in Vorschlag, und zur Anwendung gebracht worden,
so z.B. Bacillus butylicus Fitz (deutsches Patent 323 533), der Weizmann-Bacillus
(deutsches Patent 445 982), Bacillus butylicus Boinot Firmin (deutsches Patent 372762),
Bacillus acetobutylicus (amerikanisches Patent ι 427 595), Bacillus butyloaceticus (amerikanisches
Patent 1 537 597), Clostridium butyricum Prazmowski-Pike-Smyth (amerikanisches
Patent 1 655 435) und zahlreiche Bakterien der Amylobactergruppe (britisches
Patent 164023).
Es ist nun gelungen, eine Bakteriengruppe zu gewinnen, die von allen oben genannten
oder anderweitig beschriebenen Arten sowohl morphologisch als auch biochemisch, insbebesondere
bezüglich ihrer Leistungsfähigkeit, streng unterscheidbar ist und die zur Darstellung
von Butanol und Aceton vorteilhafter als andere Arten zu verwenden ist. Diese Bakteriengruppe, die nachfolgend als Butylobactergruppe
bezeichnet wird, läßt sich infolgender Weise charakterisieren.
Die Bakterien der Butylobactergruppe bilden vegetative Zellen, die etwa 2 bis 3 μ lang
sind und einen Durchmesser von 1J41 bis 1Z3 μ
besitzen. Entgegen allen obigen Arten bilden diese Zellen unter normalen Umständen weder
Ketten noch Fäden. Sehr charakteristisch ist die Gramfärbung. Wenn eine 5°/oige Getreidesuppe
mit Sporen beimpft wird, färben sich die jungen Zellen anfangs gram-positiv (blau).
Nach 24 Stunden beginnen sie jedoch allmählich rotviolett zu werden, werden von Stunde zu Stunde röter und sind nach etwa
42 Stunden einwandfrei gram-negativ (rot). Diese Färbung behalten sie 1 bis 3 Stunden
lang bei, nehmen dann aber wieder rotviolette Farbe an, um nach 48 Stunden wiederum einwandfrei
gram-positiv (blau) zu sein.
Die Sporenbildung tritt bereits nach 24 Stunden ein. Die Sporen liegen exzentrisch
und sind von zylindrischer Gestalt, etwa ι μ lang und 1Z2 bis 2/3 μ im Durchmesser.
Sehr charakteristisch ist des weiteren die Gärleistung in konzentrierten Maischen. Die
bisher beschriebenen Bakterienarten können eine 5- bis 8°Zoige Maissuppe mit einer Ausbeute
von etwa 1Z3 des Stärkegehaltes vergären.
Dagegen kann Butylobacter eine -12- bis I4°/Oige Maissuppe mit einer Ausbeute
von 40 bis 43 °/0 der vorhandenen Stärke vergären, ergibt also bei einer etwa
doppelt so hohen Konzentration eine um rund 33 °/'o höhere Ausbeute. Die doppelte Konzentration
bedingt, daß zur Herstellung von Butanol und Aceton durch Gärung mit Butylobacter
nur die Hälfte an Dampf und Energieverbrauch notwendig ist. In Anbetracht der höheren Ausbeute erhöht Butylobacter die
Wirtschaftlichkeit des Betriebes auf etwa das Doppelte.
Ein weiterer Charakterzug der Butylobactergruppe ist die Anpassungsfähigkeit an
die jeweils zur Vergärung bestimmten Rohstoffe. Eine von Mais gewonnene Abart
(Butylobacter zeae, Bakonyi) beispielsweise zeigt nach-4 bis 5 Überimpfungen auf eine
S konzentrierte Kartoffelsuppe, in Intervallen von je 24 Stunden, reichliche Sporenbildung
und ebenso gute Gärkraft wie in Maissuppe. Auch in schwer vergärbaren Rohstoffen, z. B.
in verdünnter Zuckerrohrmelasse (black
ίο strap) zeigt sich ohne Nährzusätze nach
vier Überimpfungen bereits eine starke Gärung und üppige Sporenbildung.
Die Gewinnung des Butylobacters erfolgt beispielsweise nach folgenden Verfahren, für
dessen Durchführung prinzipiell die übliche bakteriologische Technik angewendet werden
kann. Da aber Butylobacter nicht überall verbreitet ist, ist es zweckmäßig, die unten
beschriebene Züchtungsmethode anzuwenden, die durch die stete Anwesenheit von wenigstens
ι bis 2 °/0 Butanol das Wachstum der weniger widerstandsfähigen Bakterien verhindert.
Die gleichen wiederholt genannten Bakterien nach dem Verfahren von Weizmann
zu gewinnen (deutsches Patent 445 982), ist nicht möglich, da die Sporen
des Butylobacters gegen Erhitzung äußerst empfindlich sind, um vieles empfindlicher
jedenfalls als die Sporen aller bisher bekannten Arten. Eine Erhitzung auf ioo°, wie sie
Weizmann vorschreibt, wirkt äußerst ungünstig, meist sterben die Sporen ab, und wenn angegangen, zeigen sie eine verzögerte
und schlechte Gärleistung. Des weiteren ist es notwendig, einen geeigneten Bakterienträger
als Ausgangsstoff zu wählen. Bisher konnten vier Abarten des Butylobacters gewonnen
werden:
i. Butylobacter zeae, Bakonyi — gewonnen von ungarischem Mais (1924).
Bacillus Weizmann |
Bacillus butyl B. F. |
Bacillus butylaceticus |
Bacillus Aceto- butylicus |
Clostridium butyr. Pike-Smith |
Butylobacter | |
Autor | Weizmann | Boinot | Freiberg | Horton | Pike-Smith | Bakonyi |
Patent | deutsches Patent 445982 |
deutsches Patent 372 762 |
amerikan. Patent 1537597 - |
amerikan. Patent 1427595 |
amerikan. Patent 1655435 |
—■ |
Zellen | 3 — 3 72 χ o,3— ο,δ,ο |
0,4 μ | 3 — 4· ^- 0,4 —0,6,0 |
2-—-4X ι — 2μ |
3 —10 χ o,75 — ι μ |
2 ■ 3 x 0,25—0,3,0 |
Sporen 35 |
2,2 X 1,2 μ | I 1,2 X 0,5 μ |
2,2 χ 1,2 μ | i,6 χ i,2 μ | 2 2,5 X Χμ | I X 0,5 — 0,7,0 |
Zellform | abgerundet | eckig | abgerundet | abgerundet | abgerundet | abgerundet |
Ketten bildung |
vorhanden | vorhanden | vorhanden | vorhanden | vorhanden | keine |
4° „ Sporen form |
oval | zylindrisch | oval | oval | oval | zylindrisch |
Sporen anzahl |
I | I 2 | I | I | I | I |
45 Gram färbung |
positiv | positiv | positiv | positiv | positiv, dann negativ |
Dositiv, dann negativ, dann wiederpositiv |
2. Butylobacter betae, Bakonyi — gewonnen von deutschen Futterrüben (Kreis Zerbst
1928).
1928).
3. Butylobacter sinense, Bakonyi — gewonnen von JafEaapfelsinen (1928).
4. Butylobacter solani, Bakonyi — gewonnen von deutschen Kartoffeln (Kreis Zerbst
1928).
4. Butylobacter solani, Bakonyi — gewonnen von deutschen Kartoffeln (Kreis Zerbst
1928).
Dagegen ist es nicht gelungen, von deut-.schem
Mais Butylobacter zu gewinnen, da er
sich vermutlich nur auf solchen Früchten befindet, die auf einem guten Humusboden geerntet wurden oder die mit dem Boden selbst dauernd in Berührung gestanden haben (Rüben und Kartoffeln).
sich vermutlich nur auf solchen Früchten befindet, die auf einem guten Humusboden geerntet wurden oder die mit dem Boden selbst dauernd in Berührung gestanden haben (Rüben und Kartoffeln).
Auf den Boden eines sterilisierten, etwa cm langen Röhrchens bringt man ein
Stück von der Oberfläche einer Futterrübe, überschichtet es etwa 20 cm hoch mit einer
ι bis 2 °/0 Butanol enthaltenden, etwa 5°/oigen
sterilen Getreidesuppe und bebrütet die evakurierten Röhrchen bei 370 etwa 24 Stunden.
Die Röhrchen zeigen, wenn Butylobacter oder andere Gärungserreger vorhanden sind,
eine lebhafte Angärung. Der mikroskopische Ausstrich zeigt infolge des Butanolzusatzes
ein ziemlich einfaches Bild:
1. Plumpe Stäbchen, d. s. verschiedene Streptostäbchen, Buttersäurebakterien, aber
keine Heubazillen, keine Mitglieder der Maceransgruppe.
2. Feine Stäbchen (Butylobacter).
3. Verschiedene Kokken.
Sind die feinen Stäbchen bereits in überwiegender
Menge vorhanden, so kann man sofort versuchen, die verschiedenen Arten mit der üblichen Agarplattenmethode zu trennen,
andernfalls wird die Kultur 24stündig auf frische, Butanol haltige Maissuppe überimpft,
wodurch die gegen Butanol weniger widerstandsfähigen Arten rasch zurückgedrängt werden. Auf Platten wächst Butylobacter
nur unter Luftabschluß (anaerob) und kann infolge folgender morphologischen Merkmale
von anderen Arten leicht getrennt werden.
1. Die vegetativen Zellen sind bedeutend kürzer und schlanker als alle übrigen bisher
bekannten Butanol-Aceton-Bakterien. Sie bilden keine Ketten und zeigen die erwähnte,
sehr charakteristische Gramfärbung (positiv, dann negativ, dann wieder positiv).
2. Die Sporen gehören ebenfalls zu den kleinsten, von Butanol-Aceton-Bakterien je-weils
gebildeten; sie sind zylindrisch,· wogegen die Sporen der übrigen Arten oval geformt
sind.
Nur der Bacillus butylicus Boinot Firmin hat Sporen von etwa gleicher Größe und
Form; jedoch bildet Butylobacter nur eine Spore, Bacillus Butylicus B. F. oft zwei,
Butylobacter hat abgerundete, B. F. eckige Zellen, Butylobacter bildet weder Ketten noch
Fäden wie B. F., und schließlich ist Butylobacter fast um die Hälfte kürzer und schlanker
als B. F. In der nebenstehenden Tabelle sind die Eigenschaften der bekannten Arten
zusammengefaßt, um die Identifizierung des Butylobacters zu erleichtern.
Die Herstellung von Butanol und Aceton durch Gärung mittels Butylobacters geschieht
in folgender Weise:.
10 000 kg gemahlener Mais werden unter Zusatz einer etwa dreifachen Wassermenge
ι bis 2 Stunden lang bei 2 Atm. gekocht, in einen Gärbottich ausgeblasen und auf etwa
80 000 1 verdünnt. Nach Abkühlung· auf etwa 37° wird die erhaltene Maissuppe mit einer
Laboratoriumskultur oder mit einer größeren Vorgärung beimpft. In letzterem Falle setzt
die Gärung sofort ein und ist nach 30 bis 40 Stunden vollständig beendet. Die Reingewinnung
der gebildeten Gärungsprodukte (Butanol und Aceton) geschieht dann durch Destillation. Die Ausbeute beträgt 2500 bis
2700 kg.
In gleicher Weise lassen sich alle anderen Getreidearten, Kartoffeln, Melasse u. dgl. verarbeiten.
Bei Verwendung von Melasse als Gärgut genügt eine halbstündige Vorerhitzung der
Melassesuppe auf ioo°, um auch hier eine in jeder Weise befriedigende Gärung in oben beschriebener
Weise zu erzielen.
" Es ist schon vorgeschlagen worden, stärkehaltige Stoffe, denen auch andere Kohlehydrate
zugesetzt sein können, auf Butanol und Aceton zu vergären. Nach dem neuen
Verfahren können diese Produkte wahlweise aus stärke- oder zuckerhaltigen Rohstoffen
durch bakterielle Vergärung gewonnen werden, was von großem technischem Wert ist,
da bisher bei der Vergärung von Melasse allein nur Butanol, aber kein Aceton erhalten
wurde.
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zur Darstellung von Butanol und Aceton durch Vergärung von stärke- oder zuckerhaltigen Rohstoffen, dadurch gekennzeichnet, daß man die Bakterien der Gruppe Butylobacter als Gärungserreger verwendet.Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DED56805D DE618424C (de) | 1928-10-23 | 1928-10-23 | Verfahren zur Darstellung von Butanol und Aceton durch Gaerung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DED56805D DE618424C (de) | 1928-10-23 | 1928-10-23 | Verfahren zur Darstellung von Butanol und Aceton durch Gaerung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE618424C true DE618424C (de) | 1935-09-09 |
Family
ID=7056985
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DED56805D Expired DE618424C (de) | 1928-10-23 | 1928-10-23 | Verfahren zur Darstellung von Butanol und Aceton durch Gaerung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE618424C (de) |
-
1928
- 1928-10-23 DE DED56805D patent/DE618424C/de not_active Expired
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