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Verfahren zum Abformen von gequollenen Kolloidreliefs mittels thermoplastischer
Massen zwecks Herstellung von Druckformen Das Hauptpatent 605 995 betrifft
ein Verfahren zum Abformen von gequollenen Kolloidreliefs, z. B. aus Gelatine. Es
besteht darin, daß die zur Abformung verwendeten thermoplastischen Massen bei erhöhtem
Druck und erhöhter Temperatur mittels eines Gemisches von Flüssigkeiten verflüssigt
werden, dessen Zusammensetzung so gewählt wird, daß es bei Raumtemperatur keine
lösenden Eigenschaften auf die plastischen Massen ausübt, sondern erst bei der Abformungstemperatur.
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Es wurde nun gefunden, daß es nicht notwendig ist, zur Abformung zusätzliche
Mengen von Nichtlösern zu verwenden, die unter den angegebenen Umständen eine Verflüssigung
der plastischen Masse bewirken. Vielmehr kann die Rolle der Nichtlöser von be-.%timmten
Anteilen der plastischen Masse selbst übernommen werden. Dies ist dann der Fall,
wenn die plastische Masse, wie es bei hochpolymeren, kolloidalen Massen sehr oft
vorkommt, uneinheitlich ist und aus Anteilen verschiedener Micellgrößen besteht
(vgl. z. B. Staudinger, »Die hochpolymeren organischen Substanzen«, 193z). Aus den
technisch hergestellten Hochpolymeren können durch Lösen in Aceton oder anderen
Lösungsmitteln und fraktionierte Fällung solcher Lösungen die Produkte verschiedener
Micellgrößen voneinander getrennt werden. Die Anteile von kleiner Micellgröße zeigen
eine geringere Viscosität und ein besseres Fließvermögen b'ei niedrigen Temperaturen
als die Anteile von größerer Micellgröße und wirken auf die letzteren bei solchen
Temperaturen und Drukken lösend ein, die erheblich unter denjenigen liegen, bei
welchen die Anteile höherer Micellgrößen allein sich verflüssigen. Die Auswahl der
Anteile' niederer und höherer Micellgrößen wird so getroffen, daß die zur Verformung
der Mischung notwendigen Temperaturen und Drucke auf .die Reliefsubstanz nicht schädigend
einwirken. Hierbei ist es nicht notwendig, daß die niederviscosen Anteile sich vom
gleichen Ausgangsmaterial ableiten wie die als Hauptmasse benutzten Anteile hoher
Viscosität. Es können z. B. zum Formen der Massen hochviscose Celluloseester und
ein niederviscoses Polyvinylacetat verwendet werden.
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Vor der im Hauptpatent beschriebenen Arbeitsweise mittels Zusätzen
von Nichtlösern hat dieses Verfahren den Vorzug, daß Härte und Schwundvermögen nicht
im geringsten durch etwa zurückgehaltene -Lösungsmittelreste beeinflußt werden.
Man kann sich bei der Ausübung des Verfahrens aller bei der Abformung bereits bekannten
Kunstgriffe bedienen, die maximale Temperatur- und Druckverhältnisse ohne Schädigung
des Reliefs zu erreichen gestatten. So kann man beispielsweise beim Abformen eine
sogenannte heißkalte Zone verwenden und bei Temperaturen bis 120-13o° arbeiten,
ohne daß das wasserfeuchte Gelatinerelief leidet, sofern
man die
Abformung sehr schnell vornimmt und für einen schnellen Temperaturabfall Sorge trägt.
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Die Produkte sollen für druckereitechnische Zwecke Verwendung finden.
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Von älteren Verfahren unterscheidet sich das vorliegende dadurch,
dah hier eine Methode der Verformung angegeben wird, bei der auch thermoplastische
Massen mit verwendbar sind, deren Erweichungspünkt sehr nahe an dem Erweichungspunkt
oder über dem Erweichungspunkt der Reliefsubstanzen liegt.
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Beispiele . i. Zur Herstellung der zur Abformung geeigneten Anteile
thermoplastischer Massen mit mittlerer oder niedriger Viscosmtät kann beispielsweise
von Polyvinylchlorid mit etwa 65 % Chlor, wie es nach Beispiel i des Patents
596 9ir erhalten wird, ausgegangen werden.
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Ein solches Polyvinylchlorid wird in Methylenchlorid gelöst und durch
Zusatz von :Methylalkohol fraktioniert gefällt.
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Aus ioo g Polyvinylchlorid, gelöst in iooo ccm Methylenchlorid, werden
durch Zusatz von Methylalkohol u. a. folgende Fraktionen gefällt: i. Fraktion: 4$
g, a. Fraktion: 8 g, 3. Fraktion: 5 g, 4. Fraktion: 3 g.
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Eine 2 1/oige Lösung (2 g in roo ccm) des Produktes der r. Fraktion
in Methylench.lorid hat eine Viscosität von 21,q.", eine gleiche Lösung der 4. Fraktion
eine solche von i?-,o", gemessen nach O s t wal d bei z o° C. Eine iVIischung von
,3 Teilen der i. Fraktion und i Teil der q.. Fraktion hat beispielsweise bei erhöhter
Temperatur genügende Plastizität, um als Abformmasse Verwendung zu finden.
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Aus dem pulverförmigen Material wird bei i2o° C und ioo Atm./cm? eine
Platte von o,5 bis r mm Stärke geformt. Diese Platte wird zwischen zwei Messingblechen
von 3 mm Stärke auf der unteren, mit gespanntem Dampf heizbaren Platte einer hydraulischen
Presse mit zwei waagerechten Prehplatten, die abwechselnd geheizt und gekühlt werden
können, 5 Minuten lang auf i2o° C erwärmt. Dann werden in möglichst rascher Reihenfolge
nacheinander folgende Arbeitsgänge vorgenommen: a) Abstellen des Heizdampfes und
Anstellen der Wasserkühlung für die untere Prehplatte; b) Wegnehmen der oberen,
ebenfalls heißen Messingplatte; c) Auf die i2o° heiße Polyvinylchloridplatte wird
das abzuformende, tiefe Gelatinerelief gelegt, darauf eine kalte, 3 mm starke Messingplatte
und dann eine elastische, 5 mm starke Platte aus Kautschuk oder ähnlichem elastischem
Material; d) Die hydraulische Presse wird unter einen Druck von 5 Atm./cm2 gesetzt,
unter gleichzeitiger Einschaltung der Kühlung auch für die obere Prehplatte.
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In diesem Zustand wird die hydraulische Presse erhalten, bis das gesamteAbformungssystem
auf 2o° C heruntergekühlt ist. Dies erfordert etwa 5 bis io Minuten. Dann ist die
Abformung vollendet, und auf der Polyvinylchloridplatte ist ein maßhaltiger getreuer
Abdruck des Gelatinereliefs entstanden, ohne dah dieser beschädigt wurde. Um ein
Ankleben zu verhindern, kann,das Gelatinerelief vorher mit einer dünnen Paraffinschicht
überzogen werden.
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Bei Gelatinereliefs mit sehr tiefem Bildstreifen kann man eine mit
lockerem Polyvinylchloridpulver bedeckte Platte oder Folie aus demselben oder einem
ähnlichen Material verwenden und auf dieses Pulver das Gelatinerelief legen; im
übrigen verfährt man wie oben.
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2. Zur Abformung wird als Anteil höherer Viscosität ein Polystyrol
von einem K-Wert von etwa iio verwendet (über K-Wert siehe H. Mark, »Physik und
Chemie der Cellulose«, i932-, Seite 83).
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Da das Polymerisat auch bei erhöhter Temperatur nicht genügend plastisch
ist, inuh ihm durch Zumischen von ausreichenden Anteilen niedriger Viscosität die
nätige Plastizität gegeben werden. Zur Herstellung solcher Produkte niedriger Viscosität
wird wie in Beispiel i das Polymerisat in Benzol gelöst und mit Methanol fraktioniert
gefällt. Die Fraktion mit einer Viscosität von zoo" wird als Anteil niedriger Vi.scosität
verwendet.
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Zum Abformen der Reliefs wird eine Mischung_aus 2 Teilen des Polymerisats
höherer Viscosität und i Teil der Fraktion mit Viscosität 200" in zerkleinerter
Form benutzt. Das Relief wird mit diesem Material belegt und eine einige Millimeter
starke Folie aus dem hochviscosen Polymerisat auf diese Schicht aufgebracht. Das
Abformen wird durch kurze Einwirkung von Hitze zwischen Prehplatten in ähnlicher
Weise, wie dies in Beispiel i beschrieben ist, durchgeführt.