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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren für die Herstellung einer Vorrichtung,
umfassend die Schritte: (a) das Bereitstellen einer Lösung, die
gelöstes
osteoinduktives Protein umfasst, (b) das Inkontaktbringen der Lösung des
vorangegangenen Schrittes mit einem Träger, der eine Oberfläche aus
Metall oder einer Metalllegierung enthält, (c) das Beschichten der
Oberfläche
des Trägers
mit dem gelösten
Protein und (d) das Trocknen des in Schritt (c) erhaltenen beschichteten
Trägers,
wobei die Schritte (b) bis (d) unter einer verringerten Konzentration
an Sauerstoff durchgeführt
werden. Die Erfindung umfasst auch eine Vorrichtung, die durch das
Verfahren der vorliegenden Erfindung erhalten werden kann. Darüber hinaus
betrifft die vorliegende Erfindung ein Arzneimittel, das die Vorrichtung
umfasst, und die Verwendung der Vorrichtung für die Herstellung eines Arzneimittels,
das für
eine beschleunigte Osteointegration und die Knochenneubildung zu
verwenden ist. Schließlich
betrifft die vorliegende Erfindung einen Kit, der die Vorrichtung
der vorliegenden Erfindung umfasst.
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Im
Verlauf der letzten Jahrzehnte wurden viele Verfahren beschrieben,
um die Qualität
von Implantaten zu verbessern, was den Kontakt zwischen dem Knochen
und dem Implantat und ihre biologische Verträglichkeit betraf. Die Anforderungen
für Implantate
sind extrem, da solche Vorrichtungen starr mit dem Knochen verbunden
und z. B. gegenüber
hohem Druck stabil sein müssen
(z. B. Zähne,
Gelenke). Die anfängliche
Antwortreaktion des Gewebes nach einer Implantation hängt von
der Anwesenheit spezifischer Wachstumsfaktoren ab, die aus den umgebenden Geweben
freigesetzt werden und die das Zellwachstum und die Differenzierung
stimulieren.
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Obwohl
es gut etablierte Befestigungsverfahren für Zahnimplantate gibt, haben
diese immer noch die Tendenz, sich im Verlauf der Zeit zu lockern.
Es wurde eine Vielzahl von Ansätzen
beschrieben, um die Inkorporation des betreffenden Implantats zu
verbessern (Osteointegration). Diese Ansätze umfassen das Beschichten
von Implantaten aus unterschiedlichen Materialien (z. B. aus Keramik,
Metall oder anderen, vergleiche mit EP-B1 0 657 146) mit biologisch
abbaubaren Materialien (z. B. tri-Calciumphosphat, Hydroxyapatit) und
verschiedene Verfahren für
die Ätzung
von Metalloberflächen.
Man nimmt an, dass Oberflächenunebenheiten
im Nanometer- und Mikrometerbereich das Einwachsen von Kollagen
und von Zellen verbessern (T. Albrektsson, in: Handbook of Biomaterials
(Black, J. und Hastings, G. (Hrsg.), Chapman & Hall, London, 1988, S. 500–512).
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Das
Beschichten von Metallimplantaten mit keramischen Oberflächen wird
z. B. als das Mischen von zwei Pulvern beschrieben, wobei eines
das Metallpulver ist und das andere Pulver Calciumphosphat enthält (
EP 0467948 ), die dann im
Verlauf eines Sintervorganges zu dem Implantatmaterial weiter verarbeitet
werden.
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Es
wurde eine Vielzahl von anderen Sinterverfahren für die Herstellung
von zusammengesetzten keramischen Materialien beschrieben (Offenlegungsschrift
DE 2928007 , US-Patent Nr.
4,882,196). Ein Hauptaugenmerk liegt auf dem Beschichten von Metalloberflächen mit
Calciumphosphaten wie z. B. tri-Calciumphosphat oder Hydroxyapatit
(Y. Tsui, 1998), was eine verbesserte Integration der Implantate
erlaubt (US-Patent Nr. 6,312,472; US-Anmeldung A-20020038149). Die
beschriebenen Calciumphosphate und eine Reihe anderer anorganischer,
biologisch verträglicher
Materialien besitzen die Eigenschaft, Poren zu bilden. Von diesen Poren
nimmt man an, dass sie die Integration des Implantats in den nativen
Knochen erhöhen
(WO 00/72776; US-Patent Nr. 4,051,598;
EP 0806211 , H. Jennissen, 2001), da
der native Knochen in die Poren wächst, wobei gleichzeitig die
anorganische Calciumphosphatschicht des Implantats biologisch abgebaut
wird (WO 96/10370; WO 01/97679). Daneben werden die Implantate aus
zusammengesetzten Materialien als aus Schichten bestehend beschrieben,
wobei die untere Schicht des Implantats, die oft ein Metall oder
Metalllegierungen umfasst, wie z. B. Titan oder eine Titanlegierung
(WO 98/43550; WO 00/72777), mit einer Lage aus Calciumphosphaten
beschichtet ist (
EP 0478532 ).
Typischerweise wird das Beschichten mit Calciumphosphaten durch
eine hydrothermale Behandlung erreicht (
EP 0548365 ) oder durch Vollsaugen
und Präzipitation (US-Patent
Nr. 6,129,928, WO 97/41273) oder durch Aufsprühen von Plasma (US-Patent Nr.
5,697,997, US-Patent
Nr. 6,113,993,
EP 0548365 ,
EP 0739191 , Lichtinger,
2001).
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Die
Schicht aus Calciumphosphat auf dem Hauptkörper des Implantats kann entweder
Teil eines Gemisches von Materialien innerhalb einer Schicht sein
(WO 98/48862, US-Patent Nr. 5,934,287; US-Anmeldung A-20020033548)
oder es kann sich um eine Anordnung aus mehreren Schichten handeln
(WO 02/09788, US-Patent Nr. 6,322,728).
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Neben
den Modifizierungen der Oberfläche
werden verschiedene Verfahren beschrieben, bei denen orthopädische oder
Zahn-Implantate mit Proteinen oder Proteingemischen (vorwiegend
Wachstumsfaktoren) beschichtet wurden. Von diesen Proteinen nimmt
man an, dass sie die Integration der Implantate signifikant beschleunigen
(Lichtinger, 2001; Shah, 1999). Es wurden mehrere Verfahren für das direkte
Beschichten von Proteinen auf die Metalloberflächen beschrieben. Diese Verfahren
besitzen jedoch mehrere Nachteile, insbesondere die schnelle Freisetzung
von Proteinen von der Metalloberfläche, die es nicht erlaubt,
das Protein über den
Zeitraum zurückzuhalten,
der für
die Induktion der Knochenbildung nötig ist (Lichtinger, 2001).
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Um
die schnelle Freisetzung (spontanes Abspringen) des Proteins zu
vermeiden, beschreiben K. Endo (1995) und Voggenreiter et al. (2001)
die Immobilisierung der Proteine durch kovalente Bindung an die Metalloberfläche. Die
Aktivität
der entsprechenden Proteine wird beibehalten. Die kovalente Bindung
kann jedoch Strukturveränderungen
induzieren, die eine Auswirkung auf die Immunogenität der Proteine
haben.
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Viele
Forscher haben festgestellt, dass die erfolgreiche Implantation
der osteogenen Faktoren für
die endochondrale Knochenbildung erfordert, dass die Proteine mit
einem geeigneten Trägermaterial
oder mit einer Matrix assoziiert sind, welche die Proteine an der
Stelle der Anwendung zurückhält (USP
5,344,654). Um diese Schwierigkeiten zu überwinden, lehrt USP 5,258,029,
dass das „osteogene Protein
der Erfindung normalerweise in osteogen wirksamen Mengen mit pharmazeutisch
verträglichen
festen oder flüssigen
Trägern formuliert
wird. Vorzugsweise enthalten die Formulierungen eine Matrix, die
in der Lage ist, eine Struktur für die
Entwicklung von Knochen und Knorpel bereitzustellen. Potenzielle
Matrices können
biologisch abbaubar oder auch nicht biologisch abbaubar sein, und
können
chemisch oder biologisch definiert werden". Die Suspension des TGF-β-Proteins und des
Trägers
wird getrocknet und anschließend
auf die die Belastung tragende Prothese aufgetragen. Die Nachteile
dieser Verfahren liegen in der Verwendung von aus Tieren stammenden Kollagenen
oder anorganischen Bestandteilen, die während der Implantation abgerieben
werden können.
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Ein
weiteres Verfahren, um eine schnelle Auswaschung des Proteins zu
vermeiden, wird in Lichtinger et al. (2001) beschrieben; die Autoren
behandeln die Oberfläche
aus einer Titanlegierung mit Chromschwefelsäure, um eine ultrahydrophile,
bioadhäsive
Oberfläche
zu erhalten. Chromschwefelsäure
sollte jedoch während
der Herstellung von medizinischen Produkten oder medizinischen Vorrichtungen
vermieden werden, da Restmengen dieser Säure, die auf der Oberfläche verbleiben,
die Oxidation des Proteins verursachen können, was anschließend zu
Struktur- und Funktionsveränderungen
führen
kann, und auch dem Patienten einen Schaden zufügen können.
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Weitere
Verfahren werden in WO 00/72777 und in WO 00/72778 beschrieben,
die ein Depot verwenden, das durch eine Porenanordnung einer dicken
Oxidschicht auf der Titanoberfläche
oder durch interne Räume,
Kanäle
oder Vertiefungen gebildet wird. Es ist jedoch wohlbekannt, dass
Proteine dazu tendieren, in Gegenwart von Metallen und Metallionen
oxidiert zu werden (Li et al. (1997), Ann. Occup. Hyg. 41, Ergänzungsband
1, 379–383).
Daher kann ein Nachteil der vorstehend erwähnten Vorrichtungen darin bestehen,
dass die Proteine auf den Oberflächen
der Implantate oxidiert werden. Die Oxidation kann zu Strukturveränderungen führen, die
zu immunogenen Antwortreaktionen führen können.
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Daher
besteht das der vorliegenden Erfindung zu Grunde liegende technische
Problem in der Bereitstellung von Mitteln für eine verbesserte Knochenvermehrung.
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Dieses
technische Problem wird durch die Ausführungsformen gelöst, die
in den Ansprüchen
charakterisiert werden.
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Dementsprechend
betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren für die Herstellung
einer Vorrichtung, umfassend die Schritte:
- (a)
das Bereitstellen einer Lösung,
die gelöstes
osteoinduktives Protein umfasst;
- (b) das Inkontaktbringen der Lösung gemäß Schritt (a) mit einem Träger, der
eine Oberfläche
aus Metall oder einer Metalllegierung enthält;
- (c) das Beschichten der Oberfläche des Trägers mit dem gelösten Protein;
und
- (d) das Trocknen des in Schritt (c) erhaltenen beschichteten
Trägers,
wobei
die Schritte (b) bis (d) unter einer verringerten Konzentration
an Sauerstoff durchgeführt
werden.
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Der
Begriff „Produktion" umfasst neben den
Schritten, die explizit erwähnt
werden, weitere Schritte der Herstellung wie z. B. die Verpackung
usw. Das Verfahren der vorliegenden Erfindung wird bevorzugt als
ein automatisiertes Herstellungsverfahren durchgeführt, das
durch geeignete Roboter begleitet wird. Die Begriffe „Produktion" und „Herstellung" sind im Sinne dieser
Erfindung austauschbar.
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Der
Begriff „Vorrichtung", wie er gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendet wird, bezieht sich auf eine Einheit, die mindestens
zwei Bestandteile umfasst. Einer dieser Bestandteile ist ein Träger.
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Träger, die
im Rahmen des Sinnes der vorliegenden Erfindung verwendet werden
können,
umfassen feste Träger
wie z. B. vollständig
aus Metall oder aus Legierungen bestehende Träger sowie Matrices aus Metallen
oder aus Legierungen. Darüber
hinaus umfasst die vorliegende Erfindung feste Träger, die
Hohlräume und
Höhlungen
enthalten. Des Weiteren besitzt der Träger vorzugsweise eine vergrößerte Oberfläche aufgrund
der Bildung von Makro- und Mikroporen. Diese Makro- oder Mikroporen
sind vorzugsweise auf die Oberflächenschicht
des Trägers
beschränkt.
Die vorliegende Erfindung umfasst auch Träger, die aus mindestens zwei
unterschiedlichen Bestandteilen bestehen, wobei ein Metall- oder
ein Legierungsbestandteil als Kern oder als Kernschicht verwendet
wird und z. B. ein keramisches Material als Oberflächenschicht
verwendet wird. Die Oberfläche
des Trägers
besitzt eine hohe Affinität
für osteoinduktive
Proteine, erlaubt jedoch auch die Freisetzung dieser Proteine in
vivo. Gemäß der vorliegenden
Erfindung ist der Träger
bevorzugt ein Metall oder eine Legierung, wie nachstehend beschrieben
wird. Der Träger,
der in der Vorrichtung der Erfindung enthalten ist, kann für die Verabreichung
der Vorrichtung in vivo in eine geeignete Form gebracht werden.
Dies umfasst auch die Herstellung von Implantaten oder von chirurgischen
Vollprothesen. Diese Prothesen werden vorzugsweise aus Metalloberflächen geformt
oder werden mit ihnen beschichtet, wie nachstehend in Einzelheiten
beschrieben wird. Prothesen werden aus Titan oder aus Titanlegierungen
hergestellt wie z. B. aus einer Titanlegierung oder aus rostfreiem
Stahl.
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Ein
weiterer Bestandteil der Vorrichtung ist ein Protein oder ein Polypeptid,
das osteoinduktive Eigenschaften besitzt, wie in Einzelheiten nachstehend
beschrieben wird. Das Protein oder das Polypeptid wird auf der Oberfläche des
Trägers
immobilisiert. Es wird bevorzugt, dass die Bindung des Proteins
oder des Polypeptids an den Träger
reversibel ist. Daher wird beabsichtigt, dass das Protein oder das
Polypeptid, das osteoinduktive Eigenschaften besitzt, an die Metalloberfläche des
Trägers
nicht über
eine kovalente Bindung angeheftet ist. Die Anheftung erfolgt bevorzugt über elektrostatische
Wechselwirkungen, hydrophobe oder nicht elektrostatische Wechselwirkungen
wie z. B. über
Van-der-Waals-Kräfte.
Aufgrund der reversiblen Bindung des osteoinduktiven Proteins wird
die Ab/Auflösung
des Proteins erlaubt, sobald die Vorrichtung in vivo in eine geeignete
Umgebung gebracht worden ist, wie z. B. in die Höhlung eines Knochens. Vorzugsweise
handelt es sich bei der Ab/Auflösung
des Proteins um eine langsame Freisetzung, was die Diffusion des
Proteins in das Gewebe ermöglicht,
das die Vorrichtung umgibt. Wie in den beigefügten Beispielen gezeigt wird,
erlaubt die Vorrichtung somit die lokale Anwesenheit von osteoinduktiven
und nativen Proteinen, die die Bildung von neuen Knochen und das
Einwachsen des Knochens in die Oberfläche der Matrix beschleunigen.
Die Vorrichtung der Erfindung kann ein Implantat sein, was bedeutet,
dass die Begriffe „Vorrichtung" und „Implantat", wie sie hierin
verwendet werden, austauschbar sind. Es ist wohlbekannt, dass sich
der Begriff „Implantat" auf jede Vorrichtung
bezieht, wie sie durch die vorliegende Erfindung bereitgestellt
wird, die so entworfen wurde, dass sie vollständig oder teilweise unter die
Epitheloberfläche
gebracht werden kann (Koeck, B. und Wagner, W. (Hrsg.) 1996). Das
Implantat kann flach oder dicht sein oder eine komplexe Form aufweisen,
d. h. es kann jede üblicherweise
verwendete oder handhabbare Vorrichtung verwendet werden. Die vorstehend
erwähnten
Implantate reichen von einer einfachen zylindrischen Form, wie sie
z. B. für
den Ersatz von langen Knochen oder als Grundlage für künstliche
Zähne verwendet
wird, bis hin zu flachen Implantaten, wie sie für den Ersatz von flachen Hirnknochen
und künstlichen
Gelenken z. B. für
die Hüfte,
das Knie oder den Ellenbogen verwendet werden.
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Durch
das Beschichten der Vorrichtung der Erfindung mit dem osteoinduktiven
Protein wird beabsichtigt, die Transformation der mesenchymalen
Stammzellen zu Osteobasten und Chondrocyten zu initiieren und zu
stimulieren, wie nachstehend beschrieben wird. Dementsprechend wird
beabsichtigt, dass nur diejenigen Teile der Vorrichtung der Erfindung
beschichtet zu werden brauchen, die gegen das entsprechende Knochengewebe
gerichtet sind. Ein solcher Teil ist bevorzugt die gesamte Oberfläche oder
zumindest Teile davon, die an das Knochengewebe angrenzen. Zum Beispiel
umfasst ein Zahnimplantat, das dazu verwendet wird, einen fehlenden
Zahn zu ersetzen, einen gewindeförmigen
Teil, der in den Kieferknochen eingedreht wird, und einen herausragenden
Teil (Sockel), der für
die Verankerung der künstlichen
Zahnkrone verwendet wird. Dementsprechend ist es nur nötig, den
gewindeförmigen
Teil mit dem osteoinduktiven Protein zu beschichten. Der Teil, der
nicht mit dem osteoinduktiven Protein beschichtet wird, kann jedoch
mit anderen Agenzien wie z. B. mit Calciumphosphaten, Kollagen oder ähnlichen
Agenzien beschichtet werden.
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Der
Begriff „osteoinduktiv" bezieht sich auf
die Fähigkeit
der Transformation mesenchymaler Stammzellen und Prä-Osteoblasten
zu Osteoblasten. Eine Vorbedingung für die Osteoinduktion ist ein
Signal, das durch die Vorrichtung in die umgebenden Gewebe verteilt
wird, wobei die vorstehend erwähnten
Osteoblasten-Vorläuferzellen
und andere mesenchymale Zellen aktiviert werden. Osteoinduktion,
wie sie hierin verwendet wird, umfasst die Differenzierung mesenchymaler
Zellen zu den Knochen-Vorläuferzellen,
den Osteoblasten. Darüber
hinaus umfasst Osteoinduktion auch die Differenzierung der Osteoblasten
zu Osteocyten, den reifen Knochenzellen. Somit erfordert die Osteoinduktion
die Differenzierung nicht differenzierter oder wenig differenzierter
Zellen zu Osteocyten, die in der Lage sind, den Knochen zu bilden.
Wie vorstehend beschrieben wurde, werden die osteoinduktiven Proteine,
die gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendet werden, nach der Implantation von der Vorrichtung
langsam freigesetzt und in den umgebenden Geweben effizient verteilt. Darüber hinaus
besitzen die Proteine und Polypeptide, die in der vorliegenden Erfindung
mit eingeschlossen sind, osteoinduktive Eigenschaften in vivo. So
ist zum Beispiel im Fachgebiet wohlbekannt, dass die Transformierender
Wachstumsfaktor β (TGF-β)- Superfamilie
Mitglieder umfasst, die osteoinduktive Eigenschaften aufweisen.
Individuelle Mitglieder dieser TGF-β-Superfamilie, die besonders
gute osteoinduktive Eigenschaften besitzen, werden nachstehend angeführt. Abschließend kann
gesagt werden, dass die osteoinduktiven Proteine der Vorrichtung
der vorliegenden Erfindung auf der Oberfläche und nachdem sie von dem
Träger
freigesetzt worden sind, als ein osteoinduktives Signal für die Osteocyten-Vorläuferzellen
in dem Gewebe dienen, das den Ort der Implantation der Vorrichtung
umgibt.
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Der
Begriff „osteoinduktives
Protein", wie vorstehend
angeführt
wurde, bezieht sich auf die Mitglieder der Transformierender Wachstumsfaktor β (TGF-β)- Superfamilie, die
osteoinduktive Eigenschaften besitzen wie z. B. den Wachstums- und Differenzierungsfaktor
5; vergleiche mit dem Nachstehenden. Überraschenderweise weisen diese
osteoinduktiven Proteine eine hohe Affinität zu Metalloberflächen auf,
wie in den beigefügten
Beispielen gezeigt wird. Eine wichtige Vorbedingung für einen
solchen Adsorptionsvorgang an die Metalloberfläche ist eine ausreichende Löslichkeit
der Proteine in der Beschichtungslösung.
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Die
Vorrichtung oder das Implantat der Erfindung ist vorzugsweise jede
Art einer Metalloberfläche,
wie vorstehend beschrieben wurde. Bevor die Lösung, die das gelöste osteoinduktive
Protein enthält,
mit einem Träger
in Kontakt gebracht wird, der eine Oberfläche aus Metall oder einer Metalllegierung
enthält,
wie sie hierin beschrieben wird, wird beabsichtigt, dass die entsprechende
Metalloberfläche
vorzugsweise gereinigt oder behandelt wird, um jegliche Oberflächenverunreinigungen
zu entfernen und eine gute Adhäsionsstärke der
Beschichtung zu fördern.
Im Fachgebiet sind verschiedene Verfahren bekannt, die für diesen
Zweck geeignet sind und die auch in den beigefügten Beispielen erläutert werden.
Zum Beispiel kann die Metalloberfläche der Vorrichtungen der Erfindung
mit Aceton oder mit Alkylalkoholen wie z. B. Ethanol abgespült werden
und anschließend
mit sterilem destilliertem oder entmineralisiertem Wasser ausgiebig
gespült
werden.
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Die
Vorrichtung der vorliegenden Erfindung besitzt vorzugsweise eine
vergrößerte Oberfläche aufgrund
von porösen,
perlen- oder netzförmigen
Oberflächenmodifikationen.
Solche Modifikationen können durch
im Fachgebiet wohlbekannte Verfahren eingeführt werden, einschließlich chemischer
oder mechanischer Mittel. Darüber
hinaus wurde gezeigt, dass eine vergrößerte Oberfläche, die
Unebenheiten im Nanometer- und Mikrometerbereich aufweist, für die Osteointegration
nützlich
ist.
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Es
sind viele Verfahren für
die Stabilisierung von Proteinen in pharmazeutischen Produkten beschrieben
worden. Die Experimente, denen diese Erfindung zu Grunde liegt,
haben jedoch gezeigt, dass die wohlbekannten Verfahren zur Stabilisierung
von Proteinen in Lösung
oder in gefriergetrockneten Proteinformulierungen auf ein an einer
Metalloberfläche
adsorbiertes Protein nicht direkt übernommen werden können. Das Beschichten
von Proteinen auf Metalloberflächen
wie z. B. auf Titan oder Titanlegierungen gemäß den Verfahren, die im Fachgebiet
offenbart wurden und auf die vorstehend Bezug genommen wurde, verursacht
das Auftreten von modifizierten Formen des Proteins, was zu einer
Aggregatbildung oder zu einer Oxidation der Proteine führt (für Einzelheiten
vergleiche mit dem Beispiel 5). Darüber hinaus führt sogar
die Zugabe von Reduktionsmitteln nicht zu einer Verminderung der
Menge an oxidiertem Protein (für
Einzelheiten vergleiche mit dem Beispiel 10). Dank dem Verfahren
der vorliegenden Erfindung ist es möglich, Vorrichtungen herzustellen,
die nach der Implantation das Knochenwachstum effizient verbessern.
Die unerwünschten
Nebenwirkungen wie z. B. Entzündungen
aufgrund einer erhöhten
Immunogenität
der oxidierten Proteine können
so in vorteilhafter Weise vermieden werden. Darüber hinaus erlaubt das Verfahren
der vorliegenden Erfindung ein weniger zeitaufwendigeres und kostengünstigeres
Herstellungsverfahren für
die medizinischen Vorrichtungen der vorliegenden Erfindung, da das
Beschichten des Metall- oder des Legierungs-Körpers
des Implantats mit einer Schicht aus Calciumphosphat oder Kollagen
nicht erforderlich ist. Ein weiterer Vorteil in dieser Hinsicht
besteht darin, dass möglicherweise
verunreinigte Materialien wie z. B. Kollagene, die infektiöse Viren übertragen
können,
von dem Herstellungsvorgang ausgeschlossen werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens dieser Erfindung werden die Schritte (b) bis (d) unter
einer Sauerstoffkonzentration von weniger als 10 Vol% Sauerstoff,
bevorzugt weniger als 5% und am stärksten bevorzugt weniger als
2% durchgeführt.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens dieser Erfindung werden die Schritte (b) bis (d)
bei einer Temperatur unter 25°C,
bevorzugt unter 15°C
und am stärksten
bevorzugt unter 8°C
durchgeführt.
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In
einer noch weiteren bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens dieser
Erfindung ist das Metall oder die Metalllegierung Titan oder eine
Titanlegierung.
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Es
wird bevorzugt, dass die Metalle oder die Metalllegierungen der
Erfindung biologisch verträglich sind.
Der Begriff „biologisch
verträglich" bedeutet die Qualität, keine
toxischen oder verletzenden Wirkungen auf biologische Systeme zu
haben (Williams, D.F., 1999). Solche Eigenschaften sind unter anderem
für Titan oder
Titanlegierungen bekannt und umfassen solche, auf die nachstehend
ausdrücklich
Bezug genommen wird.
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Noch
bevorzugter handelt es sich bei der Titanlegierung um eine Titanlegierung,
die mindestens 50% Titan enthält.
Weiterhin ist diese Titanlegierung vorzugsweise eine Ti-Al-V-Legierung,
eine Ti-Al-Fe-Legierung, eine Ti-Al-Nb-Legierung oder eine Ti-Mo-Zr-Al-Legierung,
am stärksten
bevorzugt wird Ti6Al4V.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens dieser Erfindung wird das Beschichten durch Eintauchen
der Metalloberfläche
in die Proteinlösung
durchgeführt.
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In
einer anderen weiterhin bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens dieser
Erfindung wird das Beschichten durch Auftropfen der Proteinlösung auf
die Metalloberfläche
durchgeführt.
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Ebenfalls
als bevorzugte Ausführungsform
mit eingeschlossen ist ein Verfahren, bei dem das Beschichten durch
Aufsprühen
der Proteinlösung
auf die Metalloberfläche
durchgeführt
wird.
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Der
Begriff „Trocknen" umfasst Mittel zur
Entfernung von Flüssigkeiten
wie z. B. überschüssiger Pufferlösung, die
nach dem Beschichten des Trägers
mit dem osteoinduktiven Protein noch vorhanden sind. Das Trocknen
wird bevorzugt durch Vakuum- oder durch Gefriertrocknung erreicht.
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Bei
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens dieser Erfindung wird das Trocknen durch Verdunstung
in einem inerten Gasstrom bei Raumtemperatur durchgeführt.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der Erfindung ist das osteoinduktive Protein ein
Mitglied der TGF-β-Familie.
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Der
Begriff „Mitglied
der TGF-β-Familie" umfasst die biologisch
aktiven, reifen Formen dieser Proteine sowie die entsprechenden
Proformen, d. h. Proproteine einschließlich der entsprechenden Prodomäne dieser Mitglieder
der TGF-β-Familie,
wie sie in Einzelheiten nachstehend genauer beschrieben werden.
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Es
wurde gezeigt, dass die TGF-β-Familie
der Wachstums- und Differenzierungsfaktoren an zahlreichen biologischen
Vorgängen,
die Knochenbildung einschließen,
beteiligt sind. Alle Mitglieder dieser Familie sind Polypeptide,
die sekretiert werden und die eine charakteristische Domänenstruktur
besitzen. Am äußersten
N-Terminus enthalten die Mitglieder der TGF-β-Familie ein Signalpeptid oder
eine sekretorische Leader-Sequenz. Dieser Sequenz schließt sich
in Richtung des C-Terminus die Prodomäne an und dann folgt die Sequenz
des reifen Polypeptids. Die Sequenz des reifen Polypeptids umfasst
sieben konservierte Cysteine, von denen sechs für die Bildung von intramolekularen
Disulfidbindungen benötigt
werden, während
ein Cystein für
die Dimerisierung von zwei Polypeptiden erforderlich ist. Das biologisch
aktive Mitglied der TGF-β-Familie ist
ein Dimer, das vorzugsweise aus zwei reifen Polypeptiden besteht.
Die Mitglieder der TGF-β-Familie
werden in der Regel als Präproproteine
sekretiert, die zusätzlich
zu der reifen Sequenz eine Prä-
(Signalsequenz) und eine Prosequenz enthalten. Die Signalsequenz
und die Prodomäne
werden extrazellulär
abgespalten und sind nicht mehr Teil des signalübertragenden Moleküls. Es wurde
jedoch berichtet, dass die Prodomäne(n) für die extrazelluläre Stabilisierung
der reifen Polypeptide erforderlich sein kann (können). Eine Übersicht über die Mitglieder
der TGF-β-Familie
befindet sich in: Wozney, J.M., Rosen, V. (1988): Bone morphogenetic
protein and bone morphogenetic protein gene family in bone formation
and repair, Clin. Orthop. 346: 26–37. Die Aminosäuresequenzen
der Mitglieder der TGF-β-Familie
können
aus den bekannten Datenbanken wie z. B. aus Swiss-Prot über das
Internet erhalten werden (http://www.expasy.ch/sprot/sprot-top.html).
Die Aminosäuresequenzen
der Präproformen
von BMP2, BMP7 und GDF-5, d. h. Mitglieder der TGF-β-Familie
mit einem besonders hohen osteogenen Potenzial, werden auch in den
SEQ ID NOs: 1 bis 3 gezeigt.
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Im
Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung umfasst der Begriff „Mitglied
der TGF-β-Familie" oder die Proteine
dieser Familie, auf die nachstehend Bezug genommen wird, alle biologisch
aktiven Varianten dieser Proteine oder Mitglieder und alle Varianten
sowie ihre inaktiven Vorläufer.
Somit befinden sich Proteine, die nur die reife Sequenz umfassen,
sowie Proteine, die das reife Protein und die Prodomäne oder
die das reife Protein, die Prodomäne und die Leader-Sequenz umfassen,
sowie biologisch aktive Fragmente davon alle im Rahmen der Erfindung.
Ob ein Fragment eines Mitglieds der TGF-β-Familie die biologische Aktivität besitzt, kann
leicht durch biologische Testansätze
bestimmt werden, die beschrieben worden sind, wie z. B. in: Katagiri T,
Yamaguchi A, Ikeda T, Yoshiki S, Wozney JM, Rosen V, Wang EA, Tanka
H, Omura S und Suda T (1990): The nonosteogenic mouse pluripotent
cell line, C3H10T1/2, is induced to differentiate into osteoblastic
cells by recombinant human bone morphogenetic protein-2, Biochem.
Biophys. Res. Commun. 172: 295–299
oder in: Nishitoh H, Ichijo H, Kimura M, Matsumoto T, Makishima
F, Yamaguchi A, Yamashita H, Enomoto S, Miyazono K (1990): Identification
of type I and type II serine/threonine kinase receptors for growth/differentiation
factor-5, J. Biol. Chem. 271:21345-21352.
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Die
biologische Aktivität
gemäß der Erfindung
kann bevorzugt mit in vivo-Modellen
bestimmt werden, wie sie in den begleitenden Beispielen beschrieben
werden. Die vorliegende Erfindung umfasst weiterhin Varianten der
Mitglieder der TGF-β-Familie,
die Aminosäuresequenzen
besitzen, die mindestens zu 75%, mindestens zu 80%, mindestens zu
90%, mindestens zu 95%, mindestens zu 96%, mindestens zu 97%, mindestens
zu 98% oder mindestens zu 99% mit den Aminosäuresequenzen der Mitglieder
der TGF-β-Familie,
auf die hierin Bezug genommen wird, identisch sind, insbesondere
zu denjenigen, die in irgendeiner der SEQ ID NOs. 1 bis 3 gezeigt
werden.
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Noch
bevorzugter handelt es sich bei dem Mitglied der TGF-β-Familie
um ein Mitglied der BMP-Unterfamilie.
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Es
wurde gezeigt, dass die Mitglieder der Knochen-morphogenetisches
Protein-Unterfamilie (BMP) unter anderem an der Induktion und Remodellierung
des Knochengewebes beteiligt sind. Die BMPs wurden ursprünglich aus
der Knochenmatrix isoliert. Diese Proteine sind durch ihre Fähigkeit
gekennzeichnet, die Knochenneubildung an ectopischen Orten zu induzieren.
Zahlreiche in vivo-Studien haben die Förderung der Osteogenese und
der Chondrogenese von Vorläuferzellen
durch BMPs aufgezeigt und werfen die Möglichkeit auf, dass jedes BMP-Molekül eine bestimmte
Rolle im Verlauf der Entwicklung des Skeletts besitzt. Weitere Einzelheiten über die
molekularen und die biologischen Eigenschaften der BMPs sind beschrieben
in: Wozney JM, Rosen V (1998): Bone morphogenetic protein and bone
morphogenetic protein gene family in bone formation and repair,
Clin. Orthop. 346: 26–27,
Schmitt J, Hwang K, Winn, SR, Hollinger J (1999): Bone morphogenetic
proteins: an update on basic biology and clinical relevance, J.
Orthop. Res. 17: 269–278
und in Lind M (1996): Growth factors: possible new clinical tools,
A review, Acta Orthop. Scand. 67: 407–17. Am stärksten bevorzugt handelt es
sich bei dem Mitglied der BMP-Familie um BMP2 oder um BMP7. Die
Aminosäuresequenz
der Präproform
von BMP2 ist unter der Swiss-Prot-Zugangsnummer P12643 hinterlegt
und wird nachstehend gezeigt. Die Aminosäuren 1 bis 23 entsprechen der
Signalsequenz, die Aminosäuren
24 bis 282 entsprechen dem Propeptid, und die Aminosäuren 283
bis 396 entsprechen dem reifen Protein. Die Aminosäuresequenz
der Präproform
von BMP7 ist unter der Swiss-Prot-Zugangsnummer P18075 hinterlegt
oder wird in der SEQ ID NO: 2 gezeigt. Die Aminosäuren 1 bis
29 entsprechen der Leader-Sequenz, die Aminosäuren 30 bis 292 entsprechen
der Proform, und die Aminosäuren
293 bis 431 entsprechen dem reifen Protein. Es wird bevorzugt, dass
das BMP2 oder BMP7 sich auf die Präproform, die Proform oder auf
das reife BMP-2- beziehungsweise BMP-7-Peptid bezieht. Darüber hinaus
sind auch Fragmente dieser Proteine mit eingeschlossen, die im Wesentlichen
die gleiche biologische Aktivität
besitzen, vorzugsweise die osteoinduktiven Eigenschaften. Weitere
Sequenzinformationen für
BMP2 und BMP7 werden nachstehend bereitgestellt. Die Aminosäuresequenz
der Proform von BMP2, die als proBMP-2 bezeichnet wird, kann unter
anderem aus der Swiss-Prot-Datenbank unter der Zugangsnummer Pro
BMP2_HUMAN; P12643 erhalten werden und wird auch in der SEQ ID NO:
4 gezeigt. Unter der SEQ ID NO: 5 wird die Aminosäuresequenz
von rhproBMP-2 einschließlich
einer zusätzlichen
His-Markierungssequenz am N-Terminus gezeigt. rhproBMP2 ist die
rekombinante Form des menschlichen pro-BMP-2.
-
Sowohl
rhproBMP-2, das in SEQ ID NO: 4 gezeigt wird, als auch rhproBMP-2
einschließlich
der N-terminalen His-Markierungssequenz, das in SEQ ID NO: 5 gezeigt
wird, können
unter anderem in den beigefügten
Beispielen verwendet werden. Die Beispiele sind jedoch nicht auf
die SEQ ID NO: 4 beziehungsweise 5 beschränkt. Es wird beabsichtigt,
dass die hierin nachstehend angeführten Beispiele auch mit jeder
beliebigen anderen Aminosäuresequenz
ausgeführt
werden können,
die hierin offenbart wird.
-
Ebenfalls
noch stärker
bevorzugt ist das Mitglied der TGF-TGF-β-Familie ein Mitglied der GDF-Unterfamilie.
-
Von
dem Wachstums- und Differenzierungsfaktor (GDF) ist ebenfalls gezeigt
worden, dass er unter anderem an der Induktion und der Remodellierung
von Knochengewebe beteiligt ist. Der Wachstums- und Differenzierungsfaktor
5 (GDF-5), der auch als aus dem Knorpel stammendes morphogenetisches
Protein 1 (CDMP-1) bekannt ist, ist ein Mitglied einer Untergruppe
der BMP-Familie, die auch andere verwandte Proteine umfasst, vorzugsweise
GDF-6 und GDF-7. Die reife Form des Proteins ist ein Homodimer von
27 kDa. Verschiedene in vivo- und in vitro-Untersuchungen zeigen die Rolle von
GDF-5 im Verlauf der Bildung unterschiedlicher morphologischer Merkmale
im Skelett von Säugern.
Mutationen in GDF-5 sind für
Skelett-Abnormalitäten
verantwortlich, einschließlich
der Abnahme der Länge
der langen Knochen der Gliedmaßen
und einer abnormalen Gelenkentwicklung in den Gliedmaßen und
des Sternums (Storm & Kingsley
(1999), Developmental Biology 209, 11–27). Die Aminosäuresequenz
zwischen der Maus und dem Menschen ist hoch konserviert.
-
Vorzugsweise
handelt es sich bei dem Mitglied der GDF-Unterfamilie um GDF-5.
Bei der am stärksten bevorzugten
Ausführungsform
handelt es sich bei GDF-5
um den rekombinanten menschlichen GDF-5 (rhGDF-5), wie er in Einzelheiten
nachstehend beschrieben wird.
-
Die
Aminosäuresequenz
der Präproform
des GDF-5 ist unter der Swiss-Prot-Zugangsnummer P43026 hinterlegt oder
wird in der SEQ ID NO: 3 gezeigt. Die Aminosäuren 1 bis 27 entsprechen der
Leader-Sequenz, die Aminosäuren
28 bis 381 entsprechen der Proform, und die Aminosäuren 382
bis 501 entsprechen dem reifen Protein. Es wird bevorzugt, dass
GDF-5 sich auf die Präproform,
die Proform oder auf das reife GDF-5-Peptid bezieht. Darüber hinaus
sind auch Fragmente des GDF-5 mit eingeschlossen, die im Wesentlichen
die gleiche biologische Aktivität
besitzen, vorzugsweise die osteoinduktiven Eigenschaften. In einer
stärker
bevorzugten Ausführungsform
umfasst das Fragment die Aminosäuren
383 bis 501 der Sequenz, die in der SEQ ID NO: 3 gezeigt wird. Es
wird auch beabsichtigt, dass jede beliebige Kombination der vorstehend erwähnten Mitglieder
der TGF-TGF-β-Famile
in der Lösung
verwendet werden können,
die bei dem Verfahren der Erfindung verwendet wird. Die folgenden
Tabellen zeigen die Aminosäuresequenzen
der Präproformen von
BMP-2, BMP-7 und GDF-5: Präproform
des menschlichen BMP-2 (Swiss-Prot Prim. Zugangs-Nummer P12643),
SEQ ID NO: 1:
-
Referenzen
-
- [1] VON DER NUCLEINSÄURE
ABGELEITETE SEQUENZ
MEDLINE=89072730; PubMed=3201241;
Wozney
J.M., Rosen V., Celeste A.J., Mitsock L.M., Whitters M.J., Kriz
R.W., Hewick R.M., Wang E.A.;
"Novel regulators of bone formation:
molecular clones and activities.";
Science
242:1528–1534(1988).
- [2] RÖNTGEN-KRISTALLOGRAPHIE
(2,7 ANGSTRÖM)
VON 292–396
MEDLINE=99175323;
PubMed=10074410;
Scheufler C., Sebald W., Huelsmeyer M.;
"Crystal structure
of human bone morphogenetic protein-2 at 2.7 A resolution.";
J. Mol. Biol.
287:103–115(1999).
-
Präproform
des menschlichen BMP-7 (Swiss-Prot Prim. Zugangs-Nummer P18075),
SEQ ID NO: 2:
-
Referenzen
-
- [1] VON DER NUCLEINSÄURE
ABGELEITETE SEQUENZ UND TEILSEQUENZ
GEWEBE = Plazenta
MEDLINE=90291971;
PubMed=2357959; Oezkaynak E., Rueger D.C., Drier E.A., Corbett C.,
Ridge R.J., Sampath T.K., Oppermann H.;
"OP-1 cDNA encodes an osteogenic protein
in the TGF-beta family.";
EMBO
J. 9:2085–2093(1990).
- [2] VON DER NUCLEINSÄURE
ABGELEITETE SEQUENZ
MEDLINE=91088608; PubMed=2263636;
Celeste
A.J., Iannazzi J.A., Taylor R.C., Hewick R.M., Rosen V., Wang E.A.,
Wozney J.M.;
"Identification
of transforming growth factor beta family members present in bone-inductive
protein purified from bovine bone.";
Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A.
87:9843–9847(1990).
- [3] RÖNTGEN-KRISTALLOGRAPHIE
(2,8 ANGSTRÖM)
VON 293–431
MEDLINE=96149402;
PubMed=8570652;
Griffith D.L., Keck P.C., Sampath T.K., Rueger
D.C., Carlson W.D.;
"Three-dimensional
structure of recombinant human osteogenic protein 1: structural
paradigm for the transforming growth factor beta superfamily.";
Proc. Natl.
Acad. Sci. U.S.A. 93:878–883(1996).
-
Präproform
des menschlichen GDF-5 (Swiss-Prot Prim. Zugangs-Nummer P43026),
SEQ ID NO: 3:
-
-
Referenzen
-
- [1] VON DER NUCLEINSÄURE
ABGELEITETE SEQUENZ
GEWEBE = Plazenta
MEDLINE=95071375;
PubMed=7980526;
Hoetten G., Neidhardt H., Jacobowsky B., Pohl
J.;
"Cloning
and expression of recombinant human growth/differentiation factor
5.";
Biochem.
Biophys. Res. Commun. 204:646–652(1994).
- [2] VON DER NUCLEINSÄURE
ABGELEITETE SEQUENZ
GEWEBE = Gelenkknorpel
MEDLINE=95050604;
PubMed=7961761;
Chang S., Noang B., Thomas J.T., Vukicevic
S., Luyten F.P., Ryba N.J.P., Kozak C.A., Reddi A.H., Moos M.;
"Cartilage-derived
morphogenetic proteins. New members of the transforming growth factor-beta
superfamily predominantly expressed in long bones during human embryonic
development.";
J.
Biol. Chem. 269:28227–28234(1994).
-
Es
kann sein, dass die vorstehend gezeigten veröffentlichten Sequenzen, wenn
sie aus der Swiss-Prot-Datenbank erhalten werden, einen oder mehrere
Fehler enthalten, wie zum Beispiel einen, der durch Ungenauigkeiten
während
der Sequenzierung verursacht wurde. Als Konsequenz können solche
Sequenzierungsfehler zu einer oder mehreren stillen Mutationen oder
zu einer Veränderung
eines oder mehrerer Codons führen,
die somit eine oder mehrere andere Aminosäuren, als zuvor veröffentlicht,
codieren. Da jedoch die Swiss-Prot-Datenbank, wenn angenommen werden muss,
dass Sequenzierungsfehler aufgetreten sind, auf den neuesten Stand
gebracht wird, können
auch die neuesten Sequenzen von der Swiss-Prot-Datenbank heruntergeholt
werden, und zwar unter der Referenz-Nummer oder unter den entsprechenden
Namen der Polypeptide, wie sie vorstehend angegeben wurden.
-
So
kann zum Beispiel die SEQ ID NO: 3 die folgenden Aminosäureaustausche
in der Proform der Präproform
des menschlichen GDF-5 enthalten: an Position 38 ist die Aminosäure Serin
(S) durch die Aminosäure
Threonin (T) ausgetauscht, an Position 254 der SEQ ID NO: 3 ist
die Aminosäure
Valin (V) durch die Aminosäure
Alanin (A) ausgetauscht, an Position 256 der SEQ ID NO: 3 ist die
Aminosäure
Arginin (R) durch die Aminosäure
Glycin (G) ausgetauscht, an Position 257 der SEQ ID NO: 3 ist die
Aminosäure
Serin (S) durch die Aminosäure
Glycin (G) ausgetauscht, an Position 258 der SEQ ID NO: 3 ist die
Aminosäure
Arginin (R) durch die Aminosäure
Glycin (G) ausgetauscht, an Position 276 ist die Aminosäure Alanin
(A) durch die Aminosäure
Serin (S) ausgetauscht und an Position 321 der SEQ ID NO: 3 ist
die Aminosäure
Threonin (T) durch die Aminosäure
Alanin (A) ausgetauscht. Die so erhaltene Aminosäuresequenz, in der die vorstehend
erwähnten
Aminosäureaustausche
auftreten können,
wird in der SEQ ID NO: 6 gezeigt. Dies sollte so verstanden werden,
dass ein oder mehrere Aminosäureaustausche
in der Proform der Aminosäuresequenz
der Präproform von GDF-5,
die in der SEQ ID NO: 3 gezeigt wird, die physiologische Funktion
oder Funktionen von GDF-5 nicht umwandelt, verändert oder vernichtet. Im Zusammenhang
mit der vorliegenden Anmeldung wird beabsichtigt, dass die SEQ ID
NO: 6 in Verbindung mit den Mitteln und den Verfahren der vorliegenden
Erfindung ebenfalls verwendet werden kann.
-
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der Erfindung ist die Vorrichtung frei von toxischen
Stoffen.
-
Der
Begriff „toxische
Stoffe" umfasst
bevorzugt diejenigen toxischen organischen Lösungsmittel und Zusätze, die
bei den im Fachgebiet beschriebenen Verfahren verwendet werden,
wie z. B. Acetonitril oder Chromschwefelsäure. Diese Stoffe können Entzündungen
und andere Reaktionen nach der Implantation der Vorrichtungen, die
diese Stoffe enthalten, verursachen. Diese Vorrichtungen sind aufgrund
dieser unerwünschten
Nebenwirkungen, die bei den Beschichtungsverfahren und bei einigen
der Verfahren zur Oberflächenbehandlung,
wie sie im Fachgebiet beschrieben sind, nicht vermieden werden können, therapeutisch
weniger verträglich.
Darüber
hinaus erfordern die internationalen Richtlinien für die Entwicklung
von therapeutischen Proteinen, dass bei dem Herstellungsverfahren
schädliche
und toxische Stoffe vermieden werden sollten (für Einzelheiten vergleiche mit:
International Conference on Harmonisation (ICH), Thema Q3C; www.emea.eu.int/).
Die Vorrichtung der vorliegenden Erfindung oder eine Vorrichtung,
die durch das Verfahren der vorliegenden Erfindung erhalten werden
kann, ist jedoch vorteilhafterweise frei von toxischen Stoffen und daher
therapeutisch sehr gut verträglich,
und sie erfüllt
die Forderungen der regulierenden Behörden.
-
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der Erfindung erlaubt die Lösung das Auflösen des
Proteins über
einen Zeitraum, der für
eine homogene Beschichtung der Metalloberfläche des Trägers ausreicht.
-
Der
Begriff „Lösung, die
das Auflösen
des Proteins über
einen Zeitraum erlaubt, der für
eine homogene Beschichtung der Metalloberfläche des Trägers ausreicht", bezieht sich auf
eine Lösung,
in der die osteoinduktiven Proteine effizient aufgelöst werden
können.
Homogene Beschichtung bedeutet, dass die Oberfläche des Trägers mit dem osteoinduktiven
Protein nach der Behandlung mit der Lösung vollständig beschichtet ist. Eine homogene
Beschichtung ist dadurch charakterisiert, dass im Wesentlichen identische
Mengen an Protein in wirklich jedem Bereich der Oberfläche des
Trägers
vorliegen. Die homogene Beschichtung ist eine Vorbedingung für die effiziente
Freisetzung sowie die homogene Verteilung und Aktivität des osteoinduktiven
Proteins in das bzw. dem Gewebe, das den Ort der Implantation umgibt.
Darüber
hinaus sollte dies so verstanden werden, dass die osteoinduktiven
Proteine nicht aggregiert vorliegen und nicht teilweise oder vollständig aufgrund einer
Präzipitatbildung
oder einer Mikropräzipitatbildung
inaktiviert werden, sondern durch die homogene Beschichtung soll
vielmehr eine Anheftung von biologisch aktiven und nicht aggregierten
Proteinen erreicht werden. Die homogene Beschichtung kann durch
das Verfahren der vorliegenden Erfindung erreicht werden, wie es
in den begleitenden Beispielen beschrieben wird. Des Weiteren werden
Mittel und Verfahren für
die Kontrolle des homogenen Beschichtungsvorganges sowie für die Quantifizierung
und die Charakterisierung des immobilisierten Proteins in den begeleitenden
Beispielen beschrieben. Die Lösung
kann durch Fachleute auf Grundlage der Löslichkeit des osteoinduktiven
Proteins, die von dem pH-Wert, der Ionenstärke und dem Einfluss des Trägers auf
diese Parameter nach dem Inkontaktbringen des Trägers mit der Lösung abhängig ist, zusammengestellt
werden. Gemäß der vorliegenden
Erfindung wurde herausgefunden, dass eine geeignete Lösung für das Verfahren
der vorliegenden Erfindung nur Bestandteile umfasst, die den Oxidationszustand
des osteoinduktiven Proteins nicht beeinflussen. So können zum
Beispiel Saccharide wie z. B. Saccharose oder Trehalose (für Einzelheiten
vergleiche mit Beispiel 9), die oft als Excipienten in Proteinformulierungen
verwendet werden (als Stabilisatoren oder als Massenmittel), für den Beschichtungsvorgang
nicht verwendet werden, da sie die Bindung des Proteins an die Metalloberfläche vermindern.
Andere Bestandteile, die vermieden werden sollten, werden in den
begleitenden Beispielen nachstehend beschrieben.
-
Gemäß dem Verfahren
der vorliegenden Erfindung erlaubt die Lösung eine Konzentration des
osteoinduktiven Proteins von mehr als 0,5 mg/ml, bevorzugt von mehr
als 2 mg/ml und am stärksten
bevorzugt von mehr als 3 mg/ml.
-
Ebenfalls
bevorzugt wird ein Verfahren, bei dem die Lösung einen sauren pH-Wert aufweist.
-
Der
Begriff „schwache
Säure" bezieht sich auf
organische oder anorganische Verbindungen, die mindestens ein ionogen
gebundenes Wasserstoffatom enthalten. Schwache Säuren sind im Fachgebiet wohlbekannt
und werden in Standardwerken wie z. B. in Römpp, Lexikon der Chemie beschrieben.
Vorzugsweise besitzen diese schwachen Säuren einen geringen Dissoziationsgrad
und werden durch pK-Werte zwischen 3 und 7, bevorzugt zwischen 4
und 6, beschrieben.
-
Am
stärksten
bevorzugt enthält
die saure Lösung
HCl, Essigsäure,
Zitronensäure
und/oder Bernsteinsäure.
-
In
einer weiteren, am stärksten
bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens dieser Erfindung beträgt die Konzentration der Säure weniger
oder gleich 100 mMol/l, bevorzugt weniger als 50 mMol/l, noch stärker bevorzugt
weniger als 25 mMol/l und am stärksten
bevorzugt weniger als 15 mMol/l.
-
In
einer weiteren, am stärksten
bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens dieser Erfindung wird die Lösung mit einem inerten Gas
gesättigt,
am stärksten
bevorzugt mit Stickstoff, Argon oder Helium. Bei dieser am stärksten bevorzugten
Ausführungsform
wird das Verfahren der Erfindung in einem Raum mit kontrollierter
Atmosphäre,
Feuchtigkeit und Temperatur und einer definierten Atmosphärenaustauschrate
durchgeführt.
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft weiterhin eine Vorrichtung, die durch
das Verfahren der vorliegenden Erfindung erhalten werden kann.
-
Die
Definitionen und die Erklärungen
der Begriffe, die vorstehend im Zusammenhang mit den Verfahren der
vorliegenden Erfindung gegeben wurden, gelten mutatis mutandis auch
für die
Vorrichtungen, die nachstehend beschrieben werden.
-
Die
Vorrichtung ist durch die Eigenschaften charakterisiert, die durch
die vorstehend erwähnten
Verfahren beigetragen wurden. Insbesondere umfasst die Vorrichtung
ein osteoinduktives Protein, mit dem eine poröse oder nicht poröse Metall-
oder Metalllegierungsoberfläche
der Vorrichtung homogen beschichtet wurde, wobei sich der Oxidationszustand
des osteoinduktiven Proteins im Vergleich zu dem osteoinduktiven
Protein, das nicht zur Beschichtung der Metall- oder Metalllegierungsoberfläche verwendet
wurde, nicht signifikant erhöht
hat. Bevorzugte Vorrichtungen werden in den begleitenden Beispielen
in Einzelheiten beschrieben.
-
Die
Erfindung schließt
ein Arzneimittel mit ein, welches die Vorrichtung der Erfindung
umfasst oder eine Vorrichtung umfasst, die durch das Verfahren der
Erfindung erhalten werden kann.
-
Die
Definitionen und die Erklärungen
der Begriffe, die vorstehend im Zusammenhang mit den Verfahren und
den Vorrichtungen der vorliegenden Erfindung gegeben wurden, gelten
mutatis mutandis für
die Arzneimittel, die hierin beschrieben werden.
-
Die
Erfindung umfasst auch die Verwendung einer Vorrichtung der Erfindung
oder einer Vorrichtung, die durch das Verfahren der vorliegenden
Erfindung erhalten werden kann, für die Herstellung eines Arzneimittels,
das für
eine beschleunigte Osteointegration und Knochenneubildung verwendet
werden soll. Die Definitionen der Begriffe, auf die vorstehend Bezug
genommen wurde, gelten mutatis mutandis für die vorstehend erwähnte Verwendung
der vorliegenden Erfindung und diejenigen, die nachstehend beschrieben
werden.
-
Der
Begriff „Osteointegration
und Knochenneubildung" beschreibt,
dass Knochen die Fähigkeit
besitzen, neue Knochen um das Implantat zu bilden und das Implantat
zu integrieren. Integration bedeutet die Anheftung von Knochenzellen
an die Oberfläche
des Implantats, die zu einer festen und dauerhaften Verankerung
der Prothese-Neukonstruktion unter funktioneller Belastung ohne
Schmerzen, Entzündungen
oder Lockerung führt.
-
Noch
bevorzugter wird die beschleunigte Osteointegration und die Knochenneubildung
für die
Behandlung von traumatischen, bösartigen
oder künstlichen
Defekten, für
die Behandlung von Zahndefekten oder für die Behandlung des Hüft-, Ellenbogen-,
Rückgrat-,
Knie-, Finger- oder Fuß-Gelenks
durchgeführt.
-
Die
Symptome der Erkrankungen und Störungen,
auf die hierin vorstehend Bezug genommen wurde, werden in Einzelheiten
in den Standard-Lehrbüchern
der Medizin beschrieben, wie z. B. in Pschyrembel und in Stedman.
-
Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung befindet sich auch ein Verfahren
für die
Behandlung einer oder mehrerer der Krankheiten, auf die gemäß den Verwendungszwecken
der vorliegenden Erfindung Bezug genommen wird, wobei das Verfahren
zumindest den Schritt der Verabreichung der Vorrichtung der Erfindung oder
einer Vorrichtung, die durch das Verfahren der Erfindung erhalten
werden kann, in einer pharmazeutisch verträglichen Form an ein Individuum
umfasst. Bevorzugt handelt es sich bei dem Individuum um einen Menschen.
-
Schließlich betrifft
die Erfindung ein Kit, das die Vorrichtung der Erfindung umfasst
oder eine Vorrichtung, die durch das Verfahren der Erfindung erhalten
werden kann.
-
Die
Definitionen und die Erklärungen
der Begriffe, die vorstehend im Zusammenhang mit den Verfahren,
den Vorrichtungen, den Arzneimitteln und den Verwendungen der vorliegenden
Erfindung gegeben wurden, gelten mutatis mutandis für den Kit,
der hierin beschrieben wird.
-
Die
Bestandteile des Kits der Erfindung können individuell in Gefäßen oder
in anderen geeigneten Mitteln verpackt sein, und zwar in Abhängigkeit
von dem entsprechenden Bestandteil oder in Kombination mit geeigneten
Behältern
oder Mehrfachbehältern.
Die Herstellung des Kits erfolgt bevorzugt durch Standardverfahren,
die den Fachleuten bekannt sind. Die Vorrichtung wird bevorzugt
in einem Behälter
oder in einem Gefäß unter
einer sauerstofffreien Atmosphäre
verpackt wie z. B. unter einer inerten Gasatmosphäre, bevorzugt
besteht diese aus Stickstoff.
-
Die
Figuren zeigen:
-
1:
Prozentsatz an oxidiertem rhGDF-5 nach der Extraktion mit 10 mMol/l
HCl.
-
2:
Fluoreszenzfärbung
einer Metallplatte, die mit rhGDF-5 in 10 mM HCl beschichtet wurde.
-
3:
Fluoreszenzfärbung
einer Metallplatte, die mit rhGDF-5 in PBS beschichtet wurde.
-
4:
Fluoreszenzfärbung
einer Metallplatte, die mit 10 mMol/l HCl beschichtet wurde.
-
5:
Fluoreszenzfärbung
einer unbeschichteten Metallplatte.
-
6:
Freisetzung von rhGDF-5 von vorbehandelten Titanoberflächen. Zusammenfassung
der Ergebnisse, die durch einen ELISA bestimmt wurden.
-
7:
Beschichtung von Titanoberflächen
mit rhGDF-5-Lösungen
mit und ohne Saccharose.
-
8:
Prozentsatz an oxidiertem rhGDF-5 nach der Extraktion von vorbehandelten
Platten bei Raumtemperatur.
-
9:
Prozentsatz an oxidiertem rhGDF-5 nach der Extraktion von vorbehandelten
Platten bei 4°C.
-
10:
Zunahme an modifiziertem rhproBMP-2 nach dem Beschichten und der
Extraktion im Vergleich zur Beschichtungslösung.
-
Die
Erfindung wird nun durch Bezugnahme auf die folgenden biologischen
Beispiele beschrieben, die nur der Erläuterung dienen und nicht als
Einschränkung
des Rahmens der vorliegenden Erfindung ausgelegt werden dürfen.
-
Beispiel 1: Quantifizierung
von rhGDF-5 mittels RP-HPLC
-
Die
Menge an rhGDF-5 wird durch eine Umkehrphasen-HPLC-Analyse bestimmt.
Die Probe wird auf eine Poros-C8-18-Säule (R2/10, 21 × 30 mm)
aufgetragen, die mit 0,1% Ameisensäure und 21% Acetonitril äquilibriert
worden war. Nach dem Waschen der Säule erfolgt die Elution mit
0,1% Ameisensäure
und einem Gradienten von 21 bis 84% Acetonitril (Durchflussrate:
0,4 ml/min). Die Elution wird durch die Messung der Extinktion bei
220 nm überwacht.
Die Quantifizierung erfolgt über
den Peak und die Verwendung einer Standardkurve, die kurz zuvor
aufgenommen wurde.
-
Beispiel 2: Extraktion
und Quantifizierung des gebundenen Proteins
-
Das
Protein wurde durch die Inkubation des beschichteten Körpers zuerst
mit PBS 1 h bei Zimmertemperatur extrahiert. Anschließend wurde
der beschichtete Körper
3 h bei Zimmertemperatur in 10 mMol/l HCl inkubiert. Nach dem Einstellen
der PBS-Probe auf den pH-Wert 2 wurden die PBS- und die HCl-Lösung, die den
extrahierten Knochen-Wachstumsfaktor enthielten, über RP-HPLC,
wie in Beispiel 1 beschrieben, analysiert.
-
Beispiel 3: Quantifizierung
von löslichen
Aggregaten in Lösungen,
die das extrahierte Protein enthielten
-
Die
Menge an löslichen
Aggregaten in den Proben, die das extrahierte Protein enthielten,
wurde durch Größenausschluss-Chromatographie
bestimmt. Die Säule
(TSK 3000) wurde mit 50 mMol/l Essigsäure, 50 mMol/l Phosphorsäure, NaOH,
pH-Wert 3,0 äquilibriert.
-
Die
Elution wird durch UV-Nachweis bei 220 nm überwacht. Die Quantifizierung
erfolgt über
das Verhältnis
der Peakfläche
des Aggregats zur gesamten Peakfläche.
-
Beispiel 4: Bestimmung
von chemischen Modifikationen des extrahierten Proteins
-
Die
Menge an chemischen Modifikationen, d. h. die Oxidation des Knochen-Wachstumsfaktors
in Lösungen,
die das extrahierte Protein enthielten, wurde über RP-HPLC bestimmt. Die Probe
wird auf eine Vydak-C8-18-Säule
(2 × 250
mm) aufgetragen, die zuvor mit 0,15% TFA, 20% Acetonitril äquilibriert
worden war. Nach dem Waschen der Säule erfolgt die Elution des
Knochen-Wachstumsfaktors mit 0,1% TFA und einem Stufen-Gradienten
von 20% bis 84% Acetonitril (Durchflussrate: 0,3 ml/min). Die Elution
wird durch Messen der Extinktion bei 220 nm überwacht. Die Quantifizierung
erfolgt über
das Verhältnis
der Peakfläche
der modifizierten Spezies zu der gesamten Peakfläche.
-
Beispiel 5: Beschichtung
und Freisetzung von Ti6Al4V mit dem Knochen-Wachstumsfaktor
-
rhGDF-5
kann nach dem Beschichtungs-Freisetzungs-Zyklus bei der Verwendung
von Titanplatten als Oberfläche
zu einem signifikanten Ausmaß oxidiert
werden. Hier beschreiben wir ein Verfahren und eine Vorrichtung
für das
Beschichten, das die Oxidation des Proteins während der Beschichtungsprozedur
vermeidet.
-
Vorrichtung für die Beschichtung
von Titan oder Titanlegierungen mit dem Knochen-Wachstumsfaktor:
-
Der
Beschichtungsvorgang wird unter einer inerten Gasatmosphäre durchgeführt, um
Sauerstoff auszuschließen.
Um diese Bedingungen zu erreichen, wird eine Kammer verwendet. Die
Kammer besteht aus einem hermetisch abgeschlossen Raum mit einem
kontinuierlichen durchfließenden
Strom aus inertem Gas, wie z. B. N2-Gas.
In der Kammer wird ein schwacher Überdruck aufrechterhalten.
Die Materialien, die für
den Beschichtungsvorgang benötigt
werden, werden in die Kammer durch eine gasundurchlässige Schleuse
transportiert. Die Kammer erlaubt einen manuellen sowie eine automatisierten
Beschichtungsvorgang. Für
die Definierung und die Standardisierung des Beschichtungsvorgangs
wird die relative Feuchtigkeit in der Kammer überwacht und eingestellt.
-
Beschichten:
-
Die
Titanplatten wurden gereinigt, mit entmineralisiertem Wasser gewaschen
und getrocknet. Die Titanplatten wurden mit 60 μg rhGDF-5 beschichtet. Jede
Platte wurde flach in eine Schale gelegt und mit rhGDF-5-Lösung auf
einer Seite der Metallplatte beschichtet. Das Beschichten wurde
unter N2-Gas-Atmosphäre in der wie vorstehend beschriebenen
Kammer und bei einer Temperatur von 0°C bis 4°C durchgeführt. Nach dem Beschichten wurde
die Platte unter den entsprechenden Bedingungen 30 Minuten unter
Vakuum getrocknet.
-
Extraktion:
-
Der
rhGDF-5 wurde zuerst in PBS inkubiert, um annähernd physiologische Bedingungen
zu simulieren. Um die Proben so gut wie möglich sauerstofffrei zu halten,
wurde die PBS-Lösung
mit N2-Gas bei den entsprechenden Proben
gesättigt.
-
Nach
der Inkubation in PBS wurden die Platten 3 h in 10 mMol/l HCl bei
der entsprechenden Temperatur inkubiert. Der rhGDF-5 in den extrahierten
Lösungen
wurde durch RP-HPLC quantifiziert (vergleiche mit Beispiel 1). Die
Menge an oxidiertem rhGDF-5 wurde ebenfalls mittels RP-HPLC bestimmt
(vergleiche mit Beispiel 4).
-
Um
in der Lage zu sein, Proben, die, wie vorstehend beschrieben, beschichtet
und extrahiert worden waren, vergleichen zu können, wurde das gleiche Verfahren
bei Raumtemperatur und unter Sauerstoff-Atmosphäre durchgeführt.
-
-
Die
in den hier beschriebenen Experimenten untersuchten Parameter haben
einen Einfluss auf die Menge an oxidiertem rhGDF-5 nach der Extraktion
von den Titanplatten: Proben, die in Gegenwart von Luftsauerstoff
bei Raumtemperatur beschichtet worden waren, weisen eine Menge an
oxidiertem rhGDF-5 von 10,0% ± 1,6%
auf, wie in Tabelle 1 und in 1 gezeigt
wird.
-
Die
Proben, die bei 4°C
und unter N2-Gas bearbeitet worden waren,
weisen nach der Extraktion 5,6% ± 0,6% an oxidiertem rhGDF-5
auf. Verglichen mit der rhGDF-5-Hauptlösung (bulk) weisen die bei
4°C und unter
N2-Gas bearbeiteten Proben keinen signifikanten
Unterschied in der Menge an oxidiertem rhGDF-5 auf (4,7% ± 0%).
-
Beispiel 6: Bestimmung
der Homogenität
der Beschichtung mit dem Knochen-Wachstumsfaktor
auf Titanoberflächen
durch Fluoreszenz-Mikroskopie
-
Wir
untersuchten die Beschichtungsdichte des Knochen-Wachstumsfaktors
auf dem Titankörper
unter Verwendung eines Fluoreszenz-Markers für Proteine. Der Nachweis erfolgte
durch Fluoreszenz-Mikroskopie.
-
Beschichten:
-
Eine
Platte wurde flach in eine Schale gelegt und mit 10 μl einer Lösung von
6,18 mg/ml rhGDF-5 in 10 mMol/l HCl auf einer Seite der Metallplatte
beschichtet. Eine zweite Platte wurde mit 10 μl 10 mMol/l HCl beschichtet.
Die Platten wurden 30 Minuten unter Vakuum getrocknet. Eine dritte
Platte wurde nicht beschichtet und als Leerprobe verwendet. Darüber hinaus
wurde eine Platte mit einer Lösung
von 6,0 mg/ml rhGDF-5 in PBS beschichtet.
-
Fluoreszenzfärbung des
Proteins:
-
2,3 μl einer 10
mMol/l-Lösung
von Alexa FluorTM 488 wurden zu 1 ml einer
0,15 M NaHCO3-Lösung gegeben. Die 3 Metallplatten
wurden in 1 ml des Fluoreszenzfarbstoff-Gemisches 4 Stunden bei
Raumtemperatur im Dunkeln inkubiert. Das Verhältnis Protein : Fluorophor
betrug 1:10. Die als Leerprobe verwendete Platte wurde nur 20 Minuten
inkubiert. Nach der Inkubation wurden die Platten ausgiebig mit
entmineralisiertem Wasser gewaschen und 15 Minuten unter Vakuum
im Dunkeln getrocknet.
-
Das
Fluoreszenzsignal wurde mittels Fluoreszenz-Mikroskopie nachgewiesen
und durch eine bildgebende Software dokumentiert.
-
In
der 2 kann die Fläche,
die mit dem rhGDF-5 beschichtet worden war, durch Fluoreszenz-Mikroskopie
deutlich nachgewiesen werden. Dies bedeutet, dass der Fluoreszenzmarker
an das Protein gebunden hat. Im Gegensatz dazu, zeigt 3 die
Bedeutung des Lösungsmittels
für den
rhGDF-5, da eine Beschichtungslösung,
die PBS enthält,
zu einer inhomogenen Verteilung des Proteins und zu Proteinflecken
führt.
-
Um
Artefakte auszuschließen,
wird in 4 die mit 10 mMol/l HCl beschichtete
Platte gezeigt. 10 mMol/l HCl ist das Lösungsmittel für den rhGDF-5
in Lösung.
-
Um
alle möglichen
Wirkungen des Lösungsmittels
auszuschließen,
stellten wir auch eine leere Platte her, die nicht mit dem rhGDF-5
oder mit 10 mMol/l HCl beschichtet, aber ebenfalls mit dem Fluoreszenzmarker Alexa
FluorTM 488 inkubiert wurde (5).
-
Die
Abbildungen zeigen deutlich, dass nur der rhGDF-5 durch den Fluoreszenzmarker
angefärbt
wurde. Weiterhin ist die Verteilung des Proteins auf der Oberfläche regulär, wenn
das verwendete Lösungsmittel 10
mMol/l HCl ist.
-
Beispiel 7: Langzeit-in
vitro-Freisetzung des Knochen-Wachstumsfaktors von vorbehandelten
Titan-Oberflächen
-
Wir
entwickelten ein Verfahren für
das Beschichten des Knochen-Wachstumsfaktors
auf Titan-Oberflächen.
Nach einer standardisierten Extraktion waren wir in der Lage, das
Protein auf Aggregate (Beispiel 3) und die Menge an oxidiertem Knochen-Wachstumsfaktor
(Beispiel 4) zu untersuchen und waren auch in der Lage, das extrahierte
Protein zu quantifizieren (Beispiel 1). In dem hier beschriebenen
Experiment bestimmten wir die Freisetzungs-Kinetik des Knochen-Wachstumsfaktors
durch Inkubation beschichteter Titanplatten in Zellkulturmedium über 30 Tage.
Um physiologische Bedingungen und Stoffwechselaktivität zu simulieren, tauschten
wir das Medium alle 48 Stunden aus und quantifizierten die Menge
an freigesetztem Protein durch ELISA.
-
Beschichten:
-
Die
Probe wurde, wie in Beispiel 5 beschrieben, beschichtet.
-
30 Tage-Freisetzung:
-
Die
Platte wurde in 6 ml Freisetzungs-Medium: 89% αMEM, 1% Penicillin, Streptomycin,
10% FCS 30 Tage bei 4°C
inkubiert. Die Proben wurden ständig
in einem Mischgerät
gerollt. Nach jeweils 48 Stunden Inkubation wurde der Überstand
entnommen und bei –70°C eingefroren
aufbewahrt. Ein Volumen von 6 ml frischem Medium wurde den Freisetzungs-Proben
zugegeben.
-
Das
freigesetzte Protein in den Proben wurde durch einen ELISA mit dem
Knochen-Wachstumsfaktor quantifiziert. Die Vertiefungen einer Platte
mit 96 Vertiefungen werden mit einem monoclonalen Antikörper gegen
den rhGDF-5 beschichtet. Nach dem Waschen der Platte mit PBS, das
0,05% Tween 20 enthielt, und dem Blockieren mit SuperBloc-Lösung (Pierce,
Katalog-Nr. 37515) werden die den rhGDF-5 enthaltenden Proben hinzugefügt, und
dann wird die Platte 60 Minuten bei Zimmertemperatur inkubiert.
Nach dem Waschen der Proben (vergleiche mit dem Vorstehenden) wird
ein zweiter, biotinylierter Antikörper gegen den rhGDF-5 hinzu gegeben,
und die Proben werden 60 Minuten bei Zimmertemperatur inkubiert.
Nach einem Waschschritt wird ein Streptavidin-Peroxidase-Komplex
zugefügt
und die Proben werden weitere 60 Minuten bei Zimmertemperatur inkubiert.
Anschließend
werden die Vertiefungen mit PBS, das 0,05% Tween 20 enthält, gewaschen,
und die Menge an gebundener Peroxidase wird unter Verwendung von
BM Blue-POD-Substrat
(Roche Diagnostics, Katalog-Nr. 148428) quantifiziert. Die Nachweis-Wellenlänge ist
450 nm, die Referenz-Wellenlänge
ist 630 nm. Die Menge an rhGDF-5
wird unter Verwendung einer rhGDF-5-Standardkurve berechnet.
-
Die
Ergebnisse der Freisetzung des Knochen-Wachstumsfaktors, die durch
den ELISA bestimmt wurden, sind in der Tabelle 2 und in der
6 zusammengefasst.
Die Menge an freigesetztem Protein nach 30 Tagen, die durch den
ELISA bestimmt wurde, beträgt
100,4% ± 0,8%. Tabelle
2:
-
Beispiel 8: Beschichten
und Extrahieren von Titan oder Titan-Legierungen mit dem rhBMP-5
-
Hier
untersuchten wir das Verhalten des rhBMP-2 im Verlauf des Beschichtungs-Extraktions-Vorganges.
Das rhBMP-2 ist ähnlich
wie der rhGDF-5 ein weiteres Mitglied der TGF-β-Proteinfamilie.
-
Beschichten:
-
Die
Platten wurden flach in eine Schale gelegt und mit 10 μl einer 6,0
mg/ml-Lösung entweder
des Knochen-Wachstumsfaktors oder des rhBMP-2 auf einer Seite der
Platte beschichtet. Alle Platten wurden 30 Minuten unter Vakuum
getrocknet.
-
Extraktion:
-
Alle
Platten wurden 1 h bei Raumtemperatur mit PBS extrahiert. Dann wurden
die Platten, die mit dem Knochen-Wachstumsfaktor und mit rhBMP-2
beschichtet worden waren, 3 Stunden in 10 mmol/l HCl inkubiert. Die
Ergebnisse der vorstehend beschriebenen Experimente sind in Tabelle
3 zusammengefasst. Tabelle
3:
-
Im
Verlauf der Inkubation in PBS wurde kein rhBMP-2 extrahiert. Von
dem rhGDF-5 wurden 8,8% in PBS extrahiert.
-
Die
Ergebnisse deuten darauf hin, dass Proteine, die zu der TGF-β-Proteinfamilie gehören, an
Metalloberflächen
binden und (fast) vollständig
mit 10 mmol/l HCl nach einer Inkubation in PBS extrahiert werden können.
-
Beispiel 9: Beschichten
von Titan oder Titan-Legierungen mit dem Knochen-Wachstumsfaktor in Gegenwart von Saccharose
-
Hier
beschreiben wir das Beschichten von Titanoberflächen mit einer rhGDF-5-Lösung mit
10% Saccharose. Zum Vergleich beschichteten wir Titanoberflächen mit
dem Knochen-Wachstumsfaktor in 10 mMol/l HCl.
-
Die
Titanplatten wurden mit entmineralisiertem Wasser gewaschen, getrocknet
und mit 40 μg
Knochen-Wachstumsfaktor in 10 mMol/l HCl beziehungsweise mit 40 μg Knochen-Wachstumsfaktor
in 10% Saccharose, 10 mMol/l HAc und 5 mMol/l HCl beschichtet.
-
Anschließend wurde
das Titanmaterial in PBS 1 h bei Zimmertemperatur gewaschen. Dann
wurde das Protein durch 3 h Inkubation in 100 mMol/l HCl bei Zimmertemperatur
extrahiert. Der Proteingehalt aller Lösungen wurde durch Quantifizierung
mittels RP-HPLC bestimmt. Vor der Quantifizierung wurde die PBS-Lösung auf einen pH-Wert von
2 eingestellt, um die Löslichkeit
des Knochen-Wachstumsfaktors
zu erhöhen.
-
Bei
den hierin beschriebenen Experimenten wurden zwei unterschiedlich
beschichtete Metallstücke hergestellt:
Titanplatten,
die mit Lösungen
des Knochen-Wachstumsfaktors mit oder ohne 10% Saccharose beschichtet worden
waren. Die Ergebnisse des Beschichtungs- und des Extraktionsverfahrens sind
in Tabelle 4 zusammengefasst.
-
-
Es
gibt einen signifikanten Unterschied bei dem Beschichten von Titanplatten
mit den Knochen-Wachstumsfaktor-Lösungen mit oder ohne 10% Saccharose.
Aus der Probe, die Saccharose enthielt, wurden 32,5% des Proteins
gewonnen, aus der Probe ohne Saccharose wurden 70,3% des Knochen-Wachstumsfaktors
gewonnen (vergleiche mit 7).
-
Bei
den vorstehend beschriebenen Experimenten wollten wir die Anwesenheit
von Saccharose in der Beschichtungslösung auf die Bindung des Knochen-Wachstumsfaktors
an Metalloberflächen
bewerten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Gesamtgewinnung signifikant
niedriger ist als die Gewinnung des Knochen-Wachstumsfaktors nach dem Beschichten
ohne Saccharose.
-
Beispiel 10: Beschichten
und Freisetzen von Ti6Al4V-Knochen-Wachstumsfaktor – Einfluss von Reduktionsmitteln
-
A) Einfluss von Reduktionsmitteln
in der Beschichtungslösung:
-
Um
die Proteinoxidation des Proteins während des Beschichtungs- und
Extraktions-Zyklus zu vermeiden, schlossen wir Reduktionsmittel
in die Beschichtungslösung
mit ein: wir fügten
10 mMol/l der folgenden Verbindungen oder Kombinationen davon der
Knochen-Wachstumsfaktor-Beschichtungslösung zu:
10 μl Probe 1
(Leerprobe): 5,04 mg/ml Knochen-Wachstumsfaktor in 10 mMol/l HCl
12 μl Probe 2:
10 mMol/l EDTA + 3,94 mg/ml Knochen-Wachstumsfaktor
10 μl Probe 3:
10 mMol/l Met + 4,54 mg/ml Knochen-Wachstumsfaktor
10 μl Probe 4:
10 mMol/l Na2SO3 +
4,54 mg/ml Knochen-Wachstumsfaktor
11 μl Probe 5: 10 mMol/l Met + 10
mMol/l EDTA + 3,84 mg/ml Knochen-Wachstumsfaktor
11 μl Probe 6:
10 mMol/l EDTA + 10 mMol/l Na2SO3 + 3,84 mg/ml Knochen-Wachstumsfaktor
und führten das
Beschichten, wie in Beispiel 5 beschrieben, durch.
-
Extraktion:
-
Zuerst
wurde der Knochen-Wachstumsfaktor 1 h bei Zimmertemperatur mit PBS
extrahiert (die Inkubation in PBS stellt eine Simulierung der physiologischen
Situation im Körper
dar). Anschließend
wurden die Platten 3 h mit 10 mMol/l HCl extrahiert. Der Knochen-Wachstumsfaktor
in den Extraktionslösungen
jeder Probe wurde mittels RP-HPLC quantifiziert, wie in Beispiel
1 beschrieben. Die Menge an oxidiertem Protein wurde, wie in Beispiel
4 beschrieben, bestimmt. Die Ergebnisse der vorstehend beschriebenen
Experimente sind in der Tabelle 5 zusammengefasst. Tabelle
5:
- *) Nach der HCl-Extraktion wurde durch
Quantifizierung mittels HPLC kein Protein nachgewiesen
-
Die
Rückgewinnung
lag bei allen Proben zwischen 50% und 82%. Das Protein konnte in
allen Proben mit PBS extrahiert werden, außer bei derjenigen, die Na2SO3 enthielt. Die
Menge an oxidierten Spezies wurde in den Proben, die mit PBS extrahiert
worden waren, sowie in den Proben, die mit HCl extrahiert worden
waren, bestimmt. Die Menge an oxidierten Spezies liegt zwischen
8% und 23%.
-
Als
Schlussfolgerung lässt
sich sagen, dass ein Verfahren, das Reduktionsmittel in der Beschichtungslösung verwendet,
nicht das Verfahren der Wahl ist, um eine Oxidation des Knochen-Wachstumsfaktors
zu vermeiden. Entweder ist die Gesamt-Rückgewinnung niedrig oder das
Protein wird in hohem Maße
bereits mit PBS extrahiert oder die Menge an oxidiertem Knochen-Wachstumsfaktor ist
signifikant hoch. Daher sind andere Verfahren nötig, um die Oxidation des Knochen-Wachstumsfaktors
während
des Beschichtungs- und Extraktions-Zyklus zu vermeiden.
-
B) Vollsaugen der Oberfläche mit
Reduktionsmitteln vor dem Beginn des Beschichtungsvorganges:
-
Wir
beschrieben den Einfluss von Reduktionsmitteln in der Beschichtungslösung. Hier
vergleichen wir die Wirkung unterschiedlicher Reduktionsmittel nach
der Inkubation vorbehandelter Metallplatten über 24 h in einer Lösung, die
das entsprechende Reduktionsmittel enthielt. Anschließend wurde
der Beschichtungs- und Extraktionsvorgang bei zwei unterschiedlichen
Temperaturen durchgeführt.
-
Alle
Proben wurden in einer 10 mMol/l-Lösung der folgenden reduzierenden
Agenzien inkubiert: Thiocarbamid, Ascorbinsäure, Natriumsulfit, Cystein,
Methionin, Mercaptoethanol.
-
Nach
24 h Inkubation wurden die Platten mit entmineralisiertem Wasser
gewaschen und 15 Minuten unter Vakuum bei Raumtemperatur getrocknet.
-
Alle
Platten wurden flach in eine Schale gelegt und mit 10 μl einer Lösung von
6,95 mg/ml rhGDF-5 auf einer Seite der Metallplatte beschichtet.
Die eine Hälfte
der Platten wurde unter Vakuum bei 4°C getrocknet, die andere Hälfte der
Platten wurde unter Vakuum bei Zimmertemperatur getrocknet.
-
Die
Beschichtungs- und die Extraktions-Prozedur wurden bei 4°C und bei
Zimmertemperatur durchgeführt.
Zuerst wurde der rhGDF-5 mit PBS 1 h bei Zimmertemperatur extrahiert.
Dann wurden die Platten 3 h in 10 mMol/l HCl inkubiert. Der rhGDF-5
in den Extraktionslösungen
jeder Probe wurde durch RP-HPLC quantifiziert
(Beispiel 1). Anschließend
wurde die Menge an oxidierten Spezies durch RP-HPLC bestimmt (Beispiel
4).
-
In
Tabelle 6 sind die Proben entsprechend ihrer Art der Vorbehandlung
aufgelistet.
-
-
Die
Menge an oxidiertem rhGDF-5 in allen Proben liegt zwischen 9,0%
und 12,6%, während
die Proteinlösung,
die als Ausgangsmaterial verwendet wurde, einen Anteil von 5% oxidierter
Spezies enthielt. In den bei 4°C
inkubierten Proben ist die Menge an oxidiertem Protein niedriger
als in den entsprechenden Proben, die bei Zimmertemperatur behandelt
worden waren. Aus den Ergebnissen kann man schließen, dass
keiner der verwendeten Excipienten in der Lage ist, die Oxidation
signifikant zu vermeiden. Die Menge an oxidiertem Protein wird in
den 8 und 9 dargestellt.
-
Der
Hauptpunkt der hier beschriebenen Experimente ist die Inkubation
der vorbehandelten Platten mit unterschiedlichen Reduktionsmitteln.
Wir folgern, dass die Inkubation der Metallplatten über 24 Stunden
in Lösungen
von Reduktionsmitteln nicht das Verfahren der Wahl für die Vermeidung
der Proteinoxidation ist.
-
Beispiel 11: Quantifizierung
von rhproBMP-2 und rhBMP-2 mittels RP-HPLC
-
Die
Menge an rhproBMP-2/rhBMP-2 wird durch Umkehrphasen-HPLC-Analyse bestimmt.
Die Probe wird auf eine Poros-C4-Säule (20 × 2 mm) aufgetragen, die mit
0,045% TFA äquilibriert
worden war. Nach dem Waschen der Säule erfolgt die Elution mit
0,025% TFA, 84% Acetonitril und einem Gradienten von 21–84% Acetonitril
(Durchflussrate: 0,4 ml/min). Die Elution wird durch Messung der
Extinktion bei 220 nm überwacht. Die
Quantifizierung erfolgt über
den Peak und die Verwendung einer Standardkurve.
-
Beispiel 12: Bestimmung
chemischer Modifikationen des extrahierten rhproBMP-2
-
Die
Menge an modifizierten Formen des Knochen-Wachstumsfaktors in Lösungen,
die das extrahierte Protein enthielten, wurde durch RP-HPLC bestimmt.
Die Probe wird auf eine YMC-C4-Säule
(4,6 × 250
mm) aufgetragen, die mit 0,1% TFA äquilibriert worden war. Nach
dem Waschen der Säule
erfolgt die Elution mit einem Gemisch aus 100% Acetonitril, 0,1%
TFA und einem Stufen-Gradienten von 25% – 100% Acetonitril (Durchflussrate:
0,8 ml/min). Die Elution wird durch Messung der Extinktion bei 220
nm überwacht.
Die relative Menge an modifizierten Proteinspezies wird aus dem
Verhältnis
der entsprechenden Peakfläche
und der gesamten Peakfläche
berechnet.
-
Beispiel 13: Bestimmung
der Menge an modifiziertem rhproBMP-2 nach der Extraktion
-
In
diesem Beispiel wird das Verhalten des rhproBMP-2 während des
Beschichtungs-Extraktions-Vorgangs unter optimierten Bedingungen
untersucht; rhproBMP-2 ist die rekombinante Form von proBMP-2. Die Aminosäuresequenz
von rhproBMP-2 wird in der SEQ ID NO: 4 gezeigt. Nach der Extraktion
wurde die Menge an modifizierten Spezies bestimmt.
-
Beschichten:
-
Titanplatten
wurden mit rhproBMP-2, wie in Beispiel 5 vorstehend beschrieben,
beschichtet. Eine Reihe an Platten wurde unter Standardbedingungen
(Luft, Raumtemperatur) beschichtet (Reihe 1); eine weitere Reihe
an Platten wurde unter N2-Atmosphäre beschichtet
(Reihe 2).
-
Jede
Platte wurde flach in eine Schale gelegt und mit je 10 μl einer Lösung von
1,9 mg/ml rhproBMP-2 auf einer Seite der Metallplatte beschichtet.
-
Extraktion:
-
Die
Extraktion wurde, wie in dem vorstehenden Beispiel 5 beschrieben,
durchgeführt.
Die Menge an modifiziertem rhproBMP-2 wurde ebenfalls durch RP-HPLC bestimmt; vergleiche
mit Beispiel 12, vorstehend.
-
Die
Charakterisierung des extrahierten Proteins erfolgte durch die Quantifizierung
der modifizierten Spezies. Dementsprechend wurden die Veränderungen
in der Menge an modifiziertem rhproBMP-2 mit der Hauptlösung des
rhproBMP-2 verglichen. Diese Daten sind in Tabelle 7 dargestellt,
welche die Menge an chemisch modifiziertem rhproBMP-2 nach der Extraktion
zeigt. Tabelle
7:
-
Die
in den hier beschriebenen Experimenten untersuchten Parameter besitzen
einen Einfluss auf die Menge an modifiziertem rhproBMP-2 nach der
Extraktion von den Titanplatten: Proben, die unter Luftatmosphäre beschichtet
worden waren, weisen eine Menge an modifiziertem rhproBMP-2 von
4,9% ± 1,2%
auf im Vergleich zu der Beschichtungslösung, die in der vorstehenden
Tabelle 2 gezeigt wurde.
-
Die
Proben, die bei Raumtemperatur und unter N2-Gas
bearbeitet worden waren, weisen nach der Extraktion eine Steigerung
von 1,5% ± 0,6%
an modifiziertem rhproBMP-2 auf.
-
Die
unter Luft behandelten Proben zeigen eine Steigerung von +4,9% (vergleiche
mit 10, nachstehend) im Vergleich zur Protein-Hauptlösung. 10 zeigt
die Erhöhung
an modifiziertem rhproBMP-2 nach dem Beschichten/Extrahieren im
Vergleich zu der Beschichtungslösung.
In der nachstehenden 10 überlappen die Fehlerbalken
der entsprechenden Proben nicht. Daher wurde gefolgert, dass die
umgebende Gasatmosphäre
einen signifikanten Einfluss auf die Menge an Modifikationen des
rhproBMP-2 nach der Extraktion von den Titanplatten hat.
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