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GEBIET DER ERFINDUNG
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Diese
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von α-Hydroxysäuren unter
Anwendung eines Katalysators mit Nitrilaseaktivität. Noch
spezifischer bezieht sich die Erfindung auf die Herstellung von
Glykolsäure
aus Glykolnitril oder 2-Hydroxyisobuttersäure aus Acetoncyanohydrin unter
Anwendung eines Katalysators, der eine Acidovorax facilis 72 W-Nitrilaseaktivität besitzt.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Es
sind verschiedene Methoden zum Herstellen von α-Hydroxysäuren bekannt, bei denen das
entsprechende α-Hydroxynitril
als Ausgangsmaterial und ein Mikroorganismus als Katalysator verwendet
werden. Beispiele hergestellter α-Hydroxysäuren umfassen:
Glykolsäure,
Milchsäure,
2-Hydroxyisobuttersäure, 2-Hydroxy-2-hydroxyphenylpropionsäure, Mandelsäure, 2-Hydroxy-3,3-dimethyl-4-butyrolacton und
4-Methylthiobuttersäure.
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Diese
Produkte werden mit Hilfe von Mikroorganismen wie beispielsweise
denjenigen, die zur Gattung Nocardia, Bacillus, Brevibacterium,
Aureobacterium, Pseudomonas, Caseobacter, Alcaligenes, Acinetobacter, Enterobacter,
Arthrobacter, Escherichia, Micrococcus, Streptomyces, Flavobacterium,
Aeromonas, Mycoplana, Cellulomonas, Erwinia, Candida, Bacteridium,
Aspergillus, Penicillium, Cochliobolus, Fusarium, Rhodopseudomonas,
Rhodococcus, Corynebacterium, Microbacterium, Obsumbacterium und
Gordona gehören,
synthetisiert. (
JP-A-4-99495 ,
JP-A-4-99496 und
JP-A-4-218385 ,
die der
US-Patentschrift Nr.
5223416 entsprechen;
JP-A-4-99497 , das der
US-Patentschrift Nr. 5234826 entspricht;
JP-A-5-95795 , das
der
US-Patentschrift Nr. 5296373 entspricht;
JP-A-5-21987 ;
JP-A-5-192189 ,
das der
US-Patentschrift Nr.
5326702 entspricht;
JP-A-6-237789 , das der
EP-A-0610048 entspricht;
JP-A-6-284899 , das der
EP-A-0610049 entspricht;
JP-A-7-213296 ,
das der
US-Patentschrift Nr.
5508181 entspricht.)
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Jedoch
wird bei den meisten Methoden zur Herstellung von α-Hydroxysäuren aus
den entsprechenden α-Hydroxynitrilen,
wie oben erwähnt,
kein Produkt in ausreichend hoher Konzentration hergestellt und
angesammelt, um die kommerziellen Erfordernisse zu befriedigen.
Dies ist häufig
auf die Enzyminaktivierung zu einem frühen Zeitpunkt in der Reaktionsperiode
zurückzuführen. Die
US 5756306 lehrt, dass „Wenn ein α-Hydroxynitril
enzymatisch mit Hilfe von Nitrilase oder Nitrilhydratase hydrolysiert
oder hydratisiert wird, um eine α-Hydroxysäure oder
ein α-Hydroxyamid
herzustellen, so tritt ein Problem dahingehend auf, dass das Enzym innerhalb
einer kurzen Zeitspanne inaktiviert wird. Es ist daher schwierig,
die α-Hydroxysäure oder
das α-Hydroxyamid
in hoher Konzentration und hoher Ausbeute zu erhalten" (Spalte 1, Zeilen
49–54).
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Die
US 5508181 befasst sich
des Weiteren mit Schwierigkeiten, die mit der schnellen Enzyminaktivierung
zusammenhängen.
Spezifisch erwähnt
die
US 5508181 , dass α-Hydroxynitrilverbindungen
sich teilweise zu den entsprechenden Aldehyden dem Disassoziationäquilibrium
entsprechend disassoziieren. Diese Aldehyde inaktivieren das Enzym
innerhalb einer kurzen Zeitspanne durch Binden an das Protein, so
dass es schwierig wird, α-Hydroxysäure oder α-Hydroxyamid in einer
hohen Konzentration mit hoher Produktivität aus α-Hydroxynitrilen zu erhalten
(Spalte 2, Zeilen 16–29).
Als Lösung
zur Verhinderung der Enzyminaktivierung aufgrund des Ansammeln von
Aldehyden wurden Phosphat- oder Hypophosphitionen der Reaktionsmischung hinzugegeben.
Die
US 5326702 ist der
US 5508181 ähnlich,
mit der Ausnahme, dass Sulfit-, Disulfit- oder Dithionitionen zum
Sequestrieren von Aldehyd und Verhindern der Enzyminaktivierung
verwendet werden. Jedoch ist die Konzentration der hergestellten
und angesammelten α-Hydroxysäure selbst
bei Anwendung derartiger Zusatzmittel, wie sie oben beschrieben
sind, nicht hoch.
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Die
US 6037155 lehrt auch, dass
eine geringe Ansammlung von α-Hydroxysäureprodukten
mit der Enzyminaktivierung innerhalb kurzer Zeit aufgrund der Ansammlung
von disassoziiertem Aldehyd verbunden ist. Diese Erfinder schlagen
vor, dass die enzymatische Aktivität durch die Anwesenheit von
Blausäure
gehemmt wird (Agricultural Biological Chemistry, Band 46, Seite
1165 (1982)), die bei der partiellen Disassoziation von α-Hydroxynitril
in Wasser zusammen mit dem entsprechenden Aldehyd oder Keton gebildet
wird (Chemical Reviews, Band 42, Seite 189 (1948)). Die Erfinder
haben das Problem der durch Aldehyd induzierten Enzyminaktivierung
durch Verwendung von Mikroorganismen gelöst, deren Enzymaktivität durch
Zusetzen einer Cyanidsubstanz zur Reaktionsmischung verbessert werden
konnte. Der Zusatz einer Cyanidsubstanz begrenzte die Disassoziation
eines α-Hydroxynitrils
zu Aldehyd und Blausäure.
Das Aufrechterhalten der Aldehydkonzentration (die durch die Disassoziation
eines α-Hydroxynitrils zu
Aldehyd und Blausäure
gebildet wird) und/oder der α-Hydroxynitrilkonzentration
in der Reaktionsmischung innerhalb eines spezifischen Bereichs ist eine
Methode, um dieses Problem zu vermeiden.
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Glykolsäure (HOCH2COOH; CAS-Nummer 79-14-1) ist das einfachste
Mitglied der α-Hydroxysäurefamilie
von Carbonsäuren.
Aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften ist sie für ein breites
Spektrum von Anwendungen durch den Verbraucher und in der Industrie,
einschließlich
der Verwendung bei der Wasserquellensanierung, in der Lederindustrie,
der Öl-
und Gasindustrie, der Wäscherei-
und Textilindustrie und als Komponente in persönlichen Pflegeprodukten wie
Hautcremes ideal. Glykolsäure
ist auch der Hauptbestandteil für Reinigungsmittel
für eine
Reihe verschiedener Industrien (Reinigungsmittel für Molkerei-
und Nahrungsmittelverarbeitungsgeräte, Haushaltsreinigungsmittel
und Reinigungsmittel für
den öffentlichen
Sektor, Industriereiniger [für
Transporteinrichtungen, Mauerwerk, gedruckte Schaltungen, Edelstahlerhitzer
und Verarbeitungseindrichtungen und Kühltürme/Wärmeaustauscher] und die Metallverarbeitung
[für das
Beizen von Metall, das Glänzendmachen
von Kupfer, Ätzen,
Galvanisieren, Elektropolieren]). Eine neue Technologie zur kommerziellen
Herstellung von Glykolsäure
würde von
der Industrie mit großer
Freude aufgenommen werden.
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Spezifisch
bezüglich
der Herstellung von Glykolsäure
ist Glykolnitril dafür
bekannt, dass es sich reversibel zu Blausäure und Formaldehyd disassoziiert,
die beide die Enzymaktivität
inaktivieren können.
Die
US 3940316 beschreibt
ein Verfahren zum Herstellen einer organischen Säure aus dem entsprechenden
Nitril mit Hilfe eines Bakteriums mit „Nitrilase"-Aktivität und fuhrt Glykolnitril als
Substrat auf. Insbesondere beschreibt dieses Patent die Verwendung
von Bacillus, Bacteridium, Micrococcus und Brevibacterium für diesen
Zweck. Obwohl Brevibacterium R312 als eine Nitrilaseaktivität aufweisend
beschrieben ist, ist es der einzige Stamm, der in allen Beispielen
der
US 3940316 verwendet
wird. Brevibacterium R312 ist dafür bekannt, dass es Nitrilhydratase-
und -amidaseaktivitäten,
jedoch keine Nitrilaseaktivität
aufweist (Tourneix et al., Antonie van Leeuwenhoek, 1986, 52: 173–182). Die
JP 09028390 offenbart eine
Methode zur Herstellung von hochreiner Glykolsäure aus Glykolnitril durch
die Wirkung von Rhodococcus- oder Gordona-Hydrolase. Die Selektivität für Glykolsäure wird
als fast 100%-ig ohne Bildung von Glykolsäureamid berichtet.
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2-Hydroxyisobuttersäure (CAS-Nummer
594-61-6) wird als Zwischenprodukt bei der Herstellung industrieller
Materialien verwendet, die in einer Reihe verschiedener Industrien,
einschließlich
Klebstoffen und Beschichtungen, nützlich sind.
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Eine
Methode zum Herstellen von Milchsäure, Glykolsäure und
2-Hydroxyisobuttersäure
unter Anwendung eines Mikroorganismus, der zu Corynebacterium spp.
gehört,
ist in der offengelegten
Japanischen
Patentschrift Nr. Sho 61-56086 offenbart. 2-Hydroxyisobuttersäure ist
auch schon aus Acetoncyanohydrin mit Hilfe von Mikroorganismen hergestellt
worden, die zur Gattung Rhodococcus, Pseudomonas, Arthrobacter oder Brevibacterium
(
JP 04040897 A2 )
und Achromobacter (
JP
06237776 A2 ) gehören.
Die Effizienz der 2-Hydroxyisobuttersäureherstellung bei Verwendung
von Rhodococcus rhodochrous (ATCC 19140) wurde durch Zusetzen von
Aceton in einer Konzentration von 0,5–50 Gew.-% zur Reaktionsmischung (
JP 05219969 A2 ) vermutlich
durch Sequestrierung von Blausäure
verbessert.
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Die
US 6037155 bietet ebenfalls
Beispiele von Methoden zur Herstellung von α-Hydroxysäuren aus α-Hydroxynitrilen, einschließlich Glykolsäure und
2-Hydroxyisobuttersäure.
Diese Offenbarung bestätigt,
dass nicht alle mikrobiellen Katalysatoren hohe Konzentrationen
von Glykolsäure
aufgrund der oben erwähnten
Probleme bilden können
und gibt an, dass Studien zum Screenen durchgeführt werden müssen, um
industriell vorteilhafte Mikroorganismen zu finden. Spezifisch identifiziert
die
US 6037155 Mikroorganismen,
die zu Variovorax spp. und Arthrobacter spp. gehören und gegen die unterdrückende Wirkung
von α-Hydroxynitril
oder α-Hydroxysäure widerstandsfähig sind,
eine dauerhafte Aktivität
aufweisen und das erwünschte
Produkt in hoher Konzentration bilden können.
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Acidovorax
facilis 72 W (ATCC 55746) ist durch aliphatische Nitrilase-(EC 3.5.5.7)
Aktivität
sowie eine Kombination von Nitrilhydratase-(EC 4.2.1.84)- und Amidase-(EC
3.5.1.4) Aktivitäten
gekennzeichnet. Die
US 5858736 beschreibt
die Verwendung der Nitrilaseaktivität dieser Mikrobe als Katalysator
für die
Hydrolyse von aliphatischen α, ω-Dinitrilen
zu den entsprechenden ω-Cyanocarbonsäuren und
Ammoniak in einer wässrigen Reaktionsmischung.
Die Nitrilase erwies sich als äußerst regioselektiv,
wobei die Hydrolyse eines α-Alkyl-α,ω-dinitrils
nur die ω-Cyanocarbonsäure bildete,
die aus der Hydrolyse der ω-Nitrilgruppe
herrührte.
Die
US 5814508 offenbart
das Erhitzen einer Suspension von Acidovorax facilis 72 W (ATCC
55746) in einem geeigneten Puffermittel bei 35–70°C für eine kurze Zeitspanne, um
die unerwünschte
Nitrilhydratase- und -amidaseaktivitäten des Ganzzellenkatalysators
zu deaktivieren, ohne eine signifikante Reduzierung der erwünschten
Nitrilaseaktivität
hervorzurufen.
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Wie
oben veranschaulicht, hat sich das Entwickeln eines industriellen
Verfahrens unter Anwendung eines Nitrilasekatalysators zur effizienten
Herstellung von α-Hydroxysäuren als
schwierig erwiesen. Wenn die Konzentration eines Produkts gering
ist, so ist es den mit dem Stand der Technik vertrauten Fachleuten
allgemein bekannt, dass das Verfahren im Allgemeinen kompliziert
ist, insbesondere bezüglich
des Trennens des Produkts von unreagiertem Ausgangsmaterial oder
des Isolieren einer geringen Menge des erwünschten Produkts von einem
großen
Volumen von Produktmischung. Das Problem, das gelöst werden
muss, bleibt weiterhin das Fehlen eines leicht anzuwendenden enzymatischen
Katalysators zum Umwandeln von α-Hydroxynitrilen
in die entsprechende Säure
in einem Verfahren, das durch hohe Ausbeute, hohe Konzentration
und hohe Selektivität
gekennzeichnet ist und die zusätzlichen
Vorteile eines niedrigen Temperaturbedarfs und einer geringen Ausschussproduktion
aufweist.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung bietet ein Verfahren zur Herstellung einer α-Hydroxysäure aus
dem entsprechenden α-Hydroxynitril
mit hoher Selektivität
und hoher Umwandlung. Die Erfindung weist die Schritte des (a) Kontaktieren
eines α-Hydroxynitrils
in einer geeigneten wässrigen
Reaktionsmischung mit einem Katalysator auf, der durch eine von
Acidovorax facilis 72 W (ATCC 55746) abgeleiteten Nitrilaseaktivität gekennzeichnet
ist; und (b) Isolieren der in (a) gebildeten α-Hydroxysäure.
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Noch
spezifischer bietet die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung
von Glykolsäure
aus Glykolnitril mit hoher Selektivität und einer hohen Umwandlung.
Die Erfindung weist die Schritte des (a) Kontaktieren von Glykolnitril
in einer geeigneten wässrigen
Reaktionsmischung mit einem Katalysator, der durch eine von Acidovorax
facilis 72 W (ATCC 55746) abgeleiteten Nitrilaseaktivität gekennzeichnet
ist; und (b) Isolieren der in (a) hergestellten Glykolsäure. Außerdem bezieht
sich die Erfindung auf die Herstellung 2-Hydroxyisobuttersäure aus
Acetoncyanohydrin unter Anwendung eines Katalysators, der eine Acidovorax
facilis 72 W-Nitrilaseaktivität
aufweist.
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Bei
weiteren Ausführungsformen
der Erfindung wird ein Katalysator verwendet, der eine Nitrilaseaktivität in Form
ganzer mikrobieller Zellen, permeabilisierter mikrobieller Zellen,
einer oder mehrerer Zellkomponenten eines mikrobiellen Zellextrakts
und eines teilweise gereinigten Enzyms bzw. teilweise gereinigter
Enzyme oder eines gereinigten Enzyms bzw. gereinigter Enzyme vorliegt.
Mikroorganismen, die durch eine Nitrilaseaktivität gekennzeichnet und in dem
Verfahren nützlich
sind, sind Acidovorax facilis 72 W (ATCC 55746) und seine Mutanten,
Acidovorax facilis 72-PF-15 (ATCC 55747) und Acidovorax facilis
72-PF-17 (ATCC 55745). Außerdem
werden erfindungsgemäß transformierte
mikrobielle Zellen, die eine A. facilis-Nitrilaseaktivität enthalten,
verwendet. Escherichia coli SS1001 (ATCC PTA-1177) und Escherichia
coli SW91 (ATCC PTA-1175) sind Beispiele eines derartigen transformierten
mikrobiellen Zellkatalysators.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung werde ganze mikrobielle Zellen, die durch (1) Nitrilaseaktivität und (2)
Nitrilhydratase- und Amidaseaktivitäten gekennzeichnet sind, als
Enzymkatalysator für das
Umwandeln von Glykolnitril zu Glykolsäure oder von Acetoncyanohydrin
zu 2-Hydroxyisobuttersäure verwendet.
Eine bevorzugte ganze Zelle ist der A. facilis 72 W-Stamm. Jedoch
werden vor der Verwendung als Katalysator die ganzen mikrobiellen
A. facilis 72 W-Zellen auf eine Temperatur von etwa 35°C bis 70°C 10 bis 120
Minuten lang erhitzt, wodurch die Nitrilhydratase- und Amidaseaktivitäten zerstört werden
und die Nitrilaseaktivität
konserviert wird. Bei dieser Behandlung wird die Bildung von unerwünschten
Nebenprodukten (jeweils Glykolamid oder 2-Hydroxyisobutteramid)
vermieden. Fehlen den Mutanten und transformierten ganzen mikrobiellen
Zellen die Nitrilhydratase- und Amidaseaktivitäten, so ist kein Erhitzungsbehandlungsschritt
erforderlich. Escherichia coli SS1001 (ATCC PTA-1177) und Escherichia
coli SW91 (ATCC PTA-1175) sind Beispiele eines transformierten mikrobiellen
Zellkatalysators, dem die Nitrilhydratase- und Amidaseaktivitäten fehlen.
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In
irgendeiner Form und wahlweise kann der Enzymkatalysator in oder
auf einem löslichen
oder unlöslichen
Träger
immobilisiert werden.
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KURZE BESCHREIBUNG DER BIOLOGISCHEN
HINTERLEGUNG
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Die
Anmelder haben folgende biologische Hinterlegungen unter den Bedingungen
der Budapest Treaty an the International Recognition of Microorganisms
zum Zwecke des Patentverfahrens durchgeführt:
Hinterlegeridentifikationsbezugsnummer | Internationale
Hinterlegungsbezeichnung | Datum
der Hinterlegung |
Acidovorax
facilis 72-PF-17 | ATCC
55745 | 8.
März 1996 |
Acidovorax
facilis 72 W | ATCC
55746 | 8.
März 1996 |
Acidovorax
facilis 72-PF-15 | ATCC
55747 | 8.
März 1996 |
Escherichia
coli SS1001 | ATCC
PTA-1177 | 11.
Januar 2000 |
Escherichia
coli SW91 | ATCC
PTA-1175 | 11.
Januar 2000 |
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Wie
hier verwendet bezieht sich „ATCC" auf die American
Type Culture Collection International Depository Authority, ATCC,
10801 University Boulevard, Manassas, VA 20110-2209, USA. Die „internationale
Hinterlegungsbezeichnung" ist
die Zugangsnummer zu der bei ATCC hinterlegten Kultur.
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Die
aufgelisteten Hinterlegungen werden an der angegebenen internationalen
Hinterlegungsstelle mindestens dreißig (30) Jahre lang aufbewahrt
und der Öffentlichkeit
nach Erteilung eines Patents, das sie offenbart, zur Verfügung gestellt.
Die Verfügbarkeit
einer Hinterlegung stellt keine Lizenz zum praktischen Durchführen der
betreffenden Erfindung unter Beeinträchtigung der durch Regierungsmaßnahmen
erteilten Patentrechte dar.
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GENAUE BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Die
Anmelder haben das angegebene Problem durch Bereitstellen eines
Verfahrens zur Herstellung von α-Hydroxysäuren aus
dem entsprechenden α-Hydroxynitril
in hohen Ausbeuten und in hoher Konzentration unter Anwendung der
Nitrilaseaktivität
von Acidovorax facilis 72 W gelöst.
Die Anmelder haben insbesondere das angegebene Problem durch Bereitstellen
eines Verfahrens zum Herstellen von Glykolsäure aus dem entsprechenden
Glykolnitril in hohen Ausbeuten und in hoher Konzentration unter
Anwendung der Nitrilaseaktivität
von Acidovorax facilis 72 W gelöst.
Außerdem
betrifft die Erfindung die Herstellung von 2-Hydroxyisobuttersäure aus
Acetoncyanohydrin mit Hilfe eines Katalysators, der eine Acidovorax
facilis 72 W-Nitrilaseaktivität aufweist.
Das Produkt wird mit hoher Selektivität und hohen Umwandlungsraten
hergestellt.
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Die
durch die vorliegende Erfindung hergestellte Glykolsäure, 2-Hydroxyisobuttersäure oder α-Hydroxysäure finden
in einer Reihe verschiedener Industrien nützliche Anwendung. Beispielsweise
wird die 2-Hydroxyisobuttersäure
als Zwischenprodukt zum Herstellen von Methacrylsäure verwendet.
Die Erfindung bietet wünschenswerte
Verfahrensvorteile durch geringe Temperaturerfordernisse und geringe
Ausschussbildung im Vergleich mit vorher bekannten Methoden.
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Die
Erfindung umfasst die Schritte des (a) Kontaktieren eines α-Hydroxynitrils
in einer geeigneten wässrigen
Reaktionsmischung mit einem Katalysator, der durch Nitrilaseaktivität (EC 3.5.5.7)
oder durch Nitrilhydratase-(EC 4.2.1.84) und Amidase-(EC 3.5.1.4)
Aktivitäten
gekennzeichnet ist; und (b) Isolieren der entsprechenden, in (a)
gebildeten α-Hydroxysäure als
Säure oder
entsprechendes Salz. Bin Nitrilaseenzym wandelt ein aliphatisches
Nitril direkt in die entsprechende Carbonsäure ohne Bildung des entsprechenden
Amids als Zwischenprodukt (Gleichung 1) um. Gleichung
1
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DEFINITIONEN
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In
dieser Offenbarung werden eine Anzahl von Begriffen und Abkürzungen
benutzt. Die folgenden Definitionen treffen zu, es sei denn, es
wird spezifisch etwas Anderes angegeben.
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Der
Begriff „Katalysator", „Enzymkatalysator" oder „ganzer
mikrobieller Zellkatalysator" bezieht
sich auf einen Katalysator, der durch eine Nitrilaseaktivität gekennzeichnet
ist. Der Enzymkatalysator kann in Form einer ganzen mikrobiellen
Zelle, permeabilisierten mikrobiellen Zelle(n), einer oder mehreren
Zellkomponenten eines teilweise gereinigten Enzyms oder teilweise
gereinigter Enzyme oder gereinigten Enzyms oder gereinigter Enzyme
vorliegen.
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Die
Begriffe „Acidovorax
facilis" und „A. facilis" werden austauschbar
verwendet.
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Die
Begriffe „Escherichia
coli" und „E. coli" werden austauschbar
verwendet.
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Der
Begriff „Glykolnitril" ist mit Hydroxyacetonitril,
2-Hydroxyacetonitril, Hydroxymethylnitril und allen anderen Synonymen
der CAS-Nummer 107-16-4 synonym.
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Der
Begriff „Glykolsäure" ist mit Hydroxyessigsäure, Hydroxyethanonsäure und
allen anderen Synonymen der CAS-Nummer 79-14-1 synonym.
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Der
Begriff „Acetoncyanohydrin" ist mit 2-Hydroxy-2-methyl-propannitril,
2-Methyllactonitril, α-Hydroxyisobutyronitril;
2-Cyano-2-hydroxypropan; 2-Cyano-2-propanol, 2-Hydroxy-2-cyanopropan,
2-Hydroxy-2-methylpropannitril,
2-Hydroxy-2-methylpropionitril, 2-Hydroxyisobutyronitril, 2-Methyl-2-hydroxypropionitril,
2-Methyllactonitril, 2-Propanoncyanohydrin, Dimethylketoncyanohydrin
und allen anderen Synonymen der CAS-Nummer 75-86-5 synonym.
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Der
Begriff „2-Hydroxyisobuttersäure" ist mit 2-Hydroxy-2-methylpropanonsäure, 2-Methylmilchsäure, α-HIB, α-Hydroxy-α-methylpropanonsäure, α-Hydroxyisobutanonsäure, α-Hydroxyisobuttersäure, 2-Hydroxy-2-methylpropanonsäure, 2-Hydroxy-2-methylpropionsäure, 2-Methylmilchsäure, Acetonsäure, Hydroxydimethylessigsäure und
allen anderen Synonymen der CAS-Nummer
594-61-6 synonym.
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Der
Begriff „geeignete
wässrige
Reaktionsmischung" bezieht
sich auf die Materialien und Wasser, in denen das α-Hydroxynitril
(z. B. Glykolnitril oder Acetoncyanohydrin) und der Enzymkatalysator
in Kontakt kommen. Tabellen, die Komponenten der geeigneten wässrigen
Reaktionsmischung beschreiben, werden hier bereitgestellt und die
mit dem Stand der Technik vertrauten Fachleute sind sich der Reihe
der verschiedenen Komponentenvariationen, die für dieses Verfahren geeignet
sind, bewusst.
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Die
Abkürzungen
in der Beschreibung entsprechen Messeinheiten, Techniken, Eigenschaften
oder Verbindungen wie folgt: „sec" bedeutet Sekunde(n), „min" bedeutet Minute(n), „h" bedeutet Stunde(n), „d" bedeutet Tag(e), „ml" bedeutet Milliliter, „l" bedeutet Liter, „mM" bedeutet millimolar, „M" bedeutet molar, „mMol" bedeutet Millimol(e)
und „Gew." bedeutet Gewicht. „HPLC" bedeutet Hochleistungsflüssigchromatografie, „ca." bedeutet ungefähr, „OD" bedeutet optische
Dichte bei der angegebenen Wellenlänge, „IE" bedeutet internationale Einheiten.
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BESCHREIBUNG DER BEVORZUGTEN
AUSFÜHRUNGSFORMEN
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METHODEN UND MATERIALIEN
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Acidovorax
facilis 72 W (ATCC 55746) ist ein Mikroorganismus, der durch eine
Nitrilaseaktivität
gekennzeichnet und bei dem Verfahren nützlich ist. Ganze mikrobielle
Zellen, die durch (1) Nitrilaseaktivität und (2) Nitrilhydratase-
und Amidaseaktivitäten
gekennzeichnet sind, können
als Enzymkatalysator verwendet werden. Eine bevorzugte ganze Zelle
ist der A. facilis 72 W-Stamm. Jedoch werden ganze mikrobielle A.
facilis 72 W Zellen vor Verwendung als Katalysator 10 bis 120 Minuten
lang auf eine Temperatur von etwa 35°C bis 70°C erhitzt, wodurch die Nitrilhydratase-
und Amidaseaktivitäten
zerstört
werden und die Nitrilaseaktivität
erhalten bleibt (
US 5814508 ).
Diese Hitzebehandlung ergibt einen Katalysator, der die Bildung
eines unerwünschten Nebenprodukts
(Glykolamid oder 2-Hydroxyisobutyramid),
das erhalten wird, wenn die Umwandlung des entsprechenden α-Hydroxynitrils
nicht vollständig
ist, vermeidet. Dort, wo Mutanten und transformierten ganzen mikrobiellen
Zellen die unerwünschten
Nitrilhydratase- und Amidaseaktivitäten fehlen, ist kein Hitzebehandlungsschritt
erforderlich.
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Es
sind zwei Mutanten des Acidovorax facilis 72 W-(ATCC 55746) Stamms
hergestellt worden (
US 5858736 ),
die nur sehr geringe Niveaus der unerwünschten Nitrilhydrataseaktivität erzeugen,
die für
die nicht regioselektive Nitrilhydrolyse aliphatischer Dinitrile
verantwortlich sind. Diese Mutantenstämme, nämlich Acidovorax facilis 72-PF-15
(ATCC 55747) und Acidovorax facilis 72-PF-17 (ATCC 55745) erfordern
keine Hitzebehandlung der Zellen vor der Verwendung als erfindungsgemäßen Katalysator.
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Transformierte
mikrobielle Zellen, die die A. facilis-Nitrilaseaktivität enthalten
und denen die Nitrilhydratase- und Amidaseaktivitäten fehlen,
sind erfindungsgemäß nützlich.
Escherichia coli SS1001 (ATCC PTA-1177) und Escherichia coli SW91
(ATCC PTA-1175) sind Beispiele eines derartigen transformierten
mikrobiellen Zellkatalysators.
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WACHSTUM DES ACIDOVORAX FACILIS-STAMMS
72 W (ATCC55746)
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Eine
Phiole einer gefrorenen Samencharge von Acidovorax facilis–Stamm 72
W (ATCC 55746) wurde aufgetaut und die Inhalte von 1 ml in 500 ml
steriles Inokulummedium (Komponenten unten in den Tabellen 1 und
2 angegeben) eingegeben. Das Inokulum wurde unter Schütteln bei
250 UpM in einem Kolben von 21 bei 30°C 24–30 h lang gezüchtet. TABELLE 1
Inokulummedium |
Komponente | Endkonzentration | Komponente | Endkonzentration |
Monobasisches
Kaliumphosphat | 1,5
g/l | Zweibasisches
Kaliumphosphat | 3,4
g/l |
Ammoniumsulfat | 1,5
g/l | Trinatriumcitrat-Dihydrat | 1
g/l |
Magnesiumsulfat-Heptahydrat | 0,4
g/l | Spurenmetalllösung (unten) | 1
ml/l |
Amberex
695 (Universal Foods) | 1
g/l | Glycerin
(getrennt sterilisiert) | 8
g/l |
TABELLE 2
Spurenmetalllösung |
Komponente | Stammkonzentration | Komponente | Stammkonzentration |
Salzsäure | 10
ml/l | Zinksulfat-Heptahydrat | 1,77
g/l |
Calciumchlorid-Dihydrat | 11,4
g/l | Natriummolybdat- Dihydrat | 0,05
g/l |
Mangansulfat-Monohydrat | 1,23
g/l | Vanadylsulfat-Dihydrat | 0,08
g/l |
Kupfersulfat-Pentahydrat | 0,63
g/l | Nickelnitrat-Hexahydrat | 0,04
g/l |
Kobaltchlorid-Hexahydrat | 0,16
g/l | Natriumselenit | 0,04
g/l |
Borsäure | 0,91
g/l | Eisen(II)sulfat-Heptahydrat | 6,0
g/l |
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Das
Inokulum aus dem Schüttelkolben
wurde aseptisch in einen vorsterilisierten Braun Biostat C-Fermentor übertragen,
der Fermentormedium enthielt (Komponenten unten in Tabelle 3 angegeben).
Das Wachstum erfolgte unter folgenden Bedingungen: 32°C, pH-Wert
6,8–7,0,
Sauerstoff in einer Konzentration von 25% der Sättigung gelöst. Bei der Inokulation enthielt
der Fermentor 8,5 l Fermentormedium plus 218 g Nährspeiselösung, was eine Ausgangskonzentration
von etwa 7 g/l Glycerin ergab. Die Nährspeiselösung enthielt folgende Komponenten,
die getrennt sterilisiert und nach dem Kühlen kombiniert wurden: monobasisches
Kaliumphosphat, 19,6 g in 0,25 l entionisiertem Wasser; Magnesiumsulfat-Heptahydrat
3,3 g plus Schwefelsäure, 4
ml, in 0,15 l entionisiertem Wasser; Spurenmetalllösung (Komponenten
oben in Tabelle 2 aufgeführt),
67 ml, plus 400 g Glycerin in 0,80 Litern entionisiertem Wasser.
18 h nach der Impfung begann das Einführen von Nährspeiselösung. Zu Beginn wurde die Nährspeiselösung mit
einer Rate von 0,4 g Einspeisung/min (0,15 g Glycerin/min) zugesetzt.
Die Kultur-OD 550 betrug etwa 8–9.
Nach 26 h wurde die Einspeiserate auf 0,9 g Einspeisung/min (0,3
g Glycerin/min) erhöht.
Die OD 550 betrug etwa 16–18.
Eine letztliche Erhöhung
der Einspeiserate auf 1,8 g Einspeisung/min (0,6 Glycerin/min) erfolgte
nach 34 h. Diese Rate wurde bis zum Schluss des Laufs (etwa 42 h)
fortgeführt.
Die endgültige
OD 550 betrug etwa 65–75. TABELLE 3
Fermentormedium |
Komponente | Stamm-
konzentration | Komponente | Stammkonzentration |
Monobasisches
Kaliumphosphat | 0,39
g/l | Zweibasisches
Kaliumphosphat | 0,39
g/l |
Difco-Hefeextrakt | 5,0
g/l | | |
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Es
wurden durch Zentrifugieren Zellen als nasse Zellpaste gewonnen
und bis zur Verwendung gefroren aufbewahrt. Das Trockenzellgewicht
der nassen Zellpaste, die durch Lyophilisierung erhalten wurde,
betrug typischerweise 24% des Nasszellengewichts. Zur Verwendung
als Biokatalysator wurden A. facilis 72 W-(ATCC 55746) Zellen zuerst
wahlweise 1 h lang in 0,35 M Phosphatpuffer (pH 7,0) auf 50°C erhitzt,
um die Nitrilhydrataseaktivität
zu inaktivieren.
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ANWENDUNG DER NITRILASEAKTIVITÄT VON ACIDOVORAX
FACILIS 72 W FÜR
DIE HERSTELLUNG VON α-HYDROXYSÄURE
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Ganze
A. facilis 72 W-Zellen enthalten eine Nitrilhydratase und eine Amidase
zusätzlich
zur Nitrilase. Die Nitrilhydratase wandelt ein α-Hydroxynitril in ein α-Hydroxyamid
(z. B. Glykolnitril zu Glykolamid), einem unerwünschten Nebenprodukt, um, das
zu Ausbeuteverlust führt
(Beispiel 2). Um dieses Nebenprodukt zu vermeiden, kann der A. facilis
72 W-Ganzzellenkatalysator hitzebehandelt werden, um die Nitrilhydratase-/Amidaseaktivitäten unter
Bildung eines mikrobiellen Katalysators zu entfernen, der eine hohe
Selektivität
für Glykolsäure ohne
Bildung von Glykolamid ergibt (Beispiel 1). Glykolsäure und
2-Hydroxisobuttersäure
können
in Konzentrationen von 1 mM bis 5 M, bevorzugt von 200 mM bis 2
M hergestellt werden. Die enzymatische Aktivität wird in einem stabilen Zustand
für lange
Zeit beibehalten.
-
Ganze
mikrobielle Zellen können
als Katalysator ohne Vorbehandlung wie Permeabilisierung verwendet
werden. Alternativ können
die ganzen Zellen durch Verfahren permeabilisiert werden, die den
mit dem Stand der Technik vertrauten Fachleuten bekannt sind (z.
B. Behandlung mit Toluol, Detergenzien oder Gefriertauen), um die
Diffusionsrate der Materialien in und aus den Zellen zu verbessern.
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Der
Enzymkatalysator kann in einer Polymermatrix (z. B. Alginat, Carrageenan,
Polyvinylalkohol oder Polyacrylamidgel (PAG)) oder auf einem löslichen
oder unlöslichen
Träger
(z. B. Celite) immobilisiert werden, um die Wiedergewinnung und
Wiederverwendung des Katalysators zu erleichtern. Es ist von Methoden
zum Immobilisieren von Zellen in einer Polymermatrix oder auf einem
löslichen
oder unlöslichen
Träger
umfangreich berichtet worden und sie sind den mit dem Stand der
Technik vertrauten Fachleuten allgemein bekannt. Das Nitrilaseenzym
kann auch von den ganzen Zellen isoliert und direkt als Katalysator
verwendet werden oder die Nitrilase kann in einer Polymermatrix
oder auf einem löslichen
oder unlöslichen
Träger
immobilisiert werden. Von diesen Methoden ist ebenfalls umfangreich
berichtet worden und sie sind den mit dem Stand der Technik vertrauten
Fachleuten allgemein bekannt (Methods in Biotechnology (Methoden
in der Biotechnologie), Band 1: Immobilization of Enzymes and Cells
(Immobilisierung von Enzymen und Zellen); Gordon F. Bickerstaff,
Verfasser; Humana Press, Totowa, NJ, USA; 1997).
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Die
Konzentration von Enzymkatalysator in der Reaktionsmischung hängt von
der spezifischen katalytischen Aktivität des Enzymkatalysators ab
und wird so gewählt,
dass die erwünschte
Reaktionsrate erhalten wird. Das Nasszellengewicht des mikrobiellen
Ganzzellenkatalysators bei Hydrolysereaktionen liegt typischerweise
im Bereich von 0,001 g bis 0,100 g Nasszellen pro ml gesamtes Reaktionsvolumen,
bevorzugt 0,002 g bis 0,050 g Nasszellen pro ml. Die spezifische
Aktivität
des mikrobiellen Ganzzellenkatalysators (IE/Gramm Nasszellengew.)
wird durch Messen der Umwandlungsrate einer 0,10 M Lösung von
Glykolnitril zu Glykolsäure bei
25°C unter
Anwendung eines bekannten Gewichts des mikrobiellen Ganzzellenkatalysators
bestimmt. Eine IE der Enzymaktivität wird als die Menge Enzymaktivität definiert,
die zum Umwandeln eines Mikromols Substrat zu Produkt pro Minute
erforderlich ist.
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Die
Temperatur der Hydrolysereaktion wird so gewählt, dass sowohl die Reaktionsrate
als auch die Stabilität
der Enzymkatalysatoraktivität
optimiert werden. Die Reaktionstemperatur kann im Bereich von gerade über dem
Gefrierpunkt der Suspension (etwa 0°C) bis 70°C liegen, wobei ein bevorzugter
Bereich der Reaktionstemperatur 5°C
bis 35°C
beträgt.
Die aus mikrobiellem Ganzzellenkatalysator bestehende Suspension kann
durch Suspendieren der Zellen in destilliertem Wasser oder in einer
wässrigen
Reaktionsmischung, die einen Puffer (z. B. Natrium- oder Kaliumphosphat)
enthält,
wobei der Anfangs-pH-Wert
der Reaktion zwischen 5,0 und 10,0 und bevorzugt zwischen 6,0 und
8,0 liegt, hergestellt werden. Mit fortschreitender Reaktion kann der
pH-Wert der Reaktionsmischung aufgrund der Bildung eines Ammoniumsalzes
der α-Hydroxysäure aus der
entsprechenden Nitrilfunktionalität des α-Hydroxynitrils geändert werden.
Die Reaktion kann bis zur vollständigen
Umwandlung des α-Hydroxynitrils
ohne pH-Regulierung
stattfinden, oder es kann eine geeignete Säure oder Base im Laufe der
Reaktion zum Aufrechterhalten des erwünschten pH-Werts zugegeben
werden.
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Die
so erhaltene Glykolsäure
kann durch Behandeln der Reaktionsmischung, von der unlösliche Substanz,
einschließlich
der Zellen, entfernt worden ist, durch Verfahren, die einem gewöhnlichen
Fachmann allgemein bekannt sind, isoliert werden. Derartige Verfahren
umfassen, sind jedoch nicht darauf beschränkt, Konzentration, Ionenaustausch,
Elektrodialyse, Extraktion und Kristallisation. Das Produkt kann
als Ammoniumsalz oder nach der Ansäuerung als Glykolsäure isoliert
werden.
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Acetoncyanohydrin
ist dafür
bekannt, dass es sich zu Blausäure
und Aceton in Wasser disassoziiert (Stewart et al., J. Am. Chem.
Soc. 62: 3281–5
(1940)) und das Äquilibrium
wird bezüglich
Acetoncyanohydrin mit abnehmendem pH-Wert der Reaktionsmischung
begünstigt.
Ein optimaler pH-Wert für
die enzymkatalysierte Hydrolyse von Acetoncyanohydrin ist der geringstmögliche pH-Wert,
bei dem das Enzym bzw. die Enzyme ihre Aktivität beibehalten, typischerweise,
jedoch nicht darauf beschränkt,
pH 4,5–6,0.
Aceton, das am Ende einer Reaktion verbleibt, kann zurückgewonnen
und zum Herstellen von Acetoncyanohydrin verwendet werden. Die Wiederverwendung
von Aceton zur Verwendung als Ausgangsreaktande gestattet eine hohe
Gesamtumwandlung des Acetoncyanohydrins zu 2-Hydroxyisobuttersäure.
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Die
so erhaltene 2-Hydroxyisobuttersäure
kann durch Behandeln der Reaktionsmischung (aus der unlösliche Substanz,
einschließlich
der Zellen, entfernt worden ist) durch Verfahren, die dem gewöhnlichen
Fachmann allgemein bekannt sind, isoliert werden. Derartige Verfahren
umfassen, sind jedoch nicht darauf beschränkt, Konzentration, Ionenaustausch,
Destillation, Elektrodialyse, Extraktion und Kristallisation. Das
Produkt kann als Ammoniumsalz oder (nach der Ansäuerung) als 2-Hydroxyisobuttersäure isoliert
werden.
-
BEISPIELE
-
Die
vorliegende Erfindung wird in den folgenden Beispielen noch näher definiert.
Man sollte sich im Klaren darüber
sein, dass diese Beispiele zwar bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung
angeben, jedoch nur zur Veranschaulichung angegeben sind.
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In
den Beispielen 1–4
wurde die Umwandlung von Glykolnitril zu den Reaktionsprodukten
Glykolsäure und
Glykolamid durch HPLC mit Hilfe einer Bio-Rad HPX-87H-Säule zur
Analyse organischer Säure
(Durchmesser 30 cm × 7,8
mm) mit einer Vorsäule
bei 50°C
und 0,010 N H2SO4 als
Elutionsmittel und einem Brechungsindexdetektor bestimmt.
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In
den Beispielen 5 und 6 basierten der Prozentsatz der Rückgewinnung
von Acetoncyanohydrin und die Prozentausbeuten von 2-Hydroxyisobuttersäure, 2-Hydroxyisobutyramid
und Aceton auf der Anfangskonzentration von Acetoncyanohydrin, das
in der Reaktionsmischung vorliegt, und wurden durch HPLC mit Hilfe eines
Brechungsindexdetektors und einer Bio-Rad HPX-87H-Säule für die Analyse
organischer Säuren (Durchmesser
30 cm × 7,8
mm) mit einer Vorsäule
bei 50°C
und 0,010 N H2SO4 als
Elutionsmittel bei 1 ml/min bestimmt.
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BEISPIEL 1
-
UMWANDLUNG VON GLYKOLNITRIL ZU GLYKOLSÄURE UNTER
ANWENDUNG DER NITRILASEAKTIVITÄT
VON ACIDOVORAX FACILIS 72 W
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Eine
Suspension von 0,62 g (Nasszellenpaste) Acidovorax facilis 72 W-Zellen
(ATCC 55746) in 9,38 ml 0,100 M Kaliumphosphatpuffer (pH-Wert 7,0)
wurde in ein Polypropylenzentrifugenglas von 15 ml eingegeben und
die Zellsuspension 1 h lang bei 50°C erhitzt (um unerwünschte Nitrilhydratase-
und Amidaseaktivitäten
vollständig
zu inaktivieren), dann in einem Wasserbad auf 25°C abgekühlt. Die Suspension wurde zentrifugiert
und die überstehende
Flüssigkeit
abdekantiert. Das Zellgranulat wurde erneut in 9,48 ml 0,020 M Kaliumphosphatpuffer
(pH-Wert 6,0) suspendiert, 15 min lang bei 25°C gemischt und die Suspension
wurde dann zentrifugiert. Die überstehende
Flüssigkeit
wurde abdekantiert. Das so gebildete Zellgranulat wurde erneut in 9,38
ml 0,020 M Kaliumphosphatpuffer (pH-Wert 6,0) suspendiert. In das
Glas wurden dann 0,106 ml einer Lösung von 55 Gew.-% Glykolnitril
in Wasser (Endkonzentration von Glykolnitril in der Suspension 0,10
M) eingegeben und die so gebildete Suspension auf einer rotierenden
Plattform bei 25°C
gemischt. Die Proben zur Analyse (0,200 ml) wurden zuerst mit 6
N HCl auf einen pH-Wert von 2,5 eingestellt, um die Reaktion abzubrechen,
zentrifugiert, und die überstehende
Flüssigkeit
wurde mit einem Filter von 0,2 Mikron filtriert. Das so gebildete
Filtrat wurde durch HPLC auf Glykolnitril, Glykolsäure und
Glykolamid analysiert. Nach 2 h hatte sich das Glykolnitril vollständig zu
Glykolsäure
umgewandelt und es wurde kein Glykolamid gebildet.
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Zusätzliche
0,312 ml einer Lösung
von Glykolnitril von 55 Gew.-% in Wasser (zusätzliche Konzentration von Glykolnitril,
das der Reaktionsmischung hinzugegeben wurde von 0,30 M, insgesamt
0,40 M) wurden der Reaktionsmischung nach vollständiger Umwandlung der ursprünglichen
Konzentration an Glykolnitril hinzugegeben und die Reaktion fortgesetzt.
Nach 14 h war das zusätzliche
Glykolnitril fast vollständig
zu Glykolsäure
umgewandelt und zusätzliche
0,625 ml einer Lösung
von Glykolnitril von 55 Gew.-% in Wasser (zusätzliche Konzentration von Glykolnitril
0,60 M, 1,0 M insgesamt) wurden der Reaktionsmischung hinzugegeben. Nach
40 h wurde die vollständige
Umwandlung von 1,0 M Glykolnitril zu Glykolsäure ohne Bildung von Glykolamid
beobachtet.
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BEISPIEL 2 (VERGLEICHSBEISPIEL)
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UMWANDLUNG VON GLYKOLNITRIL ZU GLYKOLSÄURE UND
GLYKOLAMID DURCH ACIDOVORAX FACILIS 72 W-ZELLEN, DIE SOWOHL NITRILASE-
ALS AUCH NITRILHYDRATASE/AMIDASEAKTIVITÄTEN AUFWEISEN
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Die
in Beispiel 1 beschriebene Reaktion wurde wiederholt, mit der Ausnahme,
dass die Suspension von A. facilis 72 W-Zellen in Phosphatpuffer
nicht 1 h lang bei 50°C
zum Inaktivieren der Nitrilhydratase- und Amidaseaktivitäten der Zellen vor der Verwendung
in der Reaktion erhitzt wurde. Eine Suspension von 0,52 g (Nasszellenpaste)
A. facilis 72 W-Zellen (ATCC 55746) in 9,48 ml 0,020 M Kaliumphosphatpuffer
(pH-Wert 6,0), der 0,106 ml einer Lösung von Glykolnitril von 55
Gew.-% in Wasser (Endkonzentration von Glykolnitril in der Suspension
von 0,10 M) enthielt, wurde bei 25°C gemischt. Nach 2 h war die
Umwandlung von Glykolnitril abgeschlossen und die Ausbeuten an Glykolsäure und
Glykolamid betrugen jeweils ungefähr 61% und 39%.
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Zusätzliche
0,312 ml einer Lösung
von Glykolnitril von 55 Gew.-% in Wasser (zusätzliche Konzentration von der
Reaktionsmischung zugegebenem Glykolnitril von 0,30 M, 0,40 M insgesamt)
wurde der Reaktionsmischung 2 h nach der Reaktion zugegeben. Nach
4 h verblieb eine signifikante Menge des zusätzlichen Glykolnitrils und
das Verhältnis
der Konzentrationen von Glykolsäure
und Glykolamid betrug etwa 3,4:1. Zusätzliche 0,624 ml einer Lösung von
Glykolnitril von 55 Gew.-% in Wasser (zusätzliche Konzentration von Glykolnitril
0,60 M, 1,0 M insgesamt) wurden der Reaktionsmischung zugegeben.
Nach 22 h verblieben etwa 40% Glykolnitril und das Verhältnis der
Konzentrationen von Glykolsäure
und Glykolamid betrug etwa 9:1.
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BEISPIEL 3
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UMWANDLUNG VON GLYKOLNITRIL ZU GLYKOLSÄURE MIT
HILFE VON ACIDOVORAX FACILIS-MUTANT 72-PF-15 (ATCC 55747) ODER 72-PF-17
(ATCC 55745)
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Die
in Beispiel 1 beschriebene Reaktion wird wiederholt, mit der Ausnahme,
dass die Mutantenstämme
A. facilis 72-PF-15 oder 72-PF-17 anstatt A. facilis 72 W verwendet
werden. Eine Suspension von 0,50 g (Nasszellenpaste) A. facilis
72-PF-15 oder 72-PF-17 in 8,44 ml 0,020 M Kaliumphosphatpuffer (pH-Wert
6,0) wird in ein Polypropylenzentrifugenglas von 15 ml eingegeben.
Dann werden 1,06 ml einer Lösung
von Glykolnitril von 55 Gew.-% in Wasser (endgültige Konzentration von Glykolnitril
in der Suspension von 1,0 M) in das Glas eingegeben und die so gebildete
Suspension wird auf einer rotierenden Plattform bei 25°C gemischt. Proben
der Suspension zur Analyse (0,200 ml) werden zuerst mit 6 N HCl
auf einen pH-Wert von 2,5 eingestellt, um die Reaktion abzubrechen,
zentrifugiert und die überstehende
Flüssigkeit
mit Hilfe eines Filters von 0,2 Mikron filtriert. Nach ausreichender
Zeit wird die vollständige
Umwandlung von Glykolnitril zu Glykolsäure ohne Bildung des Nebenprodukts
Glykolamid erhalten.
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BEISPIEL 4
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UMWANDLUNG VON GLYKOLNITRIL ZU GLYKOLSÄURE MIT
HILFE VON E. COLI TRANSFORMANTEN SS1001 (ATCC PTA-1177) ODER SW91
(ATCC PTA-1175)
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Die
in Beispiel 1 beschriebene Reaktion wird wiederholt, mit der Ausnahme,
dass der E. coli-Transformant
SS1001 oder SW91 anstatt A. facilis 72 W verwendet wird. Eine Suspension
von 0,50 g (Nasszellenpaste) E. coli SS1001 oder SW91 in 8,44 ml
0,020 M Kaliumphosphatpuffer (pH-Wert 6,0) wird in ein Polypropylenzentrifugenglas
von 15 ml eingegeben. Dann werden 1,06 ml einer Lösung von
Glykolnitril von 55 Gew.-% in Wasser (endgültige Konzentration von Glykolnitril
in der Suspension von 1,0 M) in das Glas eingegeben und die so gebildete
Suspension wird auf einer rotierenden Plattform bei 25°C gemischt.
Proben der Suspension zur Analyse (0,200 ml) werden zuerst mit 6
N HCl auf einen pH-Wert
von 2,5 eingestellt, um die Reaktion abzubrechen, zentrifugiert
und die überstehende
Flüssigkeit
mit Hilfe eines Filters von 0,2 Mikron filtriert. Nach ausreichender
Zeit wird die vollständige
Umwandlung von Glykolnitril zu Glykolsäure ohne Bildung des Nebenprodukts
Glykolamid erhalten.
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BEISPIEL 5
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UMWANDLUNG VON ACETONCYANOHYDRIN ZU 2-HYDROXYISOBUTTERSÄURE DURCH
DIE NITRILASEAKTIVITÄT
VON ACIDOVORAX FACILIS 72 W
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Eine
Suspension von 0,34 g (Nasszellenpaste) Acidovorax facilis 72 W-Zellen
(ATCC 55746) in 5,61 ml 100 mM Kaliumphosphatpuffer (pH-Wert 6,0)
wurde in ein Polypropylenzentrifugenglas von 15 ml eingegeben und
die Zellsuspension 0,5 h lang bei 50°C erhitzt (um die unerwünschten
Nitrilhydratase- und Amidaseaktivitäten zu inaktivieren, während die
Nitrilaseaktivität
erhalten bleibt), dann in einem Wasserbad auf 25°C abgekühlt. In das Glas wurden dann
51,0 mg Acetoncyanohydrin (Endkonzentration von Acetoncyanohydrin in
der Suspension von 0,10 M) zugegeben und die so gebildete Suspension
auf einer rotierenden Plattform bei 25°C gemischt. Proben zur Analyse
(0,180 ml) wurden mit 0,020 ml 1,0 M Propionsäure (externer HPLC-Standard)
gemischt, zentrifugiert und die überstehende
Flüssigkeit
durch HPLC auf Acetoncyanohydrin, Aceton, 2-Hydroxyisobuttersäure und
2-Hydroxyisobutyramid analysiert. Nach 21 h betrugen die Ausbeuten
an 2-Hydroxybuttersäure,
2-Hydroxyisobutyramid und Aceton jeweils 21,6%, 0% und 71,3%, wobei
kein Acetoncyanohydrin verblieb.
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BEISPIEL 6
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UMWANDLUNG VON ACETONCYANOHYDRIN ZU 2-HYDROXYISOBUTTERSÄURE MIT
HILFE VON E. COLI-TRANSFORMANT SS1001
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Eine
Suspension von 0,66 g (Nasszellenpaste) E. coli-Transformant SS1001
(ATCC PTA-1177) in 5,29 ml 50 mM Kaliumphosphatpuffer (pH-Wert 6,0)
wurde in ein Polypropylenzentrifugenglas von 15 ml eingegeben, dann
wurden 51,0 mg Acetoncyanohydrin (endgültige Konzentration von Acetoncyanohydrin
in der Suspension von 0,10 M) hinzugegeben und die so gebildete
Suspension wurde auf einer rotierenden Plattform bei 25°C gemischt.
Proben zur Analyse (0,180 ml) wurden mit 0,020 ml 1,0 M Propionsäure (externer
HPLC-Standard) gemischt, zentrifugiert und die überstehende Flüssigkeit
durch HPLC auf Acetoncyanohydrin, Aceton und 2-Hydroxyisobuttersäure analysiert.
Nach 8 h betrugen die Ausbeuten an 2-Hydroxybuttersäure, 2-Hydroxyisobutyramid
und Aceton jeweils 23,0%, 0% und 65,6%, wobei kein Acetoncyanohydrin
verblieb.