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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist eine neue Verwendung gewisser Verbindungen
von Pyridin-2-ylmethylamin für
die Behandlung der Drogenabhängigkeit.
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Die
Arzneimittel-/Drogenabhängigkeit
von einer psychoaktiven Substanz ist ein pathologisches Phänomen, das
in der internationalen Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation
unter den Geistesstörungen eingeordnet
ist. Die Liste der Substanzen, die zu einem Syndrom der Drogenabhängigkeit
oder Abhängigkeit führen, ist
lang. Jedoch beschränkt
sich das Anwendungsgebiet der vorliegenden Erfindung auf die Behandlung
von Opioid-Drogenabhängigkeiten.
Unter Opioide verstehen die Erfinder alle natürlichen, halbsynthetischen
oder synthetischen Verbindungen, die eine Morphinwirkung besitzen.
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Das
Prinzip der Behandlung der Drogenabhängigkeit besteht darin, zu
ermöglichen,
dass die abhängige
Person bezüglich
der Substanz, von welcher sie abhängig ist, abstinent wird, dann
bleibt. Im speziellen Fall der Abhängigkeit von Opioiden handelt
es sich bei den verwendeten pharmakologischen Behandlungen um Behandlungen,
die als substituierend bezeichnet werden. Ihr Prinzip besteht darin,
die Substanz(en), die für
die Abhängigkeit
verantwortlich ist/sind, durch eine Opioid-Substanz zu ersetzen,
deren spezifische Wirkungen geringer sind und deren Wirkungsdauer
länger
ist als jene der für
die Abhängigkeit
verantwortlichen Substanz(en). Die für die Substitutionsindikation
verfügbaren
Medikamente sind je nach Land Methadonhydrochlorid, Levo-alpha-acetylmethadol
(LAAM) und Buprenorphin. Der Erfolgsprozentsatz dieser Behandlungen ist
jedoch beschränkt.
Da die in den Substitutionsbehandlungen verwendeten Substanzen selbst
der pharmakologischen Klasse der Opioide angehören, stellen sie darüber hinaus
auch selbst ein direktes oder indirektes Risiko für die öffentliche
Gesundheit dar. So können
die Substitutionssubstanzen ein Abhängigkeitssyndrom induzieren
und/oder das Risiko des Missbrauchs und der Abhängigkeit von anderen Substanzen,
wie beispielsweise Kokain, erhöhen.
Zusammen mit den Substitutionsbehandlungen werden manchmal auch
gewisse Agonisten der α2-Rezeptoren, wie Clonidin
und Lofexidin, bei der unterstützenden
Behandlungen und der Rückfallverhütung nach
der Entziehungskur von Opioiden verwendet.
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Die
derzeitigen Behandlungen der Drogenabhängigkeit von Opioiden sind
demgemäß nicht
vollständig
zufriedenstellend. Deshalb ist die Entdeckung von neuen Behandlungen,
welche Moleküle
einsetzen, die einen anderen Wirkungsmechanismus aufweisen als jenen
der existierenden Substanzen, sehr wünschenswert.
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Die
Mechanismen, welche das Abhängigkeitssyndrom
aufrechterhalten, sind komplex und deshalb schwierig zu erfassen.
In der Tat sind verschiedene Klassen von Rezeptoren und Neurotransmittern
beteiligt. Es scheint jedoch anerkannt zu sein, dass Dopamin eine
zentrale Rolle spielt. Es ist jedoch auch ersichtlich, dass Noradrenalin
und Serotonin, die unter anderem als Modulatoren und/oder Regulatoren
der Aktivität
von dopaminergen Neuronen in den zerebralen Zonen wirken, welche
an den Abhängigkeitsphänomenen
beteiligt sind, herausragende Ziele von therapeutischen Interventionen
darstellen.
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In
der Tat wurde das Vorliegen eines Bindeglieds zwischen gewissen
Unterarten der Bindungsstelle von Serotonin, darunter unter anderem
der Untertyp 5-HT1A, und der Morphin-Abhängigkeit
bereits Ende der 80er Jahre in der wissenschaftlichen Literatur
erörtert.
In der Folge wurde das potentielle Anwendungsgebiet von Verbindungen,
die eine Affinität
zum 5-HT1A-Rezeptor aufweisen, mehr oder
weniger systematisch auf die Behandlung des Entzugssyndroms und/oder
des Missbrauchs und/oder der Drogenabhängigkeiten von psychoaktiven
Substanzen, einschließlich
Ethanol und Nikotin, ausgedehnt.
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So
beansprucht die Firma Bristol-Myers Co. in der europäischen Anmeldung
EP 356 997 die Verwendung
von Azapironen wie beispielsweise Buspiron bei der Behandlung des
Missbrauchs von psychoaktiven Substanzen.
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Die
Firma American Home Products Corporation beschreibt in den internationalen
Anmeldungen WO 0035892, WO 0035874, WO 0035878 Derivate von Piperazinethylamiden,
Arylpiperidinen bzw. 1,4-Piperazinen
als Agonisten und Antagonisten des 5-HT1A-Rezeptors,
die bei der Behandlung der Gewöhnung
an Drogen nützlich
sind. In der internationalen Anmeldung WO 9938864 beschreibt die
gleiche Firma Oxazol-Derivate als Agonisten des 5-HT1A-Rezeptors,
die bei der Behandlung des Entzugssyndroms und der Gewöhnung an Drogen
nützlich
sind. In den Anmeldungen WO 9808817 und WO 9717343 sind Derivate
von 4-Aminoethoxyindolen bzw. Benzodioxanmethylaminen als Liganden
des 5-HT1A-Rezeptors beansprucht, welche
bei der Behandlung des Missbrauchs und der Abhängigkeit nützlich sind. In der internationalen
Anmeldung WO 0035875 sind Arylpiperidin-Derivate als Antagonisten
des 5-HT1A-Rezeptors beansprucht, welche
bei der Behandlung der Gewöhnung
an Drogen nützlich
sind.
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Die
Firma Knoll beansprucht in den internationalen Anmeldungen WO 9723485,
WO 9702269, 9703071 Derivate von Heteroarylcarboxamiden, von Thiazolen
bzw. von Heterocyclylcarboxamiden als nicht-selektive Liganden des
5-HT1A-Rezeptors, die bei der Behandlung
des Missbrauchs und der Gewöhnung an
psychoaktive Substanzen nützlich
sind.
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Die
Firma Pharmacia & Upjohn
S.P.A. berichtet in der internationalen Anmeldung WO 9730050 über Derivate
von Heterocyclylergolinen als selektive Liganden des 5-HT1A-Rezeptors, die bei der Behandlung des Entzugs
und der Gewöhnung
an Drogen nützlich
sind; gleichermaßen
sind in der Anmeldung WO 9741858 Piperazin-Derivate als nicht-selektive
Liganden des 5-HT1A-Rezeptors beschrieben,
die bei der Behandlung des Missbrauchs von psychoaktiven Substanzen
nützlich
sind.
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Die
Firma Pfizer Products Inc. beschreibt in den Anmeldungen
EP 982 030 und
EP 928 792 Derivate von 2,7-substituierten
Octahydropyrrolo-1,2-pyrazinen bzw. von Bicyclo(3.1.0)hexanen als
Liganden des 5-HT
1A-Rezeptors, die bei der
Behandlung von Abhängigkeit
nützlich
sind.
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Die
Firma R.P. Scherer Limited beansprucht in der internationalen Anmeldung
WO 9842344 die Verwendung einer pharmazeutischen Zusammensetzung,
die einen 5-HT1A-Agonisten wie beispielsweise
Buspiron umfasst, bei der Behandlung des Missbrauchs und der Gewöhnung an
gewisse Substanzen.
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Die
Firma Synthélabo
beschreibt in der Anmeldung WO 9706155 Derivate von Naphthalin-1-ylpiperazinen als
Liganden des 5-HT1A-Rezeptors, die bei der
Behandlung von Störungen
aufgrund des Entzugs oder des Missbrauchs von Suchtmitteln nützlich sind.
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Die
Firma Yamanouchi Pharm. Co. Ltd. berichtet in der internationalen
Anmeldung WO 9429293 über Derivate
von Fluorchromanen als Liganden des 5-HT1A-Rezeptors,
die bei der Behandlung der Drogenabhängigkeit nützlich sind.
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Die
Firma Eli Lilly and Company beschreibt in der
US 5 741 789 , dass Heterooxyalkanamine
Agonisten oder partielle Agonisten des 5-HT
1A-Rezeptors
sind, welche bei der Behandlung des Missbrauchs von Substanzen nützlich sind.
In der internationalen Anmeldung WO 0000196 berichtet die gleiche
Firma, dass Pyrrolidine und Pyrroline nicht-selektive Antagonisten
des 5-HT
1A-Rezeptors sind, die bei der Behandlung
des Missbrauchs von Substanzen nützlich
sind.
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Jedoch
ist in jeder der vorstehend angeführten Patentanmeldungen die
Nützlichkeit
von 5-HT1A-Liganden bei der Behandlung von Drogenabhängigkeiten
von psychoaktiven Substanzen, die von Ethanol verschieden sind (WO
9741858), nicht durch pharmakologische Daten gestützt. Darüber hinaus
haben die 5-HT1A-Agonisten, die klinisch
bei der Behandlung der Abhängigkeit
bestimmter Suchtmittel wie beispielsweise Kokain getestet wurden,
negative Ergebnisse gebracht. Der Einfluss von Verbindungen, die
eine pharmakologische Wirkung des 5-HT1A-Agonisten-Typs
aufweisen, auf die Behandlung der Drogenabhängigkeit von Opioiden existiert
demgemäß bis heute
nicht. Gemäß dem derzeitigen
Stand der Technik ist die potentielle Nützlichkeit von neuen 5-HT1A-Agonisten bei der Behandlung der Drogenabhängigkeit
von Opioiden schwierig vorherzusagen.
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Die
Erfinder haben überraschend
entdeckt, dass die Verbindungen, die von der Anmelderin in dem Patent
WO 98/22495 beansprucht und durch die folgende allgemeine Formel
(I) dargestellt werden:
in der:
u ein Wasserstoffatom
oder einen Methylrest darstellt, mit der Maßgabe, dass, wenn u ein Methylrest
ist, dann v und w ein Wasserstoffatom darstellen;
v ein Wasserstoffatom,
ein Chloratom oder einen Methylrest darstellt, mit der Maßgabe, dass,
wenn v ein Methylrest ist, dann u und w ein Wasserstoffatom darstellen;
w
ein Wasserstoffatom, ein Fluoratom oder einen Methylrest darstellt,
mit der Maßgabe,
dass, wenn w ein Methylrest ist, dann u und v ein Wasserstoffatom
darstellen;
x ein Wasserstoffatom oder ein Fluoratom darstellt;
y
ein Chloratom oder einen Methylrest darstellt;
z ein Wasserstoffatom
oder ein Fluoratom oder ein Chloratom oder einen Methylrest darstellt;
A
darstellt:
- – ein Wasserstoffatom oder
ein Fluoratom oder ein Chloratom;
- – einen
(C1-C5)-Alkylrest,
d.h. einen gerad- oder verzweigtkettigen gesättigten aliphatischen Kohlenwasserstoffrest,
der 1 bis 5 Kohlenstoffatome enthält, wie Methyl, Ethyl, Propyl,
Butyl, Pentyl, Isopropyl, 1-Methylethyl, 1-Methylpropyl, 1-Methylbutyl,
2-Methylpropyl, 2-Methylbutyl oder 3-Methylbutyl, 1-Ethylpropyl, 2-Ethylpropyl;
- – einen
Fluoralkylrest, wie Monofluormethyl (-CH2F)
oder Difluormethyl (-CHF2) oder Trifluormethyl
(-CF3) oder 1-Fluor-1-ethyl (-CHFCH3) oder 1,1-Difluor-1-ethyl (-CF2CH3);
- – einen
Cyclopropyl- oder Cyclobutyl- oder Cyclopentylrest;
- – eine
substituierte oder unsubstituierte aromatische heterocyclische Gruppe
mit 5 Kettengliedern, die 1, 2, 3 oder 4 Heteroatome enthält, welche
ausgewählt
sind aus Stickstoff, Sauerstoff und Schwefel, jedoch ohne dass mehr
als ein Sauerstoff- und/oder Schwefelatom in dem Heterocyclus A
vorliegt,
- – eine
Alkoxy-(R1O-) oder Alkylthiogruppe (R1S-), in welcher der Rest R1 darstellt:
– einen
(C1-C5)-Alkylrest,
wie vorstehend definiert,
– einen
Monofluormethyl- oder Trifluormethylrest,
– einen Cyclopropyl- oder Cyclobutyl-
oder Cyclopentylrest;
- – eine
Aminogruppe vom Typ II in der R2 und
R3, identisch oder verschieden, Wasserstoff
oder einen (C1-CS)-Alkylrest,
wie vorstehend definiert, oder eine Cyclopropylgruppe oder eine
Trifluormethylgruppe darstellen;
- – eine
gesättigte
cyclische Aminogruppe vom Typ III in der n die ganzen Werte
1 oder 2 annehmen kann;
- – eine
Alkoxycarbonylgruppe, vorzugsweise eine Methoxycarbonylgruppe (CH3OCO-) oder eine Ethoxycarbonylgruppe (CH3CH2OCO); sowie ihre
Additionssalze mit pharmazeutisch annehmbaren Mineral- oder organischen
Säuren
bei der Behandlung der Drogenabhängigkeit
von Opioiden unerwartet potentiell wirksam sind.
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Die
Verbindungen der Formel (I) sind bekannte selektive Agonisten der
5-HT1A-Rezeptoren und ihre Verwendung auf
anderen Gebieten der Medizin sind in der internationalen Anmeldung
WO 98/22459 beschrieben. In der vorliegenden Erfindung ist die bevorzugte
Verbindung der Formel (I) (3-Chlor-4-fluorphenyl)-(4-fluor-4-{[(5-methylpyridin-2-ylmethyl)amino]methyl}piperidin-1-yl)methanonfumarat,
das heißt:
A = H, u = CH3, v und w = H, x = F, y =
Cl und z = F in der allgemeinen Formel (I). Die betreffende Verbindung
wird nachstehend als Verbindung F bezeichnet.
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Die
einzige Figur zeigt die Auswirkung der Verbindung F auf die Morphin-Abhängigkeit.
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Die
Gültigkeit
von Tiermodellen für
die Untersuchung von neurobiologischen und Verhaltensmechanismen,
die an der Drogenabhängigkeit
beteiligt sind, stützt
sich nunmehr auf mehr als zwanzig Jahre Forschung. Mehrere Aspekte
des Verhaltens von abhängigen
Personen können
so beim Versuchstier reproduziert werden. Zum Beispiel induziert
bei der Ratte, die durch chronische Morphinverabreichung abhängig gemacht worden
ist, das plötzliche
Absetzen von Morphin oder die Verabreichung eines Antagonisten der
Opiat-Rezeptoren einen Zustand, der als hyperalgetisch bezeichnet
wird und leicht mittels nozizeptiver Stimuli objektiviert werden
kann. So stellt dieser Zustand der induzierten Hyperalgesie einen
empfindlichen, robusten und breit anerkannten Marken der Opiat-Abhängigkeit
dar. Folglich haben die Erfinder die Verwendung eines derartigen Markers
gewählt,
um die Fähigkeit
der Verbindungen der Erfindung zu bewerten, dem Auftreten eines
Abhängigkeitssyndroms
von Morphin entgegenzutreten.
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Die
Verbindung F wurde mit Gepiron und Lesopitron verglichen, welche
als Bezugs-5-HT1A-Agonisten gewählt wurden. Gepiron [83928-76-1],
das ein enges Strukturanalogon von Buspiron [33386-08-2] und Tandospiron
[112457-95-1] ist, ist in klinischen Versuchen der Phase III ein
5-HT1A-Agonist. Lesopitron [132449-46-8]
ist der einzige 5-HT1A-Agonist, der sich
bei der Indikation Drogenabhängigkeit
in der aktiven Entwicklung befindet (Pharmaprojects März 2001).
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Die
folgenden Beispiele dienen dazu, die pharmakologische Wirkung der
Verbindung F und daher deren potentielle Nützlichkeit bei der in der Erfindung
beanspruchten therapeutischen Indikation zu erläutern.
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Beispiel 1: Messung der
Affinität
der Verbindung F und der Bezugssubstanzen zum 5-HT1A-Rezeptor
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Die
Untersuchung der Bindung an den 5HT1A-Rezeptor
wurde gemäß einer
Standardmethode (Naunyn-Schmiedeberg's Arch. Pharmaco. 1991, 343, 106) durchgeführt. Die
Inhibierungskonstanten (Ki) der erfindungsgemäßen Substanzen werden aus Verdrängungsexperiment
unter Verwendung des Programms für nicht-lineare
Regression RADLIG Version 4 von EBDA (Equilibrium Binbing Data Analysis)
(Biosoft, Cambridge, UK, Mc Pherson, 1985) abgeschätzt. Die
Dissoziationskonstanten der bei den Berechnungen verwendeten radioaktiven
Liganden sind 0,31 nMol bei 3H-8-OH-DPAT.
Die Werte des pKi (-logKi) sind in Form des Mittels ± SEM von
mindestens 3 Experimenten angegeben.
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Die
erhaltenen Ergebnisse sind in der nachstehenden Tabelle eingetragen.
- a) Gewebe: Zerebralkortex der Ratte.
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Beispiel 2: Auswirkung
der Verbindung F und der Bezugssubstanzen auf die Morphin-Abhängigkeit
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Die
Substanzen werden mittels osmotischer Minipumpen (Modell 2ML2; Durchsatz
5 μl/h;
Alza Corporation, Palo Alto, USA) verabreicht, die am ersten Versuchstag
subkutan implantiert und zwei Wochen später entfernt werden. Die Pumpe
wird durch einen transversalen Einschnitt, der in der Haut des dorsalen
Gesichts der Ratte vorgenommen wird, mit der Freisetzungsöffnung gegen
den Kopf hin gerichtet an ihren Ort eingebracht.
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Morphinhydrochlorid
wird mit 5 mg/Ratte/Tag (41,7 mg/ml) in destilliertem Wasser gelöst verabreicht. Die
Verbindung F wird mit 0,63 mg/Ratte/Tag (5,25 mg/ml) in destilliertem
Wasser gelöst
verabreicht. Gepiron und Lesopitron werden mit 2,5 mg/Ratte/Tag
(20,8 mg/ml) in destilliertem Wasser gelöst verabreicht. Die bei den
Vergleichstieren implantierten Pumpen setzen 0,12 ml 0,9 %-iges
NaCl (Kochsalzlösung)/Ratte/Tag
frei; die Dosen beziehen sich auf das Gewicht der nicht in ihr Salz überführten Verbindung.
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Die
Studie besteht aus zwei Phasen: einer Phase der chronischen Behandlung,
die 2 Wochen dauert, und einer Entzugsphase, die 1 Woche dauert.
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Am
ersten Tag des Experiments werden den Ratten zwei osmotische Minipumpen
implantiert. Sechs experimentelle Gruppen erhalten eine der folgenden
Behandlungen: (a) Pumpe 1 = Kochsalzlösung und Pumpe 2 = Kochsalzlösung (n
= 11); (b) Pumpe 1 = Kochsalzlösung
und Pumpe 2 = Verbindung F mit 0,63 mg/Ratte/Tag (n = 11); (c) Pumpe
1 = Morphin mit 5 mg/Ratte/Tag und Pumpe 2 = Kochsalzlösung (n
= 13); (d) Pumpe 1 = Morphin mit 5 mg/Ratte/Tag und Pumpe 2 = Verbindung
F mit 0,63 mg/Ratte/Tag (n = 13); (e) Pumpe 1 = Morphin mit 5 mg/Ratte/Tag
und Pumpe 2 = Gepiron mit 2,5 mg/Ratte/Tag (n = 13); (f) Pumpe 1
= Morphin mit 5 mg/Ratte/Tag und Pumpe 2 = Lesopitron mit 2,5 mg/Ratte/Tag
(n = 13).
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Nach
zweiwöchiger
chronischer Behandlung beginnt die Entzugsphase. Nach der Durchführung von Basalmessungen
am Tag 14 erhalten alle Tiere eine subkutane Naloxon-Injektion mit
0,63 mg/kg. Anschließend
wird 30 Minuten, 1 h, 2 h, 4 h und 8 h nach der Injektion eine weitere
Reihe von Messungen vorgenommen. Nach der letzten Messung 8 h nach
der Naloxon-Injektion werden die Pumpen explantiert. Eine Reihe von
Messungen wird auch täglich
24 h bis 4 Tage nach der Naloxon-Injektion vorgenommen. Bei dieser
Entzugsphase werden die nozizeptiven Schwellen gemessen, indem man
die Methode von Randall und Selitto (Arch. Int. Pharmacodyn. 1957,
CXI, 409) verwendet, bei der ein wachsender Druck auf die Hinterpfote
bis zum Erreichen der Vokalisierungsschwelle angewandt wird. Die
Ergebnisse werden in Gramm angegeben und es wird eine Grenze von
750 g auferlegt.
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Für die Bewertung
der nozizeptiven Schwellen werden die Flächen unter den Kurven (AUCs)
bestimmt und mit einer Varianzanalyse (ANOVA) behandelt. Die post-hoc-Vergleiche
(d.h., die der Varianzanalyse folgen, wenn diese signifikant ist)
werden mit dem Test von Student-Newman-Keuls (SNK) für einen
Vergleich der Gruppen unter sich durchgeführt. Eine statistisch signifikante
Wirkung wird bei p < 0,05
definiert. Die Flächen
unter den Kurven (AUCs), die zwischen 30 Minuten und 4 Tagen nach
Einleitung des Entzugs durch Naloxon erhalten werden, sind in der
im Anhang gezeigten Grafik dargestellt.
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Ergebnisse
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Das
Ergebnis der in-vitro-Bindungstests (vgl. nachstehende Tabelle)
zeigt, dass die Verbindung F eine starke Affinität zum Rezeptor des Untertyps
5-HT1A besitzt. Die Affinität der Verbindung
F zu dieser Stelle ist darüber
hinaus jenen der Bezugssubstanzen: Gepiron und Lesopitron, sehr überlegen.
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In
vivo zeigen die Werte der AUCs (siehe die Figur), die bei den Tieren
signifikant schwächer
sind, welche Morphin erhalten haben, als bei jenen, die physiologisches
Serum erhalten haben, das erwartete Auftreten des Entzugssyndroms
von Morphin [ANOVA, Behandlungseffekt, F(5,68) = 5,8; p < 0,001]. Die signifikante Verringerung
(SNK; p < 0,05)
der nozizeptiven Schwellen von Tieren, die Morphin erhalten haben,
zeigt, dass dieses Syndrom klar durch die Messung der Amplitude
der Hyperalgesie, die sich bei der Entzugsphase entwickelt, objektiviert
werden kann. Die Tiere, die gleichzeitig mit Morphin und der Verbindung
F behandelt wurden, zeigen im Gegensatz zu jenen, die mit Morphin
allein behandelt wurden, und zu jenen, die gleichzeitig mit Morphin
und Gepiron (SNK; p < 0,05)
oder Lesopitron (SNK; p < 0,05)
behandelt wurden, Werte der AUCs, die statistisch mit jenen vergleichbar
sind (SNK; p > 0,05),
die bei Vergleichstieren erhalten wurden. Die Verbindung F induziert
selbst keinen Effekt, wie es die vergleichbaren Schwellen (p > 0,05) der Vergleichstiere
und jener, die allein mit der Verbindung F behandelt wurden, zeigen.
Es folgt daraus, dass nur die Tiere, die mit Morphin und der Verbindung
F gleichzeitig behandelt werden, keine Hyperalgesie entwickeln und
demgemäß kein Syndrom
des Entzugs von Morphin aufweisen. Die Bezugs-5-HT1A-Agonisten
(d.h. Gepiron und Lesopitron) weisen keine nachweisbare Wirkung
auf die Hyperalgesie und demgemäß auf das
Syndrom des Entzugs von Morphin auf. Aus diesem Grund ist im Gegensatz
zu der Bezugsverbindung die Verbindung F potentiell in der Lage,
einer Abhängigkeit
von Morphin entgegenzutreten.
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Es
geht aus dieser Studie hervor, dass die Verbindungen der Formel
(I) sowie ihre Additionssalze mit pharmazeutisch annehmbaren Mineralsäuren oder
organischen Säuren
im Gegensatz zu 5-HT1A-Agonisten, die anderen chemischen Klassen
angehören,
potentiell bei der Behandlung der Opioid-Drogenabhängigkeit nützlich sind.
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Es
können
pharmazeutische Zusammensetzungen hergestellt werden, die als Wirkstoff
mindestens eines der Derivate der allgemeinen Formel (I) oder eines
der Salze oder Hydrate von deren Salzen in Kombination mit einem
oder mehreren pharmazeutisch annehmbaren Hilfsstoffen oder Trägern enthalten.
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Bei
den pharmazeutischen Zusammensetzungen kann es sich beispielsweise
um Zusammensetzungen handeln, die auf oralem, nasalem, sublingualem,
rektalem oder parenteralem Weg verabreicht werden können. Als
Beispiel für
auf oralem Weg verabreichbare Zusammensetzungen kann man Tabletten,
Kapseln, Granulate, Pulver und orale Lösungen oder Suspensionen anführen.
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Die
geeigneten Formulierungen für
die gewählte
Form der Verabreichung sind bekannt und sind beispielsweise in:
Remington, The Science and Practice of Pharmacy, 19. Auflage, 1995,
Mack Publishing Company, beschrieben.
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Die
wirksame Dosis einer Verbindung der Erfindung variiert als Funktion
von zahlreichen Parametern wie beispielsweise dem gewählten Verabreichungsweg,
dem Gewicht, dem Alter, dem Geschlecht, der oder den für die Krankheit
verantwortlichen Substanz(en), der Empfindlichkeit des zu behandelnden
Individuums. Folglich wird die optimale Dosierung individuell als
Funktion der zutreffenden Parameter von einem Art bestimmt werden.
Obwohl die wirksamen Dosen einer Verbindung der Erfindung in großem Maß variieren
können,
werden sich die täglichen
Dosen zwischen 0,01 mg und 100 mg pro kg Körpergewicht des zu behandelnden
Individuums bewegen. Eine tägliche
Dosis einer Verbindung der Erfindung zwischen 0,10 mg und 100 mg pro
kg Körpergewicht
des zu behandelnden Individuums wird jedoch bevorzugt.