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Die
Erfindung betrifft ein Kettenverzweigungsmittel mit Anhydridgruppen.
Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung einer
Polyamidzusammensetzung mit nicht-Newtonschem Fließverhalten
sowie eine Polyamidzusammensetzung, die durch das Verfahren erhalten
wird, und die Verwendung davon zur Herstellung eines Formteils.
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Ein
derartiges Kettenverzweigungsmittel ist aus EP-A-0495363 bekannt. Diese Veröffentlichung
beschreibt als Kettenverzweigungsmittel ein Copolymer mit Anhydridgruppen,
vorzugsweise ein Copolymer aus Maleinsäureanhydrid und Styrol (SMA),
wobei das Kettenverzweigungsmittel zur Herstellung einer Polyamidzusammensetzung
mit erhöhter
Schmelzviskosität
verwendet wird, die ein nicht-Newtonsches Fließverhalten zeigt. Eine derartige
Polyamidzusammensetzung wird durch Mischen eines niedrig viskosen
Polyamids mit dem Kettenverzweigungsmittel in der Schmelze hergestellt.
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Unter
nicht-Newtonschem Fließverhalten
ist hier ein rheologisches Verhalten zu verstehen, das einen Anstieg
der Schmelzviskosität
einer geschmolzenen Polymerzusammensetzung mit abnehmender Scherkraft zeigt.
Dieses Phänomen
wird auch als strukturelle Viskosität bezeichnet. Unter Anhydridgruppen
sind hier Anhydridgruppen oder Gruppen, aus denen unter Verfahrensbedingungen
Anhydridgruppen gebildet werden können, zu verstehen, beispielsweise
eine Dicarbonsäuregruppe.
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Ein
Nachteil des bekannten Kettenverzweigungsmittels aus EP-A0495363
ist, dass das Mischen von Kettenverzweigungsmittel und Polyamid
in der Schmelze ein hohes Risiko für die Bildung von Gelteilchen
birgt. Ein weiterer Nachteil des bekannten Kettenverzweigungsmittels
ist, dass die gebildete Polyamidzusammensetzung Viskositätswerte
zeigt, die nur schwer wiederholbar sind, wobei die Viskositätsunterschiede
nicht nur bei verschiedenen Chargen, sondern auch innerhalb einer
Charge auftreten. Diese Unterschiede stören die stabile Verarbeitung
der Polyamidzusammensetzung mittels einer Extrusions- oder Spritzgusstechnik
zur Ausbildung von Formteilen erheblich.
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Aufgabe
der Erfindung ist daher die Bereitstellung eines Kettenverzweigungsmittels
mit Anhydridgruppen, das zur Herstellung einer Polyamidzusammensetzung
mit nicht-Newtonschem Fließverhalten
verwendet werden kann und das die Nachteile gar nicht oder in einem
wesentlich geringeren Ausmaß zeigt.
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Überraschenderweise
wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch
ein Kettenverzweigungsmittel gelöst,
das aus Folgendem besteht:
- (a) 5-75 Masse-%
eines Copolymers aus mindestens einer ungesättigten Dicarbonsäure oder
einem Derivat davon und einem aromatischen Vinylmonomer;
- (b) 5-75 Masse-% eines Copolymers aus Acrylnitril und einem
aromatischen Vinylmonomer;
- (c) 0-80 Masse-% eines thermoplastischen Polyolefins, ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus Polyethylen niedriger Dichte, hochdichtem
Polyethylen, Plastomeren, Ethylen-Vinylacetat-Copolymer, Ethylencopolymeren
mit einem Alkyl(meth)acrylat, Propylen-Homopolymer und Polypropylen-Copolymeren,
und
- (d) 0-10 Masse-% übliche
Zusätze;
und
wobei (a) und (b) mischbar sind, das Verhältnis (a)/(b) von 1/3 bis 3/1
ist und (a) + (b) + (c) + (d) insgesamt 100 % ergeben.
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Die
Verwendung des erfindungsgemäßen Kettenverzweigungsmittels
ergibt eine sehr viel besser Wiederholbarkeit bei der Herstellung
einer Polyamidzusammensetzung mit nicht-Newtonschem Fließverhalten und
ermöglicht
eine sehr viel präzisere
Steuerung der Viskosität,
wobei zusätzlich
fast keine Probleme durch die Bildung von Gelteilchen auftreten.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass größere Mengen Kettenverzweigungsmittel
zugegeben werden können,
sodass weniger Dosierprobleme bei der Herstellung einer Polyamidzusammensetzung
auftreten.
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Beispiele
für geeignete
ungesättigte
Dicarbonsäuren
oder Derivate davon, die als Monomer für Bestandteil (a) verwendet
werden können,
sind Maleinsäure
oder Itaconsäure,
oder Derivate davon, beispielsweise Maleinsäureanhydrid (MA), N-Phenylmaleinimid
oder Itaconsäureanhydrid.
Unter Dicarbonsäurederivaten sind
hier insbesondere Anhydrid- oder Imidderivate zu verstehen. Beispiele
für geeignete
aromatische Vinylmonomere sind Styrol, α-Methylstyrol oder ein Styrol,
bei dem der aromatische Ring einen Halogen- oder Alkylsubstituenten
enthält.
Zumindest ist hier die Bedeutung so zu verstehen, dass das Copolymer
(a) auch eine geringe Menge an einem oder mehreren anderen Monomeren
enthalten kann. Vorzugsweise ist (a) jedoch ein Copolymer von Maleinsäureanhydrid
und Styrol (SMA). Der MA-Gehalt von (a) liegt im Allgemeinen zwischen 5
und 40 Masse-%, vorzugsweise zwischen 10 und 35 Masse-% und mehr
bevorzugt zwischen 20 und 30 Masse-%. Der Vorteil eines hohen MA-Gehalts
ist, dass über
die Reaktion mit einem thermoplastischen Polymer mit Amingruppen,
beispielsweise einem Polyamid, ein höherer Verzweigungsgrad erreicht
werden kann. Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Kettenverzweigungsmittels
ist, dass ein derartig hoher MA-Gehalt ohne das Auftreten eines
unerwünschten
Grades an Polymerkettenvernetzung und einer unerwünschten
Bildung unlöslicher
Teilchen (Gelteilchen) verwendet werden kann.
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Geeignete
aromatische Vinylmonomere in Bestandteil (b) sind dieselben, wie
unter (a) beschrieben, wobei (b) vorzugsweise ein Copolymer aus
Styrol und Acrylnitril (SAN) ist. Der Acrylnitrilgehalt (AN) von
(b) liegt im Allgemeinen zwischen 5 und 40 Masse-%, vorzugsweise
zwischen 10 und 35 Masse-% und mehr bevorzugt zwischen 20 und 30
Masse-%. Der Vorteil eines höheren
AN-Gehalts ist eine höhere
Polarität
des Copolymers, was die Verträglichkeit
mit anderen polaren Polymeren, wie Polyamid, verbessert.
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In
der Regel ist ein SMA-Copolymer mit einem SAN-Copolymer mischbar,
wenn das Verhältnis
von MA-Gehalt zu AN-Gehalt der jeweiligen Copolymere ungefähr zwischen
1,6 und 0,6 liegt. Vorzugsweise enthält das erfindungsgemäße Kettenverzweigungsmittel
somit SMA- und SAN-Copolymer in einem Verhältnis von MA-Gehalt zu AN-Gehalt von zwischen
1,6 und 0,6, mehr bevorzugt zwischen 1,2 und 0,8.
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Das
Verhältnis
der Mengen an Bestandteil (a) zu (b) im erfindungsgemäßen Kettenverzweigungsmittel schwankt
zwischen 3/1 und 1/3. Vorzugsweise liegt das (a)/(b)-Verhältnis zwischen
2/1 und 1/2. Das hat den Vorteil, dass ein eine bessere Dispersion
des erfindungsgemäßen Kettenverzweigungsmittels
im Polyamid erreicht wird.
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Das
erfindungsgemäße Kettenverzweigungsmittel
enthält
10-80 Masse-% thermoplastisches Polymer als geeigneter Hilfsstoff.
Dies birgt den Vorteil eines sehr viel einfacheren Mischprozesses
bei der Herstellung des erfindungsgemäßen Kettenverzweigungsmittels
und darüber
hinaus ist die Dosierung des Kettenverzweigungsmittels erheblich
vereinfacht und kann präziser
gesteuert werden. Dieses inerte Verarbeitungshilfsmittel dient auch
als Trägermaterial
bei der Herstellung eines Kettenverzweigungsmittels in Form eines
SMA- und SAN-Konzentrats. Inert ist hier so zu verstehen, dass das
Verarbeitungshilfsmittel oder das Trägermaterial nicht mit den anderen
Bestandteilen (a) und (b) und mit einem thermoplastischen Polymer
mit Amingruppen, zu denen das Kettenverzweigungsmittel später gegeben
wird, reagiert und auch nicht die Reaktion zwischen den Anhydridgruppen
und den Amingruppen in unerwünschtem
Maße stört. Das
inerte Verarbeitungshilfsmittel ist ein thermoplastisches Polyolefin,
ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Polyethylen niedriger Dichte (LDPE),
hochdichtem Polyethylen (HDPE), Plastomeren, Ethylen-Vinylacetat-Copolymer,
Ethylencopolymeren mit einem Alkyl(meth)acrylat, Propylen-Homopolymer
und Polypropylen-Copolymeren. Das erfindungsgemäße Kettenverzweigungsmittel
enthält
aufgrund der guten Verarbeitbarkeit vorzugsweise LDPE als inertes Verarbeitungshilfsmittel.
In einer besonderen Ausführungsform
enthält
das erfindungsgemäße Kettenverzweigungsmittel
zwischen 40 und 80 Masse-% inertes Verarbeitungshilfsmittel.
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Als
Zusätze
(d) kann das erfindungsgemäße Kettenverzweigungsmittel
die üblichen
Stabilisierungsmittel, Antioxidationsmittel und dergleichen enthalten.
Das Kettenverzweigungsmittel kann auch Verbindungen enthalten, die
die gewünschte
Reaktion zwischen Anhydridgruppen des Kettenverzweigungsmittels
und Amingruppen eines thermoplastischen Polymers beschleunigen.
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Beim
Verfahren zur Herstellung des erfindungsgemäßen Kettenverzweigungsmittels
werden die Bestandteile (a), (b), (c) und (d) in der Schmelze gemischt
und dann zu einem Granulat ausgebildet. Dieses Granulat ist vorzugsweise
körnig,
wobei die Abmessungen mit dem Fachmann bekannten Kunststoffgranulaten vergleichbar
sind, kann aber auch in Pulverform vorliegen. Die Vorteile eines
körnigen
Granulats sind die guten Dosiereigenschaften und die gute Mischung
mit anderen körnigen
Bestandteilen, wie Kunststoffgranulat.
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Die
Erfindung betrifft auch die Verwendung eines er findungsgemäßen Kettenverzweigungsmittels
als Zusatz zur Erhöhung
der Viskosität
eines thermoplastischen Polymers mit Amingruppen. Das thermoplastische
Polymer mit Amingruppen ist vorzugsweise ein Polyamid.
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Die
Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung einer Polyamidzusammensetzung
mit nicht-Newtonschem Fließverhalten,
wobei ein Polyamid mit einer niedrigen Viskosität und einem im Wesentlichen
Newtonschen Fließverhalten
in der Schmelze mit einem erfindungsgemäßen Anhydridgruppen enthaltenden
Kettenverzweigungsmittel und fakultativ anderen Zusätzen vermischt
wird.
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Geeignete
Polyamide sind im Allgemeinen thermoplastische Polyamide, aber aufgrund
ihrer günstigen Verarbeitungseigenschaften
und mechanischen Eigenschaften vorzugsweise halbkristalline Polyamide.
Zu Beispielen gehören
Polyamid 6 (PA 6), PA 66, PA 46, PA 69, PA 610, PA 11, PA 12, PA
MXD6 und Copolymer und Mischungen solcher Polyamide. Das Polyamid
ist vorzugsweise ein PA 6, PA 66, PA 46 oder ein Copolyamid davon.
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Vorzugsweise
weist das im erfindungsgemäßen Verfahren
verwendete Polyamid, insbesondere PA 6 mit einer relativen Lösungsviskosität (RSV)
von 2,0 bis 3,5 (gemessen bei 25 °C
mit einer 1 Masse-% Lösung in
90 % Ameisensäure)
auf. Mehr bevorzugt weist das Polyamid eine RSV von 2,2 bis 2,8
und am meisten bevorzugt von 2,3 bis 2,6 auf.
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Geeignete
Polyamide weisen im Allgemeinen 0,1 bis 1 Amingruppe als endständige Gruppe
pro lineares Kettenmolekül
auf, wobei der Gehalt an Amingruppen vorzugsweise mindestens 20
meq/kg, mehr bevorzugt 30 meq/kg und am meisten bevorzugt 40 meq/kg
beträgt.
Der Vorteil eines hohen Amingruppengehalts ist eine verstärkte Erhöhung der
Viskosität
und ein ausgeprägteres
nicht-Newtonsches Fließverhalten
infolge einer Reaktion mit den Anhydridgruppen des Kettenverzweigungsmittels.
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Vorzugsweise
wird eine solche Menge an Kettenverzweigungsmittel zu dem erfindungsgemäßen Verfahren
hinzugegeben, dass der Gehalt an Bestandteil (a) in der Polyamidzusammensetzung
0,01-6 Masse-% bezogen auf das Polyamid, mehr bevorzugt 0,05-3 Masse-%
und am meisten bevorzugt 0,1-1,5 Masse-% beträgt, wobei sich der höhere Gehalt
auf ein SMA mit einem geringen Anhydridgruppengehalt bezieht und
umgekehrt. Eine größere Menge
an Kettenverzweigungsmittel und/oder ein höherer Anhydridgruppengehalt
im Kettenverzweigungsmittel führen
im Allgemeinen zu einer verstärkten
Erhöhung
der Viskosität
und einem ausgeprägteren
nicht-Newtonschen Fließverhalten
der Polyamidzusammensetzung.
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Die
mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
hergestellte Polyamidzusammensetzung kann 0-60 Masse-% andere Zusätze enthalten.
Diese Zusätze
werden vorzugsweise derart ausgewählt, dass sie die gewünschte Reaktion
zwischen Amingruppen und Anhydridgruppen nicht wesentlich stören. Beispiele
für Zusätze sind
Stabilisierungsmittel, Antioxidationsmittel, Farbstoffe, Trennmittel
und Gleitmittel und dergleichen, flammenhemmende Mittel, Schlagfestigkeit
modifizierende Mittel und Füllstoffe
sowie Verstärkungsmittel.
Die Polyamidzusammensetzung enthält
vorzugsweise mindestens eine Kombination aus einem Kupfersalz und
einem Alkalihalogenid, wie Cu/KI als Stabilisierungsmittel. Beispiele
für geeignete,
die Schlagfestigkeit modifizierende Mittel sind gummiähnliche
Polymere, die nicht nur apolare Monomere, wie Olefine, sondern auch
polare oder reaktive Monomere, wie unter anderem acrylat-, epoxy-,
säure-
oder anhydridhaltige Monomere, enthalten. Zu Beispielen gehört ein Copolymer
aus Ethylen mit (Meth)acrylsäure
oder ein Ethylen/Propylen-Copolymer, das mit Anhydridgruppen funktionalisiert
ist. Der Vorteil dieser Zusätze
besteht darin, dass sie nicht nur die Schlagfestigkeit der Polyamidzusammensetzung
verbessern, sondern auch zu einer Erhöhung der Viskosität beitragen.
Geeignete Füllstoffe
und Verstärkungsmittel
sind Mineralfüllstoffe,
wie Ton, Glimmer, Talkum, Glaskügelchen,
und faserförmige
Verstärkungsmittel,
wie Glasfasern. Als Verstärkungsmittel
enthält
die Polyamidzusammensetzung vorzugsweise 5-50 Masse-% Glasfasern,
bezogen auf die Gesamtzusammensetzung, mehr bevorzugt 10-45 Masse-%
und am meisten bevorzugt 15-40
Masse-% Glasfasern. Geeignete Glasfasern weisen im Allgemeinen einen
Durchmesser von 5-20 Mikron, vorzugsweise 8-15 Mikron, auf und sind
mit einer zur Verwendung bei Polyamid geeigneten Beschichtung versehen.
Der Vorteil einer Polyamidzusammensetzung mit Glasfasern besteht
in deren erhöhter
Festigkeit und Steifigkeit, insbesondere bei höheren Temperaturen bis nahe
dem Schmelzpunkt des Polyamids in der Polyamidzusammensetzung. Dies
ist insbesondere bei der Verwendung in der Automobilindustrie und
besonders in oder nahe dem Motorraum von Bedeutung.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden Polyamid, erfindungsgemäßes Kettenverzweigungsmittel
und andere Zusätze
(Bestandteile) unter Verwendung eines Extruders in der Schmelze
vermischt, vorzugsweise eines Doppelschneckenextruders, da dies
die Zufuhr von Bestandteilen sowohl am Eintraghals des Extruders
als auch in die Schmelze ermöglicht.
Die Temperatur, bei der das Verfahren durchgeführt wird, ist von dem Schmelzpunkt
des verwendeten Polyamids abhängig
und liegt im Allgemeinen zwischen 200 und 350 °C. Vorzugsweise wird eine derartige
Durchsatzgeschwindigkeit gewählt,
dass die Verweilzeit im Extruder zusammen mit der Temperatur für eine praktisch
vollständige
Reaktion der Anhydridgruppen des Kettenverzweigungsmittels mit den
Amingruppen des Polyamids ausreicht. Der Vorteil einer vollständigen Reaktion
besteht darin, dass die Polyamidzusammensetzung keine umfassenden
Viskositätsänderungen
erfährt,
wenn sie später
unter Verwendung einer Formtechnik in der Schmelze verarbeitet wird.
Es hat sich überraschenderweise
herausgestellt, dass diese Reaktion mit dem erfindungsgemäßen Kettenverzweigungsmittel
praktisch vollständig
abläuft,
wohingegen die Reaktion bei Verwendung von reinem SMA als Kettenverzweigungsmittel
in dem zur Verfügung
stehenden Zeitraum nicht vollständig
abläuft,
wobei gleichzeitig mit dem erfindungsgemäßen Kettenverzweigungsmittel
keine oder praktisch keine Gelteilchen gebildet werden.
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Nach
dem Mischen in der Schmelze und der Granulierung gefolgt von Trocknen
ist die Polyamidzusammensetzung für die weitere Verwendung geeignet.
Falls erwünscht,
kann die Viskosität
mithilfe einer Festphasen-Nachkondensationsreaktion weiter erhöht werden.
Dabei wird die Polyamidzusammensetzung bei Unterdruck beispielsweise
1-50 Stunden lang einer Temperatur von bis zu höchstens etwa 10 °C unterhalb
des Schmelzpunktes des Polyamids in der Polyamidzusammensetzung
ausgesetzt, bis der gewünschte
Viskositätsgrad
erreicht ist. Eine derartige Nachkondensation wird insbesondere
bei der Herstellung einer Polyamidzusammensetzung verwendet, die
mittels einer Extrusions-Blasform-Technik verarbeitet wird, da dadurch eine
noch bessere Schmelzfestigkeit erreicht wird.
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In
einer weiteren Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden die Bestandteile einer Polyamidzusammensetzung zuerst in
festem Zustand vermischt und das Mischen in der Schmelze findet
während
eines Formschritts, beispielsweise im Rahmen einer Extrusions- oder
Spritzgusstechnik, statt. Der Vorteil verglichen mit einem Verfahren,
bei dem erst eine Polyamidzusammensetzung hergestellt wird, die
anschließend
geformt wird, besteht darin, dass auf einen Verarbeitungsschritt
verzichtet werden kann. Dieses Verfahren ist deswegen möglich, weil
sich ein erfindungsgemäßes Kettenverzweigungsmittel
einfacher und besser in einem Polyamid dispergieren lässt und
die Kettenverzweigungsreaktion auf eine besser gesteuerte Weise
als mit einem Kettenverzweigungsmittel nach dem Stand der Technik
abläuft.
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In
einer besonderen Ausführungsform
wird eine Polyamidzusammensetzung, die unter Verwendung eines erfindungsgemäßen Verfahrens
in Granulatform erhalten wurde, mit Granulaten einer herkömmlichen Polyamidzusammensetzung
mit einer niedrigeren Viskosität
und wahlweise mit einer anderen Zusammensetzung vermischt und als
solches als Granulatmischung in einem Formschritt verarbeitet. Dies
birgt den Vorteil, dass verschiedene Zusammensetzungen, deren rheologische
Eigenschaften den Anforderungen einer bestimmten Anwendung entsprechen,
auf eine flexible und wirtschaftliche Weise erhalten werden können.
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Die
Erfindung betrifft auch eine Polyamidzusammensetzung, die mit dem
erfindungsgemäßen Verfahren
erhalten wird.
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Zusammensetzungen
mit PA6, SAN und SMA sind u. a. auch aus der Veröffentlichung in J. Polym. Sci.,
Teil B: Polym. Phys. 30 (11), 127384 (1992), bekannt, dabei handelt
es sich jedoch um Mischungen aus beispielsweise 75 Masse-% PA6 mit
SAN, wozu eine geringe Menge an SMA, beispielsweise etwa 2,5 Masse-%,
als Haftvermittler zugegeben wird. Hier sind jedoch die Auswirkungen
auf die Morphologie der Mischung wichtig, nicht das rheologische
Verhalten.
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Die
Erfindung betrifft somit auch eine Polyamidzusammensetzung mit nicht-Newtonschem
Fließverhalten
mit einem Polyamid, einer derartigen Menge an erfindungsgemäßem Kettenverzweigungsmittel,
dass der Gehalt an Bestandteil (a) 0,01-6 Masse-%, vorzugsweise
0,05-3 Masse-% und
am meisten bevorzugt 0,1-1,5 Masse-% (bezogen auf das Polyamid)
beträgt,
und 0-60 Masse-% an deren Zusätzen,
davon vorzugsweise 10-45 Masse-% Glasfasern.
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Die
Erfindung betrifft auch die Verwendung einer erfindungsgemäßen Polyamidzusammensetzung
zur Herstellung eines Teils oder eines Formteils mittels einer Spritzguss-
oder Extrusionstechnik. Die höhere
Viskosität
und das nicht-Newtonsche Fließverhalten
der erfindungsgemäßen Polyamidzusammensetzung
ist gerade dann besonders vorteilhaft, wenn die Formung mittels
Extrusion erfolgt, beispielsweise zu einer Stange, einem Profil
oder einem Schlauch, und insbesondere, wenn ein (hohles) Formteil
unter Verwendung einer Extrusions-Blasform-Technik hergestellt wird. Extrusions-Blasformen
beinhaltet im Allgemeinen die Herstellung einer schlauchförmigen,
noch geschmolzenen Vorform, wobei die Schmelzfestigkeit der Polyamidzusammensetzung
derart sein muss, dass die Vorform sich unter ihrem eigenen Gewicht
weder dehnt noch die Form ändert.
Zu Beispielen für
Extrusions-Blasform-Techniken, die zur Ausübung verwendet werden, gehören Coextrusions-Blasformen,
sequenzielles Extrusions-Blasformen und 3D-Extrusions-Blasformen. Die erfindungsgemäße Polyamidzusammensetzung
bietet auch bei der Verarbeitung mittels einer Spritzgusstechnik
Vorteile, da die hohe Viskosität
bei niedriger Schergeschwindigkeit die Bildung von Graten, die durch
das Fließen
der geschmolzenen Polyamidzusammensetzung zwischen den Formteilen
verursacht werden, weitestgehend verhindert.
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Die
Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung eines Formteils,
bei dem mindestens zwei Teile, die beispielsweise mittels einer
Spritzguss- oder Extrusionstechnik erhalten wurden, mittels einer
Schweißtechnik
miteinander verbunden werden, wobei mindestens eines der Teile mindestens
an der zu schweißenden Stelle
einer Oberfläche
im Wesentlichen aus einer erfindungsgemäßen Polyamidzusammensetzung
besteht.
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Eine
besondere Ausführungsform
ist ein Verfahren, bei dem alle Teile im Wesentlichen aus einer
erfindungsgemäßen Polyamidzusammensetzung
bestehen, sodass eine optimale Festigkeit der Schweißnaht erreicht
wird.
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Unter
Schweißtechnik
ist hier ein Weg zum Verbinden mehrerer Teile miteinander zu verstehen,
wobei der Kunststoff an den Stellen der miteinander zu verbindenden
Kontaktbereiche auf über
seinen Schmelzpunkt erwärmt
wird, wonach die Teile anschließend
zusammengedrückt
und abgekühlt
werden. Das Erwärmen
der Kontaktflächen
kann auf mehreren Wegen erfolgen, beispielsweise durch das In-Berührung-Bringen
der Kontaktbereiche mit einer erwärmten Metallplatte, durch Erwärmen des
Kunststoffs unter Verwendung von Ultraschallvibration (Ultraschallschweißen) oder
durch Erzeugen von Reibungswärme
durch Drehen der Kontaktbereiche gegeneinander (Rotationsschweißen) oder
Aneinanderreiben (Vibrationsschweißen) mit hoher Geschwindigkeit.
Zum Verbinden der Teile wird vorzugsweise Vibrationsschweißen verwendet,
das dies die Herstellung komplexer Formteile ermöglicht. Es hat sich herausgestellt,
dass schon die Herstellung mindestens eines Teils aus einer erfindungsgemäßen Polyamidzusammensetzung
zu einer wesentlichen Verbesserung der Festigkeit der Schweißnaht führt.
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Die
Erfindung betrifft auch ein Formteil, das mittels einer Spritzguss-
oder Extrusionstechnik erhalten wird, und ein Formteil, das aus
zwei oder mehr Teilen besteht, die mittels einer Schweißtechnik
miteinander verbunden sind, wobei die Formteile eine erfindungsgemäße Polyamidzusammensetzung
enthalten.
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Insbesondere
betrifft die Erfindung ein Formteil zur Verwendung in der Automobilindustrie,
wie einen gewundenen Schlauch, einen Faltenbalg, einen Flüssigkeitsbehälter, einen
Bestandteil des Kraftstoffsystems, einen Einlasskrümmer oder
einen Luftkanal.
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Die
Erfindung ist nachstehend auf der Grundlage der folgenden Beispiele
und Vergleichsversuche näher
erläutert.
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Verwendete Materialien:
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- SMA
- Styrol-Maleinsäureanhydrid-Copolymer
mit einem MA-Gehalt
von 28 Masse-% und einem Mw von etwa 110.000
g/mol (Typ Stapron® SZ28110, DSM, NL);
- SAN
- Styrol-Acrylnitril-Copolymer
mit einem AN-Gehalt von 28 Masse-%, einem MFI(220 °C, 10 kg)
von 50 g/10 min (DSM, NL);
- LDPE
- Polyethylen niedriger
Dichte (Typ Lupolen® 1810H, BASF, DE);
- EP
- gummiartiges Modifikationsmittel
der Schlagfestigkeit, Ethylen-Propylen-Kautschuk, mit etwa 0,5 Masse-%
MA modifiziert, MFI (230 °C,
2,16 kg) = 0,7 g/10 min, Dichte 0,87 g/cm3 (Typ
Tafmer® MP0610,
Mitsui, JP);
- PA 6
- Polyamid 6 mit RSV=2,5
(1 Masse-% in Ameisensäure,
25 °C),
Mn etwa 15.000 g/mol, Mw etwa 29.000
g/mol, Amingruppengehalt 48 meq/kg (Typ Akulon® C225,
DSM, NL);
- GF
- übliche Polyamid-Glasfasern,
Faserdurchmesser 10 mm;
- PA 6
- GF30 übliches
Polyamid 6 für
den Spritzguss mit 30 Masse-% Glasfasern, wärmestabilisiert, schwarz gefärbt (Typ
Akulon® K224-HG6,
DSM, NL);
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Bezugsbeispiel
I
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eine
50/50-Mischung (M/M) aus SMA und SAN wurde durch Eintragen der beiden
Bestandteile bei einer Drehzahl von 200 Umdr./min in einen Doppelschneckenextruder
ZSK57, dessen Temperatur auf 230 °C eingestellt
war, hergestellt. Die austretende klare Schmelze konnte nur unter
großen
Schwierigkeiten zu einem Granulat verarbeitet werden, wobei die
gebildeten Fäden
sehr brüchig
waren.
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Beispiel II
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Mit
einer ZSK57 wurde bei einer Temperatureinstellung von 230 °C und einer
Drehzahl von 200 Umdr./min eine Mischung aus SMA/SAN/LDPE hergestellt,
wobei das Masseverhältnis
25/25/50 betrug. Die Durchsatzgeschwindigkeit betrug 110 kg/Stunde,
wobei als Steuerwert ein Drehmoment von 85 % verwendet wurde. Die
Mischung wurde problemlos extrudiert und zu einem Granulat mit regelmäßigen Abmessungen
verarbeitet.
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Beispiel III
und IV
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Analog
zu Beispiel II wurden SMA/SAN/LDPE-Mischungen mit den Masseverhältnissen
37,5/37,5/25 und 12,5/12,5/75 hergestellt. Die Verarbeitbarkeit
der Probe mit 25 % LDPE war etwas schlechter als die der anderen
Proben.
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Vergleichsbeispiel
A und Vergleichsversuch B
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Die
in Tabelle 1 angegebenen Zusammensetzungen wurden durch Eintragen
von PA 6, Kettenverzweigungsmittel gemäß Bezugsbeispiel I oder SMA,
0,3 Masse-% Kupfer/Iodid-Stabilisierungsmittel und 0,5 Masse-% schwarzes
Farbkonzentrat in den Eintraghals einer ZSK57 hergestellt. Ferner
wurde ein die Schlagfestigkeit modifizierendes Mittel zugegeben.
Dieses Modifikationsmittel bestand teils aus einem modifizierten EP-Kautschuk, teils
aus LDPE. Die Temperatur war auf 270 °C eingestellt, die Durchsatzgeschwindigkeit
betrug etwa 50 kg/Stunde und die Schmelze wurde durch Anlegen eines
negativen Drucks entgast. Die extrudierten Fäden wurden zu Granulat zerkleinert
und getrocknet. Anschließend
wurden die Materialien in der festen Phase bei einer Granulattemperatur
von 185 °C
nachkondensiert, bis die Materialien eine RSV von 5,1 (1 Masse-%
in Ameisensäure,
25 °C) hatten.
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Das
rheologische Verhalten der Zusammensetzungen wurde mithilfe eines
dynamisch-mechanischen Spektrometers (DMS) RMS800 von Rheometrics
im Schergeschwindigkeitsbereich von 0,1-100 rad/s bei einer Temperatur
von 260 °C
(Parallelplattengeometrie, Durchmesser = 25 mm) bestimmt.
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Die
Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Aus der festgestellten
höheren
Schmelzviskosität kann
geschlossen werden, dass ein Kettenverzweigungsmittel nach Bezugsbeispiel
I wirksamer ist als reines SMA. Dies geht auch aus dem höheren Viskositätsverhältnis bei
niedriger bzw. hoher Schergeschwindigkeit hervor. Darüber hinaus
wurde eine Schmelzzugprüfung
(Schmelztemperatur = 260 °C)
durchgeführt.
Die zum Ziehen des Fadens in der Schmelze erforderliche Kraft ist
ein Maß für die Schmelzfestigkeit
des Materials. Die Ziehfähigkeit
in der Schmelze ist gegenüber
Inhomogenitäten
in der Schmelze, wie Gelen, empfindlich.
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Die
höhere
Zugkraft in der Schmelze ist ein Anzeichen für die erhöhte Wirksamkeit der Verzweigungsreaktion
und die höhere
Ziehfähigkeit
in der Schmelze ist ein Anzeichen dafür, dass die Anzahl an Gelteilchen verglichen
mit dem Vergleichsversuch geringer ist.
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Beispiel V-VI und Vergleichsversuch
C-D
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Die
in Tabelle 2 dargestellten Zusammensetzungen wurden durch Eintragen
von PA 6, Kettenverzweigungsmittel gemäß Beispiel II oder SMA, 0,25
Masse-% Kupfer/Iodid-Stabilisierungsmittel,
0,3 Masse-% Trennmittel und 2,0 Masse-% schwarzes Farbkonzentrat
in den Eintraghals einer ZSK30 und Eintragen von 30 Masse-% Glasfasern über einen
Seiteneinlass in die Schmelze hergestellt. Die Temperatur war auf
270 °C eingestellt,
die Durchsatzgeschwindigkeit betrug etwa 10 kg/Stunde und die Schmelze
wurde durch Anlegen eines verminderten Drucks entgast. Die extrudierten
Fäden wurden
zu Granulat zerkleinert und getrocknet. In Vergleichsversuch A wurde
als Bezugsmaterial ein im Handel erhältliches PA6 GF30 verwendet.
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Das
rheologische Verhalten der Zusammensetzungen wurde mithilfe eines
dynamisch-mechanischen Spektrometers (DMS) RMS800 von Rheometrics
im Schergeschwindigkeitsbereich von 0,1-100 rad/s bei einer Temperatur
von 260 °C
(Parallelplattengeometrie, Durchmesser = 25 mm) bestimmt.
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Die
Zusammensetzungen wurden auf einer Spritzgussmaschine Engel 80e
bei einer Temperatureinstellung von 260 °C (Schmelztemperatur) zu Prüfstäben verarbeitet.
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Die
Zugeigenschaften wurden gemäß ISO 527-1
bestimmt, die Schlagfestigkeit gemäß IS0179/1eU und IS0179/1eA
gemessen.
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Die
Ergebnisse sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Aus der festgestellten
höheren
Schmelzviskosität kann
geschlossen werden, dass ein erfindungsgemäßes Kettenverzweigungsmittel
wirksamer ist als reines SMA. Darüber hinaus wurde während des
Spritzgießens
von Beispiel V-VI ein stabilerer Prozessablauf mit geringeren Druckschwankungen
während
des Verlaufs als bei Vergleichsversuch C festgestellt. Es stellte
sich heraus, dass die erhöhte
Viskosität
keine nachteilige Wirkung auf das Verhalten beim Spritzgießen als
solches hatte, was für
ein nicht-Newtonsches Fließverhalten
spricht. Angesichts der etwas höheren
Bruchdehnung und (kerbfreien) Schlagfestigkeit und dem geringfügigen Rückgang der
Zugfestigkeit führt
die höhere
Viskosität
zu einer höheren
Zähigkeit
der Polyamidzusammensetzung.
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Beispiel VII
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Analog
zu Beispiel III und IV wurde eine größere Menge an Polyamidzusammensetzung
mit 1,1 Masse-% Kettenverzweigungsmittel aus Beispiel II unter Verwendung
eines Extruders ZSK58, Temperatureinstellung 250 °C und Durchsatzgeschwindigkeit
etwa 150 kg/Stunde mit einer Drehzahl von 250 Umdr./min, hergestellt.
Das Produkt hatte eine RSV von 3,43. Mittels DMS wurde n(0,1 rad/s)
mit 7415 und n(100 rad/s) = 1990 bestimmt, sodass n(0,1)/n(100)
3,4 war.
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Diese
Polyamidzusammensetzung und das Bezugsmaterial PA 6 GF30 (Vergleichsversuch
C) wurden mittels Spritzguss zu zwei Gegenständen verarbeite, die anschließend mittels
Vibrationsschweißen
unter Ausbildung eines Einlasskrümmers
verbunden wurden. Im Allgemeinen ist die gebildete Schweißnaht die schwächste Stelle
eines solchen Teils. Ihre Festigkeit wurde mittels Berstdruckprüfungen unter
verschiedenen Bedingungen bestimmt. Die erhaltenen Ergebnisse gehen
aus Tabelle 3 hervor. Daraus kann geschlossen werden, dass die erfindungsgemäße Polyamidzusammensetzung
eine merkbar höhere
Festigkeit der Schweißnaht
als das Bezugsmaterial zeigt und darüber hinaus die erforderlichen
Mindestwerte für
dieses Formteil aufwies.
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