-
Die
Erfindung betrifft ein akarizides Pulver. Sie betrifft ebenfalls
die Verwendung eines derartigen Pulvers.
-
Unter
einem akariziden Pulver wird ein Pulver verstanden, bei dessen Kontakt
die Milben nicht überleben
können.
Die Milben können
im Zustand von Eiern, Larven oder adulten Formen vorliegen. Die
Wirkung des Pulvers kann direkt sein. Sie kann auch indirekt sein,
beispielsweise dann, wenn das akarizide Pulver eine für das Überleben
der Milbe notwendige Substanz zerstört.
-
Die
Milben sind kleine Spinnentiere, mit Abmessungen nahe einem Zehntel
Millimeter, die sich insbesondere im Bettzeug und in Teppichen von
Wohnungen entwickeln und allergische Reaktionen beim Menschen hervorrufen
können.
Ihre optimalen Lebensbedingungen erfordern eine Feuchtigkeit von
55 bis 85 % und eine Temperatur von 15 bis 35 °C. Die Milben ernähren sich
im Wesentlichen von Schuppen und organischen Materialien, die sich
in den dichten Textilien ansammeln. Ein erwachsener Mensch verliert
täglich
im Mittel 1,5 g tote Haut, was zur Ernährung von 1,5 Millionen Milben
ausreicht.
-
Die
Bekämpfung
der Milben mit Hilfe von Pyrethrum und synthetischen Pyrethrinoiden,
wie Permethrin, ist bekannt und wird in großem Umfang ausgeführt. Diese
Substanzen sind Neurotoxine, deren Schädlichkeit für den Menschen immer stärker hervorkommt.
-
Substitutionsprodukte
für Pyrethrinoide,
die gegenüber
dem Menschen unschädlich
sein sollen, werden von zahlreichen Anwendern reklamiert. So beschreibt
die JP-A-50 39206 ein insektizides und akarizides Pulver, das Granulate
von anorganischen Kalium- oder Natriumsalzen umfasst, wie die Carbonate,
Bicarbonate, Phosphate oder Biphosphate und Chlorite mit Abmessungen
von kleiner als 100 mesh (>150 μm), die von veresterten
Polyalkoholen umhüllt
sind. Die umhüllten
Granulate haben einen Durchmesser von 200–400 mesh (74–37 μm).
-
Die
Erfindung zielt darauf ab, ein natürliches und für den Mensch
unschädliches
Pulver zur Verfügung zu
stellen, das eine Beseitigung der Milben in einfacher, wirksamer
und ökonomischer
Weise gestattet.
-
Dementsprechend
betrifft die Erfindung ein akarizides Pulver, das über 40 Gew.%
Natriumbicarbonat umfasst.
-
Das
Natriumbicarbonat ist ein für
den Menschen als unschädlich
bekanntes Produkt. Es ist sogar von verschiedenen Organisationen
(wie der FDA in den Vereinigten Staaten von Amerika) in der menschlichen
Ernährung
zugelassen.
-
Es
hat sich gezeigt, dass die Milben das akarizide Pulver gemäß der Erfindung
nicht fressen, dass aber die feinen Körner dieses Pulvers an der äußeren Oberfläche der
Milben anhaftet. Ohne durch eine theoretische Erklärung gebunden
sein zu wollen und ohne andere Wirkungsweisen auszuschließen, vermutet
der Erfinder, dass das akarizide Pulver gemäß der Erfindung bestimmte Membranaustauschgleichgewichte
der Cuticula der Milbe und der Eischale beschädigt, was deren Deshydratation
und letztlich deren Tod zur Folge hat.
-
Pulver,
die eine feine Korngröße aufweisen,
zeigen ein höheres
Akarazidvermögen.
-
In
der Ausführungsform
der Erfindung weisen 90 % der Körnchen,
die das Pulver ausbilden, einen Durchmesser von unter 100 μm auf.
-
Das
akarizide Pulver umfasst über
40 Gew.% an Natriumbicarbonat. Es wird bevorzugt, dass es wenigstens
50 % Natriumbicarbonat umfasst.
-
In
einer vorteilhaften Ausführungsform
der Erfindung umfasst das akarizide Pulver wenigstens 95 % Natriumbicarbonat.
Es kann im Wesentlichen aus Natriumbicarbonat bestehen.
-
Gemäß einer
weiteren vorteilhaften Ausführungsform
der Erfindung umfasst das akarizide Pulver zusätzlich tonige Erde (terre de
Sommière).
-
Die
tonige Erde (terre de Sommière,
manchmal auch als Fuller-Erde bezeichnet) ist ein Ton, der adsorbierende
Eigenschaften besitzt. Eine tonige Erde (terre de Sommière) umfassendes
akarizides Pulver weist überdies
reinigende Eigenschaften auf. Das akarizide Pulver enthält vorzugsweise
wenigstens 5 % tonige Erde (terre de Sommière).
-
In
einer für
diese Ausführung
empfohlenen Variante umfasst das akarizide Pulver über 40 Gew.%
an toniger Erde (terre de Sommière). Es wird jedoch bevorzugt,
dass es weniger als 60 % davon umfasst.
-
Gemäß einer
weiteren vorteilhaften Ausführungsform
der Erfindung umfasst das akarizide Pulver zusätzlich Diatomeenerde.
-
Die
Diatommenerde ist eine geologische Ablagerung von fossilierten Skeletten
von Meeresorganismen. Im gemahlenen Zustand hat sie das Aussehen
eines Pulvers, das gleichfalls adsorbierende und reinigende Eigenschaften
aufweist.
-
In
dieser Ausführungsform
ist es vorteilhaft, dass das akarizide Pulver wenigstens 5 % Diatomeenerde enthält.
-
In
einer Variante dieser Ausführungsform
empfiehlt es sich, dass das akarizide Pulver über 40 Gew.% Diatomeenerde
umfasst. Es ist vorzuziehen, dass das Pulver weniger als 60 % davon
enthält.
-
Akarizide
Pulver gemäß der Erfindung,
die ein Gemisch von toniger Erde (terre de Sommière) und Diatomeenerde umfassen,
sind ebenfalls von Vorteil.
-
Die
Erfindung betrifft auch die Verwendung des vorstehend beschriebenen
Pulvers gemäß der Erfindung
zur Behandlung der Umwelt des Menschen.
-
Unter
der Umwelt des Menschen werden die materiellen Elemente verstanden,
mit denen der Mensch in Kontakt steht, die für die Entwicklung von Milben
günstig
sind. Diese Umgebung umfasst beispielsweise: Bettzeug (Matratzen,
Kopfkissen), Teppiche, Teppichböden,
Fauteuils, Kleidung, Plüschtiere
und verschiedene Vliese.
-
Deren
Behandlung mit dem akariziden Pulver gemäß der Erfindung, das von Natur
aus für
den Menschen unschädlich
ist, ist daher besonders vorteilhaft.
-
In
dieser Anwendung ist es kritisch, dass das Pulver gemäß der Erfindung
richtig mitten in die zu behandelnde Textur eindringt. In bestimmten
Fällen
kann es sich als vorteilhaft erweisen, das Pulver gemäß der Erfindung
in eine Lösung
in Wasser überzuführen, die
Lösung
auf die zu behandelnde Oberfläche
aufzubringen und das Verdampfen des Wassers abzuwarten.
-
Es
wird jedoch bevorzugt, dass das Pulver unmittelbar, in festem Zustand,
auf die zu behandelnde Oberfläche
aufgebracht wird.
-
In
diesem Falle empfiehlt es sich, dass die Behandlung eine mechanisch
Einwirkung umfasst, wie Projektion, Vibration oder Bürsten. Die
Projektion kann auch durch die Entspannung eines Gases unterstützt werden. Üblicherweise
wird dieser Vorgang als "Spray" bezeichnet.
-
Es
ist von Vorteil, dass die Behandlung mit dem Pulver in festem Zustand
erfolgt und ein Bürsten
umfasst.
-
In
einer bevorzugten Variante dieser Anwendung wird das Pulver gemäß der Erfindung
zur Behandlung von Teppichen und Teppichböden verwendet.
-
Die
Menge des pro Quadratmeter aufzubringenden akariziden Pulvers kann
nach der Art der zu behandelnden Oberfläche variieren. Es zeigt sich,
dass im Allgemeinen Mengen von über
10 g/m2 erforderlich sind. Es hat jedoch
keinen zusätzlichen
Vorteil, Mengen von über
100 g/m2 aufzutragen.
-
Gemäß einer
vorteilhaften Ausführungsform
dieser Variante wird eine Menge an akarizidem Pulver aufgebracht,
die 60 g/m2 nicht überschreitet.
-
Die
nachfolgenden Beispiele erläutern
in nicht beschränkender
Weise die Wirksamkeit des Pulvers gemäß der Erfindung für den Kampf
gegen die Milben.
-
Beispiel 1
-
Das
nachfolgende Beispiel veranschaulicht die akarizide Wirkung des
Pulvers gemäß der Erfindung durch
direktes Inkontaktbringen der Milben mit dem Pulver.
-
Zu
diesem Zweck wird wie folgt vorgegangen:
Die verwendeten Milben
("Dermatophagoides
pteronyssinus")
kommen von einem Stamm, der auf einem Substrat gezüchtet wurde,
das aus 50 Gew.% Weizenkeimen und 50 Gew.% Bierhefeplättchen,
die durch Sieben (Maschenweite 1 mm) sortiert wurden, bestand. Die
Feuchtigkeit wurde auf 75 % gehalten, die Temperatur zwischen 23
und 25 °C.
-
10
g akarizides Pulver mit einem Gehalt an 98 % Natriumbicarbonat,
wovon 90 % der Körnchen
einen Durchmesser von kleiner als 500 μm aufweisen, wurden auf dem
Grund einer Petrischale abgelagert.
-
Auf
das Pulver wurden 1000 lebende Milben aufgebracht.
-
Nach
2 h, 4 h, 8 h und 24 h ununterbrochenem Kontakt wurde die Mortalitätsrate ermittelt.
-
Ab
2 h nach dem Erstkontakt wurde eine Mortalität von 100 % festgestellt. Parallel
dazu wurde ein Kontrollversuch mit 1000 Milben vorgenommen, um die
natürliche
Mortalität
während
des Tests zu ermitteln.
-
Nach
24 h wurde eine Mortalität
von weniger als 5 % festgestellt.
-
Dieser
Test zeigt eindeutig die akarizide Wirkung des Pulvers gemäß der Erfindung.
-
Beispiel 2
-
Das
nachfolgende Beispiel veranschaulicht die akarizide Wirkung des
Pulvers gemäß der Erfindung unter
semirealistischen Bedingungen.
-
In
diesem Beispiel wurden die gleichen Milben und das gleiche akarizide
Pulver angewendet wie in Beispiel 1.
-
50 × 50 cm
große
glatte Teppichbodenfliesen wurden mit 3000 Milben und 5 g normalisiertem
Staub infiziert.
-
Das
akarizide Pulver wurde homogen auf die Oberfläche aufgestäubt, wobei die drei folgenden
Mengen: 20, 40 und 60 g/m2 angewendet wurden.
Die Fliesen wurden anschließend
gebürstet.
-
Nach
15 Min., 30 Min., 1 h, 2 h, 4 h und 24 h wurde die Mortalität der Milben
bewertet.
-
Parallel
dazu wurde ein Vergleichsversuch mit 1000 Milben ausgeführt, um
die natürliche
Mortalität
der dem gleichen Bürsten
unterworfenen Milben zu ermitteln.
-
Es
wurden die folgenden Ergebnisse erhalten:
-
Da
die Mortalitätswerte,
die an dem nicht mit dem akariziden Pulver bestäubten Los erhalten wurden, unter
5 % blieben, ist der Versuch gültig
und zeigt die akarizide Wirkung für das erfindungsgemäße Pulver
unter semirealistischen Bedingungen, bereits für Aufwandmengen von 20 g/m2.
-
Beispiel 3
-
Dieses
Beispiel veranschaulicht die akarizide Wirkung des Pulvers gemäß der Erfindung,
wenn die Milben im Eizustand vorliegen.
-
Es
wurden die Bedingungen des Beispiels 1 wiederholt, außer dass
die Milben im Eizustand vorliegen.
-
-
Die
erhaltenen Prozentsätze
der Verminderung des Auftauchens der Larven zeigen, dass das akarizide
Pulver gemäß der Erfindung
in gleicher Weise wirksam ist, wenn sich die Milben im Eizustand
befinden.