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Technisches
Gebiet
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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bekämpfung von Hausstaub- und Bettmilben
in einem Gegenstand, in dem sie sich bei dessen Gebrauch vermehren.
Bei Hausstaub- und
Bettmilben handelt es sich üblicherweise
um Dermatophagoides spp., wobei der Art D. pteronyssinus eine besondere
Bedeutung zukommt.
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Hausstaub-
und Bettmilben ernähren
sich hauptsächlich
von Hautschuppen. Diese werden vom Menschen fortwährend in
beträchtlichen
Mengen abgesondert. Hausstaub- und Bettmilben vermehren sich insbesondere,
wie der Name schon besagt, in der Bettwäsche, einschließlich der
Kopfkissen- und Matratzenfüllungen,
sowie in Polsterwaren und faserigen Bodenbelägen. Bei Hausstaub- und Bettmilben handelt
es sich um sogenannte xerophile Organismen, die die Trockenheit
lieben und auch ohne Wasser lebensfähig sind. Sie benötigen jedoch
ein hochfeuchtes Mikroklima entsprechend einer relativen Luftfeuchtigkeit
von etwa 70 bis 80 Prozent. Sie nehmen nur wenig Wasser aus der
Atmosphäre
auf und sind im wesentlichen auf ihre Nahrung als Wasserquelle angewiesen.
Von Hausstaub- und Bettmilben werden pro Tag etwa 20 Kotbällchen ausgeschieden.
Diese etwa 30 Mikron kleinen Bällchen
sind sehr trocken und zerfallen leicht in etwa 1–10 Mikron kleine Teilchen.
In Abwesenheit freier Feuchte entwickeln diese Teilchen leicht eine
positive statische Ladung und werden aufgewirbelt und eingeatmet.
Sie können
so in die Bronchialwege der menschlichen Lunge gelangen, wo sie
sich auf der Schleimschicht anlagern und Wasser aufnehmen. Im hydratierten
Zustand geben die Teilchen ihre Toxine ab und können somit rasch einsetzende
allergische Reaktionen auslösen,
unter anderem Entzündungen
der Bronchien und Asthmasymptome. Von besonderer Bedeutung unter
den genannten allergenen Toxinen ist Der p I, ein aus dem Verdauungssystem
von D. pteronyssinus stammendes, hochstabiles, wasserlösliches
Glycopeptid mit einem Molekulargewicht von 30.000.
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Auf
der Suche nach Möglichkeiten,
die auf die Anwesenheit von Hausstaub- und Bettmilben beruhenden
allergischen Reaktionen einzudämmen,
sind schon beträchtliche
Anstrengungen unternommen worden. Ein allgemeines Verfahren beruht
auf der topischen Anwendung von Akaraziden, d. h. auch gegen Milben
wirkenden Stoffen. Andere Verfahren beruhen auf dem Schutz gegen
die allergenen Teilchen, beispielsweise durch deren Einkapselung
oder durch Denaturierung oder Zerstörung der darin enthaltenen
Allergene. Ein weiteres Verfahren beruht auf der topischen Anwendung
von Fungiziden. Hautschuppen weisen nämlich an sich einen sehr geringen
Feuchtigkeitsgehalt und einen hohen Fettgehalt auf. Sie stellen
somit eine schlechte Nahrungsquelle für Hausstaub- und Bettmilben
dar. Zudem benötigen
Hausstaub- und Bettmilben eine Quelle für Vitamine der B-Gruppe. Abgefallene
Hautschuppen stellen nun einen ausgezeichneten Nährboden für gewisse, mikroskopisch kleine
Pilze dar, die sich in Abwesenheit von Wasser gut entwickeln (xerophile
Pilze) und in der Lage sind, atmosphärische Feuchte aufzunehmen.
In der Folge nimmt der Feuchtigkeitsgehalt der Hautschuppen zu,
der Fettgehalt ab, und werden zudem Vitamine der B-Gruppe und Ergosterin,
ein Vorläufer
des Vitamins D, erzeugt. Nach alledem sind die Hautschuppen eine
besonders geeignete Nahrungsquelle für Hausstaub- und Bettmilben.
Dabei gehören
viele derartiger Pilze zu den Gruppen Aspergillus glaucus und A. restrictus.
Als Arten seien insbesondere A. penicilloides und Eurotium repens
(A. repens) genannt.
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Vermutlich
sind die durch Hausstaub- und Bettmilben beim Menschen ausgelösten allergischen
Reaktionen aber nicht unbedingt auf Aspergillus spp. wie A. repens
und A. penicilloides an sich zurückzuführen.
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Nachteil
an einer topischen Anwendung von Fungiziden ist die zur weiteren
Bekämpfung
von Hausstaub- und Bettmilben in regelmäßigen Zeitabständen zu
wiederholende Behandlung. Ferner handelt es sich bei Fungiziden
um inhärent
toxische Stoffe, deren topische Anwendung im Haushaltsbereich auch
schon deshalb bedenklich ist. Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist somit die Überwindung
dieser Nachteile.
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Aus
der WO-A-97/24484 ist ein mit einem gegen Hausstaubmilben wirkenden
Biozid, insbesondere einem Akarizid, ausgerüsteter Bedeckungsartikel für Betten
und dergleichen bekannt, wobei das Biozid im Bedeckungsartikel fixiert
ist. Dabei wirkt das Biozid bzw. Akarizid auf die Hausstaubmilben
direkt tödlich.
Nach der Schrift wird das Biozid in Mischung mit einem Bindemittel
als Überzugsschicht
auf dem Bedeckungsartikel aufgebracht.
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Aus
der EP-A-0,047,553 ist ein Verfahren zur Bekämpfung und/oder Verhütung von
allergischen Krankheiten, die durch Hausstaubmilben verursacht werden,
bekannt, bei dem man die Milben oder Stellen oder Bereiche, die
von den Milben befallen sind, mit einer wirksamen Menge des Fungizids
Natamycin behandelt. Bevorzugt wird dabei ein feingeteiltes Pulver
oder eine Suspension des Natamycins auf Hausstaub enthaltende oder
tragende Oberflächen
aufgesprüht,
wie beispielsweise auf Zimmerwände,
Fußböden, Möbel usw.
und insbesondere auf Matratzen, Decken, Bettwäsche, Federbetten und dergleichen.
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Darstellung
der Erfindung
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Gegenstand
der Erfindung ist ein Verfahren zur Bekämpfung von Hausstaub- und Bettmilben
in einem Gegenstand, in dem sie sich bei dessen Gebrauch vermehren,
bei dem man den Gegenstand unter Einsatz von Fasern herstellt, denen
vorher eine chemische Verbindung mit antifungaler Wirkung zugesetzt
wurde, das dadurch gekennzeichnet ist, daß die chemische Verbindung
gegen Pilze der Gruppen Aspergillus glaucus und/oder A. restrictus
wirkt, daß man
als Fasern Kunstfasern einsetzt und daß man die chemische Verbindung bereits
bei der Herstellung der Fasern durch Zusatz zur Faserspinnmasse
darin einarbeitet, wobei man einen auch gegenüber Waschen permanenten, nachhaltigen
antifugalen Effekt erzielt, welcher bei Gebrauch des Gegenstandes
eine Bekämpfung
von Hausstaub- und Bettmilben bewirkt.
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Als
Arten solcher Pilze seien insbesondere A. penicilloides und A. repens
genannt. Als Art von Hausstaub- und Bettmilben sei insbesondere
D. pteronyssinus genannt. Die chemische Verbindung kann eine fungizide
und/oder fungistatische Wirkung entfallen.
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Als
Fasern, denen die chemische Verbindung mit antifungaler Wirkung
zugesetzt wird, kommen Kunstfasern in Betracht, wobei die chemische
Verbindung bereits bei deren Herstellung darin eingearbeitet wird.
Bei derartigen Kunstfasern kann es sich bei der Fasersubstanz um
ein natürliches
Polymer wie Cellulose oder um ein synthetisches Polymer wie ein
auf Polyacrylnitril basierendes Acrylpolymer handeln. Zu Kunstfasern
finden sich beispielsweise nähere
Erläuterungen
in Ullmann's Encyclopaedia
of Industrial Chemistry, 5. Auflage (VCH-Verlag), Band A10 (1987)
und A11 (1988), Stichwort „Fibres". Fasern dienen zur
Herstellung von textilen Gegenständen
wie ein Bettwäschestoff
oder ein zur Konfektionierung als Bettware bestimmtes textiles Flächengebilde,
wie unter anderem auch Laken, Decken, Kopfkissenbezüge, Matratzenbezüge und dergleichen, Polsterwaren
und Bodenbeläge
(Teppiche). Mit Fasern werden auch zur textilen Bettausstattung
vorgesehene Gegenstände
oder Polsterwaren wie Kopfkissen, Matratzen, Federbetten und Kissen
gefüllt,
in denen sich Hautschuppen anreichern und Hausstaub- und Bettmilben
gut entwickeln können.
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Insekten
wie Hausstaub- und Bettmilben und Säugetiere wie der Mensch einerseits
und Pilze wie Aspergillus spp. andererseits gehören taxonomisch zu unterschiedlichen
Reichen. Es gibt viele Stoffe, die für die zu einem bestimmten Reich
gehörenden
Organismen toxisch, für
die zu anderen Reichen gehörenden
Organismen jedoch im wesentlichen nichttoxisch sind. Das gleiche
gilt, wenn auch zu einem zunehmend geringeren Grade, zwischen den
unteren taxonomischen Katergorien ab Stamm, Klasse und Ordnung.
Es ist dabei als Vorteil der Erfindung anzusehen, daß man bei
ihr von antifungal wirkenden Verbindungen Gebrauch machen kann,
die gegenüber
höheren
Säugetieren
einschließlich
dem Menschen und Nutz- und Haustieren eine geringe Toxizität aufweisen.
Derartige Verbindungen werden somit bevorzugt eingesetzt.
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Aus
der GB-A-2,309,461 sind Acrylfasern bekannt, die neutrale organische
fungizide Verbindungen wie Tolnaftat, eine bevorzugte Verbindung,
Bifonazol, Clotrimazol, Miconazol, Dichlorphen oder Hexachlorphen
eingearbeitet enthalten, wobei diese Fasern erfindungsgemäß vorteilhaft
sein können.
Als weitere geeignete Verbindung sei Triclosan genannt. Die fungizide
Verbindung ist bevorzugt in einer Menge von 0,01 bis 2 Gew.-% in
den Fasern enthalten, bezogen auf Fasergewicht. Ähnliche Mengen solcher fungizider
Verbindungen eignen sich auch für
andere Ausführungsformen
des erfindungsgemäßen polymeren
Gegenstands.
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Die
Einarbeitung der antifungalen Verbindung in den Kunstfasern bereits
bei deren Herstellung hat die Vorteile, daß die Abgabe der Verbindung
in die Umwelt minimiert wird und der erzielte antifungale Effekt
nachhaltig und auch gegenüber
Waschen und der chemischen Reinigung permanent ist. Im Naßspinnverfahren hergestellte
Acrylfasern haben den Vorteil einer rissigen Struktur, was sowohl
gute Feuchtigkeitstransporteigenschaften verleiht als auch die Diffusion
der antifungalen Verbindung zur Faseroberfläche nach ihrer dortigen Abreicherung
unterstützt.
Das geringe Wasseraufnahmevermögen
von Synthesefasern wie beispielsweise Acrylfasern kann vorteilhafterweise
auch für
ein wenig feuchtes Mikroklima sorgen und dadurch das Wachstum von
Aspergillus spp. und Hausstaub- und Bettmilben stören.
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Das
nachstehende Beispiel soll die Erfindung näher erläutern, wobei sich alle Teile
und Anteile soweit nicht anders angegeben auf das Gewicht der Stoffe
beziehen.
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Beispiel
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Dieses
Beispiel belegt die fungizide Wirkung von fungizidhaltigen Acrylfasern
gegenüber
A. repens und die Verwendung derartiger Fasern bei der Bekämpfung von
Hausstaub- und Bettmilben.
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Zur
Herstellung von 0,4% Tolnaftat enthaltenden Acrylfasern wurde analog
der GB-A-2,309,462, Beispiel 1, verfahren, wobei das Tolnaftat bereits
bei der Herstellung der Fasern durch Zusatz zur Faserspinnmasse
darin eingearbeitet wurde. Derartige Fasern sind kommerziell erhältlich von
Courtaulds Fibres (Holdings) Limited unter dem Warenzeichen AMICOR
AF. Als Kontrolle dienten Acrylfasern ohne antifungalen Wirkstoff, erhältlich von
Courtaulds Fibres (Holdings) Limited unter dem Warenzeichen COURTELLE.
Die Bestimmung der antimikrobiellen Wirkung der Fasern erfolgte
nach dem Parallelstreifenverfahren gemäß Beispiel 1 der GB-A-2,309,461,
nur diesmal unter Einsatz einer Kultur von A. repens (IMI 094150)
mit ca. 3 × 106 Sporen/ml. Die Prüfplatten wurden 4 Tage lang
bei 25°C
inkubiert. Die gemessene Breite der Hemmzonen ohne Pilzwachstum
ist in der nachstehenden Tabelle aufgeführt, wobei der Gesamtstreubereich
und in Klammern der Mittelwert aus 12 Einzelmessungen angegeben
sind:
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Von
einem Chiropodisten zur Verfügung
gestellte menschliche Haut wurde sterilisiert, fein zermahlen und
mit künstlichem
Schweiß benetzt.
Sie wurde anschließend
als Nährboden
für A.
repens eingesetzt. Eine bekannte Menge der A. repens-Kultur und
fünfzig
Hausstaub- und Bettmilben wurden anschließend auf einen in einem hohen
Glasgefäß angeordneten
Nadelvliesstoff mit offener Struktur gegeben. Oben an der Gefäßwand wurde
Klebeband angebracht, um Milben beim Versuch, die Wand hochzuklettern,
abzufangen. Das Gefäß wurde
anschließend
acht Wochen lang bei Raumtemperatur und 75% relative Luftfeuchtigkeit
kultiviert. Die Anzahl der auf dem Klebeband kleben gebliebenen
Milben wurde registriert. Noch lebende Milben am Vliesstoff wurden
durch Einwirkung von Wärme
herausgetrieben und gezählt.
Die jeweils für
drei Kulturen gemittelten Ergebnisse sind in Tabelle 2 aufgeführt.
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Bei
AMICOR AB (Warenzeichen der Courtaulds Fibres (Holdings) Limited)
handelt es sich um eine analog AMICOR AF hergestellte Acrylfaser
mit Triclosangehalt.
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Die
für den
Vliesstoff Amicor AF angegebene Durchschnittsanzahl der noch daran
verbleibenden Milben wird möglicherweise
durch einen scheinbaren Ausreißer
verzerrt; im einzelnen lauteten die Zahlen 4, 9 und 35.
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Milben
auf dem Band bedeuten bei einer großen Anzahl im Vlies eine sich
gut entwickelnde Kultur, die sich ausbreiten will. Bei einer kleinen
Anzahl von Milben am Vlies bedeutet die Anwesenheit von Milben auf dem
Band ein Versuch, einem kargen Lebensbereich zu entkommen.
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Bei
Vergleichsversuchen wurde genauso verfahren, nur daß statt
der A. repens-Kultur ein synthetischer Nährboden für Hausstaub- und Bettmilben
eingesetzt wurde. Dabei entwickelten sich die Milben ausgezeichnet
auf allen Proben, wobei zwischen den Proben keine nennenswerten
Unterschiede der Milbenanzahlen festgestellt werden konnte.