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GEBIET DER ERFINDUNG
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Diese
Erfindung betrifft die Verwendung eines pharmazeutisch annehmbaren
Mittels zum Ansäuern des
Zellzytoplasmas und zum nachfolgenden Bewirken von Immunsuppression
in einer Person oder einem Tier und die Behandlung oder Prävention
bzw. Verhinderung von Erkrankungen oder Störungen, die durch Immunsuppression
behandelbar sind.
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Die
Erfindung betrifft auch eine neue pharmazeutische Zusammensetzung,
umfassend ein pharmazeutisch annehmbares Mittel, das in der Lage
ist, das Zellzytoplasma anzusäuern
und nachfolgend Immunsuppression in der Person oder dem Tier zu
bewirken.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Die
Druckschriften und andere Materialien, die hierin verwendet werden,
um den Hintergrund der Erfindung zu beleuchten, und insbesondere
Fälle zum
Bereitstellen zusätzlicher
Details hinsichtlich der Ausführung
sind durch Bezugnahme aufgenommen.
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Die
Wirkungsweise von UV-Strahlung in der Haut ist eine Hauptherausforderung
in der Photoimmunologie. Studien an Tieren und Menschen haben etabliert,
dass eine UV-Exposition sowohl zu lokaler als auch systemischer
immunologischer Teilnahmslosigkeit („unresponsiveness”) und Toleranz
ergibt (Schwarz 1999). Es ist festgestellt worden, dass die Ultraviolett
B (UVB)-Wellenlängen
(280–315
nm) für
den Großteil
der immunsuppressiven Aktivität
von UV-Bestrahlung
verantwortlich sind. Die Mittel bzw. Agentien, die für die direkte Absorption
der UVB-Photonen in der Epidermis verantwortlich sind, umfassen
Urocansäure
(UCA) und DNA. Endogene trans-UCA, synthetisiert durch enzymatische
Desaminierung von Histidin im Stratum corneum der Haut, wird bei
Exposition gegenüber
UVB-Strahlung direkt zu cis-UCA photoisomerisiert. Es ist sowohl
in vitro als auch in vivo gut gezeigt worden, dass die Photoisomerisierung
von UCA eine Rolle bei der UVB-induzierten Immunsuppression spielt.
Beispielsweise kann die durch UVB-Bestrahlung induzierte systemische
Suppression bei Mäusen
in großem
Umfang durch anti-cis-UCA-Antikörper
umgekehrt werden (Moodycliffe 1996). In mehreren Tiermodellen erzeugt
die lokale oder systemische Verabreichung von cis-UCA darüber hinaus
immmunsuppressive Wirkungen, ähnlich
einer UVB-Behandlung (Gruner, 1992; el-Ghorr, 1997; Garssen, 1999, Wille,
1999). Einige Experimente haben gezeigt, dass UCA dazu in der Lage
ist, bestimmte Funktionen in isolierten Zellen des Immunsystems
in vitro zu modulieren, wie z. B. Antigenpräsentation (Beissert 1997, Holáň 1998),
NK-Zell-Cytotoxizität
(Gilmour 1993, Uksila 1994), Cytokin-Produktion durch Milzzellen
(Holáň 1998), Degranulation
von Mastzellen (Wille 1999) und Aktivierung von Neutrophilen (Kivistö 1996).
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Weder
in vivo- noch in vitro-Studien haben bislang geklärt, welche
Immunzellen tatsächlich
mit UCA nach UVB-Exposition Wechselwirken und durch welchen Mechanismus
dieses Molekül
die Funktion der Zielzellen auf der molekularen Ebene beeinflusst.
Man würde
erwarten, dass UCA ein löslicher
Mediator bzw. eine lösliche
Mittlersubstanz ist, der bzw. die an Zelloberflächenrezeptoren bindet und eine
Signalisierungskaskade auslöst.
Jedoch ist über
den/die putativen Rezeptor(en) von UCA wenig bekannt. Er kann einige
gemeinsame Eigenschaften mit dem histaminergen System haben, da
Histamin-H1- und -H2-Rezeptor-Antagonisten
eine cis-UCA-induzierte Immunsuppression partiell blockieren (Hart
1997). Andererseits ist gezeigt worden, dass cis-UCA nicht direkt
an Histaminrezeptoren bindet (Laihia, 1998). Vor kurzem haben Verdrängungsstudien
darauf hingewiesen, dass UCA auf GABA-Rezeptoren wirken kann, jedoch
wurde kein direkter Beweis für
eine UCA-Bindung an diesen Rezeptor gezeigt (Laihia, 1998; Uusi-Oukari,
2000).
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GEGENSTAND UND ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
Erfinder der vorliegenden Erfindung haben einen bislang unbekannten
Wirkungsmechanismus von cis-Urocansäure gezeigt. Sie haben überraschenderweise
gezeigt, dass cis-Urocansäure in einer
Form in das Zellcytosol einwandert, die dazu in der Lage ist, ein
Proton im Cytosol freizusetzen, nachfolgend das Cytoplasma anzusäuern und
als ein Ergebnis davon als immunsupprimierendes Mittel zu wirken.
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Somit
betrifft diese Erfindung gemäß einem
Aspekt die Verwendung eines pharmazeutisch annehmbaren Mittels oder
Salzes davon, das in der Lage ist, das Zellcytoplasma anzusäuern, wobei
das Mittel eine Säure
ist, deren Dissoziationskonstante im Bereich von 6,7 bis 7,4 liegt,
zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung, die zur
Bewirkung einer Immunsuppression beim Menschen oder Tier verwendbar ist,
worin eine wirksame Menge des Mittels in einer im Wesentlichen nicht-dissoziierten
Form dem Menschen oder Tier verabreicht wird und worin das Mittel
mit einem Träger,
der den pH der Zusammensetzung auf den pH-Bereich 6,1 bis 7,0 einstellt, vermischt
wird und worin die Menge des Mittels im Bereich von 0,1 bis 10% liegt.
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Gemäß einem
weiteren Aspekt betrifft die Erfindung eine pharmazeutische Zusammensetzung,
umfassend als aktive Substanz ein pharmazeutisch annehmbares Mittel
oder Salz davon, das in der Lage ist, das Cytoplasma anzusäuern, wobei
das Mittel eine Säure
ist, die ihre Dissoziationskonstante im Bereich von 6,7 bis 7,4
hat, in Kombination mit einem pharmazeutisch annehmbaren Träger, der
das Mittel im Wesentlichen daran hindert, bei extrazellulären pH-Werten zu dissoziieren,
und der in der Lage ist, den pH der Zusammensetzung im Bereich von
6,1 bis 7,0 zuhalten, und worin die Menge des Mittels im Bereich
von 0,1 bis 10% liegt.
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KURZE BESCHREIBUNG DER FIGUREN
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1 ist
ein Schema für
die chemische Synthese von radioaktiv [14C]-markierter
trans- und cis-UCA.
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2 zeigt
die UCA-Akkumulation bei lebenden Neutrophilen. Die Datenpunkte
geben den Mittelwert ± Standardfehler
des Mittelwerts bzw. SEM in Röhrchen
bei doppelter Wiederholung nach Abzug des Leerwerts wieder. Die
Zellen (7,0 × 106 Zellen/ml HBSS) wurden mit den [14C]UCA-Isomeren bei 4°C für 30 min inkubiert, gewaschen
und in Szintillationsfläschchen überführt. Kontrollfläschchen
ohne Zellen, bezeichnet als „Gesamt-UCA", durchliefen eine ähnliche
Inkubation um jeglichen unspezifischen Bindungseffekt durch die
Inkubationsröhrchen
zu eliminieren. Schraffierte Symbole, geschätzte Werte der Zählereignisse
pro Minute („estimated
cpm values") sind
für Gesamt-UCA-Proben
mit > 107 Zählereignissen
pro Minute aufgrund der technischen maximalen Zählgrenze verwendet worden.
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3 zeigt
die Verdrängung
von [14C]cis-UCA-Aufnahme durch unmarkierte
cis-UCA. Neutrophile, isoliert aus frisch abgenommenem venösem Blut
eines einzelnen Freiwilligen, wurden zu zwei Gelegenheiten (mit
sieben Tagen Abstand) auf Verdrängung
bei pH 7,4 untersucht. Die Zellen (7,4 × 106/ml
in Exp 1 und 6,3 × 106/ml in Exp 2) wurden in HBSS, enthaltend
1 mM [14C]cis-UCA, mit oder ohne 10 mM unmarkierter
cis-UCA (Gesamtvolumen 200 μl)
bei den angegebenen Temperaturen für 1 h inkubiert. In Exp 1 wurden
die Zellen nach Inkubation lediglich als ein Pellet gewaschen, wohingegen
die Zellen in Exp 2 im Waschmedium (HBSS) resuspendiert wurden.
Die Daten stammen aus dreifachen Inkubationen.
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4 zeigt
die Verteilung von aufgenommener cis-UCA in zellulären Fraktionen
und nach Inkubationstemperatur. A, Proportionale [14C]-Aktivität in verschiedenen
Fraktionen von Zellen, inkubiert bei 4°C (Mittelwert ± SEM,
n = 4 unabhängige
Experimente). Neutrophile (50–200 × 106 Zellen/ml), isoliert aus Leukozytenfilmen,
wurden mit 1 oder 5 mM [14C]cis-UCA bei
4°C für 20–30 min
inkubiert. Die Zellen wurden mittels (Ultra)Schallbehandlung aufgebrochen,
die zellulären
Fraktionen wurden durch Saccharose-Ultrazentrifugation getrennt
und die gebundene Aktivität
wurde in jeder Fraktion gemessen. B, Wirkung der Inkubationstemperatur auf
die Aufnahme von cis-UCA auf Neutrophile des peripheren Bluts (Mittelwert ± SEM,
n = 4 unabhängige Experimente).
C, Verteilung von cis-UCA in zellulären Fraktionen gemäß der Inkubationstemperatur
(Mittelwert ± SEM
von doppelten Inkubationen).
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5 zeigt
die Elution von Cytosol-assoziierter [14C]UCA
bei S-200-Gelfiltration. Neutrophile (160 – 190 × 106)
wurden mit 1 mM [14C]UCA-Isomeren bei 4°C für 20 min
inkubiert, gewaschen, lysiert und mit Saccharose-Ultrazentrifugation
fraktioniert. Die cytosolische Fraktion wurde auf das Gel aufgebracht
und der Proteingehalt und die UCA-Aktivität wurden im Eluat gemessen.
A, Cytosol von Zellen, inkubiert mit [14C]cis-UCA. B,
Cytosol von Zellen, inkubiert mit [14C]trans-UCA.
C, Flution von Standard-Molekulargewichts-Proteinmarkern und cis-UCA
alleine bei den gleichen Bedingungen.
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6 zeigt
das Fehlen von UCA-Metabolismus unter den Versuchsbedingungen. Cytosolische
Proteine von [14C]UCA-markierten Neutrophilen
aus verschiedenen Bindungsassays wurden mit 10% TCA auf Eis über Nacht
präzipitiert.
Die Menge an radioaktiver Markierung wurde im Präzipitat und im proteinfreien Überstand
mittels Szintillationszählung
und der Gehalt an intakten (nicht-metabolisierten) UCA-Isomeren
im Überstand
mittels HPLC gemessen. Die Daten geben Ergebnisse aus einem Satz
von Ganzzellinkubationen mit cis-UCA (n = 7) und trans-UCA (n =
2) und aus zwei Experimenten mit Inkubation nach der Lyse mit beiden Isomeren
(Pfeil) wieder. Korrelationskoeffizienten nach Pearson und p-Werte
sind für
beide Isomere berechnet worden.
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7 zeigt
die pH-Wirkung von UCA-Isomeren auf Standard-Inkubationspuffer.
Der pH wurde in PBS-, pH 7,0 (A) und in HBSS-Puffer, pH 7,4 (B),
enthaltend abgestufe Konzentrationen von cis-UCA und trans-UCA,
gemessen.
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8 zeigt
das Verhältnis
von „respiratory
burst"-Aktivität und Ansäuerung des
Cytosols durch UCA-Isomere. In drei unabhängigen Experimenten wurden
Neutrophile mit 3 mM cis- oder trans-UCA inkubiert und simultan
hinsichtlich „respiratory
burst"-Chemilumineszenz
und pH-Indikator-Fluoreszenz analysiert. A. Intrazelluläre pH-Indikatorfarbstoff-Fluoreszenz,
verglichen mit Kontrollleveln beim gleichen extrazellulären pH. Die
Zellen wurden mit BCECF beladen, gewaschen, mit UCA inkubiert und
mittels Durchflusscytometrie analysiert. Die prozentualen Anteile
sind aus dem geometrischen Mittelwert der Fluoreszenzintensitäten berechnet worden.
B. „Respiratory
burst"-Reaktionen,
verglichen mit Kontrollleveln ohne UCA beim gleichen pH. Die Ergebnisse
sind aus zwei parallelen Assays innerhalb von jedem der drei Experimente.
In A und B wurde der pH des extrazellulären Mediums nach Zugabe von
UCA auf 6,5 oder 7,4 eingestellt. C. „Respiratory burst"-Reaktion mit UCA
als eine Funktion des extrazellulären pHs. Die Daten sind aus
den drei oben abgeschlossenen Experimenten mit Simultaninkubationen,
wobei der pH nur gemessen, aber nach der Zugabe von 3 mM UCA nicht
eingestellt wurde. D. Abhängigkeit
des „respiratory
burst" von der intrazellulären Ansäuerung.
Korrelationskoeffizienten für
cis-(p = 0,048, n = 12) und trans-UCA (p = 0,065, n = 11) wurden
aus den gleichen Experimenten wie in B berechnet.
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9 zeigt
die intrazelluläre
pH-Kalibration in UCA-behandelten Neutrophilen in situ. BCECF-markierte
Zellen wurden als pH-Referenzzellen, verwendet nach Behandlung mit
dem Protonenionophor Nigericin in hoch-Kalium-haltigem Pipes-Puffer
bei verschiedenen pH(-Werten).
Andere BCECF-markierte Zellen wurden mit oder ohne 3 mM UCA in gering-Kaliumhaltigem
Pipes-Puffer, eingestellt auf die gleichen pH-Level wie jene der
Kalibrationspuffer, inkubiert. Der intrazelluläre pH wurde unter Verwendung
der medianen BCECF-Fluoreszenzintensität, die in der Durchflusscytometrie
erhalten wurde, berechnet.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
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Gemäß einer
vorzuziehenden Ausführungsform
ist das pharmazeutisch annehmbare Mittel eine Säure, deren Dissoziationskonstante
im Bereich von 6,9 bis 7,3, am stärksten bevorzugt (bei) etwa
7,0, liegt.
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Die
Säure ist
vorzugsweise cis-Urocansäure
oder ein Salz davon, ist aber nicht hierauf eingeschränkt. Jedes
andere pharmazeutisch annehmbare, nicht-toxische Mittel, dessen
Dissoziationskonstante im oben definierten Bereich liegt und das
dazu in der Lage ist, sich im Inneren einer Zelle zu akkumulieren,
wäre verwendbar.
Derartige Mittel können
anorganisch oder organisch sein, vorzugsweise eine organische Säure, die,
wie cis-Urocansäure,
einen heterocyclischen Ring aufweist, an den eine gesättigte oder
bevorzugter eine ungesättigte
Carbonsäuregruppierung
gebunden ist. Die heterocyclische Gruppe kann z. B. eine Imidazol-(wie
für cis-Urocansäure) oder
eine beliebige andere heterocyclische oder polyheterocyclische Gruppe
sein, die die Fähigkeit,
ein Proton bei cytoplasmischem pH abzugeben und dadurch das Cytoplasma
anzusäuern,
besitzt. Als Beispiele für
weitere geeignete heterocyclische Gruppen können Thiazol, Thiophen, Furan,
Oxazol, Triazol, Tetrazol, Pyrazol, Pyridin, Pyrimidin und Triazin
genannt werden.
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Das
pharmazeutisch annehmbare Mittel wird mit einem Träger vermischt,
der eine einzelne Komponente oder bevorzugter ein Gemisch von zwei
oder mehr Komponenten sein kann. Eine der Komponenten ist geeigneterweise
ein pufferndes Mittel, das den pH der Zusammensetzung auf den gewünschten
Wert einstellt.
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Insbesondere
wenn cis-Urocansäure
das aktive Mittel ist, ist es vorzuziehen, den pH der Zusammensetzung
auf 6,5 bis 7,0, vorzugsweise 6,7 bis 7,0, einzustellen. In diesem
pH-Bereich ist cis-Urocansäure
noch undissoziiert, wohingegen trans-Urocansäure vollständig dissoziiert ist. Eine
derartige Zusammensetzung wird daher hinsichtlich cis-Urocansäure spezifisch
sein.
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Als
Beispiele für
geeignete puffernde Mittel zum Einstellen des pH auf 6,5–7,0 können 50
mM Natriumphosphat, supplementiert mit 55 mM Natriumchlorid, 50
mM Natriumcitrat, supplementiert mit 120 mM Natriumchlorid, und
10 mM Pipes, supplementiert mit 133 mM Natriumchlorid, genannt werden.
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Das
Verfahren und die Zusammensetzung gemäß dieser Erfindung sind verwendbar
zur Behandlung oder Prävention
jeder Erkrankung oder Störung,
die durch erhöhte
Immunsuppression behandelbar ist. Der hierin verwendete Begriff
Immunsuppression bezieht sich auf eine Regulation, typischerweise
Herabregulation, des Immunsystems des Körpers durch Beeinflussung der
Aktivität
und Funktion der Zellen des Immunsystems auf eine Weise, die die
unerwünschten
schädlichen
Wirkungen einer Immunreaktion verhindert. Beispiele für die Zielzellen
des Verfahrens und der Zusammensetzungen der Erfindung sind Granulozyten
(Neutrophile, Eosinophile, Basophile), NK-Zellen, T- und B-Lymphozyten,
Monozyten, Makrophagen, Mastzellen und Antigen-präsentierende
Zellen, wie dendritische Zellen, und deren Vorläuferzellen und spezifische
funktionelle und phänotypische
Untergruppen („subsets"). Am stärksten bevorzugt
ist, dass die Zielzellen des Verfahrens und der Zusammensetzungen
der vorliegenden Erfindung Zellen des angeborenen Immunsystems,
wie Neutrophile und NK-Zellen, sind.
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Es
ist gut etabliert, dass die geeignete Funktion von Zellen des Immunsystems
unerlässlich
ist für
die Abwehr bzw. das Überleben
des Wirts gegenüber
eindringenden Pathogenen, Parasiten und selbst physikalischen Gefahren
(z. B. inhalierte mikroskopische Partikel), die in der Lebensumgebung
gefunden werden. Normalerweise erkennen, isolieren und eliminieren
Immunzellen lokal infektiöse/schädigende
Mittel bzw. Agentien in einem gut abgestimmten Vorgang. Zu diesem
Zweck sind die Immunzellen mit verschiedenen biochemischen Antwortmechanismen
bewaffnet, die während
der infektiösen
Attacke aktiv werden. Zum Beispiel entfalten neutrophile Lymphozyten,
Neutrophile, einen hoch spezifischen Enzymkomplex, das NADPH-Oxidasesystem,
das, wenn es bei Zellaktivierung ausgelöst wird, dazu in der Lage ist,
große
Mengen an toxischen Sauerstoffmetaboliten zu erzeugen, die eine
Anzahl schädigender Wirkungen
gegenüber
biologischem Material ausüben
können
und auch als proinflammatorische Signale für andere Zelltypen wirken können. Im
Allgemeinen führt
eine Lymphozytenaktivierung zu einer lokalen entzündlichen
bzw. inflammatorischen Reaktion, die ein wesentlicher Teil der Immunreaktion
des Wirts ist und die die Auflösung
des infektiösen
Angriffs fördert
und den Heilungsvorgang initiiert. Falls jedoch normale Wirtsgewebe
in unzweckmäßiger Weise
als fremde oder geschädigte
Strukturen identifiziert werden oder aufgrund der Hyperaktivierung
des Immunsystems des Wirts, die mit einigen pathologischen Zuständen assoziiert
ist, wird normales Gewebe durch Immunzellen angegriffen, die ihr
volles zerstörerisches
Potential gegen den Wirt selbst auslösen. Als Beispiele für derartige
Zustande können
Gruppen von Zuständen,
wie lokale und systemische inflammatorische Erkrankungen, Autoimmunkrankheiten
und allergische Zustande, genannt werden. Als Beispiele für spezifische
Erkrankungen oder Störungen
können Überempfindlichkeitsreaktionen,
wie Kontaktüberempflindlichkeit
oder Überempfindlichkeit vom
verzögerten
Typ, genannt werden. Vorzugsweise ist der Zustand, der durch das
Verfahren und die Zusammensetzungen dieser Erfindung behandelt oder
verhindert werden kann, eine lokale oder systemische inflammatorische
Reaktion, die die Aktivierung der bevorzugten Zielzellen involviert,
wie entzündliche
Zustände der
Haut, einschließlich
Psoriasis, akuter oder chronischer Dermatitis; entzündliche
Zustande von mukösen Membranen
oder des Bindegewebes der Mundhöhle,
der Augen und Genitalien, wie Peridontitis, Konjunktivitis, Vaginitis;
entzündliche
Zustände
von Brustdrüsen,
einschließlich
Masititis; oder ein beliebiger anderer lokaler oder systemischer
Zustand, der eine anerkannte entzündliche Komponente in der Pathogenese
oder dem Fortschreiten der Erkrankung manifestiert, wie Vaskulitis,
akute Transplantatabstoßung,
chronisch-obstruktive Lungenerkrankung, Asthma, Reperfusionsschädigung und
Sepsis, assoziiert mit Gewebeschädigung. Jedoch
sind die Zustände,
die gemäß dieser
Erfindung behandelt oder verhindert werden können, nicht auf die voran stehend
genannten Beispiele eingeschränkt.
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Für den Zweck
dieser Erfindung kann das pharmazeutisch annehmbare Mittel auf verschiedenen
Wegen, entweder systemisch oder lokal, verabreicht werden. Die geeigneten
Verabreichungsformen umfassen z. B. orale Formulierungen; parenterale
Formulierungen, einschließlich
intravenöser,
intramuskulärer,
intradermaler und subkutaner Injektionen; und mukosale, topische,
transdermale, Inhalations-, nasale oder rektale Formulierungen.
Besonders geeignete Formulierungen sind Formulierungen für eine lokale
Abgabe, wie topische Formulierungen in Form von Salben, Gelen, Cremes,
Pasten, Lösungen,
Suspensionen, Lotionen und Emulsionen.
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Die
erforderliche Dosierung des pharmazeutisch annehmbaren Mittels wird
mit dem speziellen Zustand, der behandelt wird, der Schwere des
Zustandes, der Dauer der Behandlung, dem Verabreichungsweg und der
spezifischen Verbindung, die eingesetzt wird, variieren. In einer
topischen Formulierung kann die Menge der pharmazeutisch annehmbaren
Säure typischerweise
von 0,1 bis 10% reichen.
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Die
Erfindung wird im folgenden experimentellen Abschnitt im Detail
beleuchtet.
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EXPERIMENTELLER ABSCHNITT
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Das
Ziel der vorliegenden Studie war es, die Bindung von radioaktiv
markierter UCA in einer Modellzelle, dem Neutrophilen des humanen
peripheren Bluts, bei dem eine Beeinflussung durch UCA gezeigt worden
ist (Kivistö 1996),
zu untersuchen. Anstatt in der Lage zu sein, eine typische Ligand-Rezeptor-Wechselwirkung
zu zeigen, haben wir festgestellt, dass UCA eine außerordentliche
Bindungseigenschaft hat, die zu einer raschen und irreversiblen
Akkumulation von intakter UCA in das Cytosol führt. Urocansäure ist
eine UV-Strahlung absorbierende Substanz in der Säugerhaut.
Die cis-UCA ist ein Immunsuppressivum in Tiermodellen in vivo, jedoch
sind der/die Zielzelltyp(en) und Wirkungsweise(n) unklar geblieben.
Wir untersuchten die Bindung und den Wirkort von UCA in lebenden
humanen polymorphonukleären
Neutrophilen, ein Immunzelltyp, dessen Funktion dafür bekannt
ist, durch UCA beeinflusst zu werden, und der dafür bekannt
ist, eine Hauptrolle bei inflammatorischen Reaktionen zu spielen.
Wir beobachteten eine linear konzentrationsabhängige Akkumulation von radiomarkierter
cis- und trans-UCA bis zu unerwartet hohen Inkubationskonzentrationen
(≥ 30 ml),
wobei sich beinahe 95% der zellgebundenen Fraktion im Cytosol konzentrieren.
Da die Isomeren in einer ungebundenen und nicht-metabolisierten
Form im Cytosol auftraten, stellten wir die Frage, ob UCA durch
einen Mechanismus, der von einer herkömmlichen Rezeptor/Protein-Ligand-Wechselwirkung
verschieden ist, wirken könnte.
Die Isomeren beeinflussten den intrazellulären pH. FACS-Analysen zeigten,
dass die Ansäuerung
der intrazellulären
Kompartimente von Neutrophilen durch cis-UCA bei extrazellulärem pH von 6,5 signifikant
größer war
als durch trans-UCA (p = 0,00031), wohingegen die Isomeren bei einem
pH über
dem Neutralpunkt nicht ansäuerten.
Unter den gleichen Bedingungen bei pH 6,5 inhibierte cis-UCA die „respiratory burst"-Aktivität von Neutrophilen
stärker
als trans-UCA (p = 0,023). Die Stereospezifität dieses Typs könnte durch
unähnliche
pKa-Werte der zwei Isomeren erklärt werden
und wir schlagen ein Modell für
cis-UCA-Wirkung
durch intrazelluläre
Ansäuerung
vor. Wir folgern, dass cis-UCA die angeborene bzw. eigene Immunität mittels
Inhibieren von Neutrophilen-Aktivierung und -Funktion durch intrazelluläre Ansäuerung in
einem extrazellulären
pH-Fenster von 6,1–7,0
supprimieren kann.
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Methoden
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Urocansäure und Synthese von [14C]-markierten Isomeren
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Trans-Urocansäure (trans-UCA,
3-(1H)-Imidazol-4-yl)-2-propensäure)
wurde von Sigma (St. Louis, MO, USA) erworben. Cis-UCA wurde aus
trans-UCA mit UV-Photoisomerisierung (siehe unten) hergestellt.
Die chemische Reinheit der UCA-Isomeren war über 99,7% gemäß Hochdruckflüssigkeitschromatographie (HPLC).
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Die
Synthese von mit [14C]-radioaktiv markierter
trans- und cis-UCA ist in 1 dargelegt.
Wir begannen die Synthese von [14C]-trans-UCA
(6) durch Kondensieren von Formamidinacetat (1) und Dihydroxyaceton (2)
in flüssigem
Ammoniak unter Erhalt von (3), wobei die Verfahrensweise von Griffith
et al. (1983) mit mehreren Modifikationen eingesetzt wurde. Nach
Neutralisation von (3) zur freien Base (4) wurde es zu 4-Imdidazolcarbaldehyd
(5) oxidiert (Lindgren et al., 1980). Eine Kondensation von (5)
mit [2-14C]Malonsäure (Amersham Pharmacia, Little
Chalfont, UK) unter Knoevenagel-Bedingungen unter Verwendung eines
modifizierten Verfahrens nach Morrison et al. (Mohammad 1991) ergab
trans-UCA (6). Die Verbindung (6) (138 mg, 1 mmol) wurde in Wasser
(500 ml) gelöst.
Die Lösung
wurde mit festem Kaliumhydroxid auf pH 9 gebracht und dann unter
Stickstoffatmosphäre
bei 10°C
für 4 h
bestrahlt. Die Photoisomerisierung wurde in einem Normag-Fallfilm-Photoreaktor
mit einer Hanau-Quarz-Quecksilber-Hochdrucklampe
(500 W, 270–350
nm, Wasser als Lösungsmittel)
durchgeführt.
Das resultierende Gemisch (trans/cis ca. 30/70 gemäß HPLC)
wurde bis zur Trockene eingedampft und der Rückstand wurde in 12,5 mM Essigsäure gelöst. Diese
Lösung
wurde auf pH 9 eingestellt und an einer Ionenaustauschsäule (25 × 2,3 cm,
200–400
mesh, Acetatform, Bio-Rad 1-x8) chromatographiert, wobei 12,5 mM
(500 ml), 25 mM (500 ml) und 100 mM (1000 ml) Essigsäure als
aufeinanderfolgende Eluenten verwendet wurden. Cis-UCA erschien
nach ca. 1100 ml und trans-UCA hauptsächlich nach 1300 ml Eluentenvolumen.
Die Entfernung des Lösungsmittels
aus den Fraktionen, gefolgt von Waschen mit Diethylether und Trocknung
in vacuo bei 65°C über Phosphorpentoxid
ergab reine [14C]trans- und [14C]cis-Isomere
(6) und (7). Die Ausbeute an (6) aus der vorhergehenden Stufe betrug
35 mg (25%), Fp. 226°C.
Die chemische Reinheit des Produkts (6) gemäß HPLC (siehe unten) betrug über 99,8%
und die spezifische Aktivität betrug
2,2 mCi/mmol. Die entsprechende Ausbeute an (7) betrug 85 mg (58%),
Fp. 176–178°C. Eine HPLC-Analyse
zeigte an, dass das Material zu mehr als 99,5% chemisch rein war,
mit einer spezifischen Aktivität
von 5,8 mCi/mmol. Bei Verwendung in den Experimenten wurden radioaktiv
markierte und nicht-markierte cis- und trans-Isomeren direkt in
den Inkubationspuffern bis zu Konzentrationen von 100 mM bzw. 30
mM gelöst.
Die Auflösung
von trans-UCA wurde bei Bedarf durch sanftes Erwärmen in einem Wasserbad unterstützt.
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HPLC Analyse von UCA
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Eine
Säule mit
stationärer
Aminopropylphase, Lichrosorb NH2, Hibar
RT, 250 × 4
mm, 5 μm
(Merck, Darmstadt, Deutschland), wurde verwendet. Der Eluent war
ein 50% (V/V)-Gemisch
von Acetonitril und einer Lösung
von 2% (V/V) Essigsäure
und 0,5% (G/V) Ammoniumacetat in Wasser (pH ca. 5). Die Isomeren
wurden bei 268 nm detektiert und die Retentionszeiten betrugen Tr(cis) 3,7 min und Tr(trans)
5,4 min.
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Szintillationszählung
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Proben
wurden mit OptiPhase HiSafe2-Szintillationsflüssigkeit (EG&G Wallac, Turku,
Finnland) gemischt und die [14C]UCA-Radioaktivität wurde
in einem RackBeta 1214-Szintillationszähler (EG&G Wallac) gemessen. Die Zähleffizienz
betrug 96,7% ± 0,12%
(Mittelwert ± SEM,
n = 48).
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Reinigung von Neutrophilen
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Neutrophile
des peripheren Bluts wurden aus heparinisiertem Blut oder Leukozytenfilmen
von gesunden Spender isoliert. Erythrozyten wurden mit 6% Dextran
T-500 (Pharmacia, Schweden) sedimentiert. Neutrophile wurden mittels
Zentrifugation an Ficoll-Hypaque (Phar macia) aus dem Leukozyten-reichen
Dextranplasma abgetrennt, mittels hypotonischer Lyse von verbleibenden
Erythrozyten gereinigt und mit Ca- und Mg-freiem HBSS gewaschen.
Für die
intrazellulären
pH-Experimente wurden Neutrophile ohne Erythrozytenlyse hergestellt.
Die Zellen, Medien und Zentrifugen wurden während der Zellpräparation
auf Raumtemperatur gehalten, um Temperaturschwankungen zu vermeiden.
Gemäß Durchflusscytometrieanalyse
waren 99,6% der abgetrennten Neutrophilen Zellen vom Typ CD11+/CD35+, 98% CD45+, 98% CD26L+/CD32+, 2,0% HLA-DR+,
2,1% CD3+, 1,0% CD8+,
1,2% CD4+ und 0,8% CD14+.
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Assay auf „respiratory barst" Aktivität
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Die „respiratory
barst"-Aktivität wurde
als ein Maß für die Neutrophilenfunktion
verwendet. Die UCA-Isomeren wurden in einem Chemilumineszenzassay
mit opsonisiertem Zymosam getestet, wie beschrieben (Kivistö et al.
1996). Die Spitzen- bzw. Peakwerte wurden aufgezeichnet.
-
Ganzzell-Bindungsassays
-
Isolierte
Neutrophile wurden in HBSS, pH 7,4, zu 2–10 × 106 Zellen/ml
resuspendiert. Die [14C]cis- oder [14C]trans-UCA-Stammlösungen wurden zugegeben um
einen Konzentrationsbereich von 0,1 μM-30 mM zu ergeben und die Röhrchen,
in doppelter Wiederholung, wurden bei 4°C (oder bei 25°C und 37°C) für 30 min inkubiert.
Die Zellen wurden anschließend
einmal mit eiskalter HBSS gewaschen und in Flüssigkeits-Szintillationsfläschchen
transferiert. Die Gesamt-[14C]UCA-Aktivität in den
Inkubationsröhrchen
wurde bestimmt durch Messen von Proben von jeder Standardkonzentration
und Szintillationsleerwerte ("blank
scintillation values") wurden
vor der Datenanalyse abgezogen. Einige Bindungsexperimente wurden
wie angegeben in 50 mM Natriumcitrat-/120 mM NaCl-Puffer, pH 6,5,
durchgeführt,
wobei der gleiche Puffer in den Waschstufen verwendet wurde.
-
Präparation
von Cytosol- und Membranfraktionen von Neutrophilen
-
Die
Lokalisierung der zellgebundenen UCA in Membran, Cytosol und Nucleus
wurde nach der Inkubation von ganzen Zellen mit [14C]cis-UCA,
wie oben beschrieben, untersucht. Nach Waschen mit HBSS wurden die
Zellen in eiskaltem Lysepuffer, enthaltend 10 mM Pipes, 10 nM KCl,
3 mM NaCl, 4 mM MgCl2, pH 7,0, supplementiert
mit 0,5 mM PMSF, 10 μM
Leupeptin und 10 μM
Pepstatin A (alle von Sigma) als Proteinaseinhibitoren, suspendiert
(200 × 106 Zellen/ml). Die Zellmembranen wurden mittels
(Ultra)Schallbehandlung auf Eis aufgebrochen. Das Lysat wurde zentrifugiert
(800 × g,
25°C, 10
min) und der post-nukleäre Überstand („post-nuclear
supernatant") wurde
auf diskontinuierliche Polster- bzw. Kissen („discontinuous cushions") aus Saccharose
in Lysepuffer geschichtet. Nach Ultrazentrifugation (120.000 × g, 4°C, 45 min)
wurden die Cytosol-, Membran- und Nuclei-Debris-Fraktionen durch
vorsichtiges Pipettieren gewonnen und die [14C]-Aktivität wurde
gemessen.
-
Gelfiltration von Neutrophilencytosol
-
Zur
Makrofraktionierung von Cytosolproteinen wurde die Probe (0,5–2,5 ml)
bei 4°C
auf die äquilibrierte
Gelfiltrationssäule
vom Typ Sephacryl S-200 (Pharmacia) aufgebracht und die Proteine
wurden mit PBS, pH 7,0, bei einer Flussrate von etwa 0,6 ml/min
eluiert. Die Flution von Proteinen wurde mit einem Durchfluss-UV-Überwachungsgerät bei 254
nm und einem potentiometrischen Aufzeichnungsgerät verfolgt. Ein typischer Lauf
bestand aus dreißig
6 ml-Fraktionen
und dauerte beinahe sechs Stunden. Die Elutionsvolumina von Proteinen
unterschiedlicher Molekulargewichte wurden mit einem Cocktail von
Standardproteinen und -peptiden von 0,6–2000 kDa Größe bestimmt.
-
Proteinkonzentrationsassay
-
Die
Proteinkonzentration wurde mit einem Proteinassay von Bio-Rad (München, Deutschland)
unter Verwendung von Rinderalbumin als Standard bestimmt.
-
Überwachung
des intrazellulären
pHs
-
Intrazelluläre pH-Level
in Neutrophilen wurden mit Durchflusscytometrie überwacht, wobei ein pH-empfindlicher
Fluoreszenzfarbstoff, 2',7'-Bis(2-carboxyethyl)-5-(und-6)-carboxyfluorescein
(BCECF, Acetoxymethylester; Molecular Probes, Leiden, Niederlande)
eingesetzt wurde. Etwa 30 × 106 Zellen wurden in 10 ml HBSS, pH 7,4, enthaltend
0,35 μM
BCECF, bei 25°C
für 30
min inkubiert, zweimal in HBSS gewaschen und in 1 ml 154 mM NaCl
resuspendiert. Aliquote (235 μl)
des Inkubationsmediums mit bekannten UCA-Konzentrationen und überprüftem pH
wurden auf die Zellen (4,5 × 105 Zellen/15 μl NaCl) in Polystyrolröhrchen aufgebracht
bzw. angewendet, bei 25°C
für etwa
20 min inkubiert und in einem Durchflusscytometer analysiert.
-
Die
Kalibration des intrazellulären
pHs wurde in situ unter Verwendung des K+/H+Ionophors Nigericin durchgeführt. Ein Überschuss
an pH-Kalibrationspuffern (10 mM Pipes, 131 mM KCl, pH eingestellt
auf 6,10, 6,50, 6,80, 7,10, 7,40 und 7,60 oder 7,70) und 10 μM Nigericin
wurde zu den BCECF-markierten Zellen in 154 mM NaCl gegeben. Die
Zellen wurden bei Raumtemperatur gehalten und mittels Durchflusscytometrie
innerhalb von 45 min analysiert. Mit oder ohne UCA inkubierte Zellen
wurden simultan auf den intrazellulären pH analysiert. Der pH wurde
auf die gleichen Werte eingestellt, wie jene in den Kalibrationspuffern.
Der intrazelluläre
pH wurde aus einer BCECF-Fluoreszenz-Intensitäts-Kalibrationskurve bestimmt.
-
Statistische Analyse
-
Die
Ergebnisse sind als Mittelwert ± SEM angegeben worden. Die
statistische Signifikanz von Daten in den Bindungsstudien und funktionellen
Tests wurde mittels des zweiseitigen Student-t-Tests berechnet.
Die Pearson-Korrelationskoeffizienten wurden für UCA-Isomerkonzentrationen, detektiert mittels
HPLC und Szintillationszählung
von Zellproben, bestimmt. Die p-Werte für die Korrelation wurden nach
Fisher-Z-Transformation bestimmt.
-
Ergebnisse
-
UCA akkumuliert im Neutrophilen-Cytosol
-
Radioaktive,
[14C]-markierte UCA-Isomere wurden synthetisiert,
um die Bindung von UCA an isolierte Neutrophile aus dem humanen
peripheren Blut zu untersuchen. Die Zellen, inkubiert mit UCA im
HBSS bei 4°C für 30 min,
nahmen beide Isomere in einer linearen dosis abhängigen Weise über den
untersuchten Konzentrationsbereich von 100 nM bis 30 mM auf (2).
Der Anteil der Gesamtbindung betrug 4,5% ± 1,1% (Bereich 2,9–6,6%) für cis-UCA
und 7,1% ± 3,2%
(Bereich 3,7–17%)
für trans-UCA
(n = 12 Messungen in doppelter Wiederholung für beide Isomere). Ein interessantes
Merkmal dieser Aufnahme war, dass wir nicht dazu in der Lage waren,
eine Verdrängung
der radioaktiven [14C]UCA-Markierung durch
nichtmarkierte („kalte") UCA zu zeigen, wie
man sie bei einer herkömmlichen
Ligand-Rezeptor-Bindung
erwarten würde
(3).
-
Um
die Verteilung der zellgebundenen UCA in den Cytosol-, Zellmembran-
und Kernkompartimenten zu untersuchen, wurden die Zellen zuerst
mit radioaktiv markierter UCA wie oben inkubiert und sie wurden
anschließend
lysiert und an 120.000 × g
Saccharose-Kissen ("sucrose
cussions") fraktioniert.
Die Inhalte der Ultrazentrifugenröhrchen wurden in cytosolische,
Membran- und Kernfraktionen aufgeteilt. Das Volumen jeder Fraktion
wurde genau bestimmt. Anschließend
wurde die [14C]UCA-Aktivität in Aliquoten
der Fraktionen gemessen und der Gesamt-UCA-Gehalt wurde für jede Fraktion
berechnet. Unabhängige
Inkubationsexperimente (n = 4) zeigten, dass 92,0% ± 2,2%
der von Neutrophilen aufgenommenen cis-UCA im Cytosol (wieder)gewonnen
wurde (4A). Die Bindung an Membranen
(Mittelwert 2,7% ± 1,8%)
war signifikant niedriger als das, was im Cytosol gefunden wurde
(p = 3,7 × 10–5).
Die verbleibende zellgebundene cis-UCA (5,3% ± 2,1%) wurde in der Kern-(und
möglicherweise
nicht-lysierten Zell-)Fraktion des Zelllysats detektiert (4A).
-
UCA ist nicht an cytosolische Proteine
gebunden
-
Da
der Großteil
der UCA, die in die Zellen inkorporierte bzw. in die Zellen aufgenommen
wurde, im Cytosol auftrat, bestimmten wir, ob die cytosolische UCA
an molekulare Komponenten des Neutrophilencytosols gebunden war.
Cytosol von mit [14C]UCA vorinkubierten
Zellen wurde mit Saccharose-Ultrazentrifugation abgetrennt und in
eine S-200-Gelfiltrationssäule eingebracht.
Anschließend
wurden Cytosolfraktionen gesammelt und die Radioaktivität wurde
in jeder Fraktion gemessen. Wie in 5A und 5B gezeigt wurde, wurde [14C]-Aktivität in Fraktionen
mit niederem Molekulargewicht gefunden, die kein detektierbares
Protein enthielten. Dieses Elutionsmuster war identisch zu einem
Lauf, bei dem [14C]cis-UCA alleine auf die Gelfiltrationssäule aufgebracht
wurde (5C), was nahe legt, dass UCA
nicht an irgendeine große
bzw. bedeutende lösliche
Proteinfraktion im Neutrophilen-Cytosol gebunden ist.
-
Ein
zusätzlicher
Markierungstest nach der Lyse wurde durchgeführt, um die Ergebnisse aus
den Experimenten mit mit [14C]UCA vorinkubierten
Zellen zu verifizieren. In diesem Test wurde nicht-markiertes Neutrophilencytosol
wie beschrieben abgetrennt und Aliquote des Cytosols wurden anschließend mit
5 mM cis- oder trans-[14C]UCA über Nacht
auf Eis inkubiert. Das Cytosol wurde anschließend an S-200 fraktioniert.
Es wurde keine Protein-assoziierte [14C]UCA-Aktivität beobachtet
und Elutionsprofile, ähnlich
zur Inkubation vor der Lyse, wurden aufgezeichnet. Somit wurde gezeigt,
dass die löslichen
Hauptproteinfraktionen im Neutrophilen-Cytosol nicht dazu in der
Lage waren, akkumulierte UCA vor und nach Zelllyse zu binden.
-
UCA bleibt im Neutrophilen-Cytosol intakt
-
Als
Nächstes
untersuchten wir, ob die [14C]UCA im Cytosol
durch Neutrophile nach der Aufnahme metabolisiert wurde, indem bestimmt
wurde, wie viel der radioaktiven Markierung mit intakter UCA assoziiert
war. Dies wurde durchgeführt,
indem die cytosolischen Proteine von [14C]UCA-markierten
Neutrophilen mit 10% Trichloressigsäure (TCA) auf Eis über Nacht
präzipitiert
bzw. gefällt
wurden. Die Menge an radioaktiver Markierung wurde anschließend sowohl
im Präzipitat
als auch im proteinfreien Überstand
mittels Szintillationszählung gemessen
und der Gehalt an intakter UCA im Überstand mittels HPLC. Die
gesamte [14C]UCA-Aktivität wurde im Überstand gefunden, wobei die
Wiederfindung 102% ± 3,9%
(n = 9) für
cis-UCA und 100,2% ± 0,9%
(n = 4) für
trans-UCA betrug, wenn die Radioaktivität im Cytosol sofort nach der
Zugabe von TCA und nach Auszentrifugieren des Proteinpräzipitats
verglichen wurde. Im Proteinpellet wurde keine Radioaktivität gefunden. Wichtiger,
die chromatographisch bestimmten Konzentrationen an intakter cis-
und trans-UCA korrelierten mit Konzentrationen, die mittels Szintillationszählung in
den gleichen Proben erhalten wurden (6), was
anzeigt, dass UCA-Isomeren
im Neutrophilen-Cytosol nicht metabolisiert wurden. In Zellen, die
nicht mit UCA-Isomeren
vorbehandelt wurden, konnte keine endogene UCA mittels HPLC-Analyse
gefunden werden (Daten nicht gezeigt).
-
UCA senkt den extrazellulären und
intrazellulären
pH
-
Die
bislang beschriebenen Ergebnisse zeigen, dass UCA anstelle sich
wie ein typischer Zelloberflächenrezeptor-Agonist
zu verhalten, in hohen Konzentrationen im Inneren eines Neutrophilen
akkumuliert, wo es weder an lösliche
intrazelluläre
Proteine gebunden noch einem signifikanten Metabolismus unterworfen
ist. Als solche ähnelt
UCA kleinen Ionen (z. B. K+, Na+,
H+, Cl–), die in die Zelle
gelangen und Zellfunktionen modulieren, indem sie die physikalischchemische
Mikroumgebung (pH, Ionenpotential, Ionenstärke) des Cytosols verändern. Daher
stellten wir die Hypothese auf, dass hohe Level bzw. Konzentrationen
an intakter UCA zelluläre Änderungen
einfach aufgrund ihrer passiven Präsenz im Cytosol als eine Säure provozieren
können.
Die pka-Werte sind für trans-UCA um 4,0 und 6,1
(Roberts et al. 1982, Krien & Kermici
2000) und 3,3 und 7,0 für cis-UCA
(Roberts et al. 1982), so dass die Ansäuerung des Cytosols bei physiologischem
pH eine mögliche Wirkweise
sein könnte.
Eine derartige Möglichkeit
wurde durch Testen der Wirkung von UCA auf den pH zuerst in einer
Pufferlösung
und anschließend
in intakten Zellen angegangen. Die Isomere senkten den pH in einem Standard-PBS-Puffer, pH 7,0, auf
eine dosisabhängige
Weise bei Konzentrationen über
1 mM (7A). Wenn UCA-Isomeren in HBSS-Puffer,
pH 7,4, gegeben wurden, verringerten Konzentrationen über 1 mM
wiederum den pH dosisabhängig
(7B). Wenn der pH der HBSS-Pufferlösung vor
UCA-Zugabe auf 6,0 eingestellt wurde, d. h. unter den zweiten pKa von cis-UCA, war interessan terweise nur
trans-UCA dazu in der Lage, den pH merklich zu veringern (7B), was nahe legt, dass cis-UCA bei diesem
pH nur teilweise deprotoniert ist.
-
Um
die Wirkung von UCA auf den intrazellulären pH zu testen, wurden Neutrophile
mit dem fluoreszierenden pH-Indikatorfarbstoff BCECF beladen und
die Fluoreszenz von UCA-behandelten
Zellen wurde mit FACS gemessen. Wie die oben stehenden Daten anzeigen,
kann UCA selbst den pH der Testlösung
in Abhängigkeit
vom Isomer und vom anfänglichen
pH der Lösung
senken. Andererseits ist es gut bekannt, dass der intrazelluläre pH durch
den pH der Umgebung beeinflusst wird. Um das Artefakt, dass die
Ansäuerung
der Testlösung
durch UCA-Zugabe
die intrazelluläre
BCECF-Fluoreszenz beeinflussen könnte,
zu vermeiden, stellten wir daher den pH der Testlösung nach
der Zugabe von UCA auf den ursprünglichen
pH zurück.
Unter diesen pH-kontrollierten Bedingungen hatten 3 mM trans- und
cis-UCA keine signfikante Wirkung auf das intrazelluläre BCECF-Signal
bei pH 7,4 (8A, untere Balken). Wenn
der pH auf 6,5 eingestellt wurde, verursachte cis-UCA im Gegensatz
dazu eine signifikante Verringerung um 15% ± 4,0% (p = 0,022, n = 4,
gepaarter t-Test) im Fluoreszenzsignal als eine Anzeige der cytosolischen
Aassäuerung
(8A, obere Balken). 8 zeigt
Daten aus drei unabhängigen
Experimenten, wobei gleichzeitig BCECF-Signale und die „respiratory burst"-Aktivität der Zellen
(siehe unten) gemessen wurden. Ein viertes Experiment wurde lediglich
hinsichtlich der Messung der intrazellulären BCECF-Fluoreszenz durchgeführt. Auch
trans-UCA senkte das Fluoreszenzsignal signifikant um 9,4% ± 4,1%
bei pH 6,5 (p = 0,032, n = 4), aber die Wirkung war weniger ausgeprägt. Jedoch
war der Unterschied hinsichtlich der proportionalen BCECF-Fluoreszenzverringerung
zwischen 3 mM cis-UCA und trans-UCA hoch signifikant (p = 0,00031,
n = 4) (8A, obere Balken).
-
Um
eine spezifischere Darstellung der Fähigkeit von cis-UCA, das Cytosol
anzusäuern,
zu erhalten, wurde der genaue intrazelluläre pH durch Verwendung des
K+/H+-Ionophors
Nigericin bestimmt. Eine Inkubation von Neutrophilen mit UCA in
gepufferten Lösungen
mehrerer pH-Werte im Bereich von 6,1–7,7 zeigte, dass 3 mM cis-UCA
den intrazellulären
pH auf Dosis- und
von extrazellulärem
pH abhängige
Weise unter pH 7 senkt, wohingegen trans-UCA nur eine geringe Wirkung
besitzt (9). Die 0,3 mM-Konzentration
von cis-UCA hatte eine viel kleinere Wirkung im gleichen pH-Bereich
(nicht gezeigt).
-
UCA
inhibiert den „respiratory
burst" von Neutrophilen
stereospezifisch und pH-abhängig.
-
Die
oben gezeigten Daten legen nahe, dass in einer leicht sauren Umgebung
nur cis-UCA dazu in der Lage ist, den cytosolischen pH merklich
zu senken, während
weder das trans- noch das cis-Isomere irgendeine Wirkung bei physiologischem
pH hatten. Um zu untersuchen, wie die Cytosol-ansäuernde Wirkung
von UCA mit der früher
beschriebenen Inhibierung der „respiratory
burst"-Aktivität von Neutrophilen
korreliert, haben wir die Wirkung von 3 mM UCA auf die mit opsonisiertem
Zymosan induzierte Chemilumineszenz mittels der gleichen Charge
von Neutrophilen und unter den gleichen Versuchsbedingungen wie
oben beschrieben gemessen, d. h. wenn der pH der Testlösung nach
UCA-Zugabe auf seinen Anfangslevel zurückgestellt wurde. Wie in 8B gezeigt, hatte trans-UCA keine Wirkung
auf die Chemilumineszenz bei pH 7,4, wohingegen eine Inhibierung
von 14% ± 4,0%
(n = 3) bei pH 6,5 beobachtet wurde. Unter den gleichen Bedingungen
supprimierte cis-UCA die „respiratory
burst"-Aktivität um 15% ± 8,4%
bzw. 44% ± 1,3%.
Wenn der pH der Testlösung
nach UCA-Supplementierung uneingestellt gelassen wurde, inhibierte
trans-UCA interessanterweise die Chemilumineszenz um 31% ± 8,4%
und 48% ± 4,0%
bei pH 6,22 ± 0,02
(nomineller pH 7,4) bzw. 5,87 ± 0,06
(nomineller pH 6,5). Die entsprechenden Inhibierungen für cis-UCA
betrugen 41% ± 10%
bei pH 6,60 ± 0,02
(nomineller pH 7,4) und 48% ± 1,6%
bei pH 6,33 ± 0,07
(nomineller pH 6,5).
-
Wenn
die erhaltenen „respiratory
burst"-Antwortdaten
gegen den gemessenen pH im Inkubationsmedium aufgetragen werden,
ist offensichtlich, dass die Senkung bzw. Verringerung des extrazellulären pHs
die „respiratory
burst"-Aktivität in Gegenwart
von 3 mM UCA supprimiert (8C). Das
Diagramm zeigt auch, dass cis-UCA eine bedeutendere inhibitorische
Aktivität
auf die Zellen im extrazellulären
pH-Bereich 6,1–7,0 besitzt
als trans-UCA, wohingegen bei einem pH über 7 kein Unterschied festgestellt
werden kann. Wenn die „respiratory
burst"-Aktivität als Funktion
der jeweiligen intrazellulären
BCECF-Fluoreszenz in den gleichen Zellen berechnet wird, kann beobachtet
werden, dass die Suppression der „respiratory burst"-Aktivität mit der
Abnahme des intrazellulären
pHs, die durch UCA-Isomere entweder durch extrazelluläre oder
intrazelluläre
Ansäuerung
erzeugt wird, zusammenhängt
(8D).
-
Schlussfolgerungen
-
Da
UCA eine schwache organische Säure
ist, könnte
die Akkumulation von UCA im Inneren der Zelle den cytosolischen
pH regulieren. Dies hängt
jedoch in großem
Umfang vom Protonierungsstatus der hereingelangenden UCA-Moleküle ab. UCA
ist eine mehrprotonige Säure
mit zwei Protonen-spendenden Gruppierungen, der Carboxylgruppe und
der Imidazolylgruppe. Der PKa der Carboxylgruppe
beträgt
4,0 für
trans-UCA und 3,3 für
cis-UCA (Roberts 1982), woraus folgt, dass praktisch alle UCA-Moleküle gemäß der Henderson-Hasselbalch-Gleichung (H-H-Gl.)
an der Carboxylgruppe bei einem pH über 4 deprotoniert sind. Beim
physiologischen pH-Bereich bestimmt daher der Protonierungsstatus
der Imidazolylgruppe alleine, ob das Molekül dazu in der Lage ist, ein
Proton abzugeben und dadurch eine Ansäuerung zu fördern. Der Imidazolyl-pKa von trans-UCA beträgt 6,1 (Roberts et al. 1982,
Krien & Kermici
2000), während
er für
cis-UCA merklich höher
ist, 7,0, möglicherweise
aufgrund der stabilisierten tautomeren Form des cis-Isomeren, verursacht
durch intramolekulare Wasserstoffbrückenbindung zwischen den Carboxyl-
und Imidazolylgruppierungen (Roberts 1982). Folglich begünstigt die
Imidazolylgruppe von cis-UCA nur bei pH 7,0 und darüber die
Deprotonierung, während trans-UCA
beim gleichen pH beinahe vollständig
deprotoniert ist. In der vorliegenden Studie konnte dies eindeutig
durch ein Experiment gezeigt werden, bei dem die Zugabe von trans-UCA
in HBSS-Puffer, eingestellt auf pH 6,5, den pH senkte, während cis-UCA
fast keine Wirkung hatte.
-
Es
kann die Hypothese aufgestellt werden, dass die Fähigkeit
von UCA, das Cytosol in lebenden Zellen anzusäuern, von zwei Hauptparametern
abhängt:
dem pH des extrazellulären
Raums und dem Anfangs-pH des Cytosols. Da UCA hauptsächlich in
der Haut gefunden wird, sollte man diese zwei Parameter im Kontext
der physiologischen Umgebung berücksichtigen.
Es ist gut bekannt, dass die menschliche Haut einen Säure(Schutz)-Mantel
mit einem OberflächenpH
um 4–6
besitzt. Wenn das Stratum corneum Schicht um Schicht abgenommen
wird, steigt der pH allmählich
und nach vollständiger
Entfernung des Stratum corneum beträgt der pH in der verbleibenden
Epidermis etwa 6,9 (Öhmann & Vahlquist, 1994).
In tieferen Schichten wird der fast neutrale pH des Körperinneren
(„interior
body") erreicht.
Eine vor kurzem erstellte Analyse liefert Beweise dahingehend, dass
UCA der hauptsächliche
pH-regulierende Faktor im menschlichen Stratum corneum ist (Krien & Kermici 2000).
Die Hauptmenge an UCA sitzt im Stratum corneum; jedoch diffundiert
eine signifikante Menge an UCA in und offensichtlich auch durch
die (Epi)Dermis, da erhöhte
Level an cis-UCA innerhalb von 1–4 h nach Ganzkörper-UVB-Exposition im Urin
detektiert werden können
(Kammayer et al. 1997). Hinsichtlich der intrazellulären Umgebung
ist der pH im Cytosol von ruhenden Neutrophilen 7,0–7,4, d.
h. über dem
Imidazolyl-pKa, was nahe legt, dass beide
UCA-Isomere im Neutrophilen-Cytosol hauptsächlich in deprotoniertem Zustand
vorliegen. Bei einem extrazellulären
pH über
dem Imidazolyl-pKa (6,1 für trans-UCA
und 7,0 für
cis-UCA) wäre
die Mehrheit der UCA-Moleküle
in der deprotonierten Form und es würde keine signifikante Ansäuerung nach
Eintritt ins Cytosol erfolgen. Im Gegensatz dazu wäre UCA bei
einem pH unter dem Imidazolyl-pKa hauptsächlich in
der protonierten Form und bei Eintritt in die Zelle dazu befähigt, eine
Cytosolansäuerung
zu fördern.
Darüber
hinaus kann gemäß der H-H-Gl.
die Vermutung aufgestellt werden, dass die Menge an UCA-assoziierten
Protonen und somit die Verringerung des cytosolischen pHs direkt
proportional zur Transmembranen-pH-Differenz zwischen dem Cytosol
und der sauren extrazellulären
Umgebung sein würden.
Um weitere experimentelle Belege für diese Hypothesen zu liefern,
maßen
wir die Änderung
des cytosolischen pHs in UCA-behandelten Zellen. Wenn der extrazelluläre pH im
Inkubationsgemisch strikt auf 7,4 kontrolliert bzw. eingeregelt
wurde, d. h. über
dem pKa der Imidazolylgruppe von beiden
UCA-Isomeren, wurde keine Ansäuerung
festgestellt, wie man erwarten konnte. Andererseits senkte cis-UCA
mit einem Imidazolyl-pKa von 7,0 bei einem
kontrollierten pH von 6,5 den cytosolischen pH deutlich, während trans-UCA
(pka 6,1) nur eine geringe Wirkung besaß. Dies
war auch ausgehend von einer Berechnung unter Verwendung der H-H-Gleichung
vorherzusagen: bei pH 6,5 ist über
70% der cis-UCA im protonierten und 70% der trans-UCA im deprotonierten Zustand.
Theoretisch würde
uns die Senkung des extrazellulären
pHs unter 6,1 ermöglicht
haben, einen trans-UCA induzierten Abfall des cytosolischen pHs
zu detektieren, jedoch war es nicht möglich, dies mit dem BCECF-Farbstoff
zu testen, und zwar aufgrund von dessen beschränktem pH-Arbeitsbereich. Zusammengenommen
ist offensichtlich, dass cis-UCA bei leicht saurer Umgebung, wie
in den oberen lebensfähigen
Schichten der Epidermis, tatsächlich
als ein Protonentransporter wirken kann, um den cytosoli schen pH
zu verringern. Diese einzigartige Eigenschaft von UCA rührt aus
einer Verschiebung im Imidazolyl-pKa, bewirkt
durch eine veränderte
Raumstruktur von UCA nach trans-zu-cis-Photoisomerisierung, her.
-
Es
gibt keine früheren
Daten in der wissenschaftlichen und Patentliteratur, die nahe legen,
dass UCA-Zubereitungen bei dem pH-Bereich, der in der vorliegenden
Erfindung vorgeschlagen wird, formuliert werden sollten. Im
U.S. Patent 5,494,676 von
Stab et al. wurde beschrieben, dass die Photoisomerisierungsreaktion
von 1% trans-UCA in einer wässrigen
Lösung
durchgeführt
wurde, wobei der pH vor der Bestrahlung mit einer UV-Lampe mit NaOH
auf 6,9 eingestellt wurde. Diese Lösung, die gleiche Mengen an
trans-UCA und cis-UCA enthielt, wurde anschließend verwendet, um topische Ö/W-Cremeformulierungen
zuzubereiten. Jedoch war der pH der topischen Zubereitungen nicht
pH-eingestellt, noch auf den bevorzugten pH-Bereich der vorliegenden
Erfindung pH-gepuffert.
-
In
der Schlussfolgerung zeigt die vorliegende Studie Daten, die erstmalig
die stereospezifische Wirkung von UCA auf Immunzellen in vivo erklären. Paradoxerweise
scheint eine Modulation der Zellfunktion durch UCA nicht direkt
von der Stereoisomerie abzuhängen,
sondern vielmehr von einer geringfügigen, aber kritischen Änderung
der Säure-Base-Eigenschaften
des Moleküls
nach Photokonversion von der trans- zur cis-UCA.
-
Die
Erfindung wird durch die folgenden nicht-einschränkenden Beispiele weiter erhellt.
-
BEISPIELE FÜR FORMULIERUNGEN
GEMÄSS
DER ERFINDUNG
-
Gelzusammensetzung
1 (% G/G)
cis-Urocansäure | 0,1–10 |
Carbopol
974 | 1,5 |
Propylenglykol | 12,5 |
Pufferrades
Mittel | 0,01–1 |
Gereinigtes
Wasser auf | 100 |
Gelzusammensetzung
2 (% G/G)
cis-Urocansäure | 0,1–10 |
Natrosol
(Hydroxyethylcellulose) | 1,0 |
Puffernades
Mittel | 0,01–1 |
Gereinigtes
Wasser auf | 100 |
Cremezusammensetzung
1 (% G/G)
cis-Urocansäure | 0,1–10 |
Propylenglykol | 50 |
Cetostearylalkohol | 15 |
Natriumlaurylsulfat | 1 |
Pufferndes
Mittel | 0,01–1 |
Gereinigtes
Wasser auf | 100 |
Cremezusammensetzung
2 (% G/G)
cis-Urocansäure | 0,1–10 |
Cetostearylalkohol | 6,75 |
Propylenglykol | 40 |
Natriumlaurylsulfat | 0,75 |
Poloxamer
407 | 1 |
Mineralöl | 5 |
Zähes Petrolatum
12. | 5 |
Pufferndes
Mittel | 0,01–1 |
Gereinigtes
Wasser auf | 100 |
Salbenzusammensetzung
(% G/G)
cis-Urocansäure | 0,1–10 |
Mineralöl | 5 |
Pufferndes
Mittel | 0,01–1 |
Petrolatum
auf | 100 |
-
Es
wird eingesehen werden, dass die Verfahren der vorliegenden Erfindung
in Form einer Vielzahl von Ausführungsformen
eingebaut werden können,
von denen nur einige hierin offenbart sind. Es wird für den Fachmann
auf dem Gebiet offensichtlich sein, dass andere Ausführungsformen
existieren und nicht vom Geist der Erfindung abweichen. Somit sind
die beschriebenen Ausführungsformen
erläuternd
und sollten nicht als einschränkend
ausgelegt werden.
-
LITERATURVERWEISE
-
- Beissert, S., T. Mohammad, H. Torri, A. Lonati,
Z. Yan, H. Morrison und R.D. Granstein. 1997. Regulation of tumor
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