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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung betrifft die Inhibition der Membranexpression von Benzodiazepinrezeptoren
und insbesondere die Verwendung von Ginkgoliden zur Herstellung
von Medikamenten zu einer solchen Inhibition der Membranexpression.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Das
Steroid Glucocorticoid wird von den Fasciculata reticula-Zellen
der Nebennieren in den Nebennierendrüsen gebildet und als Reaktion
auf einen Anstieg des Spiegels des adrenocorticotrophen Hormons (ACTH)
im Plasma sezerniert. Glucocorticoide sind in den Kohlenhydrat-,
Protein- und Fettmetabolismus involviert, es wurden ihre antiinflammatorischen
Eigenschaften gezeigt, und sie werden unter Stress hypersezerniert.
Es wurde gezeigt, dass ein Überschuss
an Glucocorticoiden dem Hippocampus, einer Struktur im limbischen
System des Gehirns, die für
kognitive Funktionen wie z. B. Lernen und Gedächtnis kritisch ist, Schaden
zufügt.
Siehe z. B. Sapolsky, R.M., Ann. N.Y. Acad. Sci. 746:294 (1994);
und McEwen, B.S., Ann. N.Y. Acad. Sci. 746:134 (1994). Weiterhin
wurde gezeigt, dass die Glucocorticoid-Neurotoxizität und Gefährdung von
Nervenzellen bei der Neuralentwicklung und Alterung ebenso wie bei
neurologischen Erkrankungen im Zusammenhang mit Hippocampusschaden
kritisch ist. Siehe z. B. deKloet, E.R., et al., Ann. N.Y. Acad.
Sci. 746:8 (1994).
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Es
wurden Studien durchgeführt,
um die positiven Wirkungen von Extrakten der Blätter des nacktsamigen Baums
Ginkgo biloba (z. B. EGb 761) auf „Antistress"-Aktivität durch
Senkung der Corticosterin-Spiegel an Modellen gestresster Ratten
zu untersuchen. Siehe Rapin et al., Gen. Pharmac. 25(5):1009 (1994).
Es wurde zuvor gezeigt, dass EGb 761 eine Aktivität im kardiovaskulären System
(z. B. Verringerung der Thrombozytenadhäsion und des Thrombuswachstums),
Zentralnervensystem (z. B. neuroprotektive Wirkung) und neurosensorischen
System (z. B. Netzhautschutz) besitzt. Siehe z. B. DeFeudis, et
al., Ginkgo biloba Extract (EGb 761):Pharmaceutical Activities and
Clinical Applications (Elsevier, Paris, 1991).
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Es
wurde jetzt gefunden, dass Ginkgolide wirksam die Membranexpression
von Benzodiazepinrezeptoren, z. B. Nebennieren-Benzodiazepinrezeptoren,
inhibieren, und dass sie, da sie diese Wirkung haben, verwendet
werden können,
um die Glucocorticoid-Freisetzung zu inhibieren.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Somit
stellt die Erfindung in einem Aspekt die Verwendung von Ginkgolid
A oder Ginkgolid B oder eines pharmazeutisch akzeptablen Salzes
davon zur Herstellung eines Medikaments zur Verwendung bei der Behandlung
des Cushing-Syndroms, von stressinduziertem Hyperkortisonismus oder
zur Steigerung der Hirnfunktionen oder zur Verzögerung der Hirnalterung, bereit,
wobei das Ginkgolid aus einem Ginkgo biloba-Baum aufgereinigt oder
synthetisch hergestellt ist.
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Ginkgolide
können
auch zur Herstellung eines Medikaments zur Verwendung als Inhibitor
der Membranexpression eines Benzodiazepinrezeptors, z. B. zur Inhibition
der Glucocorticoidfreisetzung in einem Patienten, verwendet werden.
Alternativ kann ein Inhibitor der Membranexpression eines Nebennieren-Benzodiazepinrezeptors,
z. B. ein Ginkgolid, zur Herstellung eines Medikaments zur Inhibition
der Glucocorticoidfreisetzung, z. B. zur Bekämpfung (d. h. Vorbeugung oder
Behandlung) von mit übermäßiger Glucocorticoidproduktion
einhergehenden Krankheitsbildern, verwendet werden.
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Eine
beispielhafte pharmazeutische Zusammensetzung zur Verwendung bei
der Behandlung des Cushing-Syndroms, des stressinduzierten Hyperkortisonismus
oder zur Steigerung der Hirnfunktion oder Verzögerung der Hirnalterung umfasst
Ginkgolid A oder Ginkgolid B oder ein pharmazeutisch akzeptables
Salz davon zusammen mit mindestens einem pharmazeutisch akzeptablen
Träger
oder Hilfsstoff.
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Eine
beispielhafte pharmazeutische Zusammensetzung zur Verwendung als
Inhibitor der Membranexpression von Benzodiazepinrezeptoren (oder
zur Bekämpfung
von Krankheitsbildern, die mit übermäßiger Glucocorticoidproduktion
usw. einhergehen) umfasst ein physiologisch tolerierbares Ginkgolid
zusammen mit mindestens einem pharmazeutisch akzeptablen Träger oder
Hilfsstoff.
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Eine
beispielhafte pharmazeutische Zusammensetzung zur Verwendung als
Inhibitor der Glucocorticoidfreisetzung umfasst einen Inhibitor
der Membranexpression eines Nebennieren-Benzodiazepinrezeptors (z.
B. ein Ginkgolid) zusammen mit mindestens einem pharmazeutisch akzeptaben
Träger
oder Hilfsstoff.
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Die
Erfindung kann auch in einem Verfahren zur Behandlung des Cushing-Syndroms,
von stressinduziertem Hyperkortisonismus oder zur Steigerung der
Hirnfunktion oder zur Verzögerung
der Hirnalterung verwendet werden, wobei dieses Verfahren die Verabreichung
einer wirksamen Menge von Ginkgolid A oder Ginkgolid B oder eines
pharmazeutisch akzeptablen Salzes davon an den Patienten umfasst.
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Andere
beispielhafte Verwendungen liegen in der Inhibition der Membranexpression
eines Benzodiazepinrezeptors bei einem Patienten (z. B. einem Menschen
oder einem Nichtmenschen, vorzugsweise einem Säuger), wobei dieses Verfahren
die Verabreichung einer wirksamen Menge eines Ginkgolids an den
Patienten umfasst, oder in einem Verfahren der Inhibition der Glucocorticoidfreisetzung
bei einem Patienten, wobei dieses Verfahren die Verabreichung einer
wirksamen Menge einer Substanz, z. B. eines Ginkgolids, die imstande
ist, die Membranexpression eines Nebennieren-Benzodiazepinrezeptors
zu inhibieren, an den Patienten umfasst.
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Die
Verringerung übermäßiger Glucocorticoidspiegel
kann, wie nachfolgend dargestellt, zu einer Verbesserung der ACTH-Spiegel
mit verschiedenen sich daraus ergebenden vorteilhaften Wirkungen
führen.
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Somit
liegt eine noch weitere beispielhafte Verwendung der Erfindung in
der Verwendung eines Ginkgolids (oder anderen Inhibitors der Membranexpression
eines Nebennieren-Benzodiazepinrezeptors) zur Herstellung eines
Medikaments zur Verbesserung der ACTH-Spiegel.
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Somit
umfasst ein Aspekt der Erfindung die Inhibition der Membranexpression
eines Benzodiazepinrezeptors. Dies umfasst die Verabreichung einer
wirksamen Menge von Ginkgolid A oder B an einen Patienten. Der Benzodiazepinrezeptor
kann ein Benzodiazepinrezeptor vom peripheren Typ (PBR) sein, z.
B. in der Nebenniere, im Darm, in der Niere, im Gehirn, in der Leber
und im Hoden gefunden. In einer Ausführungsform ist die Membran
die Membran auf Nebennieren-Mitochondrien. In einem weiteren beispielhaften
Verfahren umfasst dieses Verfahren die Verabreichung einer wirksamen
Menge eines Extraktes aus Ginkgo biloba. In einer weiteren Ausführungsform
umfasst dieses Verfahren die Verabreichung einer wirksamen Menge
einer pharmazeutischen Zusammensetzung, die Ginkgolid A oder Ginkgolid
B und einen pharmazeutisch akzeptablen Träger enthält.
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Ein
anderer Aspekt der Erfindung umfasst jedoch die Inhibition der Freisetzung
eines Glucocorticoids (wie z. B. Cortisol) bei einem Patienten.
Dies umfasst den Schritt der Verabreichung einer wirksamen Menge einer
Substanz, die imstande ist, die Membranexpression eines Nebennieren-Benzodiazepinrezeptors
zu inhibieren, an den Patienten. In einer Ausführungsform umfasst dieses Verfahren
die Verabreichung einer wirksamen Menge von Ginkgolid A oder B an
den Patienten. In einem weiteren beispielhaften Verfahren umfasst dieses
Verfahren die Verabreichung einer wirksamen Menge eines Extraktes
aus Ginkgo biloba. In einer weiteren Ausführungsform umfasst dieses Verfahren
den Schritt der Verabreichung einer wirksamen Menge einer pharmazeutischen
Zusammensetzung, die Ginkgolid A oder B und einen pharmazeutisch
akzeptablen Träger enthält, an den
Patienten.
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Eine
wirksame Menge hängt
von dem zu behandelnden Krankheitsbild, dem gewählten Verabreichungsweg und
der spezifischen Aktivität
der verwendeten Substanz ab, und sie wird letztlich von dem behandelnden
Art oder Tierart festgesetzt. Die Substanz kann in einer Menge von
0,1 bis 20 mg/kg Körpergewicht des
Patienten (z. B. 0,5 bis 4 mg/kg Körpergewicht des Patienten)
verabreicht werden.
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Die
oben beschriebene pharmazeutische Zusammensetzung enthält (1) eines
oder mehrere der nachfolgend beschriebenen Ginkgolide, (2) einen
oder mehrere pharmazeutisch akzeptable Träger und optional (3) einen
oder mehrere andere Inhaltsstoffe wie z. B. eine andere bioaktive
Substanz oder einen Stabilisator. Ein beliebiges Extrakt aus dem
Ginkgo biloba-Baum wird als solches nicht als pharmazeutische Zusammensetzung
betrachtet. Der Träger
muss in diesem Sinne „pharmazeutisch
akzeptabel" sein,
dass er mit dem Ginkgolid oder den Ginkgoliden der Zusammensetzung
kompatibel ist und auf das zu behandelnde Individuum nicht schädlich wirkt.
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Die
Zusammensetzungen können
geeigneterweise in Einzeldosisform dargeboten werden und können durch
beliebige pharmazeutische Verfahren hergestellt werden. Alle Verfahren
umfassen den Schritt, dass man die Substanz oder Substanzen (z.
B. Ginkgolid) in Assoziation mit einem Träger bringt, der einen oder mehrere
zusätzliche
Inhaltsstoffe enthalten kann. Im Allgemeinen werden die Zusammensetzungen
für Tabletten
(z. B. zur oralen Verabreichung) oder Pulver dadurch hergestellt,
dass man die Substanz oder Substanzen einheitlich und innig mit
fein zerteilten festen Trägern
mischt und dann, wenn nötig,
wie z. B. im Fall von Tabletten, das Produkt in die gewünschte Form
und Größe bringt.
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Zur
parenteralen (z. B. subkutanen, intravenösen oder intramuskulären) Verabreichung
geeignete Zusammensetzungen hingegen umfassen zweckmäßigerweise
sterile wässrige
Lösungen
der Substanz oder Substanzen. Die Lösungen sind vorzugsweise isoton
mit dem Blut des zu behandelnden Individuums. Solche Zusammensetzungen
können
zweckmäßigerweise
hergestellt werden, indem man die feste Substanz oder festen Substanzen
in Wasser oder Salzlösung
auflöst,
um eine wässrige
Lösung
herzustellen, und diese Lösung
sterilisiert. Die Zusammensetzung kann in Einzel- oder Mehrdosis-Behältern dargeboten
werden, z. B. in versiegelten Ampullen oder Gefäßen.
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Die
Extrakte des Ginkgo biloba-Baums können durch standardmäßige Extraktionstechniken
hergestellt werden. Siehe z. B. das Buch „Ginkgolides – Chemistry,
Biology, Pharmacology and Clinical Perspectives", herausgegeben von P. Braquet (J.R.
Prous, Science Publishers, Barcelona, Spanien, 1988).
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Andere
Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung gehen aus der detaillierten
Beschreibung der Erfindung und aus den Ansprüchen hervor.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
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Es
wird angenommen, dass ein Fachmann anhand der hier gegebenen Beschreibung
die vorliegende Erfindung im vollsten Maße nutzen kann. Die nachfolgenden
spezifischen Ausführungsformen
dienen daher lediglich der Veranschaulichung ohne den Rest der Offenbarung
auf irgendeine Weise zu beschränken.
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Sofern
nicht anders definiert, haben alle hier verwendeten technischen
und wissenschaftlichen Ausdrücke
die gleiche Bedeutung, wie sie gewöhnlich von einem Durchschnittsfachmann
auf dem Gebiet, zu dem diese Erfindung gehört, verstanden wird. Weiterhin
wird auf alle hier zitierten Publikationen in vollem Umfang Bezug
genommen.
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Ginkgolide
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Der
Ausdruck „Ginkgolid" wird hier verwendet,
um alle natürlich
vorkommenden Ginkgolide einzuschließen, die aus dem Ginkgo biloba-Baum
gewonnen werden, und ebenso die synthetisch hergestellten Ginkgolide
und ihre pharmazeutisch aktiven Derivate und Salze. Somit umfasst
er (1) die verschiedenen in den Büchern „Ginkgolides – Chemistry,
Biology, Pharmacology and Clinical Perspectives", herausgegeben von P. Braquet (J.R.
Prous, Science Publishers, Barcelona, Spanien, 1988); F.V. DeFeudis,
Ginkgo biloba Extract (EGb 761), Pharmacological Activitites and
Chemical Applications (Elsevier, Paris, Frankreich, 1991); Rokan Ginkgo
biloba – Recent
Results in Pharmacology and Clinic, herausgegeben von E.W. Feufgeld
(Springer-Verlag, Berlin, Deutschland, 1988) und in den U.S. Patenten
Nr. 4,734,280 und 5,002,965 offenbarten Ginkgolide; und (2) deren
ungiftige und pharmazeutisch wirksame Derivate wie die 2,3-Dehydro-, 1-Methoxy-
und 1-Ethoxy-Derivate des Ginkgolid B, die Tetrahydroginkgolidderivate,
die Acetylginkgolidderivate und die Alkylester des Ginkgolids, z.
B. die von Okabe et al., J. Chem. Soc. (C) pp. 2201-2206 (1967);
und Corey et al., J. Amer. Chem. Soc. 110:649 (1988) beschriebenen
Monoacetatginkgolidderivate.
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Wie
in dem Buch "Ginkgolides – Chemistry,
Biology, Pharmacology and Clinical Perspectives", pp. 27-42, herausgegeben von P. Braquet
(J.R. Prous, Science Publishers, Barcelona, Spanien, 1988) beschrieben,
können
Ginkgolide aus den Blättern
des Ginkgo biloba-Baums extrahiert und aufgereinigt werden. Siehe z.
B. Okabe, J. Chem. Soc. (C) pp. 2201 (1967); und Nakanishi, Pure & Applied Chem.
14:89 (1967). Ginkgolide und Ginkgolidderivate wurden auch chemisch
synthetisiert. Siehe z. B. Corey et al., J. Amer. Chem. Soc. 110:649
(1988). Weiterhin sind Ginkgolide aus verschiedenen kommerziellen
Quellen erhältlich,
wie z. B. von Sigma Chemical (St. Louis, Missouri, USA).
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Strukturell
sind Ginkgolide C
20-Moleküle mit 6
fünfgliedrigen
Ringen, die so zusammengefügt
sind, dass sie eine gespannte Struktur bilden, die eine t-Butylgruppe
umfasst. Von den 6 Ringen sind 3 Lactonringe, 2 sind Carboxylringe,
die durch ein einzelnes Kohlenstoffatom so verbunden sind, dass
sie ein spiro-[4,4)-Nonan-Ringsystem bilden, und einer ist ein Tetrahydrofuranring.
Beispiele für
Ginkgolide werden durch die folgende Formel dargestellt:
worin die Reste R
1, R
2 und R
3 unabhängig
voneinander für
H, OH oder C
1-C
6-Alkoxy
oder ein pharmazeutisch akzeptables Salz davon steht. Zu Beispielen
für Ginkgolide
gehören
Ginkgolid A (R
1 = OH, R
2 =
H, R
3 = H), Ginkgolid B (R
1 =
OH, R
2 = OH, R
3 =
H), Ginkgolid C (R
1 = OH, R
2 =
OH, R
3 = OH), Ginkgolid J (R
1 =
OH, R
2 = H, R
3 =
OH) und Ginkgolid M (R
1 = H, R
2 =
OH, R
3 = OH) oder die synthetischen Analoga,
in denen R
2 für C
1-C
6-Alkoxy steht, z. B. die 1-Methoxy- oder 1-Ethoxy-Derivate
von Ginkgolid B. Der Begriff „Ginkgolide" umfasst auch alle
pharmazeutisch akzeptablen Salze der Ginkgolide, wie z. B. ihre
Natrium-, Kalium- und Magnesiumsalze. Ein Beispiel eines zur Ausführung des
Verfahrens dieser Erfindung verwendbaren Ginkgolids stellt die obige
Formel dar, worin die Reste R
1 und R
3 unabhängig
voneinander für
H oder OH und R
2 für H, OH oder C
1-C
6-Alkoxy steht (wie z. B. die Ginkgolide
A, B, C, J und M); oder ein pharmazeutisch akzeptables Salz davon.
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Benzodiazepin-Radioliganden-Bindungsassay
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Der
Ginkgo biloba-Extrakt EGb761, Ginkgolid A und Ginkgolid B (Institut
Henri Beaufour-IPSEN,
Paris, Frankreich) wurden auf ihre Fähigkeit getestet, die Anzahl
der Bindungsstellen für
den peripheren Benzodiazepinrezeptorliganden PK 11195, der an ein
18 kDa großes
peripheres Benzodiazepinrezeptorprotein in Nebennieren-Mitochondrien
bindet, zu verringern. Siehe Garnier et al., Endocrinology 132:444
(1993). Die Mitochondrien wurden wie von Krueger et al., J. Biol.
Chem. 265:15015 (1990) beschrieben präpariert. Die Mitochondrien
(50 mg Protein) wurden in phosphatgepufferter Kochsalzlösung (PBS)
und [
3H]PK 11195 (New England Nuclear, Wilmington,
Delaware, USA) resuspendiert. Die Bindungsstudien wurden bei 4 °C in einem
Inkubations-Endvolumen von 0,3 ml durchgeführt, wobei der Radioligand
im Konzentrationsbereich von 0,019-20,00 nM und ein 200-facher Überschuss
an unmarkiertem PK 11195 (Research Biochemicals, Natick, Massachusetts,
USA) verwendet wurden, wie beschrieben von Garnier et al., Endocrinology
132:444 (1993) und Garnier et al., Mol. Pharm. 45:201 (1994). Nach
einer 120-minütigen
Inkubationszeit wurde das Assay durch Filtration durch Whatman GF/C-Filter
gestoppt und mit 15 ml eiskaltem PBS gewaschen. Die auf den Filtern
festgehaltene Radioaktivität
wurde durch Flüssigszintillationszählung bei
50 % Zählungseffizienz
bestimmt. Die Dissoziationskonstante (Kd) und die Anzahl der Bindungsstellen
(Bmax) wurden durch Standard-Plot-Analyse der Daten unter Verwendung
des Ligand
TM-Programms (Kell, V.4.0, Biosoft,
Inc.) bestimmt. Siehe Munson et al., Anal. Biochem. 107:220 (1980).
Die Resultate sind nachfolgend in Tabelle I gezeigt. Tabelle
I
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Somit
verringerte EGb761 die Expression des 18 kDa schweren peripheren
Benzodiazepinrezeptorproteins um 40 %, während Ginkgolid A und Ginkgolid
B die Expression um 50 % bzw. 73 % reduzierten.
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Dieser
Befund wurde durch immunozytochemische Untersuchungen unter Verwendung
von für
das 18 kDa schwere periphere Benzodiazepinrezeptorprotein spezifischen
Antiseren bestätigt.
Siehe Oke et al., Mol. Cell. Endocrinol. 87:R1 (1992) und Gamier
et al., Endocrinology 132 444 (1993). Eine dramatische Senkung der
Proteinexpression wurde nach Behandlung mit EGb761, Ginkgolid A
und Ginkgolid B beobachtet.
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Immunoblot-Analyse
des Benzodiazepinrezeptors
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Die
durch Ginkgolid ausgelöste
Senkung des 18 kDa schweren peripheren Benzodiazepin rezeptorproteins
wurde auch durch Immunoblot-Analyse von Mitochondrienextrakten,
die aus Kontrolltieren und behandelten Tieren erhalten worden waren,
bestätigt.
Die Nebennieren- Mitochondrienproteine
wurden durch eindimensionale SDS-PAGE fraktioniert und, wie von
Oke et al., Mol. Cell. Endocrinol. 87:R1 (1992) und Garnier et al.,
Endocrinology 132:444 (1993) beschrieben, elektrisch auf Nitrozellulose
transferiert. Die Nitrozellulose wurde der Immunoblot- Analyse unter Verwendung
von Antikörpern
gegen den peripheren Benzodiazepinrezeptor und Ziegen-IgG-Meerrettichperoxidase
mit 4-Chlor-1-napthol als Farbreagenz und Wasserstoff peroxid als
Substrat unterzogen. Die densiometrische Analyse der Immunoreaktivitäts-Protein
banden wurde unter Verwendung von SigmageITM-Software
(Jandel Scientific, San Rafael, Kali fornien, USA) durchgeführt. Die densiometrische
Analyse der Immunreaktivität
ergab eine Ab senkung des 18 kDa schweren peripheren Benzodiazepin-Rezeptorproteins
durch Ginkgolid B um 60 %.
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mRNA-Expression
des Benzodiazepinrezeptors
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Die
durch Ginkgolid ausgelöste
Senkung der mRNA-Expression des Benzodiazepinrezeptors wurde ebenfalls
bestätigt.
Zelluläre
Gesamt-RNA aus Nebennierengeweben wurde durch das Säure-Guanidin-Thiocyanat-Phenol-Chloroform-Extraktionsverfahren
(Chomczynski et al., Anal. Biochem. 162:156-159 (1987)) unter Verwendung
des RNAzol B-Reagenz (Tel-Test Inc., Friendswood, Texas, USA) isoliert.
Elektrophoretischer Transfer der RNA, Sondenmarkierung und Membranhybridisierung
wurden wie zuvor von Dym et al., Endocrinology 128:1167-1176 (1991),
beschrieben durchgeführt.
Die RNA wurde durch Elektrophorese größenfraktioniert und auf derivatisierte
Nylonmembranen (Nytran Plus, Schleicher & Schuell, Keene, New Hampshire, USA)
transferiert. Die Blots wurden dann mit der durch die Random-Priming-Technik
markierten [32P]-cDNA-Sonde für PBR hybridisiert.
Die verwendete 781-Basenpaar-Sonde für PBR-mRNA wurde wie zuvor
von Garnier et al., Endocrinology 132:444-458 (1993), beschrieben
hergestellt. Die bildverstärkte
Autoradiographie wurde durchgeführt,
indem man Kodak X-OMAT AR-Filme den Blots 48 Stunden lang bei –80° C auflegte.
Die densiometrische Analyse der Flecken wurde wie oben beschrieben
durchgeführt.
Sowohl für
EGb761- als auch für
Ginkgolid B-Behandlung
wurde gefunden, dass sie die mRNA-Expression des peripheren Benzodiazepinrezeptors
um 50 % bzw. 85 % reduzierten.
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Assay zur
Bestimmung der Glucocorticoidinhibition
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Erwachsene
Sprague-Dawley-Ratten (ungefähr
300 g; Charles River Laboratories, Wilmington, Massachusetts, USA)
wurden acht Tage lang einmal am Tag mit Ginkgolid A, Ginkgolid B
oder einer Salzlösung als
Kontrolle behandelt. Ginkgolid A und Ginkgolid B wurden intraperitoneal
als wässrige
Lösung
mit 2 mg/kg injiziert. Die in Tabelle II dargestellten Ergebnisse
sind die Mittelwerte aus zwei bis vier unabhängigen Experimenten. In jedem
Experiment wurden mindestens sechs Ratten pro Behandlungsgruppe
verwendet. Nach acht Behandlungstagen wurden die Ratten getötet.
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Der
Steroidspiegel der Ratten wurde durch Radioimmunassay organischer
Extrakte des gewonnenen Serums gemessen. Die Spiegel von Corticosteron
(einem Glucocorticoid bei Ratten) und Testosteron wurden unter Verwendung
von Antikörpern
von Endocrine Sciences (Tarlana, Kalifornien, USA) unter den vom
Hersteller beschriebenen Bedingungen durch Radioimmunassay gemessen.
Der ACTH-Plasmaspiegel wurde unter Verwendung des Verfahrens von
Crousos et al., New Engl. J. Med. 310:622 (1984), durch Radioimmunassay gemessen.
Der Aldosteron-Spiegel wurde unter Verwendung eines Kits von Diagnostics
Products Corp. (Los Ange les, Kalifornien, USA) durch Radioimmunassay
gemessen. Die durchschnittlichen Steroidspiegel für jede der
vier Behandlungsgruppen sind in Tabelle II wiedergegeben. Tabelle
II
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Es
wurde gefunden, dass Ginkgolid A und Ginkgolid B beide die Corticosteronspiegel
der Ratten senkten. Da die durch das Hypophysen-ACTH induzierte
Glucocorticoidsekretion durch eine negative Rückkopplungsschleife auf den
Hypothalamus moduliert wird, löst
die Senkung der Corticosteroidspiegel der Ratten als Ergebnis der
Verabreichung von Ginkgolid A und Ginkgolid B einen korrespondierenden
Anstieg der hypophysären
ACTH-Freisetzung und infolgedessen der ACTH-Plasmaspiegel aus.
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Wie
in Tabelle II gezeigt, wurde unerwarteterweise gefunden, dass eine
Behandlung mit Ginkgolid A oder Ginkgolid B in den Ratten eine natürliche Reaktion
und Steigerung der ACTH-Freisetzung
auslöst.
Weiterhin wurden die Serumspiegel von Aldosteron (von der Nebennierenrinde
sezerniert) und Testosteron (von den Hoden sezerniert) durch die
Behandlung mit Ginkgolid A und Ginkgolid B nicht beeinflusst, was
darauf hindeutet, dass die Ginkgolide spezifisch die Nebennieren-Fasciculata
reticula-Zellen der Nebennierendrüse beeinflussen.
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Verwendung
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Ginkgolide
können
verwendet werden, um durch Inhibition der Glucocorticoidfreisetzung
aus den Nebennierendrüsen
Krankheiten bei Patienten, die große Mengen von einem oder mehreren
Glucocorticoiden sezernieren, zu behandeln. Zu Beispielen solcher
Patienten gehören
an Cushing-Syndrom erkrankte und solche mit stressinduziertem Hyperkortisonismus.
Wie oben diskutiert, sind die ACTH-Spiegel als Reaktion auf die Unterdrückung der
Glucocorticoidfreisetzung bei Ginkgolid-Verabreichung natürlich erhöht. Es wurde
gezeigt, dass erhöhte
ACTH- oder ACTH-Analoga-Spiegel die Hirnalterung verzögern (z.
B. Neuronenverlust verhindern und die Lernfähigkeit verbessern). Siehe
z. B. Laudfield et al., Science, 214:581 (1981). Somit verbessern Ginkgolide
die Hirnfunktion, indem sie sowohl die Glucocorticoid-Freisetzung
inhibieren als auch die normale ACTH-Freisetzung aufrechterhalten.