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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf Mutantenstämme von
Bakterien der Gruppe Lactobacillus casei, die bezüglich eines
Kohlenstoff-Katabolismus-Regulationswegs defektiv sind, und auf
ihre Verwendung beim Prozessieren von fermentierten Nahrungsmitteln.
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Die
Gruppe Lactobacillus casei umfasst die Spezies L. casei wie auch
die Spezies L. paracasei (früher L.
casei subsp. paracasei), L. rhamnosus (früher L. casei subsp. rhamnosus)
und L. zeae. Solche Spezies sind phylogenetisch sehr eng miteinander
verwandt und ihre entsprechenden 165- und 23S-rDNA-Gene zeigen immer
eine Ähnlichkeit
von größer als
97,5% [MORI et al., Int. J. Syst. Bacteriol., 47, 54-57, (1997)].
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L.
casei ist als ein Probiotikum anerkannt, d.h. als ein lebendes mikrobielles
Nahrungsergänzungsmittel,
das eine positive Wirkung auf die Gesundheit des Konsumenten hat;
es wird in großem
Umfang als Starter in der Milchindustrie und bei der Herstellung
von fermentierten Nahrungsmitteln, spezifischer Nahrungsmitteln, die
lebende Fermente enthalten, verwendet.
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Kohlenstoff-Katabolit-Repression
(CCR) ist ein regulatorischer Mechanismus, der es erlaubt, dass Bakterien
zwischen verschiedenen Kohlenstoffquellen entsprechend ihren metabolischen
Wert wählen
und in Abhängigkeit
von ihrer Verfügbarkeit
im Wachstumsmedium von einer Kohlenstoffquelle zu einer anderen
umschalten. Eine gut bekannte Manifestation katabolischer Repression
ist das diauxische Wachstum, das auftritt, wenn Bakterien in Gegenwart
von Glucose und Lactose wachsen gelassen werden. Diauxische Wachstumskurven
zeigen zwei unterschiedliche Phasen exponentiellen Wachstums, die
durch eine lag-Phase getrennt sind. Während der ersten Wachstumsphase
unterdrückt
Glucose die Synthese der Enzyme, die zur Lactosenutzung notwendig
sind, und ist daher die einzige Energiequelle der Bakterien. Wenn
die ganze Glucose verbraucht ist, tritt die lag-Phase auf, während der
die Enzyme zur Lactosenutzung synthetisiert werden, was es ermöglicht,
dass Lactose als Energiequelle während
der zweiten Wachstumsphase verwendet wird.
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Ein
Hauptziel der Katabolitrepression ist der Transport von Zuckern
in die Bakterienzelle. In L. casei wird dieser Transport vornehmlich
durch das Phosphoenolpyruvat:Kohlenhydrat-Phosphotransferase-System (PTS) durchgeführt.
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Das
PTS von Gram-positiven Bakterien wurde hauptsächlich in Bacillus subtilis
studiert; es wurde gezeigt, dass es die Phosphorylierung von Zuckern
und ihren Transfer in die Zelle durch eine Kaskade von Phosphorylierungen
durchführt,
welche die allgemeinen nicht-zuckerspezifischen Enzyme EI und HPr
und die zuckerspezifischen Enzyme EIIA, EIIB und EIIC involvieren.
Der erste Schritt ist die Phosphorylierung von EI aus Phosphoenolpyruvat
(PEP). Das phosphorylierte EI (EI-P) katalysiert die Phosphorylierung
von HPr am katalytischen His-15. HPr, das am His-15 phosphoryliert
ist (als P-His-HPr bezeichnet), transferiert seine Phosphorylgruppe
auf EIIA, welches wiederum EIIB phosphoryliert. Phosphoryliertes
EIIB (P-EIIB), das mit dem Membranprotein EIIC assoziiert ist, katalysiert
die gleichzeitige Aufnahme und Phosphorylierung eines spezifischen Kohlenhydrats.
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Es
wurde gezeigt, dass Komponenten des PTS und spezifischer das Enzym
HPr auch in anderen regulatorischen Wegen involviert sind.
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Beispielsweise
kann P-His-HPr seine Phosphorylgruppe auch auf Nicht-PTS-Proteine übertragen, zum
Beispiel auf Glycerinkinase [CHARRIER et al., J. Biol. Chem., 272,
14166-14174, (1997)] oder Antiterminatoren oder Transkriptionsaktivatoren,
die die PTS-Regulationsdomäne
(PRD) besitzen, welche mehrere Phosphorylierungsstellen enthält, die
durch P-His-HPr erkannt werden [TORTOSA et al., J. Biol. Chem.,
272, 17230-17237, (1997); STÜLKE
et al., Mol. Microbiol., 28, 865-874, (1998); LINDNER et al., Mol.
Microbiol., 31, 995-1006, (1999)]. In allen Fällen führt die P-His-HPr-abhängige Phosphorylierung
zu der Aktivierung der Funktion der nicht-PTS-Proteine, und es wurde
gezeigt, dass diese Phosphorylierung als sekundärer Kohlenstoff-Katabolit-Repressionsmechanismus
bei Grampositiven Bakterien dient [DEUTSCHER et al., J. Bacteriol., 175,
3730-3733, (1993); KRÜGER
et al., J. Bacteriol., 178, 2637-2644, (1996); MARTIN-VERSTRAETE
et al., Mol. Microbiol., 28, 293-303, (1998)]. In Lactobacillus
casei enthält
der Antiterminator LacT, der die Expression des lac-Operons reguliert,
zwei PRD und scheint durch diesen Mechanismus kontrolliert zu werden.
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In
Gram-positiven Bakterien kann HPr auch durch die bifunktionelle
HPr-Kinase/Phosphatase HprK phosphoryliert werden [GALINIER et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 95, 1823-1828, (1998); REIZER et al., Mol.
Microbiol., 27, 1157-1169, (1998); BROCHU und VADEBONCOEUR, J. Bacteriol.,
181, 709-717, (1999); KRAVANJA et al., Mol. Microbiol., 31, 59-66,
(1999)]. Bei Bacillus subtilis wird diese Phosphorylierung, die
am regulatorischen Ser-46 erfolgt [DEUTSCHER et al., Biochemistry,
25, 6543-6551, (1986)], durch Fructose-1,6-bisphosphat stimuliert
und durch anorganisches Phosphat inhibiert [GALINIER et al., Proc.
Natl. Acad. Sci. USA, 95, 1823-1828, (1998)]. HPr, das am Ser-46
phosphoryliert ist (als P-Ser-HPr bezeichnet), ist funktionell im
Hauptmechanismus der CCR/Kohlenstoff-Katabolit-Aktivierung bei Bacilli und
vermutlich anderen Gram-positiven Bakterien beteiligt [DEUTSCHER
et al., Mol. Microbiol., 42, 171-178, (1997)]. Es fungiert als Corepressor
für das
Katabolit-Kontrollprotein CcpA, ein Mitglied der LacI/GalR-Familie
von transkriptionalen Repressoren/Aktivatoren [HENKIN et al., Mol.
Microbiol., 5, 575-584, (1991)]. Es wurde gezeigt, dass der zwischen
CcpA und P-Ser-HPr gebildete Komplex an Katabolit-Antwortelemente
(cre) [FUJITA und MIWA, J. Bacteriol., 176, 511-513, (1994); GÖSSERINGER
et al., J. Mol. Biol., 266, 665-676, (1997); KIM et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA, 95, 9590-9595, (1998); GALTNIER et al., J. Mol. Biol.,
286, 307-314, (1999); MARTIN-VERSTRAETE et al., Mol. Microbiol.,
28, 293-303, (1999)], Operatorstellen, die den Promotoren vorausgehen
oder diese überlappen
oder innerhalb der 5'-Region
der Katabolit-unterdrückten
Gene und Operone bindet [HUECK et al., Res. Microbiol., 145, 503-518,
(1994)]. Ein funktionelles cre-Element wird zum Beispiel in der
Promotorregion des Lactoseoperons lacTEGF von L. casei gefunden,
das die Gene lacE und lacF, die für die Lactose-Transportenzyme EIICBLac und EIIALac codieren,
zusammen mit den Genen, die für
ein Antiterminatorprotein (lacT) und eine Phospho-beta-galactosidase
(lacG) codieren, umfasst [GOSALBES et al., J. Bacteriol., 181, 3928-3934,
(1999)].
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Gene,
die für
Komponenten des CCR-Systems codieren und spezifischer Gene, die
mit den PTS in Verbindung stehen, zum Beispiel ptsI und ptsH, die
für die
Enzyme EI und HPr des PTS-Systems
codieren, hprK, das für
die HPr-Kinase/Phosphatase codiert, und ccpA wurden in einigen Spezies
Gram-positiver Bakterien charakterisiert.
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In
L. casei wurden bis jetzt das Gen ccpA [MONEDERO et al., J. Bacteriol.,
179, 6657-6664, (1997)] und die Gene lacT, lacE, lacG und lacF [GOSALBES
et al., oben genannt; POTER und CHASSY, Gene, 62, 263-276, (1988);
ALPERT und CHASSY, Gene, 62, 277-288, (1988); ALPERT und CHASSY,
J. Biol. Chem., 265, 22561-22568, (1990); ALPERT und SIEBERS, J.
Bacteriol., 179, 1555-1562, (1997)] kloniert und characterisiert.
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Die
Erfinder haben kürzlich
die ptsI-, ptsH- und hprK-Gene von L. casei identifiziert, kloniert
und sequenziert.
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Die
Nukleotidsequenzen des ptsHI-Operons und die Peptidsequenzen von
HPr und EI von L. casei sind jeweils in dem beigefügten Sequenzprotokoll
unter den Bezeichnungen SEQ ID NO:1, SEQ ID NO:2 und SEQ ID NO:3
offenbart. Die Sequenz des hprK-Gens ist in GENBANK unter der Eingangsnummer
Y18948 erhältlich.
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Die
Erfinder haben nun die Wirkung von Mutationen bei ptsI, ptsH und
hprK, wie auch die Wirkungen von Mutationen bei ccpA auf Wachstums-
und metabolische Eigenschaften von L. casei untersucht. Sie stellten überraschenderweise
fest, dass L.-casei-Stämme, die
Mutationen haben, welche die Regulation der Kohlenstoff-Katabolit-Repressionsmechanismen
verschlechtern, welche das PTS-Enzym HPr involvieren, und spezifischer
Mutationen, die die Regulation des PTS verschlechtern, eine verbesserte
Fähigkeit
zur Produktion von Verbindungen, die in der Nahrungsmittelindustrie
einsetzbar sind, zum Beispiel Aromaverbindungen und/oder Polysaccharide,
besitzen.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung einer Mutante von
L. casei, die wenigstens eine Mutation in dem ptsI-Gen hat, die
die Regulation eines Kohlenstoff-Katabolit-Repressionsmechanismus, involvierend
das PTS-Enzym HPr, beeinträchtigt,
zur Herstellung eines Nahrungsmittelprodukts.
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Vorzugsweise
hat die genannte Mutante wenigstens eine Mutation im ptsI-Gen, die
die Fähigkeit
von EI, HPr zu phosphorylieren, beeinträchtigt.
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Nicht-limitierende
Beispiele von L. casei, die gemäß der Erfindung
verwendet werden können,
sind Mutanten, die wenigstens eine Mutation in dem ptsI-Gen haben,
die im Fehlen der Expression des Enzyms EI oder in der Expression
eines Enzyms EI, das von wenigstens einer aktiven Domäne des Wildtyp-EI
frei ist, resultiert. Beispielsweise kann eine Mutante der Erfindung
durch Einführung
einer Rasterverschiebungsmutation an der Stelle 870 der Sequenz
SEQ ID NO:1 erhalten werden. Die Insertion von vier Nukleotiden
(Sequenz AATT) an dieser Stelle resultiert in einem Stoppcodon vier
Codons nach der Insertionsstelle. Dies resultiert in der Expression
eines trunkierten EI-Proteins, das frei ist von wenigstens den Aminosäuren 110
bis 574 des Wildtyps-EI mit der Addition von vier neuen Codons vor
dem ersten translationalen Stoppcodon.
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Die
Erfindung stellt auch Mutanten von L. casei bereit, die wenigstens
eine Mutation in wenigstens dem ptsI-Gen haben, wobei die genannte
Mutation wenigstens eine der Funktionen des Produkts des genannten
Gens beeinträchtigt.
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Diese
beinhaltet insbesondere Mutanten von L. casei mit Lebensmittelqualität, die wenigstens
eine Mutation haben, die wenigstens eine der Funktionen des ptsI-Gens
verschlechtert, das bei der Regulation eines Kohlenstoff-Katabolit-Repressionsmechanismus
durch das PTS-Enzym HPr involviert ist.
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„Mutanten
mit Lebensmittelqualität" sind hierin als
mutante Bakterien definiert, die zur Verwendung bei der Herstellung
von Nahrungsmitteln annehmbar sind. Um Lebensmittelqualität zu haben,
dürfen
die Mutanten keine Sequenzen umfassen, die von anderen Mikroorganismen
als denen, die in der Nahrungsmittelindustrie verwendet werden,
stammen. Vorzugsweise dürfen
sie keine Sequenzen umfassen, die von anderen Mikroorganismen als
denen, die zu den Spezies gehören,
aus denen die Mutante abgeleitet ist, abgeleitet sind. Sie dürfen auch
keine potentiell gefährlichen
DNA-Sequenzen, zum Beispiel Antibiotikumresistenzgene, umfassen.
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Mutanten
der Erfindung können
durch herkömmliche
Molekularbiologieverfahren erhalten werden. Aus der Sequenz des
pstI-Gens von L.
casei kann der Fachmann leicht Werkzeuge entwickeln, die es erlauben,
die gewünschten
Mutationen durch ort-spezifische
Mutagenese durchzuführen.
Die genannten Mutationen können
durch die Insertion, Deletion und/oder Substitution eines Nukleotids
oder mehrerer Nukleotide, die benachbart sind oder nicht, erhalten
werden.
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Die
genannten Mutationen können
zum Beispiel durch die Deletion einer regulatorischen DNA-Sequenz
oder Insertion, Deletion und/oder Substitution eines Nukleotids
oder mehrerer Nukleotide, die benachbart sind oder nicht, erhalten
werden.
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Solche
Mutationen beinhalten auch jede Mutation, die in der Produktion
eines Proteins resultiert, das wenigstens eine Deletion, Insertion
oder nicht-konservative Substitutionen eines oder mehrerer Aminosäurereste
in einer Domäne,
die für
die biologische Aktivität
des genannten Proteins essentiell ist, hat.
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Das
so erhaltene mutierte Gen wird dann in einen Vektor, vorzugsweise
einen Expressionsvektor, kloniert und verwendet, um L.-casei-Wirtszellen
durch ein geeignetes Verfahren, das an sich bekannt ist, zu transformieren.
Verfahren und Vektoren, die für
die Transformation von L. casei geeignet sind, werden zum Beispiel von
POSNO et al. [Appl. Environ. Microbiol., 57, 1822-1828, (1991)]
offenbart.
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Beispielsweise
kann man einen extrachromosomalen Vektor verwenden, der fähig ist,
in L. casei zu replizieren. Um aller dings stabile Mutanten zu erhalten,
wird ein Vektor, der die Integration des mutierten Gens in das Chromosom
von L. casei ermöglicht,
bevorzugt werden.
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Eine
Integration des mutierten Gens in das bakterielle Chromosom erfolgt
durch Rekombination des Vektor-genetischen Materials an einer homologen
Stelle (im Allgemeinen das Wildtyp-Allel des mutierten Gens) an
dem bakteriellen Chromosom. Eine Integration kann aus einem einzelnen
oder doppelten Rekombinationsereignis resultieren. Einzelne Rekombinationsereignisse
resultieren in einer Integration des gesamten Vektors. Doppelte
Rekombinationsereignisse führen
zur Exzision der exogenen Vektorsequenzen.
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Beispielsweise
ist ein Verfahren zur Integration eines mutierten lacT-, lacE- oder
lacF-Gens in das Chromosom von L. casei in GOSALBES et al. [J. Bacteriol.
181, 3928-3934, (1999)] offenbart. Dieses Verfahren beinhaltet ein
Klonieren eines Wildtyp-Gens in ein integratives Plasmid (pRV300,
das einen ErmR-Marker hat), Induzieren einer
Mutation in dem klonierten Gen (zum Beispiel durch Schneiden des
Gens mit einem Restriktionsenzym und durch Einführen einer Mutation, in dem
die Restriktionsstelle stumpf gemacht wird), Transformieren von
L. casei mit dem Plasmid, das das mutierte Gen umfasst, Kultivieren
der Bakterien in einem Selektionsmedium, das Erythromycin enthält, um die
Bakterien zu selektieren, die das Plasmid durch ein einzelnes Rekombinationsereignis
integriert haben (welche ErmR sind). Eine
weitere Kultivierung dieser ErmR-Bakterien
in nicht-selektivem Medium (d.h. ohne Erythromycin) erlaubt es,
Bakterien zu erhalten, die ein doppeltes Rekombinationsereignis
durchgemacht haben, was zur Exzision der Vektorsequenzen führt.
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Ein
derartiges Verfahren kann zum Beispiel verwendet werden, um Mutanten
mit Lebensmittelqualität zu
erhalten, worin die Funktion von EI vollständig oder teilweise beeinträchtigt ist.
Dieses Verfahren umfasst:
- – Transformieren von L. casei
mit einem integrativen Vektor, der ein mutiertes ptsI-Gen umfasst
und außerdem
ein selektives Markergen umfasst;
- – Kultivieren
der Bakterien unter selektiven Bedingungen für das Markergen (zum Beispiel,
wenn das Markergen ein Antibiotikum-Resistenzgen ist in Gegenwart
des entsprechenden Antibiotikums) und Gewinnen der Bakterien, die
unter diesen Bedingungen wachsen können, d.h. den Vektor durch
ein einzelnes Rekombinationsereignis in ihr Chromosom integriert
haben;
- – Kultivieren
der genannten Bakterien unter nicht-selektiven Bedingungen für das Markergen
um Bakterien zu erhalten, die ein doppeltes Rekombinationsereignis
durchgemacht haben, das zur Exzision der Vektorsequenzen führt.
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Dieses
doppelte Rekombinationsereignis produziert Bakterien, die einen
Wildtyp-Phänotyp
haben, und Bakterien, die die gewünschte Mutation haben. Die
Letztgenannte kann auf der Basis ihre phänotypischen Eigenschaften und/oder
durch PCR-Amplifikation
der Chromosomenregion, in der die Mutation targetiert war, und Analyse
der Amplifikationsprodukte (zum Beispiel Vergleich der Restriktionsprofile)
gescreent werden. Das Vorliegen der gewünschten Mutation kann außerdem durch
DNA-Sequenzierung bestätigt
werden.
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Mutantenstämme der
Erfindung können
auch aus Wildtyp-Stämmen
von L. casei durch klassische Mutationsverfahren, zum Beispiel durch
Chemikalien oder UV-induzierter Mutagenese, er halten werden. Sie
können
auch natürlich
auftretende Mutanten sein, die aus L.-casei-Populationen isoliert
wurden.
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Beispielsweise
können
mutierte Stämme
bzw. Mutanten-Stämme
der Erfindung auf der Basis ihrer metabolischen Eigenschaften selektiert
werden. Beispielsweise können
Mutanten in dem ptsI-Gen auf der Basis ihrer Resistenz gegenüber 2-Desoxyglucose selektiert
werden. Mutanten bezüglich
des ptsI-Gens, die
eine inaktive EI haben, können
ebenfalls auf der Basis ihrer Fähigkeit,
auf nicht-PTS-Zucker, nicht aber auf PTS-Zuckern zu wachsen, selektiert
werden.
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Die
Erfindung stellt auch ein Verfahren zur Herstellung eines Nahrungsmittelprodukts
oder Nahrungsmittelzusatzstoffes bereit, wobei das Verfahren Fermentieren
eines Nahrungsmittelsubstrats mit einem Mutantenstamm von L. casei,
wie er oben definiert ist, umfasst.
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Nach
einer bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der Erfindung hat das erhaltene Nahrungsmittelprodukt
eine verbesserte Textur und ein verbessertes Aroma.
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Vorzugsweise
ist das genannte Nahrungsmittelprodukt ein Molkereiprodukt bzw.
Milchprodukt.
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Nach
einer besonderen Ausführungsform
umfasst das Verfahren der Erfindung Herstellen eines Nahrungsmittelprodukts,
das mit Aromaverbindungen angereichert ist (zum Beispiel mit Acetat,
Acetoin, Diacetyl, Hydroxy-3-pentanon, Propionat), durch Fermentieren
eines Nahrungsmittelsubstrats mit einem Stamm von L. casei, der
eine zusätzliche
Mutation hat, welche die Funktion von CcpA beeinträchtigt.
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L.-casei-Mutanten
des ccpA-Gens [MONEDERO et al., J. Bacteriol., 179, 6657-6664, (1997)]
sind auf dem Fachgebiet bereits bekannt. Sie sind Mutanten ohne
Lebensmittelqualität,
allerdings kann der Fachmann durch dasselbe Verfahren wie das oben
zum Erhalt von ptsI-Mutanten mit Lebensmittelqualität beschrieben
ist, in einfacher Weise ccpA-Mutanten mit Lebensmittelqualität erhalten.
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Die
Erfindung stellt auch fermentierte Nahrungsmittelprodukte bereit,
die durch das Verfahren der Erfindung erhältlich sind, und sie stellt
insbesondere fermentierte Nahrungsmittelprodukte bereit, die wenigstens einen
mutanten Stamm von L. casei, wie er oben definiert ist, umfassen.
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Die
vorliegende Erfindung wird durch die zusätzliche Beschreibung, die folgt,
weiter veranschaulicht werden, wobei sich die Beschreibung auf Konstruktionsbeispiele
und die Verwendung von mutanten Stämmen von L. casei der Erfindung
bezieht. Es sollte allerdings selbstverständlich sein, dass diese Beispiele
nur zur Erläuterung
der Erfindung angeführt
werden und in keiner Weise eine Beschränkung derselben darstellen
sollen.
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BEISPIEL 1: CHARAKTERISIERUNG
VON L.-CASEI-ptsH- UND -ptsI-GENEN
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Stämme, Plasmide und Kulturbedingungen
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Die
L.-casei-Stämme
und -Plasmide, die für
die Charakterisierung von ptsH- und ptsI-Genen und die Konstruktion
von ptsI-Mutanten
verwendet werden, sind in Tabelle 1a und 1b unten aufgelistet.
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L.-casei-Zellen
wurden bei 37°C
unter statischen Bedingungen in MRS-Medium (OXOID) oder MRS-Fermentationsmedium
(ADSA-MICRO, Scharlau
S.A., Barcelona, Spanien), das 0,5% der angegebenen Kohlenhydrate
enthält,
wachsen gelassen.
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Für diauxische
Wachstumsexperimente wurden L.-casei-Stämme in MRS-Basalmedium wachsen
gelassen, das in 1 l enthält:
Poly pepton (DIFCO), 10 g); Fleischextrakt (DIFCO), 10 g; Hefeextrakt
(DIFCO), 5 g; K2HPO4·3H2O, 2 g; Natriumacetat, 5 g; Diammoniumcitrat,
2 g; MgSO4, 0,1 g; MnSO4, 0,05 g und TWEEN
80, 1 ml. Das Basalmedium wurde mit unterschiedlichen Zuckern in
einer Endkonzentration von 0,5% supplementiert, allerdings wurden
die Zuckerkonzentrationen für
die diauxischen Wachstumsexperimente verändert, wie es im Text angegeben
ist. E. coli DH5α wurde
unter Schütteln
bei 37°C
in Luria-Bertani (LB)-Medium wachsen gelassen. Transformierte Bakterien
wurden auf den entsprechenden festen Medien, die 1,5% Agar enthalten, plattiert.
Die Antibiotikakonzentrationen, die für die Selektion von E.-coli-Transformanten
verwendet wurden, waren 100 μg
Ampicillin pro ml und 300 μg
Erythromycin pro ml und für
die Selektion von L.-casei-Integranten 5 μg Erythromycin pro ml. Das Zucker-Nutzungsmuster
bestimmter Stämme
wurde mit den API50-CH-Galerien bestimmt (BIOMERIEUX, Marcy l'Etoile, Frankreich).
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Reinigung
von HPr
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Zellen
aus einer Übernacht-Kultur
(1 l MRS-Medium) wurden zentrifugiert und zweimal mit 20 mM Tris-HCl,
pH 7,4, gewaschen. Die Zellen wurden in 20 mM Ammoniumbicarbonatpuffer,
pH 8, resuspendiert (2 ml pro Gramm Zellpellet), ultraschallbehandelt
(BRANSON SONIFIER 250) und dann zentrifugiert, um das Zelldebris
zu entfernen. Da HPr eine Wärmebehandlung
aushält,
wurde der Überstand
für 5 min
bei 70°C
gehalten, um die meisten der anderen Proteine zu präzipitieren.
Ein zusätzlicher
Zentrifugationsschritt wurde durchgeführt, um die hitzedenaturierten
Proteine zu entfernen. Der Überstand
wurde auf eine Sephadex-G-75-Säule
(42 cm × 1,6
cm) aufgegeben, mit 20 mM Ammoniumbicarbonat, pH 8, äquilibriert,
das mit demselben Puffer eluiert wurde, und es wurden Fraktionen
von 1,5 ml gesammelt. Um auf das Vorliegen von HPr in diesen Fraktionen zu
testen, wurde ein Mutantenkomplementierungsassay mit dem S.-aureus-Stamm, ptsH
mutiert, S797A durchgeführt
[HENGSTENBERG et al., J. Bacteriol., 99, 383-388, (1969)]. HPr-Aktivität wurde
in den Fraktionen 48 bis 56 detektiert. Diese Fraktionen wurden
gesammelt und zu einem Endvolumen von 500 μl konzentriert.
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Die
Hälfte
des partiell gereinigten HPr wurde durch Umkehrphasenchromatographie
an einer VYDAC-C-I8-HPLC-Säule
(300 Å,
250 mm × 4,6
mm; TOUZART ET MATIGNON, Frankreich) gereinigt. Lösungsmittel
A war eine wässrige
Lösung
von 0,1% (V/V) Trifluoressigsäure
und Lösungsmittel
B enthielt 80% Acetonitril und 0,04 Trifluoressigsäure. Proteine
wurden mit einem linearen Gradienten von 5 bis 100 Lösungsmittel
B in 60 min bei einer Durchflussgeschwindigkeit von 500 μl/min eluiert.
Fraktionen mit einem Volumen von etwa 500 μl wurden manuell gesammelt.
Das Vorliegen von HPr in den Fraktionen wurde durch einen PEP-abhängigen Phosphorylierungsassay
getestet, der 10 mM MgCl2, 50 mM Tris-HCl,
pH 7, 4, 10 μl
Aliquots der Fraktionen, 10 μM
[32P]PEP und 1,5 μg B.-subtilis-Enzym I(His)6 enthielt. Enzym I(His)6 und
HPr(His)6 von B. subtilis wurden durch Ionenchelatchromatographie
an einer Ni-NTA-SEPHAROSE-Säule (QIAGEN)
nach Expression aus den Plasmiden pAG3 und pAG2 gereinigt [GALINIER
et al., Proc Natl Acad Sci USA 94, 8439-8444, (1997)]. HPr(His)6 aus B. subtilis wurde als Standard in den
Phosphorylierungsreaktionen verwendet. [32P]PEP
wurde aus γ-[32P]ATP über
die Pyruvatkinase-Austauschreaktion
[ROOSSIEN et al., Biochim. Biophys. Acta., 760, 185-187, (1983)]
hergestellt. Die Assaygemische wurden 10 Minuten bei 37°C inkubiert
und an 15% Polyacrylamidgelen, die 1% SDS enthalten, getrennt [LAEMMLI,
Nature, 227, 680-685,
(1970)]. Nach Trocknung der Gele wurden radioaktiv markierte Proteine
durch Autoradiographie detektiert. Es wurde festgestellt, dass HPr
bei 60% Acetonitril in den Fraktionen 44 bis 46 eluiert. Diese Fraktionen
wurden gesammelt, lyophilisiert und Aliquots, die etwa 0,5 nmol
HPr entsprechen, wurden verwendet, um die ersten 21 N-terminalen
Aminosäuren
von HPr durch automatisierten Edman-Abbau an einen 473A-APPLIED-BIOSYSTEMS-Mikrosequenzierer
zu bestimmen.
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Klonierung von PCR-amplifizierten
Z.-casei-ptsHI-Fragmenten
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Um
L.-casei-DNA-Fragmente, die ptsH und einen Teil von ptsI enthalten,
zu amplifizieren, wurden die folgenden degenerierten Oligonukleotide
basierend auf der N-terminalen Sequenz von HPr und stark konservierten
Regionen im Enzym I, die durch Ausführen einer vergleichenden Anordnung
verschiedener Enzym-I-Sequenzen detektiert wurden, entwickelt: PTS-H2
(5'-ATG GAA AAR
CGN GAR TTY AAY-3')
(MEKREFN); PTS-I3 (5'-GCC
ATN GTR TAY TGR ATY ARR TCR TT-3')
(NDLIQYTMA); PTS-I4 (5'-CCR
TCN SAN GCN GCR ATN CC-3')
(GIAASDG); worin R für
A oder G steht, Y für
C oder T steht, S für
C oder G steht und N für
ein beliebiges Nukleotid steht. Die N-terminale Aminosäuresequenz von HPr und die
konservierten Enzym-I-Sequenzen, die zum Aufbau der Primer dienten,
sind unterstrichen in Klammern angegeben.
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Eine
PCR-Amplifikation der zwei Fragmente, die einen Teil des ptsHI-Operons
umfassen, wurde mit einem PROGENE-Thermocycler (REAL, S.L., Valencia,
Spanien) durchgeführt,
der für
30 Zyklen programmiert war, die die folgenden drei Schritte beinhalteten:
30 s bei 95°C,
30 s bei 50°C
und 1 min bei 72°C,
gefolgt von einem abschließenden
Verlängerungszyklus
bei 72°C
für 5 min.
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Zwei
Primerkombinationen (PTS-H2/PTS-I3 und PTS-H2/PTS-I4) ergaben PCR-amplifizierte
Fragmente mit 1,6 kb bzw. 0,3 kb. Eine Sequenzierung der PCR-Produkte
zeigte, dass die abgeleiteten Aminosäuresequenzen starke Ähnlichkeit
zu den Sequenzen des bekannten Enzyms I und HPr aufwiesen. Wie erwartet, begannen
beide DNA-Fragmente mit dem 5'-Ende
von ptsH und erstreckten sich zu der Region in ptsI, die für die konservierte
Sequenz codiert, welche als Basis für den zweiten Primer gewählt worden
war. Das größere der
zwei Fragmente, die mit dem Primer PTS-I3 erhalten worden waren,
wurde in pUC18 kloniert, wodurch Plasmid pUCR-H1 bereitgestellt
wurde. Eine Klonierung von PCR-Fragmenten wurde mit dem SURECLONE Ligationskit
(Pharmacia BIOTECH, Ltd., Uppsala, Schweden) erreicht.
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Ein
865 bp EcoRI-Fragment, das einen inneren Teil des ptsI-Gens enthielt, wurde
aus Plasmid pUCR-H1 erhalten und in den Suizidvektor pRV300 subkloniert
[LELOUP et al., Appl. Environm. Microbiol., 63, 2117-2123, (1997)],
wodurch Plasmid pVME800 erhalten wurde.
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Dieses
Plasmid wurde verwendet, um den L.-casei-Wildtyp-Stamm BL23 zu transformieren,
und eine Integration des Plasmids an der korrekten Stelle (ptsI::pVME800)
wurde durch PCR und Southern-Blot verifiziert.
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Eine
Restriktionsanalyse der ptsHI-Region wurde durch Southern-Hybridisierung
unter Verwendung von DNA, die aus einer Integranten (BL124) isoliert
worden war, mit dem Ziel durchgeführt, Restriktionsenzyme zu
identifizieren, die eine Klonierung der ptsH- und ptsI-Gene zusammen
mit ihren flankierenden Regionen erlauben.
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Eine
Klonierung der Regionen, die die Insertionsstelle von Plasmid pRV300
flankieren, wurde wie folgt durchgeführt: DNA (10 μg) von L.
casei BL124 wurde mit SacI oder HindIII verdaut, 500-fach verdünnt, mit T4-DNA-Ligase
religiert, und verschiedene Aliquots wurden verwendet, um E. coli
DH5α zu transformieren. Plasmid-DNA
wurde aus verschiedenen Transformanten isoliert und anschließend sequenziert.
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Ein
Verdau von BL124-DNA mit SacI und eine Religation der erhaltenen
DNA-Fragmente ermöglichte es,
Plasmid pVMS1, das ein etwa 9-kb-Insert trägt, zu isolieren. Eine partielle
Sequenzierung dieses Inserts zeigte, dass es den 3'-Teil von ptsI und
seine stromabwärts
gelegene Region enthielt. Dasselbe Experiment, das mit HindIII durchgeführt wurde,
erlaubte die Isolierung von Plasmid pVMH1, das ein 2,4-kb-Insert
trägt,
das das vollständige
ptsH-Gen zusammen mit einem Teil seiner Promotorregion und dem 5'-Teil von ptsI umfasst.
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Die
Sequenz, die den vollständigen
ptsH-Promotor und 560 bp der stromaufwärts gelegenen Region enthält, wurde
anschließend
durch reverse PCR erhalten. Zu diesem Zweck wurde DNA, die aus dem L.-casei-Wildtyp-Stamm
BL23 isoliert worden war, mit PstI geschnitten und mit T4-DNA-Ligase
(GIBCO-BRL) religiert. 20 ng der ligierten DNA und zwei Primer,
die aus dem 5'-Teil
von ptsH abgeleitet waren und in entgegengesetzte Richtungen orientiert
waren, wurden verwendet, um durch PCR ein 2,3-kb-Fragment zu amplifizieren,
das die stromaufwärts
gelegene Region von ptsH enthielt. Die Sequenz, die 560 bp stromaufwärts vom ptsHI-Promotor
umfasst, wurde in diesem Fragment bestimmt.
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Insgesamt
wurde in kontinuierlicher „Stretch" von 4150 bp gesequenziert.
Dieser enthielt die vollständigen
ptsH- und ptsI-Gene und ein offenes Leseraster (ORF), das stromabwärts von
ptsI lokalisiert ist. Es wurde festgestellt, dass das Stoppcodon
von ptsH um 1 bp mit dem Initiationscodon von ptsI überlappt,
was nahe legt, dass diese zwei Gene in einem Operon organisiert
sind. Während
das codierte L.-casei-HPr und Enzym I Sequenzähnlichkeiten aufwiesen, die
von 65 bis 85% reichten, wenn Vergleiche mit ihren Homologen in
B. subtilis, Lactococcus lactis, Lactobacillus sakei, Streptococcus
salivarius oder Enterococcus faecalis angestellt wurden, wies das
Protein, das durch das ORF, welches stromabwärts von ptsI lokalisiert war,
codiert wurde, Ähnlichkeit
zu den Zuckerpermeasen XylE [DAVIS und HENDERSON, J. Biol. Chem.,
262, 13928-13932, (19879]
und GalP [PAO et al., Microbiol. Mol. Biol. Rev., 62, 1-34, (1998)]
von Escherichia coli auf. Kein ORF konnte in der 560-bp-Region stromaufwärts zum
ptsHI-Promotor detektiert werden.
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1 ist
eine schematische Darstellung des sequenzierten chromosomalen L.-casei-DNA-Fragments,
das das ptsHI-Operon enthält.
Gezeigt sind die drei ORFs, die in diesem Fragment detektiert werden, der
Promotor und der Terminator des ptsHI-Operons und einige wichtige Restriktionsstellen.
Die anfänglich isolierten
PCR-Fragmente H2/I4 und H2/I3 flankiert von Pfeilen) und das 865-bp-EcoRI-Fragment,
das E800 genannt wurde und in pRV300 subkloniert wurde, sind oben
in der schematischen Darstellung des gesamten DNA-Fragments gezeigt.
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Transkriptionsanalyse
des L.-casei-ptsHI-Operons Um die Größe der ptsHI-Transkripte zu
bestimmen und die Wirkung einer man- (verhindert die Aufnahme von
Glucose über
das PTS) und einer ccpA-Mutation auf die ptsHI-Expression zu untersuchen,
wurden Northern-Blot mit RNA durchgeführt, die nicht nur aus dem L.-casei-Wildtyp
BL23, sondern auch aus den Mutantenstämmen BL30 (man) [VEYRAT et
al., Microbiology, 140, 1141-1149, (1994)], BL71 (ccpA) [MONEDERO
et al., J. Bacteriol., 179, 6657-6664, (1997)] und BL72 (man ccpA)
[GOSALBES et al., FEMS Microbiol. Lett., 148, 83-89, (1997)], die
im Medium wachsen gelassen wurden, das Glucose, Lactose oder Ribose
enthielt, isoliert worden war.
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L.-casei-Stämme wurden
in MRS-Fermentationsmedium, supplementiert mit 0,5% der verschiedenen Zucker,
zu einer OD bei 550 nm zwischen 0,8 und 1 wachsen gelassen. Zellen
aus einer 10-ml-Kultur wurden durch Zentrifugation gesammelt, mit
50 mM EDTA gewaschen und in 1 ml TRIZOL (GIBCO BRL) resuspendiert.
1 g Glasperlen (Durchmesser 0,1 mm) wurde zugesetzt und die Zellen
wurden durch Schütteln
der Zellsuspension in einer FASTPREP-Apparatur (BIOSPEC, Bartlesville,
OK, USA) zweimal für
45 s gebrochen. RNA wurde nach dem Verfahren, das vom Hersteller
von TRIZOL empfohlen wurde, isoliert, durch Formaldehyd-Agarose-Gel-Elektrophorese
getrennt und auf HYBOND-N-Membranen
(AMERSHAM) transferiert.
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Hybridisierungsexperimente
wurden entweder mit ptsH- oder ptsI-spezifischen Sonden durchgeführt. Mit
beiden Sonden konnte eine mRNA-Bande mit etwa 2,1 kb detektiert
werden, was in guter Übereinstimmung mit
der für
die kombinierten ptsH- und
ptsI-Gene steht, wodurch bestätigt
wird, dass diese zwei Gene in einem Operon organisiert sind und
dass eine Transkription an der Stammschleifenstruktur, die stromabwärts von
ptsI lokalisiert ist, stoppt.
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Ein
densitometrische Messung der hybridisierenden Bande in der RNA,
die aus Zellen der verschiedenen Mutanten isoliert worden war, die
in Glucose-, Lactose- oder Ribose-enthaltendem Medium gewachsen waren,
zeigte, dass eine Expression des ptsHI-Operons moderat durch Glucose
im Wildtyp und der ccpA-Mutante induziert wurde, während diese
Wirkung in den Stämmen,
die die man-Mutation tragen, weniger ausgeprägt ist.
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BEISPIEL 2: KONSTRURTION
UND CHARAKTERISIERUNG VON ptsI-MUTANTEN
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Mutante BL124
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Diese
Mutante resultiert aus einer Transformation von L.-casei-Wildtyp-Stamm
BL23 mit Plasmid pVME800, wie es in Beispiel 1 oben beschrieben
ist.
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Im
Gegensatz zum Wildtyp-Stamm kann diese Mutante nicht länger Säure aus
Fructose, Mannose, Mannit, Sorbose, Sorbit, Amygdalin, Arbutin,
Salicin, Cellobiose, Lactose, Tagatose, Trehalose und Turanose produzieren.
Allerdings kann er noch Ribose, Galactose, Glucose, N-Acetylglucosamin,
Aesculin, Maltose und Gluconat metabolisieren, was nahe legt, dass
in L. casei PTS-unabhängige
Transportsysteme für
diese zweite Klasse von Zuckern existieren.
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Mutante BL126
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Plasmid
pVMH1 wurde mit EcoRI partiell verdaut und an den Enden geglättet (mit
Klenow-Fragment aufgefüllt),
bevor es religiert wurde und verwendet wurde, um E. coli DH5α zu transformieren.
Aus einer der resultierenden Transformanten konnte ein Plasmid (pVMR10)
isoliert werden, das eine Rasterverschiebungsmutation an der EcoRI-Stelle,
lokalisiert am Nukleotid 327 des ptsI-Gens, trägt, was durch Restriktionsanalyse und
DNA-Sequenzierung bestätigt
wurde (Insertion von 4 zusätzlichen
Basenpaaren). Plasmid pVMR10 wurde anschließend verwendet, um L. casei
BL23 zu transformieren, und es wurde eine Erythromycin-resistente ptsI+-Integrante, die auf einer Campbell-artigen
Rekombination resultiert, isoliert.
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Aus
diesem Stamm konnte eine ptsI-Mutante (ptsI1, BL126) durch eine
zweite Rekombination erhalten werden. BL126 war Erythromycin-empfindlich
und wies ein Fermentationsmuster auf, das identisch mit dem ist,
das für
die ptsI::pVME800-Mutante
BL124 gefunden wurde. Interessanterweise konnte keine ptsHI-mRNA durch
Northern-Blot-Analyse in BL126 detektiert werden.
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BEISPIEL 3: KONSTRUKTION
UND CHARAKTERISIERUNG VON ptsI-MUTANTEN
MIT LEBENSMITTELQUALITÄT
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Eine
Mutante von ptsI-Genen mit Lebensmittelqualität wurde im industriellen Stamm
von L. paracasei subsp. paracasei CNCM I-1518 konstruiert; dieser Stamm ist in
EP 0 794 707 offenbart.
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Diese
Mutante wurde unter Verwendung des Verfahrens von Beispiel 1 konstruiert.
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Plasmid
pVMR10 wurde verwendet, um L. casei CNCM I-1518 zu transformieren.
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Der
transformierte Stamm wurde in MRS-Medium, das 5 μg/ml Erythromycin umfasst, wachsen
gelassen. Eine Erythromycinresistente ptsI+-Integrante
wurde isoliert. Diese Integrante wurde für 200 Generationen in MRS-Medium
ohne Erythromycin wachsen gelassen, um die zweite Rekombination
zu ermöglichen,
die zu der Exzision des pVMR10-Plasmids führt.
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Ein
Erythromycin-empfindlicher Lac--Klon wurde
isoliert, wie es in Beispiel 2 oben offenbart wurde, durch PCR untersucht
und sein ptsI-Gen sequenziert. Das Fermentationsmuster dieses Klons
in API-CH50L zeigte, dass diese Mutanten im Vergleich zu dem Wildtyp
CNCM I-1518 nicht länger
Adonitol, Fructose, Mannose, Sorbose, Mannit, Sorbit, Amygdalin,
Arbutin, Salicin, Cellobiose, Saccharose und Trehalose verwenden können.
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Diese
Mutante wurde bei 37°C
in fettarmer Milch (13 g Fett/kg) oder Magermilch wachsen gelassen. In
Magermilch wurde nach 34 h ein pH von 4,45 erreicht (unter denselben
Bedingungen wurden ein pH von 4,45 nach 30 h mit dem Wildtyp-Stamm
CNCM I-1518 erreicht).
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In
einer anderen Testreihe wurde standardisierte Milch mit 170 g Protein/kg,
13 g Fett/kg und supplementiert mit 50 g Glucose/kg verwendet.
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Die
fermentierten Produkte, die aus standardisierter Milch, supplementiert
mit Glucose, mit dem mutanten Stamm ptsI erhalten wurden, haben
eine Gelfestigkeit, die um etwa 15-25% niedriger ist als die von
fermentierten Produkten, die mit dem Wildtyp-Stamm erhalten wurden.
Dies erlaubt, ein elastischeres Gel mit etwa 15-25% zu erhalten
und die Synerese zu verringern.
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Sie
haben auch eine leicht niedrigere Viskosität als die fermentierten Produkte,
die mit dem Wildtyp-Stamm erhalten wurden. Allerdings ist der Viskositätsverlust
bei Scherbehandlung im Fall der Produkte, die mit dem Mutanten Stamm
erhalten wurden, weniger wichtig. Diese Eigenschaften erlaubt eine
bessere Konservierung der Textur während industrieller Prozesse,
bei denen Scherung auftreten kann, zum Beispiel die Herstellung
von gerührter
fermentierter Milch.
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Die
fermentierten Produkte, die mit dem mutanten Stamm erhalten wurden,
hatten ein sahnigeres Aroma als die fermentierten Produkte, die
mit dem Wildtyp-Stamm erhalten wurden. Dies steht mit einem höheren Gehalt
an C4-, C6-, C8-, C12-, C14- und
C16-Fettsäuren
in Beziehung.
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BEISPIEL 4: POST-ACIDIFIZIERUNGSEIGENSCHAFTEN
DER ptsI-MUTANTE
MIT LEBENSMITTELQUALITÄT
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Die
ptsI-Mutante von Beispiel 3 wurde wie oben beschrieben auf standardisierter
Milch, supplementiert mit Glucose, bis zu einem pH von 4,55 wachsen
gelassen.
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Die
so erhaltene fermentierte Milch wird bei 4°C, 8°C oder 13°C gelagert und der pH wird nach
7, 14, 21 oder 28 Tagen Lagerung gemessen.
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2 stellt
die Post-Acidifizierung während
der Lagerung bei verschiedenen Temperaturen für fermentierte Milch dar, die
mit dem Wildtyp-Stamm oder mit der ptsI-Mutante erhalten wurde.
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Diese
Resultate zeigen, dass die ptsI-Mutante in jedem Fall eine reduzierte
Post-Acidifizierung bzw. Nach-Acidifizierung hat, wenn man mit dem
Wildtyp-Stamm vergleicht.
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Diese
reduzierte Post-Acidifizierung ist nicht durch ein geringeres Überleben
des mutanten Stamms bedingt. Dies wurde durch Messen der Überlebensrate
bei 28 Tagen kontrolliert. Sie ist für die ptsI-Mutante wie auch
für den
Wildtyp-Stamm höher
als 60%. SEQUENZPROTOKOLL