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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Herstellung von Nisinen mit technisch
verändertem
Protein.
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Nisin
ist ein stark modifiziertes Peptidantibiotikum, das beispielsweise
durch bestimmte Stämme
von Lactococcus lactis produziert wird. Es ist wegen seiner effizienten
antimikrobiellen Aktivität
gegenüber
einem breiten Bereich grampositiver Organismen, die viele Fäulnisbakterien
und Nahrungsmittelpathogene, beispielsweise Listeria-, Clostridia-
und Bacillus-Arten, umfassen, für
die Nahrungsmittelindustrie von großem Interesse (12, 25).
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Die
chemische Struktur von Nisin ist bekannt (16, 17, 34, 45, 9).
Es ist ein Mitglied der als Lantibiotika bezeichneten Familie von
Antibiotika. Diese ungewöhnlichen
polycyclischen Peptide teilen die Strukturmerkmale von Dehydroresten
und Sulfidbrücken
in der Kette, die Lanthionin- und β-Methyllanthioninringe bilden.
Die atypischen Reste werden durch posttranslationale Modifikation
der Aminosäuren
Serin, Threonin und Cystein in der Primärsequenz eines Vorläuferpeptids
eingeführt
(Lantibiotika sind Gegenstand eines vor kurzem erschienenen ausführlichen Übersichtsartikels,
26). Die Biosynthese von Nisin umfasst daher Gene für sowohl
den inaktiven Vorläufer
von Nisin, der als Pränisin
bekannt ist, (nisA) als auch die für die Nisinreifung verantwortlichen
modifizierenden Enzyme. Das reife Nisinmolekül basiert auf einer Sequenz
von 34 Aminosäuren.
Das durch nisA codierte Protein umfasst eine N-terminale Signalsequenz
von 23 Aminosäuren,
die während
der Sekretion von Nisin abgespalten wird. Die Umwaldung von Pränisin, das
durch nisA codiert wird, in reifes Nisin umfasst die Abspaltung
der Leadersequenz und die Modifikation individuel ler Aminosäuren. Das nisA-Gen
wurde kloniert und charakterisiert (1, 27, 11) und es wurde gezeigt,
dass es einen Chromosomenort hat (11, 42). Eine Zahl zusätzlicher,
noch nicht charakterisierter Gene, die an der enzymatischen Modifikation von
Pränisin,
der Translokation und Immunität
beteiligt sind, wird durch Nisin produzierende Stämme codiert (42).
Es wird angenommen, dass diese Determinanten zusammen mit nisA zusammen
als Cluster angeordnet sind, was vor kurzem für die Lantibiotika Subtilin
(28) und Epidermin (41) beschrieben wurde. Es ist seit einiger Zeit
bekannt, dass Nisindeterminanten durch Konjugation übertragen
werden können
(14) und es wurde nun festgestellt, dass diese Fähigkeit auf deren Transport
auf einem großen
konjugativen Transposon, Tn5301, beruht (22, 38).
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Etablierte
Techniken der technischen Veränderung
von Proteinen können
zur Einführung
von Änderungen
an der Aminosäuresequenz
von Nisin verwendet werden. Diese umfassen das Modifizieren der
codierenden Region des Nisin-Strukturgens, nisA, beispielsweise
durch positionsspezifische oder Zufallsmutagenese. Die Expression
dieser Änderungen
wird durch die Tatsache, dass Nisin posttranslational modifiziert
wird, kompliziert.
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Variante
Nisine können
durch die Expression von varianten nisA-Genen in einem Wirtsstamm,
der die notwendige Reifungsmaschinerie codiert und daher das modifizierte
Vorläuferpeptid
prozessieren kann, konstruiert werden. Der einfachste Ansatz ist
die Transformation eines Nisin produzierenden Stamms mit einem rekombinanten
Plasmid mit Codierung für
ein variantes nisA-Gen. In diesem Hintergrund stehen die Reifungsenzyme
des Wirts zur Verfügung,
wobei sowohl das ansässige
Pränisin
als auch dessen plasmidcodierte Variante prozessiert werden. Eine
Strategie dieses Typs wurde für
einen Stamm berichtet, der das Wildtyp-Nisin-Transposon trägt (29).
Der Nachteil dieses Systems ist jedoch, dass sowohl das Nisin des
Wirts als auch die technisch veränderte
Variante zusammen synthetisiert werden, was komplexe chemische Trennverfahren vor
der Analyse der Eigenschaften des neuen Peptids notwendig macht.
Ein derartiges Verfahren ist für
eine Produktion eines varianten Nisins im großtechnischen Maßstab besonders
ungünstig.
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Im
folgenden wird ein Organismus beschrieben, der nicht sein natürliches
Nisin sezerniert, sondern der exprimierbare Gene für die Modifikation,
Immunität
und Translokation von Nisin aus der Zelle aufweist.
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Unter "einem Organismus,
der nicht dessen natürliches
Nisin sezerniert",
verstehen wir einen Organismus, der von Natur aus kein Nisin codiert.
Beispiele für
Organismen, die von Natur aus kein Nisin codieren, sind Bacillus
subtilis und Escherichia coli. In einer bevorzugten Ausführungsform
ist der Organismus kein Milchsäurebakterium,
in dem in einem Milchsäurebakterium
exprimierbare Gene für
eine Nisinmodifikation und -translokation aus der Zelle auf einem
Plasmid vorhanden sind und das bei Abwesenheit des Plasmids kein Nisin
sezerniert.
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Zweckmäßigerweise
ist der Organismus ein Laktokokkenstamm, vorzugsweise Lactococcus
lactis.
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Im
folgenden wird auch der oben beschriebene Organismus, der derart
mit einer Codierungssequenz für
ein variantes Pränisin
und, falls notwendig, geeigneten regulatorischen Sequenzen zur Expression
desselben transformiert ist, dass der Organismus das entsprechende
variante Nisin sezernieren kann, beschrieben.
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Ferner
wird im folgenden ein Verfahren zur Herstellung ei nes Nisins beschrieben,
das das Fermentieren dieses Organismus und das Gewinnen des dadurch
produzierten Nisins umfasst.
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"Nisin" soll ein Peptidantibiotikum
bedeuten, das durch einige natürlich
vorkommende, Nisin produzierende Bakterienstämme produziert wird. Das reife
Molekül
basiert auf einer durch ein Gen nisA codierten Aminosäuresequenz.
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"Variantes Nisin" soll eine Variante
mit gentechnologisch verändertem
Protein eines natürlichen
Nisins bedeuten, in die Änderungen
der Aminosäuresequenz
des Nisins als Ergebnis einer positionsspezifischen oder Zufallsmutagenese
des nisA-Gens eingeführt
wurden.
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Positionsspezifische
Mutationen des nisA-Gens können
beispielsweise durch die oligonucleotidspezifische Mutagenesetechnik
von Zoller & Smith
(1983) Meth. Enzymol. 100, 468–500
und Zoller & Smith
(1984) DNA 3, 479–480,
die nicht-übereinstimmende
Oligonucleotidprimer zum Einführen
der Mutation verwendet, erhalten werden.
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Es
ist günstig,
ein Verfahren zur Verbesserung der Ausbeute von Mutanten, beispielsweise
das dut-ung-Verfahren gemäß der Beschreibung
bei Kunkel (1985) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 82, 488–492, zu
verwenden. Alternativ kann die Polymerasekettenreaktion (PCR) zur
Erzeugung von Mutanten unter Verwendung von nicht-übereinstimmenden
Oligonucleotiden verwendet werden (Saiki et al. (1988) Science 239,
487–491).
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Zufallsmutanten
des nisA-Gens können
chemisch unter Verwendung von beispielsweise Natriumbisulfit oder
Hydroxylamin als das Mutagen hergestellt werden. Alternativ können Zufallsmutationen
in das nisA-Gen unter Verwendung von enzy matischem Fehleinbau unter
Verwendung einer DNA-Polymerase mit relativ niedriger Genauigkeit,
beispielsweise AMV-reverse-Transkriptase oder Taq-DNA-Polymerase,
oder unter Verwendung von Oligonucleotidgemischen, die während der
Synthese als Schuss zugesetzt werden, zum Einbau einer kleinen Menge
der einzelnen unterschiedlichen Basen an den einzelnen Positionen
eingeführt
werden. Diese Verfahren sind einschlägig bekannt.
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Die
Derivatisierung eines Organismus, der die Reifungsgene für die Nisinbiosynthese
exprimiert, dem jedoch dessen natürliches nisA-Genprodukt fehlt,
ergibt dadurch ein effektives Mittel zur Produktion von varianten
Nisinen. Die Transformation eines derartigen Stamms mit einem Plasmidvektor,
der ein eine positionsspezifische oder Zufallsmutation enthaltendes
individuelles nisA-Gen trägt,
erzeugt einen Stamm, der ausschließlich ein variantes Nisin produziert.
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Da
das Gen für
nisA nur eines einer koordiniert exprimierten Gruppe von Genen,
die auch die Funktionen der Nisinmodifikation, -immunität und -translokation
bereitstellen, ist, ergibt die einfache Inaktivierung des nisA-Gens
keinen Stamm, der das Produkt eines plasmidcodierten nisA-Gens in
reifes Nisin umwandeln kann.
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Im
folgenden wird auch ein Verfahren zur Konstruktion eines Organismus,
der nicht dessen natürliches Nisin
sezerniert, jedoch zur Expression der anderen Nisingene fähig ist,
beschrieben. Das Verfahren umfasst das Auswählen eines Nisin produzierenden
Organismus und die selektive Deletion der codierenden Sequenz für dessen
natürliches
nisA-Genprodukt oder eine anderweitige Verhinderung der Sekretion
des Nisinpolypeptids, beispielsweise durch Modifikation einer Aminosäure in der
Leadersequenz von Pränisin,
vorzugsweise der Aminosäure
4.
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Ein
bevorzugtes Verfahren umfasst das durch Insertion bewirkte Inaktivieren
des nisA-Gens und Wiederherstellen der Aktivität der Gene für eine Nisinmodifikation,
-immunität
und -translokation aus der Zelle. Die Wiederherstellung der Aktivität kann durch
Selektion in Medien, die Nisin in hemmenden Konzentrationen enthalten,
erreicht werden.
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Bei
einem weiteren Verfahren wird das nisA-Gen deletiert oder eine Mutation,
die dessen Translation verhindert, eingeführt und die Expression der
assoziierten Nisingene beibehalten.
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Einem
Fachmann ist klar, dass ein Organismus, der von Natur aus kein Nisin
sezerniert und von Natur aus keine Gene für eine Nisinmodifikation, -immunität und -translokation
aus der Zelle enthält,
in einem Organismus, der bei den hier beschriebenen Verfahren verwendbar
ist, ungewandelt werden kann, indem die Gene für eine Nisinmodifikation, -immunität und -translokation
aus der Zelle in diesen übertragen
werden. Daher wird ein Mittel zur Umwandlung eines Organismus, der
bei den hier beschriebenen Verfahren nicht verwendbar ist, in einen
hierfür
verwendbaren beschrieben.
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Beispielsweise
ist es möglich,
die Gene für
eine Nisinmodifikation, -immunität
und -translokation aus dem Lactococcus lactis-Stamm FI7332 (wie
im Beispiel offenbart) in einen Organismus, der diese Gene nicht enthält noch
ein nisA-Gen enthält,
beispielsweise E. coli oder B. subtilis, oder einen geeigneten Laktokokkenstamm
durch Konjugation oder Transduktion oder durch Genklonierungstechnik
zu übertragen.
Vorzugsweise ist der Organismus B. subtilis oder ein geeigneter
Laktokokkenstamm.
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Ferner
ist es möglich,
die Gene für
eine Nisinmodifikation, -immunität
und -translokation von einem Stamm, der zur Produktion eines Nisins
nicht fähig
ist (beispielsweise die Lactococcus lactis-Stämme FI7300 und FI7304 gemäß der Offenbarung
im Beispiel), auf einen Organismus, der diese Gene nicht enthält, zu übertragen,
ein nisA-Gen einzuführen
und dann auf die Nisinproduktion zu selektieren (d. h. unter Verwendung
von zu dem in den Beispielen für
die Produktion von Lactococcus lactis FI7300 offenbarten ähnlichen
Verfahren). Eine derartige Übertragung
von Genen kann auch durch Konjugation oder Transduktion oder Genklonierungstechnik
(einschließlich
von Transformation im Falle des nisA-Gens) erfolgen. Vorzugsweise
ist der Organismus B. subtilis oder ein geeigneter Laktokokkenstamm.
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Vorzugsweise
umfasst das oben skizzierte Verfahren ferner die Transformation
des Organismus mit einer codierenden Sequenz für ein variantes Pränisin und,
falls notwendig, geeigneten regulatorischen Sequenzen zur Expression
desselben. Der Organismus ist zur posttranslationalen Modifikation
des Pränisins
und Sekretion des entsprechenden varianten Nisins fähig.
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Ein
erster Aspekt der vorliegenden Erfindung stellt ein Nisin bereit,
das einen von Dehydroalanin verschiedenen Rest an dem dem Rest in
dem ersten Ring von natürlichem
Nisin, der von dem Serinrest von nicht-modifiziertem Pränisin abgeleitet
ist, entsprechenden Rest aufweist. Der erste Ring von reifem Nisin
ist in 9 als Ring a angegeben.
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Ein
weiterer Aspekt stellt ein Nisin bereit, das im ersten Ring keinen
Dehydroalaninrest aufweist. Dieses variante Nisin wird vorzugsweise
unter Verwendung des hier beschriebenen Expressionssystems produziert.
Eine Untersuchung des Nisinabbaus während der Lagerung ergab, dass
die Aktivität
verloren geht, wenn der erste Ring von reifem Nisin an der Aminosäure 5 geöffnet wird
(5, 34). Dieser Rest ist Dehydroalanin in reifem Nisin und er wird
durch Dehydratation eines Serinrests in Pränisin abgeleitet. Es wird angenommen, dass
die Öffnung
des Rings auf der Tatsache beruht, dass das Dehydroalanin labil
ist. Eine positionsspezifische Mutante des nisA-Gens, in der das
Codon für
Serin am Rest 5 des natürlichen
Pränisins
zu einem verändert
ist, das eine von Serin verschiedene Aminosäure codiert, kann konstruiert
werden. Beispielsweise kann das Codon für Serin 5 so geändert werden,
dass es Alanin, Valin, Threonin, Leucin, Isoleucin, Glycin, Histidin, Arginin,
Lysin, Aspartat, Glutamat, Asparagin, Glutamin, Prolin, Methionin,
Cystein, Phenylalanin, Thyrosin oder Tryptophan codiert. Alanin
ist bevorzugt. Die Expression des gentechnologisch veränderten
nisA-Gens in einem Nisin produzierenden Organismus gemäß der vorliegenden
Beschreibung führt
zur Produktion eines varianten reifen Nisins. Im Falle der bevorzugten
Mutation zu einem Alanincodon wird das variante reife Nisin als NisinA
S5A bezeichnet. Untersuchungen zeigen, dass dieses variante Nisin
eine größere Stabilität als natürliches
Nisin A besitzt und es ist daher ein Beispiel für die ausschließliche Produktion
eines verbesserten Nisins. Das variante Nisin, das an Position 5
kein Dehydroalanin besitzt, kann auch andere Variationen aufweisen,
obwohl der Dehydroalaninrest an Position 33 vorzugsweise beibehalten
wird.
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Die
Aminosäuren,
die Serin an Position 5 ersetzen, können posttranslational so modifiziert
werden, dass eine nicht direkt codierte Aminosäure gebildet wird, wie beispielsweise
hier für
Threoninreste offenbart.
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Offensichtlich
ist es auch möglich,
dieses variante Nisin durch Exprimieren des gentechnologisch veränderten
varianten nisA-Gens auf einem Plasmidvektor, der in einen normales
Nisin produzierenden Organismus transformiert wird, zu produzieren.
Reifes variantes Nisin sowie normales Nisin werden produziert.
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Auch
eine chemische Synthese der varianten Nisinpeptide, worin das Serin
5 durch einen anderen Aminosäurerest
ersetzt ist, kann möglich
sein.
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Peptide,
beispielsweise die varianten Nisine, können durch den Fmoc-Polyamid-Modus
der Festphasenpeptidsynthese gemäß der Offenbarung
bei Lu et al. (1981) J. Org. Chem. 46, 3433, und dort angegebenen Verweisen
synthetisiert werden. Ein zeitweiliger N-Aminogruppenschutz wird
durch die 9-Fluorenylmethyloxycarbonyl(Fmoc)gruppe
geleistet. Die wiederholte Spaltung dieser stark basenlabilen Schutzgruppe
wird unter Verwendung von 20% Piperidin in N,N-Dimethylformamid
durchgeführt.
Seitenkettenfunktionalitäten
können als
deren Butylether (im Falle von Serin, Threonin und Tyrosin), Butylester
(im Falle von Glutaminsäure
und Asparaginsäure),
Butyloxycarbonylderivat (im Falle von Lysin und Histidin), Tritylderivat
(im Falle von Cystein) und 4-Methoxy-2,3,6-trimethylbenzolsulfonylderivat
(im Falle von Arginin) geschützt
werden. Wenn Glutamin oder Asparagin Cterminale Reste sind, wird
die 4,4'-Dimethoxybenzhydrylgruppe
zum Schutz der Seitenkettenamidofunktionalitäten verwendet. Der Festphasenträger basiert
auf einem Polydimethylacrylamidpolymer, das aus den drei Monomeren
Dimethylacrylamid (Gerüstmonomer),
Bisacryloylethylendiamin (Vernetzungsmittel) und Acryloylsarcosinmethylester
(Funktionalisierungsmittel) aufgebaut ist. Das verwendete spaltbare Peptid-Harz-Verknüpfungsmittel
ist das säurelabile
4-Hydroxymethyl-phenoxyessigsäurederivat.
Alle Aminosäurederivate
werden als deren vorgeformte symmetrische Anhydrid derivate zugesetzt,
mit Ausnahme von Asparagin und Glutamin, die unter Verwendung eines
durch N,N-Dicyclohexyl-carbodiimid/1-Hydroxybenzotriazol vermittelten
Umkehrkopplungsverfahrens zugesetzt werden. Alle Kopplungs- und
Entschützungsreaktionen
werden unter Verwendung von Ninhydrin-, Trinitrobenzolsulfonsäure- oder
Isotin-Testverfahren überwacht.
Nach Durchführung
der Synthese werden die Peptide von dem Harzträger unter gleichzeitiger Entfernung
von Seitenkettenschutzgruppen durch eine Behandlung mit 95%-iger
Trifluoressigsäure,
die eine 50% Fängermischung
enthält,
abgespalten. Üblicherweise
verwendete Fänger
sind Ethandithiol, Phenol, Anisol und Wasser, wobei die genaue Wahl
von den Aminosäurekomponenten
des synthetisierten Peptids abhängt. Trifluoressigsäure wird
durch Abdampfen unter Vakuum entfernt, wobei ein anschließendes Verreiben
mit Diethylether das rohe Peptid ergibt. Etwaige vorhandene Fänger werden
durch ein einfaches Extraktionsverfahren entfernt, wobei bei Lyophilisierung
der wässrigen
Phase das rohe Peptid frei von Fängern
erhalten wird. Reagentien für
eine Peptidsynthese sind im allgemeinen von Calbiochem-Novabiochem
(UK) Ltd, Nottingham NG7 2QJ, UK erhältlich. Unter Verwendung dieses
chemischen Syntheseverfahrens ist es möglich, nicht natürlich vorkommende
Aminosäuren
in die synthetische Nisinvariante einzuführen. Die Reinigung kann durch eine
oder eine Kombination von Techniken, wie Größenausschlusschromatographie,
Ionenaustauschchromatographie und (hauptsächlich) Umkehrphasenhochleistungsflüssigchromatographie,
durchgeführt
werden. Die Analyse von Peptiden kann unter Verwendung von Dünnschichtchromatographie,
Umkehrphasenhochleistungsflüssigchromatographie,
eine Aminosäureanalyse
nach einer sauren Hydrolyse und durch Fast Atom Bombardment (FAB)-massenspektrometrische
Analyse durchgeführt
werden.
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Alternativ
können
Nisinvarianten, die solche mit einer Se rin an Position 5 ersetzenden "nicht-natürlichen" Aminosäure umfassen,
durch zellfreie Translation in vitro produziert werden.
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Andere
variante Nisine können
auch unter Verwendung des hier beschriebenen Expressionssystems ausschließlich produziert
werden. Das Beibehalten eines Dehydroalaninrests an den Positionen
5 oder 33 ist bevorzugt.
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Eine
aktive natürliche
Variante von Nisin, die als Nisin Z bekannt ist, weist Asparagin
anstelle von Histidin an der Aminosäure 27 auf (15, 37). Eine Variante
von Nisin Z, in der beispielsweise die Asparagin entsprechende Aminosäure zu Glutamin
geändert
ist, kann unter Verwendung einer positionsspezifischen Mutante des
nisA-Gens in dem Expressionssystem produziert werden. Dieses variante
Nisin mit dem Namen NisinA H27Q besitzt volle biologische Aktivität.
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Weitere
Aspekte der vorliegenden Erfindung stellen die varianten Nisine,
die unter Verwendung des hier beschriebenen Expressionssystems produziert
wurden, und die Verwendung derartiger Nisine als antimikrobielle
Mittel bereit.
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Die
varianten Nisine der vorliegenden Erfindung sind als antimikrobielle
Mittel unter den Bedingungen, unter denen das natürliche Nisin
eine Ringöffnung
erfährt
und dessen antimikrobielle Eigenschaften verliert, besonders verwendbar.
Derartige Bedingungen umfassen die eines hohen pH-Werts, die in vielen
Nahrungsmittelsituationen vorhanden sind, und unter denen die Aktivität von normalem
Nisin beschränkt
ist. Bevorzugte Organismen, die abgetötet werden, umfassen Listeria
monocytogenes und gramnegative Bakterien.
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Um
die Erfindung leichter verständlich
zu machen, werden bevorzugte Aspekte nun mittels Beispielen und
unter Bezug auf die begleitenden Zeichnungen erläutert, wobei:
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1 die
Strategie für
eine nisA-Gensubstitution erläutert.
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Sie
zeigt a) eine Karte des Gensubstitutionsvektors pFI283 und Karten,
die äquivalente
Regionen eines Chromosoms mit Codierung für nisA und flankierende Sequenzen
in den Stämmen
b) FI5876, c) FI7181 und d) FI7300 zeigen. Die dünne Linie repräsentiert
Plasmid-DNA und die dicke Linie repräsentiert Laktokokkenchromosom-DNA.
Die nisA- und nisB-Gene werden durch als schwarze Balken dargestellte
Regionen angegeben und DNA-Sequenzen, die die Erythromycinresistenz(Emr)-Determinante enthalten, sind als schraffierte
Balken gezeigt. Die Richtung der Transkription der Gene ist durch
Pfeile über
den Karten angegeben. Die kleinen nummerierten Pfeile unter den
Karten stehen für
bei der PCR-Analyse verwendete Primer. Ein einzelnes Rekombinationsereignis
zwischen Lactococcus-Sequenzen links der Emr-Determinante
auf pFI283 und homologen Sequenzen auf FI5876 (X) führt zur
Campbell-Integration des Plasmids mit der wie bei FI7181 angegebenen
Organisation der Sequenzen. Eine Rekombination zwischen pFI283-Sequenzen
auf beiden Seiten der Emr-Determinante und
homologen FI5876-Sequenz (X und Y) führt zu einer Gensubstitution,
wie sie bei FI7300 gefunden wird.
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2 zeigt
die Doppelstrangnucleotidsequenz des nisA-Gens und der flankierenden Regionen
(SEQ 1).
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Codierende
Regionen, denen Ribosomenbindungsstellen (RBS) vorangehen, sind
angegeben, und die primären
Translationsprodukte sind unter der Sequenz angegeben. Der Pfeil
zwischen dem Arginin (R) bei Codon 154–156 und Isoleucin (I) bei.
Codon 157–159
zeigt den Punkt der Abspaltung der N-ter minalen Leadersequenz von
Pränisin.
Schraffierte Regionen stehen für
die Nucleotidsequenzen synthetischer Oligomere, die als Primer für eine PCR-vermittelte
positionsspezifische Mutagenese verwendet wurden. Das 3'-Ende der Primer
und die Richtung, in der die PCR erfolgt, sind durch nummerierte
Pfeile angegeben. Die Zahlen verweisen auf die Primer, die bei Verfahren
aufgelistet sind. In den Primern enthaltene spezielle Nichtübereinstimmungen
sind durch schraffierte Nucleotide über oder unter der Sequenz
dargestellt. Die Primer 7 und 8 sind so gestaltet, dass sie ein
Histidin(H)-Codon (Koordinaten 235–237) durch ein Glutamin(Q)-Codon
ersetzen. Der Primer 11 enthält
ein Alanin(A)-Codon
anstelle eines Serin(S)-Codons (Koordinaten 169–171). Die Primer, die Restriktionsstellen
an ihren 5'-Enden
enthalten, legen die Enden von entweder PCR-erzeugten SacI/EcoRI-Restriktionsfragmenten
(Primer 5 und 6) oder BamHI/SacI-Restriktionsfragmenten (Primer
9 und 10 oder 9 und 11) fest. Die im vorhergehenden genannten Basenänderungen
werden in diese Fragmente eingearbeitet, die dann in die Expressionsvektoren
kloniert werden (siehe 3 und 4), wobei
nisA-Gene, die die spezielle Mutation enthalten, rekonstituiert
werden.
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3 zeigt
die Konstruktion von nisA-Expressionsvektoren, die den natürlichen
Nisingenpromotor verwenden.
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Die
Karten linearer Plasmide sind die von a) pFI172, b) pFI354, c) pFI378
und e) pFI411. Klonierte Lactococcus-DNA wird durch eine dicke Linie
dargestellt und Vektorsequenzen sind durch eine dünne Linie
angegeben. Gene innerhalb der klonierten Sequenzen sind als Balken
dargestellt und relevante Restriktionsstellen sind über den
Karten angegeben. d) erläutert
die Strategie, die zur positionsspezifischen Mutagenese des nisA-Gens
zur Einführung
der Aminosäuresubstitution
His27 verwendet wurde. Die doppelsträngige DNA- Sequenz zwischen
den SacI- und EcoRI-Stellen, die in pFI378 (c) angegeben sind, wird
durch eine Doppellinie dargestellt. Die Stellen, an denen Primer
renaturieren, sind durch Pfeile über
und unter den Linien angegeben, und die Fragmente, die mittels PCR
unter Verwendung von Kombinationen dieser Primer amplifiziert werden, sind
durch einzelne dünne
Linien dargestellt. Die in den Primern 7 und 8 eingearbeiteten Nichtübereinstimmungen
(siehe 2) und die Mutation, die sie in pFI411 erzeugen
(e), sind mit einem Sternchen angegeben.
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4 zeigt
die Konstruktion von nisA-Expressionsvektoren zur positionsspezifischen
Mutagenese im gesamten nisA-Gen unter Verwendung des lac-Promotors.
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Ein
durch PCR erzeugtes BamHI-Fragment mit Codierung für das lacR-Gen
und die divergent transkribierten lacR- und lacA-Promotoren (18,
Ref.) wurde mit XmnI verdaut. Das 0,45-kb-Restriktionsfragment (siehe 5)
wurde in pTG262 subkloniert, wobei pFI451 erzeugt wurde (a). Die
Fragmente N und C, die die N- bzw. C-terminalen Regionen des nisA-Gens
enthielten wurden mittels PCR konstruiert und in pTG262 kloniert,
wobei pFI446 erzeugt wurde (b). Die nisA-Kassette enthält das nicht-unterbrochene
nisA-Gen, dem 60 bp einschließlich
der RBS vorangehen und dem eine Lücke zwischen den Genen und
der Start des nisB-Gens folgen (die Sequenz ist in 2 angegeben).
Der Vektor pFI449 (c) enthält
die in pFI451 als BamHI/EcoRI-Restriktionsfragment klonierte nisA-Kassette.
Der Vektor pFI480 (d) enthält
das in pFI451 als BamHI/SacI-Fragment klonierte N-Fragment der nisA-Kassette.
Der Vektor pFI487 (e) enthält
das in pFI451 als SacI/EcoRI-Fragment klonierte C-Fragment der nisA-Kassette.
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5 zeigt
die Nucleotidsequenz des Lactoseoperonpromo tors (SEQ 2).
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Das
XmnI/BamHI-Fragment enthält
den lacA-Promotor und den Start des nisA-Gens in der nisA-Kassette.
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6 zeigt
Plattendiffusion-Bioassays.
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Agar
wird mit dem Indikatorstamm Lactobacillus helveticus CH-1 besät und die
Vertiefungen enthalten Proben von Überständen von verschiedenen Lactococcus
lactis subsp. lactis-Stämmen. Die
Platte 1 zeigt, dass Nisin A durch das FI7332-Expressionssystem als Ergebnis der Komplementierung
der nisA-Defizienz der Wirte durch plasmidcodierte nisA-Gene produziert
wird. Ferner wird die biologische Aktivität des varianten Nisin A/H27Q
demonstriert. Die Vertiefungen enthalten Überstände von FI7330 (durch FI7332/pFI172-Plasmid codiertes
nisA); FI5876 (Nisin produzierender Mutterstamm); MG1614 (kein Nisin
produzierender Stamm); FI7332/pFI411 (plasmidcodiertes nisA/H27Q);
FI7332/pFI378 (plasmidcodiertes nisA); plasmidfreies FI7332 und
FI7332/pFI354 (Plasmidvektor zur Konstruktion von varianten nisA-Genen).
Die Platte 2 demonstriert Nisinaktivität durch Stämme mit Codierung für nisA und
das variante nisA/S5A-Gen unter der Kontrolle des lacA-Promotors.
Die Vertiefungen enthalten Überstände von
FI5876 (Nisin produzierender Mutterstamm); FI7332 (plasmidfrei);
FI7332/pFI378 (plasmidcodiertes nisA, natürlicher Promotor); FI7332/pFI449
(plasmidcodiertes nisA, lacA-Promotor); und FI7332/pFI493 (plasmidcodiertes
nisA/S5A, lacA-Promotor). 100 μl
der folgenden Nisinstandards (in 0,02 M HCl gelöst) wurden in einige Vertiefungen
geladen: 500 U/ml, 300 U/ml, 200 U/ml, 100 U/ml und 0 U/ml.
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7 zeigt
die Konstruktion eines Wirtsstamms zur ausschließlichen Expression von mutierten
nisA-Genen.
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Die
Karten sind die von äquivalenten
Chromosomenregionen des a) Nisin produzierenden Stamms FI5876 und
der Derivate b) FI7300, c) FI7304 und d) FI7332. Das nisA-Gen und
der Start des nisB-Gens sind durch schwarze Balken angegeben. Die
Insertionen in nisA sind durch einen schraffierten Balken (Emr, Erythromycinresistenz) und einen leeren
Balken (IS905) gekennzeichnet. Die Primer, die zur Analyse der durch
Insertion erfolgten Inaktivierung von nisA verwendet wurden, sind
als nummerierte Pfeile unter den Karten angegeben. Die die Primer
verbindenden Linien stehen für
das amplifizierte Fragment, wobei die Größen in Kilobasen angegeben
sind.
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8 zeigt
eine PCR-Analyse der konstruierten Wirtsstämme.
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Die
mit den Primern 1 und 2 erzeugten PCR-Fragmente werden durch Agarosegelelektrophorese
getrennt. Templat-DNA von dem kein Nisin produzierenden Stamm MG1614
wird nicht amplifiziert (Spur 2), während eine Bande von 0,9 kb
von dem Nisin produzierenden Mutterstamm FI5876 erzeugt wurde (Spur
3). Diese Bande ist auch vorhanden, wenn DNA von FI7181 als Templat
verwendet wird. Jedoch führt
die Campbell-Integration des Gensubstitutionsvektors pFI283 in diesem
Stamm (siehe 1c) zur Erzeugung einer
zweiten Bande von 1,9 kb (Spur 4). In FI7330 (Spur 5) wurde das
nisA-Gen als Ergebnis der Gensubstitution durch Insertion inaktiviert
(siehe 1d) und die 0,9-kb-Bande ist
durch die 1,9-kb-Bande, die den integrierten Emr-Marker
enthält,
ersetzt. Diese Bande hat als Ergebnis der Insertion von IS905 in
das Emr-Gen in FI7304 (siehe 7c) um weitere 1,3 kb auf 3,2 kb an Größe zugenommen
(Spur 6). Der Stamm FI7332 hat eine Deletion von 200 bp an einem
Ende von IS905 erfahren (7d) und eine
entsprechende Abnahme in dem äquivalenten,
durch PCR erzeugten Fragment führt
zu einer 3,0-kb-Bande (Spur 7). Die Spur 1 zeigt mit BglI verdaute λ-DNA, die
als Größenstandard
enthalten ist. Das 1,2% Agarosegel wurde 2,5 h mit 100 Volt laufen
gelassen.
-
9 zeigt
die Struktur von Nisin A.
-
Die
modifizierten Reste sind Dehydroalanin (Dha), Dehydrobutyrin (Dhb),
Aminobutyrat (Abu), Lanthionin (Ala-S-Ala) und β-Methyllanthionin (Abu-S-Ala).
Die vorhergesagten Moleküländerungen
in Nisin A/H27Q und Nisin A/S5A sind als Aminosäuresubstitutionen in Ring e
bzw. Ring a angegeben.
-
10 erläutert das
Vorhandensein von Mehrfachkopien von DNA in dem Lactococcus-Genom.
-
Southern-Transfer-Hybridisierungen
von mit Restriktionsenzym verdauter chromosomaler DNA von MG1614
(Spuren 1 & 3)
und FI5876 (Spuren 2 & 4).
Die Restriktionsendonucleasen HincII (Spuren 1 & 2) und PvuII (Spuren 3 & 4) wurden verwendet.
Die Filter wurden mit einem 32P-markierten
gelgereinigten PCR-Fragment, das mit den Primern 3 und 4 unter Verwendung
von FI304-DNA als Templat erzeugt wurde (siehe 7c),
sondiert. Mehrfachbanden zeigen, dass mehrere Regionen, die Homologie
mit der Sonde zeigen, vorhanden sind, was für Mehrfachkopie-IS-Elemente
in dem Chromosom dieser Lactococcus-Stämme charakteristisch ist.
-
11 zeigt
die Einzelstrangnucleotidsequenz der Insertionssequenz IS905 (SEQ
3) und deren codierte Polypeptidsequenz (SEQ 4).
-
Die
invertierten Repeats, die die Enden des Elements festlegen, sind
unterstrichen.
-
12 zeigt
die potentiell als Promotor aktiven Sequen zen an durch IS905-Insertion
erzeugten Verbindungsstellen in den Stämmen a) FI7304 (SEQ 5) und
b) FI7332 (SEQ 6).
-
Beispiel
-
Verwendete
mikrobiologische Techniken und Stämme: Die meisten Lactococcus
lactis subsp. lactis-Stämme,
die im Laufe dieser Arbeit erzeugt wurden, wurden von dem Nisin
produzierenden Stamm L. lactis FI5876 (11, 22) abgeleitet. Die Konstruktion
der abgeleiteten Stämme
und deren relevante Eigenschaften sind in den Ergebnissen und in
Tabelle 1 beschrieben. Der plasmidfreie, kein Nisin produzierende
Stamm MG1614 (13) wurde als Kontrolle mit umfasst. L. lactis-Stämme wurden
routinemäßig bei
30°C in
M17-Medium (43), das mit 0,5% (Gew/V) Glucose ergänzt wurde,
(GM17) gezüchtet.
Die Selektion auf Antibiotikaresistenzmarker war folgende: Chloramphenicolresistenz
(Cmr), 5 μg/ml;
die Erythromycinresistenz (Emr) wurde mit
der subinhibitorischen Konzentration von 50 ng/ml induziert, mit
einer anschließenden
Selektion mit 5 μg/ml.
-
Tabelle
1
Charakterisierung des Nisin produzierenden Stamms FI5876
und von dessen Derivaten
-
Der
Escherichia coli-Stamm MC1022 (3) war der zur Konstruktion rekombinanter
Plasmide verwendete Wirtsstamm. Die Kulturen wurden bei 37°C in L-Nährlösung (30)
weitergeführt.
Die Selektion auf Ampicillinresistenz (Apr)
erfolgte bei 100 μg/ml
und auf Cmr bei 15 μg/ml.
-
Die
Bestimmung der Nisinproduktion durch L. lactis-Stämme basierte
auf dem Plattendiffusion-Assay von Tramer und Fowler (44). Lactobacillus
helveticus CH-1 (Chr. Hansens Labs, Dänemark A/S) wurde als der nisinempfindliche
Indikatorstamm verwendet. 0,5 ml einer Übernachtkultur, die in MRS-Medium (9) gezüchtet wurde,
wurden zum Beimpfen von 50 μl
MRS-Agar (pH-Wert 6,0), der 1 ml Tween-20/Ringer-Lösung (50
: 50) enthielt, verwendet. Die Vertiefungen wurden mit 100 μl der Testprobe
beladen und die Platten wurden bei 4°C mindestens 3 h inkubiert (um
eine Diffusion zu ermöglichen),
bevor sie über
Nacht bei 42°C
inkubiert wurden.
-
Die
Nisinimmunität
wurde durch Abstreichen einer Öse
voll Zellen der stationären
Phase auf Platten, die variierende Mengen von Nisin enthielten,
bestimmt. Nisin (Koch-Light), das in 0,2 M HCl gelöst war,
wurde zu GM17-Agar bis zu einer maximalen Konzentration von 5 × 103 U/ml, bei der das Wachstum aller Stämme gehemmt
wurde, gegeben. L. lactis-Stämme wurden
als immun gegenüber
der höchsten
Nisinkonzentration, bei der ein Wachstum über den gesamten Abstrich offensichtlich
war, betrachtet.
-
Eine
Plasmidnachbehandlung wurde durch Wachstum in Gegenwart von Acriflavin
erreicht (36).
-
Transformation:
Rekombinante Plasmide wurden durch Transformation von E. coli durch
das Verfahren von Cohen et al., 1972 (8) mit der Modifikation von
Humphreys et al., 1979 (24) gewonnen. L. lactis-Stämme wurden
durch Elektroporation gemäß der Beschreibung
bei Holo und Nes, 1989 (19) mit den folgenden Modifikationen transformiert.
Die Zellen wurden in mit 2% Glycin ergänzter GM17-Nährlösung gezüchtet und die
Selektion erfolgte auf Antibiotikum enthaltenden GM17-Platten. Saccharose
wurde von den Zuchtmedien am Anfang und den Selektionsplatten weggelassen.
Die Elektroporation wurde unter Verwendung der Gene Pluser-Apparatur
(Bio-Rad) durchgeführt.
-
Molekulare
Techniken: Gesamtgenom-DNA von L. lactis-Stämmen wurde gemäß dem Verfahren
von Lewington et al., 1987 (33) hergestellt. Plasmid-DNA wurde durch
das SDS-alkalische-Lyse-Verfahren
isoliert. Die Reinigung von CCC-DNA erfolgte durch CsCl/EtBr-Gradientenzentrifugation
(35). Restriktionsenzyme und andere DNA modifizierende Enzyme von
verschiedenen Quellen wurden entsprechend den Empfehlungen der Hersteller
verwendet. Die zur PCR-Analyse verwendeten Bedingungen waren wie
früher
beschrieben (22). Die folgenden Primer wurden in dieser Untersuchung
verwendet:
- 1. 5'-AAGAATCTCTCATGAGT; (SEQ 7)
- 2. 5'-CCATGTCTGAACTAACA;
(SEQ 8)
- 3. 5'-GTGGAATACGGGTTTG;
(SEQ 9)
- 4. 5'-TAAATAATTTATAGCTATTG;
(SEQ 10)
- 5. 5'-CAGAGCTCTGATGGGTTG
(SacI-Stelle unterstrichen); (SEQ 11)
- 6. 5'-GTAGAATTCCGTTTATCGTTTGGAG
(EcoRI-Stelle unterstri chen); (SEQ 12)
- 7. 5'-GCAACTTGTCAGTGTAGTATTCAC;
(SEQ 13)
- 8. 5'-GTGAATACTACACTGACAAGTTGC;
(SEQ 14)
- 9. 5'-AACGGATCCGATTAAATTCTGAAGTTTG
(BamHI-Stelle unterstrichen); (SEQ 15)
- 10. 5'-TCAGAGCTCCTGTTTTACAA
(SacI-Stelle unterstrichen); (SEQ 16)
- 11. 5'-TCAGAGCTCCTGTTTTACAACCGGGTGTACATAGTGCAAT
(SacI-Stelle unterstrichen);
(SEQ 17)
-
Alle
durch PCR amplifizierten Fragmente, die erzeugt wurden, wurden zunächst in
pUC18 (47) kloniert und die Nucleotidsequenz wurde vor der Vektorkonstruktion
bestätigt.
-
Die
Nucleotidsequenzbestimmung von Plasmid-DNA wurde durch das Didesoxykettenterminationsverfahren
(40) durchgeführt.
Sequenase Version 2.0 wurde entsprechend den Empfehlungen der Hersteller verwendet
(United States Biochemical Corp.).
-
Eine
positionsspezifische Mutagenese wurde unter Verwendung von entweder
PCR-vermittelter Überlappungsverlängerung
oder durch Einbau einer speziellen Nichtübereinstimmung in den bei der
Amplifikation des nisA-Fragments verwendeten speziellen Primer durchgeführt.
-
Southern-Blot-Hybridisierung
und die Markierung von Sonden wurde gemäß veröffentlichten Techniken (22)
durchgeführt.
-
Ergebnisse
-
Inaktivierung
des chromosomal lokalisierten nisA-Gens durch Insertion: Der Gensubstitutionsvektor pFI283
wurde zur Inaktivierung des chromosomal codierten nisA-Gens durch
Insertion konstruiert. Er trägt
ein kloniertes nisA-Gen, das durch die Insertion eines Erythromycinresistenzgens
auf gebrochen ist (1a). Die Plasmidkonstruktion
umfasste die folgenden Stufen:
-
Das
nisA-Gen von FI5876 wurde in den Shuttlevektor pTG262 kloniert,
wobei pFI172 erzeugt wurde, das bereits beschrieben wurde (11, 22).
Ein AccI/SalI-Fragment von 2 kb von diesem Konstrukt, das nisA und den
Start von nisB enthielt, wurde in den auf pBR322 basierenden Vektor
pMTL23P (4, 46) subkloniert. Ein 1-kb-Fragment mit Codierung für das Erythromycinresistenzgen
des Staphylokokkenplasmids pE194 (20) wurde in die singuläre SacI-Stelle
in dem klonierten nisA-Gen insertiert. Diese Insertion führte zum
Aufbrechen des nisA-Gens. Das Erythromycinresistenzgen in diesem
Konstrukt wurde in der gleichen Richtung wie das nisA-Gen transkribiert
und war auf jeder der beiden Seiten von etwa 1 kb von Laktokokken-DNA-Sequenzen flankiert.
Eine singuläre
EcoRV-Stelle in dem angrenzenden Polylinker der Vektorsequenzen
wurde zur Insertion eines 2-kb-Fragments, das das von dem Staphylokokkenplasmid
pC194 (21) stammende Chloramphenicolresistenzgen trägt, verwendet.
Eine Karte des gebildeten rekombinanten Plasmids pFI283 ist in 1a angegeben.
-
Der
Nisin produzierende Stamm L. lactis FI5876 wurde mit FI283 transformiert,
und erythromycinresistente Transformanten wurden erhalten. Das Plasmid
codiert nicht für
einen in Lactococcus funktionierenden Replikationsstartpunkt und
daher erforderte die Gewinnung von Erythromycinresistenz in diesen
Transformanten die Integration dieses Markers in das Empfängerchromosom.
-
Die
wechselseitige Rekombination zwischen homologen Sequenzen auf pFI283
(1a) und dem Chromosom von FI5876
(1b) könnte zwei Arten von Transformanten
erzeugen. Ein einzelnes Crossingover-Ereignis würde zur Integration des ge samten
Plasmids in das Chromosom führen
(Campbell-Integration). Ein doppeltes Crossingover-Ereignis, eines
auf jeder der beiden Seiten des Erythromycinresistenzgens in pFI283,
würde das
chromosomale nisA-Gen des Wildtyps gegen die durch Insertion inaktivierte
Kopie mit darauf folgendem Verlust der durch das nicht-replizierende
Plasmid codierten Chloramphenicolresistenz austauschen (Gensubstitution).
Es wurde gezeigt, dass beide Rekombinationsmechanismen in Lactococcus
lactis arbeiten (7, 31, 32). Die zwei alternativen Rekombinationsarten
können
phänotypisch
durch die Transformanten, die durch Durchmustern auf Chloramphenicolresistenz
erhalten werden, unterschieden werden. Transformanten mit nur Erythromycinresistenz,
in denen eine Gensubstitution stattgefunden hatte, wurden gewonnen (1d). Der Stamm FI7300 ist für dieses
Konstrukt typisch.
-
Die
Chromosomumlagerung wurde durch PCR-Analyse unter Verwendung der
Primer 1 und 2, die spezifisch ein 0,9-kb-Fragment von Chromosomensequenzen
von FI5876, die das nisA-Gen und flankierende Regionen enthalten,
amplifizieren, bestätigt
(1b; 8, Spur
3). Wenn DNA von FI7300 als Templat verwendet wurde, wurde ein 1,9-kb-Fragment
durch die Primer 1 und 2 amplifiziert (8, Spur
5). Eine Größenzunahme
dieses Fragments von 1 kb würde
erwartet, wenn das Erythromycinresistenzgen in diesen Teil des Chromosoms
integriert wurde (1d), und sie ist
mit dem Vorschlag konsistent, dass die Gensubstitution das nisA-Muttergen
des Wildtyps durch die durch Insertion inaktivierte Kopie ersetzt
hat.
-
Der
Stamm FI7300, der das nisA-Muttergen infolge der Gensubstitution
verloren hatte, produzierte kein Nisin mehr. Ferner beeinflusste
die Insertion in dem nisA-Gen in diesem Stamm den Nisinimmunitätsgrad, der
auf unter 500 U/ml verringert wurde (Tabelle 1).
-
In
einem Versuch zur Rückgewinnung
einer Nisinproduktion in dem nisA-defizienten Wirt FI7300 wurde
der Stamm mit pFI172, das nisA codiert, transformiert, und sechs
Transformanten wurden auf Nisinproduktion getestet. Die Bioassays
ergaben negative Ergebnisse, was anzeigt, dass die Chromosomenmutation
in diesem Wirt nicht durch Bereitstellen des nisA-Genprodukts in
trans komplementiert werden kann (Tabelle 2).
-
Aktivierung von Genen
für Nisinimmunität und Modifikation
-
Die
Verringerung der Nisinimmunität
aufgrund der Inaktivierung von nisA in FI7300 durch Insertion kann
durch eine polare Wirkung auf strangabwärtige Gene verursacht sein.
Dies kann auch zu einer verringerten Expression von Genen, die für eine Modifikation
erforderlich sind, führen,
wodurch die Komplementierung der nisA-Mutation in diesem Wirt verhindert
wird. Um Derivate von FI7300, in denen die Immunitäts- und
Reifungsgene vollständig
aktiv sind, zu selektieren, wurde eine Mutation zu Graden der Nisinimmunität des Wildtyps
durch Züchten
in Medien, die Nisin in Hemmkonzentrationen enthielten, selektiert.
Kolonien, die auf Agarplatten, die 103 μg/ml Nisin
enthielten, wuchsen, wurden aufgenommen und die Zellen wurden in
Medien, die die gleiche Nisinkonzentration enthielten, gezüchtet. Eine
derartige Mutante mit der Bezeichnung FI7304 exprimierte Grade der
Nisinimmunität
des Wildtyps, produzierte kein Nisin und war ferner nicht mehr gegenüber Erythromycin
resistent (Tabelle 1).
-
Die
PCR-Analyse von FI7304-DNA unter Verwendung der Primer 1 und 2 führte zur
Amplifikation eines 3,2-kb-Fragments (8, Spur
6), das 1,3 kb größer als
das äquivalente
FI7300-Fragment, das durch die gleichen Primer erzeugt wurde, (8,
Spur 5) war. Dies legte nahe, dass der Ver lust der Erythromycinresistenz nicht
durch eine Deletion in dieser Region des Gens verursacht war. Das
Beibehalten der Erythromycinresistenzgensequenzen wurde durch PCR
unter Verwendung der Primer 3 und 4, die für eine Region am 3'-Ende dieses Gens spezifisch sind und
ein 0,4-kb-Fragment amplifizieren, bestätigt (7b).
Da diese Primer ein FI7304-Fragment einer Größe von 1,7 kb erzeugten, wurde
gefolgert, dass weitere 1,3 kb DNA in dieser Region des Erythromycinresistenzgens
insertiert wurden (7c). Dieses Insert
führt zum
Verlust der Erythromycinresistenz mit gleichzeitiger Gewinnung von
Nisinimmunität
(siehe im folgenden). Ein Vergleich der Fragmente von FI7300 und
FI7304, die durch Amplifikation zwischen den Primern 3 und 2 und
den Primern 3 und 4 erzeugt wurden, war mit dieser Interpretation
konsistent (7b und c).
-
Die
durch FI7304 erhaltenen zusätzlichen
DNA-Sequenzen wurden mit den Primern 3 und 4 amplifiziert (7c), und dieses PCR-Fragment wurde zur
Sondierung eines Southern Blot von restriktionsenzymverdauter Genom-DNA
von dem Mutterstamm FI5876 verwendet. Eine Zahl von Fragmenten hybridisierte
mit der Sonde (10), was anzeigt, dass die zusätzliche
DNA in FI7304 in dem Genom dieses Stamms in Mehrfachkopien vorhanden
ist. Die weitere Untersuchung ergab, dass diese wiederholten Sequenzen
eine neue Laktokokken-Insertionssequenz mit der Bezeichnung IS905,
deren Sequenz in 11 angegeben ist, darstellen.
Wie für
andere IS-Elemente aufgezeigt wurde (2, 39, 48), kann das transkriptionale
Durchlesen von einem potentiellen Promotor in IS905 zum Anschalten
von strangabwärtigen
Genen führen.
Es wurde ermittelt, dass das IS-Element IS905 signifikante Homologie
mit IS256, von dem bekannt ist, dass es ein angrenzendes Antibiotikumresistenzgen
ausgehend von einem internen Promotor exprimiert (2, 39), aufweist.
Eine derartige Promotoraktivität
könnte
für die
beobachtete Zunahme der Nisinimmu nität, die von FI7304 gezeigt wird,
die äquivalent
der des Mutterstamms FI5876 ist (Tabelle 1), verantwortlich sein
und sie stellte möglicherweise auch
die Expression von Genen, die zur Prozessierung von Pränisin in
einem Ausmaß,
das zur Durchführung der
nisA-Komplementierung ausreichend ist, erforderlich ist, wieder
her. Die DNA-Sequenzen der Verbindungsstelle von IS905 und dem Em-Gen
in FI7304 und von IS905 und dem nisA-Gen in FI7332 sind in 12 angegeben.
-
Expression
und Reifung von plasmidcodiertem nisA: FI7304 wurde mit dem nisA
codierenden Plasmid pFI172 transformiert. Transformanten wurden
in geringer Häufigkeit
erhalten und die Mehrzahl produzierte in Bioassays kein Nisin. Eine
Transformante mit der Bezeichnung FI7330 wurde ermittelt, die Nisin
in einer Menge von etwa 50% der des Mutterstamms FI5876 ergibt (6).
Es wurde angenommen, dass FI7330 eine spontane Mutation entweder
in dem Plasmid oder den Chromosomsequenzen, die zur Nisinproduktion
führte, erfahren
hatte. Die Isolierung der Plasmid-DNA von FI7330 ergab ein Molekül, das von
pFI172 auf der Basis der Restriktionsenzymanalyse nicht unterscheidbar
war. Das Befreien von FI7330 von Plasmid-DNA zur Erzeugung des plasmidfreien
Stamms FI7332 führte
zum Verlust der Nisinproduktion (6). Wenn
jedoch das Plasmid pFI172 wiederum in den letzteren Stamm eingeführt wurde,
wurden hohe Transformationshäufigkeiten
erhalten (12), und alle Transformanten
produzierten in Bioassays Nisin.
-
Wenn
DNA von dem plasmidfreien Stamm FI7332 durch PCR unter Verwendung
der Primer 1 und 2 analysiert wurde, wurde in dem amplifizierten
Fragment eine geringe Größenverringerung
(200 bp) beobachtet. Die Deletion erfolgte in der Nähe der IS905-Insertion
in FI7304 (8, vergleiche Spuren 5 und 6).
Die Primer 3 und 4 (die von den Erythromycinresistenz gensequenzen
abgeleitet wurden, 7b) erzeugten mit diesem
Templat kein Fragment (7d), was anzeigt,
dass die deletierten Sequenzen in FI7332 eine Region am 3'-Ende des Erythromycinresistenzgens,
in die IS905 insertiert worden war, umfassten. Die Deletion erstreckt
sich nicht über
das nisA-Gen hinaus, da der Primer 2 (der für Sequenzen am Ende von nisA
spezifisch ist) zusammen mit einem der beiden Primer 1 oder 2 zur
Fragmentamplifikation führte
(7d). Die kleine Chromosomumlagerung
in FI7332 beeinflusste die Nisinimmunität nicht, die in einem von dem
des Mutterstamms nicht unterscheidbaren Grad verliehen wird (Tabelle
1).
-
Expression
von varianten nisA-Genen: Zur Produktion gentechnologisch veränderter
Nisinmoleküle wurde
eine PCR-vermittelte
positionsspezifische Mutagenese an der Nucleotidsequenz des nisA-Gens
durchgeführt.
Die Expressionsvektoren pFI354 (3b)
und pFI451 (4a) wurden zur Expression
der positionsspezifischen Mutanten des nisA-Gens gestaltet.
-
Das
Plasmid pFI354 wurde durch Deletion eines SacI-Fragments von 1,25
kb von pFI172 konstruiert. Es codiert daher nur den N-terminalen
Teil von nisA (3b). Unter Verwendung
von PCR wurde der C-terminale Teil des nisA-Gens als SacI/EcoRI-Fragment
von 254 bp amplifiziert. Durch Klonieren dieses Fragments in pFI354
konnte ein intaktes nisA-Gen wie in pFI378 rekonstituiert werden
(3c). Die Anpassung dieses Verfahrens
ermöglichte
die Einführung
vorbestimmter Substitutionen in die C-terminale Region des nisA-Gens (unter Verwendung
von positionsspezifischer Mutagenese, siehe im folgenden). Diese
pFI354-Derivate nützen den
natürlichen
Promotor des Nisinoperons, der zwischen der SalI-Stelle, die ein
Ende des klonierten Chromosomfragments definiert, und dem Start
des nisA-Gens liegt (3). In diesem System ist der
Einbau positionsspezifischer Mutationen auf Sequenzen in der nisA
codierenden Region strangabwärts
der SacI-Stelle beschränkt
(2).
-
Ursprünglich war
das zur Änderung
gewählte
nisA-Codon das Histidin27, das in Ring 5
des reifen Nisin-A-Moleküls
liegt (9). Eine natürlich
vorkommende Variante von Nisin A mit der Bezeichnung Nisin Z wurde
identifiziert, die einen Asparaginrest anstelle von Histidin27 enthält
(15, 23, 37). Der technische Einbau eines ähnlich geladenen Glutamins
anstelle von Asparagin an Rest 27 würde daher eine konservative
Substitution in der Aminosäuresequenz
von Nisin Z darstellen. Die Mutation umfasste die Veränderung
eines einzelnen Basenpaars in dem durch PCR erzeugten SacI/EcoRI-Fragment, das das
C-terminale Ende von nisA trägt (2).
Das rekonstituierte Gen, das ein Glutamin-Codon (CAG) anstelle eines
Histidin-Codons (CAT, 2) enthält, wurde gemäß der akzeptierten
Nomenklatur (10) als nisA/H27Q bezeichnet. Die positionsspezifische Mutagenese
wurde unter Verwendung von PCR-vermittelter Überlappungsverlängerung
(3d) wie folgt durchgeführt:
-
Die
terminalen Primer 5 und 6 enthalten eine SacI-Stelle bzw. eine EcoRI-Stelle
und sie legen die Enden eines 254-bp-Fragments mit Codierung für die C-terminalen
20 Aminosäuren
von Pränisin
fest (2). Ein Paar überlappender
komplementärer
Primer (7 und 8) wurde aus Sequenzen in der C-terminalen Region von
nisA, die eine einzelne Basenänderung
gegenüber
der ursprünglichen
nisA-Sequenz umfassten, gestaltet (2). Diese
wurden in PCR-Amplifikationen in Verbindung mit einem der terminalen
Primer verwendet (3d), wobei zwei
partiell komplementäre
Fragmente mit der in der Überlappungsregion
lokalisierten speziellen Mutation erzeugt wurden. Die Fragmente
wurden renaturiert, wobei ein Templat für eine anschließende PCR
bereitgestellt wurde, dies die gleichen terminalen Primer, die die
zwei Enden des SacI/EcoRI-Fragments bestimmten (Primer 5 und 6, 3d), umfasste. Das durch PCR erzeugte
fertige Fragment, das die spezielle Mutation enthielt, wurde durch
Isolierung aus einem Agarosegel unter Verwendung einer DEAE-NA-45-Membran
(Schleicher und Schuell) gereinigt. Die Modifikation zerrissener
Enden wurde unter Verwendung von T4-DNA-Polymerase und Polynucleotidkinase
durchgeführt.
Das glattendige Fragment wurde in die SmaI-Stelle von pUC18 kloniert
und die Nucleotidsequenz der manipulierten Region wurde bestimmt,
um zu bestätigen, dass
die gewählte
Mutation vorhanden war. Ein SacI/EcoRI-Fragment von den pUC18-Derivaten
wurde dann in pFI354 subkloniert, um ein nicht-unterbrochenes nisA-Leseraster, das die
vorbestimmte Mutation enthielt, zu gewinnen. Dieses Plasmid erhielt
die Bezeichnung pFI411 (3e).
-
Die
Vektoren pFI480 und pFI487 wurden konstruiert, wobei in diesen die
Expression des nisA-Gens unter der Kontrolle des lacA-Promotors
stand (4). Um Änderungen über das
gesamte Nisinmolekül
einzuführen,
wurde eine nisA-Genkassette konstruiert. Unter Verwendung von PCR
mit den Primern 9 und 10 (2) wurde
der N-terminale Teil des nisA-Gens als BamHI/SacI-Fragment von 200
bp amplifiziert. Dieses Fragment wurde in das Plasmid pFI354 strangaufwärts des
SacI/EcoRI-Fragments von 254 bp mit Codierung für den C-terminalen Teil von nisA kloniert. Das
letztere wurde durch PCR unter Verwendung der Primer 5 und 6 wie
im vorhergehenden beschrieben erzeugt. Auf diese Weise wurde eine
intakte codierende Region für
das gesamte nisA-Gen, die in einem BamHI/EcoRI-Fragment von 448
bp liegt, aus zwei durch PCR erzeugten Fragmenten, die die N- und
C-Teile des Nisinmoleküls
codierten, rekonstituiert. Das gebildete Plasmid wurde mit pFI446
bezeichnet (4). Die nisA-Kassette umfasst
die strangaufwärtige
nisA-Ribosomenbindungsstelle und den Start des nisB-Gens (2).
-
Da
der natürliche
Promotor von nisA kein Teil dieser Kassette ist, wurde der induzierbare
lacA-Promotor des Laktokokken-Lactoseoperons (18, 5)
zur Expression von nisA und nachfolgenden varianten nisA-Genen verwendet.
Die Vektorkonstruktion umfasste das Klonieren eines XmnI/BamHI-Fragments, das den lacA-Promotor
enthält,
jedoch die lacA-Ribosomenbindungsstelle
ausschließt,
in pTG262 unter Erzeugung von pFI451 (4). In den
angrenzenden Polylinker wurde die gesamte nisA-Kassette auf einem
BamHI/EcoRI-Fragment unter Erzeugung von pFI449 kloniert. Die individuellen
Komponenten des oben beschriebenen nisA-Gens, d. h. das BamHI/SacI-N-Fragment
von 200 bp und das SacI/EcoRI-C-Fragment von 254 bp, wurden ebenfalls
getrennt in pFI451 kloniert, wobei pFI480 bzw. pFI487 erzeugt wurden
(4). Zur Rückgewinnung
eines intakten nisA-Gens in diesen Plasmiden ist die Insertion des
fehlenden N- oder C-Fragments erforderlich. Diese Fragmente können durch
PCR erzeugt werden und unter Verwendung geeigneter Primer können positionsspezifische
Substitutionen in das rekonstituierte Gen eingebaut werden (siehe
im folgenden).
-
Unter
Verwendung dieses Expressionssystems war die ursprünglich zur Änderung
ausgewählte
Aminosäure
Serin5. In reifem Nisin A wird Serin5 zu einem Dehydroalaninrest in Ring A modifiziert
(9). Das Ziel war das Ersetzen desselben mit einem
Alaninrest durch Einbau der erforderlichen Mutation in dem N-terminalen
Fragment der nisA-Kassette unter Verwendung von PCR-Methodik. Der
Primer 11, der ein Alanincodon (TGC) anstelle des Serin5-Codons
(CGA) enthält,
wurde zusammen mit dem Primer 9 (2) zum Erzeugen
eines aminoterminalen Fragments, das diese spezielle Mutation trägt, verwendet.
Der Primer 11 umfasst die Sequenzen von Primer 10 mit zusätzlichen
20 Nucleotiden einschließlich
eines Alanincodons anstelle des Serincodons des Wildtyps (2).
Daher erzeugte die PCR-Amplifikation von nisA unter Verwendung der
Primer 9 und 11 ein N-terminales Fragment, das die spezielle Substitution
trägt,
und die anschließende
Insertion dieses BamHI/SacI-Fragments in pFI487 führte zu
einem varianten nisA-Gen, das die gewünschte positionsspezifische
Mutation enthlält.
Das Plasmid mit Codierung für
dieses variante nisA-Gen (nisA/S5A) wurde mit pFI493 bezeichnet.
-
Der
Nis–-Stamm
FI7332 wurde mit Plasmiden, die das nisA-Gen unter der Kontrolle
von entweder dessen eigenem Promotor (pFI378, 3c)
oder dem lacA-Promotor (pFI449, 4c)
codieren, transformiert. Wenn Transformanten in Plattendiffusion-Assays
getestet wurden, wurde eine biologische Aktivität in einem Ausmaß von etwa
50% der des Wildtyp-Mutterstamms FI5876 nachgewiesen (6,
Tabelle 2). Der Unterschied hinsichtlich der Expressionsvektorpromotoren
schien den Grad bzw. das Ausmaß der
biologischen Aktivität
nicht signifikant zu beeinflussen (6, Tabelle
2).
-
Transformanten
von FI7332, die Derivate der Expressionsvektoren mit Codierung für variante
nisA-Gene enthielten, wurden ebenfalls auf biologische Aktivität getestet.
Stämme
mit Codierung für
nisA/H27Q und nisA/S5A zeigten Nisinaktivität in einem geringeren Ausmaß als die
von FI5876, jedoch vergleichbar mit dem Ausmaß, das in den Expressionssystemen,
die eine nisA-Komplementierung umfassten, erreicht wurde (d. h.
FI7332/pFI378 und FI7332/pFI451; Tabelle 2, 6).
-
Tabelle
2
Expression von nisA- und varianten nisA-Genen in unterschiedlichen
Wirtsstämmen
-
LITERATURSTELLEN
-
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