-
GEBIET DER
TECHNIK
-
Die
vorliegende Erfindung liegt auf dem Gebiet der Molekularbiologie
und Biotechnologie und bezieht sich auf Verfahren für die Herstellung
von rekombinantem Trypsinogen bzw. Trypsin.
-
HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
-
Die
Protease Trypsin wird in der Biotechnologie für verschiedene Zwecke verwendet,
zum Beispiel um anhaftende Zellen von Oberflächen zu lösen, virale Infektionen während der
Virenproduktion zu verstärken oder
Fusionsproteine zu verarbeiten. Die Verwendung von Trypsin, das
aus tierischen Geweben und insbesondere aus Rinder- und Schweinegeweben
hergestellt wird, ist heute noch verbreitet. Da der allgemeine Wunsch
und die allgemeine Tendenz bestehen, aus tierischen Rohstoffen extrahiertes
Material, zum Beispiel Proteine, durch gleichwertige Materialien
zu ersetzen, die mit rekombinanter Technologie hergestellt werden, besteht
ein Ziel der vorliegenden Erfindung darin, ein leistungsfähiges Verfahren
zur Herstellung rekombinanten Trypsins in hoher Reinheit und in
grossen Mengen zur Verfügung
zu stellen.
-
Dem
Fachmann ist bekannt, dass die proteolytische Aktivität von Trypsin
zwei wichtige Hinternisse für dessen
rekombinante Erzeugung darstellt:
Die Trypsinaktivität schädigt die
Wirtszellen ernsthaft. Daher liefert die direkte Erzeugung aktiven
Trypsins sehr niedrige Expressionsniveaus (L. Yee und H. W. Blanch,
1992, Biotechnol. Bioeng. 41, 781–790). Um dieses Problem zu
umgehen, kann statt des reifen Trypsins der inaktive Vorläufer Trypsinogen
exprimiert werden.
Trypsinogen ist aber für eine Verdauung durch Trypsin
und andere Proteasen empfänglich
(J. P. Abita und Mitautoren, 1969, European J. Biochem. 8, 314–324), was
zu seiner Spaltung zu aktivem Trypsin führt. Weiter ist dem Fachmann
be kannt, dass Trypsin auf sich selbst wirken und seine eigene Spaltung
autokatalysieren kann, um schliesslich desaktiviert zu werden.
-
In
diesem Zusammenhang wird in der WO 97/00316 berichtet, dass die
rekombinante Herstellung von Trypsinogen durch einen Fadenpilz entweder
wegen der Automaturation oder wegen einer Maturation durch von der
Wirtszelle erzeugte Proteasen zumindest etwas reifes Trypsin liefert,
selbst wenn das Trypsinogen von der Wirtszelle ins Medium ausgeschieden
wird.
-
In
der
EP 597 681 wird über Verfahren
zur Konstruktion geeigneter Vektoren für eine rekombinante Herstellung
von Trypsin oder Trypsinogen in einem E. coli-Expressionssystem
berichtet. Dort wird auch gelehrt, dass die Umwandlung von Trypsinogen
in Trypsin durch Enteropeptidase bewerkstelligt wird.
-
Die
EP 597 681 sagt nichts über die
Kultivierung der erfolgreich transformierten E. coli-Zellen auf
einem anderen Medium als einem festen Agarmedium aus und liefert
daher keine Hinweise auf Vorteile oder Nachteile dieses prokaryontischen
Expressionssystems. Andererseits liefern die in WO 97/00316 offenbarten Verfahren
angeblich ein um ein Mehrfaches höheres Trypsinniveau als die
bei anderen mikrobiellen Systemen in Erscheinung tretenden, ohne
aber eine Grundlage für
einen solchen Vergleich zu liefern. Die WO 97/00316 lehrt ferner,
dass die Expression von Trypsinen und insbesondere von Säugertrypsinen
in der Technik nur mit extrem niedrigen Niveaus gelingt.
-
Das
Vorhandensein zweier Proteinarten (zum Beispiel Trypsinogen und
Trypsin) in einem bakteriellen oder eukaryontischen Zellkulturmedium
führt vermutlich
zu Komplikationen bei der Produktgewinnung und -reinigung, weil
beide Proteine geerntet und gereinigt werden müssen. Ausserdem wird im Falle
einer mikrobiellen Trypsinogenausscheidung die Reifung von Trypsinogen
zu Trypsin durch das gleichzeitige Vorliegen von Trypsin beschleunigt,
was dann zumindest zu einer teilweisen Desaktivierung von Trypsin
als des erwünschten Endprodukts
führen
kann. Schlimmer noch können
dadurch zusätzlich
die Wirtszellen geschädigt
werden, was zu einer Verringerung der Biomasse und Produktausbeute
und zu einer höheren
Belastung mit unerwünschter Verunreinigung
durch Wirtszellenbestandteile führt.
-
In
der WO 00/17332 wird über
ein Verfahren zur Herstellung von Trypsinogen mittels eines modifizierten
Trypsinogenanalogen berichtet, das während der Inkubation autokatalytisch
nicht gespalten werden kann. Das Verfahren verlangt den Zusatz einer
Diaminopeptidase zur Aktivierung des Trypsinogens zu Trypsin nach Abtrennung
des Trypsinanalogen aus dem Zellkulturmedium.
-
Andererseits
wird in der WO 99/10503 über
ein Verfahren zur Herstellung von Trypsinogen berichtet, bei dem
in das Trypsinogenmolekül
eine synthetische autokatalytische Spaltstelle eingeführt wird,
die nicht natürlich
vorkommt und die die natürlich
vorkommende Selbstspaltungsstelle ersetzt. Es wird dort ausdrücklich gewünscht, dass
das Zymogen, d.h. das Trypsinogen, wenigstens zu einem geringen
Grade autokatalytisch aktiv ist. Die das Zymogen erzeugenden Wirtszellen
werden durch die proteolytische Aktivität des Zymogens nicht geschädigt, weil
sich das Zymogen intrazellulär
in Gestalt von inaktiven Proteinaggregaten, d.h. Einschlusskörpern ansammelt.
-
Allen
bisher erwähnten
Verfahren ist gemein, dass sie entweder einen Schritt verlangen,
in dem das Trypsinogenmolekül
modifiziert wird, um seine autokatalytische Aktivität zu erhöhen oder
im Gegenteil eine unerwünschte
Auswirkung auf die produzierenden Zellen zu verhindern, oder einen
Schritt verlangen, bei dem eine Proteinase hinzugefügt wird,
um das Zymogen, d.h. Trypsinogen, zum aktiven Enzym, d.h. Trypsin,
zu aktivieren, was dann natürlich
weiter die Entfernung der Proteinase aus dem Endprodukt erfordert,
sofern die hinzugefügte
Proteinase nicht Trypsin selbst ist.
-
Daher
besteht ein Ziel der vorliegenden Erfindung darin, ein einfaches,
aber sehr leistungsfähiges
Verfahren zur Verfügung
zu stellen, das für
die Erzeugung von Trypsin durch rekombinante Technologie ohne die aus
Prozessen des Standes der Technik bekannten Nachteile geeignet ist.
-
KURZE BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
-
Das
Ziel wird gemäss
der vorliegenden Erfindung durch ein Verfahren zur Herstellung von
rekombinantem Trypsin bzw. Trypsinogen erreicht, bei dem keine unbeabsichtigte
Trypsinaktivität
oder Aktivierung von Trypsinogen zu Trypsin auftritt.
-
In
einer Ausführungsform
wird ein Trypsinogen-Gen (zum Beispiel menschliches Trypsinogen
1) so in Hefeexpressionsvektoren eingefügt, dass eine Sequenz einbezogen
wird, die ein Sekretions-Leaderpeptid kodiert (zum Beispiel pPICZαB für die Hefe
Pichia pastoris), und die rekombinanten Vektoren werden in geeignete
Wirtszellen eingeführt.
-
Die
Zellen werden für
Expression kultiviert, und das rekombinante Trypsinogen findet sich
dann im Überstand
der Kultur, woraus es isoliert, gereinigt und zu Trypsin aktiviert
wird. Es wurde gefunden, dass diese Prozedur allen anderen Expressionssystemen
für Trypsinogen,
die uns bislang bekannt geworden oder geprüft worden sind, überlegen
ist, indem sie die folgenden wichtigen Vorteile offenbarte:
- – das
Expressionsniveau war hoch;
- – das
in das Nährmedium
ausgeschiedene Trypsinogenprotein war korrekt gefaltet und konnte
direkt zu Trypsin aktiviert werden;
- – während des
Herstellungsprozesses trat keine unbeabsichtigte Aktivierung zu
Trypsin auf.
-
In
einer weiteren Ausführungsform
wird ein Trypsinogen-Gen in einen Expressionsvektor ohne Sekretions-Leadersequenz
eingefügt,
so dass sich das Produkt innerhalb der Wirtszelle ansammelt. Das
Trypsinogen bildet unlösliche
Aggregate, die durch Aufbrechen der Zellen freigesetzt und durch
Zentrifugieren, Filtrieren oder andere Methoden geerntet werden
können.
Um das rekombinante Protein zu solubilisieren, wird eine geeignete
Prozedur für
das Denaturieren und Umfalten angewendet, vorzugsweise mit einem
kontinuierlichen Verfahren, wie hierunter beschrieben.
-
Weitere
Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung werden in den abhängigen Ansprüchen beschrieben.
-
EINGEHENDE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
-
Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf Systeme zur Herstellung von
rekombinantem Trypsin oder Trypsinogen.
-
In
einer Ausführungsform
wird ein Gen für
Trypsinogen so in Hefe eingeführt,
dass das Genprodukt in den Kulturüberstand ausgeschieden wird.
Die Hefe kann eine methylotrophe Hefe (z.B. Pichia pastoris, P.
methanolica oder Hansenula polymorpha), Saccharomyces cerevisiae,
Kluyveromyces lactis oder eine andere Hefe sein. Das Expressionssystem
umfasst einen Promotor (z.B. Alkoholoxidase, Alkoholdehydrogenase,
Glyceraldehyd-3-phosphat-Dehydrogenase
oder andere), einen Sekretionsleader (z.B. den Hefe-α-Faktor Hefephosphatase,
Säuger-
oder pflanzlichen Ursprungs, aus Trypsinogen oder anderen), einen
Transkriptionsterminator (z. B. Alkoholoxidase, Alkoholdehydrogenase
oder andere) sowie einen selektiven Marker (z.B. ein Aminosäuresynthesegen
oder ein antibiotisches Widerstandsgen). Das rekombinante Gen und
ein oder mehrere der oben beschriebenen, zusätzlichen Elemente werden z.B.
durch Elektroporation, Behandlung mit Lithiumacetat oder Lithiumchlorid,
Herstellung von Sphäroplasten
und Behandlung mit Calciumsalzen oder anderen geeigneten Methoden
in die Hefezelle eingeführt.
Die Hefen werden dann unter Bedingungen kultiviert, die für die Expression
von Trypsinogen geeignet sind, und das Produkt wird mit dem Kulturüberstand
geerntet.
-
Das
Produkt kann aus dem Kulturüberstand
mit einem starken Kationentauscherharz weiter gereinigt werden.
In den meisten fachbekannten Prozeduren wird der Kulturüberstand
ausgetauscht und zum Beispiel durch Crossflowfiltration, Dialyse
usw. in einen Puffer niedriger Leitfähigkeit umgewandelt, ehe er
auf eine Gelchromatographiesäule
geladen wird. Wenn der Kulturüberstand
in einen Natriumacetat/Essigsäure-Puffer
umgewandelt wird, haften aber nur kleine Mengen des darin enthaltenen
Trypsinogens am Kationentauscherharz und werden daran gebunden.
Daher wird hier ein neues Verfahren vorgeschlagen, bei dem Ca2+-Ionen zu der Lösung, die das erwünschte Produkt
(z.B. Trypsinogen, modifiziertes Trypsinogen oder ein Trypsinogen-Homologes)
enthält,
zugegeben werden, ehe die Lösung
auf die Gelchromatographiesäule
aufgegeben wird. Das gelingt durch den Zusatz eines löslichen
Calciumsalzes wie zum Beispiel CaCl2 zu
der benannten Lösung
in einer effektiven Konzentration von etwa 0,5 bis 400, bevorzugt
1 bis 300, am stärksten
bevorzugt 5 bis 20 mmol pro Liter (1 mM). Durch diese Prozedur kann
die Trypsinogenbindungskapazität
des Harzes um einen Faktor von mindestens drei, typisch um einen
Faktor von drei bis sechs erhöht
werden. Die untere Grenze der Ca2+-Konzentration
in der Zulauflösung
wird primär
von der Fähigkeit
des Trypsinogens bestimmt, zu Trypsin aktiviert zu werden, und diese
Fähigkeit
schwindet, wenn die Zulauflösung
einen Mangel an Ca2+ hat. Unter den bevorzugten
Bedingungen der Prozeduren in der vorliegenden Erfindung (siehe
Beispiel 5) wurde gefunden, dass die minimale Ca2+-Konzentration
in der Zulauflösung
und bevorzugt auch in den Wasch- und Elutionspufferlösungen ungefähr 1 mM
beträgt.
-
Die
Obergrenze wird grundsätzlich
durch den Grad der Leitfähigkeit
der Zulauflösung
bestimmt. Es wurde gefunden, dass der Vorteil einer erhöhten Affinität des (Ca2+)- beladenen
Trypsinogens für
eine Bindung an das Chromatographieharz allmählich schwindet, wenn die Leitfähigkeit
(wegen der Zugabe von Calciumsalz) ein bestimmtes Niveau überschreitet.
Unter den bevorzugten Bedingungen der Prozeduren in der vorliegenden
Erfindung (siehe Beispiel 5) sollte die maximale Ca2+-Konzentration
300 mM nicht übersteigen.
Für die meisten
Anwendungen wird eine CaCl2-Konzentration
von 5 bis 20 mM optimal sein.
-
So
verbessert das vorliegende Reinigungsverfahren die Gesamtwirtschaftlichkeit
und das Preis-Leistungs-Verhältnis
bekannter hochentwickelter Reinigungsprozesse wegen einer mindestens
dreifachen Erhöhung
der Bindungskapazität
der Säule
(was bedeutet, das mindestens die dreifache Menge an Trypsinogen
je Volumen des Harzes gebunden wird) und ausserdem wegen einer signifikanten
Erhöhung
der Gewinnung von aktivierbarem Trypsinogen.
-
Die
besten Ergebnisse gemäss
vorliegender Erfindung wurden in einer Prozedur erhalten, bei der
der geerntete Kulturüberstand
nach Entfernung der Feststoffe und Zugabe einer wirksamen Menge
von CaCl2 direkt, also ohne einen Pufferaustauschschritt,
auf die Säule
geladen wurde und bei der jeder Wasch- und Elutionspuffer eine wirksame
Menge an CaCl2 enthielt. Während Ca2+ in der Zulauflösung die Bindung an das Kationentauscherharz
verbessern, erleichtern Ca2+ in den Wasch-
und Elutionspuffern die nachfolgende Aktivierung von Trypsinogen
zu Trypsin.
-
Die
Verfahren zur Herstellung von Trypsin oder Trypsinogen, die bisher
im Fach beschrieben worden sind, liefern entweder sehr geringe Mengen
des Produkts oder verursachen zumindest eine teilweise Spaltung von
Trypsinogen während
der Kultivierung. Dies ist aber mit dem hierin beschriebenen Hefeverfahren
nicht der Fall, wodurch dieses Verfahren den bislang bekannten Prozessen
der Trypsinproduktion überlegen
ist.
-
Damit
die hierin beschriebene Erfindung in vollerem Umfang verstanden
wird, werden die folgenden Beispiele vorgelegt. Die Beispiele dienen
der Veranschaulichung und dürfen
nicht als die Erfindung in irgendeiner Beziehung einschränkend interpretiert
werden. Insbesondere versteht es sich, dass die Prozeduren der vorliegenden
Erfindung, obwohl in den nachfolgenden Beispielen hauptsächlich am
Beispiel von rekombinantem menschlichem Trypsinogen 1 und dem ihm
entsprechenden Trypsin dargelegt, ohne einen erfinderischen Beitrag
auch auf andere menschliche Trypsinogene und die entsprechenden
Trypsine wie auch auf Trypsinogene und die entsprechenden Trypsine
nicht-menschlichen Ursprungs anwendbar sind, darunter auf Rinder- und
Schweine-Trypsinogene und Trypsine. Weiter versteht es sich, dass
die vorliegende Erfindung auch Abänderungen der ausdrücklich offenbarten
Ausführungsformen
in dem Masse einschliesst, wie es ein normal sachkundiger Fachmann
in Betracht ziehen würde.
-
Beispiel 1: Expression
menschlichen Trypsinogens 1 in der Hefe Pichia pastoris
-
Das
Gen für
menschliches Trypsinogen 1 (Gene 41, 305–310, 1986; Swissprot Locus
TRY1_HUMAN, Accession-Nr. P07477; für die Sequenz siehe Tabelle
1) wurde in den Vektor pPICZαB
(Invitrogen) eingefügt, der
zuvor mit Sfil verdaut worden war.
-
Tabelle
1: Nucleotidsequenz des menschlichen Trypsinogens 1, beginnend bei
der Propeptidsequenz (SEQ ID No 1)
-
Tabelle
2: PCR-Primer für
Klonen in pPICZαB
-
Die
entsprechenden Sfil-Plätze
wurden durch PCR an das Trypsinogen-Gen angefügt (für die Primersequenzen siehe
Tabelle 2). Das rekombinante Plasmid wurde durch Elektroporation
in die Stämme
GS115 bzw. X33 von P. pastoris transformiert. Positive Hefeklone
wurden über
den Widerstand gegenüber
Zeocin ausgewählt.
Mehrere Klone wurden in 250-ml-Schüttelflaschen mit Schikanen
kultiviert. Als Kulturmedien wurde entweder gepuffertes Minimalmedium
(100 mM Kaliumphosphat, pH 6,0; 1,34 % YNB; 4 × 10–5 %
Biotin; 1 % Glycerin oder 0,5 % Methanol) oder gepuffertes Komplexmedium
(1 % Hefeextrakt; 2 % Pepton; 100 mM Kaliumphosphat, pH 6,0; 1,34
% YNB; 4 × 10–5 %
Biotin; 1 % Glycerin oder 0,5 % Methanol) verwendet. Um die rekombinante
Genexpression zu induzieren, wurden die Zellen zentrifugiert und
in frischem Medium, das Methanol statt Glycerin enthielt, erneut
suspendiert. Dann wurden die Zellen durch Zentrifugieren vom Überstand
entfernt, und das rekombinante Trypsinogen wurde im Überstand
durch SDS-Polyacrylamidgel-Elektrophorese nachgewiesen. Diese Prozedur
ermöglichte
die Auswahl von stark überproduzierenden
Klonen. Eine Aktivierung von Trypsinogen wurde in diesen Kulturen
nicht beobachtet.
-
Alternativ
wurde das Gen für
menschliches Trypsinogen 1 (für
die Sequenz siehe Tabelle 1) in den Vektor pHILS1 (Invitrogen) eingefügt, der
vorher mit XhoI und BamHI verdaut worden war. Die entsprechenden XhoI-
und BamHI-Plätze
wurden durch PCR an das Trypsinogen-Gen angefügt (für die Primersequenzen siehe Tabelle
3). Das rekombinante Plasmid wurde mit dem Protoplasten-Transformationsverfahren
in den Stamm GS115 von P. pastoris transformiert. Positive Hefeklone
wurden durch Wachstum auf Minimalplatten ohne Histidin ausgewählt. Kultivierung
und Analyse folgten den oben beschriebenen Prozeduren.
-
Tabelle
3: PCR-Primer für
Klonen in pHILS1
-
Beide
Verfahren ergaben eine Ausscheidung von korrekt gefaltetem Trypsinogen
in das Kulturmedium. Ein Umfalten war nicht erforderlich, was diesen
auf Hefe beruhenden Prozess für
die Herstellung von Trypsinogen verhältnismässig einfach und für eine Produktion
im industriellen Massstab gut geeignet macht, obwohl eine Optimierung
der Kulturbedingungen nützlich
sein kann, um die Produktausbeute weiter zu verbessern. Die Ausbeute
an ausgeschiedenem Trypsinogen war in den vorliegenden Versuchen
geringer als im E. coli-System (zum Beispiel maximal nur etwa 10
% der mit E. coli erzielten Ausbeute) und lag typischerweise bei
wenigstens 10 mg/Liter in der Schüttelflaschenkultur bei einer
Biomassekonzentration von etwa 10 g/Liter (berechnet als Trockenmasse
pro Liter des Kulturmediums) und bei wenigstens 30 mg/Liter in einem
gerührten Fermentergefäss im Labormassstab
bei einer Biomassekonzentration von etwa 30 g/Liter (berechnet als
Trockenmasse). Da der vorliegende Prozess noch Raum für eine Optimierung
hat, wird erwartet, dass eine Biomassekonzentration von bis zu 100
g/Liter (wie in der Literatur für
verschiedene P. pastoris-Fermentationsprozesse angeführt) und
eine entsprechende Trypsinogenkonzentration von etwa 0,1 g/Liter
im Kulturüberstand allein
durch Veränderung
einiger Parameter im Nährmedium
und in den Kulturbedingungen gut erreicht werden könnte.
-
Wenn
man in Betracht zieht, dass in unseren Versuchen der Kulturüberstand
nur sehr wenige andere Proteine enthielt, was die Abtrennung und
Reinigung beträchtlich
erleichtert (nur ein oder zwei Reinigungsschritte sind erforderlich),
und dass ferner keine Denaturierungs- oder Renaturierungsschritte
erforderlich waren (weil das ausgeschiedene Protein bereits korrekt
gefaltet war), war die schlussendliche Produktgesamtausbeute, die
mit dem Hefeverfahren erzielt werden kann, nicht so weit von der
mit dem E. coli-Verfahren erzielten entfernt.
-
Es
wird auch betont, das unter den vorerwähnten Expressions- und Kulturbedingungen
das ausgeschiedene Trypsinogen während
mehrerer Tage der Kultivierung im Kulturmedium stabil blieb. Eine
autokatalytische Aktivierung zu Trypsin wurde nicht beobachtet (wahrscheinlich
wegen des sauren pH-Wertes in der Zellkultursuspension, der im Bereich
von pH 2 bis pH 7,5 lag, was für
eine autokatalytische Umwandlung von Trypsinogen bei weitem nicht
optimal ist), ebenso wenig eine negative Auswirkung auf die Lebensfähigkeit
der Zelle. Daher wird angenommen, dass ein beträchtlicher Vorteil der vorliegenden
Erfindung über
die derzeitige neueste Technologie dadurch erreicht wird, dass verschiedene
unerwünschte
Vorkommnisse bei den Prozeduren vermieden werden, darunter (aber
nicht ausschliesslich) eine unkontrollierte Trypsinbildung, eine
Hemmung des Zellenwachstums, eine Beschleunigung der Zellenlysis,
Trypsin-Autoverdauung, Verunreinigung des Überstands durch Zellbestandteile
von lysierten Zellen, zusätzliche
Reinigungsschritte, Produktverunreinigung, Produktverluste usw.
-
Beispiel 2: Reinigung
von Trypsinogen aus Hefekulturüberständen
-
Der
Kulturüberstand
wurde abgekühlt
und zentrifugiert. Das Zellpellet wurde verworfen, und der Überstand
wurde ein weiteres Mal zentrifugiert. Der pH des Überstandes
wurde mit Essigsäure
auf 4,0 eingestellt, und 10 mM CaCl2 wurden
hinzugefügt.
Der Überstand
wurde direkt auf ein Harz TosoHaas Toyopearl SP550C (ein starker
Kationentauscher) geladen, und zwar bei einer Fliessgeschwindigkeit
von 100 cm/h entweder bei Raumtemperatur oder bei 4 °C. Die Säule wurde
mit 50 mM NaAc/HAc + 200 mM NaCl + 10 mM CaCl2 gewaschen.
Das Protein wird mit 50 mM NaAc/HAc + 400 mM NaCl + 10 mM CaCl2 eluiert. Die aus der Aktivität von Trypsin
bestimmte Ausbeute der Trypsinogengewinnung beträgt etwa 87 %.
-
Beispiel 3: Virusbehandlung
durch rekombinant erzeugtes menschliches Trypsin 1
-
Rekombinantes
menschliches Trypsin 1, das sowohl aus E. coli als auch aus P. pastoris,
wie oben beschrieben, hergestellt worden war, wurde für die Behandlung
von Influenzaviren verwendet, um die Infektivität des Virus in der Zellkultur
zu induzieren. Verschiedene Stämme
von Influenzaviren wurden in Vero/SF-Zellen verglichen. Die Wirkung
das rekombinanten menschlichen Trypsins wurde mit Schweine-Trypsin,
Rinder-Trypsin und
Rinder-Chymotrypsin verglichen.
-
Prozedur:
Nach Enfernen des Kulturüberstandes
wurden die Zellen pro Loch mit 50 μl der Virusverdünnung (1
: 1000, MOI etwa 0,01) infiziert. Nach 20 Minuten Inkubation bei
Raumtemperatur wurden pro Loch 500 μl eines Mediums hinzugefügt, das
zweifache Verdünnungen
verschiedener Proteasen enthielt. Die Trypsine unterschiedlichen
Ursprungs wurden auf die gleiche volumetrische Aktivität standardisiert,
die mit TAME (p-Toluolsulfonyl-t-arginin-Methylester)
als Substrat gemessen wurde. Typische Trypsinkonzentrationen waren:
0,03–1
TAME-Einheiten je ml der schlussendlichen Lösung. Eine TAME-Einheit ist
als die Menge Trypsin definiert, die 1 μmol p-Toluolsulfonyl-L-arginin-Methylester pro Minute
hydrolysiert.
-
Rekombinantes
menschliches Trypsin und Schweine-Trypsin gaben identische Ergebnisse,
beide waren dem Rinder-Trypsin und dem Chymotrypsin überlegen.
-
-