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Gebiet der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
1-[(Cyano)arylmethyl]cyclohexanol der allgemeinen Formel 1 aus Arylacetonitrilen
der allgemeinen Formel 3. Insbesondere betrifft die Erfindung die
Herstellung von 1-[Cyano(4-methoxyphenyl)methyl]cyclohexanol
der Formel 1b, mit R
1 = OMe und R
2 = H, das ein entscheidendes Zwischenprodukt
bei der Herstellung von Venlafaxine der allgemeinen Formel 2b mit
R
1 = OMe und R
2 =
H und der Salze davon darstellt, die allgemein bekannte, auf das
zentrale Nervensystem einwirkende Antidepressiva darstellen:
- a) R1 = H, R2 = H
- b) R1 = OMe, R2 = H
- c) R1 = OMe, R2 = OMe
- d) R1 = OMe, R2 = Cyclopentyloxy
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Hintergrund der Erfindung
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Bekannt
ist die Herstellung verschiedener 2-Aryl-(1-hydroxycyclohexyl)-acetonitrile
der Formel (1) [Husbands et al. US- PS Nr. 4 535 186 (1985) und
EP 0 112 669B ]
bei einer Ausbeute von < 50%
durch Kondensation von Arylacetonitrilen der Formel (3) mit Cyclohexanon
unter Verwendung von n-Butyllithium als Base bei –70°C [Sauvetre
et al. Tetrahedron 34 2135 (1978)].
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Die
GB-PS 2 227 743 A (1990) (Peter Gerald Shepherd) offenbart die Kondensation
von Verbindungen der Formel 3 mit Cyclohexanon unter Verwendung
von Lithiumdiisopropylamid in Kohlenwasserstofflösungsmitteln wie Hexan, Toluol
oder Cyclohexan bei Umgebungstemperatur unter Anhebung der Ausbeute
auf 79%.
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Die
Verwendung von Butyllithium ist bei der großtechnischen Herstellung sehr
ungünstig,
da es sehr gefährlich
ist. Da die Anlagen bei sehr niedrigen Temperaturen arbeiten müssen und
Butyllithium sehr teuer ist, ist dieses Verfahren für die industrielle
Herstellung ungeeignet.
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Das
Abstract von CN-A-1 225 356 (veröffentlicht
in Chemical Abstract 133: 17266) offenbart außerdem die Verwendung von organischen
Basen bei der Reaktion eines Phenylacetonitrils (4-Methoxyphenylacetonitril)
mit Cyclohexanon unter Gewinnung von 1-[2-Amino-1-p-methoxybenzyl)ethyl]cyclohexanol.
Die Reaktion erfordert zusätzlich
die Verwendung von NaBH4 und BF3.
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Die
WO 97/20810 offenbart ein Verfahren zur Herstellung von Arylbutylnitrilderivaten,
das die Reaktion einer Lösung
von 1,3-Dihalopropan und eines Cyanobenzylderivats in einem praktisch
dimethylsulphoxidfreien Lösungsmittl
mit einer Suspension oder einer Base wie Natriumhydroxid oder Kaliumhydroxid
in einem im Wesentlichen dimethylsulphoxidfreien Lösungsmittel
bei einer Temperatur von wenigstens 35°C umfasst. Die FR-PS 1 382 753
offenbart außerdem
ein Verfahren unter Verwendung von Dihaloalkanen als Alkylierungsmittel
und eines Alkalimetallhydroxids als Base bei Temperaturen von über 20°C.
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Aufgaben der
Erfindung
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Hauptaufgabe
der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung eines einfachen
und zweckmäßigen Verfahrens
zur Herstellung von Verbindungen der Formel 1(a–d).
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens
unter Umgehung teurer und gefährlicher
Reagenzien wie n-Butyllithium und Lithiumdiisopropylamid.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens
unter Umgehung teurer und gefährlicher
trockener Lösungsmittel
wie THF und Diethylether.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens,
das keine Aufarbeitungs- und Reinigungsprozesse wie Chromatographie
zur Isolierung der Produkte erforderlich macht.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens,
mit dessen Hilfe fast quantitative Produktausbeuten erzielt werden.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens,
das einfach, handhabungsfreundlich, billig und unbedenklich ist,
was eine großtechnische
Produktion ermöglicht.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft somit ein Verfahren zur Herstellung
von 1-[(Cyano)arylmethyl]cyclohexanol der allgemeinen Formel 1 (1a–d), bei
dem man Cyclohexanon mit den Carbanionen eines Arylacetonitrils
der allgemeinen Formel 3 (a–d)
- a) R1 = H, R2 = H
- b) R1 = OMe, R2 = H
- c) R1 = OMe, R2 = OMe
- d) R1 = OMe, R2 = Cyclopentyloxy
unter Verwendung einer
unter Natriumhydroxid und Kaliumhydroxid ausgewählten Base bei einer Temperatur im
Bereich von 0 bis 15°C über einen
Zeitraum im Bereich von 15 Minuten bis 120 Minuten umsetzt, die
Verbindung der Formel 1 isoliert und die Verbindung der Formel 1(a–d) durch
Kristallisation reinigt.
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Gemäß einer
Ausführungsform
der Erfindung wählt
man die verwendete Base aus der Gruppe, bestehend aus Natriumhydroxidpulver,
Kaliumhydroxidpulver, 10%iger wässriger
Natriumhydroxidlösung,
10%iger wässriger
Kaliumhydroxidlösung
und 50%iger wässriger
Natriumhydroxidlösung,
aus.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung liegt die Menge der verwendeten Base in einem Bereich
von 0,25 mol bis 1 mol.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung beträgt
die Menge der verwendeten Base 0,5 mol.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung wird die Umsetzung in An- oder Abwesenheit eines Phasentransferkatalysators
durchgeführt.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung wählt
man den verwendeten Phasentransferkatalysator aus der Gruppe, bestehend
aus Tetrabutylammoniumhydrogensulfat, Tetrabutylammoniumbromid, Tetrabutylammoniumchlorid,
Tetrabutylammoniumiodid und Benzyltriethylammoniumchlorid, aus.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung wählt
man das Arylacetonitril der Formel 3 aus der Gruppe, bestehend aus
Phenylacetonitril, 4-Methoxyphenylacetonitril, 3,4-Dimethoxyphenylacetonitril
und 3-Cyclopentyloxy-4-methoxyphenylacetonitril, aus.
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Detaillierte
Beschreibung der Erfindung
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
wird durch die nachfolgenden Beispiele näher beschrieben, die jedoch
nur illustrierenden Charakter haben und nicht den Umfang der Reaktion
auf irgendeine Weise einschränken
sollen.
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Beispiel 1
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Phenylacetonitril
3a (11,7 Teile, 0,1 mol) wurden in einen Becher gegeben und auf
0°C abgekühlt. Danach
wurden Kaliumhydroxidpulver (0,28 Teile, 0,05 mol, als katalytische
Menge) und Tetrabutylammoniumiodid 0,37 Teile, 0,01 mol) zugegeben
und intensiv gemischt. Nach 5 Minuten wurde bei 0°C langsam
Cyclohexanon (9,8 Teile, 0,1 mol) zugesetzt. Das Gemisch erstarrte
dann plötzlich
nach 15-minütigem
starkem Rühren. In
diesem Stadium wurden 100 Teile Wasser zugesetzt, wonach man das
Reaktionsgemisch während
einer weiteren Stunde rührte,
um die Umsetzung zum Abschluss zu bringen. Das Produkt, und zwar
Cyano[(aryl)methyl]cyclohexanol 1a wurde durch Absaugen filtriert,
mit Wasser (3 × 100
Teile) gewaschen und bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Die Ausbeute
betrug 18,7 Teile (87%). Es wurde aus Ethylacetat und Petrolether umkristallisiert,
wodurch man glänzende
weiße
Kristalle mit einem Schmelzpunkt von 101–2°C erhielt. Analyse: NMR (200
Mhz, CDCl3) δ 7,4 (s, 5H, aromatisch); 3,80
(s, 1H CH CN); 1,59 (m, 10H Cyclohexyl); 1,24 (br s, 1H), M + 215.
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Beispiel 2
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4-Methoxyphenylacetonitril
3b (147 Teile, 1 mol) wurden auf 0°C abgekühlt und mit 10%iger wässriger Natronlauge
(100 Teile, 0,25 mol) stark gerührt.
Anschließend
wurde in einer Portion Tetrabutylammoniumhydrogensulfat (4,0 Teile,
0,1 mol) unter Rühren
zugesetzt. Das Reaktionsgemisch wurde dann auf 15°C erwärmt, wonach
innerhalb von 10 Minuten rasch Cyclohexanon (100 Teile, 1,02 mol)
zugegeben wurde, wobei darauf geachtet wurde, dass die Temperatur
des Reaktionsgemisches unter 15°C
blieb. Es setzte sich dann ein dicker, glatter Feststoff ab. Dieser
wurde dann pulverisiert, wonach zur Erleichterung des Rührens Wasser (1000
Teile) zugesetzt wurde. Es wurde dann 2 Stunden weiter gerührt. Nach
Abschluss der Reaktion (dünnschichtchromatographisch
ermittelt) wurde der Feststoff abfiltriert, solange gewaschen, bis
kein Alkali mehr festzustellen war und bis zur Gewichtskonstanz
getrocknet. Die Ausbeute betrug 162 Teile (97,6%). Das Produkt 1-Cyano[(4-methoxyphenyl)methyl]cyclohexanol
1b wurde aus Ethylacetat und Petrolether umkristallisiert, wodurch
man glänzende
weiße
Nadeln mit einer Reinheit von > 99%
(nachgewiesen durch HPLC) erhielt. Der Schmelzpunkt lag bei 125–6°C (der Literatur-Schmelzpunkt
liegt bei 123–5°). Analyse: 1HNMR (CDCl3) δ 7,32, 6,95
(4H, q, p-subst. aromat.), 3,8 (3H, s -OCH3);
3,76 (1H, sm CH CN); 1,56 (10 H, m, aliphatisches Cyclohexyl); M
+ 245.
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Beispiel 3
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3,4-Dimethoxyphenylacetonitril
3c (0,885 Teile, 0,005 mol) wurde in einem Becher auf 15°C erwärmt und
mit Natriumhydroxidpulver (0,100 Teile, 0,25 mol) stark gerührt. Diesem
Gemisch wurden dann Trimethylbenzylammoniumchlorid (0.028 Teile,
0,003 mol) und anschließend
Cyclohexanon (0,5 Teile, 0,005 mol) zugesetzt. Anschließend wurde
während
2 Stunden weitergerührt,
wonach man über
Nacht bei 0°C
weiter reagieren ließ.
Nach Zugabe von Wasser (5 ml) schied sich ein Feststoff ab, der
abfiltriert, mit Wasser gewaschen und getrocknet wurde. Die Ausbeute
betrug 0,976 Teile (71%). Das Produkt 1-Cyano[(3,4-dimethoxyphenyl)methyl]acetonitril
1c wurde aus Ethylacetat umkristallisiert, wodurch man feine Nadeln
erhielt. Sp. 134–5°C. NMR: (CDCl3) δ 6,85
(m, 3H, aromat.), 3,87 (s, 3H OCH3); 3,86
(s, 3H OCH3); 3,69 (s, 1H, CHCN); 1,59 (m,
10H, Cyclohexyl); 1,24 bs, 1H, OH); M + 275.
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Beispiel 4
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3-Cyclopentyloxy-4-Methoxyphenylacetonitril
3d (0,3 Teile, 0,00129 mol) wurde auf 0°C abgekühlt und mit einer 50%igen Lösung aus
Natriumhydroxid (0,1 Teile, 0,00125 mol) und Tetrabutylammoniumhydrogensulfat
(0,044 Teile, 0,000129 mol) gerührt.
Nach 10 Minuten wurde Cyclohexanon (0,129 Teile, 0,0013 mol) zugesetzt
und während
2 Stunden weiter gerührt,
um die Umsetzung zum Abschluss zu bringen. Das Produkt 1-Cyano-[(3-cyclopentyloxy,
4-Methoxypohenyl)methyl]cyclohexanol 1d wurde durch Filtration isoliert,
gewaschen und als niedrig schmelzender Feststoff getrocknet. NMR
(CDCl3) δ 6,8
(m, 3H, aromat.); 4,75 (br, S, 1H, O-CH-); 3,6 (s, 3H, OMe); 3,59
(s, 1H, CH-CN); 1,5–2
(m, 18H, Cyclopentyl und Cyclohexyl) M–329.
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Beispiel 5
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4-Methoxyphenylacetonitril
1b (1,47 Teile, 0,1 mol) wurde auf 0°C abgekühlt und mit Natriumhydroxidpulver
(0,02 Teile, 0,05 mol) gerührt.
Dem Gemisch wurde dann Tetrabutylammoniumiodid (0,036 Teile, 0,01 mol)
zugegeben und mit Cyclohexanon (0,98 Teile, 0,1 mol), wie oben beschrieben,
kondensiert. Das Produkt 1b wurde durch Filtrieren isoliert und
gewaschen, wonach man nach Rühren
des Reaktionsgemisches während
10 Minuten den getrockneten Feststoff erhielt. Ausbeute (2, 2 Teile,
89,7%).
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Beispiel 6
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4-Methoxyphenylacetonitril
1b (1,47 Teile, 0,1 mol) wurde auf 0°C abgekühlt und mit Natriumhydroxidpulver
(0,100 Teile, 0,025 mol) ohne Phasentransferkatalysator gerührt. Nach
Dickwerden des Reaktionsgemisches wurde Cyclohexanon (0,98 Teile,
0,1 mol) zugesetzt, wonach man das Reaktionsgemisch während weiterer
10 Minuten rührte,
bis sich ein Feststoff abschied. Das Produkt 1b wurde wie oben beschrieben
isoliert. Ausbeute 1,91 Teile (78%).
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Die
Vorteile der vorliegenden Erfindung sind folgende:
Die vorliegende
Erfindung vermeidet die Verwendung teurer und gefährlicher
Reagenzien wie n-Butyllithium und Lithiumdiisopropylamid.
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Die
vorliegende Erfindung vermeidet auch die Verwendung trockener Lösungsmittel
wie THF und Diethylether, welche ebenfalls teuer und gefährlich sind.
Das vorliegende Verfahren kann in Wasser oder sogar unter lösungsmittelfreien
Bedingungen durchgeführt
werden.
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Die
vorliegende Erfindung umfasst keine Aufarbeitungs- und Reinigungsverfahren
wie Chromatographie zur Isolierung der Produkte.
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Die
vorliegende Erfindung vermeidet den Nachteil der Durchführung der
Reaktion bei sehr niedrigen Temperaturen.
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Die
vorliegende Erfindung braucht nicht unter Inertatmosphäre durchgeführt zu werden.
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Die
vorliegende Erfindung beschreibt ein Verfahren, durch das annähernd quantitative
Produktausbeuten erzielt werden.
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Die
vorliegende Erfindung beschreibt ein Verfahren, das aufgrund seiner
Einfachheit, leichter Handhabung und Unbedenklichkeit für die großtechnische
Erzeugung in Frage kommt.
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Die
vorliegende Erfindung ist dank eines einfachen, kurzen und wirtschaftlichen
Verfahrens für
die Herstellung der Verbindung 1 überaus geeignet.