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Die
Erfindung betrifft das Gebiet der Zellkultur von menschlichen Keratinozyten-Vorläuferzellen und
dermalen Fibroplastzellen, wobei die kultivierten Keratinozyten-Vorläuferzellen
zur Reparatur von Hautdefekten mittels Hauttransplantationsverfahren verwendet
werden können.
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Das
Verheilen von Hautdefekten durchläuft drei allgemeine Phasen:
(i) Entzündung,
(ii) Wundzellenmigration und -mitose und (iii) extrazelluläre Matrixproduktion
und Remodellierung. Man geht davon aus, daß die geordnete Reihenfolge
dieser Vorgänge durch
Wechselwirkungen zwischen Zellen, Wachstumsfaktoren und extrazellulären Matrixproteinen aufeinander
abgestimmt und gesteuert werden. Ein entscheidender Schritt der
Hautwundheilung ist die epidermale Regenerierung (d.h. die Epithel-Neubildung).
Neben interfollikulären
epidermalen Keratinozyten von den Wundrändern tragen auch die Zellen der äußeren Wurzelscheide
(ÄWS) von
residualen Haarfollikeln zu diesem Prozeß bei (siehe zum Beispiel Eisen
und Mitarbeiter, 15 J. Invest. Dermatol. 145–155 (1995)). Die ÄWS von Haarfollikeln
besteht größtenteils
aus undifferenzierten Keratinozyten, die die zylindrischen Strukturen
der gehärteten
inneren Wurzelscheide und des Haarschaftes umschließen (siehe
beispielsweise Montagna und Parakkal in: The Structure and Function
of Skin, 172–258
(Academic Press New York, NY, 1974)). In der Literatur neueren Datums
wird auch darauf hingewiesen, daß die ÄWS-Zellen in geringerem Maße an der
Differenzierung beteiligt sind als die basalen interfollikulären Keratinozyten
(siehe beispielsweise Coulombe und Mitarbeiter, 109 J. Cell Biol.
2295–2312
(1989); Limat und Mitarbeiter, 194 Exp. Cell Res. 218–227 (1991); Limat
und Mitarbeiter, 275 Cell Tissue Res. 169–176 (1994), und es wurden
sowohl beim Tier als auch beim Menschen Marker-tragende Zellen in
der ÄWS-Region
nahe dem Wulstbereich nachgewiesen, die möglicherweise Stammzellen für Hautepithelialgewebe
darstellen (siehe zum Beispiel Cotsarelis und Mitarbeiter, 61 Cell
1329–1337
(1990); Kobayashi und Mitarbeiter, 90 Proc. Nat. Acad. Sci. USA 7391–7395 (1993);
Yang und Mitarbeiter, 105 J. Invest. Dermatol. 14–21 (1993);
Rochat und Mitarbeiter, 76 Cell 1073–1076 (1994); Moll, 105 J.
Invest. Dermatol. 14–21
(1995)). Außerdem
können menschliche ÄWS-Zellen,
die von ausgerupften anagenen Kopfhaarfollikeln isoliert werden,
extensiv in vitro expandiert werden (siehe zum Beispiel Weterings
und Mitarbeiter, 104 Brit. J. Dermatol. 1–5 (1981); Limat und Noser,
87 J. Invest. Dermatol. 485–488
(1986); Imcke und Mitarbeiter, 17 J. Am. Acad. Dermatol. 779–786 (1987);
Limat und Mitarbeiter, 92 J. Invest. Dermatol. 758–762 (1989)).
Unter herkömmlichen
Submerskulturbedingungen ähneln ÄWS-Zellen
interfollikulären
epidermalen Keratinozyten sowohl nach morphologischen als auch nach
biochemischen (zum Beispiel Keratinprofil-) Kriterien (siehe zum
Beispiel Stark und Mitarbeiter, 35 Differentiation 236–248 (1987);
Limat und Mitarbeiter, 92 J. Invest. Dermatol. 758–762 (1989);
Limat und Mitarbeiter, 642 Ann. N.Y. Acad. Sci. 125–147 (1991)).
In organotypischen Co-Kulturen mit menschlichen dermalen Fibroplasten
(d.h. unter Bedingungen, in denen die epidermale Umgebung nachgeahmt
wird) entwickeln ÄWS-Zellen
im Hinblick auf histologische, immunohistologische, ultrastrukturelle
und biochemische Kriterien ein Schichtepithel, das an eine sich
regenerierende Epidermis erinnert (siehe beispielsweise Lenoir und
Mitarbeiter, 130 Dev. Biol. 610–620 (1988);
Limat und Mitarbeiter, 194 Exp. Cell Res. 218–227 (1991); Limat und Mitarbeiter,
642 Ann. NY. Acad. Sci. 125–147
(1991)). Wenn solche organotypischen Kulturen auf nackte Mäuse transplantiert werden,
so bilden ÄWS-Zellen
eine normale Neoepidermis, die sich unter homöostatischer Kontrolle befindet
(siehe zum Beispiel Limat und Mitarbeiter, 59 Transplantation 1032–1038 (1995)).
Somit sind ÄWS-Zellen für die klinische
Anwendung von großem
Interesse.
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In
den zurückliegenden
zehn Jahren hat sich das Interesse auf die Verwendung kultivierter
Epithelialzellen zur Wundabdeckung konzentriert. Zuerst wurden Lagen
aus kultivierten autologen interfollikulären Keratinozyten erfolgreich
auf akute Wunden transplantiert, überwiegend zur Behandlung größerer drittgradiger
Verbrennungen (siehe beispielsweise O'Connor und Mitarbeiter, 1 Lancet 75–78 (1981); Compton
und Mitarbeiter, 60 Lab. Invest. 600–612 (1989)), aber auch zur
Behandlung von Epidermolysis bullosa (siehe beispielsweise Carter
und Mitarbeiter, 17 J. Am. Acad. Dermatol. 246–250 (1987)), Pyoderma gangrenosum
(siehe beispielsweise Dean und Mitarbeiter, 26 Ann. Plast. Surg.
194–195
(1991), Limova und Mauro, 20 J. Dermatol. Surg. Oncol. 833–836 (1994)))
und Wunden nach der Exzision angeborener großflächiger Muttermale (siehe beispielsweise
Gallico und Mitarbeiter, 84 J. Plast. Reconstr. Surg. 1–9 (1989))
oder der Trennung siamesischer Zwillinge (siehe beispielsweise Higgins
und Mitarbeiter, 87 J. Royal Soc. Med. 108–109 (1994)).
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Im
Gegensatz zur Behandlung solcher akuter Wunden war die Transplantation
von kultivierten Keratinozyten auf chronische Wunden (zum Beispiel Beingeschwüre) bisher
weit weniger erfolgreich. Allogene Transplantate führen zu
keiner dauerhaften Annahme (siehe beispielsweise Fabre, 29 Immunol. Lett.
161–166
(1991)) und können
darum als ein "recht
effektiver, aber teurer biologischer Wundverband" klassifiziert werden (siehe Phillips
und Mitarbeiter, 21 J. Am. Acad. Dermatol. 191–199 (1989). Eine reproduzierbare,
größere, definitive
Annahme autologer Keratinozyten, die mittels verschiedener Modalitäten transplantiert
wurden, darunter: Lagen submerser Keratinozytkulturen, die nur aus
eini gen wenigen, nicht-verhornten Zellschichten bestehen (Hetton
und Mitarbeiter, 14 J. Am. Acad. Dermatol. 399–405 (1986); Leigh und Purkis,
11 Clin. Exp. Dermatol. 650–652
(1986); Leigh und Mitarbeiter, 117 Brit. J. Dermatol. 591–597 (1987);
Harris und Mitarbeiter, 18 Clin. Exp. Dermatol. 417–420 (1993)),
trypsinierte Einzelzellen, die an Collagen-beschichtete Wundverbände angehaftet
sind (Brysk und Mitarbeiter, 25 J. Am. Acad. Dermatol. 238–244 (1991))
und Hautäquivalente
(Mol und Mitarbeiter, 24 J. Am. Acad. Dermatol. 77–82 (1991)),
müssen
in der wissenschaftlichen Literatur erst noch überzeugend belegt werden. Der
gleiche Mangel an quantitativen Befunden gilt auch für verschiedene
Berichte über
das Transplantieren von frisch isolierten, autologen interfollikulären Keratinozyten
(Hunyadi und Mitarbeiter, 14 J. Dermatol. Surg. Oncol. 75–78 (1988))
oder ÄWS-Zellen
(Moll und Mitarbeiter, 46 Hautarzt 548–552 (1995)), die mit Hilfe
eines Fibrinklebers am Wundbett befestigt werden. Es ist jedoch
zu beachten, daß die
Nachteile des bovinen Serums, das während der Kultivierung der
Keratinozyten verwendet wird, zur Verringerung der Annahmerate beitragen können, was
daran liegt, daß es
in Keratinozyten resistiert (siehe beispielsweise Johnson und Mitarbeiter,
11 J. Burn Care Rehab. 504–509
(1990)).
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DE-A-19651992
beschreibt die Kultivierung von Zellen der äußeren Wurzelscheide in 3–60%-igem
autologem oder homologem Serum zur Herstellung dermaler Äquivalente.
Die dermalen Äquivalente
können
auf Hyaluronsäuremembranen oder
einem anderen biologisch abbaubaren Material vor der Transplantation
gesät werden,
um die Handhabung zu optimieren.
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Lenoir-Viale,
M. C. (Arch. Dermatol. Res. 1993, 285: Seiten 197–204) beschreibt
die in-vitro-Präparierung
einer rekonstruierten Epidermis aus der äußeren Wurzelscheide menschlicher
Haarfollikel. Die rekonstruierte Epidermis wird als ein wertvolles
und vielversprechendes Hilfsmittel für pharmakologische Studien
beschrieben und kann ein Modell für die Wundheilung darstellen.
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Limat,
A. (1. of Investigative Dermatology 2000, 7. Nov., Seiten 128–134) beschreibt
die Kultivierung von Haarfollikeln (wobei die Haarzwiebeln und die
infundibulären
Teile entfernt wurden) zum Herstellen epidermaler Äquivalente
und deren Verwendung zur Behandlung chronischer Beingeschwüre.
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Eine
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung verbesserter
und vereinfachter Verfahren für
die Gewinnung von Keratinozyten oder Keratinozyten-Vorläufern aus
Zellen der äußeren Wurzelscheide
(ÄWS-Zellen) unter vollständig definierten
Kulturbedingungen für
die Behandlung verschiedener Arten von Hautdefekten (zum Beispiel chronischer
Wunden wie beispielsweise Beingeschwüre, diabetische Geschwüre, Druckgeschwüre und dergleichen)
sowohl beim Menschen als auch beim Tier. Neben ihrer Verwendung
zur Wundbehandlung können
Keratinozyten auch in der plastischen und kosmetischen Chirurgie
Anwendung finden, oder wo immer Bedarf an einer solchen Hautunterstützung besteht
(beispielsweise postoperativ nach der Entfernung von Tätowierungen,
Muttermalen, Hautkrebs, Papillomen, nach Amputationen, bei Geschlechtsumwandlung
und Revirgination, Rejuvinierung strahlengeschädigter Haut nach Hautoberflächenerneuerungen,
Tympanoplastik, Epithelisierung des äußeren Gehörgangs und dergleichen).
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird darum ein Verfahren bereitgestellt, wie es in Anspruch
1 unten beansprucht wird.
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Ausgerupfte,
anagene oder wachsende Haare können
explantiert und in toto auf mikroporösen Membranen kultiviert werden,
die menschliche Fibroplast-Feederzellen an ihrer Unterseite tragen.
Aus solchen Primärkulturen lassen
sich ÄWS-Zellen
auf einfache Weise und wiederholt in großer Zahl gewinnen, und zwar
unabhängig
vom chronologischen Alter des Spenders. Solche ÄWS-Zellen können für die anschließende Herstellung
komplexer Haut, d.h. dermo-epidermaler oder epidermaler Äquivalente,
verwendet werden oder können
in gefrorenem Zustand gehalten und aufbewahrt werden, um sie zu
einem späteren
Zeitpunkt zu verwenden.
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Die
anschließende
Gewinnung von Haut oder epidermalen Äquivalenten kann durch das "Säen" dieser ÄWS-Zellen auf eine modifizierte mikroporöse Membran
bewerkstelligt werden, die Fibroplast-Feederzellen (ganz besonders
bevorzugt menschliche dermale Fibroplast-"Feederzellen", deren Wachstum
zum Stillstand gekommen oder eingeschränkt ist) an ihrer Unterseite
trägt.
Während
der Kultivierung vollzieht sich bei diesen ÄWS-Zellen eine Zelldifferenzierung, von
der nachgewiesen wurde, daß sie
derjenigen von normaler Epidermis ähnelt. Dieser Befund hat seine
Ursache höchstwahrscheinlich
in einem großen
Kompartiment proliferierender Zellen. Die im vorliegenden Text offenbarten modifizierten
Kulturbedingungen sind wichtig für
die erfolgreiche Behandlung chronischer Wunden mit epidermalen Äquivalenten,
die in vitro aus autologen ÄWS-Zellen
gewonnen werden.
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Aus ÄWS gewonnene
Keratinozyten können kultiviert
werden, indem man das anagene Haar auf einer polymeren, mikroporösen Membran
anhaftet, die mit einem oder mehreren Molekülen extrazelluären Matrixursprungs
beschichtet ist. Diese verbesserten Kulturen aus ÄWS-Zellen, die als Hautäquivalente
oder epidermale Äquivalente
gedacht sind, können
zur Behandlung von Hautdefekten, insbesondere chronischer Wunden,
verwendet werden.
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Die
Verwendung einer verringerten Konzentration von allogenem oder homologem
Serum gemäß der Erfindung mindert
deutlich das Risiko der Übertragung
von Krankheiten, beispielsweise durch die klinische Verwendung von
Blutprodukten, durch die Verwendung von autologem oder homologem menschlichen
Serum und Substanzen, die aus Blutbestandteilen gewonnen oder freigesetzt
wurden (beispielsweise Blutplättchen),
für Supplemente
in in-vitro-Kultivierungsschritten.
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Zu
den klinischen Vorteilen der Verwendung epidermaler oder komplexer
Hautäquivalente
der vorliegenden Erfindung gehören
beispielsweise Nicht-Invasivität
(so daß die
Zellen wiederholt zur Verfügung
stehen), das Nichtvorhandensein der Notwendigkeit chirurgischer
Einrichtungen oder Anästhesie
während
des Transplantierens und ein kurzer erforderlicher Immobilisierungszeitraum
von 2 Stunden im Anschluß an
die Transplantation.
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Sofern
nicht anders definiert, haben alle im vorliegenden Text verwendeten
Fachbegriffe und wissenschaftlichen Begriffe die gleichen Bedeutungen,
wie sie der Durchschnittsfachmann auf dem Gebiet, zu dem diese Erfindung
gehört,
gemeinhin versteht. Obgleich jegliche Verfahren und Materialien, die
den im vorliegenden Text beschriebenen ähnlich oder gleichwertig sind,
zur Durchführung
der vorliegenden Erfindung verwendet werden können, werden die bevorzugten
Verfahren und Materialien nun beschrieben. Alle im vorliegenden
Text zitierten Publikationen werden in ihrem Vollen Umfang durch
Bezugnahme in den vorliegenden Text aufgenommen.
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Der
Begriff "Keratinozytschicht" im Sinne des vorliegenden
Textes meint eine in vitro hergestellte Keratinozytgewebekultur
mit mehr oder weniger differenzierter Struktur. Der Begriff "epidermales Äquivalent" im Sinne des vorliegenden
Textes meint eine in vitro hergestellte organotypische Gewebekultur, deren
histologische Struktur der natürlichen
Epidermis ähnelt,
insbesondere im Hinblick auf die Stratifizierung und Entwicklung
der Hornschicht. Eine normale Schichtepidermis besteht aus einer
Basalschicht aus kleinen Würfelzellen,
mehreren stacheligen Schichten aus schrittweise abgeflachten Zellen, einer
hervorstehenden Körnerschicht
und einer orthokeratotischen Hornschicht. Alle diese Schichten lassen
sich in den epidermalen Äquivalenten
feststellen, die den Gegenstand der Erfindung bilden. Die Anordnung
jener epidermalen Differenzierungsprodukte, die immunhistochemischen
Assays unterzogen wurden (beispielsweise Keratine, Involucrin, Filaggrin,
Integrine), ähnelt
derjenigen, die man in normaler Epidermis findet.
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Der
Begriff "autolog" im Sinne des vorliegenden
Textes meint: (i) daß zu
transplantierendes biologisches Material von dem Individuum gewonnen wird,
das mit epidermalen Äquivalenten
behandelt werden soll; oder (ii) daß biologisches Material, das Gewebekulturen
beigegeben wird, vom Spender der Zellen für die Gewebekultur stammt.
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Der
Begriff "homolog" im Sinne des vorliegenden
Textes meint: (i) daß zu
transplantierendes biologisches Material von einem oder mehreren
Individuen der gleichen Spezies wie das Individuum, das mit epidermalen Äquivalenten
behandelt werden soll, gewonnen wird; oder (ii) daß biologisches
Material, das Gewebekulturen beigegeben wird, von einem oder mehreren
Individuen der gleichen Spezies wie der Spender der Zellen für die Gewebekultur
stammt.
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Der
Begriff "organotypische
Kultur" und dergleichen
meint eine Zellkultur unter Bedingungen, die eine Differenzierung
der Zellen fördern.
Unter Bedingungen einer organotypischen Kultur wird die Proliferierung
der Zellen im Vergleich zu einer Kultur unter "proliferativen" Bedingungen, wie beispielsweise Primärkulturbedingungen,
verlangsamt und kann vollständig
gestoppt werden. Im vorliegenden Fall ist eine wichtige Bedin gung
für eine
organotypische Kultur das Halten der Zellen an der Grenzfläche zwischen
Luft und Flüssigkeit
(ein sogenannter "Aufschwimm"-Kultivierungszustand).
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Der
Begriff "aus Blutbestandteilen
freigesetzter Stoff" (beispielsweise
aus Blutplättchen)
im Sinne des vorliegenden Textes meint jegliche Kombination von
Cytokinen oder sonstigen Wachstumsfaktoren, die aus Blutbestandteilen
(beispielsweise Blutplättchen)
gewonnen werden. Blutplättchen,
die zum Beispiel mit Thrombin stimuliert werden, setzen den Inhalt
ihrer Alphakörner
in das umgebende Medium frei. Alphakörner enthalten in der Regel
verschiedene Cytokine (beispielsweise aus Blutplättchen gewonnener Wachstumsfaktor
(PDGF), epidermaler Wachstumsfaktor (EGF), von transformierten Zellen gebildete
Wachstumsfaktoren Alpha und Beta (TGF alpha/beta), Blutplättchenfaktor
4 (PF-4), Blutplättchenbasisprotein
(PBP)). Es ist jedoch möglich,
Cytokine und weitere Wachstumsfaktoren aus Blutplättchen auch
mittels anderer Verfahren als durch Stimulierung mit Thrombin zu
gewinnen. Darüber
hinaus produzieren auch andere Blutbestandteile Wachstumsfaktoren
und Cytokine. Monocyten zum Beispiel produzieren IL-1, TNF alpha,
IL-6 und weitere
interessierende Substanzen.
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Allgemeines Verfahren
zum Herstellen epidermaler Äquivalente
aus ÄWS-Zellen
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Keratinozyten-Vorläuferzellen
können
aus der äußeren Wurzelscheide
(ÄWS) von
anagenem oder wachsendem Haar ausgewählt werden, das von dem Individuum
stammt, das anschließend
mit epidermalen Äquivalenten
behandelt werden soll. Im allgemeinen werden ungefähr 40 Haarfollikel
aus der Kopfhaut gerupft, und dann werden diejenigen in der anagenen
Phase (d.h. mit einem wachsenden Haarschaft) unter dem Seziermikroskop
ausgewählt.
Insgesamt sind in der Regel vier Wochen Kultivierung nötig, um
ungefähr
1 cm2 an epidermalen Äquivalenten aus fünf Haarfollikeln
zu erhalten. Allerdings kann es mit verbesserten Kultivierungs-
und Fermentierungstechniken möglich
sein, eine höhere
Ausbeute (d.h. eine größere Fläche epidermaler Äquivalente innerhalb
dieses Zeitraums) zu erhalten.
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Das
bisherige Standardverfahren für
die Herstellung einer Primärkultur
aus ÄWS-Keratinozyten bestand
darin, ein anagenes Haar (d.h. mit einem wachsenden Haarschaft)
auszureißen,
gefolgt von einer sorgfältigen
mikroskopischen Sezierung zum Entfernen der Haarzwiebeln und des
infundibulären Haarschaftes.
Die resultierende äußere Wurzelscheide
(ÄWS) wurde
dann auf den Kultureinsatz gelegt, um die primäre Keratinozytkultur zu initiieren.
Jedoch haben zahlreiche anschließende Studien (ungefähr 200),
bei denen das anagene Haar direkt auf den Kultureinsatz gelegt wurde,
ohne mittels der anfänglichen
Mikrosezierung die Haarzwiebeln und den infundibulären Haarschaft
zu entfernen, gezeigt, daß eine
solche mühsame
und zeitaufwändige
Sezierung des ausgerupften anagenes Haares nicht notwendig ist.
Das hat zu einer deutlichen Vereinfachung des Handhabungsverfahrens,
zu einer Verringerung des Kontaminierungsrisikos und zu einer effizienteren
Initiierung der Keratinozytzellplattierung geführt.
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Die
ausgewählten
anagenen Haare können in
einem geeigneten Spülpuffer
inkubiert werden, der verschiedene antimikrobielle und antifungale
Wirkstoffe enthält
(beispielsweise Fungizon, Penicillin und Streptomyzin). Im Anschluß an dieses
Verfahren kann das gesamte ausgerupfte anagene Haar direkt auf den
Kultureinsatz gelegt werden, wo man es mehrere Tage wachsen läßt, bevorzugt
7–14 Tage und
besonders bevorzugt 8 bis 10 Tage. Ein optionaler zusätzlicher
Schritt beinhaltet die Passage der Primärkultur und das Züchten einer
Sekundärkultur,
um mehr Zellmaterial für
die Herstellung größerer Bereiche
epidermaler Äquivalente
zu erhalten.
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Der
Kultureinsatz, eine mikroporöse
Membran, die mit einer oder mehreren extrazellulären Matrixsubstan zen beschichtet
ist (zum Beispiel Fibrin, Fibronektin, Collagene, Laminine oder
Hyaluronan oder Gemische daraus), kann ein in seinem Wachstum gestopptes
oder gehemmtes Feederzellensystem an seiner Unterseite tragen. Die
Beschichtung des Membraneinsatzes mit solchen extrazellulären Matrixsubstanzen
sorgt für:
(i) eine optimierte Kulturoberfläche
für das
anfängliche
Anhaften des anagenen Haares (d.h. es klebt leicht an und bleibt
an seinem Platz); (ii) eine Oberfläche, die deutlich die Migration
der ÄWS-Keratinozyten
von den anagenen Haarfollikeln der äußeren Wurzelscheide (ÄWS) weg verbessert;
und (iii) erhöhte
Wachstumsraten der sich ausbreitenden ÄWS-Keratinozyten (d.h. die
Gesamtkulturzeit, die für
die Produktion vollständig
differenzierter Haut oder epidermaler Äquivalente benötigt wird,
kann von vier auf drei Wochen verkürzt werden).
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Das
oben erwähnte
in seinem Wachstum gestoppte oder gehemmte Feederzellensystem an
der Unterseite der mikroporösen
Einsatzmembran kann primäre
dermale Fibroplasten aufweisen, die aus einer Biopsie menschlicher
Haut gewonnen wurden. Die primären
dermalen Fibroplasten können
vor ihrer Verwendung als "Feederzellenschicht" für das ausgerupfte
anagene Haar 4 bis 6 Stunden lang mit Mitomyzin-C behandelt werden
und dann an die Unterseite des Kultureinsatzes plattiert werden.
Der Wachstumsstopp oder die Wachstumshemmung kann entweder durch
Mitomyzin-C oder Röntgenbestrahlung
oder eine reduzierte Serumkonzentration von unter 5%, bevorzugt
2%, hervorgerufen werden. Es ist anzumerken, daß, obgleich einige Kulturen
unter Verwendung von 10%-igem Kalbsfötenserum durchgeführt wurden
(FCS; Boehringer Mannheim, Deutschland), festgestellt wurde, daß die derzeitige Verwendung
von menschlichem Serum zum Zweck der Verringerung der Anzahl allogenischer
Bestandteile zu einer deutlich überlegenen
Keimung und Proliferierung der ÄWS-Zellen
führt.
Des Weiteren wird das menschliche Serum in einer Konzentration von weniger
als 5% verwendet, bevorzugt in einer Konzentration von 2%. In Gegenwart
solch geringer Serumkonzentrationen wird das Wachstum der primären menschlichen
dermalen Fibroplasten der vorliegenden Erfindung deutlich oder vollständig gestoppt. Auf
diese Weise können
zwei teure und möglicherweise
verkomplizierende Schritte in dem autologen ÄWS-Kultursystem wegfallen.
Die zwei verkomplizierenden Schritte sind: (i) der Wegfall hoher
Serumkonzentrationen von über
5%, wodurch die Gesamtkosten des Verfahrens deutlich gesenkt werden,
und (ii) der Wegfall der Behandlung mit Mitomyzin-C, wodurch ein
vollständig
Mitomyzin-C-freies Kultursystem entsteht und alle Bedenken hinsichtlich
der vollständigen
Beseitigung des Arzneistoffs aus den Primärkultureinsätzen vor dem Wachstum der epidermalen Äquivalente
ausgeräumt
sind. Außerdem
kann durch die Verwendung reduzierter Serumkonzentrationen das alternative
Feederzellenstoppverfahren (d.h. der Röntgenbestrahlungsschritt) wegfallen,
wodurch spürbare
Zeit- und Kosteneinsparungen im Gesamtverfahren realisiert werden.
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Nach
der Expansion der ÄWS-Zellen
auf eine geeignete Dichte (d.h. 1 × 103 bis
1 × 106 Zellen/cm2, und
bevorzugt 5 × 104 bis 1 × 105 Zellen/cm2) werden
sie zum Herstellen epidermaler Äquivalente verwendet.
Vorzugsweise läßt man die
Zellen konfluent wachsen. Die epidermalen Äquivalente werden durch Aussäen von ÄWS-Zellen in einer geeigneten Zellendichte
(von 30 × 103 bis 100 × 103 Zellen/cm2, bevorzugt 60 × 103 Zellen/cm2) in einer Kulturvorrichtung hergestellt,
die dafür
geeignet sein kann, die Zellen während
der Kultivierung bis zur Grenzfläche zwischen
Luft und Flüssigkeit "aufschwimmen" zu lassen. Anschließend können die ÄWS-Zellen einen bis
vier Tage nach dem Säen
(bevorzugt 3 Tage nach dem Säen)
mit Luft in Kontakt gebracht werden (beispielsweise durch Absaugen
des Mediums im Inneren des Einsatzes), woraufhin die Kulturen etwa 10–20 Tage
lang, und bevorzugt 14–18
Tage lang, in diesem "Aufschwimm"-Kultivierungszustand
weitergeführt
werden. Das Medium kann während
der aufschwimmenden Kultur periodisch gewechselt werden, bevorzugt
alle zwei bis drei Tage.
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Die
vorliegende Erfindung umfaßt
auch Hautäquivalente,
die zusätzliche
Schichten enthalten und so komplexere Strukturen sind als epidermale Äquivalente.
Hautäquivalente
enthalten differenzierte ÄWS-Zellen
als ihren epidermalen Teil und auch eine Schicht, die eine Matrixkomponente
aufweist, vorzugsweise eine, die eingebettete dermale Fibroplasten
und/oder weitere Zellen enthält
(d.h. eine "Einbettungsmatrix"). Hautäquivalente
können
hergestellt werden, indem man eine Matrix mit einer oder mehreren
extrazellulären
Matrixsubstanzen (zum Beispiel Fibrin, Fibronektin, Collagene, Laminine
oder Hyaluronan oder Gemische daraus) auf die Oberseite der oben
beschriebenen mikroporösen
Membran aufbringt. Wenn menschliche dermale Fibroplasten vorzugsweise
autologe menschliche dermale Fibroplasten, eingebettet werden, so
können
die Zellen mit einer Dichte von 1 × 103 bis
1 × 107 Zellen/cm2, bevorzugt
1 × 104 bis 1 × 105 Zellen/cm2 und
ganz besonders bevorzugt etwa 5 × 104 Zellen/cm2 eingebettet werden. Die Primärkultur
der ÄWS-Zellen
kann dann auf der Oberseite der Matrix (die vorzugsweise eingebettete
dermale Fibroplasten und/oder sonstige Zellen enthält) ausgesät werden,
und es kann eine organotypische Kultivierung, wie oben beschrieben, ausgeführt werden.
Eine detaillierte Beschreibung der Herstellung dermaler Äquivalente
findet sich beispielsweise bei Limat et al, 194 Exp. Cell Res. 218–277 (1991).
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Es
ist jedoch zu beachten, daß die
Zellen, die in die Matrix eingebettet sind, nicht unbedingt auf
dermale Fibroplasten beschränkt
sein müssen,
denn epidermale, mesenchymale, neuronale und/oder endotheliale Zellen
können
ebenso verwendet werden. Die eingebetteten Zellen werden vorzugsweise
aus Hautgewebe gewonnen, sind besonders bevorzugt allogenische Zellen
und sind ganz besonders bevorzugt autologe Zellen.
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Alle
Kulturschritte können
in einem geeigneten Medium ausgeführt werden, das die Proliferierung
der ÄWS-Zellen
und ihr Keimen aus den Haarfollikeln gestattet. Das Medium wird
in der Regel alle 2 bis 3 Tage gewechselt. Das Medium, das für alle Schritte
verwendet wird, ist im allgemeinen das gleiche. Das Medium basiert
in der Regel auf einem Minimalmedium und enthält verschiedene zusätzliche Bestandteile.
Ein üblicher
Bestandteil ist Serum. Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird menschliches Serum in einer Konzentration von weniger
als 5% und bevorzugt in einer Konzentration von 2% verwendet. Epidermaler
Wachstumsfaktor (EGF) stimuliert die Migration von Keratinozyten
und verzögert ihre
Seneszenz, was eine Stimulierung der Proliferation zur Folge hat.
Choleratoxin, Hydrocortison, Insulin, Adenin und Triiodthyronin
haben eine Auswirkung auf das Stimulieren der Proliferation. Alle
diese Bestandteile sind somit in einem Medium zum Herstellen epidermaler Äquivalente
brauchbar. Ungeachtet dessen kann es möglich sein, den einen oder
anderen dieser Bestandteile wegzulassen oder zu ersetzen.
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Aus
Blutbestandteilen (beispielsweise Blutplättchen, Monocyten und Lymphocyten)
freigesetzte Stoffe können
als eine Quelle zellproliferierender Aktivitäten dienen und können weitere
oben erwähnte Bestandteile
bereitstellen. Die aus Blutbestandteilen (beispielsweise Blutplättchen,
Monocyten oder Lymphocyten) freigesetzten Stoffe, insbesondere homologen
oder autologen Ursprungs, können
als eine Quelle zellproliferierender Aktivitäten dienen und können weitere
oben erwähnte
Bestandteile bereitstellen oder können auch zusätzliche
Bestandteile bereitstellen. Die Blutbestandteile sollten dem Kulturmedium
in einer Konzentration von 0,1% bis 20%, bevorzugt 1% bis 5%, beigegeben
werden, nachdem die freigesetzten Stoffe auf das gleiche Endvo lumen gebracht
wurden wie das Blut, aus dem diese Bestandteile gewonnen wurden.
Diese freigesetzten Stoffe enthalten verschiedene Wachstumsfaktoren, die
in dem Serum vorhanden sind (beispielsweise PDGF, ECF oder TGFs).
Allerdings enthalten Serum sowie freigesetzte Stoffe viele Substanzen,
und nicht alle sind charakterisiert.
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Aus
Blutplättchen
freigesetzte Stoffe können durch
Zentrifugieren von antikoaguliertem Vollblut, vorzugsweise menschlichem
Blut, gewonnen werden, um alle Zellen außer Thrombozyten zu pelletisieren.
Der Überstand
kann noch einmal zentrifugiert werden, um die Thrombozyten auszuschleudern.
Die Thrombozyten können
in einem geeigneten Puffer suspendiert werden, beispielsweise einem
Phosphatpuffer, und mit Thrombin behandelt werden, um ihre Alphakörner freizusetzen,
die ein Gemisch aus verschiedenen Wachstumsfaktoren enthalten (beispielsweise
PDGF, PF-4, TGF-β,
EGE, β-Thromboglobulin).
In einem weiteren Zentrifugierschritt kann alles Zellmaterial entfernt
werden. Abschließend kann
der Überstand
mit Puffer auf das Volumen der ursprünglichen Blutprobe aufgefüllt werden,
aus der die Bestandteile gewonnen wurden. Die Blutbestandteile sollten
dem Kulturmedium in einer Konzentration von 0,1% bis 20%, bevorzugt
1% bis 10% und besonders bevorzugt von 2 bis 5% beigegeben werden.
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In ähnlicher
Weise können
freigesetzte Stoffe auch aus anderen Blutzellen, wie beispielsweise Monocyten,
durch Aufbrechen der Zellen (beispielsweise durch Beschallung, ein
Gefrier-und-Auftau-Verfahren oder dergleichen) und Reinigen der Wachstumsfaktoren
(beispielsweise durch Filtration oder immunologische Verfahren)
gewonnen werden.
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Die
aus den Blutbestandteilen freigesetzten Stoffe können auch zum Konditionieren
des Wundbettes im Verlauf des Transplantierens der epidermalen oder
der malen Äquivalente
verwendet werden. Des Weiteren kann das Kulturmedium, das die freigesetzten
Stoffe enthält
und zur Durchführung
des organotypischen Kultivierungsschrittes verwendet wird, nach
der Konditionierung durch die Zellen zum Konditionieren des Bettes
des Hautdefekts im Verlauf des Transplantierens der epidermalen
oder dermalen Äquivalente
verwendet werden.
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Die
Kultivierung erfolgt gewöhnlich
in Einsätzen
mit mikroporösen
Membranen, die homologe oder autologe menschliche Dermalfibroplasten (MDF),
insbesondere postmitotische MDF, an ihrer Unterseite enthalten.
MDF sekretieren Faktoren, die das Medium konditionieren, um ein
besseres Wachstum des epidermalen Äquivalents zu erreichen. Die MDF-Schicht
kann aus zwischen 5 × 103 bis 1 × 105 Zellen/cm2, bevorzugt
etwa 1 × 104 bis 5 × 104 Zellen/cm2, gebildet
werden. Die MDF sind vorzugsweise postmitotisch, aber es können auch
frühere
Passagezellen verwendet werden, wenn sie bestrahlt sind, mit Mitomyzin-C
behandelt sind oder auf sonstige Weise behandelt sind, um ihre Proliferation
zu hemmen, aber ihren Metabolismus aufrecht zu erhalten, d.h. durch
Verringern der Serumkonzentration.
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Bei
einer Ausführungsform übersteigt
die Transplantatdicke für
die komplexen dermalen ("komplexen
Haut-") Äquivalente
nicht 0,4 mm.
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Mikroporöse Membranen
eignen sich als Kultursubstrat, weil die das Diffundieren von Substanzen
von einer Seite zur anderen gestatten, aber als eine Sperre für Zellen
fungieren. Die Porengröße der Membran
stellt keine Beschränkung
für die
vorliegende Erfindung dar, sondern sollte angemessen sein, um die
Diffusion von Proteinen mit einem Molekulargewicht von bis zu 100.000
Dalton und bevorzugt bis zu 70.000 Dalton zu gestatten. Die Membran sollte
wenigstens die Diffusion von kleinen Hormonen wie beispielsweise
Insulin gestatten und das Passieren von Proteinen mit einem Molekulargewicht
von bis zu 15.000 Dalton gestatten. Andere Mittel als eine mikroporöse Membran
zum Durchführen
der Funktion des Gestattens einer Diffusion von löslichen
Faktoren zu den kultivierten ÄWS-Zellen
bei gleichzeitigem Verhindern eines Vermischens der ÄWS-Zellen mit
den MDF kommen ebenfalls in Frage.
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Es
werden gewöhnlich
die mikroporösen Membranen
verwendet, die auf diesem Gebiet typisch sind. Es können jedoch
auch Membranen verwendet werden, die aus einem biologisch abbaubaren
Material hergestellt sind (beispielsweise Polyhyaluronsäure oder
Polymilchsäure).
Wenn eine biologisch abbaubare mikroporöse Membran verwendet wird,
so wird in Betracht gezogen, daß die
gesamte Kultur, einschließlich
der differenzierten ÄWS-Zellen, der mikroporösen Membran
und der MDF, in den Hautdefekt transplantiert wird. Somit brauchen
bei dieser alternativen Ausführungsform
die MDF, die an der Unterseite der Membran gezüchtet wurden, nicht postmitotisch
oder behandelt zu sein, um eine Proliferation zu verhindern. Zwar
neigen MDF dazu, weniger immunogen zu sein als Keratinozyten, doch
es ist bevorzugt, daß,
wenn diese Ausführungsform
verwendet wird, die MDF allogenische Zellen, vorzugsweise autologe
Zellen, sind.
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Bei
einer Ausführungsform
kann die Dicke von Maschentransplantat zwischen 30 und 300 Mikron
liegen. Bevorzugt liegt die Dicke des Maschentransplantats im Bereich
von 0,5 bis 0,75 mm. Ein Gewebetransplantat (beispielsweise dermales
Collagen zuzüglich
Fibroplasten, über
denen Keratinozytengewebe liegt), das zu dick ist, kann zu einem
zu schnellen ischämischen
Zelltod führen,
insbesondere bei der Keratinozytschicht, die sich über der
Dermalfibroplast-Collagen-Schicht
befindet. Im Gegensatz dazu kann dieses Maschentransplantat von
der Wundstelle angenommen werden. Die epidermalen Äquivalente
der vorliegenden Erfindung können
in ihrer Größe zwischen
etwa 6 mm und etwa 2,5 cm Durchmesser liegen, mit einem bevorzugten
Durchmes ser von 2,5 cm. Aus praktischen Gründen wurden die im vorliegenden
Text offenbarten Experimente mit epidermalen Äquivalenten von ungefähr 2,5 cm Durchmesser
ausgeführt.
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Bei
einer Ausführungsform
beträgt
der bevorzugte Bereich für
epidermale Äquivalente
50–150 Mikron.
Bei einer speziellen Ausführungsform
sind die epidermalen Äquivalente
sehr dünn
(dünner,
als sie im allgemeinen auf diesem Gebiet verwendet werden, beispielsweise
60 Mikron). Es wurde die Hypothese aufgestellt, daß ein zu
dickes autologes Transplantat das Ausbilden einer richtigen Blutversorgung
verhindert, so daß die
Epidermis von der Wundstelle nicht angenommen wird. Im Gegensatz dazu
können
die epidermalen Äquivalente
der Erfindung von der Wundstelle angenommen werden.
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In
vielen Fällen
müssen
die Haut- oder epidermalen Äquivalente
jedoch von der Einrichtung, wo sie hergestellt werden, zu der Institution
gebracht werden, wo sie verwendet werden. Darum wird ein System
benötigt,
um den Transport der Haut- oder epidermalen Äquivalente, die in einem transplantierungsbereiten
Zustand gehalten wurden, zu ermöglichen.
Unabhängig
davon, ob die mikroporöse
Membran von der basalen Zellschicht vor dem Transport abgelöst wird,
scheinen Bedingungen, die denen während der Kultivierung ähneln, günstig zu
sein. Um die Haut- oder epidermalen Äquivalente nur von der Basalschicht
aus in Kontakt mit dem Medium zu halten (d.h. während der Kultivierung), kann
Agarose in einer Konzentration im Bereich von 0,1% bis 5%, bevorzugt
in einer Konzentration von 0,5% bis 1%, oder Methylcellulose oder
eine sonstige andere gelierende Substanz in vergleichbaren Konzentrationen
zum Verfestigen des Transportmediums verwendet werden. Die Haut-
oder epidermalen Äquivalente
können mit
ihrer Basalschicht nach unten auf die Membran eines Einsatzes gelegt
werden, der zuvor auf dem verfestigten oder gelierten Medium eingebettet
wurde. Die Mehrmuldenschale, die diese Ein sätze enthält, kann dann in eine Blisterpackung
gelegt werden, die mit einer Tyvek-Hülle verschlossen wird, und kann
versandt werden. Die Haut- oder epidermalen Äquivalente werden ganz besonders
bevorzugt innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach dem ursprünglichen
Verpacken zum Transplantieren verwendet.
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Um
die Stabilität
der epidermalen Äquivalente
zu verbessern, wurde die Technik entwickelt, eine Trägermembran
auf die epidermalen Äquivalente, d.h.
auf den verhornten Aspekt der epidermalen Äquivalente, zu legen und schließlich daran
anzuhaften. Als Klebstoff ist Fibrinkleber bevorzugt, aber es kommen
auch andere Optionen in Frage, einschließlich beispielsweise extrazelluläre Matrixkomponenten
wie beispielsweise Collagen, Fibronektin, Proteoglycans (beispielsweise
Hyaluronsäure,
Chondroitinsulfat und dergleichen) oder Basalmembranzonenkomponenten
(beispielsweise Laminin, MatrigelTM oder
L-polylysin) oder ähnliche
Gewebekleber.
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Die
in der vorliegenden Erfindung verwendeten Träger können aus einer synthetischen
Membran bestehen, die aus einem oder mehreren der folgenden Materialien
hergestellt ist: Polyester, PTFE oder Polyurethan; aus einem oder
mehreren biologisch abbaubaren Polymeren, beispielsweise Hyaluronsäure, Polymilchsäure oder
Collagen; oder einem Silikon oder einem Vaselinegazeverband oder
einem sonstigen Material, das als Wundverband geeignet ist. Diese
Materialien, die sich als Wundverband eignen, ermöglichen
es dem Träger,
an seinem Platz zu bleiben, um die implantierten dermalen oder epidermalen Äquivalente
mehrere Tage lang zu immobilisieren, anstatt den Träger unmittelbar
nach der Transplantation der dermalen oder epidermalen Äquivalente
entfernen zu müssen.
Somit verbessert der Träger
nicht nur die Stabilität
und die Handhabung, sondern er dient gleichzeitig als Überzug zum Schutz
vor physischer Beschädigung
sowie des proteolytischen Milieus und der Bakterien in der Wunde. Darüber hinaus
dient er der Ausrichtung des Transplantats (d.h. die basale Seite
nach unten und die verhornte Seite nach oben).
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Die
auf den Träger
gelegten Haut- oder epidermalen Äquivalente
müssen
in einem transplantationsbereiten Zustand gehalten werden. Unabhängig davon,
ob die mikroporöse
Membran von der basalen Zellschicht vor dem Transport abgelöst wird,
scheinen Bedingungen, die denen während der Kultivierung ähneln, günstig zu
sein. Um die Haut- oder epidermalen Äquivalente nur von der Basalschicht
aus in Kontakt mit dem Medium zu halten (d.h. während der Kultivierung), kann
Agarose in einer Konzentration im Bereich von 1% bis 5%, bevorzugt
in einer Konzentration von 1% bis 3%, Methylcellulose oder eine sonstige
andere gelierende Substanz in vergleichbaren Konzentrationen zum
Verfestigen des Mediums verwendet werden. Die epidermalen Äquivalente können zusammen
mit dem Träger
mit ihrer Basalschicht auf das verfestigte oder gelierte Medium
gelegt werden. Die gesamte Vorrichtung wird dann luftdicht verschlossen
und versandt. Die epidermalen Äquivalente
werden ganz besonders bevorzugt innerhalb von 24 Stunden nach dem
ursprünglichen Verpacken
zum Transplantieren verwendet.
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Die
Haut- oder epidermalen Äquivalente werden
transplantiert, indem man sie einfach in das Bett der Wunde oder
eines sonstigen Hautdefekts legt. Die Haut- oder epidermalen Äquivalente werden dann vorzugsweise
immobilisiert (die Patienten werden für 2 Stunden immobilisiert).
Das bevorzugte Verfahren zur Immobilisierung ist mittels Verwendung eines
biologisch abbaubaren Materials, mittels einer Art von Gewebekleber
oder einer entsprechenden Bandage. Wie zuvor beschrieben, kann das
Bett des Hautdefekts mit aus Blut freigesetzten Stoffen oder dem
Medium aus der organotypischen Kultivierung vor oder gleichzeitig
mit der Transplantation behandelt werden.
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Bei
der Arbeit unter Verwendung verkapselter Zellenapparaturen (100-Mikron-Membran, 200–250 Mikron
bis zur Mitte der Hohlfaser) wurde ein gutes Überleben menschlicher dermaler
Fibroplasten bei 300 Mikron Abstand zum nächstgelegenen Blutgefäß erreicht.
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Beispiel 1
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Präparierung von ÄWS-Zellen
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Keratinozyten-Vorläuferzellen
aus der äußeren Wurzelscheide
(ÄWS) der
Haarfollikel werden nach dem folgenden Verfahren ausgewählt und
anschließend
kultiviert.
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Ungefähr 40 Haarfollikel
wurden mit einer Pinzette aus der Hinterhaupthaut von Individuen
ausgerupft, und jene in der anagenen Phase – was zum Beispiel anhand gut-entwickelter
Wurzelscheiden festgestellt wurde – wurden dann unter dem Seziermikroskop
ausgewählt
(siehe beispielsweise Limat und Noser, 87 J. Invest. Dermatol. 485–488 (1986); Limat
und Mitarbeiter, 92 J. Invest. Dermatol. 758–762 (1989)). Das anagene Haar
wurde direkt auf den mikroporösen
Kultureinsatz gelegt, ohne die bisher angewendete Mikrosezierung
zum Entfernen der Haarzwiebeln und des infundibulären Haarschaftes auszuführen.
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Im
allgemeinen wurden sechs anagene Haare auf die mikroporöse Membran
eines Zellkultureinsatzes (Costar) explantiert, der an seiner Unterseite eine
vorgebildete Feederschicht trug, die vorzugsweise aus 20 × 103 postmitotischen menschlichen Dermalfibroplasten
(MDF) je cm2 bestand (siehe beispielsweise
Limat und Mitarbeiter, 92 J. Invest. Dermatol. 758–762 (1989)).
Die MDFs wurden aus Hautexplantaten eines gesunden, wiederholt HIV-Serologie-negativen
und Hepatitis-Serologie-negativen
Individuums gewonnen und in DMEM kultiviert, das mit weniger als
5% menschlichem Serum, vorzugsweise 2% menschlichem Serum, supplementiert
war.
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Um
ein effizientes Auskeimen der Zellen der äußeren Wurzelscheide (ÄWS-Zellen)
aus dem anagenen Haar und eine hohe Proliferationsrate zu erhalten,
ist es wichtig, die MDF-Feederzellen nicht am Boden der Kulturschale
anzuordnen, was zu einer weiteren Mediumschicht zwischen der MDF-Schicht und
der mikroporösen
Membran führt,
die die ÄWS-Zellen
trägt.
Das Züchten
jedes Zelltyps auf einer Seite der mikroporösen Membran gestattet eine sehr
enge Wechselwirkung, aber verhindert eine Kreuzkontaminierung der ÄWS-Zellen
mit Fibroplasten und garantiert somit eine Reinkultur aus ÄWS-Zellen.
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Das
verwendete Kulturmedium bestand aus Dulbeccos modifiziertem Eagle-Medium/F12
(Volumen-in-Volumen-Verhältnis 3
: 1), supplementiert mit 2% menschlichem Serum, 10 ng epidermalem Wachstumsfaktor
je ml Kulturmedium, 0,4 Mikrogramm Hydrocortison je ml, 0,135 mM
Adenin und 2 nM Triiodthyronin (alle bei der Sigma Chemical Co., St.
Louis, MO, bezogen). Die bevorzugte abschließende Ca2+-Konzentration
des Kulturmediums beträgt
1,5 mM (siehe zum Beispiel Wu und Mitarbeiter, 31 Cell 693–703 (1982);
Limat und Noser, 87 J. Invest. Dermatol. 485–488 (1986)). Innerhalb von
etwa 2 Wochen waren die ÄWS-Zellen
expandiert und hatten Konfluenz erreicht. Sie wurden mit einem Gemisch
aus 0,1% Trypsin und 0,02% EDTA dissoziiert, auf Lebensfähigkeit
geprüft
und zur Herstellung epidermaler Äquivalente
verwendet. Es ist anzumerken, daß, obgleich ursprüngliche
Kulturen unter Verwendung von 10%-igem Kalbsfötenserum (FCS; Boehringer Mannheim,
Deutschland) ausgeführt
worden waren, die derzeitige Verwendung von menschlichem Serum zum
Zweck der Verringerung der Anzahl allogenischer Bestandteile zu
einer überlegenen Keimung
und Proliferierung der ÄWS-Zellen
führt. Das
menschliche Serum wird in einer Konzentration von weniger als 5%,
vorzugsweise in einer Konzentration von 2%, verwendet.
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Das
Explantieren ausgerupfter anagener Haare direkt auf die Membran
von Kultureinsätzen, die
postmitotische MDF an der Unterseite als Feederzellen tragen, erwies
sich als ein einfaches, effizientes und reproduzierbares Verfahren
zum Herstellen von Primärkulturen
aus ÄWS-Zellen.
Ungefähr
80% der explantierten Haarfollikel riefen ein Auskeimen von ÄWS-Zellen
hervor, selbst wenn sie von Individuen mit einem Alter von über 90 Jahren
gewonnen wurden. Nach 14 Tagen waren weite Bereiche des Einsatzes
mit vollständig
angeordneten kleinen Zellen bedeckt, woraufhin sie zur Herstellung
von epidermalen Äquivalenten
der vorliegenden Erfindung verwendet wurden.
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Der
Vergleich des Wachstumsverhaltens von 70 ÄWS-Zellstämmen, die von insgesamt 30
Spendern erhalten wurden, zeigte keine signifikanten Unterschiede
zwischen den jungen Spendern (d.h. 21 Spender zwischen 19 und 50
Jahren) und alten Spendern (d.h. 9 Spender zwischen 51 und 93 Jahren).
Es wurden im allgemeinen etwa 5 × 105 Zellen je
explantiertem Follikel gewonnen, und der Gesamtgrad der Lebensfähigkeit
der Zellen lag in der Regel über
95%. Im Gegensatz dazu kam es beim Fehlen von postmitotischer MDF
als Feederschicht nur zu einem sporadischen Auskeimen von ÄWS-Zellen
aus den explantierten Follikeln.
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Beispiel 2
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Herstellung von epidermalen Äquivalenten
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ÄWS-Zellen,
die von Primärkulturen
geerntet wurden, wurden in einer Dichte von 30 × 103 Zellen/cm2 bis 100 × 103 Zellen/cm2, bevorzugt 60 × 103 Zellen/cm2, auf Zellkultureinsätzen (Costar) ausgesät, die zuvor
mit 10 × 103 Zellen/cm2 bis
50 × 103 Zellen/cm2, bevorzugt
20 × 103 Zellen/cm2, postmitotischer
MDF-Zellen auf der Unterseite ihrer mikroporösen Membran geimpft worden
waren. Ähnlich
wie bei der Kultur von ÄWS-Zellen
ist es wichtig, die MDF-Feederzellen in unmittelbarer Nähe zu den ÄWS-Zellen
zu halten, während
sie gleichzeitig mittels der mikroporösen Membran voneinander getrennt
gehalten werden. Diese Kulturtechnik verbessert die Proliferation,
die Differenzierung und somit die Homöostase des sich entwickelnden
Gewebes.
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Das
Kulturmedium war mit dem identisch, das zur Herstellung der Primärkulturen
verwendet wurde, wie oben beschrieben. Nach 72 Stunden wurden die ÄWS-Zellen
mit Luft in Kontakt gebracht, indem das flüssige Medium im Inneren des
Einsatzes abgesaugt wurde (d.h. so daß die Unterseite des Einsatzes
in Kontakt mit dem Medium kam), und weitere 12–14 Tage kultiviert, wobei
dreimal in der Woche das Medium gewechselt wurde. Alternativ kann
aufschwimmendes Kulturserum nach einer Woche vollständig weggelassen
werden.
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Für die Transplantation
verlangt die bisher befolgte Verfahrensvorschrift, die allgemein
für die Präparierung
des vollständig
differenzierten epidermalen Äquivalents
für Wundtransplantationen
Anwendung findet, vom Arzt, den gesamten Umfangsrand des Kulteinsatzes
sorgfältig
mit einem Skalpell einzuschneiden, um das Ablösen der Einsatzmembran (mit
darunter aufbeschichteten menschlichen Dermalfibroplasten) zu vereinfachen,
wobei die Schuppenseite des anhaftenden Hautlappens nach oben weist.
Der Hautlappen wird dann durch Abziehen mit einer feinen Pinzette
von dieser Membran abgelöst
und mit der Basalseite nach oben auf eine neue Membranscheibe in
einer Kulturschale gelegt, um ihn abschließend zu dem Patienten zu transportieren.
Diese oben beschriebene Vorgehensweise ist ebenso mühselig wie
zeitaufwändig
und kann zu einer Umkehrung der basalen und der schuppigen Ausrichtung
führen.
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Es
ist ein entschieden einfacheres Verfahren, bei dem eine Trägermembranlappendeckschicht verwendet
wird, entwickelt worden, bei dem eine Membranlappendeckschicht (analog
dem weiter unten beschriebenen Fi brinkleberlappenverfahren) verwendet
wird, die direkt auf die Schuppenoberflächenschicht gelegt wird. Die
Membrandeckschicht kann dann mühelos
zusammen mit dem darunterliegenden Hautlappen mit Hilfe einer feinen
Pinzette ergriffen und von der Kultureinsatzmuldenoberfläche abgelöst werden
und beispielsweise nach der Inkubation in verdünnter Dispaselösung von
der Kultureinsatzmembran abgelöst
werden. Die Membran kann dann als eine Platte zum Anordnen des Transplantats
auf der Wunde dienen, ohne daß die
Ausrichtung des Transplantats vertauscht wird (d.h. die basale Seite
nach unten und die schuppige Seite nach oben).
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Zum
Stabilisieren und als eine Schutzbeschichtung im Fall des Transplantierens
können
die epidermalen Äquivalente
der vorliegenden Erfindung auf der Oberseite mit verdünntem Fibrinkleber
beschichtet werden, der auch dazu dient, die Oberseite (d.h. die
verhornte Seite) eindeutig zu kennzeichnen. Fibrinkleber, die bevorzugte
Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung, ist ein allgemein akzeptiertes natürliches
Humanprodukt, das weithin als Gewebekleber verwendet wird. Durch
Auftragen einer dünnen
Schicht Fibrinkleber (der mit bloßem Auge klar zu erkennen ist)
auf die verhornte, schuppige, mit der Luft in Kontakt stehende Oberfläche des
epidermalen Äquivalents
kann der Arzt, der das epidermale Äquivalent auf die Wundstelle
legt, vollkommen sicher sein, daß das Transplantat richtig
herum ausgerichtet ist (d.h. die basale Fläche des Hautlappens ist immer die
Seite, auf der sich nicht die deutlich sichtbare Fibrinkleberdeckschicht
befindet). Bisher kam es in vielen Fällen während der Präparation
des Epidermallappens zur Wundtransplantation zu einem Vertauschen
der Ausrichtung des Lappens. Wenn der Hautlappen mit der Schuppenseite
nach unten auf die Transplantationsstelle gelegt wird, so besteht
eine deutlich verringerte Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen
Transplantation. Die Verwendung dieser einfachen "Markierung" räumt dieses
Problem vollständig
aus.
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Überdies
können
dem Fibrinkleber noch antimikrobielle und/oder antifungale Substanzen
beigegeben werden, um einer möglichen
mikrobiellen Kontaminierung oder einem Überwachsen des Transplantats
entgegenzuwirken. Viele chronische Läsionen sind chronisch infiziert,
was dazu führen
kann, daß die
Annahme des Transplantats und die anschließende Wundheilung im Anschluß an die
ursprüngliche
Hauttransplantation gehemmt wird. Des Weiteren kann die Beigabe
eines oder mehrerer antibiotischer oder antifungaler Wirkstoffe
durch direkte Emulgierung in der Fibrinkleberoberflächendeckschicht
zu einer deutlichen Verbesserung bei der Abgabe ausreichender Mengen
mikrobieller Wirkstoffe zur Transplantationsstelle führen.
-
Es
ist zu beachten, daß die ÄWS-Zellen,
die von Primärkulturen
geerntet wurden und an der Grenzfläche von Luft und Flüssigkeit
auf Einsatzmembranen kultiviert wurden, die die an ihrer Unterseite
postmitotische MDF trugen, in der Regel innerhalb von 14 Tagen ein
Schichtepithel entwickelten. Dieses Schichtepithel bestand aus einer
Basalschicht kleiner Würfelzellen
unter einem dicken suprabasalen Kompartiment aus schrittweise abgeflachten
Zellen. Das Vorhandensein einer hervorstehenden Körnerschicht
sowie einer orthokeratotischen Hornschicht wurde ebenfalls festgestellt.
-
Auf
der Grundlage des experimentellen Befundes, wonach etwa 80% der
Follikel ein Auskeimen von ÄWS-Zellen hervorrufen,
wurden etwa fünf
anagene Haarfollikel zur Herstellung eines Quadratzentimeters epidermaler Äquivalente
benötigt.
Der Zeitraum zur Herstellung transplantierbarer epidermaler Äquivalente
betrug in der Regel insgesamt vier Wochen (d.h. zwei Wochen für die Primärkultur
und zwei Wochen für
die anschließende
organotypische Kultur).
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Beispiel 3
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Stabilisierung
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Vor
der Auslieferung werden die epidermalen Äquivalente auf der Oberseite
beschichtet, indem eine Silikonmembran mit einem geeigneten Durchmesser
auf den verhornten oberen Aspekt der Kulturen gelegt wird. Um die
Stabilität
weiter zu verbessern, beispielsweise im Fall von dünnen und/oder großflächigen epidermalen Äquivalenten,
kann zuvor eine dünne
Schicht Gewebekleber, zum Beispiel Fibrinkleber, aufgetragen werden.
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Ein
Beschichten der Oberseite (1) verbessert die Stabilität und die
Handhabung der Transplantate und (2) dient als Überzug zum Schutz vor physischer Beschädigung sowie
des proteolytischen Milieus und der Bakterien in der Wunde.
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Beispiel 4
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Versand
-
Auf
der Oberseite beschichtete epidermale Äquivalente werden von den Kultureinsatzmembranen
durch Inkubation in verdünnter
Dispase und anschließendes
Ergreifen der epidermalen Äquivalente zusammen
mit der Silikonmembran mittels einer feinen Pinzette abgelöst und auf
die Membran eines Einsatzes übertragen,
der zuvor in 0,7%-iger Agarose eingebettet und mit Kulturmedium
in der Mulde einer Mehrmuldenschale getränkt wurde. Diese Schalen werden
dann in den Versandbehälter
eingebracht. Zum Aufbringen auf das Wundbett werden die epidermalen Äquivalente
erneut zusammen mit der Silikonmembran ergriffen, was (1) der Ausrichtung des
Transplantats dient (d.h. die basale Seite nach unten und die verhornte
Seite nach oben) und (2) – indem
sie auf den transplantierten epidermalen Äquivalenten verbleibt – als ein
Schutzüberzug
fungiert (siehe oben).
-
Beispiel 5
-
Erfolgreiche Behandlung
chronischer Beingeschwüre
mit epidermalen Äquivalenten,
die aus kultivierten autologen Zellen der äußeren Wurzelscheide gewonnen
wurden
-
Die
Zellen der äußeren Wurzelscheide
von Haarfollikeln können
an die Stelle interfollikulärer
epidermaler Keratinozyten treten, wie während des Heilens von Hautwunden,
wenn diese Zellen auf die denudierte Fläche migrieren und zur epidermalen
Regeneration beitragen (Limat und Mitarbeiter, 107(1) J. Invest.
Dermatol. 128–35
(1996), durch Bezugnahme aufgenommen). Unter Verwendung der verbesserten erfindungsgemäßen Kultivierungstechniken
gewannen wir epidermale Äquivalente
aus kultivierten Zellen der äußeren Wurzelscheide
von Patienten, die an persistierenden chronischen Beingeschwüren, überwiegend
vaskulären
Ursprungs, litten. Bei diesen epidermalen Äquivalenten waren die Gewebeorganisation
sowie die Immunlokalisation von epidermalen Differenzierungsprodukten
(Keratin 10, Involucrin, Filaggrin) und Integrinen nicht von normaler
Epidermis zu unterscheiden. Gemäß Bestimmung
anhand der Anzahl der Bromdeoxyuridin-haltigen Zellen enthielt die
Basalschicht ein großes
Kompartiment an proliferativen Zellen, und zwar unabhängig vom
Alter der Spender. Eine FACS-Analayse der Zellen der äußeren Wurzelscheide,
die zur Herstellung der epidermalen Äquivalente verwendet wurden,
offenbarte eine Teilmenge kleiner Zellen mit verstärkter Exprimierung von β1-Integrin,
einem potenziellen Stammzellenmarker. Im Gegensatz zu akuten Wunden
wurde bei chronischen Wunden bis jetzt noch keine größere definitive
Annahme transplantierter kultivierter autologer Keratinozyten überzeugend
nachgewiesen. Das Transplantieren epidermaler Äquivalente, die in vitro aus
autologen Zellen der äußeren Wurzelscheide hergestellt
wurden, auf 11 Geschwüre
bei fünf
Patienten führte
zu einer Rate der definitiven Annahme von etwa 80%, wobei anschließend innerhalb
von 2 bis 3 Wochen fünf
von sieben Geschwüren,
auf die dicht-angeordnete Kulturen transplantiert wurden, vollständig heilten. Diese
Verbesserung bei der Behandlung chronischer Beingeschwüre mit kultivierten autologen
Keratinozyten hängt
wahrscheinlich von dem großen
Kompartiment proliferativer Zellen sowie von einer gut-entwickelten
Hornschicht ab, die ein Ablösen
der Transplantate verhindert. Die praktischen Vorteile der neuen
Technik sind ihre Nicht-Invasivität, das Nichtvorhandensein der
Notwendigkeit chirurgischer Einrichtungen oder Anästhesie
und ein kurzer Immobilisierungszeitraum im Anschluß an die Transplantation.
-
Autologe
epidermale Äquivalente
werden erfolgreich auf chronische Beingeschwüre transplantiert. Es wurden
insgesamt 11 Geschwüre
behandelt, davon sieben durch Bedecken von etwa 90% der Geschwüroberfläche mit
dicht-angeordneten Kulturen und vier durch Einbringen von isolierten
Kulturen in die zentralen Teile. Beim ersten Verbandswechsel 3 Tage
nach der Transplantation waren bei beiden Behandlungsarten etwa
80% der Transplantate sichtbar und hafteten am Wundbett an. Innerhalb
der folgenden 2 bis 3 Wochen konsolidierten die Transplantate in
fünf der
sieben dicht transplantierten Geschwüre, was zu einer vollständigen Epithel-Neubildung und Heilung
führte.
Bei den zwei übrigen,
chronisch infizierten (Pseudomonas-) Geschwüren wurden die Transplantate
zum Teil zerstört,
was zu einer um 4 bis 5 Wochen verzögerten Heilung führte. Bei
den Geschwüren,
die mit isolierten Transplantaten behandelt wurden, gab es eine
beschleunigte Bildung von Granulationsgewebe und Epithel-Neubildung überwiegend
von den Wundrändern
her, im Vergleich zu den Geschwüren
am selben Bein, die nur mit den Verbänden behandelt wurden. Bei
dieser Behandlungsart wurde eine dauerhafte Annahme mit anschließender Expansion
der Transplantate mit dem Ergebnis einer vollständigen Epithel-Neubildung lediglich
für ein
einziges Geschwür
dokumentiert, das mit größeren Epithellagen
mit einem Durchmesser von 8 mm behandelt wurde. Die Kontrollgeschwüre bei den
vier Patienten mit mehr als zwei Geschwüren am selben Bein hatten sich
nach 3 Wochen nur leicht gebessert, woraufhin sie entweder mit weiteren Transplantierungen
von autologen epidermalen Äquivalenten
oder mit konventioneller Chirurgie behandelt wurden.
-
Nach
der Epithel-Neubildung war die Epidermis zu Beginn immer noch fragil,
mit einer gewissen Neigung zur Blasenbildung nach kleinem Friktionstrauma,
was gelegentlich kleine Erosionen zur Folge hatte. Diese Erosionen
re-epithelisierten rasch bei konventioneller topischer Behandlung.
Die ersten Patienten wurden inzwischen 6 Monate lang beobachtet
und zeigen eine zunehmende Stabilisierung der behandelten Bereiche
und bisher keine Wiederkehr der Geschwüre.
-
Aus
der obigen detaillierten Beschreibung der konkreten Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung dürfte
klar hervorgehen, daß eine
einzigartige Verfahrensweise für
die Auswahl und Kultivierung von Keratinozyten aus der äußeren Wurzelscheide
(ÄWS) von
Haarfollikeln zur anschließenden Verwendung
beispielsweise in Hauttransplantationen beschrieben wurde. Obgleich
im vorliegenden Text konkrete Ausführungsformen eingehend offenbart wurden,
geschah dies lediglich beispielhaft zu Veranschaulichungszwecken,
und es besteht nicht die Absicht, damit den Geltungsbereich der
angehängten folgenden
Ansprüche
einzuschränken.
-
In-vitro-ÄWS-Zellen
differenzieren zu epidermalen Äquivalenten,
die normaler Epidermis ähneln. Das
Explantieren ausgerupfter anagener Haarfollikel direkt auf die Membran
von Kultureinsätzen,
die postmitotische Fibroplasten als Feederzellen an ihrer Unterseite
tragen, erwies sich als ein einfacher, effizienter und reproduzierbarer
Weg zum Herstellen von Primärkulturen
aus ÄWS-Zellen.
Etwa 80% der explantierten Haarfollikel riefen das Auskeimen von ÄWS-Zellen
hervor, selbst wenn sie von Individuen stammten, die bis zu 91 Jahren
alt waren. Nach 14 Tagen waren weite Bereiche des Ein satzes von
kompakt angeordneten kleinen Zellen bedeckt, woraufhin sie für die Herstellung
epidermaler Äquivalente
benutzt wurden. Im Gegensatz dazu wiesen ÄWS-Zellen, die aus den trypsinbehandelten
Follikeln stammten, eine weniger kompakte Anordnung mit zahlreichen
Zellen auf, die größer waren.
Der Vergleich des Wachstumsverhaltens von 70 ÄWS-Zellstämmen, die von 30 Spendern erhalten
wurden, zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen jungen
Spendern (21 Spender zwischen 19 und 50 Jahren) und alten Spendern
(9 Spender zwischen 51 und 93 Jahren), weil in der Regel etwa 0,5 × 106 Zellen je explantiertem Follikel gewonnen
wurden. Die Lebensfähigkeit
der Zellen lag bei über
95%. Beim Fehlen von postmitotischen Fibroplasten fand nur ein sporadisches
Auskeimen von ÄWS-Zellen
statt.
-
Weil
eine logarithmische lineare Beziehung zwischen dem relativen Niveau
von β1-Integrin auf der Zellenoberfläche und
dem Proliferationsvermögen
von Keratinozyten postuliert wurde, verglichen wir die Exprimierung
von Integrinen in Primärkulturen aus ÄWS-Zellen, die mittels
der beiden unterschiedlichen Techniken hergestellt wurden, d.h. ÄWS-Zellen
aus explantierten Follikeln oder aus trypsinbehandelten Follikeln.
Es wurden mittels der beiden Techniken gewonnene ÄWS-Zellen
von vier verschiedenen Spendern mittels Durchflußcytometrie analysiert. Auf
der Grundlage ihrer Lichtstreuungseigenschaften konnten die Zellen
in zwei Gruppen unterteilt werden: Gruppe A mit einer deutlich geringeren
Vorwärtsstreuung
des Lichts, d.h. einer kleineren Zellengröße, und Gruppe B mit einer
stärkeren
Vorwärtsstreuung
des Lichts und somit einer größeren Zellengröße. Bei
den ÄWS-Zellen,
die aus explantierten Follikeln gewonnen wurden, machte die Gruppe A
etwa 4% und die Gruppe B 72% der Zellen-Gesamtzahl aus, während Werte
von 2,6% bzw. 75% bei den ÄWS-Zellen
festgestellt wurden, die aus trypsinbehandelten Follikeln gewonnen
wurden (Mittelwerte für
vier separate Experimente). In der Gruppe A waren der prozentuale
Anteil von Zellen, die eine Färbung
für β1-β4-Integrine
anzeigten, sowie die mittlere Fluoreszenz je Zelle der β1-Integrine – und zu
einem geringeren Grad auch der α2-, α3- und αV-Integrine – in den ÄWS-Zellen, die aus explantierten
Follikeln gewonnen wurden, höher
als bei den ÄWS-Zellen,
die aus trypsinbehandelten Follikeln gewonnen wurden. In der Gruppe
B wurden keine Unterschiede zwischen den beiden Kulturtechniken
festgestellt, weder beim Prozentsatz der Integrin-positiven Zellen noch
bei der mittleren Fluoreszenz je Zelle.
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Die ÄWS-Zellen,
die aus Primärkulturen
geerntet und auf Einsatzmembranen plattiert wurden, die postmitotische
Fibroplasten an ihrer Unterseite trugen, entwickelten innerhalb
von 14 Tagen ein Schichtepithel. Dies bestand aus einer Basalschicht aus
kleinen Würfelzellen
unter einem dicken suprabasalen Kompartiment aus schrittweise abgeflachten Zellen.
Eine Körnerschicht
und eine überwiegend
orthokeratotische Hornschicht waren ebenfalls vorhanden.
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Die
Immunlokalisation von epidermalen Differenzierungsprodukten war
mit derjenigen identisch, die man in normaler Epidermis findet.
So fehlte das differenzierungsspezifische K10 in der Basalschicht, war
aber suprabasal ab der zweiten Schicht stark exprimiert. Involucrin
zeigte seine typische wabenförmige
Struktur ab dem mittleren Stratum Spinosum, während die körnige Färbung von Filaggrin ein durchgängiges Band
unterhalb der Hornschicht bildete. Wie in normaler Epidermis war
die Reaktivität
der α2-, α3- und β1-Ketten der Integrine über sämtliche Aspekte der Plasmamembran
der Basalzellen verteilt, wobei die Intensität mit fortschreitender Differenzierung abnahm.
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BrdU-positive
Zellen wurden überwiegend
in der Basalschicht der epidermalen Äquivalente festgestellt und
machten 24% der Basalzellen aus [597 ± 21 BrdU- positive Zellen für 2464 ± 115 Basalzellen (Mittel ± SD):
n = 4].
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Auf
der Grundlage des Umstandes, daß 80% der
Follikel ein Auskeimen von ÄWS-Zellen
hervorriefen, wurden etwa fünf
anagene Haarfollikel benötigt,
um 1 cm2 epidermaler Äquivalente herzustellen. Der
Zeitraum zum Herstellen transplantierbarer epidermaler Äquivalente
betrug in der Regel vier Wochen, d.h. 2 Wochen für die Primärkultur und 2 Wochen für die organotypische
Kultur.