-
Fachgebiet
der Erfindung
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft replikationsinkompetente Herpes-simplex-Viren
mit der Fähigkeit,
Gene auf Zellen des peripheren Nervensystems effizient zu übertragen.
Die Erfindung betrifft ebenfalls die Verwendung derartiger Viren
bei der Untersuchung und Behandlung von Krankheiten und Zuständen des
Nervensystems.
-
Hintergrund
der Erfindung
-
Die
Herpes-simplex-Viren 1 und 2 sind große DNA-Viren, deren Lebenszyklen
durch die Fähigkeit gekennzeichnet
sind, lebenslang ein latentes Stadium in den sensorischen Ganglien
eines infizierten Individuums einzunehmen, aus dem eine Reaktivierung
des Virus intermittierend erfolgen kann. Während der Latenz ist das HSV-Genom, das extrachromosomal
bleibt, überwiegend
ruhend, obwohl die Tatsache, dass ein kleiner Teil des die Latenz-assoziierten
Transkripte (LATs) codierenden Genoms während der Latenz transkribiert
wird (Stevens, 1987), zeigt, dass die Bildung der Gen-übertragenden
Vektoren, die die Expression eines Transgens erlauben, möglich sein
sollte. Während
der Latenz wird das HSV vom Immunsystem nicht auf natürliche Weise entfernt
und die infizierten Zellen bleiben ohne Schädigung, was außerdem das
Potenzial für
einen langandauernden therapeutischen Nutzen einer Verwendung von
HSV als Vektor zeigt (Übersicht
von Coffin und Latchman 1996, Fink 1996). HSV besitzt unter den
gegenwärtig
als Vektoren in Entwicklung befindlichen Viren ebenfalls die einzigartige
Fähigkeit,
die axonalen Nervenenden zu infizieren und mit einem anschließenden effizienten
retrograden axonalen Transport zum Zellkörper in den Spinalganglien
zu gelangen. Folglich könnten
HSV-Vektoren entwickelt werden, die eine periphere Vektor-Inokulation erlauben,
um eine Genübertragung
auf die Spinalganglien im Anschluss an einen derartigen retrograden
Transport zu ergeben. Es gibt zahlreiche potenzielle Anwendungen
für Vektoren,
die zum axonalen Transport in das periphere Nervensystem in der
Lage sind, einschließlich
der Stimulierung des Wiederwachstums beschädigter Nerven, der Untersuchung/Behandlung
verschiedener Schmerzstadien, des Schutzes von Neuronen vor weiterer
Degeneration bei z.B. Motoneuron-Erkrankung, der Untersuchung/Behandlung
verschiedener Neuropathien, der Untersuchung der neuronalen Entwicklung
und der Durchmusterung der Bedeutung von Genen, die als bedeutsam
für irgendeinen
dieser Prozesse in Verbindung gebracht werden, mit Hilfe eines Versuchsansatzes
der Genübertragung.
-
Frühere Arbeiten
haben gezeigt, dass HSV-Vektoren Gene auf Spinalganglien über derartige
Wege übertragen
können,
aber hierfür
sind in jedem Fall Vektoren verwendet worden, die wenigstens die
gleiche Replikationskompetenz beibehalten haben, wie dies für eine effektive
Genübertragung
als notwendig erachtet worden ist. Hierfür sind verschiedene mutierte
Viren verwendet worden, die in den nicht-essentiellen Genen verschieden mutiert
waren, die für
ICP6 (Goldstein und Wellen 1988), ICP0 (Leib et al. 1989), TK (Palella
et al. 1988, Ho und Mokarski 1988), gC (Lokensgard et al. 1994,
Dobson et al. 1995; Goins et al. 1994); vmw65 (Ecob Prince et al. 1995)
codieren, nicht-defekt (Margolis et al. 1993, Lachman et al. 1996,
Lachman und Efstathiou, 1997) oder ICP34.5 oder ICP34.5 und vmw65
deletiert sind (Coffin et al. 1996). Jedes dieser Viren ist im Vergleich
zum Wildtyp-Virus attenuiert, selbst wenn die mutierten Gene nicht-essentiell
sind und jedes Virus leidliche Levels einer wenigstens kurzzeitigen
Genübertragung
und/oder die Fähigkeit
gezeigt hat, das Latenzstadium nach einer Inokulation von Tieren
in den Pfotenballen oder in die Ohrmuschel einzunehmen. Wie allerdings
diskutiert, behalten alle wenigstens das gleiche Ausmaß an Replikationskompetenz in
vivo und in Kultur bei, da keine essentiellen Gene inaktiviert worden
sind. Während
replikationsinkompetente HSV-Vektoren
schon über
einen gewissen Zeitraum erhältlich
gewesen sind, sind sie im peripheren Nervensystem deshalb nicht
verwendet worden, weil bis heute vermutet worden ist, dass Viren, die
in einer beliebigen Zelle replikationsunfähig sind (d.h. in einem essentiellen
Gen oder Genen mutiert), keine Genübertragung auf Spinalganglien
nach einer Inokulation über
periphere Wege erlauben würden.
-
Zusammenfassung
der Erfindung
-
Wir
haben bereits berichtet, dass ICP34.5 oder ICP34.5 und vmw65 mutierte
HSV-Vektoren eine
Genübertragung
auf das periphere Nervensystem nach einer Pfotenballen-Inokulation
ergeben können
(Coffin of al., 1996). Ähnlich
wie in anderen oben diskutierten Arbeiten behalten allerdings derartige
Viren, während
sie attenuiert sind, ein gewisses Ausmaß an Replikationskompetenz
in vivo bei. Tatsächlich
ist vermutet worden, dass eine derartige Replikationskompetenz für eine Genübertragung über einen
derartigen Weg erforderlich sein könnte, da es erforderlich ist,
dass das Virus von der Inokulationsstelle zum Zellkörper in
der Wirbelsäule
gelangt, wo das übertragene
Gen exprimiert werden soll. Es wäre vorstellbar,
dass eine Replikation für
eine effiziente Übertragung
notwendig sein könnte.
Weil von vielversprechenden Ergebnissen einer Genübertragung zum
peripheren Nervensystem, einschließlich der Sensitivitätsänderung
für schmerzhafte
Stimuli, durch einen HSV-Vektor-vermittelten Versuchsansatz berichtet
worden ist (Wilson et al. 1999), behalten deshalb die verwendeten
Vektoren eine Replikationskompetenz bei, was Probleme mit Sicherheit und
Akzeptanz vergrößert, falls
sie bei einer Humanbehandlung verwendet werden sollen. Wenn derartige
Viren ein exogenes Gen oder exogene Gene tragen, können sich
ebenfalls Probleme mit Sicherheit und Akzeptanz ergeben, wenn sie
in einer Labor-gestützten
vorklinischen Forschung und Grundlagenforschung verwendet werden.
Die vorliegende Erfindung beschreibt Vektoren, die für eine Genübertragung
auf das periphere Nervensystem nach einer peripheren Inokulation
hoch effizient sind und ein beträchtlich
verbessertes Sicherheits-/Akzeptanzprofil gegenüber Vektoren besitzen, die
früher
für einen derartigen
Zweck erhältlich
gewesen sind.
-
Zusammengefasst
haben wir die überraschende
Feststellung gemacht, dass hoch defekte HSV-Vektoren, die in keiner
Zelle außer
denjenigen replizieren können,
die zur Herstellung von Virus-Stocks verwendet werden (d.h. es ist
in dem Vektor ein essentielles Gen oder Gene inaktiviert worden,
die in der Produzentenzelllinie komplementiert werden), eine hoch
effiziente Genübertragung
auf das periphere Nervensystem nach einer direkten Injektion in
einen peripheren Nerv ergeben können. Von
einem derartigen Ergebnis, das eine sehr hoch effiziente Genübertragung
ergibt, ist zuvor nicht berichtet worden und folglich werden Vektoren
durch die vorliegende Er findung bereitgestellt, die ein verbessertes
Sicherheits/Akzeptanzprofil gegenüber solchen Vektoren zeigen,
die früher
im peripheren Nervensystem verwendet worden sind. Derartige replikationsinkompetente
Herpesvirus-Vektoren können
in Verfahren zur Untersuchung und Behandlung von Störungen des
peripheren Nervensystems verwendet werden. Insbesondere können derartige
Vektoren in Verfahren zur Zielvalidierung verwendet werden, zum
Beispiel mittels Durchmusterung von Genen, um zu identifizieren,
welche Rolle, falls überhaupt,
sie bei Störungen
des peripheren Nervensystems spielen.
-
Dementsprechend
stellt die Erfindung bereit:
die Verwendung eines replikationsinkompetenten Herpesvirus,
welchem/s
- (i) mindestens ein funktionelles
Immediate-Early-Gen fehlt, ausgewählt aus Genen, die ICP4 und ICP27
codieren;
- (ii) ein funktionelles VMW65-Gen fehlt aufgrund einer Mutation
in diesem Gen, welche seine Transkriptionsaktivierungs-Aktivität aufhebt;
und
- (iii) ein heterologes Gen umfasst, das operativ an die LAT P2-Region
und an einen nicht-Lat-Promotor geknüpft ist;
in der Herstellung
eines Medikaments zur Verwendung in der Behandlung oder Prävention
einer peripheren Nervensystemstörung
durch Verabreichen des Medikaments an einen peripheren Nerv durch
Direktinjektion in den Nerv; und
ein Verfahren zur Untersuchung
einer peripheren Nervensystemstörung
in einem nicht-menschlichen Tier, wobei dieses Verfahren das Überwachen
einer Wirkung der Expression eines heterologen Gens in einem peripheren
Nerv umfasst, wobei das heterologe Gen auf den Nerv durch Direktinjektion
eines wie oben definierten replikationsinkompetenten Herpesvirus
in diesen Nerv übertragen
worden ist, wobei das Gen mit einer peripheren Nervensystemstörung in Verbindung
gebracht wird und wobei die Störung ausgewählt ist
aus Motoneuron-Erkrankung, Schmerz, Schädigung eines peripheren Nervs
und einer Neuropathie.
-
Ausführliche Beschreibung der Erfindung
-
Viren
-
Die
vorliegende Erfindung stellt ein Verfahren zur Identifizierung eines
Gens bereit, das als ein Ziel für
eine therapeutische Intervention in der Behandlung oder Prävention
einer peripheren Nervensystemstörung
verwendet werden kann. Identifiziert werden derartige Gene durch
eine Expression eines Testgens in einer Zelle des peripheren Nervensystems
eines nicht-menschlichen Tieres unter Verwendung eines replikationsinkompetenten
Herpesvirus-Vektors, um das Gen auf die Zelle zu übertragen, und
mittels Bestimmung, ob eine Expression des Gens einen mit einer
peripheren Nervensystemstörung
assoziierten Phänotyp
beeinflusst. Ein Verfahren zur Bestimmung, ob ein Gen einen mit
einer peripheren Nervensystemstörung
assoziierten Phänotyp beeinflusst,
besteht im Wesentlichen aus den folgenden Schritten:
- (i) Inokulation eines peripheren Nervs eines nicht-menschlichen
Tieres mit einem replikationsinkompetenten Herpesvirus, das in der
Lage ist, eine Zelle des peripheren Nervensystems effizient zu infizieren,
wobei dieses Virus ein Testgen umfasst;
- (ii) Überwachen
eines Phänotyps
dieser Krankheit, um dadurch zu bestimmen, ob eine Expression dieses
Gens eine Wirkung auf diesen Phänotyp
besitzt.
-
Die
vorliegende Erfindung stellt ein Verfahren zur Durchmusterung von
Genen bereit, um ein Gen zu identifizieren, das bei einer peripheren
Nervensystemstörung
wichtig ist und das als ein Ziel für die Identifizierung von Agentien
zur Behandlung der Störung
verwendet werden kann.
-
Die
vorliegende Erfindung stellt ebenfalls die Verwendung eines replikationsinkompetenten
Herpesvirus-Vektors in der Herstellung eines Medikaments für die Behandlung
einer peripheren Nervensystemstörung
bereit. Der Herpesvirus-Vektor ist typischerweise replikationsinkompetent
und ist in der Lage, eine Zelle des peripheren Nervensystems effizient
zu infizieren. Vorzugsweise umfasst der Herpesvirus-Vektor ein heterologes
Gen. Das heterologe Gen umfasst typischerweise ein Polypeptid zur
therapeutischen Anwendung.
-
Eine
Verabreichung des Herpesvirus-Vektors an eine Person, die an einer
Störung
des peripheren Nervensystems leidet, lindert typischerweise die
Symptome der Störung
und/oder verhindert die Progression der Störung.
-
Ein
Virus für
die Verwendung in der Erfindung ist in der Lage, eine Zelle des
peripheren Nervensystems nach einer peripheren Inokulation effizient
zu infizieren, ist aber nicht in der Lage, in irgendeiner Zelle
zu replizieren, außer
wenn nicht wenigstens ein Gen, das in dem Virus funktionsunfähig gemacht
worden ist, in der Zelle ebenfalls exprimiert wird, d.h. das Virus
ist replikationsinkompetent, außer
in den Zellen, in denen die Virus-Stocks hergestellt werden. Ein
Virus ist replikationsinkompetent, falls es in einer Zelle nicht
zur Replikation in der Lage ist, die nicht wenigstens ein funktionsfähiges essentielles
virales Gen exprimiert.
-
Ein
Virus, das in der Lage ist, eine Zelle des peripheren Nervensystems
nach einer peripheren Inokulation effizient zu infizieren, infiziert
typischerweise wenigstens 50 Zellen, zum Beispiel wenigstens 60,
wenigstens 70, wenigstens 80, wenigstens 90 oder wenigstens 100
Zellen, bevorzugter wenigstens 200, zum Beispiel wenigstens 500
oder wenigstens 1000 Zellen nach einer Virus-Direktinjektion mit
einem Titer von 1 × 1 × 108 pfu/ml bis 1 × 109 pfu/ml, bevorzugt
von 3 × 108 pfu/ml bis 7 × 108 pfu/ml,
bevorzugter von 4 × 108 pfu/ml bis 6 × 108 pfu/ml,
bevorzugter von 5 × 108 pfu/ml in einen peripheren Nerv, zum Beispiel
den Ischiasnerv eines Versuchstieres. Dies kann durch Überwachung
der Expression eines heterologen Markergens wie LacZ oder GFP, das operativ
an eine Kontrollsequenz gebunden ist, vorzugsweise an eine Kontrollsequenz,
die während
der Herpesvirus-Latenz aktiv ist, bestimmt werden. Vorzugsweise
sind die peripheren Nervensystemzellen Hinterwurzelganglionzellen
(DRG). Vorzugsweise ist das Versuchstier ein Primat oder ein Nager
wie eine Ratte oder eine Maus.
-
Per
Definition sind derartige Viren attenuiert, so dass sie replikationsinkompetent
sind. Ein Virus kann durch die Mutation wenigstens eines essentiellen
Gens replikationsinkompetent gemacht sein, so dass das essentielle
Gen funktionsunfähig
ist. Zum Zwecke einer derartigen Attenuierungen veränderte virale
Regionen können
eliminiert sein (komplett oder partiell), funktionsunfähig gemacht
oder durch andere Sequenzen, insbesondere durch eine heterologe Gensequenz,
substituiert sein. Attenuierende Mutationen, die ein replikationsinkompetentes
Virus ergeben, sind für
alle bis heute beschriebenen neurotrophen Herpesviren beschrieben
worden. Replikationsinkompetente Viren sind im Allgemeinen zur Replikation
in Zelllinien in der Lage, die ein funktionsfähiges essentielles virales
Gen exprimieren, welches das fehlende funktionsfähige essentielle virale Gen
in dem replikationsinkompetenten Virus kompensiert. Derartige Zelllinien
können
zur Herstellung von Virus-Stocks verwendet sein.
-
Obwohl
die vorliegende Erfindung unter Verwendung von Herpes-simplex-Viren
beispielhaft veranschaulicht worden ist, ist es zu verstehen, dass
andere neurotrophe Viren aus der Familie der Herpesviren modifiziert
werden können,
so dass sie replikationsinkompetent sind und eine effiziente Genübertragung
auf Zellen des peripheren Nervensystems nach einer peripheren Inokulation
bewerkstelligen können.
Insbesondere können
derartige Viren Varicella-Zoster-Virus, Pseudorabies-Virus oder
bovine Herpesviren umfassen. Darüber
hinaus sind Herpes-Amplikonvektoren replikationsinkompetente Herpesviren.
Folglich können
Herpes-Amplikonvektor-Stocks, die zur Infektion von Zellen des peripheren
Nenvensystems nach einer Inokulation in periphere Nerven fähig sind,
ebenfalls gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendet sein.
-
Wenn
das Virus der vorliegenden Erfindung ein Herpes-simplex-Virus ist,
kann das Virus zum Beispiel von HSV1- oder HSV2-Stämmen oder
von Abkömmlingen
davon, bevorzugt HSV1, abstammen. Abkömmlinge umfassen Intertyp-Rekombinanten, die
DNA von HSV1- und HSV2-Stämmen
enthalten. Derartige Intertyp-Rekombinanten sind in der Technik
beschrieben, zum Beispiel in Thompson et al. 1998 und Meignier et
al. 1988. Abkömmlinge
besitzen bevorzugt wenigstens eine 70% Sequenzhomologie entweder
zum HSV1- oder HSV2-Genom, bevorzugter wenigstens 80%, noch bevorzugter
wenigstens 90 oder 95% und am bevorzugtesten wenigstens 96, 97,
98 oder 99%. Bevorzugtere Abkömmlinge
besitzen wenigstens eine 70% Sequenzidentität entweder mit dem HSV1- oder
HSV2-Genom, bevorzugter wenigstens 80%, noch bevorzugter wenigstens
90 oder 95% und am bevorzugtesten wenigstens 96, 97, 98 oder 99%.
-
Ein
Abkömmling
kann die Sequenz eines HSV1- oder HSV2-Genoms besitzen, das durch
Nukleotidsubstitutionen, zum Beispiel 1, 2 oder 3 bis 10, 25, 50
oder 100 Substitutionen, modifiziert ist. Das HSV1- oder HSV2-Genom
kann alternativ oder zusätzlich
durch eine oder mehrere Insertionen und/oder Deletionen oder durch
eine Extension an einem oder beiden Enden modifiziert sein.
-
Zum
Beispiel stellt das UWGCG-Package das BESTFIT-Programm bereit, das
zur Berechnung der Homologie angewandt werden kann (zum Beispiel
in seinen Standardeinstellungen angewandt) (Devereux et al. (1984)
Nucleic Acids Research 12, Seiten 387–395). Die PILEUP und BLAST-Algorithmen
können
zur Berechnung der Homologie oder zum Abgleich von Sequenzen (typischerweise
in ihren Standardeinstellungen) verwendet werden, zum Beispiel wie
von Altschul (1993) J. Mol. Evol. 36: 290–300; Altschul et al. (1990)
J. Mol. Biol. 215: 403–10
beschrieben.
-
Die
Software für
die Durchführung
der BLAST-Analysen ist über
das National Centre for Biotechnology Information (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/) öffentlich
zugänglich.
Dieser Algorithmus beinhaltet erstens die Identifizierung von high scoring
Sequenzpaaren (HSPs) durch die Identifizierung kurzer Wörter der
Länge W
in der Abfragesequenz, die entweder paaren oder einen gewissen positiv
bewerteten Schwellenwert T erfüllen,
wenn sie mit einem Wort der gleichen Länge in einer Datenbanksequenz
abgeglichen werden. T ist als eine nachbarliche Wort-Score-Schwelle
bezeichnet (Altschul et al., 1990). Diese ersten nachbarlichen Worttreffer
dienen als Ausgangsbasis für
erste Suchen nach HSPs, die sie enthalten. Die Worttreffer werden in
beide Richtungen über
jede Sequenz erweitert, sofern der kumulative Alignment-Score erhöht werden kann.
Erweiterungen für
die Worttreffer in jeder Richtung kommen zum Stillstand, wenn: der
kumulative Alignment-Score um die Größe X von seinem maximal erreichten
Wert abfällt;
der kumulative Score auf null oder darunter fällt, aufgrund der Akkumulation
eines oder mehrerer negativer Scoring-Residue-Alignments; oder das Ende einer
Sequenz erreicht ist. Die BLAST-Algorithmenparameter
W, T und X legen die Empfindlichkeit und die Geschwindigkeit des
Alignments fest. Das BLAST-Programm verwendet als Standardwerte
eine Wortlänge
(W) von 11, die BLOSUM62 Scoring-Matrix (siehe Henikoff und Henikoff (1992)
Proc. Natl. Acad. Sci, USA 89: 10915–10919) Alignments (B) von
50, Erwartung (E) von 10, M = 5, N = 4 und ein Vergleich beider
Stränge.
-
Der
BLAST-Algorithmus führt
eine statistische Analyse der Ähnlichkeit
zwischen zwei Sequenzen durch; siehe Karlin und Altschul (1993)
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90: 5873–5787. Ein Maß für die von
dem BLAST-Algorithmus gelieferte Ähnlichkeit ist die kleinste
Summenwahrscheinlichkeit (P(N)), die einen Hinweis auf die Wahrscheinlichkeit
liefert, mit der eine Paarung zwischen zwei Nukleotid- oder Aminosäure-Sequenzen
zufälligerweise
erfolgen würde. Zum
Beispiel wird eine Sequenz als ähnlich
mit einer anderen Sequenz erachtet, wenn die kleinste Summenwahrscheinlichkeit
beim Vergleich der ersten Sequenz mit der zweiten Sequenz kleiner
als etwa 1, bevorzugt kleiner als etwa 0,1, bevorzugter kleiner als
etwa 0,01 und am bevorzugtesten kleiner als etwa 0,001 ist.
-
Viren
der Erfindung können
in einem einzigen (z.B. ICP27 oder ICP4) oder in mehreren (ICP27 und/oder
ICP4 und/oder ICP22 und/oder ICP0 und/oder ICP47) Immediate-Early-Genen
funktionell inaktiv sein. Sie können
zusätzlich
eine Mutation in dem vmw65 codierenden Gen enthalten, was ihr Transkriptionsaktivierungsvermögen vermindert/verhindert.
Alternativ können
essentielle Gene, die keine Immediate-Early-Gene sind, wie an der Virusreplikation
beteiligte essentielle Gene, zum Beispiel die Produkte der UL29-
und UL30-Gene, einzelsträngige DNA-bindendes
Protein beziehungsweise DNA-Polymerase, entweder allein oder in
beliebiger Kombination oder auch in Kombination mit der Inaktivierung eines
oder mehrerer Immediate-Early-Gene und/oder
vmw65 deletiert sein. Beispiele derartiger Viren umfassen von Samaniego
et al. 1998, Krisky et al. 1998 oder Thomas et al. 1999 beschriebene
Viren. Besonders bevorzugte Viren sind diejenigen, in denen die
Expression von Immediate-Early-Genen verhindert oder minimiert ist,
zum Beispiel ist ein Virus mit inaktivierenden Mutationen in den
Genen oder Deletionen von Deletionen der Gene bevorzugt, die ICP4,
ICP27, ICP0 und ICP22 codieren. Viren mit inaktivierenden Mutationen
in oder Deletionen von ICP27 und/oder ICP4 und ebenfalls ein derartiges
Virus mit einer Mutation in vmw65, die seine trans-aktivierende
Aktivität
vermindert/verhindert, sind ebenfalls bevorzugt.
-
Bevorzugte
Viren der Erfindung exprimieren nicht oder nur auf sehr niedrigen
Niveaus wenigstens zwei Immediate-Early-Gene. Sehr niedrige Niveaus bedeuten
Niveaus unter der Nachweisgrenze eines Western-Blot unter Verwendung
eines Antikörpers
für ein
Proteinprodukt eines Immediate-Early-Gens. Ein Virus kann eine beliebige
geeignete Mutation umfassen, die eine Expression von Immediate-Early-Genen minimiert.
Bevorzugt exprimiert ein Virus nicht oder nur auf sehr niedrigen
Niveaus wenigstens drei Immediate-Early-Gene. Bevorzugter exprimiert
ein Virus nicht oder nur auf sehr niedrigen Niveaus wenigstens vier
Immediate-Early-Gene. Die Immediate-Early-Gene, die nicht oder nur
auf minimalen Niveaus exprimiert werden dürfen, sind ICP0, ICP4, ICP22
und ICP27. Die beiden Immediate-Early-Gene können ICP27 und ICP4, ICP27
und ICP0, ICP27 und ICP22, ICP4 und ICP0, ICP4 und ICP22 oder ICP0
und ICP22 sein.
-
Die
Kombinationen von Gen-Deletionen, die gemäß der vorliegenden Erfindung
zweckdienlich sind, sind diejenigen, bei denen Mutationen nicht
nur eine Replikation verhindern, sondern welche ebenfalls die Toxizität des Virus
minimieren oder vermindern. Folglich ist ein Virus besonders bevorzugt,
das zur Infektion einer Zelle des peripheren Nervensystems nach
einer peripheren Inokulation fähig
ist und Mutationen in ICP4 und/oder ICP27 besitzt. Diese Mutationen
verhindern nicht nur eine Expression einer funktionsfähigen Form
des mutierten Gens, sondern auch eine Expression anderer viraler
Gene, die zytotoxisch sein können.
Zusätzlich
sind Viren mit Mutationen in Kombinationen von oder in einzelnen essentiellen
Genen bevorzugt, die von einer für
die Anzucht dieser Viren hergestellten Zelllinie effizient komplementiert
werden können.
Insbesondere können
hohe Titer des Virus ohne weiteres hergestellt werden. Derartige
Zelllinien für
Viren sind in der Technik beschrieben, z.B. von Samaniego et al.
1998 und Krisky et al. 1998. Die bei der Beschreibung der verschiedenen
HSV-Gene verwendete Terminologie entspricht der von Coffin und Latchman,
1996.
-
Produktion replikationsinkompetenter
Viren
-
Wenn
den Herpes-simplex-Viren der Erfindung ein bestimmtes funktionsfähiges essentielles Gen
fehlt, zum Beispiel ein ICP4 oder ICP27 codierendes Gen, wird das
Virus auf einer Zelllinie vermehrt, die dieses essentielle Gen exprimiert.
Zum Beispiel wenn dem Virus ein funktionsfähiges ICP27-Gen fehlt, kann
das Virus in V27-Zellen (Rice und Knipe, 1990), 2-2-Zellen (Smith
et al., 1992) oder B130/2-Zellen (Howard et al. 1998) vermehrt werden. Wenn
dem Virus ein funktionsfähiges
ICP4-Gen fehlt, kann das Virus auf einer ICP4-exprimierenden Zelllinie,
zum Beispiel E5-Zellen (De-Luca
et al., 1985), vermehrt werden. Wenn dem Virus ein funktionsfähiges ICP4-Gen
und ein funktionsfähiges
ICP27-Gen fehlt, wird das Virus auf einer Zelllinie vermehrt, die sowohl
ICP4 als auch ICP27 exprimiert (wie E26-Zellen; Samaniego et al.,
1995), und wenn dem Virus zusätzlich
ein funktionsfähiges
vmw65-Gen fehlt, kann das Virus auf einer Zelllinie vermehrt werden,
die auch ein nicht-HSV Homolog von vmw65 enthält (z.B. von einem equinen
Herpesvirus wie in Thomas et al., 1999). Mutationen von vmw65 können ebenfalls
durch Hinzufügen
von Hexamethylenbisacetamid (HMBA) zu den Virusanzuchtmedien partiell kompensiert
werden (MacFarlane et al. 1992).
-
Hergestellt
werden können
ICP27-exprimierende Zelllinien durch Co-Transfektion von Säugerzellen,
zum Beispiel Vero- oder BHK-Zellen, mit einem Vektor, vorzugsweise
einem Plasmid-Vektor, der ein funktionsfähiges HSV-ICP27-Gen, das in
besagten Zellen exprimiert werden kann, und einen Vektor, vorzugsweise
einen Plasmid-Vektor, umfasst, der einen selektierbaren Marker,
zum Beispiel die Neomycinresistenz, codiert. Klone, die den selektierbaren Marker
besitzen, werden dann durchmustert, um unter Anwendung von dem Fachmann
bekannten Verfahren außerdem
zu bestimmen (zum Beispiel wie von Rice und Knipe 1990 beschrieben),
welche Klone ebenfalls funktionsfähiges ICP27 exprimieren, zum Beispiel
aufgrund ihrer Fähigkeit,
das Wachstum von IPC27- HSV-Stämmen
zu unterstützen.
Zelllinien, die keine Reversion eines ICP27- mutierten HSV-Stammes
zu einem Stamm mit einem funktionsfähigem ICP27 erlauben, werden
wie oben beschrieben hergestellt, was sicherstellt, dass der ein
funktionsfähiges
ICP27-Gen umfassende Vektor keine Sequenzen enthält, die sich mit Sequenzen überschneiden (d.h.
homolog sind zu Sequenzen), die in dem ICP27- mutierten Virus verbleiben.
-
Wo
HSV-Stämme
der Erfindung inaktivierende Modifikationen in anderen essentiellen
Genen, zum Beispiel ICP4, enthalten, umfassen komplementierende
Zelllinien ein funktionsfähiges
HSV-Gen, welches das modifizierte essentielle Gen auf dieselbe wie
für ICP27
beschriebene Art und Weise komplementiert. Zum Beispiel im Falle
von HSV-Stämmen,
die Mutationen sowohl in ICP27 als auch ICP4 enthalten, wird eine
Zelllinie wie E26 verwendet, die sowohl ICP27 als auch ICP4 exprimiert
(Samaniego et al., 1995). HSV-Stämme,
die andere essentielle Gene exprimieren, können auf ähnliche Weise, wie für ICP27
beschrieben, konstruiert werden. Hier wird wieder die Möglichkeit
einer Reversion des Virus zu einer weniger defekten Form während der
Anzucht minimiert, wenn es sichergestellt ist, dass es keine Sequenzüberschneidung
zwischen der verbleibenden Virus-DNA und der in die Zelllinie für die Virusanzucht
inserierten DNA gibt.
-
Mutationsverfahren
-
Die
betreffenden verschiedenen viralen Gene können mit jeder geeigneten Technik
funktionell inaktiv gemacht werden. Zum Beispiel können sie
mit Hilfe von Deletionen, Substitutionen oder Insertionen, vorzugsweise
mit Hilfe einer Deletion, funktionell inaktiv gemacht werden. Bei
Deletionen können
Teile der Gene oder das gesamte Gen entfernt sein. Zum Beispiel
kann eine Deletion nur eines Nukleotids gemacht werden, was zu einer
Leserahmenverschiebung führt.
Allerdings werden bevorzugt größere Deletionen
gemacht, zum Beispiel wenigstens 25%, bevorzugter wenigstens 50%
der gesamten codierenden und nicht-codierenden Sequenz (oder alternativ
in absoluten Zahlen wenigstens 10 Nukleotide, bevorzugter wenigstens
100 Nukleotide, am bevorzugtesten wenigstens 1000 Nukleotide). Besonders
bevorzugt ist das Entfernen des gesamten Gens und gleichfalls der
flankierenden Sequenzen. Inserierte Sequenzen können die unten beschriebenen
heterologen Gene umfassen. Insbesondere ist das Inserieren des heterologen
Gens in ICP27 oder ICP4 bevorzugt. Im Falle des vmw65-Gens wird
nicht das gesamte Gen deletiert, da es ein essentielles Strukturprotein
codiert, sondern es wird eine kleine inaktivierende Mutation gemacht,
die die Fähigkeit
von VMW65 aufhebt, IE-Gene transkriptional zu aktivieren (z.B. wie
in Ace et al., 1989 oder Smiley et al., 1997).
-
Mutationen
werden in Herpesviren mit Hilfe homologer Rekombinationsverfahren
hergestellt, die dem Fachmann bekannt sind. Zum Beispiel wird HSV-genomische
DNA zusammen mit einem Vektor, vorzugsweise einem Plasmidvektor,
transfiziert, der die von homologen HSV-Sequenzen flankierte mutierte
Sequenz umfasst. Die mutierte Sequenz kann Deletionen, Insertionen
oder Substitutionen umfassen, die alle mit Hilfe von Routinetechniken
hergestellt werden können.
Insertionen können
selektierbare Markergene, zum Beispiel IacZ oder GFP, für eine Durchmusterung
rekombinanter Viren mittels beispielsweise β-Galactosidase-Aktivität oder Fluoreszenz
umfassen.
-
Heterologe Gene und Promotoren
-
Für eine Verwendung
in der Erfindung sind die Viren typischerweise modifiziert, um ein
heterologes Gen zu tragen. Der Ausdruck „heterologes Gen" umfasst ein beliebiges
Gen. Ein heterologes Gen kann ein Testgen für eine Verwendung in einem
Verfahren zur Zielvalidierung oder ein Gen für eine therapeutische Anwendung
zur Verwendung in einem Verfahren zur Behandlung oder in der Herstellung
eines Medikaments sein. Obwohl ein heterologes Gen typischerweise
ein Gen ist, das nicht im Genom eines Herpesvirus vorhanden ist,
kann ein Herpesgen verwendet sein, vorausgesetzt, dass die codierende
Sequenz nicht an die viralen Kontrollsequenzen operativ geknüpft ist,
mit denen sie natürlicherweise
verbunden ist.
-
Das
heterologe Gen kann eine beliebige Allelvariante eines Wildtyp-Gens
sein oder es kann ein mutiertes Gen sein. Der Ausdruck „Gen" soll für Nukleinsäure-Sequenzen
stehen, die in der Lage sind, mindestens transkribiert zu werden.
Folglich sind von dieser Definition Sequenzen umfasst, die mRNA, tRNA
und rRNA codieren. Allerdings bezieht sich die vorliegende Erfindung
primär
eher auf die Expression von Polypeptiden und/oder mRNA und Antisense-RNA
als auf tRNA und rRNA. Der Ausdruck „Gen" steht für ein Polynukleotid, das die
für ein
Polypeptid codierende Sequenz umfasst. Das Polynukleotid kann ein
oder mehrere Introns enthalten, zum Beispiel kann es genomische
DNA umfassen. Vorzugsweise umfasst das Polynukleotid cDNA. mRNA
codierende Sequenzen umfassen gegebenenfalls einen Teil oder die
gesamten 5' und/oder
3' transkribierten
aber nicht-translatierten flankierenden Sequenzen, die natürlicherweise
oder anderweitig mit der translatierten codierenden Sequenz verbunden sind.
Sie können
gegebenenfalls außerdem
die verbundenen transkriptionellen Kontrollsequenzen umfassen, die
normalerweise mit den transkribierten Sequenzen verbunden sind,
zum Beispiel Transkriptionsstopsignale, Polyadenylierungsstellen
und stromabwärts
liegende Enhancer-Elemente.
-
Inseriert
werden kann ein heterologes Gen in das virale Genom mit Hilfe einer
homologen Rekombination von HSV-Stämmen mit zum Beispiel Plasmidvektoren,
die das heterologe Gen flankiert von HSV-Sequenzen tragen. Das heterologe
Gen kann in einen geeigneten Plasmidvektor, der Herpesvirus-Sequenzen
umfasst, unter Anwendung in der Technik bekannter Klonierungstechniken
eingeführt werden.
Das heterologe Gen kann in das virale Genom an einer beliebigen
Stelle inseriert sein, vorausgesetzt das Virus kann noch vermehrt
werden. Vorzugsweise ist das heterologe Gen in ein essentielles Gen
inseriert. Heterologe Gene können
an mehreren Stellen des viralen Genoms inseriert sein.
-
Die
transkribierte Sequenz eines heterologen Gens ist vorzugsweise an
eine Kontrollsequenz operativ geknüpft, was eine Expression des
heterologen Gens in einer Säugerzelle,
vorzugsweise in einer Zelle des peripheren Nervensystems, erlaubt.
Der Ausdruck „operativ
verknüpft" bezeichnet eine
nebeneinander liegende Anordnung, worin die beschriebenen Komponenten
in einer Beziehung stehen, die ihnen die Funktion in ihrer beabsichtigten Weise
gestatten. Eine Kontrollsequenz, die an eine codierende Sequenz „operativ
geknüpft" ist, ist auf eine
Weise verbunden, dass eine Expression der codierenden Sequenz unter
Bedingungen erhalten wird, die mit der Kontrollsequenz kompatibel
sind.
-
Typischerweise
steht das heterologe Gen unter Kontrolle eines Promotors, der während der Herpeslatenz
aktiv ist. Derartige Promotoren umfassen typischerweise Fragmente
der Latenz-assoziierten Transkript-(LAT)-Region des Virus oder sind
chimäre
Promotoren, die Fragmente der LAT-Region zusammen mit einem nicht-LAT-Promotor umfassen. Derartige
in der Latenz aktive Promotoren können die Expression eines endogenen
Gens oder endogener Gene innerhalb der LAT-Region des Virus oder,
wenn in einem ökotopen
inseriert, nicht-LAT-Stelle innerhalb des HSV-Genoms steuern.
-
Die
Kontrollsequenz umfasst einen Promotor, der eine Expression des
heterologen Gens erlaubt, und ein Signal für eine Transkriptionstermination.
Der Promotor ist aus Promotoren ausgewählt, die in Zellen des peripheren
Nervensystems von Säugern, vorzugsweise
Ratte, Maus, Meerschweinchen, Frettchen oder Mensch, funktionsfähig sind.
Der/die Promotoren) können
von Promotorsequenzen eukaryotischer Gene abgeleitet sein. Zum Beispiel
kann der Promotor von einem Genom einer Zelle abgeleitet sein, in
der eine Expression des heterologen Gens erfolgen soll, die vorzugsweise
eine Säugerzelle
ist, vorzugsweise eine menschliche Zelle des peripheren Nervensystems
ist. Was eukaryotische Promotoren anbelangt, können diese Promotoren sein,
die ubiquitär
funktionsfähig
sind (wie Promotoren von β-Actin,
Tubulin) oder alternativ Gewebe-spezifisch sind, wie der Neuron-spezifische
Enolase-(NSE)-Promotor.
Sie können
auch Promotoren sein, die auf spezifische Stimuli antworten, zum
Beispiel Promotoren, die Steroidhormon-Rezeptoren binden. Virale
Promotoren können
ebenfalls verwendet sein, zum Beispiel der Promotor der langen terminalen
Wiederholungssequenz des Moloney murinen Leukämievirus (MMLV LTR) oder andere
retrovirale Promotoren, der menschliche oder murine Cytomegalovirus
(CMV) IE-Promotor oder Promotoren vom Herpesvirus-Gen, einschließlich derjenigen,
die eine Expression der Latenz-assoziierten Transkripte steuern.
-
Expressionskassetten
und andere geeignete Konstrukte, die ein heterologes Gen und Kontrollsequenzen
umfassen, können
unter Anwendung dem Fachmann bekannter Routineklonierungstechniken hergestellt
werden (siehe zum Beispiel Sambrook et al., 1989, Molecular Cloning – A Laboratory
Manual; Cold Spring Harbor Press).
-
Es
kann ebenfalls von Vorteil sein, induzierbare Promotoren zu verwenden,
so dass die Expressionsniveaus des heterologen Gens während der
Lebenszeit der Zelle reguliert werden kann. Induzierbar bedeutet,
dass die unter Verwendung des Promotors erhaltenen Expressionsniveaus
reguliert werden können.
Zum Beispiel in einer bevorzugten Anwendungsform, wo mehr als ein
heterologes Gen in das HSV-Gen inseriert ist, würde ein Promotor einen Promotor
umfassen, der auf das bereits beschriebene tet-Repressor/VP16 Transkriptionsaktivator-Fusionsprotein
reagiert (Gossen und Bujard, 1992, Gossen et al., 1995) und das
heterologe Gen steuern, dessen Expression reguliert werden soll.
Der zweite Promotor würde
einen starken Promotor (z.B. den CMV-IE-Promotor) umfassen, der
die Expression des tet/VP16-Fusionsproteins
steuert. Folglich würde
in diesem Beispiel die Expression des ersten heterologen Gens von
der Anwesenheit oder Abwesenheit von Tetracyclin abhängen.
-
In
bevorzugten Anwendungsformen der vorliegenden Erfindung ist ein
Promotor verwendet, der eine Genexpression während der Herpesvirus-Latenz
erlaubt. Derartige Promotoren können
von der LAT-Region abgeleitet sein (z.B. LAP2; Goins et al. 1994)
und können
chimäre
Promotoren sein, die an einen LAT oder nicht-LAT-Promotorfusionierte Sequenzen von der
LAT-Region oder andere Elemente enthalten (z.B. Lachmann und Efstathiou,
1997). Diese Promotoren können
innerhalb der endogenen LAT-Region des Virus arbeiten oder, wenn
sie an einer heterologen Stelle inseriert sind, im Virusgenom arbeiten.
In besonders bevorzugten Anwendungsformen sind chimäre Promotoren
verwendet, die aus nicht-LAT-Promotoren wie den CMV-, MMLV- oder NSE-Promotoren
oder Fragmenten davon bestehen, die an LAT-abgeleitete Sequenzen, einschließlich der in
LAP1 (Goins et al. 1994), LAP2 (Goins et al. 1994) und/oder LAT
P2 vorhandenen, geknüpft
sind. Die LAT P2-Region ist hier als die HSV1-Nukleotide 118866–120219
vom HSV-Stamm 17+ (GenBank HE1CG: von Pstl-BstXI Stellen) definiert
und enthält Fragmente
oder Derivate dieser Region, einschließlich homologer Regionen anderer
HSV1-Stämme und
HSV2-Stämme, die
in der Lage sind, für
ein langandauerndes Expressionsvermögen von den Promotoren zu sorgen,
mit denen sie verknüpft
sind. Derartige chimäre
Promotoren können
auch die Expression mehrerer heterologer Gene erlauben, indem Promotorpaare
von einem zentralen LAT-abgeleiteten Element entfernt positioniert
werden, so dass zwei Gene von einer einzigen Expressionskassette exprimiert
werden können
(z.B. wie in Thomas et al. 1999).
-
Heterologe
Gene in Viren für
therapeutische Anwendungen codieren typischerweise Polypeptide für eine therapeutische
Anwendung. Zum Beispiel stimulieren Gene, die Schmerzen modulieren,
das Nervenwiederwachstum oder verhindern eine Nervendegeneration.
Heterologe Gene können
Wildtyp-Gene oder können
mutierte Gen sein, um die Funktion des Gens zu verstärken oder
um die Funktion des Gens zu hemmen. Zum Beispiel kann, wo ein endogenes
Gen bei einer peripheren Nervensystemstörung überexprimiert wird, ein nicht-funktionsfähiges Gen,
das die Funktion des endogenen Gens zerstört, für die Behandlung der Störung zweckdienlich
sein.
-
Insbesondere
kann/können
das/die heterologe(n) Gen(e) ein Polypeptid codieren, das in der Lage
ist, Reaktionen auf Schmerzstimuli zu verändern oder chronischen Schmerz
zu vermindern, zum Beispiel ein Protein, das in der Lage ist, zum
Beispiel einen Nervenwachstumsfaktor, einen anderen Schmerz modulierenden
neurotrophen Faktor oder neurotrophen Faktor ähnliche Moleküle oder
Substanz P oder andere Neuropeptide abzugeben. Das/die heterologe(n)
Gene) kann/können
ebenfalls ein Polypeptid codieren, das in der Lage ist, das Wiederwachstum
von defekten Nerven zu stimulieren oder die weitere Degeneration
von Nerven bei degenerativen Zuständen zu verhindern.
-
Geeignete
heterologe Gene umfassen Wachstumsfaktoren wie NT-3, NT-4, NT-5,
Reg-2, CNTF, GDNF, BDNF, NGF, TrkA und TrkB, Neuropeptide wie Substanz
P und Galanin, anti-apoptotische Gene wie Bcl2 und Schmerzmodulatoren
wie Enkephalin.
-
Heterologe
Gene können
ebenfalls Markergene (zum Beispiel Gene, die p-Galactosidase oder grün fluoreszierendes-Protein
oder andere fluoreszierende Proteine codieren) oder Gene umfassen, deren
Produkte die Expression anderer Gene regulieren (zum Beispiel die
Transkription regulierende Faktoren, einschließlich des oben beschriebenen tet-Repressor/vmw65
Transkriptionsaktivierungsfusionsproteins).
-
Zielvalidierung,
Gentherapie und andere therapeutische Anwendungen können auch
die Verabreichung mehrerer Gene erfordern. Die Expression mehrerer
Gene kann für
die Behandlung verschiedener Zustände von Vorteil sein. Herpesviren
eignen sich einzigartig, da sie nicht die eingeschränkten Verpackungsfähigkeiten
anderer viraler Vektorsysteme besitzen. Folglich können mehrere
heterologe Gene in ihrem Genom untergebracht sein. Es gibt zum Beispiel
wenigstens zwei Möglichkeiten,
mit denen dies erreicht werden könnte.
Zum Beispiel könnten
mehr als ein heterologes Gen und assoziierte Kontrollsequenzen in
einem besonderen HSV-Stamm entweder an einer einzigen Stelle oder
an mehreren Stellen im Virusgenom eingeführt sein. Es wäre ebenfalls möglich, Promotorpaare
(die gleichen oder verschiedene Promotoren) zu verwenden, die zueinander
in entgegengesetzter Orientierung positioniert sind, wobei diese
Promotoren jeweils, wie oben beschrieben, die Expression eines heterologen
Gens (des gleichen oder eines anderen heterologen Gens) steuern.
-
Ein
Virus kann ein, zwei, drei, vier oder mehr heterologe Gene umfassen.
Wo das Gen ein Testgen für
die Verwendung in einem Verfahren zur Zielvalidierung ist, umfasst
das Virus typischerweise ein heterologes Gen. Das Virus kann ein,
zwei oder mehr Kopien eines heterologen Gens umfassen. Ein Virus für die Verwendung
in einem Verfahren zur Zielvalidierung kann mehr als ein heterologes
Testgen umfassen. Dies ermöglicht
eine gleichzeitige Durchmusterung mehrerer Gene, zum Beispiel 2
bis 20 Gene, vorzugsweise 2 oder 4 bis 10 Gene, oder eine Untersuchung
von Wechselwirkungen zwischen Genen im Test, die geprüft werden
sollen. Falls eine Wirkung eines Testgens beobachtet wird, können weitere
Viren, die weniger Testgene, zum Beispiel ein oder zwei Testgene,
tragen, verwendet werden, um zu bestimmen, welches der Gene für die beobachtete
Wirkung verantwortlich ist.
-
Von
heterologen Genen für
eine Verwendung in Verfahren zur Zielvalidierung wird typischerweise
vermutet, dass sie für
eine periphere Nervensystemstörung
von Bedeutung sind. Zum Beispiel kann ein Gen mit einer Störung in
Verbindung gebracht werden aufgrund seines Vorhandenseins auf einer
Region eines Chromosoms, das mit der Störung verbunden ist. Alternativ
kann ein Gen mit einer peripheren Nervensystemstörung in Verbindung gebracht
werden, falls es bekanntlich in dem peripheren Nervensystem exprimiert
wird. Ein Gen kann ganz besonders mit einer peripheren Nervensystemstörung in
Verbindung gebracht werden, wenn es in einer Zelle des peripheren
Nervensystems oder in einem Gewebe auf- oder herabreguliert ist,
das von einer Zelle des peripheren Nervensystems innerviert ist
während
eines natürlichen,
künstlichen
oder induzierten Krankheitsstadiums oder nach einer Nervenschädigung oder
nach einer Verabreichung eines Stimulus, der ein akutes oder chronisches
Schmerzstadium induziert, oder eines anderen Stimulus, der eine Dysfunktion
in oder Änderung
der normalen Funktionsweise des peripheren Nervensystems oder einer peripheren
Nervenzelle induziert.
-
Überwachender Phänotyp
-
Der
Ausdruck „Phänotyp", wie er hier verwendet
wird, wird zur Bezeichnung eines beliebigen physischen Anzeichens
einer Störung
des Zentralnervensystems verwendet. Der Ausdruck „Phänotyp" soll folglich Änderungen
auf molekularer, zellulärer, geweblicher,
kognitiver Ebene und Verhaltensebene umfassen. Schädigung und
Trauma des Zentralnervensystems, zum Beispiel als Folge einer physikalischen
und chemischen Verletzung, sind ebenfalls von dem Ausdruck „Phänotyp" umfasst.
-
Jeder
geeignete Phänotyp,
der mit einer Störung
des peripheren Nervensystems verbunden ist, kann überwacht
werden. Zum Beispiel kann die Empfindlichkeit eines Tieres auf Schmerz
unter Anwendung eines beliebigen geeigneten Tests zur Überwachung
der Verhaltensreaktion eines Tieres auf Schmerzstimuli überwacht
werden. Ein Testgen, das die Schmerzempfindlichkeit beeinflusst,
wird typischerweise die Reaktion eines Tieres auf einen gegebenen
Stimulus erhöhen
oder verringern. Kontrollreaktionen können durch Testen eines Tieres
vor der Inokulation mit dem Virus oder durch Testen eines oder mehrerer
Kontrolltiere bestimmt werden. Ein Kontrolltier ist ein Tier, dem
kein Virus inokuliert oder dem ein Kontrollvirus inokuliert worden
ist, das kein heterologes Gen exprimiert oder ein heterologes Gen exprimiert,
das den Phänotyp
von Interesse nicht beeinflusst. Ein Phänotyp, der mit einer Störung des
peripheren Nervensystems verbunden ist, kann auch auf zellulärer oder
molekularer Ebene überwacht werden.
Dies ist besonders wichtig, wenn die Wirkung eines Testgens in vitro überwacht
wird, zum Beispiel im Anschluss einer Isolierung von Zellen des peripheren
Nervensystems, die nach einer peripheren Inokulation mit einem Virus
der Erfindung transduziert worden sind. Zum Beispiel kann die Zellreaktion
auf die Applikation eines chemischen Reizes wie Capsaicin überwacht
werden. Dies kann unter Anwendung elektrophysiologischer Techniken
durchgeführt
werden. Alternativ kann jede Änderung
bei der Genexpression in einer Zelle des peripheren Nervensystems
als Reaktion auf das Testgen überwacht werden,
wie Reaktionen auf Stimuli, die sonst einen Zelltod auslösen könnten.
-
Ein
Testgen kann als ein Ziel für
eine Gentherapie oder Modulatoren für kleine Moleküle geeignet
sein, die bei der Behandlung einer peripheren Nervensystemstörung zweckdienlich
sind, wenn es einen mit der Störung
verbundenen Phänotyp
beein flusst. Ein Gen, das als ein Ziel unter Anwendung eines Verfahrens
der Erfindung identifiziert worden ist, kann in einem Verfahren
zur Durchmusterung von Agentien verwendet werden, die in der Behandlung einer
peripheren Nervensystemstörung
zweckdienlich sind, wenn das Gen einen mit der Störung verbundenen
Phänotyp
beeinflusst. Im Allgemeinen kann ein Testgen für die Beeinflussung eines Phänotyps in
Betracht kommen, wenn es den Phänotyp hemmt
oder verstärkt,
zum Beispiel kann die Expression eines Phänotyps um wenigstens 5%, zum
Beispiel um wenigstens 10%, wenigstens 15%, wenigstens 20% oder
wenigstens 25%, bevorzugt um wenigstens 30%, zum Beispiel wenigstens
40% oder wenigstens 50%, bevorzugter um wenigstens 70%, zum Beispiel
wenigstens 80% oder wenigstens 90% verglichen mit Kontrollen erhöht oder
vermindert sein.
-
Inokulation eines peripheren
Nervs
-
Ein
replikationsinkompetentes Herpesvirus wird typischerweise in einen
peripheren Nerv durch direkte Applikation auf den Nerv inokuliert,
zum Beispiel mittels Injektion. Im Allgemeinen wird das Virus mit
einem Titer von 104 bis 1010 pfu,
bevorzugt von 107 bis 1010 pfu,
bevorzugter wenigstens 108 pfu, appliziert.
Typischerweise wird 1 μl
bis 20 μl,
bevorzugt 2 μl
bis 10 μl,
bevorzugter 2 μl
bis 5 μl,
Virussuspension injiziert.
-
Jedem
peripheren Nerv, zum Beispiel Ischias-, Femoralis-, Ulnaris-, Medianus-
oder Radialisnerv, kann das Virus injiziert werden. Der Nerv ist
bevorzugt ein Nerv, eines Säugers,
zum Beispiel eines Nagers wie Maus oder Ratte, eines Primaten wie
Affe oder eines Wiesels oder Schweins. Der Nerv kann in einem nicht-menschlichen
Tier vorhanden sein, das eine periphere Nervensystemstörung nachbildet. Das
Tier kann ein transgenes Tier sein.
-
Therapeutische Anwendungen
-
Replikationsinkompetente
Herpesviren, die in der Lage sind, Zellen des peripheren Nervensystems
zu infizieren, wie es hier beschrieben ist, können in Verfahren zur Behandlung
oder Prävention von
Störungen
des peripheren Nervensystems verwendet sein. Wie hier verwendet,
soll der Ausdruck „Störung" jeden Zustand des
peripheren Nervensystems umfassen, der die normale Funktion des
peripheren Nervensystems beeinflusst. „Zustände", „Krankheiten" und „Verletzung" des peripheren Ner vensystems
sind folglich von dem Ausdruck „Störung" umfasst. Der Ausdruck „Störung" umfasst ebenfalls
Tiermodelle von Störungen
des peripheren Nervensystems. Insbesondere können Viren der Erfindung für die Behandlung
von Schmerzstadien oder zur Stimulierung des Nervenwiederwachstums
oder zur Prävention
einer Nervendegeneration verwendet sein.
-
Die
Herpesviren der vorliegenden Erfindung können folglich zur Übertragung
therapeutischer Gene auf einen Menschen oder Tier, der/das einer Behandlung
bedarf, verwendet werden. Eine Übertragung
therapeutischer Gene unter Verwendung der Herpesviren der Erfindung
kann zur Behandlung peripherer Nervensystemstörungen, zum Beispiel Schmerz,
degenerativen Zuständen,
oder zur Stimulierung des Nervenwiedenroachstums verwendet werden.
Im Allgemeinen wird der Zustand eines Patienten, der an einer peripheren
Nervensystemstörung leidet,
durch die Verabreichung des Virus verbessert.
-
Ein
Verfahren zur Durchführung
einer Therapie umfasst ein Inserieren eines therapeutischen Gens
in das Genom des Herpesvirus der Erfindung, wie es oben beschrieben
ist, und dann die Kombination des resultierenden rekombinanten Virus,
als aktiven Bestandteil, mit einem pharmazeutisch verträglichen
Träger
oder Verdünnungsmittel,
um eine pharmazeutische Zusammensetzung herzustellen. Geeignete
Träger
und Verdünnungsmittel
umfassen isotonische Saline, zum Beispiel Phosphatgepufferte Saline.
-
Eine
Genübertragung
auf Zellen des peripheren Nervensystems kann durch eine Direktinjektion
der Vektorzusammensetzung in einen peripheren Nerv eines Menschen
oder Tieres durchgeführt
werden. Die Menge an verabreichtem Virus liegt im Bereich von 104 bis 1010 pfu, bevorzugt
105 bis 108 pfu, bevorzugter
etwa 106 bis 108 pfu
oder 108 bis 1010 pfu. Bei
einer Injektion werden typischerweise 1–200 μl, bevorzugt 1 bis 10 μl Virussuspension,
abhängig
von Spezies und Nerv in einem pharmazeutisch verträglichen
Träger
oder Verdünnungsmittel
verabreicht.
-
Die
beschriebenen Verabreichungswege und Dosierungen sind nur als Richtschnur
gedacht, da ein erfahrener praktischer Arzt in der Lage ist, ohne
weiteres den opti malen Verabreichungsweg und die optimale Dosierung
zu bestimmen. Die Dosis eines Modulators kann gemäß verschiedenen
Parametern, besonders gemäß der eingesetzten
Substanz, dem Alter, Gewicht und Zustand des zu behandelnden Patienten;
dem Verabreichungsweg und dem erforderlichen Dosierungsschema bestimmt werden.
Ein Arzt ist in der Lage, die erforderliche Dosierung für jeden
bestimmten Patienten zu bestimmen.
-
Die
Erfindung wird mit Bezug auf die folgenden Beispiele beschrieben,
die sie nur veranschaulichen und nicht beschränken sollen.
-
BEISPIELE
-
Material und Methoden
-
Virusstämme
-
Replikationsinkompetente
Virusstämme stammen
vom HSV1 Stamm 17+, dessen Nukleotidsequenz bei GenBank (Hinterlegungsnummer
HE1 CG) hinterlegt ist. Diese können
auf 27/12/M:4-Zellen vermehrt werden, welche BHK-Zellen sind, die
die HSV ICP27 und ICP4-codierenden Gene und das equine Herpesvirus-Gen
12 enthalten (Thomas et al., 1999). Diese Zelle erlauben ein effizientes
Wachstum von Viren mit Mutationen in ICP4, ICP27 und mit Mutationen
in vmw65, die ihre Transaktivierungsaktivität vermindern. Viren, die keine
Mutationen in ICP27 aber Mutationen in ICP4 und vmw65 enthalten,
können
in B4/2-Zellen vermehrt werden, die den 27/12/M:4-Zellen ähnlich sind,
aber nicht das ICP27-codierende Gen enthalten. Alternativ können B130/2-Zellen
entweder mit oder ohne HMBA, das Mutationen nur für ICP27
komplementiert (Howard et al., 1998), für die Anzucht von Viren verwendet
werden, die keine Mutationen von ICP4 umfassen.
-
Die
vorliegende Erfindung wurde unter Verwendung von Virusstamm 1764/27-/4-/pR19lacZ und 1764/4-pR19lacZ
beispielhaft veranschaulicht. Das erste Virus ist ICP34.5, ICP27
und ICP4 deletiert mit einer inaktivierenden Mutation in vmw65,
wie es zuvor für
den Virusstamm 1764/27-/4-/pR20.5 beschrieben wurde (Thomas et al.
1999). Das zweite Virus ist mit dem ersten Virus identisch, außer dass
ICP27 nicht deletiert ist. Diese Viren enthalten eher eine CMV-Promotor-Kassette
(von pcDNA3; Invitrogen)/lacZ (pCH110; Pharmacia)/poly A (von pcDNA3),
inseriert in beide Kopien der LAT-Region zwischen den BstXI Stellen
bei Nukleotid 120.219 und 120.413, als die von Thomas et al 1999
beschriebene Insertion in ICP4. Virusstamm 1764/27-/4-/pR19GFP ist mit
Virusstamm 1764/27-/4-/pR19lacZ identisch, außer dass das lacZ-Gen direkt durch
das GFP-Gen ersetzt worden ist (Clontech). Andere Virusstämme 17+/pRlacZ (Wagstaff
et al. 1998; ICP27-Deletion) und 1764/27-/pR20.5/vhs (ICP34.5, ICP27
deletiert, inaktivierende Mutation in vmw65) wurden ebenfalls für Pfotenballenversuche
verwendet.
-
Beispiel 1. Replikationsinkompetentes
HSV zeigt nur eine wenig effiziente Genübertragung auf Zellen des peripheren
Nervensystems nach einer Pfotenballen-Inokulation.
-
Balb/c
Mäuse wurden über den
Pfotenballen-Weg, wie bereits beschrieben (Coffin et al. 1996), mit
20 μl Virusstamm
1764/27-/4-/pR19lacZ, 17+/pR19lacZ oder 1764127-/pR20.5/vhs mit einem Titer von 1 × 107 pfu/ml, 1 × 108 pfu/ml
und 5 × 108 pfu/ml inokuliert. DRGs wurden 1 Woche
nach Inokulation entnommen und fixiert und wie bereits beschrieben
mit X-gal gefärbt
(Coffin et al. 1996). Im Gegensatz zu Ergebnissen, die mit replikationsinkompetenten
Viren mit Mutationen in ICP34.5 oder vmw65 und ICP34.5 bereits erhalten
wurden (Coffin et al. 1996), war nur eine sehr geringe Genexpression
mit jedem Virus bei jedem getesteten Titer zu beobachten. Allerdings
war mit 1764/27-/4-/pR19lacZ ein Maximum von X-gal gefärbten Zellen
bei dem höchsten
verwendeten Titer verglichen mit einem Maximum von 5 Zellen mit
weniger defekten Viren, die ebenfalls getestet wurden, zu beobachten.
Deshalb können
keine replikationsinkompetente HSV für eine effiziente Genübertragung
auf Hinterwurzelganglionzellen nach einer Pfotenballen-Inokulation
in Mäuse
verwendet werden, obwohl der am höchsten defekte replikationsinkompetente
Vektor leicht verbesserte Ergebnisse verglichen mit anderen getesteten
replikationsinkompetenten Vektoren ergab.
-
Beispiel 2. Gene können auf
Zellen des peripheren Nervensystems unter Verwendung eines replikationsinkompetenten
HSV-Vektors mit Mutationen in ICP27, ICP4 und vmw65 nach einer Direktinjektion
in einen peripheren Nerv effizient übertragen werden.
-
Balb/c-Mäuse wurden
mit einer Direktinjektion in den Ischiasnerv mit 2–5 μl Virusstamm 1764/27-/4-/pR19lacZ
mit einem Titer von 1 × 107 pfu/ml, 1 × 108 pfu/ml
und 5 × 108 pfu/ml inokuliert. Für die Inokulation wurden die
Tiere betäubt,
der Ischiasnerv freigelegt und die Virussuspension mit einer Glasmikropipette
injiziert. Die Wunde wurde dann verschlossen und die Tiere durften
genesen. DRGs wurden 1 Woche nach Inokulation entnommen und fixiert
und wie oben mit X-gal gefärbt.
Im Gegensatz zu den obigen Ergebnissen erfolgte eine geringe Genübertragung
mit den beiden geringeren Titern (z.B. < 20 Zellen X-gal + ve bei 1 × 107 pfu/ml und 1 × 108 pfu/ml)
und eine sehr hohe Genübertragungseffizienz
konnte bei einem Titer von 5 × 108 pfu/ml erhalten werden mit vielen Hunderten
bis Tausenden zu beobachtenden X-gal gefärbten, lacZ + ve Zellen. Deshalb
kann bei einem hinreichenden Titer replikationsinkompetentes HSV
für eine
hoch effiziente Genübertragung
auf Hinterwurzelganglionzellen nach einer direkten Injektion von
Vektorsuspensionen in periphere Nerven verwendet werden.
-
Beispiel 3. Gene können auf
Zellen des peripheren Nervensystems unter Verwendung eines replikationsinkompetenten
HSV-Vektors mit Mutationen in ICP4 und vmw65 nach einer Direktinjektion
in einen peripheren Nerv effizient übertragen werden.
-
Balb/c-Mäuse wurden
mit einer Direktinjektion in den Ischiasnerv mit 2–5 μl Virusstamm 1764/4-/pR19lacZ
mit einem Titer von 3 × 108 pfu/ml inokuliert. Für die Inokulation wurden die
Tiere betäubt,
der Ischiasnerv freigelegt und die Virussuspension mit einer Glasmikropipette
injiziert. Die Wunde wurde dann verschlossen und die Tiere durften
genesen. DRGs wurden 1 Woche nach Inokulation entnommen und fixiert
und wie oben mit X-gal gefärbt. Ähnlich den
oberen Ergebnissen in Beispiel 2 konnten viele X-gal gefärbte, lacZ
+ ve Zellen beobachtet werden.
-
Beispiel 4. Cre-Rekombinase
exprimierende replikationsinkompetente HSV-Vektoren steuern effizient die Exzision
intervenierender Gensequenzen in loxP enthaltenden transgenen Mäusen.
-
Virusstamm
1764/27-/4-/pR19Cre wurde durch Ersetzen des lacZ-Gens in Virusstamm 1764/27-/4-/pR19lacZ
durch das Cre-Rekombinase-Gen mit Hilfe homologer Rekombination
mit Plasmid pR19Cre konstruiert. Plasmid pR19Cre wurde durch Ersetzen
des lacZ-Gens in Plasmid pR19 (Wagstaff et al. 1998) durch das Cre-Rekombinasegen (Sterberg
und Hamilton, 1981) konstruiert. Modifizierte Rosa26-Mäuse (Mao et al. 1999), die
eine transgene Linie sind, die IacZ an einer die konstitutive Expression
erlaubenden Genomposition enthalten, aber vor dem Neomycin-Resistenzgen, das
von loxP Stellen flankiert ist, was eine lacZ-Expression bei Ausbleiben
einer vorherigen Cre-Rekombinase-vermittelten Rekombination verhindert,
wurden über
den Ischiasnerv mit 2–5 μl je Virusstamm 1764/27-/4-/pR19Cre
oder Virusstamm 1764/27-/4-/pR19GFP mit Titern von 3 × 108 pfu/ml inokuliert. Zwei Tage später wurden
DRGs entnommen und fixiert und mit X-gal wie oben nach Beobachtung
auf GFP-Fluoreszenz mittels Fluoreszenzmikroskopie gefärbt. DRGs
von Mäusen,
denen Virusstamm 1764/27-/4-/pR19GFP inokuliert wurde, zeigten keine
X-gal-Färbung, wie
erwartet, sondern zeigten eine übermäßige GFP-Fluoreszenz.
Folglich stimuliert eine Virus-Infektion per se nicht eine Rekombination
an den loxP-Stellen in Rosa26-Mäusen und
erlaubt deshalb keine lacZ-Expression. DRGs von Mäusen, denen
allerdings Virusstamm 1764/27-/4-/pRCre inokuliert wurde, zeigten,
während
sie wie erwartet keine GFP-Fluoreszenz zeigten, eine übermäßige lacZ-Expression,
in einer ähnlichen
Anzahl an Zellen wie GFP nach einer Inokulation mit Virusstamm 1764/27-/4-/pR19GFP
exprimiert wurde, was andeutet, dass eine Cre-vermittelte Rekombination
an den loxP-Stellen stattgefunden hatte und dass deshalb funktionsfähige Cre-Rekombinase produziert
worden war.
-
Literaturnachweise
-
- Stevens 1987 Science 235; 1056–1059
- Fink et al. 1996 Ann Rev Neurosci 19; 265–287
- Goldstein and Weller 1988 J Virol 62; 196–205
- Leib et al. 1989 J Virol 63; 759–768
- Palella et al. 1988 Mol Cell Biol 8; 457–460
- Ho and Mokarski 1988 Virology 167; 279–283
- Lokensgard et al. 19941. Virol 68; 7148–7158.
- Dobson et al. 1995 J. Virol. 69; 2264–2270
- Goins et al. 1994 J. Virol 68; 2239–2252.
- Ecob Prince et al. 1995 J. Gen Virol. 76; 1527–1532
- Margolis et al. 1993 Virology 197; 585–592
- Lachmann et al. 1996 J. Gen. Virol. 77; 2575–2582
- Lachmann and Efstathiou 1997 J. Virol 71; 3197–3207
- Wilson et al. 1999 PNAS 96; 3211–3216
- Thompson et al. 1998 Virus genes 1(3); 275–286
- Meignier et al. 1988 J. Infect. Dis. 158; 602–614
- Samaniego et al. 1998 J. Virol 72; 3307–3320
- Krisky et al. 1998 Gene Therapy 5; 1593–1603
- Thomas et al. 1999 J. Virol 73; 7399–7409
- MacFarlane et al. 1992 J. Gen. Virol. 73; 285–292
- Howard et al. 1998 Gene Therapy 5; 1137–1147
- Wagstaff et al. 1998 Gene Therapy 5; 1566–1570
- Samaniego LA et al. J. Virol. (1995); 69: 5705–5715
- Coffin RS and Latchman DS (1996). In: Genetic Manipulation of
the Nervous
- System (DS Latchman Ed.) pp 99–114: Academic- Press, London.
- Coffin RS, et al. (1996) Gene Therapy, 3, 886–891.
- Ace CI, et al. (1989) J. Virol., 63, 2260–2269.
- Smith, IL et al., 1992. Virology 186: 74–86.
- Rice, SA and Knipe DM., 1990, J. Virol 64: 1704–1715.
- DeLuca NA et al. J. Virol. 1985; 56: 558–570.
- MacFarlane M, et al. (1992) J. Gen. Virol., 73, 285–292.
- Lokensgard JR, et al. (1994) J. Virol., 68, 7148–7158.
- Gossen M and Bujard H. 1992. PNAS 89: 5547–5551.
- Gossen M et al., 1995, Science 268: 1766–1769.
- Smiley, J. R., and J. Duncan, 1997, J. Virol. 71: 6191–6193.