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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich allgemein auf verbesserte Verfahren
zur Herstellung rekombinanter Peptide aus Bakterienzellen.
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STAND DER
TECHNIK
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Obwohl
sich bioaktive Peptide chemisch durch eine ganze Reihe verschiedener
Synthesestrategien herstellen fassen, bietet die Herstellung rekombinanter
Peptide, einschließlich
der Peptide, die aus 5 bis 50 Aminosäuren bestehen, die Möglichkeit
einer Produktion in großem
Maßstab,
und das zu vernünftigen
Kosten. Allerdings ist die Expression sehr kurzer Polypeptidketten
in mikrobiellen Systemen, wie z.B. in den Zellen des Bakteriums
Escherichia coli, mitunter sehr problematisch. Dies gilt auch dann,
wenn die Peptidsequenz als Teil eines Fusionsprotein exprimiert
wird. Peptide, die Teil von Fusionsproteinen sind, können in
spezifischen zellulären
Bestandteilen exprimiert werden, wie z.B. in Zytoplasma, in Periplasma
oder in Kulturmedium, um eine möglichst
hohe Ausbeute zu erzielen und um zelluläre Abbauprozesse zu vermeiden.
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Die
Herstellung eines Peptids aus einem Fusionsprotein in reiner Form
erfordert es, dass das Peptid über
einen Mechanismus aus dem Fusionsprotein freigesetzt und rückgewonnen
wurde, um es anschließend über eine
Isolierung oder Aufreinigung zu erhalten. Verfahren zur Aufspaltung
von Fusionsproteinen sind beschrieben worden. Jedes Verfahren erkennt
dabei eine chemische oder enzymatische Spaltungsstelle, die das Trägerprotein
mit dem gewünschten
Protein oder Peptid verknüpft
[Forsberg et al., I. J. Protein Chem. 11, 201–211, (1992)]. Chemische Spaltungsreagenzien
erkennen im Allgemeinen einzelne oder paarige Aminosäurereste,
die sich an mehreren Stellen auf der Primärsequenz befinden können; von
daher sind sie für
die Freisetzung großer
Peptide oder Proteindomänen,
die mehrere interne Erkennungsstellen aufweisen, nur von begrenztem
Nutzen. Allerdings können
die Erkennungsstellen für
die chemische Aufspaltung an den Verbindungsstellen der kurzen Peptide
und und den Trägerproteinen
von Nutzen sein. Zu chemischen Spaltungsreagenzien zählen etwa
Cyanogenbromid, das an den Methioninresten aufspaltet [Piers et
al., Gene, 134, 7, (1993)], N-Chlorsuccinimid [Forsberg et al.,
Biofactors 2, 105–112,
(1989)) oder BNPS-Skatol [Knott et al., Eur. J. Biochem. 174, 405–410, (1988);
Dykes et al., Eur. J. Biochem. 174, 411–416, (1988)), das an den Tryptophanresten
aufspaltet, Dünnsäure, die
an den Aspartyl-Prolyl-Bindungen aufspaltet [Gram et al., Biol Technology 12,
1017–1023,
(1994); Marcus, Int. J. Peptide Protein Res., 25, 542–546, (1985)),
und Hydroxylamin, das bei einem pH von 9,0 an den Asparagin-Glycin-Bindungen
aufspaltet [Moks et al., Biol Technology 5, 379–382, (1987)].
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Von
Interesse ist das US-Patent Nr. 5.851.802, in dem eine Reihe von
Expressionsvektoren rekombinanter Peptide beschrieben werden, die
für Peptidsequenzen
codieren, die sich von dem Bakterizitäts-/Permeabilitätssteigerndes
Protein (BPI) ableiten, das über
Aminosäure-Spaltungsstellensequenzen
als Fusionspartner mit Trägerproteinsequenzen
verknüpft
ist. In einigen konstruierten Fusionsproteinen wurde eine säurelabile
Aspartyl-Prolyl-Bindung an der Verbindung zwischen der Peptidsequenz
und der Proteinsequenz positioniert. BPI-abgeleitete Peptide wurden
aus Fusionsproteinen freigesetzt, indem die isolierten Einschlusskörper ohne
vorherige Solubilisierung mit Dünnsäure behandelt
wurden. Die freigesetzten Peptide waren in einem wässrig-sauren
Milieu löslich.
Darüber
hinaus wurden die BPI-abgeleiteten Peptide unter Bedingungen aus
den Fusionsproteinen gewonnen, bei denen die Fusionsproteine in
das Kulturmedium abgegeben wurden. Diese sekretierten Fusionsproteine
wurden dann aufgereinigt und mit Dünnsäure behandelt, um die Peptide freizusetzen.
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Von
Interesse sind darüber
hinaus die im Folgenden zitieren Veröffentlichungen, die sich auf
rekombinante Fusionsproteine und Peptide beziehen.
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Shen,
Proc. Nat'l. Acad.
Sci. (USA), 281, 4627 (1984) beschreiben unlösliche Einschlusskörper als bakterielle
Expression eines für
Proinsulin und β-Galaktosidase
codierenden Fusionsproteins; die Einschlusskörper wurden zuerst isoliert
und vor der Aufspaltung mit Cyanogenbromid mit Ameisensäure solubilisiert.
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Kempe
et al., Gene, 39, 239 (1985) beschreiben unlösliche Einschlusskörper als
Expression in E. coli eines Fusionsproteins, das für mehrere
Einheiten der Neuropetid-Substanz P und für β-Galaktosidase codieren; die Einschlusskörper wurden
zuerst isoliert und vor der Aufspaltung mit Cyanogenbromid mit Ameisensäure solubilisiert.
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Lennick
et al., Gene, 61, 103 (1987) beschreiben unlösliche Einschlusskörper als
Expression in E. coli eines Fusionsproteins, das für mehrere
(8) Einheiten (8) des α-humanen
atrialen natriuretischen Peptids codiert; die Einschlusskörper wurden
zuerst isoliert und vor der Aufspaltung mit Endoproteinase mittels
Harnsäure
solubilisiert.
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Dykes
et al., Eur. J. Biochem., 174, 411 (1988) beschreiben die lösliche intrazelluläre Expression
in E. coli eines Fusionsproteins, das für das α-humane atriale natriuretische
Peptid und für
Chloramphenicol-Acetyltransferase codiert; das Fusionsprotein wurde
proteolytisch oder chemisch mit 2-(2-Nitrophenylsulphenyl)E-Methyl-3'-Bromindolenin aufgespalten,
um das Peptid freizusetzen.
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Ray
et al., Biol Technology, 11, 64 (1993) beschreiben die lösliche intrazelluläre Expression
in E. coli eines Fusionsproteins, das für Lachscalcitonin und Glutathion-S-Transferase
codiert; das Fusionsprotein wurde mittels Cyanogenbromid aufgespalten.
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Schellenbergeret
al., Int. J. Peptide Protein Res., 41, 326 (1993) beschreiben unlösliche Einschlusskörper als
Expression eines Fusionsproteins, das für ein Peptid der Substanz P
(11a.a.) und für β-Galaktosidase
codiert; die Einschlusskörper
wurden zuerst isoliert und mit Chymotrypsin behandelt, um das Fusionsprotein
aufzuspalten.
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Hancock
et al., WO94/04688 (PCT/CA93/00342) and Piers et al. (Hancock),
Gene, 134, 7 (1993) beschreiben (a) unlösliche Einschlusskörper als
Expression in E. coli eines Fusionsproteins, das für ein Defensin-Peptid,
genannt humanes neutrophiles Peptid 1 (HNP-1) codiert, oder für ein hybrides
Cecropin-/Mellitin-Peptid (CEME) und für Glutathion-5-Transferase
(GST) codiert; die Einschlusskörper
wurden zuerst isoliert und dann: (i) mit 3% Octylpolyoxyethylen
vor der Harnsäure-Solubilisierung
und vor der Faktor-X-Protease des HNP1-GST-Fusionsproteins extrahiert
oder (ii) vor der Spaltung mit Cyanogenbromid des CEME-GST-Fusionsproteins
mit Harnsäure
solubilisiert; (b) im extrazellulären Überstand von S. aureus eines
Fusionsproteins exprimiert, das für das CEME-Peptid und das Protein
A codiert; (c) bestimmte Fusionsproteine mit einigen aufgereinigten
Fusionsproteinen proteolytisch abgebaut; und (d) andere Fusionsproteine
proteolytisch abgebaut, wobei es nicht gelang, die Fusionsproteine
rückzugewinnen
und aufzureinigen.
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Lai
et al., U.S. Patent Nr. 5.206.154 und Callaway, Lai et al. Antimicrob.
Agents & Chemo.,
37: 1614 (1993) beschreiben die Expression als unlösliche Einschlusskörper eines
Fusionsproteins, das für
ein Cecropinpeptid und für
das Protein codiert, das vom 5'-Ende
des L-Ribulokinasegens codiert wird; die Einschlusskörper wurden
zuerst isoliert und vor der Aufspaltung mit Cyanogenbromid mittels
Ameisensäure
solubilisiert.
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Gramm
et al., Biol Technology, 12: 1017 (1994) beschreiben die Expression
als unlösliche
Einschlusskörper
in E. coli eines Fusionsproteins, das für ein Peptid des humanen Parathormons
und für
ein Bakteriophagen-T4-codiertes gp55-Protein codiert; die Einschlusskörper wurden
zuerst isoliert (6% wt/vol.) und dann mit Säure behandelt, um die Asp-Pro-Spaltungsstelle
zu hydrolysieren.
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Kuliopulos
et al., J. Am. Chem. Soc., 116: 4599 (1994) beschreibt die Expression
als unlösliche
Einschlusskörper
in E. coli eines Fusionsproteins, das für mehrere Einheiten eines Hefepeptids
des α-Mating-Typs und für ein bakterielles
Ketosteroid-Isomerase-Protein codiert; die Einschlusskörper wurden
zuerst isoliert und vor der Aufspaltung mit Cyanogenbromid mit Guanidin
solubilisiert.
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Pilon
et al., Biotechnol. Prog., 13, 374–379 (1997) beschreiben die
lösliche
intrazelluläre
Expression in E. coli eines Fusionsproteins, das für ein Peptid
und für
Ubiquitin codiert; das Fusionsprotein wurde mit Ubiquitin-spezifischer
Protease (UCH-L3) aufgespalten.
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Haught
et al., Biotechnol. Bioengineer., 57, 55–61 (1998) beschreiben die
Expression als unlösliche Einschlusskörper in
E. coli eines Fusionsproteins, das für ein P2 genanntes antimikrobielles
Peptid und für
bovines Prochymosin codiert; die Einschlusskörper wurden zuerst isoliert
und vor der Aufspaltung mit Cyanogenbromid mit Ameisensäure solubilisiert.
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Aus
der oben genannten Literatur geht hervor, dass die Produktion von
kleinen Peptiden aus Bakterien wegen einer Reihe von Gründen bisher
problematisch war. Besonders problematisch ist dabei die Proteolyse gewisser
Peptide, selbst dann, wenn die entsprechenden Peptide als Teil eines
größeren Fusionsproteins
hergestellt werden. Derartige Fusionsproteine, die ein Trägerprotein/Trägerpeptid
umfassen, können
entweder nicht von Bakterienwirtszellen exprimiert werden, oder
sie können
zwar exprimiert werden, werden aber von bakteriellen Proteasen gespalten.
Insbesondere die Schwierigkeiten bei der Expression kationischer
antimikrobieller Peptide in Bakterien ist von Hancock et al. WO94104688
(PCT/CA93/00342), weiter oben zitiert, beschrieben worden, die aus
Sicht der Autoren auch die Anfälligkeit
derartiger polykationischer Peptide auf den Abbau durch bakterielle
Proteasen zurückzuführen ist.
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Für die präklinische
oder klinische Beurteilung müssen
oft Peptidmengen hergestellt werden, die sich im Grammbereich bewegen
[Kelley, Biol Technology 14, 28–31
(1996)]. Gelingt die Herstellung rekombinanter Peptide in diesem
großen
Maßstab,
dann birgt eine derartige Produktion ein großes ökonomisches Potenzial. Allerdings
entfällt
bei der Herstellung von Peptiden und Proteinen aus Bakterien ein
ganz erheblicher Anteil der Produktionskosten auf den Aufarbeitungsprozess.
Die initiale Rückgewinnung
der Peptide aus den bakteriellen Einschlusskörpern in den Fusionsproteinen
erfordert beispielsweise im Allgemeinen mehrere verschiedene Verfahrensschritte,
die die folgenden vier Schritte umfassen: (1) Aufbrechung/Lyse der
Zelle, (2) Isolierung der Einschlusskörper aus der aufgebrochenen/lysierten
Zelle, (3) Solubilisierung der isolierten Einschlusskörper in
Denaturant oder Detergenz, um die solubilisierten Fusionsproteine
zu erhalten, und (4) Aufspaltung der Fusionsproteine und Abtrennung
der Peptide und Trägerproteine.
Daher ist es wünschenswert, dass
Aspekte des Verfahrens zur Herstellung rekombinanter Produkte verbessert
und/oder optimiert werden, um die Herstellung von Peptiden durch
rekombinante Verfahren in großem
Maßstab
unter ökonomischen
Gesichtspunkten praktikabler machen.
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Nach
dem derzeitigen Stand der Technik besteht weiterhin ein Bedarf an
verbesserten Verfahren zur Herstellung rekombinanter Peptide aus
Bakterienzellen, vor allem an vereinfachten Verfahren, bei der nicht mehrere
Schritte erforderlich sind, wie z.B. die Isolierung und Aufreinigung
der Peptid-Fusionsproteine
in einem ersten Schritt und die Isolierung und Aufreinigung der
Einschlusskörper
der Fusionsproteine in einem zweiten Schritt, um dann schließlich die
rekombinanten Peptide zu erhalten.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung sieht verbesserte Verfahren zur Produktion
rekombinanter Peptide aus Bakterienzellen vor. Die verbesserten
Verfahren machen die Notwendigkeit einer Isolierung und Solubilisierung von
Einschlusskörpern
bzw. die Isolierung und Aufreinigung von Peptid-Fusionsproteinen überflüssig. Mit den vereinfachten
Verfahren wird die Aufbrechung/Lyse der Zellen und die Freisetzung
von Peptiden aus Bakterienzellen bzw. aus Bakterienzellkulturen
in einem einzigen Schritt ermöglicht.
Fusionsproteine, die sich für
die Verfahren dieser Erfindung eignen, weisen wenigstens eine Peptidsequenz,
eine Trägerproteinsequenz
und eine säuresensitive
Aminosäure-Spaltungsstellensequenz
auf, die sich zwischen der Peptidsequenz und der Trägerproteinsequenz
befindet. Die Erfindung sieht verbesserte Verfahren zur mikrobiellen
Produktion von Peptiden aus Fusionsproteinen vor, die intrazellulär in Bakterienzellen
exprimiert werden. Die rekombinanten Peptide, die sich mit dieser
Erfindung erhalten lassen, werden auf dem Wege der Säurespaltung
an der oder den säuresensitiven
Spaltungsstellen im Fusionsprotein freigesetzt. Daher lassen sich
rekombinante Peptide nach dieser Erfindung effizient und kostengünstig produzieren.
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Die
Erfindung sieht also ein verbessertes Verfahren zur Gewinnung von
Peptiden aus Bakterienzellen nach Exprimierung eines Fusionsprotein
in Inneren dieser Zellen vor, wobei das Fusionsprotein das Peptid,
ein Trägerprotein
und eine durch Säure
spaltbare Stelle zwischen dem Peptid und dem Trägerprotein umfasst; die Verbesserung
besteht dabei darin, dass die Bakterienzellen mit Säure behandelt
werden können,
und zwar unter Bedingungen, die eine Aufbrechung/Lyse der Zelle
und die Freisetzung des Peptids aus dem Fusionsprotein in einem
einzigen Schritt erlauben. Ein verbessertes Verfahren kann dabei
zusätzlich
den Schritt zum Erhalten der freigesetzten Peptide umfassen, die
aus den aufgebrochenen oder lysierten Zellen abgetrennt wurden.
Nach dieser Erfindung kann das freigesetzte Peptid von der aufgebrochenen
oder lysierten Zelle mit Hilfe einer Abtrennungsvorrichtung wie
z.B. einer Zentrifugationsvorrichtung oder einer Filtrationsvorrichtung
von der aufgebrochenen oder lysierten Zelle abgetrennt werden. Die
Erfindung sieht ebenfalls ein verbessertes Verfahren zur Gewinnung
von Peptiden aus Bakterienzellen nach Exprimierung eines Fusionsproteins
im Inneren dieser Zellen vor, wobei das Fusionsprotein das Peptid,
ein Trägerprotein
und eine durch Säure
spaltbare Stelle zwischen dem Peptid und dem Trägerprotein umfasst; die Verbesserung
erstreckt sich dabei auf die folgenden Schritte: (a) Behandlung
der Bakterienzellen mit Säure
unter Bedingungen, die die Aufbrechung oder Lyse der Zelle und die
Freisetzung des Peptids aus dem Fusionsprotein erlauben; (b) die
Abtrennung des löslichen
Materials vom unlöslichen
Material im Anschluss an Schritt (a); und (c) die Rückgewinnung
des freigesetzten Peptids in dem löslichen Material in Anschluss
an Schritt (b). Nach der Erfindung kann das lösliche Material von dem unlöslichen
Material mit Hilfe einer Abtrennungsvorrichtung wie z.B. einer Zentrifugationsvorrichtung
oder einer Filtrationsvorrichtung abgetrennt werden. Die verbesserten
Verfahren dieser Erfindung können
eingesetzt werden, wenn sich die Bakterienzellen zur Säurebehandlung
in einem Zellkulturmedium befinden, oder wenn die Bakterienzellen
zur Säurebehandlung
von dem Zellkulturmedium getrennt wurden, oder wenn sich die Bakterienzellen
zur Säurebehandlung
in einem Zellkulturmedium in einem Fermentationskessel befinden.
Nach den Verfahren dieser Erfindung ist eine bevorzugte durch Säure spaltbare
Stelle in dem Fusionsprotein die Asp-Pro-Spaltungsstelle. Das Trägerprotein
wird bevorzugt als unlösliches
Protein im Inneren der Bakterienzellen exprimiert.
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Die
verbesserten Verfahren der Erfindung zur mikrobiellen Herstellung
rekombinanter Peptide aus Fusionsproteinen gründen auf der überraschenden
Entdeckung, dass die Aufbrechung/Lyse der Bakterienzellen und die
Freisetzung der Peptide gleichzeitig in einem einzigen Schritt erfolgen
kann. Nach dieser Erfindung ist vor der Freisetzung und Rückgewinnung
der Peptide kein Verfahrensschritt für die Isolierung der Einschlusskörper aus
den Zellen und die Solubilisierung dieser Einschlusskörper erforderlich.
Desgleichen ist vor der Freisetzung und Rückgewinnung der Peptide kein
Verfahrensschritt zur Aufreinigung der Fusionsproteine erforderlich,
die in großen
Mengen im Inneren von Bakterienwirtszellen als lösliche oder unlösliche Proteine
exprimiert wurden. Bemerkenswerterweise können die Peptide, die als Komponenten
von Fusionsproteinen effizient in Bakterienwirtszellen hergestellt
wurden, in einem einzigen Schritt der Aufbrechung/Lyse der Zelle
und der Freisetzung von Peptiden effizient aufgespalten und aus
den Fusionsproteinen freigesetzt werden. Besonders erstaunlich ist,
dass die Peptide, die sich nach den Verfahren dieser Erfindung effektiv
in E. coli herstellen lassen, in einem einzigen Schritt der Zellaufbrechung/Lyse
und der Peptidaufspaltung in löslicher
Form freigesetzt werden können
und sich leicht aus dem unlöslichen
Zellmaterial rückgewinnen
lassen. Beispielsweise wurden BPI-abgeleitete, rekombinante Peptide,
die eine oder mehrere der biologischen Aktivitäten des BPI auf weisen (z.B.
Bindung an LPS, Neutralisierung von LPS, Bindung an Heparin, Neutralisierung
von Heparin, antimikrobielle Aktivität) nach den Verfahren dieser
Erfindung hergestellt und rückgewonnen.
Die Erfindung sieht also optimierte Verfahren zur Herstellung von
Bakterienzellen aus funktionellen rekombinanten Peptiden vor.
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG
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Die
vorliegende Erfindung sieht verbesserte Verfahren zur Herstellung
rekombinanter Peptide vor. Nach diesen verbesserten Verfahren ist
es möglich,
rekombinante Peptide zu erhalten, die von Fusionsproteinen codiert
und aus diesen freigesetzt werden. Die bei den Verfahren dieser
Erfindung eingesetzten Fusionsproteine umfassen eine Peptidsequenz,
eine Trägerproteinsequenz
und eine säuresensitive
Aminosäure-Spaltungsstellensequenz,
die sich zwischen der Peptidsequenz und der Trägerproteinsequenz befindet.
Die vereinfachten Verfahren ermöglichen
die Aufbrechung/Lyse der Zellen und die Freisetzung der Peptide,
wobei Bakterienzellen oder Bakterienzellkulturen (z.B. Fermentationskulturen)
verwendet werden können.
Die Verfahren machen die Aufbrechung/Lyse und anschließende Isolierung
und Solubilisierung von Einschlusskörpern von Fusionsproteinen
aus Bakterienkulturen vor der Peptidfreisetzung und -gewinnung überflüssig. Überraschenderweise
erlaubt die Behandlung der Bakterienzellen bzw. der Bakterienzellkulturen
unter ausreichend sauren Bedingungen und ausreichend hohen Temperaturen,
um die Peptide in einem einzigen Schritt gleichzeitig mit der Aufbrechung/Lyse
der Zellen zu spalten und freizusetzen, dass lösliche Peptide direkt aus unlöslichem
lysiertem Zellmaterial rückgewonnen
werden können.
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Fusionsproteine,
die BPI-abgeleitete Peptide mit antimikrobieller Aktivität enthielten,
wurden bis zur Azidifizierung der Bakterienzellen ohne signifikante
Proteolyse in großen
Mengen intrazellulär
exprimiert. Mit den rekombinanten Verfahren dieser Erfindung können eine
Reihe verschiedener Peptide hergestellt werden, die sich von BPI
ableiten, wie z.B. die Peptide, die die Sequenzen aufweisen, die
in Tabelle 4 des hiermit vollständig
zitierten US-Patent Nr. 5.851.802 aufgeführt sind.
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Ein
Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht in der Möglichkeit,
Peptide von Fusionsproteinen effizienter und kostengünstiger
aus Bakterienwirtszellen herzustellen. Ein weiterer Vorteil besteht
in der Möglichkeit,
mit den optimierten Verfahren homogene Peptide in großen Mengen
herzustellen, die sich besonders für eine Massenproduktion großen Fermentationskesseln
eignen.
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Mit „BPI-abgeleiteten
Peptiden" oder "BPI-Peptiden" werden hier Peptide
bezeichnet, die sich von dem "bakterizitäts-/permeabilitätssteigernden
Protein (BPI)" ableiten
oder auf diesem basieren, einschließlich der Peptide, die sich
von Domäne
I (Aminosäuren
17–45),
Domäne
II (Aminosäuren
65–99)
oder Domäne
III (Aminosäuren
142–169)
des BPI (SEQ ID Nr. 15 und 16) ableiten, wobei jedes Peptid die
Aminosäuresequenz
einer funktionellen BPI-Domäne
oder einer Untereinheit derselben aufweist, sowie Varianten dieser
Sequenz bzw. Untersequenz, die wenigstens eine der biologischen
Aktivitäten
des BPI aufweist. Die Aminosäuresequenz des
gesamten humanen BPI-Proteins und die Nukleinsäuresequenz der DNA, die für dieses
Protein codiert, wurden in 1 bei Gray
et al., J. Biol. Chem., 264, 9505 (1989) (hiermit zitiert) dargestellt.
Die von Gray et al. beschriebene DNA und Aminosäuresequenzen sind hier in SEQ
ID Nr. 15 und 16 abgebildet. Ein N-terminales BPI-Fragment von ca.
23 kD, als rBPI23 bezeichnet [Gazzano-Santoro
et al., Infect. Immun. 60, 4754–4761
(1992)], ein als rBPI21 oder rBP121Δcys
bezeichnetes Analogon (US-Patent Nr. 5.420.019, hiermit zitiert)
sowie ein rekombinantes Holoprotein, ebenfalls als rBPI bezeichnet,
wurden anhand der Sequenzen, wie sie in SEQ ID NOS: 15 and 16 dargelegt
sind, hergestellt, mit Ausnahme der Tatsache, dass Valin bei Position
151 durch GTG angegeben wird statt mit GTC, und es sich bei Rest
185 um Glutaminsäure
(durch GAG angegeben) handelt und nicht um Lysin (durch AAG angegeben). „Biologische
Aktivität
des BPI" bezieht
sich hier auf die Bindung an LPS, die Neutralisierung von LPS, die
Bindung an Heparin, die Neutralisierung von Heparin und die antimikrobielle
Aktivität
(einschließlich
der bakteriziden und fungiziden Aktivität). Derartige BPI-abgeleitete
Peptide, die wenigsten eine der Aktivitäten des BPI aufweisen, können als
antimikrobielle Wirkstoffe (einschließlich bakterizider oder fungizider
Wirkstoffe), als Endotoxin bindende oder Endotoxin neutralisierende
Wirkstoffe, als Heparin bindende oder Heparin neutralisierende Wirkstoffe,
einschließlich
Wirkstoffe zur Neutralisierung der gerinnungshemmenden Effekte von
verabreichtem Heparin, zur Behandlung chronisch-entzündlicher
Zustände
und zur Hemmung einer physiologischen oder pathologischen Angiogenese eingesetzt
werden. "Kationisches
BPI-Peptid" bezeichnet
ein BPI-Peptid mit einem pI-Wert von > 7,0.
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Mit "transformierter Bakterienwirtszellen" wird hier eine Bakterienzelle
bezeichnet, die rekombinantes Genmaterial enthält, oder aber eine Bakterienzelle,
die Genmaterial enthält,
welches zur Expression eines rekombinanten Produkts benötigt wird.
Das Genmaterial kann dabei über
jedes bekannte einschlägige
Verfahren wie z.B. der Transformation, der Transduktion, der Elektroporation
oder der Infektion in die Zelle eingebracht werden.
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Mit "Vektor" oder „Vektoriconstrukt" wird hier Plasmid-DNA
bezeichnet, die rekombinantes Genmaterial enthält, welches für ein oder
mehrere rekombinante Produkte codiert und welches zur autonomen
Replikation in Bakterien fähig
ist.
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Mit "Trägerprotein" wird hier ein Protein
bezeichnet, das in Bakterien exprimiert werden kann und als Fusionspartner
für ein
verknüpftes
Peptid oder Protein eingesetzt werden kann. Bevorzugte Trägerproteine sind
Proteine, mit denen eine sehr hohe Ausbeute exprimiert werden kann
und die als Fusionspartner eine hochgradige Expression des verknüpften Peptids
oder Proteins bewirken. Besonders bevorzugte Trägerproteine sind dabei Proteine,
die intrazellulär
als lösliche
oder unlösliche
Proteine exprimiert werden, wie z.B. die D-Untereinheit des humanen
osteogenen Proteins ("Bone
D"). Dabei kann
jedes bekannte Trägerprotein
als Proteinfusionspartner dienen, z.B. Ubiquitin [siehe z.B. Pilon
et al., Biotechol. Prog. 13, 374–379 (1997)]; Staphylokokkenprotein
A [siehe z.B. Uhlén
et al., Gene 23, 369: 378 (1983) und Piers et al., Gene 134, 7–13 (1993)];
Thioredoxin [siehe z.B. LaVallie et al., Bio/Technology 11, 187–193 (1993)];
Maltose bindendes Protein [siehe z.B. Tsao et al., Gene 169, 59–64 (1996));
Glutathion-S-Transferase [siehe z.B. Ray et al., Biol Technology
11 64–70
(1993) und Piers et al., Gene 134, 7–13 (1993)]; Prochymosin [siehe
z.B. Haught et al., Biotechnology and Bioengineering 57, 55–61 (1998)];β-Galaktosidase
[siehe z.B. Kempe et al., Gene 39, 239–245 (1985)]; und gp 55 des
T4 [siehe z.B. Gram et al., Biol Technology 12, 1017–1023 (1994)).
Mit "kationisches Trägerprotein" wird hier ein Trägerprotein
bezeichnet, das einen pI-Wert (errechnet anhand der Aminosäuresequenz
oder gemessen anhand der Lösung)
von mehr als 7,0 aufweist, noch besser allerdings einen pI-Wert von über 8,0.
Zu derartigen Proteinen zählen
(1) Bone D (pI-Wert 8,18) (SEQ ID Nr. 1 und 2) und (2) Gelonin (pI-Wert
9,58) (siehe z.B. US-Patent Nr. 5.416.202 und 5.851.802, hiermit
vollständig
zitiert).
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Mit "Aminosäure-Spaltungsstelle" werden hier eine
oder mehrere Aminosäuren
bezeichnet, die als Erkennungsstellen für chemische oder enzymatische
Reaktionen dienen, dergestalt, dass die die Peptidkette von dem
chemischen Agens oder von dem Enzym an dieser Stelle aufgespalten
wird. Aminosäure-Spaltungsstellen
umfassen die Stellen für
Aspartatsäure-Prolin
(Asp-Pro), für
Methionin (Met), für
Tryptophan (Trp) und für Glutaminsäure (Glu).
Mit „säuresensitiven
Aminosäure-Spaltungsstellen" werden hier eine
oder mehrere Aminosäuren
bezeichnet, die als Erkennungsstellen dienen, insofern, als die
Peptidkette an dieser Stelle durch Säure aufgespalten wird. Besonders
bevorzugt ist die Asp-Pro-Spaltungsstelle, die durch Säurehydrolyse
zwischen Asp und Pro aufgespalten werden kann.
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Peptide,
die sich von BPI ableiten oder auf diesem basieren (BPI-abgeleitete
Peptide), sind in den anteilig gehaltenen US-Patenten Nr. 5.858.974
[WO 97/04008 (PCT/US96/03845)]; US-Patentanträgen der aufeinander folgenden
Nr. 08/504,841 und 09/119,858 [WO 96/08509 (PCT/US95/09262)]; US-Patent
Nr. 5.652.332 und 5.856.438 [WO 95/19372 (PCT/US94/10427)]; US-Patent Nr. 5.733.872
und 5.763.567 [WO 94/20532 (PCT/US94/02465)]; US-Patent Nr. 4.348.942;
5.639.727; 5.807.818; 5.837.678; und 5.854.214 [WO 94/20128 (PCT/US94/02401))
beschrieben (alle hiermit zitiert).
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Andere
Aspekte oder Vorteile der vorliegenden Erfindung werden durch die
folgenden Anschauungsbespiele verdeutlicht. Beispiel 1 beschreibt
dabei die Konstruktion eines Fusionsprotein-Expressionsvektorkonstrukts; Beispiel
2 beschreibt die Expression rekombinanter Fusionsproteine; Beispiel
3 beschreibt die Säurehydrolyse
von Bakterienzellen bzw. Bakterienzellkulturen und die Freisetzung
rekombinanter Peptide; Beispiel 4 beschreibt die Säurehydrolyse
von Bakterienzellkulturen in Fermentationskesseln; Beispiel 5 beschreibt
die Säurehydrolyse
von Bakterienzellen nach Entfernung des Zellkulturmediums; Beispiel
6 beschreibt die Rückgewinnung
und Aufreinigung rekombinanter Peptide aus säurehydrolysierten Bakterienzellen;
Beispiel 7 schließlich
beschreibt Testverfahren zur Untersuchung der biologischen Aktivität rekombinanter Peptide.
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BEISPIEL 1
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Konstruktion eines Fusionsprotein-Expressionsvektors
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1. Konstruktion des bakteriellen
Expressionsvektors pING4702
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Es
wurde ein bakterieller Expressionsvektor konstruiert, der für ein Fusionsproteins-Peptid
codieren sollte. Dieser Vektor weist eine Sequenz für ein Gen
auf, das für
die D-Untereinheit des humanen osteogenen Proteins codiert ("Bone D") (siehe Aminosäuren 23
bis 161 von SEQ ID Nr. 1 und 2), die mit einer Sequenz verknüpft ist,
die für
eine Verknüpfungssequenz
codiert, die Dipeptid Asp-Pro beinhaltet, sowie eine Sequenz, die
für ein
Peptid codiert, das sich von der Sequenz für BPI ableitet (SEQ ID NR.
3). Dieses Vektorkonstrukt pING4702 wurde in einem mehrstufigen
Verfahren hergestellt, das im Folgenden beschrieben wird.
-
Zunächst wurden
zwei synthetische Oligonukleotide synthetisiert, die für ein BPI-abgeleitetes
Peptid, ein Asp-Pro-Dipeptid sowie eine entsprechende Restriktionsenzym-Erkennungsstelle
zur Klonierung codieren. Bei den Oligonukleotiden, die für diese
Sequenz codieren, handelte es sich um:
-
-
16 μg jedes Oligonukleotids
wurden in 50 μl
Reaktionslösung
in 100 mM NaCl, 10 mM Tris, pH 7,8, 1 mM EDTA zunächst 10
Minuten lang bei 68°C
und dann 30 Minuten lang bei 57°C
linearisiert und anschließend langsam
wieder auf Raumtemperatur abgekühlt.
Das resultierende linearisierte Oligonukleotidfragment codiert für eine Asp-Pro-Vorläufersequenz,
die von eine Sequenz gefolgt wird, die für ein Peptid mit der 12-Aminosäuresequenz
von XMP 391 codiert (wie in US-Patent Nr. 5.851.802 beschrieben):
-
-
Das
linearisierte Oligonukleotidfragment weist darüber hinaus Restriktionsenzymstellen
zur Aufspaltung durch BamHI am 5'-Ende
und durch XhoI am 3'-Ende
der Sequenz. Das resultierende linearisierte Oligonukleotid wurde
mittels Zentrifugation auf einer Chroma Spin 10-Säule (Clontech,
Palo Alto, CA) aufgereinigt.
-
Anschließend wurden
DNA-Fragmente aus zwei Plasmidvektoren hergestellt. Das Plasmid
pIC100, ein Derivat des pBR322, das auch die Leader-Sequenz des
E. carotovora pelB-Gens enthält
(wie im hiermit zitierten US-Patent Nr. 5.416.202 beschrieben (siehe
z.B. Beispiel 10)), wurde mit EcoRI und XhoI gespalten und das größere Vektorfragment
mit einer Größe von ca.
2836 bp aufgereinigt. Das Plasmid pING3353 wurde (wie im hiermit
zitierten US-Patent Nr. 5.851.802 beschrieben) mit EcoRI und BamHI
aufgeschlossen und das ca. 550 bp große Fragment, das für das peIB:Bone
D-Protein codiert, anschließend
aufgereinigt.
-
In
einem dritten Schritt wurden die linearisierten Oligonukleotide,
das EcoR1/XhoI-Fragment des pING100 und das EcoRI/BamHI-Fragment
des pING3353 in 20 μl
50 mM Tris, pH 7.6, 10 mM MgCl2, 1 mM ATP, 1 mM DTT, 5% PEG-8000
mit 3 Einheiten T4-DNA-Ligase 16 Stunden lang bei 4°C ligiert,
um den Übergangsvektor
pING4700 herzustellen. Das Plasmid pING4700 verleiht Resistenz gegen
Ampicillin und codiert für
das Bone D-Asp-Pro-Vorläuferpeptid
des Fusionsproteins.
-
Das
Plasmid pING4700 wurde mit EcoRI und XhoI aufgespalten, und das
für das
Fusionsprotein codierende 604-bp-Fragment (wie in US-Patent 5.851.802
beschrieben (siehe Beispiel 1)) zu dem ca. 5500 bp großen Vektorfragment
aus pING3217 ligiert, das zuvor mit EcoRI und XhoI in μl 50 mM Tris,
pH 7,6, 10 mM MgCl2, 1 mM ATP, 1 mM DTT, 5% PEG-8000 mit 3 Einheiten
T4-DNA-Ligase 16 Stunden lang bei 4°C aufgespalten worden war. Das
resultierende Plasmid pING4702 codiert unter Transkriptionskontrolle
des araB-Promoters für
das Fusionsprotein des Bone D-Asp-Pro-Vorläuferpeptids
(SEQ ID Nr. 7 und 8). Das Plasmid pING4702 verleiht Resistenz gegen
Antibiotika-Tetracycline.
-
2. Bakterielles Expressionsvektorkonstrukt
pING4703
-
Ein
zweiter bakterieller Expressionsvektor wurde konstruiert, der für ein Peptid-Fusionsprotein
codiert, das Bone D (siehe Aminosäuren 23 bis 161 der SEQ ID
Nr. 1 und 2), das Dipeptid Asp-Pro und ein Peptid aus 25 Aminosäuren enthält, das
sich von der Sequenz für
BPI ableitet (SEQ ID NR. 9). Dieses Vektorkonstrukt pING4703 wird
wie im Folgenden beschrieben hergestellt.
-
Zunächst wurden
zwei synthetische Oligonukleotide, die für ein BPI-abgeleitetes Peptid,
eine Asp-Pro-Vorläufersequenz
und für
die entsprechenden Restriktionsenzym-Erkennungsstellen für die Klonierung
codieren, synthetisiert. Bei den Oligonukleotiden, die für diese
Sequenz codieren, handelte es sich um:
-
-
16 μg jedes einzelnen
Oligonukleotids wurde in einer 50 μl Reaktionslösung in 100 mM NaCl, 10 mM Tris,
pH 7,8, 1 mM EDTA 10 Minuten lang bei 68°C und 30 Minuten lang bei 57°C stabilisiert
und anschließend langsam
auf Raumtemperatur abgekühlt.
Ein Aliquot des stabilisierten Oligonukleotids wurde mit 10 mM Tris, pH
8,3, 50 mM KCl (300 μl
Gesamtvolumen) verdünnt
und bei 72°C
mit einer Reaktionslösung
aufgefüllt,
die AmpliTaq (Perkin Elmer, Norwalk, CT), dATP, dGTP, dCTP und dTTP
enthielt. Das resultierende doppelsträngige Fragment codierte für die Restriktionsstellen
BamHI bzw. XhoI am 5'-Ende
bzw. am 3'-Ende,
und codierte für
eine Asp-Pro-Vorläufersequenz,
gefolgt von einer Sequenz, die für
ein Peptid mit einer Sequenz aus 24 Aminosäuren für XMP.102 codierte (wie in
US-Patent Nr. 5.851.802
beschrieben):
-
-
Das
doppelsträngige
Fragment wurde mit BamHI und XhoI aufgespalten und, sowohl mit dem
ca. 5500 bp großen
EcoRI/XhoI-Vektorfragment des pING3217 als auch mit dem ca. 550
bp großen
EcoRI/BamHI-Fragment des pING3353 in 20 μl 50 mM Tris, pH 7,6, 10 mM
MgCl2, 1 mM ATP, 1 mM Dithiothreitol, 5% PEG-8000 mit 1 Unit T4
DNA Ligase 16 Stunden lang bei 4°C
ligiert. Das resultierende Plasmid pING4703 codiert unter Transkriptionskontrolle
des ara8-Promoters für
das Fusionsprotein des Bone D-Asp-Pro-Vorläuferpeptids (SEQ ID Nr. 13
und 14). Das Plasmid pING4703 verleiht Resistenz gegen Antiobiotika-Tetracycline.
-
BEISPIEL 2
-
Expression eines rekombinanten
Fusionsproteins
-
Die
Expression eines rekombinanten Produkts unter Kontrolle des araB-Promoters
wurde wie folgt untersucht: Die Expressionsvektorkonstrukte wurden
in E. coli E104 transformiert (hinterlegt als ATCC 69009; ATCC 69008;
ATCC 69101; ATCC 69102; ATCC 69103; ATCC 69104; ATCC 69331; ATCC
69332; ATCC 69333, wobei jedes Konstrukt ein Gelonin-codierendes
Plasmid enthielt) und anschließend
Tetracyclin-resistente Kolonien selektiert. Die Bakterienkulturen
dieser Kolonien wurden bei 37°C
in einem TYE-Medium (15 g Trypton, 10 g Hefeextrakt, 5 g NaCl pro
Liter) angezüchtet
und mit 15 μg/ml
Tetracyclin aufgefüllt.
Zur Aufbewahrung der Bakterienzellen vor der Anzüchtung in dem Fermentor wurden
Bakterienkulturen (1–2
ml) in mit 15% Glyzerin aufgefülltem
TYE-Medium tiefgefroren und bei –20°C aufgewahrt. Um die Herstellung
des rekombinanten Produkts zu initiieren, wurde eine Ampulle mit
Zellen, die den Expressionsvektor des Produkts enthielten, aufgetaut,
wie weiter unten beschrieben in 100 ml GMM-Kulturmedium inokuliert
und bis auf ca. 200-Kletteinheiten angezüchtet; anschließend wurden
diese entweder in einen 14-l-Fermentor oder einen 35-l-Fermentor
inokuliert. Jeder Fermentor enthielt dabei Salz-Minimalmedium mit
Glycerin als Kohlenstoffquelle (Glycerin-Minimalmedium, GMM). Das 14-l bzw. 35-l-Fementorgefäß enthielt
anfänglich
ca. 7 l bzw. 20 l der GMM, das pro Liter die folgenden Inhaltsstoffe
enthielt:
- *Die
Tracelösung-D
setzte sich wie folgt zusammen:
-
-
Der
Fermentor wurde anschließend
mit der bakteriellen Saatkultur inokuliert und bei einem pH von
6,0 und einer Temperatur von 32°C
mit 10 l Luft/Minute und bei 1000 rpm gerührt. Bei einer Verknappung
der Nährstoffe
(geschätzt
anhand der Zunahme des gelösten
Sauerstoffs (DO) auf ca. 100%) wurden der Kultur so lange zusätzliche
Nährstoffe
zugeführt,
bis eine optische Dichte (OD600) von ca.
100 erreicht wurde. Bei der Nährstoffzugabe
wurde die Zufuhrrate kontrolliert, um den Anteil des DO bei einem
definierten Wert von ca. 20% zu halten. Im Rahmen der ersten Nährstoffzugabe
wurden der Kultur folgende Nährstoffe
zugeführt:
-
-
Die
Kultur wurde mittels Gradienteninduktion bei einer OD von ca. 100
mit einer zweiten Nährstofflösung induziert,
die das induzierende Agens L-Arabinose enthielt. Die zweite Nährstoffzugabe
setzte sich zusammen aus:
-
-
Die
Kulturen wurden 23–26
Stunden nach der Induktion abgeerntet.
-
Die
Zellen können,
wie in den Beispielen 3 und 5 weiter unten beschrieben, mit Hilfe
einer 0,2 μm
Hohlfaserkartusche (10 ft.2) (Microgon,
Laguna Hills, CA), von dem Kulturmedium abgetrennt werden. Alternativ dazu
kann die Fermentationsbrühe
(d.h. das Kulturmedium mit den Zellen) zur Azidifizierung und weiteren
Aufbereitung direkt in den Fermentationskessel eingebracht oder
aus dem Fermentor entfernt werden, wie in den Beispielen 4 und 5
weiter unten beschrieben. In Beispiel 6 weiter unten wird die Rückgewinnung
und Aufreinigung rekombinanter Peptide beschrieben.
-
BEISPIEL 3
-
Säurehydrolyse von Bakterienzellen
und Freisetzung rekombinanter Peptide
-
1. Freisetzung von Peptiden
aus Bakterienzellen
-
Die
Einschlusskörper
wurden zuvor isoliert. Die Säurebehandlung
der isolierten Einschlusskörper durch
Inkubation in Dünnsäure bei
hohen Temperaturen (siehe z.B. Beispiel 3 des US-Patents Nr. 5.851.802) bewirkte
eine Hydrolyse der Aspartyl-Prolyl-Bindungen (Asp-Pro) zwischen
dem Bone-D-Protein
und dem rekombinanten Peptid. In diesen Experimenten wurden die
Bakterienzellen bei dem Versuch, die Zellen direkt zu lysieren und
die Einschlusskörper
direkt zu hydrolysieren, um die Peptide freizusetzen, direkt azidifiziert.
Dazu wurden die Zellen bei hohen Temperaturen in Dünnsäure verdünnt. E.
coli E104, das Plasmid pING4702 enthielt, wurde in einem 10-l-Fermentor
angezüchtet
und mit Arabinose induziert. Nach Beendigung des Durchlaufs im Fermentor
wurden die Bakterienzellen mittels einer 0,2 μm Hohlfaserkartusche (Microgon,
10 ft2) größtenteils vom Überstand
abgetrennt und tiefgefroren. Die aus dem Fermentor gewonnenen Zellen
wurden aufgetaut und in unter sauren Bedingungen 4 Stunden lang
bei 85° Grad
inkubiert (wie in Tabelle 1 angegeben).
-
Als
Kontrolle wurde etwa 1 g Zellen mit Lysozym lysiert und die Einschlusskörper vor
der Säurehydrolyse
nach bereits an anderer Stelle beschriebenen Verfahren isoliert
(siehe z.B. Beispiel 3 des US-Patents Nr. 5.851.802).
-
-
Diese
Zellen wurden in 10 ml 100 mM Tris, 5 mM EDTA, pH 8,0 suspendiert.
Die Masse wurde 15 Minuten lang auf Eis gestellt, dann wurde 1 ml
Lysozym 10 mg/ml hinzugegeben und die Masse nochmals 20 Minuten
lang auf Eis gestellt. Um die mit Lysozym behandelten Zellen aufzubrechen,
wurde die Masse mit einem Sonic U Ultraschallgerät (B. Braun Biotech Inc., Allentown,
PA) bei der höchsten
Einstellung 4 Mal jeweils 10 Sekunden lysiert. Die lysierten Zellen
wurden 25 Minuten lang in einem JA20-Rotor bei 13.000 rpm zentrifugiert.
Das Pellet der Einschlusskörper
wurde dann vier Stunden lang bei 85° C in 10 ml HCl inkubiert.
-
Vor
der Inkubation bei 85°C
wurde bei allen Proben der pH durch die Zugabe von HCl auf 2,5 eingestellt;
mit Ausnahme der Probe, die Harnsäure enthielt, bei der der pH
bei 3,0 eingestellt wurde. Nach der Inkubation wurden die Proben
in einem JA20-Rotor 25 Minuten lang bei 13.000 rpm zentrifugiert,
um das lösliche Material
vom unlöslichen
Material abzutrennen. Die Menge der freigesetzten Peptide im Überstand
der einzelnen Proben wurde mittels HPLC bestimmt. Dazu wurde ein
Beckman Coulter-Instrument (Fullerton, CA) mit einem Shimadzu Scientific
Instruments-Autoinjektor (Columbia, MD) und eine Vydac (Hesperia,
CA) C18 (Nr. 218TP54) Säule
verwendet. Bei Lösungsmittel
A handelte es sich dabei um 10% Acetonitril 10,1% TFA; bei Lösungsmittel
B um 90% Acetonitril/0,1% TFA. Die Säule wurde mittels 20–40% B-Gradienten
20 Minuten lang bei einer Flussrate von 1 ml/Minute und einer Peptiddetekion
bei 229 nm geladen.
-
Die
Peptidkonzentration im Überstand
ist in Tabelle 2 aufgeführt.
-
-
Diese
Daten zeigen erstmals, dass Peptide durch die Inkubation der Bakterienzellen
in Dünnsäure direkt
aus Zellen freigesetzt werden können,
während
die anderen Proteine überwiegend
unlöslich
bleiben.
-
2. Zeitlicher Ablauf der
Freisetzung der Peptide aus den Bakterienzellen.
-
Die
oben beschriebenen Ergebnisse zeigen, dass Peptid durch die direkte
Hydrolyse von Zellen in Dünnsäure aus
einem Bone D-Peptid-Fusionsprotein, das einen säuresensitive Asp-Pro-Peptid-Linker aufwies, freigesetzt
wurde. Es wurden weitere Versuche durchgeführt, um den zeitlichen Ablauf
der Hydrolyse zu bestimmen. Für
diese weiteren Versuche wurde eine Probe der gleichen, weiter oben
beschriebenen konzentrierten, tiefgefrorenen Zellprobe verwendet.
Dazu wurden ca. 2 g der Zellpaste mit 20 ml Wasser verdünnt und konzentrierte
HCl hinzugegeben, um einen pH von 2,5 zu erreichen. Die Probe wurde
bei 85°C
inkubiert; in regelmäßigen Abständen wurden
Proben zur quantitativen Bestimmung entnommen. Jede Probe wurde
zentrifugiert, um unlösliches
Material zu entfernen; der Überstand
wurde mittels HPLC auf freigesetzte Peptide hin untersucht. Die
Konzentration der Peptide in der löslichen Fraktion ist in Tabelle
3 aufgeführt.
-
-
Wie
in Tabelle 3 dargestellt, nahm die Menge der Peptide in der löslichen
Fraktion am Ende des 7-Stunden-Zeitraums noch weiter zu.
-
In
weiteren Versuchen wurde eine Bakterienzellprobe in einem Zellkulturmedium
bei einem pH von 2,15 inkubiert, um den zeitlichen Ablauf der Freisetzung
der Peptide aus diesen Zellen zu bestimmen, die zuvor weder konzentriert
noch tiefgefroren worden waren. Dazu wurden 40 ml in Fermentationsbrühe gelöste Bakterienzellen
(Fermentationskultur von E. coli E104 mit pING4702) gegen Ende der
Prozessierung im Fermentor, wie in Beispiel 2 beschreiben, direkt
auf einen pH von 2,15 eingestellt, indem 500 μl konzentrierter HCl hinzugefügt wurden,
um eine abschließende
Konzentration von ca. 150 mM zu erreichen. Die Probe wurde bei 85°C inkubiert;
stündlich
wurde eine Probe entnommen, zentrifugiert und der Überstand
mittels HPLC auf Peptide hin untersucht. Die Menge der Peptide,
die mit der Zeit freigesetzt wurden, ist in Tabelle 4 aufgeführt.
-
-
Bei
einem pH von 2,15, und wenn sich die Zellen direkt im Fermentationsmedium
behandelt wurden, erfolgte die maximale Freisetzung von Peptiden
nach sieben Stunden bei 85°C;
dann nahm die Menge der freigesetzten Peptide wieder ab.
-
Weitere
Versuchen zeigten, dass es mit verdünnter H2SO4 und mit verdünnter HNO3 ebenfalls
möglich ist,
lösliche
Peptide aus Bakterienzellen und Bakterienzellen in Zellkulturmedien
(d.h. Fermentationskulturen) freizusetzen. In Studien mit H2SO4 wurden zwei
Proben von Bakterienzellen in Fermentationsbrühen (Fermentationskultur von
E. coli E104, die pING4702 enthielt) zu je 20 ml, wie in Beispiel
4 beschrieben, nach abgeschlossener bakterieller Fermentation entnommen
und auf einen pH von 2,4 azidifiziert. Eine Probe wurde durch Zugabe
von HCl auf einen pH von 2,4 eingestellt, die andere durch Zugabe
von H2SO4 auf einen
pH von 2,4. Jede Probe wurde bei 85°C inkubiert; über einen
Zeitraum von sieben Stunden wurde stündlich eine Probe entnommen
und die Menge löslicher
Peptide in jeder Probe mittels HPLC bestimmt. Die Peptidkonzentration in
den einzelnen Aliquoten ist in Tabelle 5 aufgeführt.
-
-
In
Versuchen mit HNO3 wurde, wie in Beispiel
4 beschrieben, eine Bakterienzellprobe in Fermentationsbrühe mit Salpetersäure inkubiert.
Dazu wurden 20 ml Zellen durch Zugabe von Salpetersäure auf
einen pH von 2,2 eingestellt und bei 85°C inkubiert. Regelmäßig wurden
Proben entnommen und die Konzentration rekombinanter Peptide in
der löslichen
Fraktion mittels HPLC bestimmt. Die Peptidkonzentration in den einzelnen
Aliquoten ist in Tabelle 6 aufgeführt.
-
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Diese
weiteren Versuchen zeigten, dass Säuren wie z.B. Salpetersäure, die
sich Materialien aus rostfreiem Stahl, wie sie in Fermentationskesseln
eingesetzt werden, gegenüber
weniger korrosiv erweisen, sich für die verbesserten Verfahren
dieser Erfindung eignen.
-
BEISPIEL 4
-
Säurehydrolyse
der Bakterien direkt im Fermentationskessel
-
Da
Peptide, wie in Beispiel 3 beschrieben, durch eine direkte Inkubation
der Zellen mit Säure
aus Bakterienzellen und Zellkulturen freigesetzt werden konnten,
wurden Versuchen durchgeführt,
um zu bestimmen, ob es möglich
ist, die löslichen
Peptide am Ende des Fermentationsverfahrens direkt aus einem Bioreaktor rückzugewinnen,
wenn der Inhalt des Fermentors vor Ort azidifiziert und erhitzt
wird. In ersten Versuchen wurde E. coli E104 mit pING4702 (wie in
Beispiel 2 beschrieben) in einem 35-l-Fermentor kultiviert. Die erste Nährstofflösung wurde
20,5 Stunden nach der Inokulation in den Fermentor eingebracht;
als eine OD600 von 97,2 erreicht wurde,
wurde die Kultur mit einer zweiten Nährstofflösung induziert. 62,5 Stunden
nach der Induktion wurde 10% HCl in Aliquoten zu 50 ml in den Fermentor
gegeben, bis ein pH von ca. 2,28 erreicht war. Insgesamt wurden
den ca. 26 l des in dem Fermentor befindlichen Fermentationsproduktes
990 ml Säure
beigegeben. Nach der Verringerung des pHs wurde die am Fermentor
eingestellte Temperatur auf 85°C
erhöht; über einen
Zeitraum von sechs Stunden wurden regelmäßig Proben aus dem Fermentor
entnommen. Der Kesselinhalt wurde während der Reaktion mit Hilfe
des Rührwerks
des Fermentors durchmischt. Die HPLC-Analyse des löslichen
Materials in der Probe ergab, dass die Peptidkonzentration nach
vier bis fünf
Stunden nicht weiter anstieg. Die Peptidkonzentration ist in Tabelle
7 aufgeführt.
-
-
In
weiteren Versuchen wurde E. coli E104 mit pING4702 in einem 35-l-Fermentor
so lange kultiviert, bis eine OD600 von
89 erreicht war, mit einer zweiten arabinosehaltigen Nährstofflösung induziert
und 24 Stunden lang weiter kultiviert. Es wurde 10% HCl zugegeben,
um die Kultur auf einen pH von ca. 2,3 einzustellen; die Temperatur
wurde für
5,5 Stunden auf 85°C
erhöht.
Die Peptidkonzentration in der löslichen
Fraktion betrug 0,332 mg/ml.
-
BEISPIEL 5
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Säurehydrolyse der Bakterien
nach Entfernung des Zellkulturmediums
-
Der
Stamm E. coli E104, der pING4703 enthielt, wurde, wie in Beispiel
2 beschrieben, in einem 14-l-Fermentor kultiviert; 10 ml der Fermentationskultur
wurden durch die Zugabe von konzentrierter HCl auf einen pH von
2,2 eingestellt. Die Probe wurde bei 85°C inkubiert; alle paar Stunden
wurden Proben entnommen und der Überstand
mittels HPLC auf Peptide hin analysiert. Dabei wurde zur quantitativen
Bestimmung der Peptide aus dem Produkt, das durch pING4702 codiert
wird, nach dem gleichen Verfahren vorgegangen wie in Beispiel 3
beschrieben. Die Ergebnisse dieser Versuche sind in Tabelle 8 aufgeführt.
-
-
Diese
Peptidtiter waren viel niedriger als diejenigen Titer, die nach
den in den Beispielen 3 und 4 beschrieben Verfahren aus Kulturen
von E. coli E104 (pING4702) gewonnen wurden, und niedriger als die
Titer, die gewonnen wurden, wenn E. coli E104 (pING4703) im Anschluss
an eine Inkubation mit Lysozym nach dem in Beispiel 3 beschriebenen
Verfahren mittels Ultraschall lysiert wurde. E. coli E104 (pING4703),
die nach einer Behandlung mit Lysozymen mittels Ultraschall lysiert
wurden, wiesen einen Titer von ca. 0,46 mg/ml in der löslichen
Fraktion auf.
-
In
weiteren Versuchen wurden Proben von Bakterienzellkulturen sowohl
vor als auch nach einer Säurehydrolyse
bei 85°C
mittels SDS-PAGE analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass das Fusionsprotein
aus Bone-D und Peptid durch Säure
hydrolysiert wurde. Ein Experiment wurde durchgeführt, um
zu bestimmen, ob das Zellkulturmedium in der Hydrolysereaktion einen
Einfluss darauf hat, ob rekombinante Peptide in der löslichen
Fraktion rückgewonnen
werden können,
da in der hydrolysierten Probe eine prominente Bande an der Position
von Bone D erkennbar war, während
auf der anderen Seite nur sehr geringe Mengen des intakten Fusionsproteins
nachgewiesen werden konnten. Durch Zentrifugation wurde Zellpaste
aus fermentierter E. coli E104 (pING4703) zubereitet; 1 g Zellpaste
wurde in 7 ml H2O; 7 ml 5 mM EDTA bzw. 7
ml zellfreier Fermentationsbrühe
aus dem gleichen Bakterienfermentor suspendiert. Jede Probe wurde
durch Zugabe von konzentrierter HCl auf einen pH von 2,2 eingestellt
und bei 85°C
inkubiert. Die Menge der rekombinanten Peptide, die mit der Zeit
in der löslichen
Fraktion abgegeben wurden, wurden mittels HPLC bestimmt. Die Ergebnisse
sind in Tabelle 9 aufgeführt.
-
-
Diese
Daten zeigten, dass rekombinante Peptide löslich waren, wenn die Zellen
in Wasser oder in 5 mM EDTA hydrolysiert wurden, nicht aber im Fermentationsmedium
nach Säurehydrolyse.
-
Es
wurden weitere Versuchen durchgeführt, um zu bestimmen, ob sich
die rekombinanten Peptide nach Hydrolyse aus Bone-D in Säure als
unlöslich
erwiesen, und in Detergenzien oder in chaotropischen Salzen aus
dem unlöslichen
Material freigesetzt werden können.
-
Drei
Proben zu je 1 g Zellpaste aus E. coli E104 (pING4703) wurden in
7 ml 100 mM Tris, 5 mM EDTA, pH 8,0 suspendiert; eine Probe zu 1
g Zellpaste wurde in 7 ml des zellfreien Kulturmediums aus fermentierter E.
coli suspendiert. Eine der beiden Proben wurde in einem Tris-Puffer
suspendiert; 1 ml Lysozym 10 mg/ml wurde hinzugefügt, die
Probe wurde auf Eis inkubiert und wie in Beispiel 3 beschrieben
mittels Ultraschall lysiert. Der pH-Wert aller vier Proben wurde
durch die Zugabe von konzentrierter HCl auf ca. 2,0 eingestellt
und die Proben anschließend
vier Stunden lang bei 85°C
inkubiert. Die mittels HPLC bestimmte Menge der Peptide, die in
die lösliche
Fraktion der vier Proben freigesetzt wurde, ist in Tabelle 10 aufgeführt.
-
-
Die
Peptide waren nach der Säurehydrolyse
also nicht in der löslichen
Fraktion der Probe 3 erkennbar. Um zu bestimmen, ob die Peptide
aus dem unlöslichen
Material freigesetzt werden können,
wurde das Pellet aus Probe 3 nacheinander mit 7 ml Puffern gewaschen,
die jeweils Triton X-100, Harnsäure,
Guanidinhydrochlorid oder SDS enthielten. Die Menge der vom Pellet
freigesetzten Peptide ist in Tabelle 11 aufgeführt.
-
-
Diese
Ergebnisse zeigten, dass Peptide durch Waschungen in harnsäure- oder
guanidinhydrochloridhaltigen Puffern aus dem unlöslichen Material zurückgewonnen
werden konnten. Daher wurden die Peptide unter den Bedingungen der
Hydrolyse nicht abgebaut, sondern durch Komponenten der Medien unlöslich gemacht.
Die Menge des Materials, das in allen Waschungen insgesamt zurückgewonnen
werden konnte, betrug 2,67 mg pro Gramm Zellen, verglichen mit 4,16
mg/g bzw. 3,63 mg/g, die jeweils bei den Proben 1 und 4 direkt aus
dem löslichen
Material zurückgewonnen
werden konnten. Daher empfiehlt es sich bei einigen Bakterienzellkulturen,
die Bakterienzellen von dem Medium abzutrennen und nach dem in Beispiel
3 beschriebenen Verfahren zu azidifizieren. Bei anderen Bakterienzellkulturen
kann die Fermentationsbrühe
(Bakterienzellen in Zellkultur/Fermentationsmedien) nach den in
Beispiel 3 und 4 beschriebenen Verfahren direkt azidifiziert werden.
-
BEISPIEL 6
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Rückgewinnung und Aufreinigung
rekombinanter Peptide aus säurehydrolysierten
Zellen
-
1. Rückgewinnung
-
Die
Erfindung sieht eine Verfahren zur Rückgewinnung von Peptiden aus
der löslichen
Fraktion säurehydrolysierter
Zellen vor, während
der überwiegende
Teil der anderen bakteriellen Proteine, das Trägerprotein und andere Verunreinigungen
in der unlöslichen
Fraktion verbleiben. Das lösliche
Material kann dabei durch Zentrifugation, durch Filtration oder
durch ein beliebiges anderes geeignetes Trennverfahren vom unlöslichen Material
separiert werden. Dabei können
zur Abtrennung dieser Materialien verschiedene Zentrifugen sowie verschiedene
Filtrationsvorrichtungen, Filtrationssysteme oder Filtrationsverfahren
eingesetzt werden. Es wurden eine Reihe unterschiedlicher derartiger
Filtrationsvorrichtungen, Filtrationssysteme und Filtrationsverfahren
eingesetzt, um das lösliche
Material von dem unlöslichen
Material abzutrennen, wie z.B. die Dead-end-Filtration (Tiefenfiltration)
oder die Tangentialfluss-Filtration. Eine zusammenfassende Darstellung
der Ergebnisse der exemplarischen Filtrationsversuche zur Trennung
des löslichen
Materials vom unlöslichen
Material ist in Tabelle 12 aufgeführt.
-
-
Diese
Ergebnisse zeigen, dass eine Reihe unterschiedlicher Filtrationsvorrichtungen,
Filtrationssysteme und Filtrationsverfahren erfolgreich eingesetzt
werden können,
um das lösliche
Material vom unlöslichen Material
zu trennen.
-
2. Aufreinigung
-
Nach
der Fermentierung von E. coli E104 (pING4702), wie in Beispiel 2
beschrieben, wurden die Bakterienzellen in der nicht prozessierten
Fermentationsbrühe
in verdünnter
HCl hydrolysiert. Dazu wurden 40 ml der Fermentationsbrühe durch
die Zugabe von konzentrierter HCl auf einen pH von 2,15 eingestellt.
Die Probe wurde bei 85°C
5,5 Stunden inkubiert. Die hydrolysierten Zellen wurden dann abzentrifugiert,
um das unlösliche
Material zu entfernen; der Überstand
wurde durch die tropfenweise Zugabe von 500 mM Natriumcitrat auf einen
pH von 3,0 eingestellt.
-
Eine
21,6 ml SP-Sepharose-Säule
(Amersham-Pharmacia, Piscataway, NJ), 2,5 × 4,4 cm, wurde mit 10 mM Natriumcitrat,
pH 3,0, equlibriert und die Probe aufgetragen. Die Säule wurde
mit 10 mM Natriumcitrat, pH 3,0 Puffer gewaschen und dann mit 10
mM Natriumphosphat, pH 7,0, eluiert, bis der pH des Säulenablaufs bei
7 lag. Die Säule
wurde dann mM 10 mM Natriumphosphat, 150 mM NaCl, pH 7,0 gewaschen.
Die Säule wurde
mit 10 mM Natriumphosphat, 800 mM NaCl pH 7,0, eluiert und anschießend mit
10 mM Natriumphosphat, 2 M NaCl resuspendiert. Das SP Sepharose-Eluat
wurde mit einem Teil 10 mM Natriumphosphat, 3 M Ammoniumsulfat,
pH 7,0, verdünnt.
-
Eine
3,1 ml Butyl-Sepharose-Säule
(Amersham-Pharmacia), 1 × 4
cm, wurde mit 10 mM Natriumphosphat, 1,5 M Ammoniumsulfat, pH 7,0,
equlibriert und die Probe aufgetragen. Die Butyl-Sepharose-Säule wurde mit 10 mM Natriumphosphat,
1,1 M Ammoniumsulfat, pH 7,0, gewaschen und anschließend mit
10 mM Natriumphosphat, 0,4 M Ammoniumsulfat, pH 7,0, eluiert. Die
Säule wurde
dann mit 10 mM Natriumphosphat, pH 7,0, resuspendiert.
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Anschließend wurden
die Peptidkonzentrationen in der Fraktion der SP-Sepharose-Säule und
in der Fraktion der Butyl-Sepharose-Säule mittels HPLC analysiert.
Die Probenvolumina, Peptidkonzentrationen und der Prozentsatz der
rückgewonnenen
Peptide ist in Tabelle 13 aufgeführt.
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Eine
107 ml Superdex 30 Säule
(Amersham-Pharmacia), 1,6 × 53
cm, wurde mit 5 mM Natriumacetat, 150 mM NaCl, pH 5,0, equilibriert.
8 ml des Butyl-Sepharose-Eluats wurden auf die Superdex 30 Gelfiltrationssäule aufgetragen
und die Säule
dann mit 5 mM Natriumacetat, 150 mM NaCl, pH 5,0 geladen. Nachdem
32 ml durch die Säule
geflossen waren, wurden 3 ml der Fraktionen aufgefangen. Die Fraktionen
12–19
wurden gepoolt und wiesen ein Volumen von ca. 20 ml auf. Die Konzentration
der rekombinanten Peptide in dem Superdex 30-Pool lag bei 0,107
mg/ml, bei einer Rückgewinnung
von 102% aus dem vorangegangenen Schritt; die Rückgewinnung aus dem Säurehydrosylat
der Zellen betrug 76,6%. Der endgültige Reinheitsgrad der Peptide
betrug 97,4%.
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BEISPIEL 7
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Tests zur biologischen
Aktivität
rekombinanter Peptide
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Eine
Reihe unterschiedlicher rekombinanter Peptide, einschließlich der
BPI-abgeleiteten Peptide, die die Sequenzen aufweisen, die im hiermit
zitierten US-Patent Nr. 5.851.802 aufgelistet sind, können mit
den rekombinanten Verfahren dieser Erfindung hergestellt und anhand
der bekannten Aktivitätstests
auf ihre biologische Aktivität
hin getestet werden. So können
Tests zur antimikrobiellen Aktivität (einschließlich der
fungiziden und der bakteriziden Aktivität) durchgeführt werden, einschließlich Radialdiffusionstests.
Mit rekombinanten Proteinen, die gemäß der vorliegenden Erfindung
hergestellt wurden, können
eine Reihe von Tests mit unterschiedlichen Pilz- und Bakterienzellen
durchgeführt
werden, einschließlich
der in US-Patent Nr. 5.851.802 beschriebenen Tests (siehe Beispiel
6).
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So
wurden beispielsweise Versuchen durchgeführt, um die fungizide Aktivität des rekombinanten
Peptids von pING4702 zu untersuchen, das nach dem in Beispiel 6
beschriebenen Verfahren gereinigt wurde, und zwar mit Hilfe eines
Mikrodilutionstests mit vier Stämmen
von C. albicans, C. glabrata und S. cerevisiae. Ein ähnliches
Peptid (XMP.391), das chemisch synthetisiert wurde, wurde als positive
Kontrolle ebenfalls für
den Test herangezogen. Zur Durchführung des Mikrodilutionstests
wurden die Pilzkulturen über
Nacht bei 30°C
in einem YPD-Medium (1% Hefeextrakt, 2% Pepton und 2% Dextrose)
angezüchtet.
Dann wurden die einzelnen Kulturen in dem YPD-Medium 400-fach verdünnt und
8 Stunden lang bei 30°C
angezüchtet
Von jeder Kultur wurden 3 ml abzentrifugiert und in 0,9% NaCl suspendiert,
bis eine A600 von etwa 0,3 erreicht war. Diese Kulturen wurden dann
nochmals in einer Sabouraud-Dextrose-Bouillon (6 ml) bis auf 1 × 104 CFU/ml
verdünnt. Die
Konzentration des rekombinanten Peptids in 5 mM Acetat, 150 mM NaCl,
pH 5,0 betrug etwa 2 mg/ml. Die Konzentration des synthetischen
Peptids betrug etwa 1 mg/ml. Die Proben wurden serienmäßig verdünnt und in
Mikrotiterplatten gegeben, die die Kulturen enthielten. Die Platten
wurden 48 Stunden lang bei 30°C
inkubiert, bevor die Wachstumshemmung bestimmt wurde. Die Testergebnisse
sind in Tabelle 14 aufgeführt.
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Daneben
oder alternativ dazu können
Tests durchgeführt
werden, um die Aktivität
der rekombinant hergestellten Peptide bezüglich ihrer Endotoxinbindung
bzw. Endotoxinneutralisierung zu beurteilen. Dazu können eine
Reihe unterschiedlicher Tests verwendet werden, einschließlich der
Tests, die in den anteilig gehaltenen US-Patenten Nr. 5.733.872
und 5.763.567 [WO 94/20532 (PCT/US94/02465)]; 5.652.332 und 5.856.438
[WO 95/19372 (PCT/LTS94/10427)]; 5.858.974 [WO 96/08509 (PCT/US95/09262)
und WO 97/04008 (PCT/US96/03845)] beschrieben sind und die hiermit
vollständig
zitiert werden.
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Daneben
oder alternativ dazu können
Tests durchgeführt
werden, um die Aktivität
der rekombinant hergestellten Peptide bezüglich ihrer Heparinbindung
bzw. Heparinneutralisierung zu beurteilen. Dazu können eine
Reihe unterschiedlicher Tests verwendet werden, wie z.B. die Tests,
die in den anteilig gehaltenen US-Patenten Nr. 5.348.942; 5.639.727;
5.807.818; 5.837.678; und 5.854.214 [WO 94/20128 (PCT/US94/02401)]; 5.733.872
und 5.763.567 [WO 94/20532 (PCT/US94/02465)]; 5.652.332 und 5.856.438
[WO 95/19372 (PCT/US94/10427)] (hiermit vollständig zitiert) beschrieben.
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Es
versteht sich, dass in dieser Veröffentlichung nur ganz bestimmte
spezifische Umsetzungen der Erfindung genannt werden, und dass alle
Veränderungen
oder Alternativen, die in Sinn und Umfang mit diesem Verfahren gleichwertig
sind, von den weiter unten aufgeführten Patentansprüchen abgedeckt
sind. Insbesondere bei der praktischen Umsetzung dieser Erfindung
sind seitens fachkundiger Personen nach Veröffentlichung dieser Erfindung
zahlreiche Modifikationen und Variationen zu erwarten. Daher ist
der Umfang dieser Erfindung allein durch die weiter unten aufgeführten Patentansprüche begrenzt.
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