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Verwendung
von supersezernierbaren Peptiden in Verfahren zu ihrer Herstellung
und zur parallelen Verbesserung der exportierten Formen eines oder
mehrerer anderer Polypeptide von Interesse.
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Im
Hinblick auf die ökonomische
Lebensfähigkeit
müssen
Verfahren zur Herstellung von pharmazeutisch relevanten Proteinen
zu biologisch aktiven Produkten mit höchstmöglicher Reinheit führen. Die
Expression von solchen relevanten Proteinen in Hefen wird hier in
großem
Umfang verwendet. Die Produktion von Proteinen wie z.B. Insulin,
GM-CSF (Leukine®)
und Hirudin (Refludan®) ist ein Beispiel für die erfolgreiche
Entwicklung von gentechnologischen Verfahren, die auf der Synthese
des bestimmten Proteins oder Vorstufen davon in Hefe basieren. Im
Allgemeinen können
Hefen insbesondere Hirudine mit guten Ausbeuten, die im Gramm-Maßstab liegen,
wenn Hansenula polymorpha (Weydemann et al., Appl. Microbiol. Biotechnol. 44:377-385,
1995) oder Pichia pastoris (Rosenfeld et al., Protein Expr. Purif.:4,
476-82, 1996) verwendet wird, direkt synthetisieren.
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EP-A
0 324 712 beschreibt das Hirudinderivat (Refludan®),
dessen N-terminale Aminosäure
Leucin ist, und seine konstitutive Expression im Saccharomyces cerevisae-Stamm
Y79. EP-A-0 347 781 beschreibt ein Mini-Proinsulin und beispielhaft
seine Expression in Bäckerhefe.
Refludan® und
Insulin werden durch Durchführung
von zwei getrennten Expressionen produziert.
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Wir
haben nun überraschender
Weise gefunden, dass Hirudinderivate und Mini-Proinsulin-Derivate aus
einem gemeinsamen Vorläuferprotein
erhalten werden können,
indem das Vorläuferprotein
an eine Signal- oder Leadersequenz, die durch Hefen als Sekretionssignal
erkannt wird, über
ein basisches Dipeptid, vorzugsweise Lys-Arg, fusioniert wird und
in gleicher Weise zwischen dem N-terminalen Hirudinderivat und dem
Mini-Proinsulinderivat eine Spaltungsstelle eingeführt wird,
welche durch eine Hefeendoprotease erkannt wird. Auch hier wird
einem basischen Dipeptid, z.B. Lys-Arg, der Vorzug gegeben. Nach
Expression werden ein Hirudinderivat, das durch Lys-Arg verlängert ist,
und das Mini-Proinsulinderivat, das mit der ersten Aminosäure der
Insulin B-Kette beginnt, im Überstand
gefunden. Überraschender
Weise haben wir festgestellt, dass die Ausbeute an Mini-Proinsulin
im Vergleich zu der Ausbeute, die durch direkte Signal-Mini-Proinsulin-Expression erreichbar
ist, deutlich verbessert ist, wohingegen die Ausbeute an dem Hirudinderivat
nahezu die gleiche bleibt. Überraschender
Weise wirkt Hirudin demnach als eine Art Enhancer-Peptid bezüglich der
Ausbeute an Mini-Proinsulin.
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Peptide,
die als Enhancer-Proteine wirken können, sind üblicher Weise solche, die relativ
klein sind und die natürlicher
Weise in großen
Mengen im Verlauf eines kurzen Zeitraums, z.B. aus Drüsengewebe,
sezerniert werden. Peptide dieses Typs, die z.B. Schlangengift oder
Eglin C oder TAP (Zecken-Antikoagulanspeptid) umfassen, zeichnen
sich durch extrem gute Exportkompatibilität aus.
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Ein
weiterer Vorteil kann aus dem Hirudinderivat resultieren, das gleiche
oder bessere pharmazeutische Eigenschaften wie Hirudin hat, welches
bereits in Pharmazeutika eingesetzt wird. In diesem Fall wird es möglich, zwei
oder sogar mehr Pharmazeutika aus ein und derselben Fermentation
zu produzieren. Die Folge ist, dass weniger Fermentationskapazität erforderlich
ist. Dies wirkt sich direkt günstig
auf die Produktionskosten aus.
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Allerdings
ist die Produktion einer Vielzahl von Produkten optional. Die Menge,
die z.B. für
Refludan verwendet wird, ist geringer als die von Insulin und dies
kann zu Verfahren führen,
in denen eine der pharmazeutisch interessierenden Substanzen verworfen
wird.
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Um
die Ausbeute zu verbessern, ist es, wie in der Patentanmeldung EP-A
0 200 655 vorgeschlagen wird, möglich,
eine kurze Peptidsequenz durch Lys-Arg N-terminal vor dem Hirudinderivat
als Linker für
die Signal- oder Leadersequenz anzuordnen. Für den Fachmann ist auch offensichtlich,
dass die Wahl der Signal- oder Leadersequenz die Ausbeute des interessierenden
Proteins direkt beeinflusst. Die Auswahl einer solchen Sequenz ist
Gegenstand weiterer Optimierungen. Die Sequenz, die sich am 3'-Ende der Expressionskassette befindet,
beeinflusst ebenfalls direkt die Ausbeute, indem sie die mRNA-Stabilität beeinflusst.
Auch hier ist es für
den Fachmann offensichtlich, dass die Sequenz für jedes interessierende Protein,
das zu exprimieren ist, optimiert werden kann. Dies gilt auch für die Wahl
eines geeigneten Promotors, der induzierbar oder konstitutiv aktiv
sein kann. Die Wahl des Vektorsystems und des Wirtssystems ist für die Ausbeute
gleichermaßen
wichtig. So ist es möglich,
an Stelle der Bäckerhefe,
die z.B. verwendet wurde, die Hefen Pichia pastoris, Hansenula polymorpha
oder K. lactis zusammen mit Vektoren oder Expressionskassetten zu
verwenden, die in jedem Fall bezüglich
der unterschiedlichen Physiologie optimiert wurden.
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Ein
weiterer Vorteil von Verfahren, die eine Sekretion in das Medium
ermöglichen,
ist die einfachere proteinchemische Aufarbeitung des Proteins von
Interesse. Wir haben überraschender
Weise gefunden, dass Mino-Proinsulin in Gegenwart von Hirudin durch
Filtration durch Membranen, die eine Ausschlussgrenze für Moleküle mit einem
Molekulargewicht von über
10 kDa haben, konzentriert werden kann. Die Moleküle werden fast
ausschließlich
im Retentat gefunden. Für
den Fachmann ist klar, dass die Entwicklung neuer Trennungstechniken
und neuer Kombinationen von Verfahrensschritten es immer möglich macht,
Reinigungsverfahren zu verbessern. Dies wirkt sich direkt günstig auf
die Ausbeute und damit auf die Produktionskosten aus.
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In
Thim et al. 1986: Secretion and processing of insulin precursors
in yeast. PNAS, 83:6766-6770 und
US
5 677 172 werden die Hefe-Paarungsfaktor-αl-Leadersequenz
bzw. S. cerevisiae hsp150 als die heterologe Genexpression und -Sekretion
verstärkende
Peptide offenbart.
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Die
Erfindung bezieht sich somit auf ein DNA-Molekül (alternativer Ausdruck: Expressionskassette) der
Form:
Px-Sx-Bn-(ZR)-Transportpeptid-(Z1Z2)-Protein(Y)-(Z1Z2)-Protein(Ym)-T;
wobei
die Expressionskassette für
ein Transportpeptid codiert, das über eine Sequenz Z1Z2 an ein zweites Protein gebunden ist, das
wiederum über
Z1Z2 an ein Protein
Y1 gebunden ist, welches entweder Y entspricht
oder von Y verschieden sein kann, und das Transportpeptid die Sekretionsrate
von Y und/oder Ym verbessert, wobei:
Px eine Promotor-DNA-Sequenz ist, die derart
ausgewählt
ist, dass optimale Ausbeuten des Proteins von Interesse erhältlich werden;
Sx eine DNA ist, welche entsprechend für eine Signal-
oder Leadersequenz codiert, die optimale Ausbeuten erlaubt;
Bn für
1 bis 15 genetisch codierte Aminosäuren oder eine chemische Bindung
steht;
Z das Codon einer Aminosäure, die aus der Lys und Arg
umfassenden Gruppe ausgewählt
ist, ist;
Z1 das Codon einer Aminosäure, die
aus der Lys und Arg umfassenden Gruppe ausgewählt ist, ist;
Z2 das Codon einer Aminosäure, die aus der Lys und Arg
umfassenden Gruppe ausgewählt
ist, ist;
R ein Arg-Codon ist;
das Transportpeptid eine
DNA-Sequenz ist, die für
Hirudin oder ein Hirudinderivat codiert;
Protein Y eine DNA-Sequenz
ist, die für
ein Protein codiert, das durch Hefe produziert und sezerniert werden kann;
Portein
Ym eine DNA-Sequenz ist, die für ein Protein
codiert, das durch Hefe produziert und sezerniert werden kann (m
= 1-5), oder eine chemische Bindung ist (m=0);
T eine untranslatierte
DNA-Sequenz ist, die für
die Expression vorteilhaft ist.
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Eine
andere Ausführungsform
der Erfindung ist ein Fusionsprotein, das durch eines der oben angegebenen
DNA-Moleküle
codiert wird.
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Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist ein Vektor mit hoher Kopienzahl und ein Plasmid,
die das oben genannte DNA-Molekül
umfassen.
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Eine
zusätzliche
Ausführungsform
der Erfindung ist eine Wirtszelle, die das oben genannte DNA-Molekül oder den
oben genannten Vektor mit hoher Kopienzahl oder das oben genannte
Plasmid als Teil ihres Chromosoms, als Teil eines Mini-Chromosoms oder extrachromosomal
umfasst, wobei die Wirtszelle vorzugsweise eine Hefe ist, die insbesondere
aus der Gruppe, bestehend aus S.cerevisiae, K. lactis, H. polymorpha und
P. pastoris, ausgewählt
ist.
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Eine
andere Ausführungsform
der Erfindung ist ein Verfahren zum Fermentieren der oben genannten Proteine,
in dem:
- (a) das oben genannte DNA-Molekül, der oben
genannte Vektor mit hoher Kopienzahl oder das oben genannte Plasmid
in der oben genannten Wirtszelle exprimiert wird und
- (b) die exprimierten Proteine aus dem Überstand der Zellkultur isoliert
werden,
wobei insbesondere nach Beendigung der Fermentation
der pH auf 2,5 bis 3,5 eingestellt wird, um nicht erwünschte Proteine
zu präzipitieren,
und die exprimierten Proteine aus dem Überstand der Präzipitation
isoliert werden.
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Eine
andere Ausführungsform
der Erfindung ist das oben genannte Verfahren, wobei in diesem Verfahren
nach Abtrennung des Fermentationsüberstands von den Wirtszellen
die Wirtszellen wiederholt in frischem Medium kultiviert werden
und das freigesetzte Fusionsprotein aus jedem Überstand, der während der Kultivierung
erhalten wird, isoliert wird.
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Eine
andere Ausführungsform
der Erfindung ist das oben genannte Verfahren, wobei ein Verfahrensschritt
zur Konzentrierung des exprimierten Proteins im Überstand nach Präzipitation
aus der Gruppe, umfassend Mikrofiltration, hydrophobe Wechselwirkungschromatographie
und Ionenaustauschchromatographie, ausgewählt wird.
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Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von Insulin, in
dem:
- (a) Proinsulin als Protein (Y) von der
oben genannten Expressionskassette in dem oben genannten Verfahren
exprimiert wird;
- (b) das Proinsulin von Schritt (a) isoliert wird und mit Trypsin
und Carboxypeptidase B behandelt wird; und
- (c) Insulin aus dem Reaktionsgemisch von Schritt (b) isoliert
wird,
wobei insbesondere das Transportpeptid Hirudin oder
ein Hirudinderivat ist, das nach Schritt (a) oder (b) zerstört oder
biologisch inaktiviert wird.
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Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist ein Protein, wobei das Protein ein Hirudinderivat
mit zwei basischen Aminosäureresten
an seinem C-terminalen Ende ist.
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Blutegel
des Typs Hirudo haben z.B. verschiedene Isoformen des Thrombininhibitors
Hirudin entwickelt. Hirudin wurde durch künstliche Veränderung
des Moleküls,
z.B. Austausch der N-terminalen Aminosäure (z.B.
EP 0 324 712 ), für pharmazeutische Anforderungen
optimiert. Die Erfindung beinhaltet die Verwendung von Hirudin und
Hirudinvarianten. Besondere Ausführungsformen
der Erfindung verwenden eine der natürlichen Hirudinisoformen (die
natürlichen
Isoformen werden zusammen "Hirudin" genannt). Eine natürliche Isoform
ist z.B. Val-Val-Hirudin oder Ile-Thr-Hirudin. Andere Ausführungsformen
der Erfindung verwenden eine Variante einer natürlichen Hirudinisoform. Eine
Variante ist von einer natürlichen
Hirudinisoform abgeleitet, enthält
aber z.B. zusätzliche
Aminosäuren
und/oder Aminosäure-Deletionen
und/oder Aminosäureaustauscher im
Vergleich zu der natürlichen
Isoform. Eine Hirudinvariante kann alternierende Peptidsegmente
natürlicher Hirudinisoformen
und neue Aminosäuren
enthalten. Hirudinvarianten sind bekannt und werden z.B. in
DE 3 430 556 beschrieben.
Hirudinvarianten sind im Handel in Form von Proteinen (Calbiochem
Biochemicals, Kat. Nr. 377-853, -950, -960) erhältlich. Der Ausdruck "Hirudinderivat" bezeichnet Sequenzen,
die wenigstens 40% zu natürlichem
Hirudin homolog sind.
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Die
Expressionskassette wird vorzugsweise in Hefen, z.B. S. cerevisae,
K. lactis, H. polymorpha oder P. pastoris, eingeführt. Die
genannte Expressionskassette kann eine Kopie oder mehrere Kopien
stabil integriert in das bestimmte Hefegenom haben oder kann extrasomal
an einem Vektor mit hoher Kopienzahl vorliegen. Dem Fachmann ist
klar, dass diese Technik auch auf andere Systeme, z.B. Tierzellkultur
oder Pflanzenzellen, anwendbar ist. Dies ist ebenfalls Gegenstand
der Erfindung.
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Das
unten beschriebene Expressionssystem dient als Beispiel. Dem Fachmann
ist klar, dass die geeigneten rekombinanten DNA-Konstrukte zur Einführung der Expressionskassette
in das ausgewählte
System vom Typ des ausgewählten
Wirtsystems abhängig
gemacht werden. Folglich kann eine industrielle Fermentation bezüglich des
ausgewählten
Wirt/Vektor-Systems optimiert werden. Dementsprechend sind die Beispiele nicht
beschränkend.
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Beispiel 1: Konstruktion
eines Hefeexpressionsplasmids, das für Hirudin (Refludan)-Lys-Arg-Mini-Proinsulin codiert
-
Ausgangsmaterialien
sind die Plasmide pK152 (PCT/EP 00/08537), pSW3 (EP-A 0347 781)
und das rekombinante Hefeplasmidderivat, das für Rinder-Interleukin-2 codiert
(Price et al., Gene 55, 1987). Das Hefeplasmid zeichnet sich durch
die Tatsache aus, dass es die α-Faktor-Leadersequenz
unter der Kontrolle des Hefe-ADH2-Promotors trägt. Auf diese Sequenz folgt
die Rinder-Interleukin-2-cDNA-Sequenz, die über eine KpnI-Restrikationsenzym-Erkennungsstelle
verbunden ist und die nach Manipulation eine NcoI-Restriktionsenzym-Erkennungsstelle
im untranslatierten 3'-Ende
enthält,
die im Vektor einmal vorkommt. So kann die cDNA-Sequenz leicht über eine
kpnI/NcoI-Spaltung aus dem Plasmid entfernt werden. Da gute Expressionsausbeuten
beschrieben wurden, kann angenommen werden, dass die verbleibende
3'-Interleukin-2-Sequenz
(als T) eine stabilisierende Wirkung auf die mRNA hat und somit
nicht deletiert oder durch eine Hefeterminatorsequenz ersetzt werden
muss. Das Plasmid pK152 trägt
die DNA-Sequenz, die für
Leu-Hirudin (Refludan) codiert, und Plasmid pSW3 trägt die DNA-Sequenz
für Mino-Proinsulin.
Die Gensequenz, die für
Hirudin-Lys-Arg-Mini-Proinsulin codieren soll, wird zuerst durch
PCR-Technologie hergestellt. Zu diesem Zweck werden 4 Primer mit
Hefe des Expidite
TM-DNA-Synthese-Systems
hergestellt:
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Primer
hir_insfkr beschreibt die Verbindung zwischen Codons für die terminalen
Aminosäuren
von Hirudin (59-65) und die Insulinsequenz B1-B7 über den
Lys-Arg-Linker. Primer hir_insrevkr ist zu 100% komplementär dazu,
Primer hirf1 codiert für
den Beginn des Hirudingens, das zu der KpnI-Spaltungsstelle ausgedehnt ist, wie
es in EP-A 0 324 712 beschrieben wird.
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Primer
insncoirev markiert das 3'-Ende
des synthetischen Mini-Proinsulins gemäß EP-A 0 347 781. Es werden
zwei Standard-Polymerasekettenreaktionen durchgeführt, wobei
die Primerpaare hirf1/hir_insrevkr mit DNA von Plasmid pK152 als
Matrize und hir_insfkr/insncoirev mit DNA von Plasmid pSW3 als Matrize
durchgeführt
werden. Die Reaktionen werden in 100 μl PCR-Puffer mit in jedem Fall
200 nmol Primer, 1 μl
Polymerase und 100 ng Vektor durchgeführt. Schritt 1 ist eine 2-Minuten-Inkubation
bei 95°C.
Darauf folgen dann 25 Zyklen mit 30'' bei
95°C, 30'' bei 55°C und 30'' bei
72°C. Auf
den letzten Zyklus folgt eine Inkubation bei 72°C für 3 min, und anschließend wird
die Reaktion gestoppt.
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Da
die Primer hir_insrevkr und hir_insfkr zu 100 % komplementär sind, überlappen
die zwei Produkte entsprechend der genannten Sequenz, so dass in
einer dritten Reaktion unter Verwendung der Produkte der ersten
zwei Reaktionen als Matrizen und der Primer hirf1 und insncoirev
ein DNA-Fragment gebildet wird, welches für Hirudin und Mini-Proinsulin,
getrennt durch Lys-Arg, codiert. Das PCR-Fragment wird durch die
Enzyme KpnI und NcoI verdaut und dann in einer T4-Ligasereaktion in
den pαADH2-Vektor,
der durch Kpn1/NcoI geöffnet
wurde, insertiert. In Analogie zu Beispiel 7 von EP-A 0 347 781
werden dann kompetente E. coli-Stamm-MM294-Zellen mit dem Ligationsgemisch transformiert.
Plasmid-DNA wird dann zur Charakterisierung durch DNA-Sequenzanalyse
aus zwei Klonen isoliert. Nach Bestätigung der insertierten DNA-Sequenz wird DNA
aus einer Plasmidpräparation
verwendet, um Zellen des Bäckerhefestamms
Y79 nach diesem Beispiel zu transformieren. Wenn allerdings der
pαADH2-Vektor
verwendet wird, folgt auf die Einführung des Vektors eine Selektion
zur Komplementierung der trp1-1-Mutation, was im Gegensatz zu dem
genannten Beispiel steht. Für
eine andere Kontrolle wird Plasmid-DNA wieder aus Hefetransformanten
isoliert und durch Restriktionsanalyse analysiert. Der konstruierte
Expressionsvektor wird pADH2Hir_KR_Ins genannt. Eine Expression wird
entsprechend Beispiel 4 durchgeführt.
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Beispiel 2: Konstruktion
eines Hefeexpressionsplasmids, das für Hirudin (Refludan)-Lys-Arg-Insulin-B-Kette-Lys-Arg-Insulin-A-Kette codiert.
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Die
Patentanmeldung EP-A 0 195 691 beschreibt Proinsulinderivate, die
das Dipeptid XY, worin X und Y jeweils entweder Lys oder Arg entsprechen,
als Linker zwischen den B- und A-Ketten von Insulin enthalten können. Das
folgende Beispiel beschreibt die Herstellung eines Expressionsvektors
für Proinsulinderivate
dieser Art. Eine DNA-Sequenz, die für ein Proinsulinderivat der
Form B-Kette-Lys-Arg-A-Kette
codiert, wird z.B. ausgewählt
und entsprechend synthetisiert.
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Die
Synthese des Gensegments wird entsprechend Beispiel 1 durchgeführt. Die
verwendeten Oligonukleotidsequenzen sind hirf1 und insncoirev. Die
Oligonukleotide B_KR_Af1 und B_KR_Arev1 werden de novo synthetisiert.
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Der
gezeigte fettgedruckte Teil der zwei Primer zeigt die partiell überlappende
Sequenz an. Beide Primer lagern sich mit der Sequenz des Mini-Proinsulingens
von EP-A 0 347 781 paarweise zusammen, außer den sechs unterstrichenen
Nukleotiden. Der unterstrichene Teil entspricht den Codons Lys und
Arg. DNA des Plasmids pADH2Hir_KR_Ins, das entsprechend Beispiel
1 konstruiert wurde, dient in der PCR als Matrize.
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Wie
in Beispiel 1 beschrieben wurde, werden zwei Polymerasekettenreaktionen
unter Verwendung der Primerpaare hirf1_/B_KR_Arev und insncoirev/B_KR_Af1
durchgeführt.
Die Matrize in jedem Fall ist DNA des Plasmids pADH2Hir_KR_Ins,
das in Beispiel 1 konstruiert worden war. Die Produkte von beiden
Reaktionen dienen als Matrize in einer dritten PCR, wobei das Primerpaar
hirf1 und insncol verwendet wird. Das Reaktionsprodukt aus PCR 3
wird mit NcoI/SalI gespalten und in den geöffneten pαADH2-Vektor insertiert. Nach
Sequenz- und Restriktionsanalyse
wird das korrekte Plasmid als pADHHirKR_B_KR_A bezeichnet.
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Beispiel 3: Konstruktion
eines Hefeplasmids, das für
Hirudin-Lys-Arg-Simian-Proinsulin
codiert
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Die
Patentanmeldung EP-A 0 489 780 beschreibt ein Plasmid, pINT90d,
das cDNA von Simian-Proinsulin enthält (Wetekam et al., Gene 19,
S. 179-183, 1982). DNA dieses Plasmids und DNA von Plasmid pK152 dienen
als Matrizen. Der Primer hirf1, der in Beispiel 1 beschrieben wird,
wird verwendet, und es werden drei weitere Primer synthetisiert.
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Der
Primer insncorev bindet umgekehrt an die 3'-Region des Insulingens, das in pINT90d
kloniert wird, und hat die Sequenz:
5'-TTTTTTCCATGGTCATGTTTGACAGCTTATCAT-3' (SEQ ID NO: 9)
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Die
unterstrichene Sequenz zeigt die Erkennungsstelle für das Restriktionsenzym
NcoI an.
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Primer
hir_insfkr hat die Sequenz:
5'-ATCCCTGAGG AATACCTTCA GAAGCGATTT GTGAACCAGC
ACCTGTGCGG C-3' (SEQ
ID NO: 10)
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Hier
geben die Nukleotide in Fettbuchstaben den Lys-Arg-Linker zwischen Hirudin
und Proinsulin an.
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Primer
hir_insrevkr ist vollständig
komplementär
zu Primer hir_inskr und hat die Sequenz:
5'-GCCGCACAGG TGCTGGTTCA CAAATCGCTT CTGAAGGTAT
TCCTCAGGGA T-3' (SEQ
ID NO: 11)
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Entsprechend
Beispiel 1 werden zwei Polymerase-Kettenreaktionen durchgeführt. Das
Primerpaar hirf1/hir_insrevkr wird mit DNA von Plasmid pK152 umgesetzt
und das Primerpaar hir_insfkr/insncorer wird mit DNA von Plasmid
pINT91d umgesetzt. Wie in Beispiel 1 beschrieben, dienen die Produkte
von beiden Reaktionen als Matrize in einer dritten PCR, wobei das
Primerpaar hirf1/insncorev verwendet wird. Das DNA-Produkt dieser
Reaktion beinhaltet die Sequenz für Hirudin_Lys-Arg_Proinsulin.
Es wird anschließend
mit den Enzymen NcoI und KpnI gespalten und entsprechend Beispiel
1 in das Plasmid pαADH2
insertiert. Entsprechend kann ein Expressionsvektor für beliebige
natürliche
Proinsulinderivate konstruiert werden.
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Beispiel 4: Expression
der rekombinanten Produkte
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Die
Expression wird in zwei Phasen eingeteilt. Erstens, eine Vorkultur
wird in Hefe-Minimalmedium kultiviert. Das Medium hat die folgende
Zusammensetzung pro 1 Liter:
6,7
g | – Hefestickstoffgas
(ohne Aminosäuren) |
5,0
g | – Casaminosäuren (Vitamin-frei) |
0,008% | – Adenin |
0,008% | – Uracil |
2% | – Glucose |
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Die
Haupt- oder Expressionskultur wird mit einem Aliquot der Vorkultur
inokuliert.
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Das
Hauptkulturmedium enthält
pro Liter:
10
g | – Hefeextrakt |
20
g | – Pepton |
0,008%& | – Adenin |
0,008% | – Uracil |
4% | – Glucose |
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Unter
Verwendung der oben beschriebenen Medien wird eine Expression in
einer Schüttelflasche
wie folgt durchgeführt:
0,3 ml einer Vorkultur, die über
Nacht kultiviert worden war, wird mit 80 ml vorerwärmtem Medium
verdünnt
und unter kräftigem
Schütteln
bei 30°C
für etwa
24 h inkubiert. In jedem Fall wird 1 ml der auf diese Weise produzierten
Kultur dann zentrifugiert, nachdem die optische Dichte bestimmt
worden war, und nach Entfernung der Zelle wird der Überstand
lyophilisiert und mittels SDS-PAGE analysiert. Der Gehalt an biologisch
aktivem Hirudin wird bestimmt, indem ein Thrombininhibierungsassay
durchgeführt
wird.
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Ein
alternatives Fermentationsprotokoll sorgt dafür, dass die Zellen durch Filtration
oder sorgfältige Zentrifugation
entfernt werden. Während
das Protein von Interesse aus dem Medium isoliert wird, werden die Zellen
mit frischem vorerwärmtem
Hauptkulturmedium, das Alkohol und nicht mehr als 0,5% Glucose als
Kohlenstoffquelle enthält,
versorgt, und so wird die Fermentation ohne Unterbrechung fortgesetzt.
Dieser Schritt kann bis 5 Mal wiederholt werden.
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Beispiel 5: Thrombininhibierungstest
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Die
Hirudinkonzentration wird nach dem Verfahren von Grießbach et
al. (Thrombosis Research 37, S. 347-350, 1985) bestimmt. Zu diesem
Zweck werden spezifische Mengen eines Refludan-Standards in die Messungen
eingeschlossen, um eine Eichkurve zu erstellen, aus der die Ausbeute
direkt in mg/l bestimmt werden kann.
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Beispiel 6: Klonierung
und Expression des Hirudin-Lys-Arg-Mini-Proinsulin-Fusionsproteins im P.
pastoris-System
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Invitrogen® verkauft
einen Klonierungs- und Expressionskit zur Herstellung von rekombinanten
Proteinen, wobei P. pastoris als Wirtssystem verwendet wird. Dafür wird ein
detailliertes technisches Protokoll bezüglich Herstellung und anschließender Expression
eines P. pastoris-Systems für
die Herstellung eines gewünschten
rekombinanten Proteins bereitgestellt, so dass nur die Konstruktion
des Expressionsvektors, der für
das gewünschte
Protein codiert, beschrieben werden muss, wenn diesen Protokollen
gefolgt wird. Der EasySelectTM-Pichia-Expressionskit
(Katalog Nr. K1740-01) wird verwendet.
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Der
pPICZαA-Vektor
ist Teil des Kits. Eine Öffnung
des Vektors durch die Restriktionsenzyme XhoI und SacII macht es
möglich, ähnlich wie
in Beispiel 1 ein Protein von Interesse an die α-Faktor-Leadersequenz anzuhängen und
auf Sekretion in den Überstand
zu testen. Eine Klonierung erfordert zwei Primer. Primer pichia_H_lf1
(SEQ ID NO: 12) hat die folgende Sequenz:
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Primer
pichia_H_Irev2 (SEQ ID NO: 13) hat die Sequenz:
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Die
verwendete Matrize ist DNA von Plasmid pADH2Hir_KR_Ins. Eine Standard-PCR
mit beiden Primern produziert ein DNA-Produkt, das die Sequenz Hirudin-Lys-Arg-Mini-Proinsulin,
erweitert durch die XhoI- und SacII-Integrationsstellen, enthält. Wenn
das DNA-Produkt geeignet gespalten wird und das Fragment isoliert
wird, kann das Fragment in einer T4-DNA-Ligasereaktion in die geöffnete Vektor-DNA
insertiert werden. In Abweichung vom Protokoll des Herstellers wird
der E. coli-Stamm MM294, der in Beispiel 1 beschrieben wird, mit
dem Ligationsgemisch transformiert und auf Zeocin-Selektionsplatten
wird auf rekombinante Kolonien durchgemustert. Plasmid-DNA wird
aus Klonen reisoliert und dann durch Restriktions- und DNA-Sequenzanalyse charakterisiert.
Unter Verwendung des auf diese Weise konstruierten Plasmids wird
dann ein P. pastoris-Expressionsklon
zur Herstellung der Peptide hergestellt, und zwar nach den Instruktionen
des Herstellers.
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Beispiel 7: Reinigung
von Mino-Proinsulin und Hirudin
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Die
Reinigung erfordert eine Trennung der zwei Proteine in einer früheren Stufe.
Nach Beendigung der Expression wird das Medium mittels analytischer
RP-HPLC analysiert. Im Gegensatz zu den meisten anderen Polypeptiden,
die entweder infolge von spontaner Lyse von Hefezellen oder Sekretion
im Überstand
gefunden werden, werden die zwei Proteine Hirudin und Mini-Proinsulin bei pH
2,3 bis 3 nicht präzipitiert.
Das Kulturmedium wird daher in geeigneter Weise azidifiziert und
dann nach Beendigung der Präzipitation
werden das Präzipitat
und die Zellen durch Zentrifugation entfernt. Nach Zentrifugation
wird das Medium auf pH 3,5 bis 7 eingestellt und die zwei Komponenten
Hirudin und Mini-Proinsulin werden durch hydrophobe Wechselwirkungschromatographie
z.B. durch Verwendung einer Chromatographiesäule, die mit Diaion HP20®-Material gefüllt ist,
von einander getrennt. Hirudin kann dann gemäß EP-A 0 549 915 aus den hirudinhaltigen
Fraktionen isoliert werden und Insulin kann gemäß EP-A 0 347 781 aus den Mini-Proinsulin
enthaltenden Fraktionen isoliert werden.
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Beispiel 8: Herstellung
von Insulin aus Mini-Proinsulin
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Am
Ende des Expressionszeitraums wird das Kulturmedium auf pH 6,8 eingestellt
und Trypsin wird dann unter Rühren
zugesetzt, so dass eine Endkonzentration von 4 bis 8 mg/l erreicht
wird. Nach Inkubation für
etwa 4 Stunden wird die Fermentationsbrühe, die in dieser Weise behandelt
wurde, auf pH 2,5 bis 3 eingestellt. Nach 1 bis 6 Stunden Präzipitation
wird das Präzipitat
entfernt. Das gebildete mono-Arg-Insulin wird dann über Ionenaustauschchromatographie
beispielsweise an S-Sepharose® in einem Puffer aus 50
mM Milchsäure und
30% Isopropanol (pH 3,5) isoliert. Eine Elution wird mit Hilfe eines
NaCl-Gradienten von 0,05 bis 0,5 M Salz durchgeführt. Die Produkt-enthaltenden
Fraktionen werden 1:1 mit H2O verdünnt, und
dann wird ZnCl2 zugesetzt, so dass eine
0,1% starke ZnCl2-Lösung gebildet wird. Mono-Arg-Insulin
präzipitiert
bei pH 6,8 und wird z.B. gemäß EP-A 0
324 712 in Insulin umgewandelt.
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Beispiel 9: Herstellung
von Insulin aus Mini-Proinsulin nach Filtration
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Am
Ende des Expressionszeitraums werden Zellen und Überstand-Komponenten durch Präzipitation bei pH 2,5 bis 3
entfernt. Dann wird das Medium durch Filtration durch Membranen
mit einer Ausschlussgrenze von 10 kDa konzentriert. Wie das Hirudinderivat
wird Mini-Proinsulin quantitativ im Retentat gefunden und kann entsprechend
Beispiel 8 zu Insulin prozessiert werden. Sequenzprotokoll