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Gebiet der Erfindung
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Diese
Erfindung betrifft die therapeutische Verwendung von d-threo-Methylphenidat.
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Hintergrund der Erfindung
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Bis
heute hat die Literatur angegeben, dass die pharmakologische Wirkung
von d,l-threo-Methylphenidat (d,l-MPH; erhältlich als Ritalin®) bei
der Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHD)
die Eigenschaft des d-Enantiomers
(d-MPH) ist, da keine Wirkung seitens des l-Enantiomers (l-MPH) nachgewiesen
worden ist; siehe Patrick (1987) und Srinivas (1992). Es wurde auch
gefunden, dass nach oraler Verabreichung das l-Enantiomer bevorzugt
metabolisiert wird, so dass im Allgemeinen gefunden wird, dass die Plasmaspiegel
des d-Enantiomers
höher sind
als jene des l-Enantiomers, und sehr wenig l-MPH in den Kreislauf
eintritt oder für
das Gehirn verfügbar
wird; siehe Aoyama et al., Eur. J. Clin. Pharmacol. 44:79-84 (1993) und
Hubbard, J. Pharm. Sci. 78:944-7 (1989).
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Die
intravenöse
Verabreichung von d,l-MPH hat für
etwa 1,5 Stunden nach der Verabreichung ähnliche Plasmaspiegel der zwei
Enantiomere gezeigt, wonach die Spiegel voneinander abweichen (Srinivas, 1993).
Ding et al., Psychopharmacology 131:71-78 (1997), zeigen, dass l-MPH
nach intravenöser
Verabreichung im Gehirn nachgewiesen wird.
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Ding
et al., oben, schlagen auch (wie oben angedeutet) vor, dass die
hauptsächliche
pharmakologische Aktivität
von racemischem Methylphenidat auf der d-MPH-Einheit beruht. l-MPH erscheint
in Verhaltensmodellen relativ inaktiv; siehe Eckermann et al., Pharmacol.
Biochem. Behav. 40:875-880 (1991).
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Barnes
et al., Eur. J. Pharmacol. 218:15-25 (1992), berichten, dass Enantiomere
von Zacoprid mit PCPA wechselwirken, was das Nager-Aversionsverhalten
modifiziert, und es wurde gefunden, dass das weniger aktive Enantiomer
die Aktivität
des aktiveren antagonisiert.
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Etwa
ein Drittel der Kinder mit ADHD sprechen klinisch nicht auf d,l-MPH
an. Jonkmann et al., Psychiatry Research 78:115-8 (1998), schlugen
vor, dass metabolische Unterschiede für das fehlende Ansprechen verantwortlich
sein könnten
und fanden, dass nicht ansprechende Kinder höhere Plasmaspiegel von beiden Enantiomeren
aufwiesen als ansprechende Kinder.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung beruht auf einem neuen Nachweis (der nachstehend
dargelegt wird), dass d-MPH verwendet werden kann, um nicht auf
racemisches MPH ansprechende Personen zu behandeln.
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Zuerst
wurde überraschend
gefunden, dass l-MPH eine pharmakologische Aktivität besitzt,
die im großen
und ganzen jener des d-Enantiomers und des Racemats ähnlich ist.
Die zwei Enantiomere und das Racemat induzierten ähnliche
stimulierende Wirkungen im Irwin Observation Test (siehe Irwin,
Psychopharm. 131:71-8 (1968)), die hauptsächlich eine Erregung mit Anzeichen
einer Überempfindlichkeit
für eine äußere Stimulation,
Stereotypien mit Vorderpfotentreten, Pupillenvergrößerung und
Hyperthermie einschlossen. Das l-Enantiomer war etwa ein Achtel
so aktiv wie das d-Enantiomer und ein Viertel so aktiv wie das d,l-MPH
und ist deshalb ein partieller Agonist.
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Ein
zweiter Nachweis beruht auf einer Studie bei der Maus, welche die
Fähigkeit
von l-MPH testete, die Wirkungen von d-MPH oder d,l-MPH auf die
Bewegungsaktivität
zu antagonisieren. Es wurde gefunden, dass l-MPH, wenn es subkutan
zu 25 mg/kg verabreicht wird, gefolgt von d,l-MPH zu 5 mg/kg, eine
Verringerung der Bewegungsaktivität zur Folge hatte, verglichen
mit einer Kontrollgruppe, der Kochsalzlösung, gefolgt von d,l-MPH,
verabreicht wurde.
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Ohne
durch eine Theorie gebunden sein zu wollen, wird vorgeschlagen,
dass l-MPH in dem Racemat die Wirkung von d-MPH antagonisieren könnte, vorausgesetzt,
dass genügend
l-MPH in das Gehirn eintritt. Weiter wird gefolgert, dass der Unterschied
des Metabolismus von MPH bei nicht ansprechenden Personen zu ausreichend
l-MPH führt,
das in den Kreislauf eintritt und für das Gehirn verfügbar wird,
um die Rezeptoren für
das d-MPH zu blockieren und für
das Nichtansprechen verantwortlich zu sein. Die Folge ist, dass
eine Formulierung, die im Wesentlichen nur aus dem einzigen d-Enantiomer besteht,
auf keinen Antagonismus stoßen würde und
positive Auswirkungen bei auf d,l-MPH nicht ansprechenden Personen
haben könnte;
alternativ könnte,
wenn es nicht gezeigt werden kann, dass das l-Enantiomer ein direkter
Antagonist über
den Mechanismus der Rezeptorblockade ist, das d-Enantioner eine
potentere pharmakologische Wirkung in Abwesenheit des l-Enantiomers
durch Entfernung der pharmakologischen Wirkungen des Letztgenannten
und jeder daraus resultierenden störenden Wechselwirkung aufweisen.
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Beschreibung der Erfindung
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Das
in dieser Erfindung verwendete d-MPH ist im Wesentlichen frei von
seinem Antipoden (l-MPH), zum Beispiel mit einem enantiomeren Überschuss
(ee) von mindestens 70 %, bevorzugt mindestens 90 % und bevorzugter
mindestens 95 %. Das d-MPH kann im Wesentlichen enantiomerenrein
sein. Es kann in Form jedes geeigneten Salzes, zum Beispiel des
Hydrochlorids, verwendet werden.
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Das
d-MPH kann durch die gleichen Mittel verabreicht werden, wie es
für racemisches
Methylphenidat bekannt ist, in einer Formulierung mit sofortiger,
modifizierter oder verzögerter
Freisetzung, zum Beispiel einer beschichteten Tablette, oder als
Flüssigkeit.
Es kann in jeder anderen herkömmlichen
Formulierung über
jeden geeigneten Verabreichungsweg verabreicht werden. Herkömmliche
Dosierungsparameter können
verwendet werden, d.h. jene, die bekannt sind oder an die Praxis
des Fachmanns angepasst sind. Beispiele für geeignete Zusammensetzungen
sind in der WO-A-9703673 offenbart.
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Zusammensetzungen
der Erfindung können
für bekannte
Zwecke verabreicht werden, zum Beispiel für die Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHD;
dieser Ausdruck wird hierin verwendet, um alle Aufmerksamkeitsdefizit-Störungen zu
umfassen) bei vorpupertären
Kindern, Jugendlichen und bei Erwachsenen, als Stimulans bei Krebspatienten,
die mit narkotischen Analgetika behandelt werden, und auch für die Behandlung
von Depression (zum Beispiel bei AIDS-Patienten), Zwangseinkaufs-Störungen, Narkolepsie
und Hypersomnie.
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Bei
den Patienten kann es sich um jeden handeln, der als „nicht
ansprechende Person" identifiziert worden
ist. Dies stellt eine Klasse von Patienten dar, die bereits bekannt
ist, oder von Patienten, die vom Fachmann leicht identifiziert werden
können.
Siehe Jonkmann et al., oben.
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Typisch
ist der Patient ein Jugendlicher oder Vorjugendlicher. Das Alter
des Patienten kann zum Beispiel 5 bis 15 Jahre betragen. Jedoch
können
Erwachsene ebenfalls für
eine Behandlung gemäß dieser
Erfindung geeignet sein.
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Belege,
auf welchen die Erfindung beruht, umfassen die folgenden Studien.
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Studie 1
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Diese
Studie wurde entworfen, um die allgemeinen klinischen Wirkungen
(Irwin-Test) und
die krampflösende
Wirkung von l-MPH und seine Auswirkungen auf Barbital induzierten
Schlaf, die Darmpassage und die Magenfunktion in der Ratte zu überprüfen. Beim
Irwin-Test, bei der Darmpassage und der Magenfunktion wurde es mit
dem d-Enantiomer
und dem Racemat verglichen.
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Spezieller
waren die Test- und Bezugsverbindungen l-MPH-Hydrochlorid, Salz/Base-Verhältnis = 1,163,
gelöst
in physiologischer Kochsalzlösung;
d-MPH-Hydrochlorid,
Salz/Base-Verhältnis
= 1,163, gelöst
in physiologischer Kochsalzlösung;
d,l-MPH-Hydrochlorid, Salz/Base-Verhältnis = 1,163, gelöst in physiologischer
Kochsalzlösung;
Koffein (Barbital-Test), Diazepam (Barbital- und PTZ-Test), RO 15-4513 (PTZ-Test), Morphin
(Darmpassagen-Test) und Cimetidin (Magensäuresekretionstest). Die Kontrolle
war Vehikel (physiologische Kochsalzlösung).
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Männliche
Rj-Wistar (Han)-Ratten (5 oder 6 pro Käfig), Körpergewichtsbereich 180-240
g, wurden nach der Unterbringung in Käfigen (41 × 25 × 14 cm) auf Holzspänen mindestens
5 Tage lang stabilisiert. Die Tiere hatten freien Zugang zu Futter
und Leitungswasser, bis sie getestet wurden.
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Die
Behandlungsschemata waren:
Irwin-Test: 2, 4, 8, 16, 32, 64,
128 und 256 mg/kg s.c. unmittelbar vor dem Test;
Barbital-
und Pentylentetrazol-Test: 8, 16 und 32 mg/kg s.c. 30 Minuten vor
dem Test;
Darmpassagen- und Magensekretionstest: 16 mg/kg s.c.
30 Minuten vor dem Test.
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Die
Ergebnisse zeigten, dass die zwei Enantiomere und das Racemat ähnliche
Auswirkungen im Irwin-Beobachtungstest induzierten, welche hauptsächlich eine
Erregung mit Anzeichen von Überempfindlichkeit
auf äußere Stimulation,
Stereotypien mit Vorderpfotentreten, Pupillenvergrößerung und
Hyperthermie einschlossen. Aus 16 mg/kg l-Enantiomer, aus 2 mg/kg
d-Enantiomer und aus 4 mg/kg Racemat wurden klare stimulierende
Wirkungen beobachtet. l-MPH war bis 256 mg/kg nicht letal. Im Gegensatz
dazu induzierten das d-Enantiomer und das Racemat eine Letalität bei 64
mg/kg.
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l-MPH
antagonisierte vollständig
Barbital-induzierten Schlaf und antagonisierte klar und Dosis-abhängig die
konvulsiven Wirkungen von Pentylentetrazol. Es reduzierte auch die
Darmpassage, das Magenflüssigkeitsvolumen
und die Magenacidität.
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Ähnliche
Auswirkungen wurden beim Darmpassagen- und Magensäuresekretionstest
beim d-Enantiomer und beim Racemat beobachtet. Einerseits tendierte
die Reduzierung der Darmpassage dazu, weniger ausgeprägt zu sein
als jene, die beim l-Enantiomer beobachtet wurde (–12 % bzw. –15 % im
Vergleich zu –25 %).
Andererseits waren die Auswirkungen des Racemats auf die Magensäuresekretion
und den Magenflüssigkeits-pH
ausgeprägter
als jene, die bei beiden Enantiomeren beobachtet wurden.
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Zusammen
genommen zeigen diese Ergebnisse im Dosisbereich von 8-32 mg/kg
s.c. klare ZNS-stimulierende und krampflösende Wirkungen von l-MPH in
der Ratte. Sie zeigen auch eine Reduktion der Darmpassage und der
Magensäuresekretion
mit dieser Substanz (16 mg/kg) an. Jedoch bleiben die letztgenannten Auswirkungen
gering im Vergleich zu den Bezugssubstanzen Morphin und Cimetidin.
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Es
wurden keine klaren Unterschiede zwischen den Enantiomeren und dem
Racemat in jedem der verwendeten Tests, außer dem Irvin-Test, beobachtet,
wo das d-Enantiomer
etwa 8-mal potenter war als das l-Enantiomer, wobei beim Racemat
eine dazwischenliegende Potenz beobachtet wurde.
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Studie 2 (Konditionierte
Ortsbevorzugung)
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Es
wurden erwachsene männliche
BKW-Mäuse
(Bradford-Zucht) verwendet, die zu Beginn der Studie 34-50 g wogen.
Die Mäuse
wurden in Gruppen von 10 unter umgekehrten Beleuchtungsbedingungen
(12:12 h; Lampen an 19.00-07.00 h) in einem Haltungsraum untergebracht,
der bei 21 ± 2°C gehalten
wurde. Futter und Wasser waren nach Belieben verfügbar, außer während des
Tests in der Verhaltensapparatur. An jedem Tag der Studie wurden
die Mäuse
mindestens 1 h vor Beginn des Tests in einem eingeschlossenen Wagen
in den Experimentierraum transportiert. Der Experimentierraum wurde
bei roter Beleuchtung gehalten.
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In
einer vorläufigen
Dosisbereichs-Studie unter Verwendung der Bewegungsaktivitäts- (BA-)
Einschätzung
bestand die Apparatur aus 15 einzelnen klaren Plexiglaskäfigen (10 × 24 × 14 cm),
die jeweils mit zwei Photozellen-Einheiten ausgestattet waren, die
2,5 cm über
dem Boden des Käfigs
und 3 cm von den langen Seiten entfernt angeordnet waren. Die Unterbrechungen
der Lichtstrahlen wurden automatisch verzeichnet und sind als Gesamtzählungen/Zeitspanne
dargestellt. Eine vorläufige
Studie wurde durchgeführt,
um die offenkundigen Auswirkungen von l-MPH unter Verwendung einer
kumulativen Dosierungstechnik wie folgt festzustellen. Naive Mäuse (n =
5/Gruppe) erhielten Kochsalzlösung
oder l-MPH (6,25 mg/kg, s.c.) und wurden sofort in die BA-Apparatur
gegeben. 30 min später
wurde eine zweite Dosis Kochsalzlösung oder l-MPH (6,25 mg/kg,
s.c.) verabreicht, und die Mäuse
wurden zurück
in die BA-Apparatur gegeben. Nach einer weiteren 30-minütigen Zeitspanne
wurde eine dritte Dosis Kochsalzlösung oder l-MPH (12,5 mg/kg,
s.c.) verabreicht, und die BA wurde aufgezeichnet. Schließlich wurde
30 min später
eine vierte Dosis Kochsalzlösung
oder l-MPH (25 mg/kg, s.c.) verabreicht, und die BA wurde 30 min
lang aufgezeichnet.
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Eine
Zusammenfassung der erhaltenen Daten ist in Tabelle 1 wiedergegeben.
Aus diesen Daten wurde geschlossen, dass das konditionierte Ortsbevorzugungs(KOB-)
Experiment unter Verwendung von l-MPH zu 6,25, 12,5 und 25 mg/kg
vonstatten gehen würde,
da die Verhaltensauswirkungen minimal waren (möglicherweise als Ergebnis der
Kombination des experimentellen Aufbaus und der kleinen Zahlen von
verwendeten Tieren), und es wurden keine offenkundigen Anzeichen
von Toxizität
beobachtet. Tabelle
1
n = 5/Behandlungsgruppe. Die Daten sind als Mittel ± SEM dargestellt.
*P<0,05 (ANOVA,
gefolgt von Dunnett's-t-Test);
signifikante Zunahme bezüglich
der entsprechenden Kochsalzlösung-Kontrolle.
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KOB-Studie
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Die
KOB wurde in einer 3-Kammer-Apparatur (76 × 30 × 30 cm) beurteilt, die aus
Plexiglas gebaut war. Die äußeren zwei
Kammern maßen
30 × 30 × 30 cm,
eine mit gestreiftem Holzboden/Metallwänden und die andere mit strukturiertem
Glasboden/gestreiften Holzwänden.
Diese Kombination von Strukturen und sichtbaren Schlüsselmerkmalen
ist gewählt
worden, da sie sicherstellt, dass die zwei Kammern unterschiedlich
sind. Mäuse
werden unter Verwendung eines balancierten Designs der anfänglich bevorzugten
und nicht bevorzugten Kammer zugeordnet. Die kleinere zentrale Kammer
(16 × 30 × 30 cm)
besteht aus einem dauerhaft schwarz angestrichenen Boden mit klaren
Wänden.
Alle drei Kammern sind durch Guillotine-Türen
verbunden, die gestaffelt sind, um eine visuelle Kommunikation zwischen
den Kammern zu verhindern.
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Die
experimentelle Sitzung wurde in drei getrennte Phasen aufgeteilt.
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Vorkonditionierung:
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Naive
Mäuse wurden
an drei aufeinanderfolgenden Tagen 15 min lang in die zentrale Kammer
mit angehobenen Guillotine-Türen
gegeben, und man gestattete ihnen freien Zugang zu allen drei Abschnitten
der Apparatur. Die Position der Maus in der Apparatur wurde automatisch
unter Verwendung eines Systems von Photozellenstrahlen überwacht,
und die in jeder der zwei äußeren Kammern
verbrachte Zeit (s) wurde aufgezeichnet, woraus die Vorkonditionierungsbevorzugung
bestimmt wurde (Mittel ± SEM
der 3 Tage). Die in der zentralen Kammer verbrachte Zeit spiegelt
die Anzahl der Übergänge zwischen
den zwei äußeren Kammern wider.
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Konditionierung:
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Diese
bestand aus einer Zeitspanne von 8 Tagen, in denen die Guillotine-Türen abgesenkt
waren und den Mäusen
(Gruppen n = 7-12) Arzneistoff oder Kochsalzlösung injiziert wurde und diese
sofort 30 min lang in eine der zwei äußeren Kammern gegeben wurden.
An abwechselnden Tagen erhielten die Mäuse die andere Behandlung und
wurden in die entgegengesetzte Kammer gegeben. Jede Maus erhielt
vier Arzneistoff- und vier
Kochsalz-Paarungen. Die Arzneistoffpaarung war in den Gruppen sowohl
für die
bevorzugte als auch für die
nicht bevorzugte Seite balanciert, ebenso der erste Tag der Verabreichung
des Arzneistoffs. Kochsalzlösung/Kochsalzlösung-Kontrollen
wurden in das experimentelle Design eingeschlossen.
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Nachkonditionierung:
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Die
Guillotine-Tore wurden angehoben, und die Mäuse wurden wieder in die zentrale
Kammer gegeben, und man ließ ihnen
15 min lang freien Zugang zu allen drei Abschnitten. Die Position
jeder Maus wurde überwacht,
und die in jeder äußeren Kammer
verbrachte Zeit wurde in s gemessen.
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Sieben
Gruppen wurden in das Design aufgenommen:
Gruppe 1: Kochsalzlösung/Kochsalzlösung-Kontrollen
(n = 10)
Gruppe 2: d-Amphetaminsulfat (1,25 mg/kg, s.c.; n
= 7)
Gruppe 3: d,l-MPH (10 mg/kg, s.c.; n = 10)
Gruppe
4: d-MPH (5 mg/kg, s.c.; n = 8)
Gruppen 5-7:l-MPH (6,25 mg/kg
s.c., 12,5 mg/kg s.c. oder 25 mg/kg s.c.; n = 12, 9 und 10)
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Antagonismusstudie
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Gruppen
von Mäusen
(n = 9-10/Gruppe) erhielten Kochsalzlösung oder l-MPH (25 mg/kg s.c.),
20 min später
gefolgt von Kochsalzlösung,
d-MPH (2,5 mg/kg, s.c.) oder d,l-MPH (5 mg/kg, s.c.). Die Bewegungsaktivität wurde
während
der anschließenden
60-minütigen Zeitspanne
in einzelnen Photozellenkästen
gemessen, wie vorstehend in Einzelheiten beschrieben.
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Fünf Gruppen
(n = 9-10/Behandlungsgruppe) wurden verwendet:
Gruppe 1: Kochsalzlösung + Kochsalzlösung-Kontrollen;
(n = 10)
Gruppe 2: Kochsalzlösung + d-MPH (2,5 mg/kg, s.c.);
n = 10
Gruppe 3: Kochsalzlösung
+ d,l-MPH (5 mg/kg, s.c.); n = 10
Gruppe 4: l-MPH (25 mg/kg,
s.c.) + d-MPH (2,5 mg/kg, s.c.); n = 10
Gruppe 5: l-MPH (25
mg/kg, s.c.) + d,l-MPH (5 mg/kg s.c.); n = 9
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Statistische Analyse
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Vorläufige Studie:
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Die
Gesamtzahl der Zählungen/Zeitspanne
wurde aufgezeichnet, und die Daten wurden durch Einweg-Varianzanalyse
mit dem Post-hoc t-Test analysiert.
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KOB-Studie:
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Die
von den einzelnen Mäusen
in den äußeren Kammern
vor und nach der Konditionierung verbrachte Zeit (s) wurde verglichen.
Die Daten wurden durch Zweiweg-Analyse
innerhalb einer Subjekt-Varianzanalyse, gefolgt von einer Post-hoc
t-Test-Analyse,
analysiert.
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Antagonismusstudie:
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Die
Gesamtzahl der Zählungen/Zeitspanne
wurde aufgezeichnet, und die Daten wurden durch Einweg-Varianzanalyse
mit dem Dunnett's
t-Test für
einen Mehrfachvergleich gegen eine einzige Kontrolle analysiert.
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Bei
jeder Analyse wurde p<0,05
als signifikant angenommen.
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KOB-Studienergebnisse
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Vorkonditionierung:
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Einzelne
Mäuse wurden
an jedem der drei Vorkonditionierungs-Testtage der Apparatur ausgesetzt. Die
anfängliche
Bevorzugung jeder Maus wurde aus der in jeder der zwei äußeren Kammern
der Apparatur verbrachten Zeit (s) berechnet (Mittel ± SEM).
Daraus wurden die Mäuse
einer der 7 Behandlungsgruppen in einem Design zugeordnet, das balanciert
war, um der bevorzugten/nicht-bevorzugten Kammer und der Reihenfolge
der Arzneistoffverabreichung Rechnung zu tragen.
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Konditionierung:
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An
jedem Tag erhielten die Mäuse
Kochsalzlösung
oder Arzneistoff und wurden einer Kammer der Apparatur ausgesetzt.
Eine tägliche
Aufzeichnung der einzelnen Körpergewichte
wurde ebenfalls beibehalten.
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Nachkonditionierung:
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Die
von einzelnen Mäusen
in den drei Kammern der Apparatur verbrachte Zeit (s) wurde aufgezeichnet.
Ein Vergleich der Zeit, die vor (prä) und nach (post) der Konditionierungsphase
verbracht wurde, zeigte, dass, während
Kochsalzlösung/Kochsalzlösung-Behandlung
keinerlei Änderung
der Bevorzugung einer speziellen Kammer verursachte (250,7 ± 21,5
s gegenüber
196,3 ± 22,0
s), d-Amphetamin
(1,25 mg/kg, s.c.) signifikant die Zeit erhöhte, die in der mit Arzneistoff
gepaarten Kammer verbracht wurde (250,8 ± 7,9 s gegenüber 401,4 ± 35,3
s), was mit einer Bevorzugungs-Antwort in Einklang stand.
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Die
Behandlung mit d-MPH (5,0 mg/kg, s.c.) erhöhte die Bevorzugung für die mit
Arzneistoff gepaarte Kammer (247,6 ± 16,9 s gegenüber 357,6 ± 51,0
s), während
d,l-MPH (10 mg/kg,
s.c.) keine Bevorzugungs-Antwort erzeugte (257,0 ± 16,3
s gegenüber
297,1 ± 26,3
s). Die Behandlung mit l-MPH (6,25, 12,5 oder 25 mg/kg, s.c.) erzeugte
eine signifikante Bevorzugung der mit Arzneistoff gepaarten Kammer
nur bei der niedrigsten getesteten Dosis, während andere Dosen die Antwort
nicht beeinflussten (270,5 ± 20,3
gegenüber 472,5 ± 35,2
s; 281,2 ± 25,5
gegenüber
322,8 ± 45,9
s; bzw. 275,7 ± 16,1
bis 323,7 ± 47.7
s).
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Antagonismusstudien-Ergebnisse
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Die
Behandlung mit d-MPH (2,5 mg/kg, s.c.) oder d,l-MPH (5 mg/kg, s.c.)
erhöhte
die BA im Vergleich zu mit Kochsalzlösung behandelten Kontrollen
signifikant über
eine 60-minütige
Zeitspanne (1098,7 ± 106,7 erhöht auf 2240,7 ± 259,2
bzw. 3006,7 ± 149,7
Zählungen/60
min). Die Vorbehandlung mit l-MPH (25 mg/kg, s.c.) modifizierte
die Wirkung von d-MPH nicht (BA auf 2655,5 ± 165,6 Zählungen/60 min erhöht); jedoch
wurde die Wirkung von d,l-MPH, während
sie im Vergleich zu Kochsalzlösung/Kochsalzlösung-behandelten
Kontrollen erhöht
blieb, signifikant verringert (auf 1961,2 ± 156,6 Zählungen/60 min).
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Studie 3 (Klinisch)
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Es
wurde eine Pilotstudie bei 8 Kindern mit ADHD durchgeführt, von
denen früher
gezeigt worden war, dass sie auf d,l-MPH nicht ansprechen. Alle
Medikationen, die mit der Beurteilung der Wirksamkeit, Sicherheit und
Verträglichkeit
des Studienarzneistoffs störend
hätten
wechselwirken können,
wurden eine geeignete Zeitspanne vor der Studie abgesetzt. Zwei
Dosisstärken
von d-MPH als einzige Dosis wurden an getrennten Studientagen im
Abstand von einer Woche verabreicht, d.h. an den Studientagen 1
(Dose = 7,5 mg) und 8 (Dosis = 15 mg). Wirksamkeitsmessungen wurden
an jedem der Studientage 1 und 8 nach der Verabreichung relativ zu
vor der Verabreichung vorgenommen und bestanden aus:
- • einer
klinisch relevanten Antwort nach der Meinung der untersuchenden
Person
- • Verbesserungen
in der 10-Punkte-Conners' globalen
Index-Skala (GIS)
- • Verbesserungen
in der klinischen globalen Eindrucksskala (CGI)
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Die
GIS ist ein validiertes Schema für
die Diagnose von ADHD, das weltweit anerkannt ist. Relevante Literaturstellen
sind:
Conners CK, Conners' rating
scales manual: Conners' teacher
rating scale: Conners' parent
rating scale: instruments for use with children and adolescents,
Toronto, North Tonawanda, NY: Multi-Health Systems Inc., 1990; und
Conners
CK, CRS-R, Conners' rating
scale revised: instruments for use with children and adolescents,
Toronto, North Tonawanda, NY: Multi-Health Systems Inc., 1997.
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Dieses
Schema beruht auf Beobachtungen und Einstufungen von 10 Verhaltensweisen,
welche sind:
- • Ruhelos oder überaktiv
- • Stört andere
Kinder
- • Erregbar,
impulsiv
- • Forderungen
müssen
sofort erfüllt
werden, leicht frustriert
- • Beendet
nicht Dinge, welche er/sie anfängt
- • Unaufmerksam,
leicht abgelenkt
- • Weint
häufig
und leicht
- • Wutausbrüche
- • Stimmung ändert sich
schnell und drastisch
- • Zappeln
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Eine
Verringerung des Punktewerts zeigt eine klinische Verbesserung an.
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Die
CGI ist ein etabliertes klinisches Maß der Schwere der Krankheit
in Form einer Punktebewertung, die jegliche Änderung nach Behandlung nachweisen
kann und daher eine Beurteilung der Wirksamkeit liefert.
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Die
Ergebnisse (Tabellen 2 bis 5) zeigen, dass es bei allen drei Messungen
eine Verbesserung gab, und dass sie im Fall der GIS und der CGI
mit der Dosis in Beziehung stand. Tabelle
2 Meinungen
der untersuchenden Person
- J
- = Ja – klinisch
relevantes Ansprechen
- N
- = Nein – kein Ansprechen
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Tabelle
3 Conners' globale Index-Skala
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Tabelle
4 Klinische
globale Eindrucksskala Schwere der Krankheit
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Tabelle
5 Änderungen
bezüglich
der Grundlinie in der CGI
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Die Änderung
in der CGI wurde aus den Messungen vor Verabreichung und nach Verabreichung
berechnet, und dann wurde die Änderung
bezüglich
der Grundlinie berechnet: Die Analyse durch einen gepaarten t-Test
zeigt, dass es bei beiden Dosen eine statistisch signifikante Wirkung
gibt, wobei die p-Werte 0,0034 und 0,0004 bei der 7,5- bzw. 15 mg-Dosis
sind.
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Schlussfolgerungen
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Die
KOB-Daten bestätigen,
dass d-Amphitamin und d-MPH eine Vorzugs-Antwort in dem murinen
konditionierten Ortsvorzugs-Paradigma erzeugen, obwohl im Gegensatz
zu einer früheren
Studie d,l-MPH bei der verwendeten Dosis unwirksam war. Der Mangel
an Wirkung bei d,l-MPH kann eine Umkehr der Dosis-Antwort-Kurve
dieser Verbindung widerspiegeln, ein Wirkungsprofil, das in der
früheren
Studie vorgeschlagen, aber nicht bestätigt wurde.
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Die
Daten legen auch nahe, dass l-MPH in der Lage ist, eine Vorzugsantwort
zu erzeugen, aber nur bei der niedrigsten verwendeten Dosis, wobei
höhere
Dosen unwirksam sind. Die offensichtliche umgekehrte Dosis-Antwort-Beziehung,
die bei l-MPH beobachtet
wird, kann eine Verhaltensstörungswirkung
von l-MPH widerspiegeln, die an anderer Stelle bei höheren Dosen
des Racemats vorgeschlagen worden ist (Wilson et al., Psychopharmacologia
(Berl.) 22:271-281 (1971). Jedoch unterstützen die Daten der vorliegenden
Studie nicht vollständig
diese Hypothese, da keine signifikante Ortsaversion erhalten wurde.
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Die
vorläufige
Studie, die eine potentielle Antagonistenwirkung von l-MPH gegenüber den
Wirkungen von d-MPH und d,l-MPH auf die Bewegungsaktivität überprüfte, zeigte,
dass l-MPH in der Lage war, die stimulierenden Wirkungen des Racemats
zu verringern, aber nicht umzukehren, aber die d-MPH-induzierte
Stimulation der BA nicht beeinflusste. Im Hinblick darauf, dass
die Studie bei einer einzigen hohen Dosis von l-MPH und nur in einem
einzigen Zeitintervall durchgeführt
wurde, sind die zu ziehenden Schlussfolgerungen spekulativ, würden aber
nahelegen, dass hohe Dosen von l-MPH als Antagonist beim Dopamin-Transporter
wirken könnten.
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Eine
andere in Betracht zu ziehende Hypothese betrifft die potentiellen
partiellen Agonisten-Eigenschaften von l-MPH. Erstens legt der Augenschein
aus der Dosisbereichs-Studie nahe, dass l-MPH BA erhöhen kann.
Zweitens induziert eine niedrige Dosis, aber nicht hohe Dosen von
l-MPH eine KOB. Schließlich scheint
eine hohe Dosis von l-MPH die Wirkungen von d,l-MPH zu blockieren.
Dieses Wirkungsprofil könnte partielle
Agonisten-Eigenschaften widerspiegeln.
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Kinder
mit ADHD, von denen zuvor gezeigt worden war, dass sie auf racemisches
Methylphenidat nicht ansprechen, zeigten eine Verbesserung in den
drei klinischen Messungen, die oben beschrieben wurden, als Antwort
auf d-threo-MPH. Deshalb ist es in einer klinischen Situation vernünftig anzunehmen,
dass Kinder, welche auf die derzeitige Therapie in Form von Ritalin® nicht
ansprechen, erfolgreich mit d-threo-MPH
behandelt werden können.