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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein System zur Herstellung von Proteinen
in Insektenlarven. Insbesondere umfasst die Erfindung die Herstellung
von Proteinen von Interesse in Drosophila- und Mittelmeerfruchtfliegen-Larven.
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Proteinproduktionssysteme,
bei denen Polypeptide oder Proteine von Interesse in rekombinanten
Organismen oder Zellen hergestellt werden, sind das Rückgrat der
kommerziellen Biotechnologie. Die frühesten Systeme, basierend auf
der bakteriellen Expression in Wirten wie E. coli, sind durch Systeme ergänzt worden,
die auf eukaryotischen Wirten basieren, insbesondere auf Säugerzellen
in Kultur, Insektenzellen, sowohl in Kultur als auch in Form ganzer Insekten,
und auf transgenen Säugern,
wie etwa Schafen und Ziegen.
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Prokaryotische
Zellkultursysteme sind leicht aufrechtzuerhalten und lassen sich
preiswert betreiben. Jedoch sind prokaryotische Zellen nicht zur posttranslationalen
Modifikation eukaryotischer Proteine befähigt. Darüber hinaus werden viele Proteine inkorrekt
gefaltet, was spezifische Prozeduren erfordert, um diese erneut
zu falten, was die Produktionskosten erhöht.
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Eukaryotische
Zellkultursysteme sind für eine
Reihe von Anwendungen beschrieben worden. Beispielsweise sind Säugerzellen
zur posttranslationalen Modifikation befähigt und produzieren allgemein
Proteine, die korrekt gefaltet und löslich sind. Die Hauptnachteile
von Säugerzellsystemen
beinhalten die Erfordernis spezialisierter und teurer Kultureinrichtungen,
sowie das Risiko von Infektion, die zum Verlust der gesamten Kultur
führen
kann.
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Pflanzliche
Produktionssysteme können
für die
Proteinexpression verwendet werden und können eine Produktion mit hoher
Ausbeute erreichen. Jedoch sind transgene Nutzpflanzen schwer einzuschließen und
verursachen das Risiko einer Kontamination der Umwelt mit genetisch
manipuliertem Material.
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Insektenzellen
werden ebenfalls für
die Polypeptidexpression verwendet. Das am weitesten verbreitete
Expressionssystem, das in Insektenzellen verwendet wird, basiert
auf Baculovirus-Vektoren. Ein Baculovirus-Expressionsvektor wird
konstruiert, indem man das Polyhedringen des Baculovirus, das für ein Hauptstrukturprotein
des Baculovirus codiert, durch ein heterologes Gen ersetzt, das
unter der Kontrolle des starken nativen Polyhedrin-Promotors steht.
Kultivierte Insektenwirtszellen werden mit dem rekombinanten Virus
infiziert, und das dadurch produzierte Protein kann aus den Zellen
selbst oder aus dem Kulturmedium gewonnen werden, wenn geeignete
Sekretionssignale verwendet werden. Diese Systeme jedoch leiden
an Problemen, die mit der Infektion der Kultur und der Erfordernis
spezialisierter Kultureinrichtungen verbunden sind.
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Auf
Organismen basierende Expressionssysteme vermeiden viele der Infektionsnachteile
und sind leichter heranzuzüchten
als Zellkulturen. Beispielsweise erlaubt die Verwendung von Virusvektoren,
wie etwa dem Baculovirus, die Infektion ganzer Insekten, die weniger
Erfordernisse hinsichtlich spezieller Zuchtbedingungen aufweisen.
Große
Insekten, wie etwa Seidenmotten, erbringen eine hohe Ausbeute des
heterologen Proteins. Das Protein kann gemäß konventionellen Extraktionstechniken aus
den Insekten extrahiert werden.
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Ebenfalls
bekannt sind Techniken, die auf der Expression von interessierenden
Proteinen in Säugern,
wie etwa Ziegen und Schafen, basieren, und zwar unter der Kontrolle
von Milchprotein-Expressionskontrollsequenzen, sodass diese in die Milch
exprimiert werden. Diese Techniken besitzen große potentielle Vorteile, sind
jedoch aufgrund des Erfordernisses zur Isolierung bzw. Entfernung
von endogenen Säugerviren,
Prionen und Proteinen aus dem Endprodukt kostspielig. Darüber hinaus
sind die Kosten zur Erzeugung und Haltung großer transgener Tiere hoch.
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Die
Verwendung von Insektenlarven, denjenigen von Trichoplusia ni, ist
zur Anwendung in Proteinproduktionssystemen vorgeschlagen worden (Pham
et al., 1999, Biotech Bioeng 62: 175–182). Jedoch sind solche Systeme
nur in Kombination mit viraler Vektortechnologie, basierend auf
dem Bereich der Baculoviren, vorgeschlagen worden.
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Wenn
Proteine für
Nahrungszwecke oder pharmazeutische Zwecke gedacht sind, so ist
die Verwendung bakterieller Systeme und/oder viraler Vektoren nicht
erstrebenswert. Es gibt daher in der Technik einen Bedarf für ein Proteinproduktionssystem,
das sowohl robust als auch skalierbar ist, wie es Systeme auf Basis
ganzer Organismen sind, das frei von Virusbasierten Vektoren ist,
und das außerdem kostengünstig in
einer abgeschlossenen Umgebung betrieben werden kann.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Gemäß einem
ersten Aspekt stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur
Herstellung eines interessierenden Proteins bereit, bei dem man:
- (a) ein Insekt mit einem auf einem Transposon
basierenden Expressionssystem, welches in der Lage ist, das interessierende
Protein in den Larven des Insektes zu exprimieren, transformiert,
- (b) das Insekt für
eine Produktion von Larven kultiviert,
- (c) die Larven massenweise züchtet
und
- (d) das interessierende Protein aus den massengezüchteten
Larven isoliert.
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Das
Verfahren gemäß der vorliegenden
Erfindung erlaubt die schnelle Produktion von Milligramm-Mengen
an Polypeptiden für
Forschungszwecke, die Produktion von Kilogramm-Mengen an Proteinen für klinische
und diagnostische Anwendungen und potentiell von tausenden von Kilogramm
an industriellen Enzymen bei geringen Kosten aufgrund der Problemlosigkeit,
mit der Insektenlarven unter Verwendung etablierter Kulturtechniken
kultiviert werden können.
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Die
Vorteile der Verfahren gemäß der Erfindung
sind vielfältig.
Die Massenzucht von Insektenlarven ist unter Verwendung bestehender
Technik möglich
und erlaubt die Produktion von Polypeptidprodukten bei extrem niedrigen
Kosten und in einer kontrollierten Produktionsumgebung. Dies erleichtert eine
behördliche
Zulassung im Hinblick auf ganze Organismen, wie etwa Säugern, bei
denen die Abwesenheit von Viren und Prionen bewiesen werden muss,
bevor die Zulassung erteilt wird. Darüber hinaus umgeht das Verfahren
der Erfindung die mit der Kultur von Tierzellen (einschließlich Insektenzellen) verbundenen
Nachteile, die das höhere
Risiko von Infektion und das Risiko der Kontamination durch Viren
und Prionen bei Säugerzellkultur
oder transgenen Produktionssystemen einschließen.
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Der
Begriff „Protein" beinhaltet einzelkettige Polypeptidmoleküle ebenso
wie multiple Polypeptidkomplexe, bei denen einzelne Polypeptidbestandteile
auf kovalentem oder nicht-kovalentem
Wege verbunden sind. Der Begriff „Polypeptid" beinhaltet Peptide
mit einer Länge
von zwei oder mehr Aminosäuren,
typischerweise von mehr als 5, 10 oder 20 Aminosäuren.
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Das
bevorzugte Expressionssystem zur Verwendung in Insektenlarven basiert
auf Transposons. Geeignete Transposons sind unten in größerem Detail
beschrieben.
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Das
in dem Verfahren der Erfindung verwendete Expressionssystem umfasst
Kontrollelemente, die in Insektenzellen und insbesondere in Insektenlarven,
aktiv sind. Viele Insekten-Kontrollsequenzen, einschließlich verschiedener
Promotoren, sind in einer Anzahl verschiedener Spezies aktiv. Daher
ist es nicht essentiell, dass Sequenzen verwendet werden, die von
dem fraglichen Insekt stammen. Es können induzierbare oder konstitutiv
aktive Sequenzen verwendet werden.
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Vorzugsweise
sind die Kontrollsequenzen induzierbare Sequenzen. Ein bevorzugter
induzierbarer Promotor ist der Hitzeschockprotein HSP70-Promotor,
der induziert wird, indem man die Temperatur erhöht, bei der die Larven kultiviert
werden, sowie durch Tetracyclin induzierbare Expressionssysteme (Heinrich
und Scott, PNAS 97: 8229–8232,
2000).
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Um
die Proteinproduktion zu erhöhen,
können
multiple Expressionssysteme verwendet werden. Diese Systeme können mit
zwei oder mehr codierenden Sequenzen, die in jedem System vorliegen,
angeordnet werden, oder als multiple Einzelsysteme. In jedem Fall
kann ein Balancer-Chromosom verwendet werden, um die Aufrechterhaltung
des Expressionssystems und dessen Weitergabe an die Nachkommenschaft
während
der Fortpflanzung bzw. Kreuzung der Insekten zu begünstigen.
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Ein
Vorteil der Kultur von Insektenlarven besteht darin, dass die Kulturen
synchronisiert werden können,
sodass alle Larven zur selben Zeit das gleiche Entwicklungsstadium
erreichen. Dies kann erreicht werden, indem man die Kulturtemperatur
variiert, da die Larven sich bei niedrigeren Temperaturen langsamer
entwickeln. Beispielsweise entwickeln sich die Larven bei 18°C mit der
halben Geschwindigkeit im Vergleich zum Wachstum bei 25°C.
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Weitere
Vorteile der Erfindung beinhalten die Tatsache, dass die Proteinanreicherung
auf den Fettkörper
ausgerichtet werden kann, oder dass das Protein unter der Kontrolle
geeigneter Kontrollregionen und Signalpeptide, wie etwa denjenigen
der larvalen Serumprotein-Sequenzen,
in die Hämolymphe
sekretiert werden kann.
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Kurze Beschreibung
der Figuren
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1 zeigt
die Struktur des Transposons pMiHspGFP/HspCcW, das GFP und das Gen
white unter der Kontrolle des Hsp70-Promotors exprimiert.
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2 zeigt
die Struktur des Plasmids pMiAct5CGFP, das GFP unter der Kontrolle
des Drosophila Actin 5C-Gens exprimiert.
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3 zeigt
die Expression von GFP bei transgenen Mittelmeerfruchtfliegen und
Mittelmeerfruchtfliegen-Larven nach Hitzeschock.
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4 zeigt
die konstitutive Expression von GFP in Drosophila-Fliegen.
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5 zeigt
die konstitutive Expression von GFP bei adulter Drosophila. Die
beobachtete Fluoreszenz ist von der Gendosis abhängig.
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6 zeigt
die Expression von GFP bei Drosophila-Larven (oben: transgen; unten:
Wildtyp).
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7 zeigt
die Struktur eines Vektors zur Expression eines Proteins in der
larvalen Hämolymphe. LspP/L
ist der Promotor des Larvalen Serumprotein(Lsp)-Gens aus Drosophila- oder der Mittelmeerfruchtfliege,
gefolgt von dem untranslatierten 5'-Leader von Lsp (gestreifte Box) und
dem Lsp-Signalpeptid (schwarze Box). Das Gen von Interesse wird
im Leseraster mit dem Leader-Peptid fusioniert. HspP und HspT sind
Hitzeschock 70-Genpromotor, bzw. -Terminator. CcW ist das white-Gen
der Mittelmeerfruchtfliege, das als dominanter sichtbarer Marker
für die
Detektion von Transformanten verwendet wird. MiL und MiR sind die
Enden des Minos-Elements.
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8 ist
eine vorläufige
Sequenz eines anti-PERV p30-Antikörperklons, der aus einer Kamelartigen-Antikörperbibliothek
isoliert und in Mittelmeerfruchtfliegen-Larven exprimiert wird.
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Detaillierte
Beschreibung der Erfindung
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Obwohl
die hier genannten Techniken allgemein im Stand der Technik wohlbekannt
sind, verweisen wir insbesondere auf Sambrook et al., Molecular Cloning,
A Laboratory Manual (1989) und Ausubel et al., Short Protocols in
Molecular Biology (1999), 4. Auflage, Herausgeber John Wiley & Sons, Inc.
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Transposons
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Transposons
sind genetische Elemente, die befähigt sind, zu „springen", bzw. die im Genom
einer Spezies von einer Position zu einer anderen transponierbar
sind. Sie sind unter Tieren, einschließlich Insekten, weit verbreitet.
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Transposons
sind aufgrund der Aktivität
eines Transposaseproteins, das von den Elementen selbst codiert
wird oder über
andere Mittel – wie
etwa durch die Injektion Transposase-codierender mRNA, die Verwendung
einer zweiten, für
Transposase codierenden Sequenz oder die Zuführung des Transposaseproteins
selbst – bereitgestellt
wird, innerhalb ihrer Wirtsspezies aktiv. Fortschritte beim Verständnis der
Mechanismen der Transposition haben zur Entwicklung genetischer
Werkzeuge auf Basis von Transposons geführt, die für die Genübertragung verwendet werden
können.
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Es
kann jedes transponierbare Element verwendet werden, das in dem
gewünschten
Insekt aktiv ist. Bevorzugt wird das transponierbare Element jedoch
aus der Gruppe, bestehend aus Minos, mariner, Hermes, Sleeping Beauty
und piggyBac, ausgewählt.
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Minos
ist ein transponierbares Element, das in der Mittelmeerfruchtfliege
aktiv ist. Es ist im US-Patent 5,840,865 beschrieben, das hier durch Referenz
vollumfänglich
in Bezug genommen wird. Die Verwendung von Minos zur Transformation
von Insekten ist in dem vorstehend genannten US-Patent beschrieben.
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Mariner
ist ein Transposon, das ursprünglich aus
Drosophila isoliert wurde, das jedoch seitdem in mehreren Invertebraten-
und Vertebratenspezies entdeckt wurde. Die Verwendung von mariner
zur Transformation von Organismen ist in der internationalen Patentanmeldung
WO 99/09817 beschrieben.
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Hermes
stammt von der gewöhnlichen
Stubenfliege. Seine Verwendung zur Erzeugung transgener Insekten
ist im US-Patent 5,614,398 beschrieben, das hier durch Referenz
vollumfänglich
in Bezug genommen wird.
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PiggyBac
ist ein Transposon, das von dem Baculoviruswirt Trichoplusia ni
stammt. Seine Verwendung zur Keimbahntransformation der Mittelmeerfruchtfliege
ist in Handler et al., (1998) PNAS (USA) 95: 7520–5 beschrieben.
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Der
Gentransfer erfolgt durch nachgewiesene Transposon-vermittelte Keimbahntransformation. Das
Transposon der Wahl ist Minos, für
das gezeigt wurde, dass es als Transgenese-Vektor in der Mittelmeertruchtfliege
(Loukeris et al., 1995) und in Drosophila fungiert. Andere Transposons,
die in der Mittelmeerfruchtfliege funktionell sind, so etwa piggyBac (McCombs
et al., 1998) können
als Alternativen verwendet werden. Die Transformationsmethodik der Mittelmeerfruchtfliege
ist in der Literatur gut beschrieben (Loukeris et al., 1995). Kurz
dargestellt, wird zirkuläre
Plasmid-DNA, die ein Transposon enthält, das aus einem interessierenden
Gen (wie etwa Erythropoietin, plus geeigneter regulatorischer DNA-Sequenzen),
flankiert durch die beiden Transposonenden, besteht, zusammen mit
einer Transposase-Quelle (einem Transposase exprimierenden Plasmid;
einer für
Transposase codierenden, in vitro synthetisierten mRNA; oder dem
Transposase-Protein selbst) in Präblastoderm- Mittelmeerfruchtfliegen-Embryos injiziert.
In den frühen
Embryos interagiert die Transposase mit den Transposonenden und
katalysiert das Ausschneiden des Transposons und dessen Reintegration
in die Chromosomen an zufälligen Positionen.
Für gewöhnlich wird
zur Erleichterung der Detektion der transgenen Fliegen ein „Markergen", wie etwa ein Gen,
das einen dominanten sichtbaren oder anderweitig selektierbaren
Phänotyp
verleiht, ebenfalls in das Transposon einbezogen. Die transgenen
Fliegen werden unter der Nachkommenschaft der injizierten Fliegen
unter Ausnutzung des Markergen-Phänotyps detektiert und dann
bis zur Homozygotie weiter gezüchtet.
Verschiedene derartige Stämme,
die jeweils eine Insertion an einer unterschiedlichen Position im
Genom enthalten, können bei
jedem Transformationsexperiment erzeugt werden, was die Injektion
mehrerer hundert Eier mit sich bringt.
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Multiple Insertionen
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Um
die Expressionsniveaus zu erhöhen, können durch
Kreuzung zwischen verschiedenen transgenen Stämmen Stämme erzeugt werden, die multiple
Insertionen enthalten. Diese Prozedur kann durch die Verwendung
von Balancer-Chromosomen erleichtert werden. Balancer-Chromosomen
enthalten mehrere überlappende
Inversionen, eine oder mehrere rezessive letale Mutationen und wenigstens eine
dominante sichtbare Mutation. Diese Chromosomen unterdrücken die
Rekombination und können verwendet
werden, um Chromosomen, die mehrere mutante Gene tragen, aufrechtzuerhalten
und zu manipulieren. Ein Mittelmeerfruchffliegen-Balancer-Chromosom,
FiM 1, ist beschrieben worden. Durch Unterdrücken der Rekombination über einen großen Bereich
von Chromosom 5, kann es dafür verwendet
werden, ein Chromosom 5 zu konstruieren, das mehrere Transposon-Insertionen
trägt.
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Auswahl des
Insekts und des Promotors
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Es
gibt eine Anzahl von Insektenlarven, die für die Verwendung bei der vorliegenden
Erfindung geeignet sind, einschließlich einer jeden von Bactrocera
oleae (Olivenfliege), Bactrocera orientalis (orientalische Fruchtfliege),
Heliothis armigera (Baumwollkapselwurm), Trichoplusia ni (Kohlspannerraupe),
Manduca sexta (Tabakschwärmer),
Lobesia botrana (Traubenwickler), Anopheles gambiae (Malariamücke), Aedes
aegypti (Gelbfiebermücke),
Glossina morsitans (Tse-Tse-Fliege), Simulium sp. (Kriebelmücke), Phlebotomus
sp. (Sandmücke),
Musca domestica (Stubenfliege) und Ceratitis capitata (Mittelmeerfruchtfliege).
Bevorzugt ist jedoch die Mittelmeerfruchtfliege.
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Vorzugsweise
ist der verwendete Promotor ein starker Promotor. Es sind zwei alternative
Kategorien von Promotoren für
die Verwendung verfügbar:
induzierbare und konstitutive Promotoren.
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Induzierbare
Promotoren beinhalten z.B. Hitzeschockpromotoren. Bevorzugt ist
der Hitzeschockpromotor ein Insektenhitzeschockpromotor, z.B. der Drosophila
melanogaster hsp70-Promotor, der befähigt ist, die Expression von
Genen in heterologen Organismen, einschließlich der Mittelmeerfruchtfliege, anzutreiben.
Die Erfindung umfasst auch die Verwendung des Mittelmeerfruchtfliegen-hsp70-Promotors (Papadimitriou
et al., (1998) Insect Mol Biol 7: 279–90). Alternative Systeme können auf
der Induktion mit dem Antibiotikum Tetracyclin basieren (Heinrich
und Scott, PNAS 97: 8229–8232,
2000).
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Hitzeschockpromotoren
können
induziert werden, indem man die Temperatur bei den Haltungsbedingungen
der Mittelmeerfruchtfliege erhöht. Beispielsweise
ist der hsp70-Promotor bei 23–25°C nur auf
niedrigem Niveau oder gar nicht aktiv. Dies erlaubt es den Insektenlarven,
sich ohne die Belastung, die durch die Produktion eines heterologen
Proteins hervorgerufen wird, zu entwickeln. Bei höheren Temperaturen,
wie etwa bei 37–42°C jedoch
wird der hsp70-Promotor
induziert und exprimiert das heterologe Protein auf hohem Niveau.
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Induzierbare
Promotoren können
auf Basis bekannter induzierbarer Genkontrollelemente konstruiert
werden. Beispielsweise können
induzierbare Promotoren durch die Kombination mit einem Element
konstruiert werden, das auf einen Wirkstoff oder ein Hormon anspricht,
der/das mit der Nahrung verabreicht werden kann. Bei einer bevorzugten
Ausführungsform
kann ein humanes Östrogen-Response-Element
(ERE) verwendet werden, um die Expression des interessierenden Proteins
zu regulieren, solange das Insekt mit einer zweiten codierenden
Sequenz transformiert wird, die den humanen Östrogen-Rezeptor exprimiert.
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Es
können
auch konstitutive Promotoren verwendet werden, um das interessierende
Protein und/oder andere Proteine zu exprimieren, die in der Insektenlarve
benötigt
werden. Beispielsweise kann der konstitutive Promotor ein zytoplasmatischer
Actin-Promotor sein. Der zytoplasmatische Actin-Promotor von D.
melanogaster ist kloniert worden (Act5C) und ist hochgradig aktiv
in Moskitos (Huynh und Zieler, (1999) J. Mol. Biol. 288: 13–20). Zytoplasmatische
Actingene und ihre Promotoren können auch
aus anderen Insekten, einschließlich
Mittelmeertruchtfliege, isoliert werden.
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Andere
Beispiele beinhalten den zytoplasmatischen Tubulin-Promotor, beispielsweise
den zytoplasmatischen Tubulin-Promotor der Mittelmeerfruchtfliege.
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Es
können
Promotoren verwendet werden, die sekretierte Polypeptide kontrollieren,
gegebenenfalls zusammen mit geeigneten Signalsequenzen, um die Sekretion
des Proteins in die Hämolymphe
zu veranlassen. Beispielsweise kann der larvale Serumprotein-Promotor
verwendet werden (Benes et al., (1995) Mol. Gen. Genet. 249(5):
545–56).
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Zucht der
Larven
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Die
Technik zur Massenzucht der Mittelmeerfruchtfliege ist hoch entwickelt.
Es existieren Einrichtungen zur Massenzucht, die über 1.000
Millionen Fliegen pro Woche produzieren. Diese Fliegen werden zur
Schädlingskontrolle
der Mittelmeerfruchtfliege mittels der Technik steriler Insekten
verwendet: sie werden sterilisiert, indem man sie im Puppenstadium
bestrahlt, und dann ins Gelände
entlassen.
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Der
Lebenszyklus der Mittelmeerfruchtfliege beträgt etwa 25 Tage bei 25°C, und ein
Weibchen legt normalerweise 100–200
Eier. Ebenso wie alle holometabolen Insekten besitzt die Mittelmeerfruchtfliege
vier abgegrenzte Entwicklungsstadien: das embryonale (das etwa 2
Tage andauert), das larvale (etwa 8 Tage), das pupale (etwa 10 Tage)
und das adulte Stadium. Die Geschlechtsreife wird innerhalb von
4–6 Tagen
des adulten Lebens erreicht. Gerade vor der Verpuppung besitzt jede
Larve eine Masse von etwa 10 mg und enthält etwa 200 Mikrogramm an Protein.
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Für die Proteinproduktion
können
larvale Kulturen, die zu unterschiedlichen Zeiten gestartet wurden,
durch geeignete Schemata des Temperaturwechsels synchronisiert werden.
Dies ist möglich,
da die Wachstumsgeschwindigkeit von der Umgebungstemperatur abhängt: bei
18°C nimmt
die larvale Wachstumsgeschwindigkeit um etwa 50% ab.
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Für die Herstellung
im Labormaßstab
ist die Verwendung kleinerer Insekten, wie etwa Drosophila, bevorzugt.
Obwohl pro Larve weniger Protein erzeugt wird, ist der Lebenszyklus
kürzer
und die Produktion kann schneller etabliert werden. Beispielsweise
beträgt
der Lebenszyklus von Drosophila 12 Tage, mit 1 mg-Larven, die in
der Lage sind, jeweils 20 μg
an Protein zu liefern.
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Die
Erfindung wird, allein zu Zwecken der Veranschaulichung, anhand
der folgenden Beispiele erläutert.
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Beispiele
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Beispiel 1: Produktion
von GFP in Larven von Mittelmeerfruchtfliege und Drosophila
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Das
Gen, das für
das Grüne
Fluoreszenzprotein (GFP) aus der Qualle Aequorea victoria codiert, ist
in der Mittelmeerfruchtfliege (Ceratitis capitata) und in der Fruchtfliege
(Drosophila melanogaster) exprimiert worden. Transgene Drosophila-
und Mittelmeerfruchtfliegen-Larven, -Puppen und Adulttiere, die
einzelne und multiple Insertionen eines Minos/GFP-Transposons in
ihrem Genom enthalten, zeigen GFP-charakteristische Fluoreszenz.
Es werden zwei GFP-Konstrukte
verwendet, eines mit einem induzierbaren Promotor (dem Drosophila Hsp70)
und eines mit einem konstitutiven Promotor (dem Drosophila ActinSC-Promotor).
Drosophila- und Mittelmeerfruchtfliegen-Larven mit dem Hsp70/GFP-Gen
zeigen bei den normalen Zuchttemperaturen (22°C) niedrige Niveaus der Fluoreszenz, und
erhöhte
Fluoreszenz nachdem sie für
1 Stunde erhöhter
Temperatur (39°C)
ausgesetzt wurden. Drosophila-Larven mit dem Actin5C/GFP-Gen zeigen konstitutiv
hohe Niveaus der GFP-Fluoreszenz. GFP wird in den meisten, wenn
nicht sogar in allen Geweben von Drosophila und Mittelmeerfruchtfliege
exprimiert. Außerdem
wird das GFP-Protein in den transgenen Insekten unter Verwendung
eines Immunoblot-Assays detektiert. Der Vergleich verschiedener transgener
Linien zeigte, dass die Niveaus der GFP-Expression von der Integrationsposition
des Transgens und der Anzahl der im Genom vorhandenen Transgen-Kopien
abhängt.
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Materialien
und Methoden
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Fliegen
und DNA-Injektion: Der Drosophila yw-Stamm und der Ceratitis capitata-Stamm
A71, ein weißäugiger Stamm,
der für
das w1-Gen homozygot ist, werden in allen Versuchen verwendet; die
Fliegen werden bei 22°C
unter Standardbedingungen gezüchtet.
Die DNA-Injektionen
von Transposon-Plasmiden zusammen mit einem Transposase exprimierenden
Helferplasmid werden, wie zuvor beschrieben (Loukeris et al., 1995,
Science), unter Verwendung von Präblastoderm-Embryos durchgeführt.
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Plasmid-Konstruktionen
und DNA-Analyse
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Das
Plasmid pMiHsp70/GFP wird konstruiert, indem man ein PCR-amplifiziertes
Fragment, das das GFP-Gen enthält,
in der richtigen Orientierung in die multiple Klonierungsstelle
des Plasmids pHSS6Hsp70PT inseriert. Das Plasmid pHSS6Hsp70PT enthält, in der
richtigen Orientierung, den Promotor und das 3'-mRNA-Trailer-Polyadenylierungssignal (hier im Folgenden
als „Terminator" bezeichnet) des
Hsp70-Gens von Drosophila melanogaster. Promotor und Terminator
sind durch eine multiple Klonierungsstelle voneinander getrennt. Der
Hsp70-Promotor enthält
auch die 5'-untranslatierte
Leader-Sequenz der Hsp70-mRNA für
erhöhte mRNA-Stabilität. Die Promotor/GFP/Terminator-Kassette
wird dann als Not1-Fragment in einen Minos-Vektor kloniert, der
die wildtypische cDNA des white-Gens
der Mittelmeerfruchtfliege (Loukeris et al., 1995, Science) enthält. Das
white-Gen wird als primärer
sichtbarer genetischer Marker für
die Detektion von Transformanten verwendet (Loukeris et al., 1995,
Science). Die Struktur des Transposons pMiHspGFP/HspCcW ist in 1 dargestellt.
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Das
Plasmid pMiAct5CGFP (2) enthält das GFP-Gen stromabwärts des
Drosophila melanogaster 2 kb-Fragments, das den Promotor des Actin5C-Gens
enthält,
welches für
das ubiquitär
exprimierte zytoplasmatische Actin codiert. Das Plasmid pMiAct5CGFP
enthält
nicht das white-Gen als primären
Marker, und die mit diesem Plasmid erzeugten Transformanten werden
nur auf Basis der GFP-Expression identifiziert (siehe unten).
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Bei
einem typischen Transgenese-Experiment wird ein Gemisch von Transposon-Plasmid-DNA und Helferplasmid-DNA
in Drosophila- oder Mittelmeerfruchtfliegen-Präblastoderm-Embryos (0–1 Stunde
nach der Eiablage), die für
die Augenfarbenmutation white homozygot sind, co-injiziert. Um die
transgenen Mittelmeerfruchtfliegen zu detektieren, werden die Fliegen,
die aus den injizierten Embryos erhalten wurden (Generation G0) über Rückkreuzung
mit dem Empfängerstamm
weitergezüchtet,
und die zugehörige
Nachkommenschaft wird individuell im Larvenstadium auf die Expression
entweder des white-Gens
(Fliegen, die mit pMiHspGFP/HspCcW injiziert worden waren) oder
von GFP (Fliegen, die mit pMiAct5CGFP injiziert worden waren) getestet.
Die Expression von white ist als Wechsel der Augenfarbe von weiß nach farbig
(variierend von blassgelb bis zu wildtypischem rot) detektierbar.
Die Expression von GFP wird durch das Detektieren der GFP-spezifischen
Fluoreszenz in den Geweben der Larven nach zwei aufeinander folgenden
1-stündigen
Hitzebehandlungen der Larven bei 39°C im Abstand von 1 Tag unter
Verwendung von Standard-Epifluoreszenzmikroskopie überwacht.
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Einzelne
transgene Larven (Generation G1) werden durch Rückkreuzen mit dem Empfängerstamm
weitergezüchtet,
und einzelne white oder GFP exprimierende Nachkommen (G2) werden
untereinander gekreuzt, um homozygote Nachkommenschaft (G3) zu erhalten.
Die Intensität
der Augenfarbe oder der GFP-Fluoreszenz ist von der Gendosis abhängig. Durch
Untersuchen dieser Phänotypen werden
somit unter der G3-Nachkommenschaft homozygote Individuen detektiert.
Putativ homozygote G3-Individuen werden untereinander weiter gezüchtet, und
deren Nachkommenschaft wird mittels Southern-Blot analysiert, um
zu bestimmen, ob sie einfache oder mehrfache Insertionen enthalten. Stämme, die
für Einzelinsertionen
homozygot sind, werden mittels dieser Prozedur etabliert.
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Hitze-induzierbare Expression
von GFP in Drosophila- und Mittelmeerfruchtfliegen-Larven
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Transgene
Drosophila- oder Mittelmeerfruchtfliegen-Larven, die für die Insertionen
des Transposons MiHspGFP/HspCcW homozygot waren und bei der Standardtemperatur
von 22–24°C gezüchtet werden,
zeigen niedrige, jedoch detektierbare Niveaus der GFP-Fluoreszenz
im Vergleich zu nicht-transgenen Larven. Nach dem Hitzeschock nimmt
die Fluoreszenz dramatisch zu (3).
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Konstitutive
Expression von GFP in Drosophila
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Transgene
Drosophila, die homozygot für
die Insertion des Transposons MiActSCGFP waren und bei einer Standardtemperatur
von 22–24°C gezüchtet wurden,
zeigen hohe Niveaus der GFP-Fluoreszenz im Vergleich zu nicht-transgenen
adulten Fliegen (4) und Larven (6).
Die Niveaus der Fluoreszenz sind von der Gendosis abhängig (5).
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Es
wurden keine GFP exprimierenden Mittelmeerfruchtfliegen in der Nachkommenschaft
von mehr als 1000 G0-Tieren, die mit MiAct5CGFP injiziert wurden,
detektiert. Wir schließen
daraus, dass der Drosophila Actin5C-Promotor ein schwacher Promotor
in der Mittelmeertruchtfliege ist und dass ein homologer Actin-Promotor
in der Mittelmeertruchtfliege verwendet werden muss, um hohe Niveaus
der konstitutiven Expression heterologer Proteine zu erreichen.
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Mehrere
transgene Drosophila-Linien, die für MiAct5CGFP homozygot sind,
werden im Hinblick auf GFP-Expression miteinander verglichen. Obwohl alle
Linien hohe Niveaus der Fluoreszenz zeigten, waren Linien-spezifische
Unterschiede der Intensität detektierbar.
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Beispiel 2: Produktion
von humanem Wachstumshormon in Mittelmeerfruchtfliegenlarven
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Eine
cDNA-Sequenz, die für
hGH codiert, wird stromabwärts
des D. melanogaster-Promotors für das Hsp70-Hitzeschockgen
kloniert. Der Hsp70-Promotor enthält auch die 5'-untranslatierte Leader-Sequenz der Hsp70-mRNA
für gesteigerte mRNA-Stabilität. Der 3'-untranslatierte Trailer von D. melanogaster
Hsp70, der ein Polyadenylierungssignal enthält, wird stromabwärts der
für hGH
codierenden Sequenz kloniert. Das Konstrukt wird in einen Minos- Vektor inseriert,
der auch ein Markerkonstrukt enthält. Das Markerkonstrukt besteht
aus dem Grünen
Fluoreszenzprotein(GFP)-Gen aus Aequorea victoria, angetrieben von
dem D. melanogaster Hsp70-Promotor und unter Einbeziehung der Hsp70 3'-Region. Dieser Marker
verleiht den transgenen Organismen einen sichtbaren Genotyp (GFP-Fluoreszenz)
und wird verwendet, um transgene Mittelmeerfruchtfliegen im embryonalen,
larvalen oder adulten Stadium zu detektieren. Die Gesamtstruktur
des vollständigen
Transposons ist daher:
Minos linkes invertiertes Repeat – hGH exprimierendes
Konstrukt – GFP-Marker
exprimierendes Konstrukt – Minos
rechtes invertiertes Repeat
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Das
Transposon wird in einem BlueScript-Vektor in E. coli konstruiert.
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In
vitro synthetisierte mRNA, die für
Minos-Transposase codiert, wird als Transposase-Quelle bei den Transgenese-Versuchen
verwendet. Die mRNA wird in vitro synthetisiert, wobei als Matrize
ein Expressionsvektorplasmid verwendet wird, das das Transposase-Gen
stromabwärts
des Phage T7-Promotors kloniert sowie eine kommerziell erhältliche
T7 RNA-Polymerase
enthält.
Die vollständige,
nicht unterbrochene DNA-Sequenz, die für Minos-Transposase codiert, wird durch die
reverse Transkription der Minos-mRNA aus transgener D. melanogaster,
die die Minos-Transposase exprimiert, erhalten.
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Plasmid-DNA,
die das Transposon enthält, wird
mit Minos-Transposase-mRNA in Präblastoderm-Embryos
(0–1 Stunde
nach der Eiablage) co-injiziert. Bedingungen für die Handhabung und Injektion
von Mittelmeerfruchtfliegenembryos sind in der Literatur beschrieben
(Loukeris et al., 1995). Unter diesen Bedingungen ist zu erwarten,
dass 10–20%
der fertilen Fliegen, die von den injizierten Embryos herrühren, transgene
Nachkommen hervorbringen. Um transgene Mittelmeerfruchtfliegen zu detektieren,
werden die Fliegen, die von den injizierten Embryos herrühren (Generation
G0), durch Rückkreuzen
mit dem Empfängerstamm
weitergezüchtet,
und ihre Nachkommenschaft wird einzeln im Larvenstadium auf GFP-Expression hin überprüft. Dies
erfolgt durch die Detektion von GFP-spezifischer Fluoreszenz in
den Geweben der Larven nach zwei aufeinander folgenden 1-Stunden-Behandlungen
bei 39°C
im Abstand von einem Tag und unter Verwendung von Standard-Epifluoreszenzmikroskopie.
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Einzelne
transgene Larven (Generation G1) werden durch Rückkreuzen mit dem Empfängerstamm
weitergezüchtet,
und einzelne GFP-exprimierende Nachkommen (G2) werden untereinander
vermehrt, um homozygote Nachkommen (G3) zu erzeugen. Homozygote
G3-Individuen sind durch Messen der GFP-Expression mittels quantitativer Epifluoreszenzmikroskopie
detektierbar. Stämme,
die für
Einzelinsertionen homozygot sind, werden etabliert.
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Bei
solchen transgenen Stämmen
hängen die
Niveaus der Transgenexpression nicht nur von dem Promotor und den
Bedingungen der Induktion ab, sondern auch von der Insertionsstelle
des Transgens. Verschiedene unanhängig erhaltene Stämme (d.h.
Stämme,
die von verschiedenen G0-Fliegen abgeleitet sind) werden auf die
Niveaus der hGH-Expression hin getestet, und diejenigen, die die
höchsten
Niveaus zeigen, werden auf der molekularen und zytogenetischen Ebene
weiter charakterisiert. Die molekulare Charakterisierung besteht
aus einer Southern-Analyse und, bei Stämmen, die schließlich für die Proteinproduktion
verwendet werden, aus der Klonierung und Sequenzierung des Transgens.
Die zytogenetische Charakterisierung erfolgt mittels in situ-Hybridisierung
an Speicheldrüsen-Polytänchromosomen,
um die Stelle der chromosomalen Insertion zu bestimmen.
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Um
Stämme
mit multiplen Insertionen zu konstruieren, werden geeignete Kreuzungen
zwischen Mitgliedern verschiedener Stämme durchgeführt. Die
Nachkommenschaft dieser Kreuzungen wird untereinander vermehrt,
und Individuen, die mehrfach homozygot sind, werden unter Verwendung
von GFP als Marker gewonnen. In Abhängigkeit von der chromosomalen
Position der Insertionen können
Stämme,
die Balancer-Chromosomen tragen, verwendet werden, um diese Konstruktionen
zu erleichtern. Es sind drei bis vier Generationen erforderlich,
um stabile Stämme
mit multiplen Insertionen zu konstruieren.
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Die
Massenzucht von Larven erfolgt gemäß etablierten Verfahren. Die
Larven werden auf einem halb-trockenem Futter vermehrt, das aus
einer Kleiebasis, supplementiert mit Hefe, besteht. Das Larvenwachstum
wird durch geeignete Temperaturverschiebungen synchronisiert, und
Larven des dritten Stadiums werden für die Zeit, die zur maximalen
Induktion des Transgens erforderlich ist, bei 39–41°C behandelt. Späte Larven
des dritten Stadiums bewegen sich von dem Futter weg, um sich einen
Platz zur Verpuppung zu suchen. Dieses Verhalten wird genutzt, um
Larven für
die massenhafte Fliegenproduktion in Massenzuchteinrichtungen von
dem Futter abzusammeln; es wird auch für das Abernten der futterfreien
Larven zur Proteinproduktion und Reinigung verwendet.
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Die
Mittelmeerfruchtfliegenlarven werden mit gekühlter Saline gewaschen und
dann in Gegenwart von Protease-Inhibitoren homogenisiert. hGH wird gemäß Standardverfahren
aus dem Homogenat gereinigt.
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Beispiel 3: Produktion
eines Kamelartigen-Antikörpers
in Larven der Mittelmeerfruchtfliege
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Ein
Vektor, der zur Expression eines Proteins in der larvalen Hämolymphe
vorgesehen ist, ist in 7 dargestellt. LspP/L ist der
Promotor des Larvalen Serumprotein(Lsp)-Gens aus Drosophila oder
der Mittelmeerfruchtfliege (Benes et al., (1995) Mol. Gen. Genet.
249(5): 545–56),
gefolgt von dem untranslatierten Lsp 5'-Leader (gestreifte Box) und dem Lsp-Signalpeptid
(schwarze Box). Das interessierende Gen, in diesem Fall das Kamelartigen-Antikörpergen,
wird im Leseraster mit dem Leaderpeptid fusioniert. HspP bzw. HspT
sind der Hitzeschock 70-Genpromotor
bzw. -Terminator. CcW ist das white-Gen der Mittelmeerfruchtfliege,
das als dominanter sichtbarer Marker zur Detektion von Transformanten
verwendet wird. MiL und MiR sind die Enden des Minos-Elements.
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Ein
Kamelartigen-Antikörper
wird aus einer Phagen-Expressionsbibliothek (Unilever) isoliert.
Der Antikörper
ist spezifisch für
das Schweineretrovirus PERV (porcines endogenes Retrovirus) und
erkennt die p30-Komponente der PERV gag-Proteine (virale Kern-Proteine).
Ein p30-Klon wird in dem Expressionsvektor pHEN1 exprimiert, um
Antigen zum Durchtesten der Antikörperbibliothek zu erhalten,
und es werden entsprechende Antikörperklone selektiert. Eine
vorläufige
Sequenz und Translation des in diesem Versuch verwendeten Antikörpers ist
in 8 dargestellt.
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Die
transgenen Fliegen werden, wie in Beispiel 1, durch white-Expression
identifiziert. Die Antikörperexpression
wird in der Hämolymphe
der transgenen Fliegenlarven detektiert.
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Der
Antikörper
wird durch Homogenisieren von Larvenextrakt und Reinigung über eine
Protein A-Säulenchromatographie
gereinigt. Die Immunglobuline binden an Protein A bei pH 8,6 und
eluieren von der Säule
bei pH 4,3. Die Elution erfolgt durch Verringern des pH der Protein
A-Säule.
Man lässt Protein
A-Agarose (0,25 g; Sigma) in Tris-gepufferter Saline (0,05 M Tris
0,15 M NaCl, pH 8,6) quellen und lädt diese dann auf eine Säule (das
Bettvolumen beträgt
1 ml). Der Kulturüberstand
wird durch Zugabe von verdünnter
NaOH auf pH 8,6 eingestellt und wird dann für 30 min bei 4°C bei 600
g zentrifugiert. Nach dem Auftragen der Probe wird die Protein A-Säule mit
Tris-gepufferter Saline, pH 8,6, gewaschen, bis keine Proteine mehr
von der Säule
eluiert werden. Es erfolgen dann schrittweise Elutionen mit PBS
(0,05 M Phosphat/0,15 M NaCl, pH 7,0), Citrat-gepufferter Saline
(0,05 M Citrat/0,15 M NaCl, pH 5,5) und Acetatgepufferter Saline
(0,05 M Acetat/0,15 M NaCl, pH 4,3), bis der Antikörper eluiert
ist. Fraktionen, die zum Peak bei A 280 beitragen, werden vereint,
in 0,01 × PBS
dialysiert, lyophilisiert, in 500 μl PBS erneut gelöst und bei –70°C gelagert.
Die Reinheit des Protein-Peaks wird mittels SDS-PAGE analysiert.
Die Säule
wird durch Waschen mit Glycin-gepufferter Saline (0,05 M Glycin/HCl/0,15
M NaCl, pH 2,3), gefolgt von Tris-gepufferter Saline (pH 8,6, mit
0,02% NaN3), regeneriert.
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Ein
ELISA-Test wird unter Verwendung von immobilisiertem p30-Antigen,
das wie oben hergestellt wird, und eines markierten murinen, monoklonalen
Anti-Kamelartigen-Antikörpers
durchgeführt. Die
Spezifität
des Antikörpers,
der aus der Mittelmeerfruchtfliegenlarve für PERV p30 eluiert wurde, ist
damit bestätigt.
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Beispiel 4: Produktion
von humaner α-Glucosidase
in Mittelmeerfruchtfliegenlarven
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Ein
durch Hitzeschock induzierbares Transposon-Expressionssystem wird
gemäß Beispiel
1 konstruiert, wobei das humane α-Glucosidasegen (GenBank:
Gl: 182907) anstelle des GFP-Gens
verwendet wird.
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Es
wird ein Gemisch von Transposon-Plasmid-DNA und Helferplasmid-DNA,
wie in Beispiel 1, in Drosophila- oder Mittelmeerfruchtfliegen-Präblastoderm-Embryos
(0–1 Stunde
nach der Eiablage), die für
die Augenfarbenmutation white homozygot sind, co-injiziert. Um die
transgenen Mittelmeerfruchtfliegen zu detektieren, werden die Fliegen,
die aus den injizierten Embryos erhalten wurden (Generation G0) über Rückkreuzung
mit dem Empfängerstamm
weitergezüchtet,
und die zugehörige
Nachkommenschaft wird individuell im Larvenstadium auf die Expression
des white-Gens getestet. Die Expression von white ist als Wechsel
der Augenfarbe von weiß nach
farbig (variierend von blassgelb bis zu wildtypischem rot) detektierbar.
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Einzelne
transgene Larven (Generation G1) werden durch Rückkreuzen mit dem Empfängerstamm
weitergezüchtet,
und einzelne white-Nachkommen (G2) werden untereinander vermehrt,
um homozygote Nachkommenschaft (G3) zu erhalten. Die Intensität der Augenfarbe
ist von der Gendosis abhängig.
Durch Untersuchen dieser Phänotypen werden
somit unter der G3-Nachkommenschaft homozygote Individuen detektiert.
Putative homozygote G3-Individuen werden untereinander weiter gezüchtet, und
deren Nachkommenschaft wird mittels Southern-Blot analysiert, um
zu bestimmen, ob sie einfache oder mehrfache Insertionen enthalten. Stämme, die
für Einzelinsertionen
homozygot sind, werden mittels dieser Prozedur etabliert.
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Hitze-induzierbare Expression
von α-Glucosidase
in Larven von Drosophila und Mittelmeerfruchtfliege
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Transgene
Drosophila- und Mittelmeerfruchtfliegen-Larven, die für die Insertionen
des Transposons MiHsp-α-Glucosidase/HspCcW
homozygot waren und bei der Standardtemperatur von 22–24°C gezüchtet werden,
zeigen in den Fettpolstern niedrige, jedoch detektierbare Niveaus
an α-Glucosidase
im Vergleich zu nicht-transgenen Larven, wie dies durch Immunquantifizierung
gemäß Umapathysivam
et al., Clin. Chem. 2000 46(9): 1318–25, gezeigt wurde. Nach dem
Hitzeschock nimmt die Menge an α-Glucosidase
merklich zu.