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Die Erfindung betrifft eine antibakterielle
wäßrige ophthalmische
Formulierung, welche Ofloxacin als einen Wirkstoff enthält, und
die Verwendung von Chitosan zum Solubilisieren von in einem wäßrigen Medium suspendierten
Ofloxacin.
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Ofloxacin [d. h. racemische (±)-9-Fluor-3-methyl-10-(4-methyl-1-piperazinyl)-7-oxo-2,3-dihydro-7H-pyrido[1,2,3-de][1,4]benzoxazin-6-carbonsäure], zuerst
offenbart von Daiichi Seiaku CO., LTD., in der EP-A-0 047 005, ist
bekanntermaßen
ein augezeichnetes antibakterielles Mittel, welches gegen ein breites Spektrum
von grampositiven und gramnegativen Organismen wirksam ist.
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Die hohe antibakterielle Wirkung
von Ofloxacin ist durch seine potenten inhibitorischen Aktivitäten gegen
DNA-Gyrase in bakteriellen Zellen erklärt worden (Sato K., Inoue Y,
Fuj ii, T, Aoyama H, Mitsuhashi S, Infection 1986, 14 Suppl. 4:
5226–30).
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Es ist offenbart worden, daß Ofloxacin
zur Behandlung einer breiten Vielzahl von bakteriellen Augeninfektionen
durch topische Verabreichung nützlich
ist.
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Wegen der schlechten Löslichkeit
von Ofloxacin, welche nicht höher
als 3,23 mg/ml bei pH 7,0 ist [Ross et al., Int. J. Pharm., 63:
237–250
(1990)], trifft die Verwendung von Ofloxacin in ophthalmischen Formulierungen
jedoch auf einige Probleme.
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In ophthalmischen Formulierungen
wird die Löslichkeit
von Ofloxacin bekanntermaßen
durch Einschließen
von Zusatzstoffen, insbesondere Tensiden, erhöht.
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Allerdings ist es bekannt, daß Tenside
Hornhautschäden
verursachen, wenn sie während
einer längeren
Dauer verwendet werden.
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Die Löslichkeit von Ofloxacin ist
von Ross et al., Int. J. Pharm., 63: 237–250 (1990) als 95,4 mg/ml
bei einem pH-Wert von 5,0 offenbart worden, und es ist ferner bekannt,
daß die
Löslichkeit
von Ofloxacin durch Absenken des pH-Wertes der wäßrigen Formulierung auf einen
pH nahe bei 5,0, insbesondere mit Chlorwasserstoffsäure, erhöht werden
kann.
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Die EP-A-O 275 515 offenbart eine
wäßrige pharmazeutische
Zusammensetzung für
die Behandlung von Infektionen in Form von Augentropfen, umfassend
eine wirksame Menge von S-Ofloxacin (Levofloxacin), von welchem
behauptet wird die aktive und löslichere
Form von Ofloxacin zu sein, und ein wäßriges Vehikel, wie Wasser,
worin Zusatzstoffe eingebracht werden können, wie Tenside, Stabilisatoren,
Solubilisatoren, pH-Einstellmittel und so weiter. Das Herstellungsbeispiel
von Augentropfen erwähnt
insbesondere die Verwendung von Benzalkoniumchlorid als Stabilisator
und Natriumchlorid, Natriumhydroxid und Chlorwasserstoffsäure als
Zusatzstoffe.
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Ein existierendes Collyrium, welches
beispielsweise in der Schweiz unter dem Namen Floxal® vertrieben
und von Chauvin, Montpellier, Frankreich, bereitgestellt wird, wird
in der Form einer Lösung
präsentiert, welche
0,3% Ofloxacin, Benzalkoniumchlorid und unspezifizierte Collyrium-Additive
enthält.
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Die EP-A-O 274 714 offenbart eine
Augensalbe für
die Behandlung von infektiösen
Augenerkrankungen in der Form eines Hydrogels, enthaltend Ofloxacin
als Wirkstoff und Carboxymethylcellulose als gelbildendes Mittel.
Die Herstellung der Salbe erfordert einen Schritt der Einstellung
des pH-Wertes einer Lösung,
enthaltend Ofloxacin, auf einen Wert von 5,0 bis 5,5 mit wäßriger Chlorwasserstofflösung und
wäßriger Natriumhydroxidlösung.
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Ein Ziel der vorliegenden Erfindung
besteht darin, eine wäßrige ophthalmische
Formulierung, welche Ofloxacin enthält, zur Heilung von Infektionen,
ohne Probleme der Toleranz sogar bei längerer Anwendung, bereitzustellen,
welche keine Tenside enthält
und welche die Schritte des Einstellens und Überprüfens des pH-Wertes während der
Herstellung der Formulierung vermeidet.
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Ein weiteres Ziel der vorliegenden
Erfindung besteht darin, die Verwendung eines Chitosans mit einem Deacetylierungsgrad
von 30–90%
zur Solubilisierung von Ofloxacin, welches in einem wäßrigen Medium
mit einem im wesentlichen neutralen pH-Wert suspendiert ist, vorzusehen.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung
sind diese Ziele als ein Ergebnis der überraschenden Feststellung erreicht
worden, daß die
Zugabe eines Chitosans in eine Ofloxacin-enthaltende wäßrige Lösung Ofloxacin
in optimaler Weise solubilisiert.
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Chitosan ist als Chitinderivat bekannt,
erhalten durch teilweise bis wesentliche Deacetylierung von Chitin,
das auch Poly(N-acetyl-D-glucosamin) genannt wird, welches ein natürlich vorkommendes
Biopolymer ist, das in Schalentieren gefunden wird.
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Chitosan enthält freie Amingruppen (-NH2) und kann als der Anteil von N-Acetyl-Dglucosamin-Einheiten
und D-Glucosamin-Einheiten gekennzeichnet werden, und wird somit
als der Grad an Deacetylierung des vollständig acetylierten Polymers
Chitin ausgedrückt.
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Die US-A-S 422 116 offenbart, daß Chitosan
mit einem Deacetylierungsgrad von 60 bis 99% nützlich zur Herstellung eines
flüssigen
ophthalmischen wäßrigen Abgabesystems
mit verzögerter
Freisetzung ist, welches eine langsame und verzögerte Freisetzung der darin
eingebrachten Behandlungsmittel an das Auge vorsieht.
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In dem Artikel "DATABASE CHEMABS [Online] CHEMICAL ABSTRACTS
SERVICE, COLUMBUS, OHIO, US; LI PING et al.: "The preparation of ofloxacin and chitosan
eye drops", entnommen
aus STN-Datenbank-Zugangs-Nr. 132: 98024 CA XP002150994 & ZHONGGUO SHENGHUA
YAOWU ZAZHI (1999), 20(2), 68–69", wird eine Augentropfen-Formulierung,
welche Ofloxacin und Chitosan umfaßt, beschrieben.
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In der vorliegenden Erfindung enthält eine
wäßrige ophthalmische
Formulierung für
die Behandlung und Prävention
von Infektionen Ofloxacin als aktiven Bestandteil und ein Chitosan
mit einem Deacetylierungsgrad von 30–90% und einem Molekulargewicht
von 500 000–5
000 000 Da als Solubilisierungsmittel von Ofloxacin.
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Die vorliegende Erfindung sieht eine
wäßrige ophthalmische
Formulierung vor, enthaltend Ofloxacin und Chitosan ohne weiteren
Zusatz von Tensiden oder anderen Solubilisierungsmitteln oder anderen
Zusatzstoffen, wie pH-Einstellmitteln, welche Augeninfektionen heilen
kann, welche ohne Probleme hinsichtlich der Toleranz sogar während einer
längeren
Behandlung verwendet werden kann, und welche gleichzeitig eine erhöhte lachrymale
bzw. Tränen-Verfügbarkeit
und eine erhöhte
Dauer der Wirksamkeit in Bezug auf eine kommerzielle Lösung, welche
Ofloxacin enthält,
aufzeigt.
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Andere Vorteile der vorliegenden
Erfindung werden in der folgenden ausführlichen Beschreibung aufgeführt.
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Ofloxacin, welches in der vorliegenden
Erfindung verwendet werden kann, kann kommerziell erhältlich sein
(zum Beispiel von Sigma, Buchs, Schweiz) oder kann gemäß verschiedenen
bekannten synthetischen Verfahren hergestellt werden, einschließlich der
Verfahren, offenbart von Daiichi Seiaku CO., LTD., in der EP-A-O
047 005.
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Das Ofloxacin kann entweder in der
Racemat-Form oder in der Form seines aktiven S-Isomers [S-(-)-9-Fluor-3-methyl-10-(4-methyl-1-piperazinyl)-7-oxo-2,3-dihydro-7Hpyrido[1,2,3-de][1,4]benzoxazin-6-carbonsäure] vorliegen.
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Die wäßrige ophthalmische Formulierung
der vorliegenden Erfindung umfaßt
vorzugsweise 0,1 bis 0,5% w/v Ofloxacin, basierend auf der gesamten
wäßrigen ophthalmischen
Formulierung.
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Eine wäßrige ophthalmische Formulierung
mit einem Gehalt an Ofloxacin von weniger als 0,1 % w/v ist nicht
vorteilhaft, weil der antibakterielle Effekt unbedeutend wird.
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Eine wäßrige ophthalmische Formulierung
mit einem Gehalt an Ofloxacin, der höher als 0,5 % w/v ist, ist
nicht vorteilhaft, weil die Gegenwart von Ofloxacin bei diesen Konzentrationen
unerwünschte
Nebenwirkungen, wie Reizung und Intoleranz hervorrufen kann.
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Vorzugsweise ist das Ofloxacin in
einer Menge von 0,3–0,5%
w/v, und weiter bevorzugt in einer Menge von 0,3%, bezogen auf die
gesamte wäßrige ophthalmische
Formulierung, enthalten.
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Chitosane, welche in der wäßrigen ophthalmischen
Formulierung der vorliegenden Erfindung enthalten sind, besitzen
ein gewichtsmittleres Molekulargewicht von 500 000–5 000 000
Dalton und einen Deacetylierungsgrad von 30–90%.
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Es ist zu beachten, daß in der
vorliegenden Beschreibung und den Ansprüchen der Begriff Chitosan indifferent
ein Chitosansalz oder eine Chitosanbase bedeutet.
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Chitosansalz bedeutet ein Chitosan,
welches Ammoniumgruppen -(NH3
+)-
mit entsprechenden Gegenionen (X–)
anstelle von freien Amingruppen (-NH2) enthält.
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Ein Deacetylierungsgrad von 30–90% bedeutet,
daß das
Chitosan 30–90%
an D-Glucosamineinheiten oder
D-Glucosammonium-Salzeinheiten bzw. 70–10% N-Acetyl-D-glycosamineinheiten
umfaßt.
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Chitosan, welches in der vorliegenden
Erfindung verwendet werden kann, ist im Handel erhältlich oder kann
durch ein Verfahren hergestellt werden, das auf der Deacetylierung
von Chitin bis zum gewünschten
Deacetylierungsgrad basiert, z. B. wie beschrieben von Roberts, G.
A. F., in "Chitin
chemistry", Mc Millan
Press LTD., Houndmills, S. 64–82
(1992), um ein Chitosan zu erhalten, welches freie Amingruppen einschließt.
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Kommerzielle Quellen von Chitosan
sind beispielsweise Pronova® Biopolymer,
Drammen, Norwegen; Vanson Company, Redmond, Washington, USA; Nova
Chem. Limited, Armdale, Halifax, Nova Scotia, Kanada; Biosynth A.
G., Staad, Schweiz; Biopolymer Engineering, Inc., St-Paul, Minnesota,
USA.
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Das gewichtsmittlere Molekulargewicht
von in der vorliegenden Erfindung verwendetem Chitosan kann durch
Größenausschlußchromatographie,
wie hierin nachstehend erwähnt,
bestimmt werden.
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Chitosane mit einem niedrigeren gewichtsmittleren
Molekulargewicht als 500 000 Dalton sind für die Verwendung in wäßrigen ophthalmischen
Formulierungen nicht angemessen, weil sie zu Formulierungen mit ungenügender biologischer
Verfügbarkeit
und schlechter Verweildauer des Ofloxacins im Auge führen würden.
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Chitosane mit gewichtsmittleren Molekulargewichten über 5 000
000 Dalton sind für
die Verwendung in wäßrigen ophthalmischen
Formulierungen nicht passend, weil sie hohe Herstellungskosten mit
sich bringen und weil sie des weiteren sehr steife Gele bilden,
welche nicht einfach und reproduzierbar topisch verwendet werden
können.
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Vorzugsweise besitzen die in der
wäßrigen ophthalmischen
Formulierung der vorliegenden Erfindung enthaltenen Chitosane ein
Molekulargewicht von 1 000 000–2
000 000 Dalton.
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Bei Verwendung in anderen Anwendungen
zur Solubilisierung von Ofloxacin, welches in einem wäßrigen Medium
mit einem im wesentlichen neutralen pH-Wert suspendiert ist, kann
jedoch Chitosan mit einem beliebigen gewichtsmittleren Molekulargewicht
verwendet werden, weil niedermolekulargewichtige Chitosane hinsichtlich
der Solubilisierungskapazität
einen identischen Effekt ausüben,
wie hochmolekulargewichtige Chitosane.
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Der Deacetylierungsgrad von Chitosan
kann durch ein spektrophotometrisches Verfahren bestimmt werden,
wie beschrieben in der Literatur von Muzarelli, R. A. und Ricchetti,
R., in Carbohydr. Polym. 5, S. 461–472, 1985, oder Muzarelli,
R. A. und Richetti, R., in "Chitin
in Nature and Technology",
Plenum Press, S. 385–388,
1986.
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Chitosane mit einem niedrigeren Deacetylierungsgrad
als 30% sind in der vorliegenden Erfindung nicht geeignet, weil
die Anzahl von bei physiologischem pH ionisierbaren Amingruppen
ungenügend
ist. Falls dies der Fall ist, wird die ionische Wechselwirkung zwischen
Chitosan und dem Mucus bzw. dem Schleim einerseits und zwischen
Chitosan und Ofloxacin andererseits beträchtlich verringert, wodurch
die mittlere Verweilzeit der Formulierung sowie ihre pharmakokinetischen
Leistungen vemindert werden.
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Chitosane mit einem höheren Deacetylierungsgrad
als 90% sind in der vorliegenden Erfindung nicht geeignet, weil
die Löslichkeit
des Polysaccharids vermindert wird, wenn der Deacetylierungsgrad
erhöht
wird.
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Vorzugsweise besitzt in der vorliegenden
Erfindung verwendetes Chitosan einen niedrigeren Deacetylierungsgrad
als 60%.
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Vorzugsweise umfaßt die wäßrige ophthalmische Formulierung
der vorliegenden Erfindung 0,1 bis 3% w/v Chitosan.
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Eine wäßrige ophthalmische Formulierung
mit einem Gehalt an Chitosan, der geringer als 0,1 % w/v ist, ist
nicht vorteilhaft, weil bei diesen Konzentrationen die Verweildauer
nicht signifikant verlängert
wird.
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Eine wäßrige ophthalmische Formulierung
mit einem Gehalt an Chitosan von mehr als 3% w/v ist nicht vorteilhaft,
weil die Gegenwart von Chitosan bei diesen Konzentrationen Unbehagen
verursachen kann. Auch kann die Viskosität der Formulierung zu hoch
sein, um eine einfache und wiederholbare Verabreichung zu gestatten.
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Vorzugsweise wird Chitosan in einer
Menge von 0,1–1,5%
w/v, und weiter bevorzugt in einer Menge von 0,5% w/v, basierend
auf der gesamten wäßrigen ophthalmischen
Formulierung verwendet.
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Vorzugsweise sollte die wäßrige ophthalmische
Formulierung gemäß der vorliegenden
Erfindung eine Viskosität
von nicht höher
als 600 mPa·s
aufweisen.
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Eine Formulierung mit einer höheren Viskosität als 600
mPa·s
ist nicht vorteilhaft, weil sie ein steifes Gel bildet, welches
nicht leicht topisch aufzutragen ist.
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Für
den Zweck der Erfindung wird die Konzentration an Chitosan in der
wäßrigen ophthalmischen
Formulierung der vorliegenden Erfindung eingestellt, um die biologische
Verfügbarkeit
und präcorneale
Verweildauer von Ofloxacin zu optimieren.
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Die wäßrige ophthalmische Formulierung
der vorliegenden Erfindung kann gemäß herkömmlichen Techniken, beispielsweise
wie folgend, hergestellt werden.
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Chitosansalz wird in einem Phosphatpuffer
(PBS), pH 7,4, gelöst.
Getrennt davon, wird Ofloxacin in einem Phosphatpuffer (PBS), pH
7,4, suspendiert. Nach vollständigem
Auflösen
von Chitosan wird die Chitosanlösung
in die Suspension, welche Ofloxacin enthält, gegeben, um die letztendliche
Formulierung zu erhalten, worin Ofloxacin solubilisiert ist.
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Wenn Chitosan-Base verwendet wird,
sollte sie zuvor in einer kleinen Menge von 1 %iger Essigsäure gequollen
werden, bevor sie in PBS, pH 7,4, gelöst wird.
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Ofloxacin, welches in PBS, pH 7,4,
unlöslich
war, wird aufgrund des Vorhandenseins von Chitosan löslich.
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Die so erhaltene wäßrige ophthalmische
Formulierung besitzt einen pH-Wert von 5,5 bis 6,5 und eine Osmolalität von 240–340 mosm/kg,
wodurch eine physiologische Akzeptanz vorgesehen wird.
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Somit wird die Solubilisierung von
Ofloxacin in einem einzelnen Schritt durchgeführt, was einen großen Vorteil
bei der Herstellung der wäßrigen ophthalmischen
Formulierung der vorliegenden Erfindung repräsentiert.
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Die wäßrige ophthalmische Formulierung
der vorliegenden Erfindung kann entweder in Einfachdosis-Einheiten
oder in Mehrfachdosisbehältern
abgepackt werden.
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Die wäßrige ophthalmische Formulierung
kann durch Eintröpfeln
in das Auge in einer zweckdienlichen Tropfenform verabreicht werden.
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Formulierungen gemäß der vorliegenden
Erfindung sind besonders nützlich
zur Behandlung oder Verhinderung von bakteriellen Infektionen des
vorderen Segments des Auges und einer verwandten Struktur, wie Conjunctivitis,
Blepharitis, Blepharoconjunctivitis, Keratitis und Keratoconjunctivitis.
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Die nachstehenden Beispiele werden
die vorliegende Erfindung veranschaulichen.
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Beispiele
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Um die Vorteile der wäßrigen ophthalmischen
Formulierungen der vorliegenden Erfindung zu veranschaulichen, sind
verschiedene Formulierungen, enthaltend 0,3% Ofloxacin und verschiedenartige
Chitosane, hinsichtlich der Verfügbarkeit
von Ofloxacin in der Tränenflüssigkeit
und hinsichtlich der Wirkungsdauer getestet worden.
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Materialien verwendet zur Herstellung
von Formulierungen, die getestet werden sollen Eine kommerzielle
ophthalmische Formulierung, enthaltend 0,3% Ofloxacin, welche in
den Tests als eine Vergleichsformulierung verwendet wurde, ist Floxal®, im Handel
erhältlich
von Chauvin (Montpellier, Frankreich).
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Zur Herstellung wäßriger ophthalmischer Formulierungen
gemäß der vorliegenden
Erfindung und einer Vergleichs-Formulierung verwendetes Ofloxacin
ist Ofloxacin von Sigma (Buchs, Schweiz).
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Zur Herstellung der Vergleichsformulierung
verwendetes Chitosan ist:
UPCI
110: | Chitosanhydrochlorid
von hohem Reinheitsgrad (bereitgestellt von Pronova Biopolymer (Oslo,
Norwegen)) mit einem Deacetylierungsgrad von 87% und einem Molekulargewicht
von 160 000 Dalton. |
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Zur Herstellung von Formulierungen
gemäß der vorliegenden
Erfindung eingesetzte Chitosane sind:
UPG
210: | Chitosanglutamat
von hohem Reinheitsgrad (bereitgestellt von Pronova Biopolymer (Oslo,
Norwegen)) mit einem Deacetylierungsgrad von 83% und einem Molekulargewicht
von 580 000 Dalton. |
CHITO-1: | Chitosanbase
(bereitgestellt von Ciba Vision® (Duluth,
Georgia, USA)) mit einem Deacetylierungsgrad von 53% und einem Molekulargewicht
von 1 350 000 Dalton. |
CHITO-2: | Chitosanbase
(bereitgestellt von Ciba Vision® (Duluth,
Georgia, USA)) mit einem Deacetylierungsgrad von 59% und einem Molekulargewicht
von 1 930 000 Dalton. |
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Der Deacetylierungsgrad von jedem
obenstehenden Chitosan ist vom Hersteller vorgesehen worden, und
wurde durch UV-Spektrophotometrie gemäß des Verfahrens bestätigt, welches
in der Literatur von Muzarelli, R. A., und Ricchetti, R., in Carbohydr.
Polym. 5, S. 461–472,
1985 oder Muzarelli, R. A., und Richetti, R., in "Chitin in Nature
and Technology",
Plenum Press, S. 385–388,
1986, beschrieben wurde.
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Das Molekulargewicht jedes Chitosans,
wie obenstehend berichtet, ist durch Größenausschlußchromatographie mit einer
Waters 600 E-Vorrichtung, kombiniert mit einem automatischen Probennehmer
bzw. Autosampler (Waters TM17plus) und einem Waters 410 Differential-Refraktometer
bestimmt worden. Die Analysebedingungen waren die folgenden:
- – Säule: Serie
von 4 Ultrahydrogel®-Säulen (7,8 × 300)
- – Temperatur:
30°C
- – Fließgeschwindigkeit:
0,8 ml/min
- – Elutionsmittel:
Acetatpuffer pH 4,2
- – Standard:
Pullulan
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Eine 0,1%ige Lösung von Chitosan in Acetatpuffer,
pH 7,4, wurde fünfmal
injiziert.
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Rheologische Messungen sind mit einem
Bohlin-Rheometer CS vorgenommen worden, welches mit einem Temperaturregelsystem
(CS ETO) ausgestattet war. Daten wurden unter den folgenden Bedingungen erhalten:
- – Temperatur:
25°C
- – Messsystem:
Konus-Platte 4/40 LS
- – Scherbelastung:
5,97E-2 Pa
- – Oszillationstest
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Die rheologische Auswertung, wie
berichtet in der folgenden Tabelle 1, ist bei einer Konzentration
von 1,5% in einem Phosphatpuffer, pH 7,4, für UPCI 110 und UPG 210, und
bei einer Konzentration von 0,5% in 1%iger Essigsäure für CHITO-1
und CHITO-2 getestet worden.
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Die Phosphatpufferlösung (PBS)
pH 7,4, welche zur Herstellung von Formulierungen gemäß der vorliegenden
Erfindung und Vergleichsformulierungen verwendet wurde, wird wie
folgend hergestellt. Natriumchlorid (8,5 g), Natriumhydrogenphosphat
(280 mg) und Natriumdihydrogenphosphat (40 mg) wurden in destilliertem
Wasser (1 Liter) gelöst.
Die Lösung
wird dann durch Autoklavieren während
15 Minuten bei 121°C gemäß den Anforderungen
der Europäischen
Pharmakopoe (Arzneibuch) sterilisiert.
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Herstellung der zu testenden
Formulierungen
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Chitosan wird in einer angemessenen
Menge für
eine Konzentration von 1,5% w/v oder 0,5 % w/v in der Endformulierung
bei Raumtemperatur unter magnetischem Rühren in isokryoskopischer steriler
Phosphatpufferlösung
(PBS) bei pH 7,4 gelöst.
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Getrennt davon wird Ofloxacin, in
einer angemessenen Menge für
einer Konzentration von 0,3% in der Endformulierung, in isokryoskopischer
steriler Phosphatpufferlösung
(PBS) bei pH 7,4 suspendiert.
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Nach der vollständigen Auflösung von Chitosan (etwa 1–2 Tage
für Chitosan
mit einem Molekulargewicht höher
als 1 000 000 Dalton) wird die Lösung
von Chitosan unter Magnetrühren
in die Ofloxacin-enthaltende Suspension gegossen. Falls erforderlich
wurde PBS, pH 7,4, zugesetzt, um das Volumen zu vervollständigen.
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Nach wenigen Minuten wird Ofloxacin,
welches in PBS, pH 7,4 nicht löslich
war, aufgrund der Gegenwart von Chitosan löslich, und die zu testende
Formulierung wird erhalten.
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Es wird angenommen, daß dieses
Solubilisierungsphänomen
auf der Tatsache beruht, daß die
wäßrige Lösung von
Chitosan einen pH-Wert im Bereich von 5,5 bis 6,5 aufweist.
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Somit würde die Löslichkeit von Ofloxacin durch
Verringern des pH-Wertes der Lösung
von 7,4 auf 5,5–6,5
erhöht
werden.
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Formulierungen, welche wie obenstehend
hergestellt und den nachstehenden Tests unterzogen wurden, sind
in der folgenden Tabelle 1 gezeigt, worin es sich bei der Kontrolle
um Floxal® handelt,
Comp. 1 eine Vergleichsformulierung ist und die Formulierungen 1,
2 und 3 Formulierungen gemäß der vorliegenden
Erfindung sind.
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Es ist zu bemerken, daß Formulierungen
mit CHITO-1 und CHITO-2 bei höheren
Konzentrationen als 0,5% w/v nicht getestet wurden, da sie zur Bildung
von Hydrogelen einer zu hohen Viskosität, um einfach und reproduzierbar
auf das Auge angewandt zu werden, führen.
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Pharmakokinetische Auswertung
von Ofloxacin enthaltenden Formulierungen
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Experimentelles Protokoll
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Männliche
New Zealand-Albinokaninchen mit einem Gewicht von ungefähr 4–5 kg und
frei von jeglichem Augenschaden wurden über die gesamte Untersuchung
hinweg verwendet, wie es vom örtlichen Ethik-Kommitee
für Tierversuche
zugelassen ist.
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Ein Volumen von 25 μl der zu
testenden Formulierung wurde durch Eintröpfeln auf die Hornhaut eines unbetäubten Tieres
unter Verwendung einer einstellbaren Mikropipette, Assipettor-Digital® (Assistent, Deutschland)
verabreicht.
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Tränenproben wurden 0, 1, 2, 4,
6, 8, 10, 15, 20, 30, 45 und 60 Minuten nach der Einträufelung
unter Verwendung von 2,0 μl
großen
kalibrierten Glaskapillaren (Microcaps Drummond®, Thomas ScientificTM,
Swedesboro, NJ, USA) entnommen. Die Proben wurden bei –25°C für die weitere
Analyse von Arzneistoffkonzentrationen in den Tränen eingefroren.
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Jede Formulierung wurde bei sechs
Kaninchen getestet.
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Bestimmung der
Ofloxacinkonzentration in Tränen
unter Anwendung von Kapillarelektrophorese
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Die Bestimmung von Ofloxacin in Tränen wurde
auf einem HP3DCE-System (Hewlett-Packard, Wilmington,
DE, USA) durchgeführt,
wie früher
beschrieben [V. Baeyens, E. Varesio, J. L. Veuthey et al., "Determination of
dexamethassone in tears by capillary electrophoresis"; J. Chrom. B. 1997;
222–226].
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Das System besteht aus einer Kapillarelektrophoreseeinheit,
ausgerüstet
mit einem Dioden-Array-Detektor
(DAD), einem automatischen Probennehmer bzw. Autosampler und einer
luftgekühlten
Hochgeschwindigkeits-Kapillarkassette.
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Für
die Instrument-Steuerung, Datenerfassung und Datenanalyse wurde
die HP3D-Chemstation-Software
eingesetzt.
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Hewlett-Packard-Kapillaren mit 50 μm Innendurchmesser
(I. D.) (375 μm
O. D.), 64,5 cm Gesamtlänge (56
cm vom Einlaß zum
Detektorfenster) wurden für
alle Experimente verwendet. Diese Kapillaren waren aus Quarzglas
hergestellt und mit einem Detektionsfenster von vergrößerter Pfadlänge von
150 μm I.
D. ("Blasenzelle") ausgestattet. Neue
Kapillaren wurden 3 Minuten lang mit 1 M NaOH, gefolgt von 5 Minuten
mit 0,1 M NaOH und schließlich
10 Minuten mit Wasser gespült.
Nach jedem Durchlauf wurden die Kapillaren mit Wasser, 2 Minuten
mit 0,1 M Natriumdodecylsulfat, dann 2 Minuten mit Wasser und schließlich 4
Minuten mit der Trennungspufferlösung
gespült.
Die für
die Auftrennung verwendete 100 mM Phosphatpufferlösung wurde
hergestellt, wie in Ph. Helv. VII beschrieben, durch Lösen von
6,75 g KH2PO4 in
500 ml Wasser unter Erhalt eines pH-Wertes von 4,5.
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Die Herstellung von Tränenproben
wurde wie folgend ausgeführt.
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Ein Mikrogefäß (Hewlett-Packard, Waldbronn,
Germany) wurde mit 18 μl
Wasser, enthaltend lediglich 10% (v/v) Trennungspuffer, gefüllt, um
die Empfindlichkeit durch ein "Stacking"-Verfahren zu verstärken, und 10 μg·ml–1 Imipramin-HCl
wurde als interner Standard verwendet. Dann wurde eine Tränenprobe
von 2 μl,
entnommen mit der Glaskapillare, unter einem sanften Stickstoffstrom
in das Mikrogefäß eingeblasen.
Das Gefäß wurde
schließlich
5 Minuten lang bei 10 000 U/min (AvantiTM 30
Zentrifuge, Beckman) vor der Injektion zentrifugiert.
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Proben (24 nl) wurden unter Druck
(5kPa während
20 s) injiziert, und die Elektrophorese wurde bei einer konstanten
Spannung von 20 kV (310 V cm–1) nach einem 1 min.
Rampenschritt zur Vermeidung von Probenverlust bei der Injektion
durchgeführt
[K. D. Altria; "Main
component assay of pharmaceutical by capillary electrophoresis:
Considerations regarding precision, accuracy, and linearity data"; J. Capill. Electrophor.
1996; 3; 13]. Die Kapillare wurde thermostatisch bei 25°C gehalten,
und der Nachweis erfolgte unter Verwendung des DAD (Abtastung von
190 nm bis 600 nm).
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Elektropherogramme wurden bei 290
nm mit einer Bandbreite von 3 nm sowohl für Ofloxacin als auch Imipramin überwacht.
Um das Detektor-Rauschen abzuziehen wurde das Referenzsignal bei
450 nm (Bandbreite = 80 nm) fixiert. In allen Experimenten wurden
die Flächen
hinsichtlich ihrer jeweiligen Wanderungszeiten korrigiert.
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Datenanalyse
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Die drei folgenden Parameter sind
aus den verschiedenen Zeit-Konzentrations-Kurven, erhalten nach Messen
der Menge von Ofloxacin in Tränen,
berechnet worden:
- – Fläche-unter-der-Kurve-Werte (AUCeff) was die Verfügbarkeit von Ofloxacin in der
Tränenflüssigkeit
repräsentiert,
berechnet unter Verwendung der Trapezoid-Regel.
- – AUCeff-Chitosanformulierung/AUCeff-Kontrolle,
was das Leistungsvermögen
der Formulierung repräsentiert.
- – Zeit
der Wirkung (teff), was die Zeit ist, während welcher
die Konzentration von Ofloxacin überhalb
ihres MIC80(minimale inhibitorische Konzentration)-Wertes,
d. h. über
4 μg/ml
bleibt.
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Der Vergleich dieser pharmakokinetischen
Parameter zwischen den verschiedenen getesteten Formulierungen und
der Kontrolle erfolgte unter Anwendung eines t-Tests nach Student
(ungepaarte Proben), nachdem sichergestellt wurde, daß die Datenpunkte
einer Normalverteilung folgten.
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Die Ergebnisse sind in der nachstehenden
Tabelle 2 gezeigt.
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Diese Ergebnisse zeigen, daß Chitosan
mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht höher als 500 000 die Ofloxacin-Verfügbarkeit
in Tränen
signifikant verbessert, wobei das AUCeff-Verhältnis eine
etwa 1,5- bis 3,2fache Verbesserung zeigt.
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Der ausgesprochenste Effekt wird
mit der CHITO-2 enthaltenden Formulierung 3 beobachtet, welche ein
gewichtsmittleres Molekulargewicht von 1 930 000 Dalton und einen
Deacetylierungsgrad von 59% aufweist.
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Diese Ergebnisse zeigen auch, daß Chitosan
mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht von mehr als 500 000
die Wirkungszeit von Ofloxacin verbessert, wobei der ausgesprochenste
Effekt ebenfalls mit der Formulierung 3 beobachtet wird, welche
eine etwa 1,8fache Verbesserung zeigt. Ein Vorteil für den Patienten besteht
darin, daß nur
2 tägliche
Einträufelungen
anstatt von 4 für
Floxal® erforderlich
sind.
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Beispiel einer wäßrigen ophthalmischen
Formulierung gemäß der vorliegenden
Erfindung
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0,025 g Chitosan CHITO-1, wie obenstehend
angegeben, mit einem Molekulargewicht von 1 350 000 und einem Deacetylierungsgrad
von 53% wurden in 0,25 ml 1%iger Essigsäure gequollen, und dann bei Raumtemperatur
unter magnetischem Rühren
in etwa 2 ml einer isokryoskopischen sterilen Phosphatpufferlösung (PBS),
pH 7,4, wie obenstehend angegeben, aufgelöst.
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Getrennt davon wurde 0,015 g Ofloxacin,
wie obenstehend angegeben, in etwa 1 ml einer isokryoskopischen
sterilen Phosphatpufferlösung
(PBS), pH 7,4, wie obenstehend angegeben, suspendiert.
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Nach vollständiger Auflösung des Chitosans wurde die
Chitosan-enthaltende Lösung
unter magnetischem Rühren
in die Ofloxacin-enthaltende Suspension gegossen, und das Volumen
wurde mit isokryoskopischer steriler Phosphatpufferlösung (PBS)
pH 7,4, wie obenstehend angegeben, auf 5 ml ergänzt.
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Nach einigen Minuten wurde das Ofloxacin
löslich.
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Fünf
ml einer Formulierung gemäß der vorliegenden
Erfindung, enthaltend 0,5% w/v und 0,3 % w/v Ofloxacin wurden so
erhalten.
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Die Formulierung war geruchslos,
klar und von leicht gelber Färbung.
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Die Osmolalität der Formulierung belief sich
auf 290 mosm/kg.
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Der pH-Wert der Formulierung war
6,25.
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Die so erhaltene Formulierung kann
entweder in Einzeldosierungseinheiten oder in Mehrfachdosierungs-Behälter verpackt
werden.
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Die Formulierung kann durch Einträufeln in
das Auge in zweckmäßiger Tropfenform
topisch verabreicht werden.
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Somit erlaubt die Gegenwart von Chitosan
in einer wäßrigen ophthalmischen
Formulierung, welche Ofloxacin enthält, gleichzeitig die Solubilisierung
von Ofloxacin und die Steigerung der pharmakokinetischen Parameter
von Ofloxacin.
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Es wird kein Zusatz eines Tensids
erfordert, und die Formulierung ist sehr einfach herzustellen, da
der pH-Wert nicht mit pH-einstellenden Mitteln eingestellt werden
muß.
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Das Vorhandensein von Chitosan gestattet
die Einbringung von Ofloxacin bei höheren Mengen als denjenigen,
welche in handelsüblichen
Formulierungen gefunden werden, während die pH-Werte kompatibel mit
einer okularen Verabreichung gehalten werden, und unter den Vorteilen
von erhöhten
pharmakokinetischen Parametern und einer gesteigerten klinischen
Wirksamkeit aufgrund der höheren
Ofloxacin-Konzentration.
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Nach der vorliegenden Erfindung kann
Chitosan nicht nur als Solubilisierungsmittel von Ofloxacin für die Herstellung
einer wäßrigen ophthalmischen
Formulierung, enthaltend Ofloxacin zur Behandlung bakterieller Infektionen,
verwendet werden, sondern auch zur Solubilisierung von Ofloxacin,
suspendiert in einem beliebigen wäßrigen Medium mit einem im
wesentlichen neutralen pH-Wert, in anderen Anwendungen, welche die
Solubilisierung von Ofloxacin erfordern.
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In diesem letztgenannten Fall ist
lediglich der Deacetylierungsgrad von Chitosan kritisch, da niedermolekulargewichtige
Chitosane hinsichtlich der Solubilisierungskapazität eine identische
Wirkung wie hochmolekulargewichtige Chitosane ausüben.