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Verfahren zur Konservierung von organischen Stoffen, insbesondere
Lebensmitteln Es gelingt mittels oligodynamisch wirkender Metalle (Silber, Kupfer,
Gold usw.) oder Metallegierungen Mikroorganismen zu töten. Füllt man beispielsweise
ein Glasgefäß mit Wasser und taucht nun in dieses längere Zeit ein beliebig geformtes
Stück metallischen Silbers, so werden in diesem Wasser selbst größere Bakterieneinsaaten
abgetötet. Sowohl dem Glasgefäß als auch dem in demselben befindlichen Wasser werden
die oligodynamischen Eigenschaften der Metalle oder Metalllegierungen mitgeteilt,
und sie, behalten diese Eigenschaften selbst nach Entfernung des Metalls öder der
Metallegierung aus dem Wasser längere Zeit bei. Man nennt diese Übertragung der
oligodynamischen Wirkung des Metalls oder der Metallegierung auf andere Stoffe Aktivierung.
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Obgleich es also schon bekannt war, daß_ Flüssigkeiten, die mit oligodynamisch
wirksamen Metallen oder deren Legierungen oder Verbindungen längere Zeit in direkter
Berührung gestanden haben, dadurch die Fähigkeit erwerben, Keime, die in sie hineingelangen,
abzutöten, so war doch keineswegs vorauszusehen, daß es gelingen könnte, organische
Substanzen, die einer bakteriellen Zersetzung unterliegen können, durch Einlegen
in solche Flüssigkeiten vor Zersetzung zu bewahren. Es war im Gegenteil nach dem
Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis recht unwahrscheinlich, daß dies gelingen
könnte, denn es war bekannt, daß die oligödynamische Wirkung durch Anwesenheit von
Eiweiß und von kolloidalen Substanzen irgendwelcher Art in der Flüssigkeit- stark
gehemmt, bisweilen sogar vernichtet wird. Auch besteht ja die Verhinderung der Zersetzung
organischer Substanzen nicht nur in einer Vernichtung der Keime, die sich unter
Umständen auf der Substanz festgesetzt haben, sondern auch in einer Verhinderung
derjenigen chemischen Vorgänge, die sich an der organischen Substanz ohne direkte
Einwirkung von Bakterien vollziehen können.
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Man hat zwar schon vorgeschlagen, eine Zuckerlösung dadurch zum Konservieren
von Obst geeignet zu machen, daß man zunächst keimtötend wirkende Metallsalze, die
in dünne Hüllen eingeschlagen waren, einige Tage hindurch in der Nachbarschaft eines
großoberflächigen Stoffes, wie Seesand, lagerte, und daß man diesen Stoff dann wiederum
einige Tage hindurch auf die Zuckerlösung einwirken ließ. Dieses Verfahren der Aktivierung
ist langwierig und liefert Flüssigkeiten von geringer Sterilisierungs- und Konservierungskraft.
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Demgegenüber haben Versuche des Erfinders gezeigt, daß man organische
Stoffe, die sonst der Veränderung und dem Verderben unterliegen, dadurch lange Zeit
hindurch vor Zustandsänderungen bewahren kann, daß man sie mit Flüssigkeiten behandelt,
die durch direkten Kontakt mit oligodynamisch wirksamen Metallen oder Metallegierungen
aktiviert worden sind. Die Aktivierung der Flüssigkeit kann z. B. dadurch geschehen,
daß
man sie in einem mit versilberten Hohlkörpern gefüllten Gefäß
mehrere Stünden lang mit diesen Körpern in Berührung läßt. Die Aktivierung der Flüssigkeit
kann sowohl vor der Behandlung der organischen Stoffe als auch gleichzeitig damit
stattfinden. Die Behandlung der zu konservierenden Stoffe besteht darin, daßr man
sie in solchen Flüssigkeiten lagert oder mit ihnen vermengt. Man kann hierbei die
zu schützenden Körper in einem Behälter, welcher zu aktivierende oder aktivierte
Flüssigkeit enthält, der Wirkung der oligodynamischen Metalle oder Metalllegierungen
aussetzen. Dies kann beispielsweise dadurch geschehen, daß die Wände des die Flüssigkeit
aufnehmenden Behälters ganz oder teilweise aus oligodynamisch wirkenden Metallen
oder deren Legierungen bestehen, oder an denjenigen Stellen, mit welchen die Flüssigkeit
in Berührung kommt, ganz oder teilweise mit solchen Metallen oder deren Legierungen
ausgestattet sind. Man kann aber auch für die Flüssigkeit einen Behälter beliebiger
Art verwenden, in welchem oligodynarnisch wirkende Metalle oder Metalllegierungen
als solche in Stab-, Röhren-, Platten- o. dgl. Form oder an andere Körper gebunden
tauchen. Ebenso kann man in einem Behälter beliebiger Art für die Flüssigkeit oligodynamisch
wirkende Metalle oder Metallegierungen als solche oder an andere Körper gebunden
in jeder Form, beispielsweise auch in körniger Form, lose einlegen. Ferner kann
man auch die zu schützenden Körper in beliebige Behälter eintragen, welche selbst
keine oligodynamischen Metalle oder Metallegierungen enthalten, aber mit Flüssigkeiten,
welche durch oligodynamische Wirkung aktiviert wurden, dauernd oder von Zeit zu
Zeit beschickt werden.
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Die oligodynamischeWirkung der aktivierten Flüssigkeiten ist um das
Mehrfache steigerungsfähig, wenn man die aktivierten Flüssigkeiten mit Hilfe beliebiger
Verdampfungs-oder Verdunstungsverfahren einengt. Man kann ferner den zu aktivierenden
oder aktivierten Flüssigkeiten noch Stoffe beigeben, welche die Haltbarkeit der
mit den Flüssigkeiten zu behandelnden Körper erhöhen oder diese in anderer gewollter
Weise beeinflussen. Auch läßt sich die oligodynamische Wirkung der zu aktivierenden
oder aktivierten Flüssigkeiten in gewissem Maße durch Änderung ihrer Temperaturen
beeinflussen. Vorteilhaft ist es auch, durch ein Rührwerk, eine Pumpe, ein Luft
oder Gas einführendes Gebläse oder eine sonst geeignete Einrichtung für eine zeitweise
oder dauernde Bewegung der zu aktivierenden oder aktivierten Flüssigkeit zu sorgen.
Die aktivierten Flüssigkeiten können auch im Kreislauf beliebig wieder verwendet
werden, wobei man, falls notwendig, vor der ,Neuaktivierung die Flüssigkeit einem
Reinigungsprozeß, z. B. einer Filterung, unterzieht.
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Die Wirkung der oligodynamischenMetalle oder Metallegierungen ist
abhängig von der Größe ihrer Oberfläche. Behälter, welche also zur Aufnahme von
Körpern dienen: die zu schützen sind, werden zweckmäßig mit sehr großen Oberflächen
der oligodynamischen Metalle oder Metallegierungen ausgestattet. Das gleiche gilt
von Gefäßen, die zur Herstellung aktivierter Flüssigkeiten dienen, mit welchen man
die Wirkung der Mikroorganismen auf die zu schützenden Stoffe aufzuheben wünscht
und in welchen sich sonst keine Metalle oder Metallegierungen befinden; die als
Ausgang für die oligodynamische Wirkung der aktivierten Flüssigkeiten dienen können.
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Als zu aktivierende Flüssigkeiten kommen alle diejenigen Lösungen,
Emulsionen oder Suspensionen in Betracht, welche in der Lage sind, die oligodynamische.
Wirkung mit Metallen oder Metallegierungen zu übernehmen, z. B. gewöhnliches Brunnenwasser,
destilliertes Wasser, Kochsalzlösungen usw.
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Für die Sterilisierung mit solchen aktivierten Flüssigkeiten kommen,
wie schon erwähnt, alle jene Körper in Betracht, welche einer Änderung oder dem
Verderben durch Mikroorganismen unterliegen. So kann beispielsweise Butter, welche
mit aktiviertem Wasser durchgeknetet ist und welche in aktivierten Flüssigkeiten
aufgehoben wird, weit längere Zeit frisch erhalten werden als solche, die unter
gleichen Umständen ohne aktiviertes Wasser hergestellt war und aufbewahrt wurde.
Fleisch und Fische beliebiger Art, Gemüse, Früchte und Obst der verschiedensten
Sorten lassen sich längere Zeit in gekochtem oder ungekochtem Zustand ohne jeden
sonstigen Schutz in aktiviertem Wasser frisch erhalten. Für pharmazeutische und
technische Zwecke bestimmte organische Körper, welche man sonst in Chloroform oder
Alkohol oder in gefrorenem Zustand aufhebt und versendet, halten sich in aktiviertem
Wasser frisch. Das gleiche gilt für anatomische Präparate. Mit Vorteil lassen sich
auch in Flüssigkeiten, welche mit oligodynamischen Metallen oder Metallegierungen
aktiviert sind, Eier frisch erhalten. Beispiel i Konservierung von Eiern Zu dem
Versuch wurden ioo Eier benutzt; die Aufbewahrung erfolgte bei Zimmertemperatur,
die im Sommer oft 22 bis :25' C, in der kälteren Jahreszeit nicht unter i5° betrug.
Zur
Herstellung der Konservierungsflüssigkeit wurde Leitungswasser in ein Gefäß eingebracht,
das mit versilberten Raschigringen von 15 mm Durchmesser beschickt war und 12, Stunden
mit den Ringen in Kontakt gelassen.
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Sodann wurden die bereits in ein Steingutgefäß eingelegten Eier mit
diesem Wasser so weit übergossen, daß alle Eier vollständig unter Wasser gesetzt
waren. Nach 2 bis 3, Tagen wurde das Wasser, das inzwischen durch von den Eiern
abgelöste Schmutzteile trübe geworden war, abgelassen und durch frisches, aktiviertes
Wasser ersetzt. Diese Maßnahme wurde dreimal in den gleichen Zeitabständen wiederholt,
bis das Wasser einigermaßen klar blieb. Von diesem Zeitpunkt an genügte es, das
durch Verdunsten verlorengegangene Wasser durch aktiviertes Wasser zu ersetzen,
damit die Eier ständig von der Flüssigkeit bedeckt waren. Nach je 2 Monaten wurde
das ganze aktivierte Wasser abgelassen und das Gefäß mit frischem, aktiviertem Wasser
aufgefüllt.
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In Abständen von je 3 Wochen wurden von den eingelegten Eiern Proben
entnommen und durch Belichtung sowie durch Kostprobe auf ihren Zustand geprüft.
Es zeigte sich, daß sich die Eier 7 Monate lang frisch erhalten hatten. Sie zeigten
nach dem Aufschlagen einen vollständig zusammenhängenden Eidotter und klares Eiweiß.
Im Geschmack waren sie völlig einwandfrei und konnten ohne weiteres zu Spiegeleiern
verwendet werden, wozu sich nach üblichen Konservierungsverfahren behandelte Eier
nicht eignen. Bei Eiern, die zum Vergleich unter denselben Bedingungen in gewöhnliches
Leitungswasser eingelegt worden waren, traten bereits nach 2 Monaten Fäulniserscheinungen
auf. Beispiele Konservierung von Butter Die Konservierungsflüsigkeit wurde durch
Kontakt von Wasser mit versilberten Füllkörpern, wie in Beispiel i beschrieben,
hergestellt. Aus dem Butterfaß kommende, gekörnte Butter wurde in zwei Partien geteilt
und a) mit gewöhnlichem Leitungswasser, b), mit dem aktivierten Wasser gewaschen.
Die Waschungen erfolgten bei beiden Partien zweimal, und von den Waschwässern wurden
sofort und nach q. Stunden die Keimzahlen bestimmt. Die mit dem aktivierten Wasser
gewaschene Butter wurde weiterhin mit solchem Wasser bedeckt und so aufbewahrt.
Der Erfolg der erfindungsgemäßen Behandlung zeigte sich zunächst schon im Keimgehalt
der Waschwässer. Die Wässer von der zweiten Waschung der nach der Erfindung behandelten
Butter wiesen nach q. Stunden in drei verschiedenen Versuchen 9,6, 4,2 und 8,4 Millionen
Keime auf; die entsprechenden Zahlen bei der mit gewöhnlichem Wasser behandelten
Butter waren 22,q., 20,2 und 6o,8 Millionen.
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Ebenso deutlich war die Verminderung der Keimzahl in der fertigen
Butter selbst. Die nach der Erfindung behandelte Butter wies nach 3 Monaten einen
Keimgehalt von i 085 ooo auf, die Vergleichsbutter bereits nach 2 Monaten
einen solchen von 25 513 000.
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Bei der Geschmacksprüfung nach den amtlichen Bewertungsregeln erhielt
die nach der Erfindung behandelte 3 Monate alte Butter i9 Punkte (Höchstzahl 2o
Punkte), während Vergleichsbutterproben, die nur 2 Monate alt waren, viel schlechter
abschnitten.
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Ähnliche Resultate wurden erzielt, wenn die Konservierungsflüssigkeit
durch Kontakt mit einer Silber-Kupfer-Legierung gewonnen worden war. .