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Verfahren zur Herstellung von Tabletten aus "feinen Pulvern oder Pulvermischungen
Tabletten kann man unmittelbar aus groben Pulvern oder Pulvermischungen herstellen;
feine Pulver bzw. Pulvermischungen kleben leicht und verstopfen die Gänge der zur
Herstellung der Tabletten verwendeten Schüttelvorrichtungen. Grobe Pulver oder Pulvermischungen
bieten aber keine Gewähr für die gleichmäßige Zusammensetzung der aus ihnen erhältlichen
Tabletten und kommen deshalb für die meisten, besonders für pharmazeutische Zwecke
nicht in Frage. Um feine Pulver oder Pulvermischungen zu tablettieren, wurden sie
bisher zunächst granuliert. Das Granulieren erfolgt in der Weise, daß man die Pulver
mit Alkohol, Äther oder sonstigen indifferenten Flüssigkeiten durchfeuchtet, das
Ganze gut durchknetet und schließlich durch Siebe drückt. Vielfach. genügt diese
einfache Maßnahme nicht, um die Mischungen mit genügender Leichtigkeit aus der Schüttelvorrichtung
in die Matrize der Tablettierungsvorrichtung gleiten zu lassen. Zur Verbesserung
der Gleitfähigkeit hat man Milchzucker, Talkum, Paraffin oder Stearin zugesetzt.
Letztere beiden Mittel werden beispielsweise in Äther gelöst und mit der zu tablettierenden
Pulvermasse so lange verarbeitet, bis das Lösungsmittel verdunstet und das Gleitmittel
sich mit dem Pulver innig vermischt hat.
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Diese Arbeiten erfordern aber eine besondere Erfahrung, sind oft zeitraubend
und kostspielig. Bis zu zo°/o der zu tablettierenden Masse gehen zu Verlust und
können infolge der erfolgten Zusätze anderweitig nicht verwertet werden. Zudem aber
müssen die Zusätze und die Art der Granulation je nach dem Verwendungszweck der
Tabletten und der physikalischen Beschaffenheit der zu tablettierenden Pulver vorher
ausprobiert werden.
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Man hat deshalb seit langem nach einfachen, allgemein anwendbaren
Zusätzen gesucht, um die lästige Vorarbeit des Granulierens zu ersparen, ohne indessen
bis jetzt zu brauchbaren Ergebnissen gelangt zu sein.
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Es wurde nun gefunden, daß unter Zuhilfenahme von Trockenmilch sich
sehr gute Tablettierungsmassen ohne besondere Granulation gewinnen lassen und daß
selbst wasserlösliche Salze nach Zusatz geringer Mengen von Trokkenmilch schöne,
gleichmäßige Tabletten liefern.
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Die besondere Eignung der Trockenmilch wird durch ihren Fettgehalt
bedingt, der bis zu 30°/o beträgt, die Masse gleitfähig macht und ein Festhalten
derselben an Stempel und Matrizen der Tablettierungsvorrichtung verhindert.
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Es ist zwar schon bekannt, Trockenmilch mit gemahlenem Kaffee zu vermischen
und das Gemisch zu tablettieren. Gemahlener Kaffee stellt jedoch ein grobes Pulver
dar, dessen Tablettierung keinerlei Schwierigkeiten macht. Der Zusatz der Trockenmilch
zu dem Tablettierungsgemisch erfolgte daher nur um ihrer selbst willen, um einen
Milchkaffee in fester Form herzustellen.
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Bei Mitverwendung von Trockenmilch zur Herstellung der Tablettierungsmassen
gelingt es zwar, aus feinen Pulvern und Pulvermischungen ohne besonderes Granulieren
gut
gleitende Tablettierungsmassen und mechanisch haltbare Tabletten
zu erhalten. Die Erzeugnisse bieten aber für manche Zwecke beachtliche Übelstände,
weil das Milchfett leicht ranzig wird, vor allem in der feinW.:Verteilung, in der
es sich in den fertigen Täblettierungsmassen vorfindet. Hinzu kommt der spezifische
Milchgeruch und -geschmack, der empfindlichen Patienten oft nicht zusagt. In jeder
Hinsicht einwandfreie Tablettierungsmassen und Tabletten erhält man, wenn bei dem
vorstehend beschriebenen Verfahren an Stelle von Trockenmilch Erzeugnisse verwendet
werden, welche durch Trockenzerstäubung von völlig homogenisierten Gemischen von
Magermilch und leicht gehärteten, leicht schmelzenden Fetten gewonnen worden sind.
Mit derartigen Mischungen hergestellte Tablettierungsmassen zeigen dieselbe Gleitfähigkeit
wie aus feinen Pulvern oder Pulvermischungen und Trockenmilch hergestellte Tablettierungsmassen;
sie und die aus ihnen gewonnenen Tabletten sind aber durch unbegrenzte Haltbarkeit
ausgezeichnet. Es kommt hinzu, daß derartige Zerstäubungsprodukte durch gleichzeitige
Mitverarbeitung von gewöhnlichem Zucker oder von Malzzucker besonders wohlschmeckend
gestaltet werden können und dadurch zu vielseitiger Anwendung geeignet sind.
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Zwei unter Zuhilfenahme von gewöhnlichem und von Malzzucker gewonnene
Zerstäubungsprodukte aus Magermilch zeigten folgende Zusammensetzung:
mit mit |
gewöhnl.Zucker Malzzucker |
Feuchtigkeit...... z,50 0;o 1,5004 |
Asche . . . . . . . . . . . 3,020/0 2,93170 |
Eiweiß. . . ... . . . .. 13,85 0i0 12,64% |
Fett . . . . . . . . . . . . . 41,580/0 44,04% |
Milchzucker ...... 18,84 % 18,89 0/0 |
Malzzucker ....... - 7,37% |
Rohrzucker ...... 19,70 0!0 - |
Dextrin und son- |
stige stickstoff- |
freie Extrak- |
tionsstoffe ..... 1,5, 0i o 3,561)/() |
Es sind dies lockere, wohlschmeckende, in Wasser leicht quellbare und lösliche Produkte,
die besonders dadurch charakterisiert sind, daß ihre Fettkomponente im Gegensatz
zum Milchfett- keine oder nur ganz minimale Reichert-Meissl-Zahlen und Polenske-Zahlen
aufweist, auch liegt ihre Verseifungszahl gewöhnlich unter Zoo. Im Gegensatz hierzu
zeigt Butterfett Verseifungszahlen von 22o bis 232 und Reichert Meissl-Zahleg von
24 bis 34.
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Die Versuche, die mit solchen Zusatzmitteln angestellt worden sind,
haben völlig befriedigt. Es genügen Zusätze von etwa 6 % und ganz kurze Verarbeitung
des Gemenges, um ein gleichmäßiges, nichtstaubendes, leicht fallendes, lockeres
Pulver zu erhalten, das keiner weiteren Zusätze oder Durchfeuchtung und Granulation
mehr bedarf.
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Ausführungsbeispiele z. 95 Teile pulverisiertes, zitronensaures Coffein
werden mit 5 Teilen Trockenmilch gemischt. Das Gemisch läßt sich ohne jede Störung
auf der Tablettiermaschine zu Tabletten pressen, was mit dem reinen Salz bislang
noch nicht gelungen war. In gleicher Weise läßt sich Gerbsäure mit der gleichen
Menge Trockenmilch zu Tabletten verarbeiten.
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2. 98 Teile Rhizoma Rhei werden mit zwei Teilen Trockenmilch vermischt
und in gleicher Weise auf der Tablettiermaschine zu Tabletten gepreßt.