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Verfahren zum Prägen von Vielfachmatern für Trockenstereotypie Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Prägen von Vielfachmatern für Trockenstereotypie,
d. h. von Matern, -die auf einem Blatte eine Anzahl gleichwertiger Prägungen von
Schriftsatzformen oder Klischees vereinigen. Die Formen, die man durch Abguß dieser
Vielfachmatern im Gießapparat erhält, ermöglichen die Herstellung von Massenauflagen
in der Flachdruck- oder in der Rotationspresse. Von besonderem Vorteil ist die Anwendung
von Vielfachmatern, wenn es sich um Drucksachen verhältnismäßig kleinen Formats
handelt, wie z. B. Fahrscheine, Lotterielose, Abreißkalender, Etiketten, kleine
Formulare usw., deren Flächen einen Bruchteil des Formats der Presse ausmachen.
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Wie bekannt, besteht die Trockenstereotypie im Wesen darin, daß man
eine Mater prägt, die als Gußform für die Platte dient. Wenn die Form - sei sie
Hand- oder Maschinensatz -die ganze Breite der Rotationspresse oder das Format der
Flachdruckpresse (Schnellpresse) hat, so liegt der Fall einfach: Die Mater dient
als Gußform und die' gegossene Platte wird für die Rotations- oder Schnellpresse
zugerichtet. Bildet jedoch der Satz (Form, Platte oder Klischee) nur einen Bruchteil
der Pressenbreite oder des Pressenformats, so ist es entweder notwendig, so viel
mal die Form zu setzen oder so viele Klischees herzustellen, daß das ganze Format
gedeckt ist, oder von einer Mater so viele Abgüsse zu machen, daß sie, aneinandergelegt,
die ausnutzbare Fläche ergeben. Im ersteren Falle wird die Setzerei überlastet,
im letzteren die Gießer und Justierer. Zum Beispiel: Von einer bestimmten Seite
gehen vierundzwanzig Formen auf das Pressenformat. Im ersten Falle hätte der Setzer
vierundzwanzigmal dieselbe Seite zu setzen oder bei Verwendung von Klischees müßten
vierundzwanzig gleiche Klischees hergestellt werden. Von diesen vierundzwanzig zusammengeschlossenen
Formen oder Klischees könnte mit Hilfe einer in der Trockenstereotypie benutzten
.Prägepresse -nach den unumgänglichen Justierungs-, Nivellierungs- und anderen Zurichtungsarbeiten
- eine Mater geprägt werden, von der dann die Platte abgegossen werden könnte. Im
zweiten Falle setzt der Setzer die Seite nur einmal, der Stereotypeur prägt eine
Mater und von dieser müssen vierundzwanzig Abgüsse gemacht werden, die, nachdem
sie entsprechend gehobelt, justiert und zusammengeschlossen worden sind, zur Prägung
der endgültigen Mater dienen, mit der dann wieder die Platte für die Presse gegossen
wird. Vorliegende Erfindung ermöglicht es, mit nur einmaligem Setzen der Seite oder
mit nur einem einzigen Klischee eine Vielfachmater herzustellen, die das ganze Format
benutzt, im angezogenen Falle vierundzwanzig Seiten oder ebenso viele Klischees,
ohne zwischengeschaltetes Gießen oder Zurichtungsarbeiten zu erfordern, und zwar
dadurch, daß das Maternblatt mittels einer Prägeform, die nur einen
Teil
der Flächengröße des Maternblattes besitzt und aus mehreren Formen zusammengesetzt
sein kann, geprägt wird, und daß nach jeder Prägung Prägeform oder Maternblatt oder
beide um die Formbreite bzw. -länge verschoben werden. Die nach vorliegendem Verfahren
her; gestellte Mater dient unmittelbar zum Gießen der 'der Zylinderdimension oder
dem Pressenformat entsprechenden Platte.
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Im einzelnen wird das Verfahren in der Weise ausgeübt, daß die Form,
das Klischee, die Druckplatte o. dgl. an der Unterseite des Pressenkopfes mit der
Druckfläche nach unten fest aber einstellbar aufgehängt wird, während das Maternblatt,
welches in diesem Falle das. volle Format haben kann, auf einem Schlitten befestigt
ist, der auf den Pressentisch verschoben werden kann; wobei zwischen dem Maternblatt
und dem Schlitten eine elastische Unterlage eingeschaltet ist, die in der Regel
aus einem Kautschuktuch o. dgl. besteht. Auf diese Weise kann das Maternblatt nicht
nur die Auf- und Abwärtsbewegung unabhängig von der Form ausführen, sondern es kann
auch relativ zur fest an der Unterseite des Pressenkopfes aufgehängten Form, Klischee,
Platte o. dgl. bewegt werden.
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Der Schlitten, der das Maternblatt trägt wird dann um die Länge der
bereits geprägten Teilmater verschoben und nun wird das Maternblatt neuerdings mit
dem Tische zusammen gegen die Form angehoben und damit eine neue Teilmater unmittelbar
an diese anschließend geprägt, d. h. die neue Teilmater reiht sich beispielsweise
im Längssinne des Tisches an die vorher geprägte an. Man fährt so fort, bis die
volle Länge des Formats ausgenützt ist. Man kann nun den Schlitten mit der Mater
oder diese allein vollkommen herausziehen, sie in ihrer Ebene um 18o' drehen, wieder
einlegen und sie wieder ;m Längssinne abwechselnd bewegen und prägen, so daß bei
einer bestimmten Stellung der Form im Pressenkopf zwei parallele Reihen von Prägungen
entstehen. Erlaubt es z. B. die Grpße einer Form, vier parallele Reihen zu prägen,
so hat man nur die Form im Pressenkopf danach einzustellen und sie entsprechend
zu sichern. Wie man sieht, kann die Vielfachmater gemäß der Erfindung die ganze
Fläche des Formats der Presse ausnutzen und so viele Teilmatern auf einem einzigen
Blatt vereinigen, als der Quotient angibt, der aus der Division der Fläche des Formats
durch die Fläche der Teilmater entsteht. Selbstverständlich kommen nur gerade und
ganze Zahlen in Betracht.
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In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel dargestellt, und zwar
zeigt: Abb. z eine hydraulische Prägepresse schematisch, Abb. a eine Hälfte des
Pressentisches von oben gesehen und Abb. 3 einen Teillängsschnitt, ebenfalls schematisch.
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Im Prägepressenfundament z sind zwei Führungssäulen 2 verankert, die
an ihren oberen Enden durch das Querhaupt oder den Pressenkopf 3 miteinander verbunden
sind. Der Pressenkopf ist fest. Zwischen den Führungssäulen 2 wird der Pressentisch
q. vorzugsweise durch Druckwasser gehoben und gesenkt. Die Hubbewegung kann jedoch
auch mit Hilfe von Exzentern, Kniehebeln oder gleichwertigen Elementen bewirkt werden.
In dem Pressentische q., der eine Verlängerung 5 besitzt, läuft ein Schlitten 6
vorzugsweise in der Längsrichtung des Pressentisches. Die Bewegung des Schlittens
kann mit Hilfe einer Kurbel oder eines Handrades 7 eingeleitet, durchgeführt und
reguliert werden; es ist vorteilhaft, dieses Handrad an der Seite des Tisches und
leicht greifbar anzuordnen. In besonderen Fällen kann der Tisch derart gebaut- sein,
daß der Schlitten auch eine Querbewegung ausführen kann. Die baulichen Einzelheiten
sind gemäß den bei anderen Werkzeugmaschinen gebräuchlichen Arbeitselementen ausgeführt.
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An der Unterseite des Querhauptes sind zwei parallele Schienen 9 vorgesehen,
die nicht nur in ihren Abständen voneinander, sondern auch in ihrer Lage in bezug
auf die Längsachse der Presse verstellbar und feststellbar sind. Diese Schienen
9 werden vorzugsweise in der Längsrichtung angeordnet. Sie dienen dazu, die Form
(Klischee, Platte o. dgl.) zo zwischen sich aufzunehmen und sie an einer bestimmten
Stelle des Querhauptes 3 festzuhalten, und zwar derart, daß die Form mit der Druckseite
nach unten hängt. Die Schienen 9 sind so bemessen, daß sie den Rahmen der Form erfassen
und ihn in jeder beliebigen Stellung festhalten. Der Formrahmen darf naturgemäß
nicht so hoch sein wie die eigentliche Form, so daß das. Bild immer etwas vorsteht.
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Auf den auf dem Tische q. laufenden Schlitten 6 wird eine elastische
Unterlage aus Kautschuk oder Filz zr gelegt und darüber kommt eine Mater bzw. ein
Maternblatt 8 zu liegen. Dieses hat vorteilhaft die Abmessungen des Pressenformats.
Das Maternblatt, in der Regel aus einer Spezialpapiermasse, wird auf dem Schlitten
6 durch beliebige zweckentsprechende Mittel festgehalten, z. B. durch einen Rahmen
aus Metall oder Holz 12 oder durch Klammern oder ähnliches. Notwendig ist, daß,
die Mater genau dieselben Bewegungen ausführt wie der Schlitten. Zur Einstellung
hat der Schlitten in derselben Ebene wie der Tisch eine Skala 13.
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Die Arbeitsweise wird an folgenden Beispielen erläutert: z. Von einer
Seite einer Drucksache in großer Auflage gehen acht auf das Format der Rotations-
oder Flachpresse. Es ist nur nötig, die
Seite einmal zu setzen.
Die Form mit ihrem Rahmen wird zwischen den Schienen g, an der Unterseite des Pressenkopfes
hängend, an einer bestimmten Stelle befestigt, mit dem Gesicht oder Bild nach unten.
Das Maternblatt liegt auf dem Schlitten, und zwar stellt man derart ein, daß das
erste Feld z. B. auf der linken Seite unter die Form zu liegen kommt. Dann gibt
man Druck, das Maternblatt steigt und die Form prägt sich in dasselbe ein. Man läßt
Druckwasser ab, der Tisch mit der Mater sinkt. Darauf verschiebt man das Maternblatt
mit Hilfe der Kurbel derart, daß das zweite Feld des Maternblattes vertikal unter
die Form zu liegen kommt, und nun erfolgt die zweite Prägung. Damit fährt man fort,
bis die ganze linke Feldreihe geprägt ist. Dann zieht man die Mater ganz heraus,
dreht sie in ihrer Ebene um 18o' und legt sie wieder auf die elastische Unterlage
im Schlitten. Dieser wird mit Hilfe der Kurbel zurückbewegt, und nun erfolgt die
Prägung der rechten Feldreihe analog der linken. Man erhält damit in weniger als
io Minuten eine Achtfachmater gießfertig, die keinerlei Anarbeitung erfordert. Da
sich der Formrahmen nicht einprägt, empfiehlt es sich, die Mater rundherum zu ritzen,
um zu verhüten, daß sieh beim Gießen die Platte von der Mater abhebt.
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2. Auf dieselbe Art verfährt man bei Drucksachen, von denen mehr als
acht Seiten auf das Format gehen, z. B. bei einem Abreißkalender. Der Auftrag gehe
dahin, daß jedes Blatt des Abreißkalenders auf beiden Seiten zu bedrucken sei bei
einer Auflage von 5o ooo Kalendern von je 80o Seiten. Jede Mater hat 16 Seiten.
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In diesem Falle verfahre man folgendermaßen Die entsprechende Oberfläche
am Querhaupte der Presse wird in zwei Hälften geteilt; in einer wird die Vorderseite,
in der anderen die Rückseite montiert. Daraus ergeben sich 400 Matern. Die Rahmen
werden quer angeordnet. Nachdem das Maternblatt zubereitet ist, prägt man viermal
in der beschriebenen Art, dreht das Maternblatt um 18o' und prägt wieder viermal.
So werden in jeder Mater Seite und Rückseite verachtfacht.. In x Stunde prägt man
leicht fünf Matern, pro Tag also 40 Matern. Ein Drucker und eine Hilfsperson können
daher in io Tagen die für 8ö0 Seiten notwendigen Matern prägen, was einer Reproduktion
von 6400 Seiten entspricht, die jede für sich gesetzt oder stereotypiert werden
müßte, um die kompletten Matern zu erhalten. Gedruckt wird auf einer einfachen Rotationsmaschine
mit zwei Zylindern und 16 Seiten. Man muß daher 25 Platten zu 16 Seiten gießen.
Ein modernes Gießinstrument erlaubt, den ganzen Guß in rund 5 Tagen herzustellen.
Der Abzug pro Platte ist 650o, d. h. in i Tage werden leicht vier Platten abgezogen,
die ganze Arbeit erfordert daher 6 Tage. Aus diesen Ziffern ergibt sich, daß der
Auftrag in 21 Tagen von einem Gießer (Drucker) und einer Hilfskraft ausgeführt werden
kann, was bis jetzt kein Verfahren ermöglichte.
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Die neue Arbeitsweise erlaubt auch den Druck in zwei oder mehreren
Farben mit derselben Geschwindigkeit. Die Herstellung der Matern ist dieselbe; beim
Gießen ist jedoch besondere Sorgfalt erforderlich, damit durch ungleichmäßiges Schwinden
des Materials nicht eine gegenseitige Verschiebung der einzelnen. Komponenten sich
störend bemerkbar mache.-Es hängt nur von der Geschicklichkeit des Stereotypeurs
ab, für jeden Fall die beste Austeilung festzulegen. Aus dem Vorstehenden erhellt
jedoch ohne weiteres, daß das neue Verfahren erlaubt, Massenauflagen in bisher unerreicht
kurzer Zeit herzustellen. .