DE56785C - Verfahren zur Darstellung von zu Schiefspulver geeigneter Sprenggelatine - Google Patents
Verfahren zur Darstellung von zu Schiefspulver geeigneter SprenggelatineInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 78: Sprengstoffe.
in HAMBURG.
Zusatz zum Patente No. 51471 vom 3. Juli 1889.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 2. Mai 1890 ab.
Längste Dauer: 2. Juli 1904.
Nach dem Patent No. 51471 läfst man Nitroglycerin
in darin eingetauchte Nitrocellulose einsickern, . läfst bei niederer Temperatur
— + 6 bis- 8° C. ·— und unter Vacuum gleichmäfsige Vertheilung eintreten, scheidet
dann durch Pressen oder. Abschleudern den Nitroglycerinüberschufs ab und läfst darauf
erst in entsprechend hoher Temperatur — -f- 60 bis 900C. — das Gelatiniren, d. i. das
Lösen der Nitrocellulose in dem Nitroglycerin, vor sich gehen. Durch Pressen, Kneten und
Walzen wird dann die Masse völlig homogen gemacht und endlich entsprechend geformt.
Die so erzeugte Sprenggelatine zeichnet sich vor der früher nur bekannten durch sehr hohen
Gehalt an Nitrocellulose aus.
Der hier erwähnte Herstellungsvorgang für eine so als Schiefspulver brauchbare Sprenggelatine
ist dadurch jetzt vereinfacht und verbessert worden, dafs von vornherein Nitroglycerin
nur in der Menge mit der Nitrocellulose zusammengebracht wird, in der es im fertigen Erzeugriifs enthalten sein soll.
Es wird die Nitrocellulose nicht trocken in überschüssiges Nitroglycerin eingetaucht,
sondern es wird ihr, wenn sie ganz mit Wasser durchtränkt'ist, das Nitroglycerin in
entsprechend geringer Menge zugefügt. Man thut dies zweckmäfsig, wenn die Faser, ähnlich
wie dies für Papierbrei geschieht, zerschnitten ist, und das dann freiwillig von ihr
abfliefsende Wasser von ihr entfernt ist.
Durch mechanisches Mischen mit den Händen oder mittelst einer entsprechenden Rühroder
Mischvorrichtung gelingt es, Nitroglycerin und Nitrocellulose innig und gleichmäfsig durch
einander zu vertheilen. Selbstverständlich wird dies nur in der erwähnten niedrigeren Temperatur
von 6 bis höchstens 10 ° C. vorgenommen.
Man kann die Innigkeit der Mischung dadurch befördern, dafs man die Masse, wie dies
im Haupt-Patent beschrieben ist, unter Vacuum bringt oder auch, dafs man sie etwa 2 Tage
lang lagern läfst, oder endlich und am schnellsten dadurch, dafs man den mechanischen Mischungsvorgang lange genug unterhält.
Nach eingetretener Gleichförmigkeit in der Mischung läfst man nun in der erwähnten
höheren Temperatur, wie dies im Haupt-Patent beschrieben ist, das Gelatiniren vor sich gehen
und bearbeitet die Masse, gleichfalls wie beschrieben, weiter.
Beim Kneten und Walzen und Pressen in der höheren Temperatur wird das in der Masse
enthaltene Wrasser zum gröfsten Theil mechanisch
entfernt, zum anderen Theil aber daraus verdampft. . ·
Zur Erläuterung des Verfahrens diene noch Folgendes: Schon in der Beschreibung zum
Haupt-Patent No. 51471 ist auseinandergesetzt,
dafs, wenn Nitrocellulose und Nitroglycerin in alter Weise — Patent No. 4829 — zum Zwecke
des Lösens gemengt werden, nur eine geringe Menge Nitrocellulose sich in dem Nitroglycerin
auflöst, und dafs es darauf ankommt, womöglich mehr als 50 pCt. Nitrocellulose mit möglichst
weniger als 50 pCt. Nitroglycerin zur Gelatinirung ohne Zuhülfenahme Lösung be-.
fördernder Stoffe zu bringen. Beim Verfahren des Haupt-Patentes No. 5 1471 ist dazu immer
noch nöthig, zu Anfang eine gröfsere Menge Nitroglycerin — die 6- bis 8 fache Gewichtsmenge gegenüber der Nitrocellulose — in die
Bearbeitung zu nehmen. Nach der jetzt beschriebenen Neuerung an dem Verfahren wird
nur so viel Nitroglycerin in die Verarbeitung genommen, als im fertigen Erzeugnifs enthalten
sein soll.
Da man beim Arbeiten mit Nitroglycerin, sowie überhaupt mit Explosivstoffen der Gefahr
halber stets bemüht sein wird, nur mit möglichst geringen Mengen zu hantiren, so
liegt ein grofser Vorzug in der Neuerung am Verfahren darin, dafs nur verhältnifsmäfsig
kleine Nitroglycerinmengen auf die Arbeitsstätte zu kommen brauchen.
Weil jedes mechanische Hantiren mit Nitroglycerin gefährlich· ist, so liegt weiter ein neuer
technischer Effect bei der Ausübung der hier geschilderten Neuerung am Verfahren darin,
dafs jetzt das Abpressen oder Abschleudern des überschüssigen flüssigen Sprengstoffes ganz fortfällt,
ein bedenklicher Vorgang während der Arbeit also beseitigt ist. Es sind so auch keine
Nitroglycerinrückstände aus der Arbeit mehr vorhanden, also auch nicht mehr mit Vorsicht
zu berücksichtigen.
Ein noch viel gröfserer Vortheil liegt sodann in dem Umstand, dafs das umständliche
und ganz besonders gefährliche Trocknen der Nitrocellulose und das Aufbewahren von getrockneter
Nitrocellulose , sowie . das Hantiren mit dieser durch die Neuerung am Verfahren
unnöthig geworden sind.
Die bereitete Nitrocellulose wird gleich feucht, wie sie ist, ohne Trocknung mit dem Nitroglycerin
zusammengebracht. Letzteres vertheilt sich unter Verdrängung des Wassers' aus den
Poren der Nitrocellulose gleichmäfsig in dieser. In der genannten höheren Temperatur geht
dann ein Lösen der Faser in dem von ihr aufgesaugten Nitroglycerin vor sich, d. h. das
Gelatiniren tritt ein. Das gegenwärtige Wasser hindert diesen Vorgang nicht. ■ Nach dessen
Beendigung läfst sich das Wasser zum gröfsten Theil leicht abpressen, ohne dafs das nun
durch das Gelatiniren gebundene Nitroglycerin mit fortfliefsen könnte. v
Wie es in der Beschreibung zum Haupt-Patent No. 51471 für zufällig in der verwendeten
Nitrocellulose enthaltenes Wasser ausdrücklich gesagt ist, so geht auch jetzt beim
weiteren Verarbeiten das in der Masse bis dahin verbliebene Wasser unter den erwärmten
Quetsch- und Knetwalzen theils abfliefsend, theils in Dampfform fort, bis es schliefslich
vollständig ausgetrieben ist.
Die zur Arbeitsstätte kommende, besagter Weise kleinere Nitroglycerinmenge wird, wie
erwähnt, nach der Neuerung am Verfahren sofort mit nasser Nitrocellulose gemischt. So
lange bei der Arbeit dann noch ungebundenes Nitroglycerin vorhanden ist, bleibt die Masse
immer mit Wasser vermengt. Hierdurch ist ihre Empfindlichkeit gegen Stofs und Feuer
aufserordentlich verringert, im Ganzen ist also das Herstellen von Sprenggelatine nach der
Neuerung im Verfahren bedeutend gefahrloser, als es nach dem Verfahren des Haupt-Patentes
und überhaupt früher war.
Claims (1)
- . Patent-Anspruch:Die Aenderung an dem im Anspruch 1. des' Patentes No. 51471 angegebenen Verfahren, die darin besteht, dafs vermöge der Benutzung von wasserdurchtränkter Nitrocellulose von vornherein Nitroglycerin und Nitrocellulose bei der Temperatur von + 6 bis 8° C. in dem Mengenverhältnis zusammengebracht werden, das in dem Enderzeugnifs enthalten sein soll.
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