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Verfahren zur Herstellung von Ruß und Chlorwasserstoff Die Erfindung
will gleichzeitig Kohlenstoff (Ruß) und Chlorwasserstoff herstellen, und zwar aus
kohlenwasserstoffhaltigen Gasen oder Dämpfen, wie z. B. Kohledestillationsgasen,
Naturgasen, Krackgasen, verdampften Kohlenwasserstoffen u. dgl., und aus Chlorgas.
Die beiden Gase sollen in einer Flamme vereinigt werden, die in der freien Luft
brennt.
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Man hat bereits vorgeschlagen, Ruß durch eine Reaktion zwischen Chlor
und kohlenwasserstoffhaltigen Gasen herzustellen. Das gecchali in der Weise, daß
man Chlor in einer Atmosphäre von Kohlenwasserstoffen in einem geschlossenen Raume
derart verbrannte, daß der Zutritt von Luft zum ganzen Raune möglichst ausgeschlossen
war. Außer dem gewünschten Ruß werden sich hierbei Kohlenwasserstofichloride gebildet
haben, die unerwünscht waren und zu Verlust gingen.
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Andererseits hat man schon Ruß durch thermische Zersetzung von Kohlenwasserstoffeil
hergestellt. Hierbei verbrannte man in einer inneren Flamme Kohlenwasserstoffe unvollkommen,
indem man die innere Flamme durch eine weit von ihr abgerückte äußere Ringflamme
aus Kohlenwasserstoffen, die an der Luft verbrannten, umgab. Durch die äußere Ringflamme
schloß man also die innere Flamme möglichst vom Luftzutritt ab, um innen die unvollkommene
Verbrennung zu begünstigen.
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Das zuletzt genannte ältere Verfahren beruht auf der Reaktion C H4
y C -E- z H-Demgegenüber schlägt die Erfindung ein neues Verfahren zur Ausführung
der Reaktion C H4 -f - a Cl. -> C -f- ..I H Cl vor, um zwei nutzbare " Erzeugnisse
unter technisch und wirtschaftlich günstigen Bedingungen herzustellen.
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Die Ausführung der Reaktion zwischen Chlor und Kohlenwasserstoff nach
dem zuerst erwähnten älteren Verfahren war nicht nur schwierig und ungünstig, sondern
auch gefährlich. In dem geschlossenen Raume sind die Brenner nicht zugänglich, weshalb
sehr leicht Verstopfungen an ihnen eintreten, die auch die Gefahr von Explosionen
herbeiführen. Wenn nach einer Betriebspause bei Wiederingangsetzung der Vorrichtung
Verstopfungen vorliegen, ist mit Explosionen sicher zu rechnen. Ein weiterer sehr
erheblicher Mangel dieses älteren Verfahrens besteht darin, daß das gewünschte Erzeugnis
- der Ruß - durch chlorierte Kohlenwasserstoffe verunreinigt ist.
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Demgegenüber will die Erfindung die Verbrennung des Chlor-Kohlenwasserstoff-Getnisches
nicht in einem geschlossenen Raume, sondern an der freien Luft vornehmen. Zwecks
Rußbildung soll dabei nur von außen her Luft an die Flamme herantreten können, so
daß im Flammeninneren eine unvollkommenere Verbrennung stattfindet. Das Prinzip,
welches man bei der bloßen thermischen Zersetzung von Kohlenwasserstoffen schon
vorgeschlagen hat, soll also auf die Reaktion zwischen Chlor und Kohlenwasserstoffen
angewendet werden.
Die Erfindung erzielt sehr beachtliche Vorteile.
Da die Flamme in der freien Luft brennt, ist sie jederzeit leicht und bequem zugänglich.
Eine Verstopfung der Brenner durch Ruß ist nicht zu befürchten, und die Gefahr von
Explosionen besteht nicht. Außerdem ist der gewonnene Ruß praktisch von Verunreinigungen
frei. Er ist dem amerikanischen Gasschwarz an Reinheit und allgemeinen Eigenschaften
sehr ähnlich und stellt einen äußerst wertvollen Stoff für Druckfarben usw. dar.
Das neue Verfahren ist weit ergiebiger als die bekannten Arbeitsweisen, denn es
liefert im Durchschnitt etwa 65 °;o der theoretischen Ausbeute, berechnet auf die
Gesamtmenge des benutzten Methans.
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Bei der Ausführung des neuen Verfahrens kann man so vorgehen, daß
man das Chlor durch ein inneres Brennerrohr und das Kohlenwasserstoff enthaltende
Gas durch einen Ringspalt austreten läßt, der das innere Brennerrohr umgibt. Statt
dessen kann man aber auch besonders vorteilhaft das Chlor und das kohlenwasserstoffhaltige
Gas vorher mischen und das fertige Gemisch durch ein einziges Brennerrohr austreten
lassen. Ein geeignetes Verhältnis ist beispielsweise 2 Volumenteile Chlor zu 3 Volumenteilen
kohlenwasserstoffhaltigen Gases.
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Von praktischer Wichtigkeit ist es, die Gase oder das Gemisch mit
genügender Geschwindigkeit austreten zu lassen, um ein Zurückschlagen der Flamme
zu verhindern. Ein Gasgemisch der angegebenen Zusammensetzung soll z. B. in einer
stündlichen Menge von etwa i 5o 1 durch ein Brennerrohr von min Durchmesser ausströmen.
Die Gastemperatur ist gewöhnlich die Außenluftteinperatur. Man kann aber auch mit
einer gewissen erhöhten Temperatur arbeiten.
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Ein Ausführungsbeispiel einer Vorrichtung zur Ausübung des neuen Verfahrens
und der daran anschließenden Arbeitsgänge ist auf der Zeichnung dargestellt.
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Eine NTischkainmer i, die eine geeignete Füllung 2, etwa aus Stücken
von gebranntem Ton, Steingut o. dgl., enthält, empfängt durch Rohre 3 und .4 das
Chlorgas und das kohlenwasserstoffhaltige Gas. Die Gase mischen sich in der Kammer
r, treten durch das Brennerrohr 5 aus und werden an der Mündung desselben entzündet.
Die Flamme ist in ihrer Außenschicht der Luft ausgesetzt, sie besteht aus einem
inneren Kern 6 und einem äußeren Mantel 7. Der Kohlenstoff steigt in den
Verbrennungsprodukten als Rauch auf, der bei 8 angedeutet ist.
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Die Außenluft kann bei 9 zur Flamme treten. Ferner kann das Brennerrohr
5 mittels einer Stellschraube io in der Mitte des Durchgangsstutzens im Boden des
Zylinders oder der Haube i i so zentriert sein, daß auch durch den das Rohr umgebenden
Ringraum noch Luft zur Brennermündung hinaufströmt.
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Die Haube i i sammelt den Ruß und die Gase und führt sie in das Filter
12 über. Unter dem Filter befindet sich eine durch Ventile 13 und 14. o. dgl. oben
und unten abgeschlossene Kammer 15, in welcher der Ruß gesammelt wird. Der in der
Schwebe befindliche Ruß kann durch Absetzen, elektrostatische Abscheidung usw. oder
Kombinationen von Hilfseinflüssen abgetrennt werden.
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Der Chlorwasserstoff tritt aus dem Filter 12 durch das Rohr 16 in
den Berieselungskondensator 17 über. Hier wird der Chlorwasserstoff durch Wasser
niedergeschlagen und in dem Wasser gelöst. Die Lösung fließt am unteren Ende des
Berieselungskondensators ab. Die übrigen Gase, wie Kohlendioxyd USW., werden
bei 18 abgeführt.
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Die in der Flamme 6, 7 vor sich gehenden Reaktionen sind wahrscheinlich
sehr verwikkelt. Anscheinend gehen dieselben wie folgt vor sich:
i. In der Mitte der Flamme |
CH, + 2 Cl,-->- C + 411C1 |
H2 + C12 > 2 H Cl, |
2. am Rande der Flamme
CH4 -+- 2 02 C02 + 2 H20 |
2 H2 -+- 02 -'. 2 H2 0. |
Bei anderen etwa anwesenden Kohlenwasserstoffen treten vermutlich ähnliche Reaktionen
auf. Ruß und Chlorwasserstoffgas werden durch die unter i im Kern 6 der Flamme eintretenden
Vorgänge gebildet.
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In der Hülle 7 der Flamme reagieren Kohlenwasserstoff und Wasserstoff
mit dem Sauerstoff der Luft. Die dabei entstehenden Verbrennungsgase wirken als
Schutzhülle zur Verhinderung des Zutrittes von Sauerstoff zum Flammenkern 6. Die
Verbrennung ist in der Hülle 7 mehr oder weniger vollständig. Obgleich - dadurch
ein Verlust an Methan durch Bildung von Kohlendioxyd entsteht, ist die Ausbeute
an Ruß erheblich größer als bei der bloßen thermischen Zersetzung von Kohlenwasserstoffen
inAbwesenheitvonChlor.
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Der gesamte Verbrennungsvorgang liefert Ruß, Chlorwasserstoffsäure,
Wasser und Kohlendioxyd. Beispiel i :2; o 1 Kohlengas, die 27,2 °;'o Methan und
4.1,7 °1'o Wasserstoff enthalten, wurden in einem der Beschreibung entsprechenden
Brenner mit 2io 1 Chlor verbrannt. Es wurden 2o g Ruß zusammen mit ,420 1 gasförmiger
Chlorwasserstoffsäure gewonnen.
Nach 3stündiger Erhitzung bei ioo°
in Luft hatte der Ruß nur folgende Nebenbestandteile:
Asche .................. 0,07 0, o' |
Feuchtigkeit............. nichts, |
Säure .................. nichts, |
auszugsfähige Stoffe ...... o,8 0i0. |
Der mutmaßliche Verlauf der Reaktionen «-ar bei der Verbrennung des Chlor-Kohlenwasserstoff-Gemisches
etwa folgender:
a) CH4 -f- 2 C12 ->- C -[- 4 H Cl |
3731 7461 20 g 149,2 1, |
b) CH4 -[- 202 _ C02 -f- 2 H20 |
36,11 72,21 ' 36,11 72,2 1, |
c) HZ + C12 2 HCl |
135 1 135 1 r 2701, |
d) 2 HZ -f- 02 2 H20 |
18,51 9,21 r 18,51. |
Die Cesaintsalzsäure (etwa 420 1) wird aus 14g,21 von der Reaktion a und 27o
1 von der Reaktion c gebildet.
Beispiele |
3oo 1 Kohlengas von der Zusammensetzung |
Methan ................. 25 ,20,o. |
Wasserstoff .............. 45,6 010, |
Stickstoff ............. 14,601e0, |
Kohlenoxyd ............. 8,6010, |
Äthylen ................ 2,604, |
Kohlendioxy2 0 |
l o, |
Sauerstoff ............... 1,40,o |
wurden mit 28o 1 Chlor in der oben beschriebenen Vorrichtung gemischt und aus der
offenen Düse an der freien Luft verbrannt. Aus den Verbrennungsprodukten wurden
26 g Ruß abgetrennt. Der gebildete Chlorwasserstoff wurde in Wasser absorbiert und
ergab 2,36 kg 360/'oiger Salzsäure.
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Nach 3stündigem Erhitzen bei einer Temperatur von ioo bis iio° C in
der Luft hatte der Ruß nur folgende Nebenbestandteile:
Asche ............. o,060/'0' |
Feuchtigkeit............. nichts, |
extraktionsfähige Stoffe .. 1,4 0/" |
Säure als Salzsäure...... . 0,05°/'o. |
Beispiel3 Zio 1 Naturgas, bestehend aus g20j'o Methan und 801, Wasserstoff, wurden
mit
370 1 Chlor gemischt, und das Gemisch wurde, wie in Beispiel i
angegeben, verbrannt. 65 g Ruß und 4. kg 280;'oiger Salzsäure wurden erhalten.