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Enthaarungsmittel Die bisher benutzten Enthaarungsmittel aus Sulfiden
haben den Nachteil, daß sie umständlich aufzutragen sind, sich auf die Haut wie
eine Gipsmasse auflegen und dort leicht eintrocknen. Durch dieses Eintrocknen läßt
einerseits die Enthaarungswirkung außerordentlich nach, so daß diese Massen ziemlich
lange auf der Haut aufliegen müssen, andererseits ist das Entfernen dieser Massen
schwierig und oft mit Hautschädigungen verbunden.
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Erfindungsgemäß wird dieser Nachteil da.-durch behoben, daß ein wie
gewöhnliche Rasierseife anwendbares, d. h. bei Wasserzusatz schäumendes Enthaarungsmittel
aus Sulfiden zur Anwendung kommt.
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Ein derartiger Enthaarungsschaum besitzt den Vorteil der leichten
Auftragbarkeit und der Anschmiegsamkeit an alle Hautstellen, ist leicht wieder zu-
entfernen und schädigt die Haut weniger.
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Als Grundlage für schäumende Enthaarungsmittel dieser Art kommen die
bekannten Alkali-und Erdalkalisulfide, und von diesen in erster Linie Strontiumsulfid
in Betracht.
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Von den bekannten Schaummitteln kann Seife für derartige Pasten deswegen
nicht angewendet werden, weil sich beim Anrühren des Enthaarungsmittels durch den
Umsatz der fettsauren Alkalisalze mit dem aus Strontiumsulfid entstehenden Sr(OH)2
die stark ätzenden Alkälilaugen und die nicht schäumenden Erdalkaliseifen bilden
würden.
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Als schaumbildende Mittel sollen daher Eiweißstoffe von großer Schaumkraft
dienen. Es sind dies die sogenannten eigentlichen Eiweißstoffe (vgl. Julius Schmidt,
Lehrbuch der organischen Chemie, q.. Auflage, 1929, S. 815ff.), z. B. Albumine und
Nucleoalbumine, wie Kasein, deren lösliche salzartige Alkali- bzw. Erdalkäliverbindungen
und hochmolekulare Abbauprodukte. Die genannten Eiweißkörper besitzen im Gegensatz
zu andern Eiweißkörpern, wie den Albuminoiden (z. B. Kollagen, das mit Wasser nur
bei längerem Kochen - s. Schmidt, a. a. O., S. 81g - als Gelatine in Lösung geht),
die im vorliegenden Falle wichtige Eigenschaft, in Wasser von Zimmertemperatur verhältnismäßig
leicht in Lösung zu gehen.
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Diese leichte Löslichkeit in Wasser bei Zimmertemperatur ist die erste
Bedingung für das rasche Entstehen eines guten haltbaren Schaumes.
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Die genannten Eiweißstoffe besitzen nun neben starker Schaumfähigkeit
noch dreiweitere, für ein Enthaarungsmittel sehr wertvolle Eigenschaften.
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Als Zusatz zu dem Enthaarungsgemisch schützen sie im angerührten Zustande
in Wasser
durch Einhüllung der Substanz dieselbe vor dem Zugriff
der Luft und, vermindern dadurch stark die Entwicklung des so lästig empfundenen
Schwefelwässerstoffs@-- -----Es ist zwar schon vorgeschlagen worden, zu diesem Zweck
aus der Gruppe der Albuminoide die aus dem obenerwähnten Kollagen gewonnene Gelatine
zu verwenden, -die -auch wasserlöslich ist. Jedoch macht diese vor der Lösung erst
einen längeren Quellüngsvbrgang durch, was ihre Verwendung in einem Enthaarungspulver
von vornherein ausschließt, da der Quellungsvorgang in diesem Falle länger dauern
würde als die Wirkungszeit der Enthaarung. Außerdem'besitzt die Gelatine weder im
quellenden noch im gelösten Zustände eine nennenswerte Schaumfähigkeit, so daß sie
als Schaummittel nicht in Frage kommt.
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Fernerhin erweisen sich die-genannten Eiweißstoffe als wirksamer Schutz
gegen die lästige Ätz- und Reizwirkung derartiger .Enthaarungs -. mittel, da sie
auf der warnen Haut -rasch :eine feine zusammenhängende Membran bilden, die den
sonst eindringenden, die Haut reizenden Ionen das Durchwandern erschwert oder unmöglich
macht und dadurch - .die Haut wirksamer als bisher vor Ätzungen schützt.. Beweis
für die Entstehung dieser Membran ist das raschesichtbare Auftreten derselben beim
Anrühren des Enthaarungsmitte- 1s mit Wasser in einer offenen Schale. Auch hierin
unterscheiden sich die genannten Eiweißstoffe vorteilhaft von der erwähnten Gelatine;
welche kein solches Häutchen zu bilden vermag - - -In der Patentschrift 34$ 4r3
ist zwar schon vorgeschlagen worden,, zur Verhinderung der Ätzung dem haarquellenden
Sulfid Dextrin beizufügen. Dasselbe erweist sich jedoch &erade bei besten frischen-
Strontiumsulfidsorten als geradezu hindernd für den Enthaarungsvorgang. Es wirkt
anscheinend übeihaupt quellungshindernd; so daß nicht bloß die unerwünschte Quellüng
bzw. Ätzung der- Haut, sondern auch die notwendige Quellung er Haare verhindert
wird.
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Die erwähnten Eiweißstoffe können jedoch in verhältnismäßig großen
Mengen -. zugesetzt werden, ohne däß eine derartige inderung eintritt. Vielmehr
wird die- Wirkung der Ent= haarungsmittel durch- diesen Zusatz noch -er-_höht. -Da
Eiweißstoffe für sich allem in keiner. Weise haarquellend- wirken, so kann die beobachtete
günstige Wirkung derselben im Enthaarungsgemisch nur so erklärt werden; däß sie-
das enthaarende Mittel selbst, im vorliegenen, Fälle also das Strontiumsulfid, irgendwie
.günstig be-.einfiussen. Strontiumsulfid zerfällt nun beire Anrühren mit Wässer
in Sr (SIi)g und Sr (OH)g, von denen letzteres zu -einem großen Teil als: grießartiger
Niederschlag ausfällt. .. Versuche ergaben nun, daß Sulfhyclrate, z. A Nä SH, für
sich allein keinerlei Enthaarungswirkung zeigen, während Nag S, welches in Wasser
in Na OH und Na SH zerfällt, eine sehr starke Enthaarungswirkung aufweist. - Dementsprechend
kann auch im vorliegenden Falle .das Sr(SH)g für sich allein nicht haarquellend
,.wirken. Der -günstige Einfluß der erwähnten Eiweißkörper auf den Enthaatungsvorgang
be-`ruht wahrscheinlich darauf, daß sie entsprechend ihren bekannten dispergierenden
Eigenschaften als Schutzkolloide einen großen Teil des sonst ausfallenden Strontiumhydroxyds
in kolloidaler wirksamer Form gebunden oder in Lösung halten-1, - - -Die
-Irrkenntnis, daß der Vorgang bei der Enthaarung ein Quellungsvorgangist, führte
im vorliegenden Falle- = - Auffindung verschiedener Stoffe, die diese Quellüngswirkung
deutlich beschleunigen. Durch den Zusatz solcher Stoffe in,optimalen-Mengen zum
Enthaarungsmittel wird- die -zür--Haarquellung erforderliche Zeit merklich verkürzt.
Es sind dies insbesondere die löslichen Rhodansalze. Zwar steht dem Zusatz von Rhodansalzen
zu Enthaarungspulvem _@ - ihre _@ starke hygroskopische Eigenschaft entgegen. Diese
Eigenschaft wird jedoch praktisch so gut wie vollständig beseitigt, wenn man die
Rhodansalze in das gelöste -Eiweiß einträgt und -diese- Lösung nach einem Zerstäubungsverfahren
trocknet.
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Nach den Angabenr der österreichischen Patentschrift 56 61o .entstehen
- indessen aus Eiweiß und Rhodansalzlösung plastische,-zum größten Teil nicht wieder
lösliche Massen. Dieselben entstehen jedoch nicht, -wenn man nicht von neutraler
oder schwach alkalischer Eiweißlösung wie das österreichische Patent ausgeht, sondern
wenn man -die =Eiweißlösung auf einer ])estimmten, wenn n auch nicht allzu starken
Alkalinität hält. Die Herstellung einer solchen Eiweißlösung erfordert allerdings
von vornherein eine größere Alkalimenge, als@sie für den vorliegenden Zweck angängig
wäre. Diesen unerwünschten Überschuß beseitigt man durch Zusatz von Schwefelsäure
oder Rhodanwasserstoffsäure bestimmter Verdünnungsgrade bis zur Erreichung --des
gewünschten optimalen Alkaligehaltes. Im Falle des Zusatzes von .Schwefelsäure beseitigt
span die unerwünschten S04 -Ionen durch nachträ@,glichen Bariumrhodänidzusatz, wodurch
neben dem -entstehenden Rhodansalz fein- zum größten Teil kolloidal verteiltes Bariumsulfat
_ gebildet wird, was die -Trocknung erleichtert und als -Beigabean und für sich
nicht unerwünscht ist. Durch diese Verfahren bringt man_ die Lösung .gleichzeitig
auf den gewünschten -hodangehalt. .
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In gleichem Sinne wie die Rhodansalze, jedoch in abnehmendem" Wirkurigsgräde
@@ind auch lösliche Jodide, Bromide und Nitrate
geeignet. Die qquellungsbeschleunigende
Wirkung dieser Zusätze ist verständlich, wenn man bedenkt, daß diese Reihe der SCN'-,
J'-, Br'-, N03 -Ionen die Anfangsglieder der linken Seite der aus kolloidchemischen
Forschungen bekannten Hofmeisterschen Anionenreihe darstellen, die in dieser Reihenfolge
abnehmend als quellungsfördernd auf andere quellbare Stoffe bekannt sind.
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Die durch den Zusatz der erwähnten Salze erzielbare Beschleunigung
der Haarquellung hängt in gewissen Grenzen, wie zu erwarten, von der Menge dieser
Zusätze ab. Die zur Haarquellung erforderliche Zeit kann bei Verwendung von Rhodansalzen
bis unter die Hälfte herabgedrückt werden, bei Verwendung der anderen Salze jedoch
nicht bis zur Hälfte.
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Im praktischen Falle geht man jedoch wegen der Nebenwirkungen dieser
Salze auf die Haut bei großen Mengen nicht über etwa io°/° der Substanzmenge hinaus.
In diesem Falle ist die erzielte Beschleunigung etwas geringer, und die Quellung
eines dicken Pferdehaares, um ein Beispiel anzuführen, die bei bestimmter Temperatur
1o Minuten erfordern möge, wird be Rhodansalzzusatz von etwa io°/° unter den sonst
gleichen Umständen ill @6 bis 7 Minuten erreicht.
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Die Zusammensetzung eines Enthaarungspulvers nach der Erfindung mögen
die folgenden Beispiele erläutern. Beispiel i Enthaarungspulvei ohne Salzzusatz:
46°/0 Strontiumsulfid. |
18°/° Kreide |
23°/o Stärke |
12% Eiweiß |
z0/0 Parfüm _ |
100°/0 |
Beispiel e Enthaarungspulver mit Zusatz von Rhodansalzen : _
420/0 Strontiumsulfid |
170/0 Kreide |
2o0/0 Stärke |
1o0/0 Eiweiß |
1o°/° Rhodankali |
i0/0 Parfüm |
100°/0 |