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Wandbelagsplatte aus Stein mit gehärtetem Kunstharzüberzug Zur Herstellung
von Glasuren auf keramischen Erzeugnissen ist folgendes Verfahren; bekannt: Es wird
das Erzeugnis mit einem Maluntergrunde versehen, der durch Lösung der Erzeugnisse
der Kondensation von Phenolen und Aldehyden in Methylen, mit oder ohne Hinzufügung
einer katalysierenden Substanz, und mit Hinzufügung eines gefärbten Pigments erzielt
wird. Diese erste Malschicht wird teilweise durch das keramische Material aufgesaugt.
Nach Trocknung an der Luft und mehrstündigem Erhitzen auf ioo bis 15 o" erhält
man einen harten, unschmelzbaren, von den meisten chemischen Mitteln nicht angreifbaren,
aber mehr oder weniger matten und undurchdringlichen Belag. Zur Erreichung einer
vollkommen glasierten und emaillierten Oberfläche wird auf diesen ersten Belag ein
zweiter Firnisbelag aufgetragen, der wie der erste zusammengesetzt, nur nicht mit
gefärbtem Pigment versehen ist und welcher nach Behandlung im Ofen dem Stück eine
Glasur verleiht, welche derjenigen ähnlich ist, die man im keramischen Brennofen
erreicht. Dank dem ersten, undurchlässigen Maluntergrunde soll der zweite Emailbelag
seinen vollen Glanz behalten. Es ist dort auch schon darauf hingewiesen, daß der
obere Belag farblos oder mit irgendeinem löslichen Farbstoff gefärbt sein kann,
so daß er dauernd durchsichtig bleibt. Die natürliche, oft braunrote oder dunkelgraue
Farbe der keramischen Erzeugnisse, welche den Hochglanz des äußeren Belages abschwächen
oder fast aufheben würde, wird also zunächst durch einen Deckuntergrund von vermutlich
hellerer Farbe dem Auge entzogen. Dieses Verfahren ist wegen der Notwendigkeit des
zweimaligen Überziehens und Erhitzens der Erzeugnisse umständlich und kostspielig.
Mit ihm wird der angestrebte Zweck trotzdem nur unvollkommen erreicht, weil, wie
die es beschreibende Druckschrift selbst bekennt, der deckende Untergrund mehr oder
minder matt ist und folglich .auch den angestrebten Hochglanz schwächt.
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Nach einem zweiten bekannten Verfahren soll auf Tonscherben, Kunststein
und anderen festen Werkstoffen ein glasurartiger überzug mittels einer Glasurmasse
geschaffen werden, die in der Hauptsache aus Harnstoff-Formalin-Harzen besteht und
einen Farbstoff, wie z. B. Zinkweiß, enthält. Dieser undurchsichtige Farbstoff hat
ebenfalls die unschöne Naturfarbe der Tonscherben oder der Kunststeine und der anderen
festen Werkstoffe zu decken. Da der erste Überzug von Tonscherben und Kunststein
größtenteils aufgesaugt wird, muß auch hier das mit der Glasur zu versehende Material
zwei- bis dreimal bestrichen werden, wobei natürlich beim Auftragen eines neuen
Anstriches der vorherige angetrocknet sein muß. Auch hier wird nach dem Trocknen
des letzten Anstriches das lackierte Gut während der Dauer von 3 bis 5 Stunden auf
etwa izo bis i3o' erwärmt, um die Glasur hart, zähe und gegen warmes und kaltes
Wasser, Seife,
Lauge und verdünnte Säure widerstandsfähig zu machen.
Als zu überziehender Werk= Stoff ist dort auch Stein. erwähnt, dessen Naturfarbe
durch diese deckenden Überzüge zum Verschwinden gebracht werden soll. Die Naturfarbe
des Steines kommt hiernach nicht zur Geltung. Außerdem kämen Verblendsteine oder
Platten aus so behandeltem Stein sehr teuer, weil Steine im allgemeinen zuerst mechanisch
geebnet und geschliffen werden müssen, bevor das deckende Kunstharz aufgetragen
wird. Abgesehen davon würde die gehärtete Glasur von fast allen geglätteten Steinen
leicht .abspringen, weil sie in streichfähigem Zustande nicht einmal teilweise in
dieselben eindringen könnte. Der angestrebte; Hochglanz der Glasur wird mit diesen
beiden Verfahren nur unvollkommen erreicht, weil die deckende Farbe mindestens des
ersten Belages den Glanz teilweise bricht.
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Zur Erzielung eines wirklichen Hochglanzes auf künstlichen Marmorplatten,
die aus nicht wasserfestem Stoff, z. B. Gips, bestehen, und auf Wandplatten .aus
Kunststein ist ,auch schon vorgeschlagen worden, die Kunstharzlösung mit einem Polierballen
aufzutragen und auf Hochglanz zu polieren, bevor das Kunstharz durch Erhitzen gehärtet
wird. Hier ist es die Polierhandarbeit, welche das Erzeugnis verteuert.
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Mit vorliegender Erfindung ist es nun gelungen, Wandbelagsplatten
aus Stein mit gehärtetem Kunstharzüberzug weit billiger und schöner als bisher herzustellen,
indem Rohplatten aus bruchrauhem Solnhofer Abraumschiefer oder sonstigem hellfarbigem,
bruchrauhem Schiefer verwendet werden. Der Solnhofer Abraumschiefer wird in der
Natur über oder unter den für die Herstellung von Lithographieplatten geeigneten
Schichten in Dicken zwischen 7 bis 15 mm angetroffen. Wie schon der Name Abraumschiefer
besagt, mußte dieser Schiefer abgeräumt werden, um zu den wertvollen Schichten zu
gelangen:. Für den .abgeräumten dünnen Schiefer gab es bisher fast gar keine Verwendung.
Sein Fortschaffen aus dem Steinbruch verursachte nur unnütze Betriebskosten. Nur
für die nächste Umgebung werden Abraumschiefertafeln als billige, wenn auch sehr
unschöne Dackdeckplatten benutzt. Es ist wohl schon versucht worden, diese Tafeln
geschliffen und poliert als Wandbelagsplättchen zu verwenden, doch kommt das Schleifen
und Polieren viel zu teuer, und trotzdem sind diese Plättchen den keramischen, glasierten
Wandbel.agsplättchen, den sogenannten Kacheln, weit unterlegen. Sie lassen sich
immer noch mit einem Kopierstift beschriften und sind gegen Wasser, Frost und sonstige
Witterungseinflüsse sehr empfindlich. Ungeschliffene und unpolierte, bruchrauhe
Solnhofer Abraumplättchen erwiesen sich bisher als für Wandbeläge völlig unbrauchbar;
denn sie lassen sich mit dem Kopierstift so vorzüglich beschriften, daß sie dazu
förmlich ermuntern. Die Kopierstift.striche lassen sich von der bruchrauhen Oberfläche
nicht mehr entfernen. Mit dem Radiergummi werden sie höchstens verwischt, während
Versuche, sie mit Wasser, Seife und Bürste wegzubringen, nur das noch tiefere Eindringen
der sich dabei lösenden Anilinfarbe veranlassen. Wegen ihrer hygroskopischen Eigenschaft
eignen sich die bruchrauhen, den Schönheitssinn ihrer meisten Beschauer nicht oder
wenig befriedigenden Plättchen insbesondere nicht als Wandbelag für Badezimmer und
Küchen, in welchen sie dem Dampf ausgesetzt sind. In zugigen Hausfluren frieren
sie unter dem Wechsel von Feuchtigkeit und Winterkälte bald auf und blättern dann
ab. Ihre rauhe Oberfläche nimmt auch leicht Staub und Schmutz an. Nach mehrfacher
Reinigung mit heißem Wasser tritt ebenfalls ein Abblättern ein,. Gegen salz- oder
säurehaltige Dämpfe sind die Plättchen erst recht empfindlich, weil solche Dämpfe
bald Löcher in den kohlensauren Kalk einfressen, aus welchem das Material zu durchschnittlich
go % besteht. Für chemische Fabriken oder Laboratorien kommen die Plättchen also
auch nicht in Betracht.
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Es ist das Verdienst der vorliegenden Erfindung, für den bisher fast
wertlosen Solnhofer Abraumschiefer durch deren Lasieren mit Kunstharz ein lohnendes
Absatzgebiet gefunden zu haben. Es wird eine Anstrichmasse aus möglichst klarem
Kunstharz (z. B. aus den Phenolformaldehydkondensationsprodukten, die unter den
geschützten Bezeichnungen Bakelite, Raschig oder Albertol bekannt sind) oder aus
einer Mischung von Kunstharzen verwendet, die in bekannter Weise mit Anilinfarben
gefärbt und nach ihrem Aufgießen und Trocknen in an sich ebenfalls bekannter Weise
unter allmählicher Erhitzung von etwa go auf 18o° erhärtet werden. In den Narben
der Plättchenoberfläche sammelt sich die Glasur bei ihrem Aufgießen und hauptsächlich
bei ihrer Erhitzung an, während sie von den zwischen den Narben stehenden Scheiteln
zu einer viel dünneren Schicht abfließt, die heller in Erscheinung tritt, weil sie
durchsichtig oder mindestens durchscheinend ist und das helle Kalksteinmaterial
als ansprechendes Naturmuster hindurchschimmern läßt. Infolge ihrer zeitweisen Dünnflüssigkeit
beim Brennen dringt die Glasur auch so tief in den hygroskopischen Stein ein, daß
ein nachträgliches Abblättern der Oberflächenschicht
nie vorkommt.
Da die Glasur selbst nicht spröde ist, erhöht sie sogar die ohnehin große Widerstandsfähigkeit
der Plättchen gegen Fall, Stoß und Schlag. Die Glasur ist, wie bekannt, gegen heißes
Wasser, Laugen und Säuren völlig unempfindlich und äußerst glatt. Infolgedessen
sind die neuen Wandbelagsplättchen den viel teuereren glasierten Tonplättchen hinsichtlich
Schmutzabweisung und leichter Abwaschbarkeit mindestens ebenbürtig. Auch gegen abwechselnde
Feuchtigkeit und Winterkälte sind sie unempfindlich, so daß auch ein Abblättern
aus diesen Ursachen nicht zu befürchten ist. In gleicher Weise kann auch aus anderem
hellfarbigem, bruchrauhem Schiefer ein billiger, gefälliger Wandbelag hergestellt
werden. Beispielsweise würde sich dazu auch westfälischer oder sonstiger Tonschiefer
eignen.