Wandbelagplatte aus Stein mit gehärtetem Kunstharzübei#zug und Verfahren zur Herstellung dieser Platte. Die Erfindung betrifft eine Wandbelag platte aus Stein mit gehärtetem Kunstharz überzug, sowie ein Verfahren zur Herstellung einer solchen Platte.
Gemäss der Erfindung besteht die Roh platte aus hellfarbigem, bruchrauhem Schie fer, zum Beispiel aus vorzugsweise geblum- tem Solnhofer Abraumschiefer.
Der Solnhofer Abraumschiefer wird in der Natur über oder unter den dicken Li- thographieplatten in Dicken zwischen etwa 7 bis 15 mm angetroffen. Wie schon der Name Abraumschiefer besagt, mussten diese Schiefertafeln abgeräumt werden, um zu den wertvollen, dicken Lithographieplatten zu gelangen. Für den abgeräumten, dünnen Schiefer gab- es bisher fast gar keine Ver wendung.
Sein Fortschaffen aus dem Stein bruch verursachte nur lästige Betriebskosten. Nur für die nächste Umgebung werden Ab raum-Schiefertafeln als billige Dachdeck platten benützt, die jedoch infolge rascher Oxydierung sehr bald eine garstige, licht gelbe bis rostbraune und schwarze Spren- kelung annehmen, so die ganze Ortschaft ver unzieren und diese von weitem als ärmlich er kennen lassen.
Bruchrauhe Solnhofer Abraumplättchen erwiesen sich bisher als für Wandbeläge völlig unbrauchbar; denn sie lassen sich mit dem Kopierstift so vorzüglich beschriften. dass sie dazu förmlich ermuntern. Die Kopierstiftstriche lassen sich von der bruch- rauhen Oberfläche nicht mehr entfernen. Mit dem Radiergummi werden sie höchstens ver wischt, während Versuche, sie mit Wasser, Seife und Bürste wegzubringen, nur das noch tiefere Eindringen der sich dabei lösen den Anilinfarbe veranlassen.
Wegen ihrer hygroskopischen Eigenschaft eignen sich die bruchrauhen, den Schönheitssinn ihrer mei sten Beschauer nicht oder wenig befriedigen den Plättchen insbesondere nicht als Wand belag für Badezimmer und Küchen, in wel- chen sie dem Dampfe ausgesetzt wären. In zügigen Hausfluren frieren sie unter dem Wechsel von Feuchtigkeit und Winterkälte bald auf und blätteln dann ab. Ihre muhe Oberfläche nimmt auch leicht Staub und Schmutz an. Nach mehrfacher Reinigung mit heissem Wasser tritt ebenfalls ein Ab- blätteln ein.
Gegen salz- oder säurehaltige Dämpfe sind die Plättchen erst recht emp findlich, weil: solche Dämpfe bald Löcher in den kohlensauren Kalk einfressen, aus welchem das Material zu durchschnittlich <B>90%</B> besteht. Für chemische Fabriken oder Laboratorien kommen die also auch nicht in Betracht.
Es ist wohl schon versucht worden, diese Tafeln geschliffen und poliert als Wand belagplättchen zu verwenden; doch kommt das Schleifen und Polieren viel zu teuer, und trotzdem sind diese Plättchen den- kerami schen, glasierten Wandbelagplättchen, den sogenannten Kacheln, weit unterlegen. Sie lassen sich immer noch mit dem Kopierstift beschriften und sind gegen Wasser, Frost und sonstige Witterungseinflüsse sehr emp findlich.
Es ist das Verdienst der vorliegenden Erfindung, für den bisher fast wertlosen bruchrauhen Solnhofer Abraumschiefer ein lohnendes Absatzgebiet gefunden zu haben.
Ein Verfahren zur Herstellung einer der artigen Wandbelagplatte kann darin beste hen, dass :der bruchrauhe Schiefer angeschlif fen wird.
Die den Kunstharzüberzug bildende Kunstharzglasur besteht zum Beispiel aus den Phenolformaldehydkondensationsproduk- ten, die unter den geschützten Bezeichnungen Bakelite, Raschig oder Albertol bekannt sind, oder aus einer Mischung von Kunst harzen, die in bekannter Weise mit Anilin- farbe gefärbt und nach ihrem Aufgiessen und Trocknen in an sich ebenfalls bekannter Weise unter allmählicher Erhitzung von etwa<B>90'</B> auf<B>180'</B> erhärtet werden.
In den Narben der Plättchenoberfläche sammelt sich dabei die Glasur bei ihrem Aufgiessen und hauptsächlich bei ihrer Erhitzung an, wäh rend sie von den zwischen den Narben ste henden Scheiteln zu .einer viel dünneren Schicht abfliesst, die heller in Erscheinung tritt, weil die Glasur zweckmässig durch sichtig oder mindestens durchscheinend ge halten ist und das helle Kalksteinmaterial des Solnhofer Abraumschiefers als anspre chendes Naturmuster durch sich hin durch schimmern lässt.
Infolge ihrer zeitweisen Dünnflüssigkeit beim Brennen dringt die Glasur auch so tief in den hygroskopischer: Stein ein, .dass ein nachträgliches Abblättern der Oberflächenschicht nicht vorkommt. Da, die Glasur selbst nicht spröde ist, erhöht sie sogar die ohnehin grosse Widerstandsfähig keit der Plättchen gegen Fall, Stoss und Schlag.
Die Kunstharzglasur ist, wie be kannt, gegen heisses Wasser, Laugen und Säuren völlig unempfindlich und äusserst glatt. Infolgedessen sind die neuen Wand belags.plättchen den teureren glasierten Ton plättchen hinsichtlich Schmutzabweisung und leichter Abwaschbarkeit mindestens eben bürtig. Auch gegen abwechselnde Feuchtig keit und Winterkälte sind sie unempfind lich, so dass auch ein Abblättern aus diesen Ursachen nicht zu befürchten ist.
In gleicher Weise kann auch aus an derem, hellfarbigem, bruchrauhem Schiefer ein billiger, gefälliger Wandbelag hergestellt werden. Beispielsweise würde sich dazu auch westfälischer oder sonstiger Tonschiefer eignen.
Die bruchrauhe Oberflächennarbung, wel che, wie oben hervorgehoben, durch die farb lose oder durchscheinend gefärbte Glasur frisch- hindurchschimmert, stellt sich zwar als eine gefällige Naturmusterung dar; aber die Natur liefert eben meist nur Narben muster, die sich wenig voneinander unter scheiden.
In :der Natur findet sich aber auch, allerdings selten, hellfarbiger Solnhofer Ab raumschiefer, dessen bruchrauhe Oberfläche moos- oder eisblumenartige Musterungen hat, die als Versteinerung oder Abdruck gewisser Arten von Moos oder sonstiger Pflanzen zu rückgeblieben sein mögen. Man kann nun durch Anschleifen dieses geblumten Schie fers verschiedenartige gefällige Muster er zielen. Dabei werden nur die höheren Nar benschichten, nicht aber die blumenartigen Gebilde in den Narbenvertiefungen weg geschliffen. Die geschliffenen Flächen zeigen sich in anderer Naturfarbe als die meist gräulichen, gelblichen bis bräunlichen Blu menmuster.
Die angeschliffenen Platten können. nun mit farbloser oder mit durchscheinend ge färbter Kunstharz-Glasurmasse versehen: und im Ofen allmählich bis zu deren Erhärtung erhitzt werden. Bei farbloser Glasur ergeben sich Plättchen in zweierlei Naturfarbentönen mit ganz eigenartigen Zeichnungen, deren Umrisse als Schnittlinien der angeschliffe nen Oberflächen mit den unregelmässig ver laufenden Muldenflächen einen wunderlichen, jedenfalls unvorhersehbaren Verlauf nehmen.
Die Musterung erinnert an diejenige gewisser Marmorarten, insbesondere an die des deut schen gräulichen, gelblichen oder bräunlichen Juramarmors.
Es lassen sich auch bunte Marmorarten in mehr oder minder grosser Ähnlichkeit nachahmen, indem die Schieferplatten in rohem, ungeschliffenem Zustande mit ge färbtem. Kunstharz überzogen, erhitzt, an geschliffen, mit farbloser Kunstharzglasur überzogen und nochmals erhitzt werden. Auf diese Weise kann man den beim Schlei fen verbleibenden Narbenmulden jede ge wünschte Färbung geben, die infolge der blu migen Muster in sich wieder verschiedene Abtönungen in dem betreffenden Farben grundton zeigt.
Es lässt sich auch die geschliffene Ober fläche in andern Farben als in den gelblich weissen Naturfarben färben, wenn man, die Glasurmasse für den zweiten Auftrag ent sprechend durchscheinend färbt, zum Beispiel andersfarbig als der erste Auftrag. Es kön nen sogar dreifarbige, scheckige Plättchen wie folgt hergestellt werden: Auf das bruch- rauhe Plättchen wird eine farbige Glasur- schicht aufgetragen und durch Erhitzen ge härtet.
Hierauf schleift man das Plättchen an und trägt mittelst einer bekannten porösen Gummiwalze oder sonstwie eine anders ga- färbte Kunstharzglasur nur stellenweise auf und härtet auch diese Schicht durch Er hitzen. Schliesslich wird das Ganze mit farbloser Kunstharzglasur überzogen und auch diese durch drittmaliges Erhitzen ge härtet. Es lassen sich damit allerlei Buntmar- morarten und sonstige kostbare, scheckig ge sprenkelte Gesteinsarten in billigster Weise nachahmen.
Auch ungeblumter bruchra.uher Schiefer ergibt durch seinen Halbschliff bei Anwen dung der genannten Glasierungsverfahren eigenartige Musterungen. Färbt man diesen Schiefer vor seinem Anschleifen durch eine Kunstharzglasur in den Naturfarben der Blumungen geblumten Solnhofer Schiefers durchscheinend, also zum Beispiel hellgrau oder bräunlich, und trägt man nach dem An schleifen farblose Glasur auf, so können mit ungeblumtem, bruchrauhem Schiefer die viel selteneren,
also teureren Plättchen aus ge- blumtem Schiefer täuschend nachgeahmt werden.