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Verfahren zum Pasteurisieren von Flüssigkeiten, insbesondere von Milch
Verfahren zum Pasteurisieren von Flüssigkeiten, insbesondere von Milch, die mittels
Zerstäubung arbeiten, sind bereits bekannt. Diese-Verfahren ergeben besonders gute
bakteriologische Effekte und haben den weiteren Vorteil, der Flüssigkeit ihren ursprünglichen
Charakter zu erhalten. Die lebenswichtigen Stoffe, wie Fermente, Vitamine, Enzyme,
genuine Eiweißstoffe, werden nicht verändert. Zufolge der Schnelligkeit des Vorganges
lassen sich aber auch höhere Temperaturen schnell erreichen und gut anwenden, was
z. B. bei Herstellung gewisser Käseprodukte erwünscht ist. Die Zerstäubungsapparate
haben nur den Nachteil, daß große Leistungen große Dimensionen erfordern, 'so daß
die Apparate viel Platz zur Aufstellung benötigen, mithin die Kosten sehr hoch werden.
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Diese geschilderten Nachteile will nun die vorliegende Erfindung beseitigen,
die außerdem noch den Vorteil hat, daß neben Erzielung großer Stundenleistung verhältnismäßig
nur kleine Zerstäubungsapparate notwendig sind, die überall leicht zur Aufstellung
gelangen können.
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine weitere Ausgestaltung der
bereits erwähnten Zerstäubungsverfahren dadurch, daß die Flüssigkeit bereits vor
der Zerstäubung erhitzt wird, zum Zwecke, die Viskosität derselben zu beeinflussen
und die in der Flüssigkeit vorhandenen Keime schon vor der Zerstäubung größtenteils
zu vernichten, somit den Zerstäubungsraum selbst in seiner Arbeitsleistung zu entlasten
und das ganze Verfahren wirtschaftlicher und sicherer in der Abtötung der Keime
bei großen Flüssigkeitsmengen ausgestalten zu können.
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Zur Ausübung des Verfahrens wird die Flüssigkeit zunächst in der Masse,
also in beliebig dicken Schichten, der Haupterhitzung unterworfen und im Anschluß
hieran zerstäubt. Es ist dabei gleichgültig, in welcher Art und mit welcher Apparatur
diese Haupterhitzung erfolgt, also ob in Durchflußapparaten bekannter oder neuer
Art, in üblichen Pasteuren, Druckerhitzern, offenen oder geschlossenen Behältern,
in Röhren o. dgl., Berieselungserhitzern oder schließlich in den bekannten Dauerwannen.
Zweckmäßig wird man darauf achten, die Erhitzung möglichst schnell durchzuführen,
damit keine Zersetzung der zu pasteurisierenden Flüssigkeit stattfindet. Dies entspricht
ja auch dem Wesen des Verfahrens. Bei Anwendung der Dauererhitzung wird wesentlich
an Zeit gespart, da die Flüssigkeit nur etwa °/3 der üblichen Zeit in den Wannen
zu verbleiben braucht. Was weiterhin als Zerstäubungsmittel benutzt wird, ist für
das Wesen der Neuerung auch ohne Belang. Es ist also gleichgültig, ob die Versprühung
mittels Düsen beliebiger Ausgestaltung, mit Hilfe von Kapillaren oder Zentrifugalvorrichtungen
bewirkt wird, die Hauptsache ist, daß sämtliche Flüssigkeitsteilchen durch Versprühung
nochmals für Sekunden
einer den Bakterien schädlichen Hitzewirkung
ausgesetzt -werden. Hierdurch werden, da die Flüssigkeit zerrissen, zerstäubt, vernebelt
wird, auch die Keime freigelegt, die sich bis dahin der Hitzeeinwirkung entziehen
konnten, beispielsweise dadurch, daß sie in Schleimschichten eingeschlossen waren.
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Die Erhitzung kann nun derart erfolgen, daß man beispielsweise in
der Masse auf 6o' C erwärmt und dann bei 750 C versprüht. Andererseits kann
man auch gleich in der Masse auf höhere Temperatur erhitzen, beispielsweise
75' C, und während der Versprühung diese Temperatur beibehalten. Zufolge
der guten Durchwirbelung bzw. Unterteilung der Flüssigkeit kann sogar .die Endtemperatur
niedriger als die angeführten 75° C sein, und trotzdem können noch gute bakteriologische
Wirkungen erzielt werden. Die Unterschiede des vorliegenden Zerstäubungsverfahrens
im Vergleich mit den bekannten bestehen also darin, daß der in Unterteilung befindlichen
Flüssigkeit nicht plötzlich die gesamte Wärmemenge zwecks Erreichung der Pasteurisiertemperatur
zugeführt werden muß, sondern nur noch ein Teil, was bei gleichen bakteriologischen
Wirkungen bessere Wärmeausnutzung und kleinere Apparaturen ermöglicht und weiterhin
Nachteile, wie Festsetzen von Flüssigkeitsteilchen usw., verhindert.
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Die Vorteile des neuen Verfahrens bestehen somit in einer wesentlichen
Verkürzung der Zeit des gesamten Pasteurisierprozesses, in einer wesentlichen Beschleunigung
des gesamten Vorganges, fernerhin in einer großen Sicherheit der restlosen Abtötung
aller Keime und in einer großen Ersparnis an Dampf als Wärmequelle und an Kraft,
was sich besonders bemerkbar macht, wenn als Haupt- oder Ersterhitzungsart die Dauererhitzung
zur Anwendung kommt.
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Die vorliegende Erfindung gewährleistet erstmalig zufolge der mit
der Vorwärmung verbundenen, oben geschilderten Entlastung des Zerstäubungsbehälters
und der leichteren Zerstäubungsmöglichkeit erwärmter Milch, auch für große Flüssigkeitsmengen
die Vorteile der Zerstäubungsverfahren auszunutzen und diese selbst noch sicherer
als bisher zu gestalten. Eine wirksame Schichtenerhitzung allein verändert bekanntlich
die Milch hinsichtlich ihrer biologischen Werte. Durch die Art der vorliegenden
Kombination wurde aber ermöglicht, ein entkeimtes Produkt mit unveränderten biologischen
Eigenschaften zu erzielen; denn Schichten- und Zerstäubungsverfahren konnten in
Zeit, Dauer der Wärmeeinwirkung und Höhe der angewandten Hitzegrade wesentlich herabgesetzt
werden und können in dieser Kombination unter Verhältnissen zur Anwendung kommen,
unter denen jedes, für sich ausgeübt, keine guten Wirkungen zu vollbringen vermöchte.
Das Verfahren ist nicht nur besonders gut für Milch geeignet, sondern gleichfalls
für alle anderen Produkte, die einerseits pasteurisiert werden sollen, denen man
aber andererseits ihre biologischen Werte erhalten will, wie Serum, Most und sonstige
alkoholfreie Obst- und Fruchtsäfte.