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Weitere Ausbildung des Verfahrens zum Schmelzen von Glas nach Patent
484594 Gegenstand des Hauptpatents ist ein Verfahren zum Schmelzen von Glas unter
Verwendung von Alkalisalzen oder ähnlichen leicht schmelzbaren Stoffen, bei welchem
das pulverige Gemenge nicht sogleich der zur Schmelzung- bzw. Glasbildung ausreichenden
Temperatur ausgesetzt wird, sondern in einem vorbereitenden Arbeitsgang lediglich
einer zur Bindung des Glaspulvers ausreichenden Erhitzung mit so langsamem und nur
so weit gehendem Temperaturanstieg unterworfen wird, daß durch das ganze Gemenge
hindurch die unterhalb der Bildungstemperatur des Glases möglichen Umsetzungen-
gleichmäßig eintreten und die etwa entstehenden Reaktionsgase vollständig entweichen,
bevor das eigentliche Schmelzen eintritt.
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Bei diesem Verfahren tritt ein frühzeitiges Entweichen der in dem
Gemenge enthaltenen bzw. sich aus diesem bildenden Gase ein, und die Folge hiervon
ist, daß ein solches vorgesintertes Gemenge beim Übergang zum eigentlichen Schmelzen
vollkommen ruhig ohne weitere Gasentwicklung schmilzt.
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Dies ist an sich einerseits ein beträchtlicher Vorteil des Verfahrens
nach dem Hauptpatent, weil die ungeregelte stürmische Entgasung, die beim Schmelzen
eines nicht vorgesinterten Gemenges eintritt, wegfällt, bedingt andererseits jedoch,
wie sich bei der weiteren Durcharbeitung des Verfahrens nach dem Hauptpatent gezeigt
hat, Maßnahmen, um die vollständige Läuterung des Glasflusses zu sichern, die besonders
vorteilhaft mit Hilfe von die Schmelze durchdringenden Gasen erfolgt. Es ist zu
diesem Zwecke bereits vorgeschlagen worden, Gase bzw. Luft in die Schmelze einzublasen;
die Anwendung dieses Hilfsmittels bedingt aber Schwierigkeiten in der Fabrikation,
weil es nicht leicht ist, bei den in Frage kommenden hohen Temperaturen die künstliche
Einführung der Gase einwandfrei vorzunehmen.
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Durch das Verfahren nach der vorliegenden Erfindung wird diese Schwierigkeit
in denkbar einfacher und wirtschaftlicher Weise gelöst. Es wird hiernach in der
Weise gearbeitet, daß man dem der Vorsinterung und dem nachträglichen Schmelzen
nach Patent 484 594 zu unterwerfenden Gemenge von vornherein schwer zersetzbare
oder verdampfbare Stoffe zusetzt. Diese Stoffe werden durch die bei der Vorsinterung
auftretenden verhältnismäßig niedrigen Temperaturen überhaupt nicht oder doch nur
in geringem Maße beeinflußt und gehen erst beim Schmelzen des Gemenges, also bei
Temperaturen von etwa iooo° und darüber, ganz oder teilweise
in
Gas- bzw. Dampfform über. Sie bilden hierbei die für die Läuterung der Schmelze
so erwünschten Gasperlen, welche durch wahlweise zugesetzte Mengen an schwer zersetzbaren
bzw. verdampfbaren Stoffen regelbar sind, so daß sich der Läuterungsvorgang wesentlich
günstiger und vor allen Dingen besser regelbar vollzieht als bei den bekannten Verfahren
und auch bei dem Verfahren nach dem Hauptpatent, auch wenn man bei diesen Verfahren
künstlich Gase in die Schmelze einbläst.
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Als solche schwer zersetzbaren Stoffe eignen sich insbesondere Sulfate,
die bei den in Frage kommenden Temperaturen in Oxyd und So3 bzw. So2+O2 zerfallen
und von diesen wieder in erster Linie die Sulfate der Alkalien und Erdalkalien.
Außerdem können auch Chloride Verwendung finden, die bei den in Frage kommenden
Temperaturen sich nicht zersetzen, sondern in Dampfform übergehen. Die hierbei erzielte
Wirkung der Bildung von Gasblasen im Schmelzfluß ist, soweit sie für die vorliegende
Erfindung von Bedeutung ist, die gleiche. Die dem Gemenge zuzusetzenden Mengen an
den genannten, als Läuterungsmittel wirkenden Stoffen sind gering, geringer als
bei dem bisher bekannten Schmelzverfahren erforderlich. Es genügt zur Durchführung
des Verfahrens beispielsweise bereits ein Zusatz von r bis 3 % Calciümsulfat.
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Die Rolle solcher Zusätze ist zwar bei der allgemein üblichen Art
des Glasschmelzens bekannt; aber sie kommt hierbei nicht voll zur Wirkung, da ein
Teil der Läuterungsmittel sich bereits zersetzt oder verflüchtigt hat, bevor die
vollständige Umsetzung der übrigen Gemengebestandteile erfolgt und das Gemenge durchgeschmolzen
ist.
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Durch Verknüpfen des Vorsinterns mit dem Zusatz von schwer zersetzbaren
bzw. schwer verdampfbaren Gemengebestandteilen bedingt es, in der Vorsinterungsperiode
diese Stoffe praktisch unverändert im Sinterprodukt zu erhalten und sie in der eigentlichen
Schmelzend Läuterungsperiode zu voller und energischer Gasentwickelung zu bringen,
die in ihrer Läuterungswirkung alles bisher bekannte überragt.