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Flachwirkmaschine mit aus einzeln bewegbaren Hilfsnadeln bestehender
IVlustervorrichtung Der Gegenstand der Erfindung bildet eine Vorrichtung für Flachwirkmaschinen,
mit welcher man sowohl Petinetmuster (sogenannte durchbrochene Muster) als auch
Preßniuster (sogenannte Köpermuster) oder auch beide Musterungsarten in ein und
dasselbe Warenstück arbeiten kann.
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Flache Wirkmaschinen mit aus einzeln bewegbaren Hilfsnadeln bestehender
Mustervorrichtung, bei welcher die Hilfsnadeln auf die Decker zur Herstellung von
Petinetmustern einwirken, sind bekannt, ebenso sind auch Vorrichtungen zum Arbeiten
von Preßmustern bekannt. Diese bekannten Vorrichtungen sind jedoch insofern unpraktisch
und .unwirtschaftlich, als auf Maschinen mit Petineteinrichtung nur Petinetmuster
hergestellt werden können, während auf Maschinen mit Preßmustereinrichtung nur Preßmuster
hergestellt-werden können. Wollte man auf derselben Maschine beide Musterungsarten
anwenden, so sind zwei getrennte Vorrichtungen notwendig, welche aber die Maschine
derart verwikkelt und teuer machen, daß ihre Verwendung in der Praxis ausgeschlossen
ist. Außerdem wird natürlich durch die doppelte Vorrichtung auch das Arbeiten auf
einer solchen yläschine sehr torsicher und unvollkommen.
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Das Wesen der vorliegenden Erfindung besteht nun darin, da.ß die bei
der Herstellung von Petinetmustern sowie beim Mindern -und Weitern zwecks Formveränderung
des Warenstückes auf die Decknadeln einwirkenden Hilfsnadeln bei der Herstellung
von Preßmustern sowie beim. zeitweiligen Außerbetriebsetzen bestimmter Nadelgruppen
auf die Stuhlnadeln einwirken.
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Dadurch wird einerseits ein. wesentlich vereinfachter Aufbau der Maschine
erreicht, andererseits aber können auf ein und derselben Maschine .ohne Beeinträchtigung
der Arbeitssicherheit beide Musterungsarten hergestellt werden.
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Hierbei können die Hilfsnadeln entweder auf die Decknadeln oder auf
die Stuhlnadeln in beliebiger Auswahl je nach dem zu arbeitenden Muster und auch
zur Formveränderung des Warenstückes beim Mindern oder Erweitern sowie beim zeitweiligen
Außerbetriebsetzen bestimmter Nadelgruppen einwirken.
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Einige Ausführungsbeispiele der Vorrichtung nach der Erfindung sind
in der Zeichnung schematisch dargestellt.
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Abb. r zeigt die verschiedenen Arbeitsteile einer flachen Kulierwirkmaschine
in ihrer Normallage.
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Abb. 2 und 3 zeigen die Arbeitsteile beim Arbeiten von Preßmustern,
während Abb. q. und 5 die Arbeitsteile beim Deckvorgang, also bei, der Herstellung
von Petinetmustern, zeigen.
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Abb.6 zeigt eine besondere Ausführungsform der Hilfsnadeln mit den
Stuhlnadeln, während Abb. 7 eine besondere Ausbildung der Hilfsnadeln veranschaulicht.
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Abb. 8 zeigt die Arbeitsteile beim Arbeiten
von Preßmustern,
wobei, die Haken der Stuhlnadeln durch die Hilfsnadeln zugepreßt werden.
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Abb. 9 zeigt .die -Arbeitsteile bei der Herstellung von Petinetmustern,
wobei durch die Hilfsnadeln bestimmte Stuhlnadeln aus dem Bereich der Decknadeln
gedrückt werden.
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Dabei ist i die Stuhlnadel, 2 die Stuhlnadelb.arre, 3 der Platiüenkopf,
4 die Platine, 5 die Abschlagplatine, 6 die Decknadel, 7 der Deckrechen, 8 die Hilfsnadel,
9 das Nadelbett für die Hilfsnadeln 8, in welchem dieselben einzeln beweglich angeordnet
sind, itmd io ist die Preßkante des Platinenkopfes 3, an welcher, wie bekannt, die
Haken der Stuhlnadeln i zugepreßt werden, wenn die alte Maschenreihe über die neukulierten
Fadenhenkel hinweggebracht werden soll. Die Hilfsnadeln 8 sind, -wie schon erwähnt,
in dem Nadelbett 9 einzeln beweglich gelagert und stehen unter Einwirkung einer
Jac,quardvorrichtung. Letztere gestattet, bestimmte, dem zu ,arbeitenden Muster
entsprechende Hilfsnadeln 8 in Richtung des Pfeiles. anzuheben .und dieselben auf
die übrigen Arbeitsteile, insbesondere die Stuhlnadeln i bzw. die Decknadeln 6,
einwirken zu lassen. Selbstverständlich- ist -.auch das Hilfsnadelbeti 9_'- in-
bekannter` Weise beweglich im Gestell der Maschine ,angeordnet, so daß - die gehobenen
Hilfsnadeln 8 bei- der Musterbildung genau den Bewegungen der übrigen Arbeitsteile
folgen können.
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Um ein vollkommen sicheres Zusammenarbeiten der Hilfsnadeln mit den
Stuhl- bzw. den Decknadeln zu erreichen, sind die Hilfsnadeln 8, wie in Abb. 6 in
vergrößertem M aßstabe gezeigt, an ihrem oberen, nach vorn -umgekröpften Ende mit
einer Anlagefläche, z. B. einer Aushöhlung i i, versehen, in welche sich die Stuhl-
bzw. die Decknadel beim Arbeiten an- oder einlegen kann.
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Ohne aus dem Rahmen der -Erfindung herauszutreten, kann man die Hilfsnadeln
aber auch nach Abb. 7- ausbilden. An dem vorderen Bogen der Hilfsnadel ist dann
wieder eine Anlagefläche, z: B. eine Aushöhlung i i, für die Stuhlnadeln vorgesehen.
-Das obere, nach hinten umgebogene Ende jedoch ist mit einer löffelartigen Vertiefung
versehen, in welche sich die Spitzen der Decknadeln beim Decken einlegen können.
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An Hand der Abb.2 .und 3 soll nun zunächst die Wirkungsweise der Vorrichtung
beim Arbeiten von Preßm_ untern beschrieben werden.
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Wenn eine neue Maschenreihe kullert ist, bewegt sich bekanntlich,
wie in Abb.2 dargestellt, die Nadelbarre 2 mit ihren Stuhlnadeln i nach unten -
und gleichzeitig auch so weit auf die Preßkante i o des Platinenkopfes 3 zu, daß
die Haken der Stuhlnadeln i zugepreßt werden und die auf den Stuhlnadeln befindlichen
,alten Maschen über den Nadelhaken gleiten rund abgeworfen werden. Dabei werden
dann die neukulierten Fadenhenkel durch die alten Maschen hindurchgezogen und so
zur fertigen Maschenreihe umgeformt.
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Sobald die Abwärtsbewegung der Stuhlrudeln i beginnt, tritt auch die
Jacquardvorrichtung in Tätigkeit und hebt alle die Hilfsnadeln 8 in die in Abb.
3 gezeichnete Lage, welche .sich denjenigen Stuhlnadeln gegenüber befinden, ,aufweichen
Mustermaschen gebildet werden .sollen. Die gehobenen Hilfsnadeln 8 drücken nun mit
ihrem .oberen Ende auf die gegenüberliegenden Stuhlnadeln i und verdrängen dieselben
ein wenig aus ihrer Richtung in die in Abb.3 gezeichnete Lage, so daß diese also
mit ihren Haken nicht bis an die Preßkante io des Platinenkopfes.3 herankommen können,
mithin auch ihre alten Maschen nicht über die Haken abwerfen, da die betreffenden
Maschen unter die Haken gelangen. Es erden sich infolgedessen auf diesen Stuhlnadeln
die bekannten Doppelmaschen bilden. Da die Auswahl der auf die Stuhln.adein drückenden
Hilfsnadeln 8 durch die Jacquardvorrichtung -erfolgt, - kann also jedes gewünschte
Muster auf diese Weise hergestellt werden.
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Ferner hat man auch die Möglichkeit, beim Arbeiten von Preßmustern
nach Abb. 8 vorzugehen, wobei die Nadelbarre mit den Stuhlnadeln i beim Pressen
nicht; wie in Abb.2. bis an die Preßkante i o des Platinenkopfes 3 herangeht, sondern
wobei die Haken der Stuhlnadel i durch die --Hilfsnadeln 8 zugepreßt werden. Alle
Hilfsnadeln 8, welche solchen Stuhlnadeln zugehören, die mustern, also nicht
,abpressen sollen, bleiben dann in ihrer Normallage, während alle übrigen angehoben
werden, um die Stuhlnadeln i an Stelle der Preßkante i o zur- gewöhnlichen Maschenbildung
abzupressen.
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Der Vorgang beim Decken, also bei der Herstellung von Petinetmustern,
geschieht in bekannter Weise, wie in Abb. 4 .und 5 dargestellt.
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Die Ware hängt mit ihrer zuletzt gebildeten Maschenrehe auf den Stuhlnadeln
i (Abb. 4).
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Vor dem Kulieren der nächsten Maschenreihe wird nun erst der bekannte
Deckvorgang eingeschaltet. Genau wie beim Arbeiten von Preßmustern werden auch beim
Petinetdecken die zur Musterbildung bestimmten Hilfsnadeln - durch die Jacquardvorrichtung
ausgewählt. Zu diesem- Zwecke werden wieder die dem Muster entsprechenden Hilfsnadeln
8 in Richtung des- Pfeilers (Abb, 5)
angehoben. Außerdem wird ,auch
das ganze Hilfsnadelbett 9 derart nach oben bewegt, daß die gehobenen Hilfsnadeln
8 mit ihrem oberen Ende in den Bereich der Decknadeln gebracht werden. Dadurch werden
die Decknadelspitzen in die Zaschen oder Aushöhlungen der Stuhlnadeln i (Abb.5)
gedrückt, und bei der nun folgenden Abwärtsbewegung der Stuhlnadeln folgen die Decknadeln
6 sowie die Hilfsnadeln 8 genau den Bewegungen der Stuhlnadeln i, bis die Maschen
von den Stuhlnadeln auf die Decknadeln übergeglitten sind. Die Hilfsnadeln 8 gehen
darauf in ihre Ruhelage zurück, während bei dem weiteren Tiefgang' der Stuhlnadeln
i und Decknadeln 6 die betreffenden Maschen von ihren Stuhlnadeln gehoben und durch
entsprechende Bewegungen der Stuhl- und Decknadeln und durch Seitwärtsverschieben
der letzteren nach links oder rechts auf andere Stuhlnadeln verhängt werden.
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Man kann aber auch in ebenfalls bekannter Weise unter Benutzung von
Hilfsnadeln nach Abb. 7 so vorgehen, daß man durch die angehobenen Hilfsnadeln die
Decknadeln 6 verhindert, sich mit ihren Spitzen in die Zaschenoder Aushöhlung der
Stuhlnadeln i einzulegen und die Maschen von diesen abzuheben, indem sich die Decknadeln
6 in die löffelartigen Ausbildungen 12 der Hilfsnadeln 8 einlegen .und so von den
Stuhlnadeln i abgehalten werden. Hierbei: müssen die Hilfsnadeln ,an ihrem vorderen
Bogen mit einer Anlagefläche, z. B. einer Aushöhlung. i i, versehen sein, in welche
sich beim Arbeiten von Preßmustern die Haken der Stuhlnadeln oder die Stuhlnadeln
selbst an- oder einlegen können. Bei dieser Ausführung ist es dann notwendig, die
jacquardvorn:chtung so auszubilden, daß beim Petinetdecken diejenigen Hilfsnadeln
8 angehoben werden, welche den nichtmusternden Decknadeln 6 zugeordnet sind. Die
Hilfsnadeln der an der Musterbildung teilnehmenden Decknadeln dagegen verbleiben
in ihrer Normallage, so daß diese Decknadeln sich ihren Stuhlnadeln nähern und die
Maschen von letzteren abheben können.
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Nach vorliegender Erfindung ist weiterhin die Möglichkeit gegeben,
beim Decken nicht, wie vorstehend beschrieben und wie beispielsweise in Abb. 5 dargestellt,
die Hilfsnadeln 8 auf die Decknadeln 6 ,einwirken zu lassen, sondern, wie in Abb.
9, auf die Stuhlnadeln. Die Bewegung der Deckmaschine muß dann so gehalten sein,
daß alle Decknadeln 6, deren Stuhlnadeln i nicht zurückgedrängt werden, die -entsprechenden
Maschen von ihren Stuhlniideln .abheben, die Maschen der zurückgedrängten Stuhlnadeln
aber von den Decknadeln nicht erfaßt werden können.
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Es ist .also zu ersehen, daß durch die Erfindung eine und dieselbe
Vorrichtung bei der Musterbildung (und selbstverständlich auch beim Mindern oder
Erweitern zwecks Formveränderung des Warenstückes sowie beim zeitweiligen Außerbetriebsetzen
bestimmter Nadelgruppen) sowohl ,auf die Stuhlnadeln i als ,auch auf die Decknadeln
6 einwirken kann und hierbei die verschiedensten Möglichkeiten zur Ausbildung des
Erfindungsgedankens gegeben .sind. Die beschriebenen rund in den Abbildungen dargestellten
Möglichkeiten können daher ,auch nur als Ausführungsbeispiele betrachtet werden,
denn die nähere Ausgestaltung .der Mustervorrichtung mit ihren Nadeln sowie auch
deren Bewegungen beim Zusammenarbeiten mit den übrigen Arbeitsteilen wird .sich
ganz nach der übrigen Konstruktion ,Lind Arbeitsweise der Maschine richten. Immer
bleibt das Wesen der Erfindung die Verwendung nur einer einzigen Vorrichtung mit
einzeln beweglichen Hilfsnadeln beim Arbeiten von Pennet- und Preß.musterungen ,auf
ein ,und derselben Maschine. Damit ist aber auch die Möglichkeit ohne weiteres gegeben,
beide Musterungsarten in demselben Warenstück miteinander zu verbinden und hierdurch
die verschiedensten Wirkungen zu erzielen.