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Verfahren zum Ölen von Kunstfasern aus Cellulosederivaten Bei der
Herstellung von Kunstfäden aus Cellulosederivaten ist es üblich, dem Faden, gewöhnlich
schon in Verbindung mit dem Spinnprozeß, eine Ölung zu geben, die das Kapillarfadenbünd@el
schließt und insbesondere die schädliche, durch Reibung entstehende elektrische
Aufladung verhüten soll. Man hat gefunden, daß es zur Verbesserung des Fadenschlusses
und zur Verminderung der Reibung vorteilhaft ist, Öle von höherer Viskosität zu
verwenden, als sie die natürlichen, animalischen oder vegetabilischen Öle aufweisen.
Dementsprechend sind für diesen Zweck z. B. oxydierte Öle vom Typ des geblasenen
Rüböles oder Cottonöles vorgeschlagen worden. Auch gekochtes oder geblasenes Rizinusöl
ist schon verwendet worden.
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Es ist wesentlich, daß das aufgetragene 01 weder sofort noch beim
Lagern zu einem Klebrigwerden der Fäden Veranlassung gibt, und daß es sich leicht,
auch nach längerer Zeit, mit der üblichen kurzen Seifenwäsche bei etwa q.0° wieder
entfernen läßt. Dieser letzteren Forderung genügen die genannten Ole im allgemeinen;
mehr zu wünschen übrig lassen sie in bezug auf Klebrigkeit, die besonders bei der
Verarbeitung auf Wirkmaschinen störend sein kann.
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Es wurde nun gefunden, daß man die den geblasenen Ölen noch anhaftenden
Nachteile vermeiden kann, wenn man an ihrer Stelle saure oder neutrale Öle vom Typ
der Estolide bzw. deren Veresterungsprodukten mit ein-oder mehrwertigen Alkoholen
für sich allein oder besser in Mischung mit anderen Ölen, wie Palmkernöl, Klauenöl,
Kokosöl, zur Ölung der Fäden verwendet. Mit Estoliden bezeichnet man Kondensationsprodukte,
die durch esterartige Verkettung zweier oder mehrerer höherer Oxyfettsäuren entstanden
sind. Die ersten, natürlichen Vertreter dieser Körperklasse sind von Bougault &
Bourdier (Compt. rend. 47, S. 1311) in den Koniferenwachsen aufgefunden worden.
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Synthetische, technisch wertvolle Produkte dieser Art haben G r ü
n und Mitarbeiter durch Erhitzen von Oxyfettsäuren, wie Oxystearinsäure, Dioxystearinsäure
und Rizinolsäure, erhalten. Durch Veresterung dieser Estersäuren mit ein- oder mehrwertigen
Alkoholen entstehen viskose Öle, die für die Zwecke der Erfindung besonders geeignet
sind. (Vgl. K. H. B a u e r, Fette und Öle, 1928, S. 8o, 1o8 und 386.) Vorzugsweise
geeignet sind diejenigen Estolidverbindungen, welche sich von gesättigten Oxyfettsäuren
ableiten. Solche können durch Kondensation der gesättigten Oxyfettsäuren oder durch
nachträgliche Hydrierung von Kondensationsprodukten aus ungesättigten Oxyfettsäuren,
z. B. Rizinolsäure, erhalten werden. Die estolidartigen Öle oder deren Mischungen
mit anderen Ölen ergeben einen sehr gut geschlossenen, glatten, schlüpfrigen, aber
nicht klebenden Faden und haben weiter vor Gemischen mit geblasenen Ölen den Vorzug
einer noch wesentlich gesteigerten Emulgierbarkeit.
Es ist deshalb
möglich, nicht nur sehr beständige Emulsionen in Seifenlösungen u. dgl: herzustellen,
sondern man kann diesen Emulsionen ohne Schaden auch andere weniger leicht emulgierbare
Substanzen, z. B. Mineralöle, zusetzen. Dieser Umstand ist besonders für Wirkzwecke
wichtig, weil der Zusatz von Mineralölen zu Mischungen viskoser, fetter öle die
Gleitfähigkeit der Fäden sehr verbessert. Obwohl dieser Zusammenhang bekannt war,
vermied man bisher den Zusatz von Mineralölen nach Möglichkeit, weil man Schwierigkeiten
beim Auswaschen befürchtete, die aber bei den erfindungsgemäß hergestellten Mischungen
nicht mehr eintreten können. Dies gilt in gleicher Weise, wenn man, wie beim Trockenspinnen
vorzugsweise üblich, das Öl bzw. Ölgemisch nicht in Form .einer Emulsion, sondern
als solches oder gelöst in organischen Lösungsmitteln auf die Fasern aufbringt.
In diesem Fall empfiehlt es sich, den ölen zur weiteren Verminderung des elektrischen
Aufladungsvermögens entsprechend einem früheren Vorschlag Aminseifen in passender
Menge zuzusetzen. Die nachträgliche Entfernung der Ölung wird durch diese Zusätze
noch weiter erleichtert. Beispiele i. Die Mischung besteht aus: Pälmkernöl 6o Teilen,
Estolidglycerid A, ein Erzeugnis, das durch Anhydrisierung von i2-Oxystearinsäure
und nachträgliche Veresterüng mit Glycerin entstanden ist. (Abso-Tute Zähigkeit:
1120°'-23, Jodzahl 4,9. Säurezahl 3,0) 3o Teilen, Olein 7,5 Teilen, Triäthylolamin
2,5 Teilen.
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Diese Mischung wird zum ölen von Kunstseide aus Acetylcellülose an
der Spinnmaschine benutzt.
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2: Die Mischung besteht aus: Palmkernöl 3o Teilen, Estolidglycerid
B, ein in derselben Weise wie Estolid A gewonnenes Erzeugnis aus Rizinolsäure. (Absolute
Zähigkeit: 77 20':=:25, Jodzahl 88,o. Säurezahl 4,5) 3o Teilen, Paraffinum liquidum
3o Teilen, Olein 7,5 Teilen, Triäthanolamin 245 Teilen, Schwerbenzol 40o
Teilen.
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Nach dem Naßspinnverfahren hergestellte feinfädige Acetatseide wird
in dieser Lösung imprägniert, abgesehleudert und getrocknet. Das imprägnierte Material
wird für Wirkzwecke verwendet.