DE5152A - Verfahren zur Entphosphorung des Eisens durch Behandlung desselben im flüssigen Zustande mit flüssigen Haloidsalzen der Erdalkalimetalle bei Abschlufs der Luft und aller oxydirend wirkenden Agentien, sowie unter Nutzbarmachung der dabei auftretenden Nebenprodukte - Google Patents

Verfahren zur Entphosphorung des Eisens durch Behandlung desselben im flüssigen Zustande mit flüssigen Haloidsalzen der Erdalkalimetalle bei Abschlufs der Luft und aller oxydirend wirkenden Agentien, sowie unter Nutzbarmachung der dabei auftretenden Nebenprodukte

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J. barnstorf, Chemiker, und H. schulzeberge, Ingenieur, in Oberhausen II. a. d. Ruhr

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1877.
Klasse 18-
J. BARNSTORF und H. SCHULZE-BERGE in OBERHAUSEN II. a. d. Ruhr.
Verfahren zur Entphosphorung des Eisens durch Behandlung desselben im flüssigen Zustande
mit flüssigen Haloidsalzen der Erdalkalimetalle bei Abschluß der Luft und aller oxydirend
wirkenden Agentien, sowie unter Nutzbarmachung der dabei auftretenden Nebenproducte.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 5. October 1877 ab.
Das flüssige, phosphorhaltige Eisen wird direct beim Abstechen aus dem Hochofen oder nach dem Umschmelzen, der Bessemer-Stahl, nachdem derselbe vollständig fertig geblasen ist, der Martinstahl und das Flufseisen ebensowohl in flüssigem Zustande von einem besonderen feststehenden oder beweglichen Apparat aufgenommen. Derselbe mufs die flüssigen Metalle möglichst vor Abkühlung schützen und so eingerichtet sein, dafs er eine -Fernhaltung der Luft und anderer Körper, die oxydirend wirken können, ermöglicht und ein regulirbares continuirliches Durchtreiben flüssiger Haloidsalze der Erdalkalimetalle vom Boden aus in feinster Zertheilung gestattet.
Unter oxydirenden Körpern, deren Fernhalten nothwendig ist, verstehen wir solche, welche bei der Schmelzhitze des Eisens an das sich bildende Phosphorcalcium, Phosphorbarium, Phosphorstrontium oder Phosphormagnesium Sauerstoff abgeben können. Es gehören dahin aufser atmosphärischer Luft noch Wasserdampf, Kohlensäure, Kohlenoxyd, Eisenoxydul, Eisenoxyd und andere.
Eine Oxydation der Phosphide der Erdalkalimetalle durch dieselben macht jede Phosphorabscheidung unmöglich, indem durch Sauerstoffaufnahme aus den Phosphiden der Erdalkalimetalle zunächst ein phosphorsaures, phosphorig: saures oder unterphosphorigsaures Salz entsteht, dessen Säure sofort vom feurigflüssigen, kohlehaltigen Eisen reducirt wird, wobei der Phosphor wiederum ans Eisen geht und alkalische Erde (Kalk, Baryt, Strontian, Magnesia) zurückbleibt.
Diese Reaction kann man täglich am Hochofen beobachten, da sich constatiren läfst, dafs auch der in den Kalksteinzuschlägen als phosphorsaurer Kalk enthaltene Phosphor vom Eisen aufgenommen wird.
Ferner ist der Fall denkbar, dafs durch Zutritt nur geringer Quantitäten oxydirender Substanzen ein Gemenge von phosphorsaurem Kalk und Phosphorcalcium sich bildet, wenn die Entphosphorung mit Chlorcalcium vorgenommen wurde; es bleibt dann durch starke Glühhitze die Kalkerde in reinem Zustande zurück, während Phosphor frei wird und wieder ans Eisen geht. :
Aufserdem wirkt Kieselsäure nachtheilig, da sich deren Silicium bei Anwendung der Fluoride der Erdkalimetalle mit Fluor verflüchtigt und deren Sauerstoff das Metall zu einer alkalischen Erde oxydirt, wodurch eine grofse Menge des Entphosphorungsmittels unwirksam wird. Bei Anwendung der übrigen Haloidsalze der Erdkalimetalle schadet die Kieselsäure mindestens durch Verunreinigung der Nebenproducte. Man mufs also Bedacht darauf nehmen, das Eisen möglichst schlackenfrei zu halten.
Das Schmelzen der Haloidsalze der Erdalkalimetalle vor deren Benutzung geschieht zu dem Zwecke, um dem Eisen nicht zu viel Wärme zu entziehen und es recht lange flüssig zu erhalten. Vielleicht empfiehlt es sich, die angewendeten Salze aus gleichem Grunde zu überhitzen. Eine Regulirung und feine Zertheilung suchen wir beim Durchtreiben der Entphosphorungsmittel durch Anwendung besonderer Ventile zu erreichen, welche sich am Boden des Apparates befinden. Sollten sich Ventile nicht als praktisch bewähren, so kann die feine Zertheilung der flüssigen Haloidsalze der Erdalkalimetalle durch enge Düsen vom Boden des Apparates aus erfolgen und eine Regulirung durch gröfseren oder geringeren Druck bewirkt werden. Eine feine Zertheilung, welche infolge der Dünnflüssigkeit der Holoidsalze der Erdalkalimetalle wesentlich erleichtert wird, empfiehlt sich besonders aus dem Grunde, weil sich durch selbige die vollständigste Ausnutzung und kräftigste Einwirkung der Entphosphorungsmittel erreichen läfst. Aufser dem Apparat, der das flüssige Eisen aufnimmt, erfordert unser Verfahren einen zweiten zum Einschmelzen der Entphosphorungsmittel.
Für Hochofenwerke liegt es nahe, hierzu die sonst nicht verwerthbare Wärme der Schlacken zu benutzen. Bei der Ausführung dieser Idee dürfte es sich empfehlen, einen besonderen Herd aus feuerfestem Material zu bauen, in welchem die feurigflüssige Hochofenschlacke ein eisernes Gefäfs umfliefst. Will, man nun die Haloidsalze der Erdalkalimetalle schmelzen,
so bringt man sie in jenes Gefäfs und senkt es in die flüssige Schlacke. Ein derartiger Schmelzapparat kann, wenn er fest gemauert ist, gegen die corrodirende Einwirkung der Schlacken durch einen Mantel von feuerfestem Material geschützt werden, während ein solcher, welcher wieder herausgenommen werden soll, keine Bekleidung der eisernen Wandung haben darf und stark verjüngt sein mufs. Für den Fall, dafs diese Art des Einschmelzens sich nicht bewährt, oder keine Hochofenschlacke vorhanden ist, wie in Bessemereien und Puddelwerken, kann man leicht einen geeigneten Apparat anfertigen, durch welchen das Schmelzen, welches bei Rothglut erfolgt, sich ohne grofse Kosten ausführen läfst.
Ein solcher Apparat wird aber schwerlich in der Rothglühhitze so stark sein, dafs er den Druck auszuhalten vermag, welcher erforderlich ist, um die flüssigen Entphosphorungsmittel aus ihm heraus und durch das flüssige Eisen hindurchzutreiben. Aus diesem Grunde ist ein dritter Apparat erforderlich, der die flüssigen Haloidsalze der Erdalkalimetalle aufnimmt, bevor sie durch das flüssige Eisen getrieben werden, und der eine Prefsung von einigen Atmosphären aushalten kann. Die inneren Wandungen dieses Behälters müssen aus einem Material bestehen, welches auf die flüssigen Entphosphorungsmittel nicht zersetzend einwirkt. Da der Apparat den letzteren auch nicht zu viel Wärme entziehen darf, so mufs man ihn ferner vorwärmen können. Endlich ist es nöthig, dafs er sich luftdicht verschliefsen läfst, weil die Entphosphorungsmittel durch trockene comprimirte Luft oder durch ein sauerstofffreies, trocknes, comprimirtes Gas aus demselben herausgeprefst werden. Das Comprimiren der Luft kann bei Hochofenwerken zweckmäfsig durch eine hohe Wassersäule, welche man von der Gicht aus auf die in abgeschlossenen Räumen (Kessel, Gasometer) enthaltene Luft einwirken läfst, geschehen. In allen Fällen, wo das Comprimiren der Luft auf solche Weise Schwierigkeiten bereitet, ist ebenso gut eine Maschine oder Druckpumpe dazu verwendbar. Bei Bessemereien hat man ohnehin schon einen genügenden Winddruck.
Will man nun behufs Entphosphorung des Eisens vorstehend beschriebene Apparate in Thätigkeit setzen, so leitet man die comprimirte Luft, nachdem sie von Feuchtigkeit befreit ist, in den Apparat, der die flüssigen Haloidsalze der Erdalkalimetalle enthält. Hier drückt die Luft auf die Oberfläche des Entphosphorungsmittels, \velches infolge dessen durch ein angebrachtes Leitungsrohr nach dem mit flüssigem Eisen angefüllten Apparate getrieben wird. Die am Boden des letzteren befindlichen Ventile öffnen sich, die flüssigen Haloidsalze der Erdalkalimetalle gelangen durch dieselben fein zertheilt in das flüssige Eisen und steigen vermöge ihres geringen specifischen Gewichtes in die Höhe. Sie kommen auf diese Weise mit allen Theilen des Eisens in innige Berührung und werden dasselbe daher auch vollständig oder fast vollständig entphosphoren. Nachdem die genügende Quantität des Entphosphorungsmittels durchgetrieben ist, werden die Ventile geschlossen, die beiden Apparate von einander gelöst und das gereinigte Eisen, je nachdem Roheisen, Stahl oder Flufseisen dem Processe unterworfen war, in Bessemerbirnen, Puddelöfen , Siemens - Martinöfen weiter verarbeitet, oder in Coquillen abgelassen. Es ist von grofser Wichtigkeit, dafs bei unserem Verfahren der sämmtliche Kohlenstoff im Eisen bleibt; denn nur · auf diese Weise ist die Möglichkeit gegeben, fertigen Stahl oder Flufseisen im flüssigen Zustande von Phosphor zu reinigen. Die gleiche Bedeutung hat der Umstand, dafs keine Kohlenstoffabscheidung stattfindet für das entphosphorte Roheisen, da die weitere Verarbeitung desselben leicht ist und sich mit ziemlicher Sicherheit jede beliebige Stahl- oder Schmiedeisensorte durch Einmengen reiner Eisenoxyde oder reiner Erze in hierzu geeigneten Oefen herstellen läfst.
Das sich bildende Phosphorcalcium, Phosphorbarium, Phosphorstrontium, Phosphormagnesium bleibt, da wir jede Oxydation verhindern, unzersetzt über dem Eisen. Bei Ansammlung gröfserer Mengen fliefst es mit dem etwa unzersetzt gebliebenen Haloidsalze der Erdalkalimetalle in eine Vorlage ab.
Das Eisenchlorür ist flüchtig und verdichtet sich erst in einer zweiten Vorlage.
Jedes der Haloidsalze der Erdalkalimetalle kann einzeln für sich, oder in Gemischen mit den übrigen angewendet werden. Vielleicht benutzt man am zweckmäfsigsten ein Gemisch von zweien oder dreien derselben. Beispielsweise könnte ein Gemenge von Chlorcalcium und einigen Procenten Chlorbarium und Fluorcalcium weit günstiger wirken, als irgend ein Chlorid oder Fluorid für sich. Wir wünschen daher in der Auswahl der Entphosphorungsmittel auf keine Weise beschränkt zu sein.
Die Haloidsalze der Alkalimetalle, der Erdmetalle und der schweren Metalle äufsern im flüssigen Zustande auf flüssiges Eisenphosphid keine entphosphorende Einwirkung. Man kann sie aber erforderlichen Falls benutzen, um durch Zusatz derselben zu den Haloidsalzen der Erdalkalimetalle letztere leichter schmelzbar zu machen.
Der Beschreibung unseres Verfahrens haben wir Zeichnungen einiger Apparate beigegeben, durch welche dessen Ausführung ermöglicht wird, und erlauben wir uns, die Zeichnungen nachfolgend kurz zu erklären.
Fig. ι zeigt im Verticalschnitt zwei Pfannen. Die obere gleicht einer Gießpfanne, wie sie beim Bessemerprocesse gebräuchlich ist, und dient zur Aufnahme des flüssigen Eisens. Sie ist ausgekleidet mit einem feuerfesten Futter, welches von den' Haloidsalzen der Erdalkalimetalle und den sich bildenden Zersetzungs-
producten möglichst wenig angegriffen wird. Es eignen sich hierzu etwa Kalk, Magnesit, Graphit, Bauxit und ähnliche Körper mit thonigem Bindemittel. Der Boden dieser Pfanne, dessen äufsere Blechwandung gegen die Ausstrahlung der Wärme aus der unteren Pfanne durch eine Ueberkleidung von feuerfestem Material geschützt ist, zeigt im Verticalschnitt ein Ventil in geöffneter Stellung. Dasselbe dient zur Zuführung der flüssigen Haloidsalze und functionirt selbstthätig. Es öffnet oder schliefst sich, je nachdem unterhalb oder oberhalb des Ventils ein Ueberdruck stattfindet.
Statt dieses selbstthätigen Ventils kann auch ein von aufsen regulirbares Ventil, angebracht werden; es wird dann der Kegel, welcher den Zutritt der Entphosphorungsmittel regulirt, in gleicher Weise wie der den Abschlufs des Eisens schliefsende Stopfen geöffnet und geschlossen.
Die Anzahl und Anordnung der Ventile ist eine beliebige; der Horizontalschnitt, Fig. 2, zeigt deren drei. Jedes dieser Ventile ist mit drei Schrauben am Boden befestigt und ist das Auswechseln derselben mit keinerlei Schwierigkeiten verbunden. Vertical- und Horizontalschnitt zeigen ferner eine Ausflufsöffnung für das durchgetriebene, mit Phosphorcalcium, Schwefelcalcium, Siliciumcalcium oder mit den analogen Verbindungen des Bariums, Strontiums, Magnesiums gemengte Entphosphorungsmittel. Die Ausflufsöffnung läuft konisch zu, wodurch die Verbindung mit den Vorlagen, welche zur Ansammlung der äbfliefsenden und flüchtigen Zersetzungsproducte dienen, erleichtert wird. Ein Deckel vermindert die Ausstrahlung der Wärme an der Oberfläche des Eisens und begrenzt gleichzeitig den Raum über dem Eisen, so dafs eine Entfernung und Abhaltung der atmosphärischen Luft durch sauerstofffreie Gase ermöglicht wird. Diese, die atmosphärische Luft verdrängenden Gase, werden beim Beginn des Processes durch das in der Zeichnung eingezeichnete Rohr zugeleitet und können während des Processes durch die sich entwickelnden Eisenchlorürdämpfe zum Theil oder gänzlich ersetzt werden.
Die Oeffhung, welche an der Pfanne durch die Bewegung des Stopfens erforderlich ist, wird durch eine mit dem Schlitten verbundene, schieberartige Platte möglichst dicht geschlossen.
Die untere Pfanne dient zur Aufnahme der flüssigen Reinigungsmittel und ist ebenfalls mit feuerfestem Material von gleicher Eigenschaft wie das der oberen Pfanne ausgekleidet. Die Haloidsalze werden, nachdem sie eingeschmolzen sind, durch das mit Kugelgelenk versehene Rohr in die im Innern bis zu starker Rothglut vorgewärmte Pfanne geleitet. Das engere zweiarmige Rohr dient zur Zu- oder Ableitung der geprefsten Luft event, der sauerstoff freien Gasart. Die Pfannen werden durch Stifte mit Schliefsen auf einander befestigt, wobei eine plastische Zwischenlage, etwa Thon, zum Abdichten benuzt wird.
Dafs dieser Apparat zur Entphosphorung des Eisens sich mannichfaltig modificiren läfst, ist •selbstredend; es sei hier in dieser Beziehung nur erwähnt, dafs mehr oder weniger jeder Ofen oder Herd, sobald er das Fernhalten oxydirender Agentien dauernd oder zeitweise gestattet, die Ausführung unseres Verfahrens zuläfst. Es kann die das Eisen aufnehmende bewegliche oder transportable Pfanne durch einen feststehenden Ofen, oder durch einen Vorherd, wie etwa bei Krigar's oder Swain's Cupolofen ersetzt werden, und kann an Stelle des im Boden befindlichen Eisenabflusses mit dem die Pfanne von innen schliefsenden Stopfen ein einfaches seitliches Abstichloch angebracht werden. Statt der Ventile ist jede andere Einrichtung nutzbar, welche eine feine Zertheilung der flüssigen Haloidsalze der Erdalkalimetalle im flüssigen Eisen gestattet. Daher ist auch eine Benutzung rotirender Oefen nicht ausgeschlossen, wenn sie nur unter Abschlufs von Luft und oxydirenden Agentien gleichzeitig ein continuirliches, inniges Mischen der Entphosphorungsmittel mit dem flüssigen Eisen ermöglichen, und aufserdem ein Ableiten von Zersetzungsproducten gestatten. Nach Vornahme der sich hieraus ergebenden Abänderungen könnte sich beispielsweise der Seller'sche rotirende Puddelofen vollständig zur Entphosphorung des Eisens eignen, wie auch Siemens' Rotator.
Entgegengesetzt der in unserer Zeichnung angegebenen Anordnung kann die Pfanne mit den flüssigen Haloidsalzen auch über der das Eisen enthaltenden Pfanne stehen. Behufs Einführung der flüssigen Entphosphorungsmittel in das flüssige Eisen müssen dann aus dem Boden der oberen Pfanne Rohre bis nahe auf den Boden der unteren Pfanne reichen. Diese Rohre, die mit einer Lage von feuerfestem Material umgeben sind, tragen an ihrem nahe dem Boden befindlichen Ende Zertheilungsventile oder düsenartige Vorrichtungen, die von aufsen eine Regulirung der durchzutreibenden Entphosphorungsmittel und eine Schliefsung zulassen. Die zuletzt erwähnte Abänderung hat den Vortheil, dafs bei ihrer Anwendung ein Durchbrechen des Eisens aus der dasselbe enthaltenden Pfanne gänzlich ausgeschlossen ist und dafs die Bewegungen der Pfanne weniger behindert werden.
Fig. 3, 4, 5 veranschaulichen einen Schmelzofen zum Einschmelzen der Entphosphorungsmittel unter Benutzung der flüssigen Hochofenschlacken. Die eingezeichneten Pfeile markiren den ab- und aufsteigenden Lauf und die Vertheilung der Schlacken.
Der Schmelzapparat besteht aus einem stehenden ovalen Blechkessel, dessen Dimensionen so bemessen sind, dafs eine verhältnifsmäfsig
grofse Heizfläche entsteht und ein gleichmäfsiges Schmelzen der Haloidsalze, sowohl am Rande, wie im Innern stattfinden kann.
Gegen die corrodirende Einwirkung der Schlacken ist der Kessel durch eine dünne Bekleidung von feuerfestem Material geschützt-Das Schmelzen kann je nach dem Zuflufs der Schlacke intermittirend oder continuirlich betrieben werden; da das Chargiren, welches durch die verschliefsbare obere Oeffnung geschieht, ebenso wie das Ablassen der flüssigen Haloidsalze jederzeit erfolgen kann. Die Entphosphorungsmittel werden, nachdem sie flüssig geworden, aus diesem feststehenden Ofen, sei es durch comprimirte Luft, herausgetrieben, oder durch irgend eine andere Vorrichtung am Boden des Kessels abgelassen und dann vermittelst gelenkartig bewegbarer Rohre der zu ihrer Aufnahme bestimmten Pfanne zugeleitet.
Um den Schmelzofen aufser Thätigkeit zu setzen, mufs die Schlacke auch am Boden des Herdes entfernt werden können und dient hierzu die im Horizontalschnitt punktirte Oeffnung des Mauerwerks.
Durch die verschiedenen von uns vorgeschlagenen Einrichtungen wird man einestheils befähigt, grofse Mengen eines phosphorhaltigen Eisens auf einmal zu reinigen, anderentheils in den Stand gesetzt, wie schon angedeutet, sämmtliche Nebenproducte, die bei der Entphosphorung des Eisens nach unserem Verfahren entstehen, unzersetzt zu erhalten.
Daraus entspringen für das Verfahren drei grofse Vortheile.
1. Man kann die meisten der angewendeten Haloidsalze mit geringen Kosten fast vollständig wiedergewinnen. .
2. Man kann ohne Mühe den gesammten Phosphor des Eisens zur Bereitung von saurem phosphorsauren Kalk oder Phosphorsäure benutzen.
3. Man kann das verflüchtigte Eisen als Eisenoxyd wiedergewinnen.
Behufs Wiedergewinnung der Haloidsalze der Erdalkalimetalle mit Ausnahme der Fluoride und Cyanide der Erdalkalimetalle mengt man das entstandene Haloidsalz des Eisens, beispielsweise Eisenchlorür und gemahlenen Kalkstein (kohlensauren Kalk), oder gebrannten Kalk nach dem Aequivalentgewicht zusammen und setzt das Gemenge den Einflüssen der Witterung aus. Das Eisenchlorür verwandelt sich dann in Eisenoxyd und Eisenchlorid. Durch kohlensauren Kalk oder gebrannten Kalk wird letzteres unter gleichzeitiger Bildung von Chlorcalcium ebenfalls in Eisenoxyd umgesetzt, und wenn man nun die zersetzte Masse auslaugt, so erhält man Eisenoxyd und Chlorcalcium getrennt.
Bei Anwendung von Chlorcalcium als entphosphorendes Agens wird auf das unzersetzt durch das flüssige Eisen gegangene, mit Phosphorcalcium, Siliciumcalcium und Schwefelcalcium verunreinigte Chlorcalcium nach dem Erkalten Wasser gespritzt. Infolge dessen bildet sich aus dem Phosphorcalcium zum Theil unterphosphorigsaurer und phosphorsaurer Kalk, zum Theil Phosphorwasserstoff. Dieser verflüchtigt sich, jener bleibt ungelöst. Das Chlorcalcium löst sich aber auf und kann nach seiner Trennung vom Rückstand durch Eindampfen zur Trockne leicht wiedergewonnen werden. Ein Theil des Phosphors würde aber auf diese Weise verloren gehen, indem er als Phosphorwasserstoff entwiche. Sollte sich diese Verbindung nur in sehr geringem Mafse bilden, so liegt darin kein Nachtheil; anderenfalls mufs · man das Aufspritzen von Wasser in einem geschlossenen Behälter vornehmen und den entweichenden Phosphorwasserstoff durch Röhren fortleiten. Es lassen sich dann leicht Vorkehrungen treffen, welche es ermöglichen, den Phosphor des Phosphorwasserstoffes in nutzbarer Form zu gewinnen. Man kann ihn beispielsweise in besonderen Kammern vermittelst atmosphärischer Luft zu Phosphorsäure verbrennen, oder ihn durch Zusammenbringen mit Chlor in Chlorphosphor verwandeln.
In nachstehendem geben wir eine kurze Berechnung über den muthmafslichen Verbrauch an Chlorcalcium, wenn man dieses etwa allein zur Entphosphorung nach unserem Verfahren benutzen sollte. Wir nehmen dabei an, dafs das zu entphosphorende Eisen ein Roheisen mit 1,5 pCt. Phosphor, 0,5 pCt. Silicium und 0,3 pCt. Schwefel ist und dafs die vierfache Menge des erforderlichen Chlorcalciums durchgetrieben werden mufs, um die Entphosphorung vollständig zu machen.
1000 kg Roheisen enthalten 15 kg Phosphor, 5 kg Silicium und 3 kg Schwefel.
15 kg Phosphor erfordern nach der Formel Ce2 Pi 53)7 kg Chlorcalcium, welche sich zersetzen in 34,4 kg Phosphorcalcium und 61,s kg Eisenchlorür.
5 kg Silicium erfordern nach der Formel Ca, Si 39,6 kg Chlorcalcium, welche sich zersetzen in
19.3 kg Siliciumcalcium und 45,4 kg Eisenchlorür.
3 kg Schwefel erfordern nach der Formel Ca S
10.4 kg Chlorcalcium, welche sich zersetzen in 6,75 kg Schwefelcalcium und 11,9 kg Eisenchlorür.
Es sind also zur Zersetzung mindestens 103,7 kg Chlorcalcium erforderlich, um jene 1000 kg Roheisen von Phosphor, Silicium und Schwefel zu reinigen. Bei der Annahme, dafs eine vierfache Menge des Chlorcalciums zu schmelzen und durchzutreiben wäre, kämen wir auf 414,8 kg Chlorcalcium. In Wirklichkeit brauchen wir wohl kaum die 2 '/2 fache Menge, also 259,25 kg Chlorcalcium anzuwenden, wie wir aus einigen im kleinen angestellten Versuchen geschlossen haben.
Von den eingeschmolzenen 414,8 kg Chlorcalcium gehen nach unserer ersten Annahme
drei Viertel unzersetzt durch das flüssige Eisen. Nehmen wir an, dafs hiervon bei der Wiedergewinnung 5 pCt verloren gehen, so erhalten wir 295,5 kg zurück und haben 15,6 kg Chlorcalcium Verlust. Die erzeugten 118,8 kg Eisenchlorür müssen nach der Theorie durch Anwendung des Wiedergewinnungsverfahrens genau ein Viertel des durchgetriebenen Chlorcalciums zurückliefern. In der Praxis entsteht aber ein Verlust; berechnen wir denselben mit 10 pCt, so erlangen wir 93,3 kg zurück und büfsen 10,4 kg Chlorcalcium ein.
Auf 1000 kg Roheisen mit 1,5 pCt. Phosphor, o,5 pCt. Silicium und 0,3 pCt. Schwefel verliert man folglich bei Anwendung unseres Verfahrens im ungünstigsten Falle aller Voraussicht nach nur 26 kg Chlorcalcium.
Die erzeugten 34,4 kg Phosphorcalcium mit ihren 15 kg Phosphor können 34,4 kg Phosphorsäure geben oder 75 kg phosphorsauren Kalk liefern und aus jenen entstandenen 118,8 kg Eisenchlorür gewinnt man 74,8 Eisenoxyd.
Der Werth dieser Nebenproducte ist nicht unbedeutend und dürfte die Kosten des Entphosphorungsverfahrens wesentlich ermäfsigen.

Claims (3)

Patent-Ansprüche:
1. Die Benutzung von Erdalkalimetallen, bei Abschlufs der Luft und anderer oxydirend wirkender Agentien, zur Entphosphorung des Eisens.
2. Die dabei stattfindende Wiedergewinnung der in Wasser löslichen Haloidsalze der Erdalkalimetalle.
3. Die hierzu benutzten durch Zeichnung dargestellten Apparate.
Hierzu I Blatt Zeichnungen.

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