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Verfahren zur Musterung von Pelzfellen durch Scheren mittels Schablonen.
Während bei gewebten Stoffen, wie z. B. Plüsch, schablonenmäßiges Scheren der Haare
zur Herstellung von Figurenmustern auf verschiedene bekannte Arten allgemein geübt
wird, ist es bei Pelzfellen nur für solche Musterungen bekannt geworden, die im
wesentlichen streifenförmig in Richtung des Haarschlages verlaufen und dabei gleichzeitig
Farbunterschiede aufweisen. Es treten nämlich beim Scheren von Fellen deshalb eigenartige
Verhältnisse auf, weil Pelzfelle von anderen in Frage kommenden florigen Stoffen,
z. B. Plüsch, dadurch unterschieden sind, daß die Haare erhebliche Länge besitzen,
nicht starr hochstehen, sondern weich umfallen und eine vor anderen Richtungen ausgezeichnete
natürliche Schlagrichtung haben. Sowohl Schermethoden als auch Geschmackswirkung
lassen sich daher von der Plüschbearbeitung nicht ohne weiteres auf die Pelzbearbeitung
übertragen. In letzterer erzeugte man Musterfiguren bisher allgemein nur durch Färben
und benutzte teilweises Scheren in Streifen längs der Haarlängen auch zur Herv orrufung
von Farbmustern, allerdings plastischer Art, indem man vor dem Schergange die Spitzen
einfärbte. Im übrigen war die Herstellung von solchen Mustern, die lediglich auf
verschiedener Haarlänge der Flächenteile beruhen, nur durch Absengen von Flächenteilen
bekannt. Dieses letztere Verfahren hat jedoch, wrie man leichteinsieht, große Übelstände,
von denen hier nur die Schwierigkeit, genaue Umgrenzungslinien zu erzeugen, eine
gleichmäßige und angemessene Tiefe der Verbrennung einzuhalten und die Qualität
des Haarrestes nicht zu beschädigen, erwähnt werden möge.
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Die vorliegende Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß es auch durch
Scheren möglich ist, auf Pelzfellen Muster in der Form geschlossener Figuren zu
erzeugen. Es wird dabei auch von Schermusterumgrenzungen quer zur natürlichen Schlagrichtung
der Haare Gebrauch gemacht, während man bisher allgemein annahm, daß ein verschieden
langes Scheren von Pelzfellen im wesentlichen nur Stufungsgrenzen längs des Haarschlages
zulasse. Dadurch wird ein eigentliches Figurenmuster erst möglich, während die Abstufung
längs der Faserrichtung nur eine eintönige, wenig abänderungsfähige Streifenmusterung
ermöglicht, die schon deshalb nicht von annähernd gleicher Geschmackswirkung ist,
weil sie auch durch Zusammensetzen verschieden geschorener, einzelner Fellstreifen
erzielt werden könnte, während die figurenartige Musterung den besonderen Eindruck
eines ganz neuartigen Fellerzeugnisses erweckt.
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Die neue figurenmäßige Musterung der Felle durch teilweises Scheren
ergibt namentlich auch im Verein mit der Strichfälligkeit des Materials eine viel
edlere und dem vornehmen Charakter des Pelzwerkes besser angepaßte Modewirkung als
die üblichen, mehr oder weniger grellen Farbmusterungen. Sie eignet sich insbesondere
vortrefflich zur Herstellung von Besätzen an den Säumen der Pelzwerke. Die eigenartige
Weichheit des Striches und der vielseitige Glanz, die dem Pelzwerk infolge des Haarschlages
seine besondere Schönheit verleihen, werden dabei in
vollem Umfange
erhalten. Diese Wirkungen im Verein mit dem Figurenmuster bilden einen Fortschritt,
insbesondere auch gegenüber den durch Absengen bearbeiteten Pelzfellen.
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Da die Anfertigung von Pelzwerk ein Gewerbe ist, welches besonderes
Bedürfnis nach modischer Abwechselung hat, kommt diesem Fortschritt eine besondere
Bedeutung zu, die noch dadurch unterstrichen wird, daß sie gerade an die Eigentümlichkeit
des verwendeten Rohmaterials, nämlich die Langhaarigkeit, anknüpft. Die Wirkung
ist auch schon dann groß, wenn die verschieden lang behaarten Flächenstücke gleiche
Färbung haben. Das schließt nicht aus, daß daneben auch die verschiedenen Flächen
verschiedene Färbung besitzen oder in an sich bekannter Weise auch gleich lang behaarte
Flächenstücke verschiedenartige Farbe zeigen können.
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Es können entweder nur zwei oder aber mehrere Stufen von Haarlängen
vorkommen. Die Herstellung solcher Felle durch Beschneiden oder Rupfen von Hand
ist langwierig und liefert oft nicht genügend gleichmäßige Ergebnisse. Es ist deshalb
zweckmäßig, Fellschermaschinen z. B. in der auch sonst bekannten Form zu verwenden.
Dabei bringt man auf den zu scherenden Fellen dem beabsichtigten Muster entsprechende
Lederstücke an, die man als Schablonen bezeichnen kann und die auf den Fellen z.
B. durch eingesteckte Nadeln befestigt werden. Die auf der Haarseite liegenden Lederstücke
drücken dabei die unter ihnen liegenden Fellhaare so weit an die Fellhaut heran,
daß sie von den freiliegenden Haaren überragt werden. Läßt man ein so vorgerichtetes
Fell durch die Schermaschine gehen, so werden die überragenden freien Haare abgeschoren,
während die unter der Schablone befindlichen ihre Länge behalten.
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Durch Wiederholung dieses Verfahrens mit abwechselnden Schablonen
lassen sich Abänderungen der Muster und verschiedenartige Abstufungen der Haarlänge
erzielen. Selbstverständlich kann an Stelle des Leders auch ein anderes Schablonenmaterial
Verwendung finden. Durch tiefes oder nachträgliches Einfärben des Felles kann man
Gleichfarbigkeit der verschiedenen Musterstellen erzielen, auch wenn die Spitzen
von vornherein nicht genau die gleiche Farbe wie die unteren Haarteile besaßen.
Ferner ist es möglich, durch die Vereinigung von Schergängen von verschiedenen Mustern
und von verschiedenen Einfärbungen mit und ohne Verwendung von Farbschablonen weitergehende
Abwechselungen von Farb- und Schermustern zu erzeugen.