DE4447436A1 - Verfahren und Vorrichtung zur thermischen Behandlung leuchtstoffbeschichteter Glasgefäße - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur thermischen Behandlung leuchtstoffbeschichteter GlasgefäßeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur thermischen Behandlung leuchtstoffbeschichteter Glasge
fäße nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Für die thermische Behandlung von Schichten auf anderen
Werkstoffen als Glas sind mehrere, verschieden ausgeführte
Anwendungen bekannt. So wird in der DE 30 16 437 A1 eine
Durchlaufkabine zur Wärmebehandlung von Lack- und
Email-Schichten beschrieben. Allgemein bekannt ist auch die
Infrarot-Lacktrocknung, wovon eine spezielle Ausführung in
DE 34 46 187 A1 beschrieben ist. Die Trocknung von Papier
bahnen wird in DE 38 34 058 A1 beschrieben. Ein weiterer
Spezialfall ist die Trocknung von Halbleiterscheiben nach
DE 33 15 003 A1. Zugeschnitten auf Lacke verschiedener che
mischer Zusammensetzung sind Infrarot-Trockenverfahren
nach EP 0 486 035 A1.
Alle aufgezählten Erfindungen haben mit ihrer thermischen
Behandlung die Trocknung von Schichten zum Ziel und
optimieren zumeist die verwendete Wellenlänge auf das
Absorptionsverhalten des behandelten Materials. Anders
dagegen wird in der DE 42 02 944 A1 ein spezieller Strah
lungswandler beschrieben, der den transparenten Anteil des
kurzwelligen Infrarot wandelt, um es ebenfalls für die Glas
erwärmung nutzbar zu machen.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die
Leuchtstoffschicht hinter der Glasgefäßwand mit einer
Aufheizgeschwindigkeit zu erwärmen, die weit oberhalb der
Spannungsbruchgrenze für Kolbenglas liegt und darüber hin
aus in der Leuchtstoffschicht eine Maximaltemperatur zu
erreichen, die weit oberhalb der Erweichungstemperatur der
Glasgefäße liegt.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gemäß den kennzeichnen
den Merkmalen des Anspruchs 1 erreicht.
Bei den leuchtstoffbeschichteten Glasgefäßen wird in der
Leuchtstoffschicht eine Aufheizrate von mehr als 6°C/s und
eine maximale Temperatur von mehr als 600°C realisiert,
während gleichzeitig im die Schicht tragenden Glasgefäß
eine Aufheizrate von weniger als 6° C/s und eine Maximaltem
peratur unter 600°C realisiert wird.
Weiterhin betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zur
Durchführung des Verfahrens, die neben den Hellstrahlern
mit 1,15 µm Emissionsmaximum noch Dunkelstrahler mit 3 µm
im Emissionsmaximum enthält sowie einen Aufbau, der einen
Anteil der Hellstrahlerkühlungsluft für die Glasgefäßtem
perierung nutzt.
In einer bevorzugten Ausführungsform erwärmen gleichzeitig
Infrarotstrahler mit einem Emissionsmaximum zwischen 1,1 bis
2,5 µm und vorzugsweise mit einem Emissionsmaximum um 1,15
µm vorrangig die Leuchtstoffschicht, während gleichzeitig
die in Menge und Temperatur geregelte Spülluft für die In
frarotstrahler den Glasgefäßen konvektiv Wärme zu- oder
abführt. Die innenliegende, dünne Leuchtstoffschicht
erhält auf diese Weise eine hohe Aufheizrate mit hoher
Maximaltemperatur, während die außenliegende, wesentlich
dickere Glasschicht sich wesentlich langsamer erwärmt und
schließlich durch die Konvektionsspülluft unterhalb ihres
Erweichungspunktes gehalten werden kann.
Der Hauptgrund des unterschiedlichen Aufwärmverhaltens ist
jedoch weniger der Masseunterschied als mehr das unter
schiedliche Absorptionsverhalten für kurzwelliges Infrarot.
Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung liegt in der
schnellen Trocknung naß aufgebrachter Leuchtstoffschich
ten. Nasse Leuchtstoffschichten verändern unter dem Einfluß
der Schwerkraft ihre Schichtdicken. Eine schnelle Trocknung
der naß aufgebrachten Schichten unterbindet dieses. Bei der
Trocknung wird nicht die Maximaltemperatur sondern die
hohe Aufheizrate des Verfahrens benötigt. Fast der gesamte
Energiegehalt der auftreffenden Strahlung wird in der
dünnen Leuchtstoffschicht in Wärme gewandelt, während der
dickere Glaskolben nur langsam im Temperaturanstieg folgt.
Außenliegend kann der Glaskolben außerdem leicht per
konvektiver Umluft auf dem erforderlichen Temperaturniveau
gehalten werden.
Eine weitere vorteilhafte Anwendung folgt für die Pyrolyse
organischer Bindemittel in der getrockneten Leuchtstoff
schicht. Bisher hatten Temperaturen unterhalb des Erwei
chungspunktes des Glases sowie geringe Temperaturanstiegsra
ten zur Vermeidung von Glasbruchspannungen eine unvollstän
dige Pyrolyse mit Restkohlenstoff in der Leuchtstoff
schicht zur Folge. Das senkt die Lichtausbeute und stei
gert unerwünschte Wärmeentwicklungen am Kolbenglas.
Beim Anwendungsfall Bindemittelpyrolyse kann das Kolbenglas
sowohl in der Anstiegsrate als auch in der Maximaltempera
tur unterhalb der kritischen Werte von 6°C/s bzw. 600°C als
Maximaltemperatur gehalten werden, während die durchdringen
de kurzwellige Infrarotstrahlung die zu pyrolysierende
Leuchtstoffschicht mit einer Aufheizrate von mehr als
14°C/s auf Maximaltemperaturen oberhalb 700°C aufheizt und
so eine vollständige Pyrolyse mit rückstandsfreier
Leuchtstoffschicht sichert.
Mit Vorteil kommt das erfindungsgemäße Verfahren auch im
Einsatzfall Desorption zur Anwendung. Bei der Herstellung
des Betriebsvakuums im Glasgefäß müssen die innenliegenden
Leuchtstoffschichten frei von Wasserdampf und anderen
möglichen Adsorbaten und Kondensaten aus der Wendelformie
rung sein. Die Erweichungstemperatur des Glasgefäßes darf
bei anliegendem Vakuum auch nicht annähernd erreicht
werden. Dadurch sind in der Leuchtstoffschicht für Wasser
nur Desorptionsenergien kleiner als 180 kJ/MOL realisier
bar.
Mit dem Einsatz des erfindungsgemäßen Verfahrens können die
glastechnisch bedingt niedrigen Temperaturen für die
Leuchtstoffschicht überschritten werden. Dadurch kann eine
nahezu vollständige Wasserdesorption wie auch ein weitge
hendes Abdampfen von z. B. Kondensaten aus der Wendelformie
rung von der Leuchtstoffschicht realisiert werden. Auch
hier wird mittels konvektiv wirkender Umluft während des
Evakuierens das Glasgefäß sicher unterhalb der Erweichung
stemperatur gehalten. Die zu desorbierende Leuchtstoff
schicht hingegen wird auf Werte oberhalb 700°C gebracht.
Hinsichtlich der Vorrichtung wird die angegebene Aufgabe
dadurch gelöst, daß Hellstrahler und Dunkelstrahler längs
einer Bestrahlungsgasse beidseitig angeordnet sind. Durch
diese Bestrahlungsgasse werden die Glasgefäße mittels einer
zeitgesteuerten Transportvorrichtung hindurchbewegt. Die
für die Hellstrahler erforderliche Kühlungsluft wird durch
die Vorrichtung in Menge und Temperatur so geregelt, daß
im Hellstrahlerbereich der Bestrahlungsgasse die konvekti
ve Temperatureinstellung der Glasgefäße realisiert wird.
Schließlich sorgen die in mindestens drei Regelbereiche ge
gliederten Dunkelstrahler längs der Bestrahlungsgasse für
die Einstellbarkeit einer aus der Glastechnologie erforder
lichen speziellen Abkühlrampe.
Als Strahlungsquelle werden Infrarot-Hellstrahler mit einem
Emissionsmaximum zwischen 1,1 bis 2,5 µm verwendet. Weiter
hin wird ein einstellbarer Anteil der Hellstrahlerkühlungs
luft für die Energieübertragung auf die Glasgefäße verwen
det.
Für die Erzeugung der glastechnisch bedingte Abkühlrampe
werden Infrarot-Dunkelstrahler mit einem Emissionsmaximum
um 3 µm verwendet.
Die aus Hell- und Dunkelstrahlern bestehende Strahlergasse
ist in mehrere leistungsgeregelte Zonen geteilt.
Die Hell- und Dunkelstrahler sind quer zur
Transportrichtung so justiert, daß sie stets den gleichen
Abstand zu den unterschiedlichen Glasgefäßen aufweisen.
Während der thermischen Behandlung leuchtstoffbeschichteter
Glasgefäße wird erwärmte Spülluft durch die Glasgefäße
geleitet.
Das erfindungsgemäße Verfahren und die Vorrichtung zur
Durchführung des Verfahrens werden nachfolgend anhand von
Zeichnungen für drei verschiedene Anwendungsfälle erläu
tert. Es zeigen:
Fig. 1 den Anwendungsfall Trocknen;
Fig. 2 den Anwendungsfall Pyrolyse;
Fig. 3 den Einsatzfall Desorption.
Ziel des Trocknungsprozesses ist es, die unmittelbar nach
der Beschichtung noch homogen dicke Schicht der
Leuchtstoffsuspension auf der Glasinnenwand schnell zu
trocknen, um die Schichthomogenität zu fixieren. Mit fort
laufender Zeit zerfließt unter dem Einfluß der Schwerkraft
die ungetrocknete Schicht. Für das Trocknen wird praktisch
nicht die Maximaltemperatur, sondern der hohe Energieein
trag für eine hohe Aufheizrate bzw. Trocknungsrate benö
tigt. Dabei ist es wichtig, die Glastemperatur niedriger
als die Schichttemperatur zu halten, um Blasenbildung in
der Schicht zu vermeiden.
Wie in der Fig. 1 dargestellt, werden die im Verband einer
Palette 3 längs der Transporteinrichtung 4 in den Wirkungs
bereich des Hellstrahlerfeldes 1 gebrachten frisch beschich
teten Glasgefäße 2 bei einem Abstand des Hellstrahlerfel
des 1 von den Glasgefäßen 2 von etwa 12 mm und einer Ener
giedichte von 150 kW/m² schnell getrocknet. Mit einer Dros
sel 8 wird der Kühlluftstrom aus der Kühlluftkammer 6 über
die Glasgefäße 2 im Verband der Palette 3 geleitet. Die im
Hellstrahlerfeld 1 vorgewärmte Kühlluft hat bezüglich der
Glasgefäße 2 weiterhin eine Kühlfunktion, zusätzlich aber
auch eine Transportfunktion für den ausgetragenen Wasser
dampf, der mit der Absaugung 7 weggeführt wird. Mit einem
Leistungssteller 6 wird bei gegebener Transportgeschwindig
keit das glasgefäßbezogene Temperatur-Zeitregime reali
siert.
Ziel der Pyrolyse, wie sie beispielsweise mit der in Fig. 2
dargestellten Vorrichtung durchgeführt wird, ist es, das in
der Leuchtstoffschicht verbliebene organische Bindemittel
rückstandslos zu gasförmigen Bestandteilen thermisch zu
zersetzen. Dabei verlangt ein optimaler Pyrolyseprozeß Tem
peraturanstiegsraten oberhalb von 6°C/s und eine Maximal
temperatur oberhalb 600°C, d. h. oberhalb des Erweichungs
punktes für Kolbenglas. Die zu pyrolisierenden Glasgefäße 2
werden mit der Transporteinrichtung 4 zuerst durch das
Hellstrahlerfeld 1 und anschließend durch das Dunkelstrah
lerfeld 9 bewegt und erfahren dabei sowohl die rückstands
freie Pyrolyse innerhalb des Hellstrahlerfeldes 1 mit
Glastemperaturbegrenzung als auch die glastechnisch erfor
derliche Abkühlrampe in Dunkelstrahlerfeld 9. Die Kühlluft
kammer 5 in Verbindung mit der Absaugung 7 und der Drossel
8 begrenzen die Temperatur der Glasgefäße 2. Das rege
lungstechnisch dreifach gegliederte Dunkelstrahlerfeld 9 er
laubt die Einstellung spezifischer Abkühlrampen.
In der Fig. 3 ist eine Vorrichtung zur Desorption darge
stellt. Ziel der Desorption im Verlauf des Abpumpens und
Befüllens der leuchtstoffbeschichteten Glasgefäße ist das
Austreiben aller auf der Leuchtstoffschicht absorbierten
Stoffe. Prinzipiell senken solche absorbierten Stoffe auf
der Leuchtstoffschicht nach verschiedenen Wirkmechanismen
die Lichtausbeute der anzuregenden Leuchtstoffschicht.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist dazu längs der Kreis
bahn einer Pumpmaschine angeordnet und funktioniert verfah
rensmäßig wie im Anwendungsfall Pyrolyse.
Die mit der Transporteinrichtung 4 der Pumpmaschine
geführten Glasgefäße durchlaufen eine mit dem
Hellstrahlerfeld 1 bestückte Kreisbahngasse. Auch hier
sorgt die Kühlluftkammer 5 in Verbindung mit der Absaugung
7 für eine Stabilisierung der Glasgefäßtemperatur unter
halb der Erweichungstemperatur. Die innenliegende
Leuchtstoffschicht in den Glasgefäßen 2 wird zur Desorption
auf Temperaturen oberhalb 700°C gebracht. Bei größerer
Masse der Glasgefäße 2 muß zur Sicherung der Abkühlrampe
ein Dunkelstrahlerfeld 9 nachgeordnet werden. Bei kleineren
Glasgefäßen genügt die Umlenkung der Kühlluft aus dem
Hellstrahlerfeld 1 in die Transportrichtung der Transport
strecke 4. Mit dem Leistungssteller 6 wird bei gegebener
Transportgeschwindigkeit das glasgefäßbezogene Tempera
tur-Zeitregime realisiert.
Claims (12)
1. Verfahren zur thermischen Behandlung leuchtstoffbe
schichteter Glasgefäße,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Leuchtstoffschicht eine Aufheizrate von
mehr als 6°C/s und eine max. Temperatur von mehr
als 600°C realisiert wird, während gleichzeitig im
die Schicht tragenden Glasgefäß eine Aufheizrate
von weniger als 6°C/s und eine Maximaltemperatur
unter 600 °C realisiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Erwärmung mit kurzwelligem Infrarot bei
einem Emissionsmaximum zwischen 1,1 bis 2,5 µm
erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Erwärmung mit kurzwelligem Infrarot bei
einem Emissionsmaximum um 1,15 µm erfolgt.
4. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Strah
lungsabsorption für das verwendete Infrarot in
einer Leuchtstoffschicht größer ist als im Glasge
fäß.
5. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Glaskol
ben von konvektiv wirkender Luft umspült wird, mit
deren Temperatur und Menge die im Anspruch 1 genann
te 600°C-Grenze für das Glasgefäß realisiert wird.
6. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß während der
thermischen Behandlung leuchtstoffbeschichteter
Glasgefäße erwärmte Spülluft durch die Glasgefäße
geleitet wird.
7. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahren nach min
destens einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß als Strahlungsquelle Infrarot-Hell
strahler (1) mit einem Emissionsmaximum zwischen
1,1 bis 2,5 µm verwendet werden.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeich
net, daß ein einstellbarer Anteil der Hellstrahler
kühlungsluft für die Energieübertragung auf die
Glasgefäße (2) verwendet wird.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß Infrarot-Dunkelstrahler (9) mit einem
Emissionsmaximum um 3 µm für die Erzeugung der
glastechnisch bedingten Abkühlrampe verwendet
werden.
10. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 7
bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß ein zeitgesteuer
tes Transportsystem (4) für den Transport der Glas
gefäße (2) durch eine von Hell- und Dunkelstrahlern
(1, 9) gebildete Strahlergasse vorgesehen ist.
11. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 7
bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die aus Hell-
und Dunkelstrahlern (1, 9) bestehende Strahlergasse
in mehrere leistungsgeregelte Zonen geteilt ist.
12. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 7
bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß Hell- und
Dunkelstrahler (1, 9) mittels Justierung quer zur
Transportrichtung stets den gleichen Abstand zu den
unterschiedlichen Glasgefäßen (2) aufweisen.
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