DE4441628C2 - Verfahren zur Begasung eines Raumes - Google Patents
Verfahren zur Begasung eines RaumesInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Begasung eines
Raumes mit einem toxischen Behandlungsgas zur
Schädlingsbekämpfung, das als Wirkbestandteil
Sulfurylfluorid und Verunreinigungen, wie HF, Cl2, HCl,
SOF2, SO2, H2S enthält.
Ein derartiges Verfahren wird zum Abtöten von Schädlingen
in Kunstgegenständen einer Kirche, eines Museums oder
einer Bibliothek oder zur Vorratsschutzbehandlung
verwendet. Ein derartiges Verfahren ist in der
DE 43 43 689 C1 beschrieben.
Sulfurylfluorid wird als Wirkbestandteil verwendet, da es
nicht karzinogen ist und die Ozonschicht nicht belastet.
Sulfurylfluorid wird als Behandlungsgas unter dem
Markennamen "Vikane" vertrieben. Dieses Behandlungsgas
enthält Verunreinigungen, die insbesondere aus
denkmalschützerischen Gründen nicht an Kunstgegenstände
gelangen sollen und sich bei einer
Vorratsschutzbehandlung nicht an den Vorräten ablagern
sollen und/oder elektrische Einrichtungen, wie Leitungen
und Geräte des Behandlungsraumes, beispielsweise Kirche,
Museum, Bibliothek oder Mühle, nicht angreifen sollen. Zu
erwartende Verunreinigungen und deren Schadfolgen sind
folgende:
- 1. HF wirkt ätzend, insbesondere auf Glas. An Metallen kann es zu Korrosionen führen. Somit können auch Farbpigmente von Fassungen, Büchern oder Stoffen angegriffen werden;
- 2. Cl2 wirkt bleichend auf Farbpigmente und historisches Papier, Pergament und Textilien. Es kann zur Versprödung von Leder führen, das beispielsweise bei der Abdeckung von Orgelpfeifen verwendet wird. Außerdem wirkt es korrodierend auf Metalle;
- 3. HCl wirkt korrodierend auf Metalle und Vergoldungen. Es greift Farbpigmente an und bildet mit Feuchtigkeit Salzsäure, die ihrerseits Stuck oder Verputz schädigen kann;
- 4. SOF2 ist stark ätzend, korrosiv wirkend und extrem haut- und schleimhautreizend;
- 5. SO2 wirkt korrodierend auf Sandstein, Putz und Metalle und hat bleichende Wirkung;
- 6. H2S wirkt ebenfalls schädigend;
- 7. Chlorkohlenwasserstoffe, beispielsweise Ethylendichlorid, lösen Fette, Öle, Harze und Kautschuk. Sie können also Ölgemälde schädigen und zersetzen sich oxidativ zu Salzsäure und Phosgen, die ihrerseits korrosiv bzw. ätzend sind;
- 8. Kohlenwasserstoffe greifen z. B. Lacke an.
Nach der DE 43 43 689 C1 wird das Behandlungsgas
befeuchtet, wobei wenigstens SOF2, SO2 und Cl2 mit Wasser
reagieren. In einem Carbonatfilter erfolgt eine Umsetzung
zu Feststoffen. In einem Aktivkohlefilter werden Chlorkoh
lenwasserstoffe gebunden.
In der DE 42 05 459 A1 ist ein Verfahren zur Begasung
eines Gebäudeinnenraums beschrieben. Bei diesem Verfahren
wird das Behandlungsgas im Anschluß an seine Wirkung im
Innenraum über einen Gaswäscher, Gasfilter oder Gasabsor
ber geleitet. Dies dient dem Unschädlichmachen des Behand
lungsgases nach seiner Wirkung im Innenraum.
Der Literaturstelle Adsorption organischer Stoffe an
Aktivkohle, Staub-Reinigung Luft 36, Nr. 7 (1976), S. 298
ist zu entnehmen, daß Clorkohlenwasserstoffe durch Aktiv
kohle gebunden werden können.
Aus der Literaturstelle Chemie-Ing. Tech. 60, Nr. 9
(1988), S. 718 ist bekannt, Schwefelwasserstoff in einer
Waschlauge aus Natriumcarbonat/Natriumhydrogencarbonat,
Vanadium-Salzen und organischen Stickstoff-Verbindungen
zu absorbieren. Dieses Verfahren dient der Entschwefelung
von Regenerationsgas aus einer Kohlevergasungsanlage und
der gleichzeitigen Schwefelgewinnung. Es ist nicht daran
gedacht, Verunreinigungen von Sulfurylfluorid von diesem
zu trennen.
In der AT 395 543 B ist ein Verfahren zur Behandlung
eines Abgasstromes beschrieben, der als Schadstoffe wenig
stens einen aus der Gruppe der sauren Oxide von Schwefel,
Stickstoff, Kohlenstoff und Halogene enthält. Es werden
lösliche Alkali- und Erdalkalimetallsalze in fester Form
gewonnen, bevor der gewaschene Abgasstrom in die Atmos
phäre entlassen wird. Ein Hinweis auf ein Verfahren zur
Schädlingsbekämpfung ist dem nicht zu entnehmen.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren der eingangs
genannten Art, durch das dem Behandlungsgas die Verunrei
nigungen entzogen werden, ohne daß Sulfurylfluorid zer
setzt wird, zu verbessern.
Erfindungsgemäß ist obige Aufgabe dadurch gelöst, daß das
Behandlungsgas vor dem Einleiten in den Raum durch einen
verdünnte Lauge enthaltenden Behälter geleitet wird,
wobei die Verunreinigungen, nicht jedoch Sulfurylfluorid,
mit der verdünnten Lauge reagieren und in Wasser oder in
Alkohollösung lösliche Salze bilden, die im Behälter
zurückbleiben.
Bei dem genannten Verfahren werden die Verunreinigungen
von der verdünnten Lauge mit vergleichsweise hoher
Reaktivität vom Sulfurylfluorid getrennt. Die Verwendung
einer verdünnten Lauge ist erforderlich, da eine hoch
konzentrierte Lauge das Sulfurylfluorid zersetzen würde.
Dies wäre unerwünscht, da das Sulfurylfluorid als
Wirkbestandteil in dem Raum zur Verfügung stehen muß. Es
hat sich gezeigt, daß sich mit einer vergleichweise
geringen Menge von verdünnter Lauge der überwiegende
Anteil der Verunreinigungen in der Lauge lösen oder
abreagieren läßt. Zur Bindung von
Chlorkohlenwasserstoffen ist ein Aktivkohlefilter
vorgesehen.
Die Reinigung des Behandlungsgases direkt vor dem
Einleiten in den Raum ist günstiger als eine vorherige
Reinigung und gereinigte Anlieferung des Behandlungsgases
an den Behandlungsort, weil das Behandlungsgas denn
umgefüllt werden müßte und sich bei einer längeren
Lagerung außerdem erneut Verunreinigungen bilden könnten.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich
aus den Unteransprüchen und der folgenden Beschreibung.
Die Figur zeigt eine Einrichtung zur Durchführung des
Verfahrens schematisch.
In einem Druckbehälter (1) wird das Behandlungsgas in
flüssigem Zustand an die Arbeitsstelle, beispielsweise
bei einer Kirche (2), angeliefert. An der Arbeitsstelle
werden ein Heizgerät (3), beispielsweise Wärmetauscher
oder Verdampfer, ein Aktivkohlefilter (4) und ein
Laugenbehälter (5) installiert. Zwischen dem Druckbehälter
(1) und dem Heizgerät (3) befindet sich ein Ventil (6). Die
Apparate (1, 3, 4, 5) sind mit Rohrleitungen (7) verbunden.
Ausgangsseitig ist der Laugenbehälter (5) über eine
Rohrleitung (8) an den Kirchenraum (2) angeschlossen.
Im Laugenbehälter (5) befindet sich eine verdünnte
Natronlauge. Der pH-Wert liegt vorzugsweise zwischen 8
und 14. Die Konzentration der Lauge beträgt
beispielsweise 0,01 n bis 1 n (n = normal).
Das Behandlungsgas enthält Sulfurylfluorid, SO2F2 und ist
in geringem Maße mit SOF2, Cl2, SO2, HF, HCl, H2S und
Chlorkohlenwasserstoffen verunreinigt.
Beim Öffnen des Ventils (6) entspannt sich das
Behandlungsgas und strömt in überwiegend flüssigem
Zustand in das Heizgerät (3). Im Heizgerät (3) wird das
Behandlungsgas vollständig in den gasförmigen Zustand
gebracht, wodurch die Reaktion im Laugenbehälter (5)
schneller wird.
Das Behandlungsgas gelangt dann in das Aktivkohlefilter
(4). Die Aktivkohle bindet die Chlorkohlenwasserstoffe
und Kohlenwasserstoffe. Danach gelangt das Behandlungsgas
mit den genannten Verunreinigungen, außer
Chlorkohlenwasserstoffen und Kohlenwasserstoffen, in den
Laugenbehälter (5) und strömt dort durch die verdünnte
Lauge (5). Dabei ergeben sich folgende Reaktionen:
SOF2 + 4 NaOH → Na2SO3 + 2NaF + 2H2O
Cl2 + 2 NaOH → NaCl + NaOCl + H2O
SO2 + 2 NaOH → Na2SO3 + H2O
HF + NaOH → NaF + H2O
HCl + NaOH → NaCl + H2O
H2S + 2 NaOH → Na2S + 2 H2O.
Die genannten Verunreinigungen bilden im Laugenbehälter
(5) in Wasser gelöste Salze. Sie liegen somit nicht mehr
gasförmig vor und können nicht mit dem Sulfurylfluorid
den Laugenbehälter (5) verlassen. Das von den
Verunreinigungen befreite Sulfurylfluorid strömt durch
die Rohrleitung (8) in den Kirchenraum (2) und tötet dort
Schädlinge ab. Es kann von Vorteil sein, das gereinigte
Sulfurylfluorid noch zu trocknen, bevor es in den
Kircheninnenraum geleitet wird.
Nach dem Einleiten der nötigen Menge von Sulfurylfluorid
kann die verbrauchte Lauge wieder für andere Einsätze
eingesetzt, durch Konzentrationserhöhung regeneriert oder
entsorgt werden.
Als Lauge eignet sich nicht nur verdünnte Natronlauge,
sondern es können auch andere, basische, wässrige,
verdünnte Lösungen verwendet werden. Solche sind
beispielsweise Bariumhydroxid-, Kaliumhydroxid-,
Calciumhydroxid-, Carbonatlösungen oder hochsiedende
basische Alkohollösungen.
Die Temperatur der Laugenlösung kann über oder unter
Raumtemperatur liegen. Liegt die Temperatur der
Laugenlösung über der Raumtemperatur und wird sie bei
dieser erhöhten Temperatur gehalten, dann kann auf das
Heizgerät (3) verzichtet werden, da Sulfurylfluorid dann
im Laugenbehälter (5) vom flüssigen in den gasförmigen
Zustand überführt wird und in diesem nicht nur gereinigt,
sondern auch gleichzeitig verdampft wird. Gasförmiges
Sulfurylfluorid wird infolge der größeren Oberfläche im
Laugenbehälter effektiver und schneller gereinigt; die
Verunreinigungen reagieren schnell vollständig ab.
Der Verbrauch der Lauge kann mit einem pH-Meßgerät oder
mit anderen Indikatoren kontrolliert werden.
Claims (8)
1. Verfahren zur Begasung eines Raumes mit einem toxi
schen Behandlungsgas zur Schädlingsbekämpfung, das als
Wirkbestandteil Sulfuryfluorid und Verunreinigungen, wie
HF, Cl2, HCl, SOF2, SO2, H2S enthält,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Behandlungsgas vor dem Einleiten in den Raum
durch einen verdünnte Lauge enthaltenden Behälter gelei
tet wird, wobei die Verunreinigungen, nicht jedoch Sul
furylfluorid, mit der verdünnten Lauge reagieren und in
Wasser oder in Alkohollösung lösliche Salze bilden, die
im Behälter zurückbleiben.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß als verdünnte Lauge Natronlauge verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Lauge eine basische, wässrige, verdünnte Lösung,
wie Bariumhydroxid-, Kaliumhydroxid-, Calciumhydroxid-,
Carbonatlösung oder eine basische Alkohollösung verwendet
wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Konzentration der verdünnten Lauge zwischen
0,01 n und 1 n liegt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der pH-Wert der verdünnten Lauge zwischen 8 und 14
liegt.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Behandlungsgas vor dem verdünnte Lauge
enthaltenden Behälter über ein Aktivkohlefilter geleitet
wird, das Chlorkohlenwasserstoffe und Kohlenwasserstoffe
bindet.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Behandlungsgas vor dem Einleiten in den
Laugenbehälter erwärmt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Behandlungsgas von der Lauge erwärmt wird.
Priority Applications (1)
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DE19944441628 DE4441628C2 (de) | 1994-11-23 | 1994-11-23 | Verfahren zur Begasung eines Raumes |
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DE4441628A1 DE4441628A1 (de) | 1996-05-30 |
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ID=6533910
Family Applications (1)
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Also Published As
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DE4441628A1 (de) | 1996-05-30 |
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