DE4418768C2 - Verfahren zur Bremsflächentemperaturbestimmung für ein Kraftfahrzeugrad - Google Patents
Verfahren zur Bremsflächentemperaturbestimmung für ein KraftfahrzeugradInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Bestimmung der
Bremsflächentemperatur für ein Rad eines Kraft
fahrzeuges nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Die Temperatur
wird bei diesem Verfahren indirekt in Abhängigkeit von Raddreh
zahl- und/oder Bremsenansteuerungsdaten ermittelt. Unter dem
Begriff Bremsfläche wird hierbei nachfolgend sowohl ein Brems
belag als auch eine Bremsscheibe verstanden.
Insbesondere bei modernen Fahrdynamiksystemen, die zur Erhal
tung der Fahrstabilität bzw. zur Traktionssteigerung ein An
triebsschlupf-Regelsystem benutzen, mittels dem in einem oder
mehreren Antriebsrädern aktiv Bremsdruck aufgebaut werden kann,
besteht der Wunsch, eine Information über die Bremsflächentem
peratur zur Verfügung zu haben, um bei hoher Radbremsenbela
stung in Folge lang andauernden Fahrdynamiksystemregeleingrif
fen, z. B. wegen ungünstiger Fahrweise, selbige vor Überlastung
zu schützen und sicherzustellen, daß die normale Bremsfunktion
erhalten bleibt.
Es ist bekannt, die Bremsflächentemperatur direkt unter Einsatz
entsprechender Sensoren zu messen, wie dies z. B. in der Patent
schrift DE 31 27 302 C2 angegeben ist. Aus der Offenlegungs
schrift DE 34 07 716 A1 ist es bekannt, die Bremsflächentempe
ratur für einen Bremsvorgang zur Ermittlung des Bremsenver
schleißes unter Vermeidung von Temperatursensorik aus der Betä
tigungszeit der Bremse, der Raddrehzahl oder der Fahrzeugge
schwindigkeit und dem mit einer eigenen Sensorik erfaßten
Bremsdruck abzuleiten. Ein weiteres indirektes Temperaturbe
stimmungsverfahren ist in der nicht vorveröffentlichten
Offenlegungsschrift DE 43 16 993 A1 der Anmelderin beschrieben.
Bei diesem Verfahren wird die Bremsflächentemperatur aus einer
Energiebilanzbetrachtung mittels während eines Bremsvorgangs
ermittelter, hierfür relevanter Daten gewonnen. Für das auf
eine jeweilige Bremsung folgende Abkühlintervall wird ein ex
ponentielles zeitliches Abkühlverhalten angenommen.
Aus der Offenlegungsschrift DE 42 35 364 A1 ist ein Verfahren
zum indirekten Bestimmen der Temperatur einer Scheibenbremse
bekannt, bei dem der Temperaturwert zyklisch neu bestimmt wird,
wobei er während Bremsvorgängen erhöht und während Zeitab
schnitten ohne Bremsungen erniedrigt wird. Die Temperaturerhö
hung während einer Bremsung wird hierbei mittels eines den Be
lastungszustand der Bremse repräsentierenden Lastsignals ermit
telt, zu dessen Bestimmung wiederum unter anderem ein die Fahr
zeuggeschwindigkeit repräsentierendes Tachometersignal sowie
ein die Bremsbackenanpreßkraft repräsentierendes Bremsdrucksig
nal herangezogen werden. Dieses Bremsdrucksignal wird von einem
beispielsweise an einem Bremsventil anzuordnenden Drucksensor
abgeleitet.
Ein gattungsgemäßes Verfahren, das ohne Bremsdrucksensorik aus
kommt, ist in der Offenlegungsschrift DE 40 20 693 A1 beschrie
ben. Dabei wird die zu einem normalen, nicht antriebsschlupfre
gelnden Bremsvorgang gehörige Temperaturerhöhung abhängig von
der Fahrzeuggeschwindigkeit, der Fahrzeugverzögerung und von
fahrzeugspezifischen Konstanten ermittelt, wobei die Fahrzeug
geschwindigkeit und daraus abgeleitet die Fahrzeugverzögerung
über eine Raddrehzahlsensorik ermittelt werden. Speziell be
steht das Temperaturerhöhungsinkrement aus zwei Summanden, von
denen einer dem Quadrat der Fahrzeuggeschwindigkeit angenäherten Refe
renzgeschwindigkeit und der andere der Geschwindigkeitsänderung
seit der letzten Erhöhungsinkrementbestimmung proportional ist.
Dies bedeutet, daß kein geschwindigkeitsabhängiger Fahrwider
standseffekt berücksichtigt wird, was die Genauigkeit der Brem
sentemperaturbestimmung begrenzt.
Der Erfindung liegt als technisches Problem die Bereitstellung
eines Verfahrens der eingangs genannten Art zugrunde, mit dem
sich die Bremsflächentemperatur kontinuierlich ohne Temperatur- und
Bremsdrucksensorik vergleichsweise zuverlässig abschätzen
läßt, und zwar auch für ein von einem Antriebsschlupf-Regelsy
stem bremsdruckbeaufschlagbares Antriebsrad.
Dieses Problem wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des
Patentanspruches 1 gelöst.
An Sensorik ist im wesentlichen nur
diejenige zur Erfassung von Raddrehzahlen erforderlich, welche
in heutigen Fahrzeugen ohnehin meist vorhanden ist. Das Verfah
ren beinhaltet zyklische Temperaturneubestimmungen, wobei die
Bremsenabkühlung von Zyklus zu Zyklus durch Subtraktion eines
jeweiligen Abkühldekrementes berücksichtigt wird. Diese rechne
rische Dekrementierung wird abgebrochen, wenn die solchermaßen
ermittelte Temperatur einen vorgegebenen Minimalwert unter
schreitet, der zweckmäßigerweise in der Größenordnung der Umge
bungstemperatur liegt, so daß keine unrealistisch geringen Tem
peraturwerte erreicht werden. In den Temperaturbestimmungszyk
len, die innerhalb von Bremsenaktivierungsphasen liegen, wird
zum momentanen Temperaturwert ein Erwärmungsinkrement hinzuad
diert, das aus der über die erfaßten Raddrehzahlen gewonnenen
Fahrzeugverzögerung und/oder aus Steuerungsinformationen für
die Bremsventile des Rades für Bremsvorgänge aufgrund von An
triebsschlupfregelungsvorgängen abgeleitet wird. Auf diese
Weise läßt sich die Bremsflächentemperatur eines oder mehrerer
Räder, insbesondere auch von aktiv über ein Antriebsschlupf-Re
gelsystem bremsdruckbeaufschlagbaren Antriebsrädern, zu jedem
Zeitpunkt mit minimalem Sensorikaufwand zuverlässig abschätzen,
wobei größtenteils ohnehin fahrzeugseitig vorhandene Daten be
nutzt werden. Für die normalen Bremsphasen ist dabei vorgese
hen, den ermittelten Fahrzeugverzögerungswert um einen Verzö
gerungswert zu berichtigen, der aufgrund des Fahrwiderstands
bedingt ist, insbesondere durch das Motorschleppmoment, aber
auch durch den Luft- und Rollwiderstand des Fahrzeugs. Dieser
fahrwiderstandsinduzierte Verzögerungswert läßt sich z. B. empi
risch ermitteln und in Form entsprechender Kennfelder im Fahr
zeug abrufbar abspeichern. Das Erwärmungsinkrement wird dann
für die normalen Bremsvorgänge proportional zum korrigierten
Fahrzeugverzögerungswert sowie proportional zur Drehzahl des
betreffenden Rades gewählt.
In Weiterbildung der Erfindung wird nach Anspruch 2 das Abkühl
inkrement nicht nur temperaturabhängig, sondern auch fahrzeug
geschwindigkeitsabhängig gewählt, wodurch berücksichtigt werden
kann, daß sich die Abkühlrate mit steigender Fahrzeuggeschwin
digkeit und damit auch steigender Raddrehzahl erhöht.
Für ein Rad, das von einem Antriebsschlupf-Regelsystem aktiv
bremsdruckbeaufschlagbar ist, ist eine Weiterbildung der Erfin
dung nach Anspruch 3 von Vorteil. Dabei wird für antriebs
schlupfregelnde Bremsvorgänge die für diesen Zweck bereitge
stellte Steuerungsinformation für die beteiligten Bremsventile
ausgenutzt, über die sich der aufgebaute Bremsdruck sehr zuver
lässig bestimmen läßt, welcher seinerseits ein Maß für die Zu
nahme der Bremsflächentemperatur ist. Das Erwärmungsinkrement
wird hierbei während antriebsschlupfregelnder Bremsphasen pro
portional zu dem aus den Ventilansteuerungsdaten ermittelten
Bremsdruck gewählt.
Gemäß Anspruch 4 ist es günstig, die Proportionalitätskonstante
für eine oder beide Arten von Erwärmungsinkrementen temperatur
abhängig zu wählen, und zwar mit sinkender Temperatur fallend,
um zu berücksichtigen, daß bei höheren Bremsflächentemperaturen
der Temperaturanstieg ggf. nicht mehr linear mit der Temperatur
verläuft.
Von besonderem Vorteil ist in Weiterbildung der Erfindung nach
Anspruch 5 die Anwendung des Temperaturbestimmungsverfahrens
zur Steuerung der Aktivierbarkeit eines vorhandenen Antriebs
schlupf-Regelsystems. Hierzu wird bei Überschreiten eines ent
sprechenden Grenzwertes durch die Bremsflächentemperatur eine
Sperrinformation erzeugt, die verhindert, daß die Antriebs
schlupfregelung in einem solchen Fall einer stark erhitzten
Bremse selbige zusätzlich mit Bremsdruck beaufschlagt. Dies
vermeidet eine übermäßige Bremsflächenüberhitzung, so daß die
Bremsfläche für eine normale Bremsung stets noch funktionsfähig
gehalten werden kann. Erst wenn die Bremsflächentemperatur wie
der unter einen zweiten Grenzwert gefallen ist, der nicht grö
ßer als der erste ist, wird die Antriebsschlupfregelung wieder
freigegeben. Um einen erneuten Regelversuch nicht nach kurzer
Zeit wegen Schwellenüberschreitung abbrechen zu müssen, sondern
eine genügend große Abkühlphase zu gewährleisten, bis die
Sperrinformation wieder gelöscht wird, bzw. um Regelschwin
gungseffekte gering zu halten, wird der zweite Grenzwert bevor
zugt um ein gewisses Maß kleiner gewählt als der erste Grenz
wert.
Weiterhin vorteilhaft ist eine Weiterbildung der Erfindung nach
Anspruch 6, da durch sie die Beibehaltung der Information über
die Bremsflächentemperatur auch beim Abstellen des Fahrzeugs
erhalten bleibt, bis die abgeschätzte Temperatur einen norma
len, umgebungsbedingten Wert erreicht hat, der realistischer
weise der tatsächlichen Bremsflächentemperatur nach hinreichen
der Stillstandsdauer des Fahrzeugs entspricht. Diese Weiterbil
dung vermeidet, daß nach einem Stillsetzen des Fahrzeugs bei
einer kurz darauf erfolgenden erneuten Inbetriebnahme von einem
im wesentlichen der Umgebungstemperatur entsprechenden Wert für
die Bremsflächentemperatur ausgegangen wird, obwohl sich die
Bremsfläche in Wirklichkeit noch nicht wieder auf diese Tempe
ratur abgekühlt hat.
Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung ist in der Zeich
nung dargestellt und wird nachfolgend beschrieben.
Die einzige Figur zeigt einen Programmablaufplan eines Verfah
rens zur indirekten Bremsflächentemperaturbestimmung.
Hauptzweck des hier beschriebenen Anwendungsfalls der Bremsflä
chentemperaturüberwachung ist der Schutz der Bremsen der An
triebsräder eines Kraftfahrzeuges vor einer zu starken Aufhei
zung, wie sie ansonsten insbesondere aufgrund eines vorhandenen
elektronischen Traktionssystems auftreten könnte. Dieses elek
tronische Traktionssystem verwendet eine modifizierte ABS-Hy
draulik zur Antriebsschlupfregelung durch Bremsdruckbeaufschla
gung derart, daß sich durch einseitige Bremsung des Lowrades,
also desjenigen mit der geringeren Haftung, eine Traktionsstei
gerung erzielen läßt, die derjenigen analog ist, die mittels
eines automatischen Sperrdifferentials erzeugt werden kann. Da
diese Hydraulik nur in bestimmten Grenzen aktiv Bremsdruck auf
bauen kann, ist es im Fall eines stark motorisierten Fahrzeugs
bei maximalen Motormoment eventuell nicht mehr möglich, dieses
Motormoment völlig zu bremsen, so daß das Lowrad möglicherweise
nicht mehr innerhalb des gewünschten Schlupfbereiches gehalten
werden kann. Dies bedeutet gleichzeitig aufgrund des entspre
chenden Regelbremsdrucks eine beträchtliche Temperaturentwick
lung an der Bremsfläche, was sowohl für Traktions- wie auch für
Stabilitätseingriffe des Antriebsschlupfregelsystems gilt. Eine
weitere Ursache starker Bremsflächenerwärmung stellt ein maxi
males Beschleunigen auf µ-Split speziell bei zunehmender Fahr
zeuggeschwindigkeit dar, verursacht durch den erforderlichen
Bremsdruck zur Traktionssteigerung in Verbindung mit der aktu
ellen hohen Raddrehzahl. Eine analoge Erwärmung resultiert aus
häufigen Anfahrvorgängen auf µ-Split an einer Steigung, insbe
sondere mit beladenem Fahrzeug.
Anhand des gezeigten Flußdiagramms wird nachfolgend die Funk
tionsweise des zugehörigen Verfahrens zur Bremsflächentempera
turbestimmung für ein Antriebsrad des Kraftfahrzeuges mit dem
elektronischen Traktionssystem als einem antriebsschlupfregeln
den System beschrieben. Als Sensorik werden hierbei lediglich
ein Raddrehzahlsensor für jedes Rad sowie der Bremslichtschal
ter zur Erkennung einer normalen, fahrerinduzierten Bremsung
benötigt. Der nachfolgend beschriebene Verfahrensablauf wird
laufend zyklisch durchgeführt, z. B. mit einer Zykluszeit von
60 ms. Dabei wird die Bremsflächentemperatur beider Antriebsrä
der überwacht, wobei für geringen Rechenzeitbedarf abwechselnd
pro Zyklus jeweils die Temperatur eines Rades neu bestimmt
wird. Alternativ können die Temperaturen beider Räder im selben
Zyklus neu berechnet werden. Außerdem können bei Bedarf selbst
verständlich problemlos weitere Radbremsen auf diese Weise tem
peraturüberwacht werden, z. B. durch einen eigens zugeordneten
Verfahrensablauf oder aber einfach aus den Werten der bereits
überwachten Räder unter Ausnutzung einer bekannten Bremskraft
verteilung. Das Verfahren kann für heck-, front- oder allradge
triebene Fahrzeuge verwendet werden.
Das Verfahren wird von dem hierfür zuständigen Steuersystem
über den ganzen Fahrzeuggeschwindigkeitsbereich hinweg kontinu
ierlich an den Antriebsrädern durchgeführt. Es gewährleistet,
daß Regeleingriffe des elektronischen Traktionssystems selb
ständig abgeschaltet werden, bevor es zu einer übermäßigen Er
hitzung der Bremsflächen kommt. Zudem werden derartige, an
triebsschlupfregelnde Eingriffe des Traktionssystems unterbun
den, wenn sich die Bremse aufgrund häufiger Fahrzeugverzöge
rungen, z. B. bei einer Paßfahrt oder einer Autobahnfahrt mit
großen Bremsanteilen, sehr stark erwärmt hat, so daß die volle
Funktionsfähigkeit der Bremse erhalten bleibt. Das Verfahren
arbeitet radindividuell und verbietet bei zu hoher Bremsentem
peratur einen Regeleingriff am jeweiligen Rad sowie Regelein
griffe, die eine beidseitige Bremswirkung erfordern, z. B. zur
Stabilitätsregelung.
Nach einem Startschritt 1, z. B. durch das Einschalten der Zün
dung ausgelöst, werden im nächsten Schritt 2 die nötigen Ein
gangsgrößen erfaßt, insbesondere werden die Raddrehzahlen (Rd)
aller vier Räder gemessen und die Stellung des Bremslicht
schalters (BLS) abgefragt. Aus den gemessenen und einer Filte
rung unterzogenen Raddrehzahlen (Rd) wird die momentane Fahr
zeuggeschwindigkeit (v) in einer üblichen Weise abgeleitet,
z. B. als Mittelwert der Radumfangsgeschwindigkeiten zweier
nicht angetriebener Räder.
Unter Benutzung des ermittelten Fahrzeuggeschwindigkeitswertes
(v) und der momentan gültigen Bremsflächentemperatur (T), die
einem vorangehend ermittelten Wert oder einem in der Größenord
nung einer typischen Umgebungstemperatur liegenden Anfangswert
entspricht, wird dann anhand eines empirisch ermittelten, in
einem Speicher des Steuerungssystems abgelegten Kennfeld ein
temperatur- und fahrzeuggeschwindigkeitabhängiges Abkühldekre
ment (dTk) ermittelt, welches die Abkühlrate der Bremsfläche
unter den momentanen Bedingungen während der Dauer eines Zyklus
repräsentiert. Das Abkühldekrement (dTk) wird dann von der bis
her gültigen Belagtemperatur (T) subtrahiert (Schritt 3).
Als nächstes wird im Schritt 4 anhand der Stellung des Brems
lichtschalters (BLS) abgefragt, ob ein normaler, fahrzeugverzö
gernder Bremsvorgang vorliegt. Wenn dies der Fall ist, wird die
hierdurch während der Zykluszeit entstehende Bremsflächenerwär
mung in Form eines Erwärmungsinkrementes (dThn) berücksichtigt,
welches zum bisherigen, bereits um das Abkühldekrement (dTk)
verminderten Temperaturwert (T) addiert wird (Schritt 5). Die
ses Erwärmungsinkrement (dThn) wird hierzu wie folgt bestimmt.
Zunächst wird durch zeitliche Ableitung der aus den gemessenen
Raddrehzahlen (Rd) errechneten Fahrzeuggeschwindigkeit (v) ein
Fahrzeugverzögerungswert ermittelt. Ein Teil dieser Fahrzeug
verzögerung ist jedoch durch den Fahrwiderstand, insbesondere
durch Motorschleppmoment, Luftwiderstand des Fahrzeugs und Rei
fenrollwiderstand, verursacht. Anhand eines wiederum empirisch
ermittelten, abgelegten Kennfeldes wird der auf diesen Fahrwi
derstandseinfluß zurückzuführende Verzögerungsanteil ermittelt
und von der aus den Raddrehzahlen (Rd) gewonnenen Verzögerung
subtrahiert, woraus sich der bremseninduzierte Verzögerungswert
(a) ergibt. Dabei wurden zuvor die einzelnen Fahrwiderstandsan
teile empirisch fahrzeuggeschwindigkeitsabhängig ermittelt, um
als entsprechende Kennfelder im Steuersystemspeicher abgelegt
werden zu können. Entsprechend der Tatsache, daß die in thermi
sche Energie umgesetzte Verzögerungsenergie proportional zum
Produkt aus Geschwindigkeit und Verzögerung ist, wird das Er
wärmungsinkrement (dThn) während normaler Bremsungen proportio
nal zu dem bremseninduzierten Verzögerungsanteil (a) und der
Raddrehzahl (Rd) des temperaturüberwachten Rades gewählt. Die
zugehörige Proportionalitätskonstante wird ebenfalls empirisch
ermittelt. Dies kann temperaturunabhängig gewählt werden, es
kann jedoch bei etwas vergrößertem Aufwand eine zusätzliche Ge
nauigkeitssteigerung erzielt werden, wenn diese Konstante tem
peraturabhängig, insbesondere in einem höheren Temperaturbe
reich mit höherer Bremsflächentemperatur fallend, vorgegeben
wird, wodurch berücksichtigt wird, daß der Temperaturanstieg im
höheren Temperaturbereich nicht mehr streng linear verläuft.
Selbstverständlich wird die Addition des Normalbremsungs-Erwär
mungsinkrementes (dThn) nur vorgenommen, wenn sich bei der Be
rechnung des bremseninduzierten Verzögerungswertes (a) ein Wert
größer als null ergibt und die aus den Raddrehzahlen gewonnene
Fahrzeugverzögerung folglich nicht alleine auf den Fahrwider
stand zurückzuführen ist.
Hat der Bremslichtschalter-Abfrageschritt 4 hingegen ergeben,
daß keine fahrzeugverzögernde Bremsung vorliegt, so wird in ei
nem nächsten Abfrageschritt 6 geprüft, ob ein Bremseneingriff
des elektronischen Traktionssystems zwecks Antriebsschlupfrege
lung vorliegt. Ist dies der Fall, wird in einem nächsten
Schritt 7 zu der um das Abkühldekrement (dTk) verminderten
Bremsflächentemperatur (T) ein diesbezügliches Erwärmungsinkre
ment (dThr) hinzuaddiert, um die dadurch bedingte Bremsenerwär
mung während einer Zyklusdauer zu berücksichtigen. Ein derarti
ger Bremseneingriff ist dem Regelsystem in seiner Wirkung voll
ständig bekannt, da es selbst die Ventilöffnungszeiten für die
beteiligten Bremsventile bestimmt. Über diese Ventilöffnungs
zeiten läßt sich damit eine sehr genaue Abschätzung des vorlie
genden Bremsdrucks (ps) vornehmen. Dies wird zur Bestimmung des
Erwärmungsinkrementes (dThr) für den antriebsschlupfregelnden
Bremseneingriff ausgenutzt, indem dieses Inkrement (dThr) pro
portional zu dem solchermaßen ermittelten Regelungsbremsdruck
(ps) sowie proportional zur erfaßten Drehzahl (Rd) des tempera
turüberwachten Rades gewählt wird. Auch in diesem Fall wird die
Proportionalitätskonstante wiederum empirisch ermittelt und bei
Bedarf zur weiteren Genauigkeitserhöhung als Kennlinie in Ab
hängigkeit von der momentanen Bremsflächentemperatur (T) abge
legt.
In allen drei möglichen Fällen, d. h. nach inkrementaler Tempe
raturerhöhung aufgrund normaler Bremsung oder aufgrund eines
antriebschlupfregelnden Bremseneingriffs oder nach Feststellung
der Nichtaktivität der Radbremse, wird anschließend mit einem
Abfrageschritt 8 fortgesetzt, in dem festgestellt wird, ob die
neu bestimmte Bremsflächentemperatur (T) größer als ein vorge
gebener erster Grenzwert (TM1) ist. Ist dies der Fall, wird als
nächstes (Schritt 9) ein Sperrsignal erzeugt, das dem elektro
nischen Traktionssystem zugeführt wird und bewirkt, daß ein
möglicherweise aktiver antriebsschlupfregelnder Bremseneingriff
unterbrochen wird oder aber ein neuer derartiger traktions- bzw.
stabilitätsregelnder Bremseneingriff bis auf weiteres
unterbleibt. Wie oben bereits ausgeführt, liegt dieser Maßnahme
die Absicht zugrunde, eine übermäßige Bremsenerhitzung aufgrund
antriebsschlupfregelnder Bremseneingriffe zu vermeiden und die
Bremse für Normalbremsungen voll funktionsfähig zu halten.
Dementsprechend wird dieser Temperaturgrenzwert (TM1) anwen
dungsbezogen passend gewählt, beispielsweise in der Größen
ordnung von 350°C. Normale Bremsvorgänge werden somit durch
dieses Signal nicht behindert. Liegt hingegen die neu bestimmte
Bremsflächentemperatur (T) unterhalb dieses ersten Grenzwertes
(TM1), so wird in einem nächsten Abfrageschritt 10 geprüft, ob
die Temperatur (T) unterhalb eines zweiten Grenzwertes (TM2)
liegt, welcher kleiner als der erste Grenzwert (TM1) ist, und
ob das im Schritt 9 erzeugte Sperrsignal für traktions- oder
stabilitätsregelnde Bremseneingriffe noch aktiv ist. Ist dies
der Fall, wird nachfolgend im Schritt 11 ein Freigabesignal
erzeugt, das in der Aufhebung des Sperrsignals von Schritt 9
besteht und dem elektronischen Traktionssystem anzeigt, daß
nunmehr wieder antriebsschlupfregelnde Bremseingriffe möglich
sind. Damit der Bremse Zeit zur Abkühlung gegeben wird und da
durch etwas Spielraum für derartige anschließende Bremsenein
griffe ermöglicht wird, wird der zweite Grenzwert (TM2) deut
lich geringer als der erste Grenzwert (TM1) gewählt, z. B. in
der Größenordnung von 250°C, wenn der erste Grenzwert (TM1) wie
oben angegeben bei ca. 350°C liegt. Dies verhindert zudem ein
unerwünscht starkes Regelschwingungsverhalten.
Wenn die beiden vorangegangenen Abfrageschritte 8 und 10 beide
verneinend beantwortet wurden, so folgt ein weiterer Abfrage
schritt 12, in dem geprüft wird, ob die neubestimmte Bremsflä
chentemperatur (T) einen vorgegebenen Minimalwert (Tmin), der
einem typischen Umgebungstemperaturwert entspricht, unter
schritten hat. Ist dies der Fall, wird die Bremsflächentempera
tur (T) auf diesen Mindestwert (Tmin) gesetzt (Schritt 13). Mit
dieser Maßnahme wird erreicht, daß der berechnete Temperatur
wert (T) bei fehlenden Bremseneingriffen über einen längeren
Zeitraum hinweg aufgrund der Abkühldekrementierung keinen un
plausibel geringen Wert annimmt, sondern auf einem plausiblen
Umgebungstemperaturwert verbleibt.
In allen möglichen Fällen der letzten drei Temperaturwertabfra
geschritte 8, 10 und 12 wird nach Schritt 9, 11, 12 oder 13 mit
einem Abfrageschritt 14 fortgesetzt, in welchem festgestellt
wird, ob das Fahrzeug stillsteht, worunter zu verstehen ist,
daß die Zündung abgestellt ist. Mit diesem Abfrageschritt 14
ist ein normaler Temperaturbestimmungszyklus während des Fahr
betriebs abgeschlossen, weshalb bei erkanntem, noch laufendem
Fahrzeugbetrieb vor den Schritt 2 der Raddrehzahlerfassung
zurückgekehrt wird, wonach getaktet ein neuer Programmdurchlauf
erfolgt. Erkennbar liefert der normale Temperaturbestimmungs
zyklus eine sehr zuverlässige Schätzung der Bremsflächentempe
ratur des überwachten Rades durch Dekrementierung eines bisher
gültigen Temperaturwertes (T) um einen die Belagabkühlung be
rücksichtigenden Faktor (dTk) sowie durch Inkrementierung
dieser Temperatur (T) um einen Faktor (dThn, dThr), der die
Erwärmung aufgrund eines normalen Bremsvorgangs oder eines
antriebsschlupfregelnden Bremseneingriffs berücksichtigt. Durch
die bezüglich der Räder parallele oder alternierende Tempera
turneubestimmung liegt jederzeit eine vergleichsweise zuver
lässige Information über die Bremsflächentemperatur der ange
triebenen und bei Bedarf auch der nichtangetriebenen Räder vor,
ohne daß hierzu eine eigene Temperatur- oder Bremsdrucksensorik
an den Rädern erforderlich ist. Diese Information wird dazu
verwendet, das elektronische Traktionssystem bei zu hoher
Bremsflächentemperatur zu deaktivieren, um auf diese Weise eine
Bremsenüberhitzung zu vermeiden und die Bremsen für normale
Bremsvorgänge voll funktionsfähig zu halten.
Wird in dem Abfrageschritt 14 festgestellt, daß der Fahrzeug
stillstand erreicht ist, so wird eine zusätzliche Nachlaufphase
innerhalb des Verfahrens zur Bremsflächentemperaturbestimmung
wie folgt durchgeführt. Zunächst wird in einem anschließenden
Schritt 15 abgefragt, ob die Bremsflächentemperatur (T) einen
Wert kleiner oder gleich dem vorgegebenen Minimalwert (Tmin)
erreicht hat. Wenn wie vorliegend mehrere Radbremsentemperatu
ren überwacht werden, ist es zweckmäßig, für den Abfrageschritt 15
die höchste aller momentanen, ermittelten Bremsflächentempe
raturen zu verwenden, um sicherzustellen, daß das zugehörige
Steuergerät vor der Maximaldauer erst dann abgeschaltet wird,
wenn alle Bremsentemperaturen ihren Minimalwert erreicht haben.
Ist die Abfrage positiv, so wird dies als bereits auf Umge
bungstemperatur abgekühlte Bremsen interpretiert, so daß im
nächsten Schritt 16 die Bremsflächentemperatur (T) auf den Mi
nimalwert (Tmin) gesetzt und das Verfahren anschließend beendet
wird (Schritt 17), wonach erst das zugehörige Steuergerät abge
schaltet wird. Wird hingegen im Schritt 15 erkannt, daß die bei
rechnete Bremsflächentemperatur (T) noch über dem Minimalwert
(Tmin) liegt, so ist dies dahingehend zu interpretieren, daß
das Fahrzeug mit noch heißen Bremsen steht. Würde das Steuerge
rät zur Bremsflächentemperaturbestimmung mit Abstellen des
Fahrzeugs ausgeschaltet, so würde folglich eine kurz darauf er
folgende Wiederinbetriebnahme des Fahrzeugs bedeuten, daß die
rechnerische Temperaturbestimmung von einem unzutreffenden An
fangswert gestartet wird, z. B. dem vorgegebenen Minimalwert
(Tmin), einem über einen Außentemperaturfühler erfaßten Umge
bungstemperaturwert oder einem zuletzt im laufenden Fahrbetrieb
ermittelten Wert. Dies wird dadurch verhindert, daß das Tempe
raturbestimmungs-Steuergerät noch nicht mit dem Stillsetzen des
Fahrzeugs abgeschaltet wird, sondern weiterhin bestromt bleibt
und anschließend an eine Verneinung des Abfrageschritts 15 zu
nächst in einem weiteren Abfrageschritt 18 geprüft wird, ob die
Fahrzeugstillstandsdauer (ts) eine vorgegebene Maximaldauer
(tm) überschritten hat. Dies dient dazu, die Nachlaufphase
zeitlich zu begrenzen, z. B. auf eine Maximaldauer von ca. 30 min,
um eine zu lang andauernde Steuergerätbestromung beispielsweise
aufgrund eines fehlerhaften Verfahrensablaufes zu verhindern,
so daß bei bejahender diesbezüglicher Abfrage im Schritt 18 zum
Schritt 16 gesprungen wird, woraufhin die Temperatur auf den
Minimalwert (Tmin) gesetzt und anschließend zum Verfahrensende
(Schritt 17) verbunden mit der Abschaltung des Steuergerätes
weitergegangen wird. Ist diese Maximaldauer (tm) hingegen noch
nicht abgelaufen, wird während des Fahrzeugstillstands die Ab
kühldekrementierung im Schritt 19 fortgesetzt, wobei vom bishe
rigen Temperaturwert (T) das Abkühldekrement (dTk) subtrahiert
wird, das sich für den Fahrzeuggeschwindigkeitswert null ergibt.
Nach einer derartigen Dekrementierung wird wieder vor den Ab
frageschritt 14 zurückgekehrt, um zu überprüfen, ob noch immer
Fahrzeugstillstand vorliegt. Ersichtlich gewährleistet diese
Nachlaufphase, daß dem abgeschätzte Temperaturwert für die
Bremsfläche auch nach einem Fahrzeugstillstand erhalten bleibt,
so daß bei einem Fahrzeugneustart mit noch warmen oder heißen
Bremsen richtigerweise der noch über Umgebungstemperatur lie
gende abgeschätzte Temperaturwert als Anfangswert verwendet
wird.
Es versteht sich, daß für den Fachmann außer den bereite ange
gebenen weitere Ausgestaltungen, Alternativen und Modifikatio
nen des oben beschriebenen Verfahrensablaufs im Rahmen der Er
findung möglich sind. So ist es von Vorteil, dem wahrer diverse
Anzeigen über den Verfahrensablauf zur Verfügung zu stellen,
z. B. eine Anzeige darüber, daß das elektronische Traktionssy
stem momentan wegen zu heißer Bremsen deaktiviert ist. Selbst
verständlich ist das erfindungsgemäße Verfahren zur Bremsflä
chentemperaturbestimmung auch für Fahrzeugsysteme ohne elektro
nisches Traktionssystem, d. h. für Fahrzeuge mit normalem ABS
und/oder ASR-System und auch für Fahrzeuge ohne derartige Rad
schlupfregelsysteme nutzbringend verwendbar.
Claims (7)
1. Verfahren zur Bremsflächentemperaturbestimmung für ein
Kraftfahrzeugrad, bei dem
- - die Bremsflächentemperatur (T) im Fahrbetrieb fortwährend indirekt aus Raddrehzahl- und Bremsenzustandsdaten zyk lisch neu bestimmt wird, wobei in jedem Zyklus
- - der momentane Temperaturwert (T) um ein Abkühldekrement (dTk) bis höchstens auf eine vorgegebene Minimaltemperatur (Tmin) verringert und/oder
- - bei aktivierter Radbremse während einer normalen oder ei ner antriebsschlupfregelnden Bremsung um ein Erwärmungs inkrement (dTh) erhöht wird, das in Abhängigkeit von Daten aus erfaßten Raddrehzahlen (Rd) und/oder aus daraus ableitbaren Größen (v, a) und/oder aus antriebsschlupfregelnden Rad bremsventilansteuerungen ermittelt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
- - das Erwärmungsinkrement (dThn) für normale Bremsungen proportional zu einem bremsungsinduzierten Fahrzeugver zögerungswert (a), der sich als Differenz aus dem raddreh zahlermittelten Verzögerungswert und einem aus einem abge legten Fahrwiderstands-Kennfeld, welches das Motorschlepp moment und/oder den Luftwiderstand und/oder den Rollwider stand des Fahrzeugs berücksichtigt, entnommenen Verzöge rungswert ergibt, sowie proportional zur Drehzahl (Rd) des Rades festgelegt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
das Abkühldekrement (dTk) jeweils nach abgelegten Kennfeldern
in Abhängigkeit der aus den gemessenen Raddrehzahlen (Rd) er
mittelten momentanen Fahrzeuggeschwindigkeit (v) und des momen
tanen Temperaturwertes (T) festgelegt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
- - das Rad ein von einem Antriebsschlupf-Regelsystem durch Bremsenaktivierung antriebsschlupfregelbares Rad ist und
- - das Erwärmungsinkrement (dThr) für antriebsschlupfregelnde Bremsungen proportional zum aus den Ventilöffnungszeiten be rechneten Radbremsdruck (ps) sowie zur Raddrehzahl (Rd) fest gelegt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
die jeweilige Proportionalitätskonstante für eines oder beide
Erwärmungsinkremente (dThn, dThr) anhand eines abgelegten Kenn
feldes abhängig von der momentanen Bremsflächentemperatur (T)
gewählt wird, wobei die Proportionalitätskonstante mit sinken
der Temperatur fällt.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
eine Sperrinformation für das Antriebsschlupf-Regelsystem er
zeugt wird, wenn die ermittelte Bremsflächentemperatur (T) ei
nen vorgegebenen ersten Grenzwert (TM1) übersteigt, und eine
Freigabeinformation für das Antriebsschlupf-Regelsystem erzeugt
wird, wenn die Bremsflächentemperatur (T) nach vorheriger Über
schreitung des ersten Grenzwertes (TM1) einen vorgegebenen
zweiten Grenzwert (TM2), der höchstens gleich groß wie der
erste Grenzwert ist, unterschreitet.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
die zyklische Temperaturneubestimmung durch weiteres Subtrahie
ren des Abkühldekrementes (dTk) vom vorigen Temperaturwert (T)
auch nach einem Stillsetzen des Fahrzeugs so lange fortgesetzt
wird, bis die ermittelte Bremsflächentemperatur (T) den vorge
gebenen Minimalwert (Tmin) erreicht hat.
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