DE10012448A1 - Verfahren zur Bremskraftverteilung - Google Patents
Verfahren zur BremskraftverteilungInfo
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Abstract
Ein Verfahren zur Bremskraftverteilung bei einem Fahrzeugs mit mindestens zwei gebremsten Achsen ist dadurch gekennzeichnet, daß während eines Bremsvorgangs eine Überhitzung, eine Überhitzungsgefahr bzw. eine Situation mit einer Überhitzung oder Überhitzungsgefahr der Radbremsen anhand bestimmter Kriterien oder Hinweise ermittelt wird und bei einer erkannten Überhitzung, Überhitzungsgefahr bzw. Situation mit einer Überhitzung oder Überhitzungsgefahr die Radbremsen an einer vorderen Achse und an einer hinteren Achse abwechselnd mit Bremskraft beaufschlagt werden, zwecks Abkühlung der aktuell nicht mit Bremskraft beaufschlagten Radbremsen einer Achse.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Bremskraftverteilung bei Fahrzeugen mit mindestens zwei
bremsbaren Achsen.
Bei den bekannten Bremssystemen für Kraftfahrzeuge wird die
Bremskraft bzw. der Bremsdruck vorzugsweise elektronisch
geregelt. Die Bremskraftregelung dient dazu, rad- und/oder
achsindividuell eine Bremskraft an den Radbremsen des
Fahrzeugs einzustellen, die geeignet ist, in der aktuellen
Fahrsituation bestimmte Funktionen bzw. ein bestimmtes
Fahrzeugverhalten zu realisieren. Zu den Regelungssystemen
gehören beispielsweise das Antiblockiersystems (ABS), die
elektronische Bremskraftverteilung (EBV) zwischen Vorder-
und Hinterachse, die integraler Bestandteil eines ABS sein
kann, die Antriebsschlupfregelungssystem (ASR) und die
Fahrdynamikregelung (ESP). Diese Regelungsverfahren sind
bei den heute eingesetzten hydraulischen Bremssystemen für
Kraftfahrzeuge ebenso einsetzbar wie bei
elektrohydraulischen (EHB) oder elektromechanischen (EMB)
Bremssystemen.
Als Radbremsen kommen vorwiegend Reibungsbremsen zum
Einsatz, bei denen Bewegungsenergie des Fahrzeugs durch
Reibung in Wärme umgewandelt wird.
Ein Problem der Reibungsbremssysteme besteht darin, daß bei
langanhaltenden aber relativ wenig intensiven
Bremsvorgängen, wie zum Beispiel während einer Bergabfahrt,
insbesondere bei geringen Geschwindigkeiten
("Schleichabfahrt"), durch das ständige Reiben der
Bremsbeläge eine Überhitzung der Bremsen erfolgen kann.
Die Bremsscheiben werden bei einer Schleichabfahrt bis zu
700°C heiß. Die Hitze strahlt auf die Bremszylinder aus und
läßt den Wasseranteil der Bremsflüssigkeit verdampfen.
Durch ein stärkeres Betätigen des Bremspedals werden nur
die entstandenen Wasserdampfblasen zusammengepreßt. Eine
der Bremspedalbetätigung entsprechende Verzögerung kann
nicht mehr realisiert werden. Dieses Problem tritt bei
hydraulischen und bei elektrohydraulischen Bremsanlagen
auf.
Andererseits führt die permanente Reibung des Bremsbelags
in Verbindung mit einem relativ geringen Anpressdruck zu
einem Ausglühen der Reibbelagoberfläche, was eine
gefährliche Reduzierung des Reibungskoeffizienten ("µ")
zwischen Reibbelag und Bremsscheibe oder Bremstrommel
verursacht. Dieses Problem ist bei den hydraulischen
Bremssystemen und bei elektromechanischen Bremsen relevant.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur
Bremskraftverteilung für Fahrzeuge bereitzustellen, mit dem
ein Überhitzen der Radbremsen infolge eines relativ langen
Bremsvorgangs, mit insbesondere einer relativ geringen
Bremskraft (Teilbremsbereich), vermieden werden kann.
Die Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des
unabhängigen Patentanspruchs gelöst. Weitere
Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen
Unteransprüchen angegeben.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
daß während eines Bremsvorgangs, insbesondere eine
Überhitzung, eine Überhitzungsgefahr bzw. eine Situation
mit einer Überhitzung oder Überhitzungsgefahr der
Radbremsen anhand bestimmter Kriterien oder Hinweise
ermittelt wird und bei einer erkannten Überhitzung,
Überhitzungsgefahr bzw. Situation mit einer Überhitzung
oder Überhitzungsgefahr die Radbremsen an einer vorderen
Achse und an einer hinteren Achse abwechselnd mit
Bremskraft beaufschlagt werden, zwecks Abkühlung der
aktuell nicht mit Bremskraft beaufschlagten Radbremsen
einer Achse.
Daß bedeutet, bei einem Verfahren zur Steuerung der
Bremskraft oder des Bremsdrucks, insbesondere im
Teilbremsbereich, wobei die Radbremsen mit einer relativ
geringen Bremskraft, aber zugleich relativ lang andauernd
beaufschlagt werden, werden die Radbremsen erfindungsgemäß
an einer vorderen Achse und an einer hinteren Achse
abwechselnd mit Bremskraft beaufschlagt. Nach der Erfindung
erfolgt diese Bremskraftregelung nach Maßgabe der
Temperatur an den Radbremsen, zwecks Abkühlung der aktuell
nicht beaufschlagten Radbremsen einer Achse. Dabei
entspricht die Summe der insgesamt an den gebremsten Achsen
aufgebrachten Bremskraft dem Fahrerwunsch, insbesondere
einer Verzögerung des Fahrzeugs oder dem Halten der
Geschwindigkeit des Fahrzeugs.
Der Ausdruck "Bremskraft" schließt hier und im folgenden
auch die von der Bremskraft abgeleiteten Größen,
insbesondere den bei einem hydraulischen Bremssystem
wirkenden hydraulischen Druck (Bremsdruck), mit ein.
Wird zum Beispiel bei einem Fahrzeug mit zwei bremsbaren
Achsen die Gefahr einer Überhitzung an den Radbremsen der
Vorderachse festgestellt, so werden in einer ersten Phase
die Radbremsen an der hinteren Achse stärker mit Bremskraft
beaufschlagt, während an den zwei vorderen Radbremsen die
Bremskraft reduziert wird, mit dem Ziel, zwecks Abkühlung
der Bremsen keine Bremskraft an den Vorderradbremsen mehr
anzulegen. In dieser Situation wird die gewünschte
Fahrzeugverzögerung ausschließlich mit Hilfe der
Hinterradbremsen erzielt. Die Vorderradbremsen können
während dieser Betätigungspause abkühlen. In einer zweiten
Phase, nachdem sich die vorderen Radbremsen hinreichend
abgekühlt haben und die hinteren Radbremsen entsprechend
stärker beansprucht wurden, erfolgt eine umgekehrte
Regelung. Die Radbremsen der vorderen Achse werden mit
Bremskraft beaufschlagt und die hinteren Radbremsen werden
gelöst. Im Idealfall wird bei diesem Verfahren die gesamte,
gewünschte Bremskraft nur mit Hilfe der Radbremsen einer
Achse übertragen. Daraus ergibt sich der Vorteil, daß eine
Überhitzung der Radbremsen relativ sicher - im Rahmen des
physikalisch Möglichen - vermieden werden kann. Wenn eine
Überhitzung, eine Überhitzungsgefahr bzw. eine Situation
mit einer Überhitzung oder Überhitzungsgefahr der
Radbremsen nicht mehr festgestellt wird, dann tritt dieses
Verfahren nicht oder nicht mehr in Funktion und die
Bremskraftregelung erfolgt nach den bekannten
Regelungsverfahren der eingangs genannten Regelungssysteme.
Es ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß die Bremskraft-
Beaufschlagung durch eine Pausenzeit unterbrochen wird, in
der die Radbremsen nicht mit Bremskraft beaufschlagt werden
für eine bestimmte Zeitdauer, die nach Maßgabe der
Kriterien oder Hinweise zur Ermittlung der Überhitzung,
Überhitzungsgefahr bzw. Situation mit einer Überhitzung
oder Überhitzungsgefahr bestimmt wird.
Hier werden insbesondere bei Dauerbremsungen, beispiels
weise bei einer "Schleichabfahrt", bei der mit einem
andauernden, aber verhältnismäßig geringen Bremsmoment
bedarf keine oder nur eine geringe, im wesentlichen nur
einer Kompensation der Hangabtriebskraft dienende
Verzögerung des Fahrzeugs vorliegt, zeitweilige Bremspausen
einer Achse vorgesehen, in denen die Radbremsen dieser
einen Achse zwecks Abkühlung unbetätigt bleiben. In diesen
Phasen werden die Radbremsen der anderen Achse oder Achsen
mit einer angepaßten, entsprechend höheren Bremskraft
beaufschlagt, zwecks Abbremsung bzw. Halten der gewünschten
Fahrzeuggeschwindigkeit.
Das Bestimmen der Pausenzeiten, daß bedeutet die Festlegung
des Anfangs und der Dauer einer Bremskraftbeauschlagung der
Radbremsen der jeweiligen Achse, erfolgt nach Maßgabe der
ermittelten Temperatur der Radbremsen. Es ist vorgesehen,
daß die Zeitdauer der Pausen zwischen den aktiven
Bremsphasen an den jeweiligen Rädern einer Achse nach
Maßgabe der Temperatur an diesen Radbremsen eingestellt
wird.
Nach der Erfindung wird die Temperatur der Radbremsen,
insbesondere der Bremsscheiben und/oder der Bremstrommeln,
ermittelt und als ein Kriterium oder Hinweis für eine
Überhitzung, eine Überhitzungsgefahr bzw. eine Situation
mit einer Überhitzung oder Überhitzungsgefahr der Rad
bremsen wird das Überschreiten eines vorgegebenen
Temperaturgrenzwerts gewertet, der vorzugsweise als ein
Wert in einem Bereich von 200°C bis 300°C vorgegeben
wird. Der Grenzwert für die Temperatur ist von dem
jeweiligen Fahrzeugtyp, dem Bremssystem und den Kühlungs
gegebenheiten der Radbremsen abhängig und individuell zu
ermitteln. Die Temperatur ist beispielsweise abhängig von
der Bauart der Bremse, insbesondere davon, ob eine
Scheibenbremse mit einer besseren Kühlung oder eine
Trommelbremse mit einer vergleichsweise schlechteren
Kühlung vorliegt. Der Temperaturgrenzwert wird daher im
Fall einer Scheibenbremse bei höheren Temperaturvorgaben,
beispielsweise 250°C bis 300°C und im Fall einer
Trommelbremse bei einem niedrigeren Grenzwert, beispiels
weise einem Wert in einem Bereich von 200°C bis 250°C,
liegen. Da an der Vorderachse und Hinterachse unter
schiedliche Bedingungen vorliegen und die Radbremsen oft
unterschiedlich ausgebildet sind, ist es vorteilhaft, einen
achsindividuellen Temperaturgrenzwert vorzugeben.
Erfindungsgemäß wird die Temperatur der Radbremsen mit
Hilfe mindestens eines Temperatursensors und/oder mit Hilfe
eines Temperaturmodells ermittelt.
Nach der Erfindung wird mit dem Temperaturmodell ein
Schätzwert für die Temperatur der Radbremsen nach Maßgabe
der Bremsenbetätigungssignale, insbesondere der Bremskraft
oder des Bremsdrucks oder eines davon abgeleiteten Werts
und der Zeitdauer der Bremskraft-Beaufschlagung und
gegebenenfalls anderer Einflußgrößen, insbesondere der
Radgeschwindigkeit, ermittelt.
So wird in Abhängigkeit von den Bremsenbetätigungssignalen
und gegebenenfalls anderer Einflußgrößen ein Modell der
Bremsentemperatur gebildet und ausgewertet. Die Ermittlung
auf der Grundlage des Temperaturmodells umfaßt im
wesentlichen das Bestimmen der Fahrzeuggeschwindigkeit, das
Erfassen der Bremsbetätigung, das Erfassen des hydrau
lischen Drucks bei einer hydraulischen Bremse bzw. das
Erfassen der Stromaufnahme oder Schätzen der Spannkraft
oder Bremskraft bei einer elektromechanischen Bremse, die
Bestimmung der Zeitdauer des Bremsvorgangs und die
Auswertung dieser Größen. Ferner ist im Bedarfsfall eine
Erfassung und eine Auswertung der Radgeschwindigkeiten, der
Fahrzeugeschwindigkeit und der Umgebunstemperatur vorge
sehen, da diese Parameter ebenfalls einen Einfluß auf die
Bremsentemperatur haben.
Es ist auch vorgesehen, auf Temperaturmodelle zurück
zugreifen, die in manchen Bremsregelungssystemen ohnehin
vorhanden sind und die eine Abschätzung der jeweils
herrschenden Bremsentemperatur zulassen. Ab einer be
stimmten, errechneten bzw. geschätzten Temperatur,
insbesondere einer Bremsscheiben- oder Bremstrommel
temperatur, werden die Radbremsen einer vorderen Achse und
einer hinteren Achse nach der Erfindung dann nur noch
abwechselnd mit Bremskraft bzw. Bremsdruck beaufschlagt.
Es ist nach der Erfindung vorgesehen, daß der Wert für die
an den Radbremsen anliegende Bremskraft oder den Bremsdruck
oder einen davon abgeleiteten Wert ermittelt oder geschätzt
wird, daß die Zeitdauer, für die die Radbremsen mit
Bremskraft beaufschlagt werden, erfaßt wird und daß eine
Überhitzung, eine Überhitzungsgefahr bzw. eine Situation
mit einer Überhitzung oder Überhitzungsgefahr dann angenommen
wird, wenn der Wert für die Bremskraft oder den
Bremsdruck oder den davon abgeleiteten Wert an mindestens
einer Radbremse über eine vorgegebene Mindestzeitdauer in
einem vorgegebenen Werte-Bereich liegt. Daß bedeutet, der
Wert für die Bremskraft bzw. den Bremsdruck muß mindestens
für eine vorbestimmte Zeit in einem vorbestimmten Bereich
liegen. Dabei kann es vorteilhaft sein, die Mindestzeit
dauer und den Werte-Bereich für mindestens zwei Achsen
individuell vorzugeben, da an der Vorderachse und Hinter
achse unterschiedliche Bedingungen vorliegen und die
Radbremsen an Vorder- und Hinterachse oft unterschiedlich
ausgebildet sind.
Bei den hydraulischen Bremssystemen wird vorzugsweise der
hydraulische Druck und bei elektromechanischen Bremsen wird
vorzugsweise eine entsprechende Leistungsaufnahme des
Motors der Radbremse ermittelt und ausgewertet. Die
Grenzwerte für den Werte-Bereich sind von dem jeweiligen
Fahrzeugtyp, dem Bremssystem und dessen Dynamik abhängig
und können individuell bestimmt und angepaßt werden.
Erfindungsgemäß wird ein Werte-Bereich für den Bremsdruck
von größer 0 bar bis 8 bar vorgegeben.
Bei anderen Bremssystemen, bei denen die Bremskraft
übertragung nicht hydraulisch erfolgt, beispielsweise EMB,
wird ein diesem Bremsdruck-Bereich (0 bar bis 8 bar) für
hydraulische Fahrzeugbremsen entsprechender Wertebereich,
beispielsweise ein Wertebereich für die Leistungsaufnahme
des Motors bei einem elektromechanischen Bremssystem,
vorgegeben.
Es ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß eine Mindestzeit
dauer vorgegeben wird, die einen Wert in einem Bereich
zwischen 60 sec. bis 120 sec hat.
Zur Erfassung der Zeitdauer wird vorteilhaft der Verlauf
der Bremskraft über einen längeren Zeitraum, vorzugsweise
ca. 5 min. bis 10 min. verfolgt und die einzelnen Zeiten,
in denen der Wert für die Bremskraft oder den Bremsdruck
oder den davon abgeleiteten Wert an mindestens einer
Radbremse in dem vorgegebenen Werte-Bereich liegt,
aufsummiert, damit bei kurzzeitigen Unterbrechungen der
Bremskraft-Beaufschlagung die Erfassung der Zeitdauer nicht
von vorne bei dem Wert Null beginnt.
Eine Situation mit Bremsdruckwerten größer 0 bar und
kleiner 8 bar über einen Zeitraum von mindestens ca. 60 sec.
ist insbesondere im Fall der "Schleichabfahrt" an
einem Berg oder Paß gegeben, bei der im wesentlichen nur
die Kompensation der Hangabtriebskraft erfolgt. Dabei
werden die Bremsen mit einer andauernden, aber relativ
geringen Bremskraft betrieben. Trotz der relativ geringen
Bremskraft kann die andauernde Belastung der Bremsen zu
starken thermischen Problemen führen, die mit dem
erfindungsgemäßen Verfahren vermieden werden können.
Es ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß dieses Verfahren
dann außer Funktion tritt, wenn eine stärkere Verzögerung,
insbesondere eine Verzögerung mit einem Bremsdruck an
mindestens einer Radbremse größer 5 bar bis 10 bar (bei
elektromechanischen Bremsen eine entsprechende Leistungs
aufnahme des Motors der Radbremse), vom Fahrer des
Fahrzeugs gewünscht wird. Daß bedeutet, insbesondere bei
einer Vollbremsung tritt das Verfahren außer Kraft. In
diesem Fall erfolgt die "übliche" Bremsdruckregelung im
Hinblick auf möglichst hohe Effizienz, das bedeutet
möglichst kurzen Bremsweg und hohe Fahrzeugstabilität.
Erfindungsgemäß wird eine Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit
ermittelt und dieses Verfahren tritt nur dann in Funktion,
wenn ein vorgegebener Geschwindigkeitsgrenzwert über
schritten wird, wobei vorzugsweise ein
Geschwindigkeitsgrenzwert in einem Bereich von 2 bis 10 km/h
vorgegeben wird.
Erfindungsgemäß erfolgt mit Hilfe einer Verzögerungs
regelung ein im wesentlichen stufenloser Übergang von einem
Abbremsen des Fahrzeugs über eine vordere und eine hintere
Achse (Bremsen über zwei Achsen) auf ein Abbremsen nur der
vorderen oder nur der hinteren Achse (Bremsen über eine
Achse) und/oder ein im wesentlichen stufenloser Übergang
von einem Abbremsen des Fahrzeugs über nur eine vordere auf
nur eine hintere Achse oder im umgekehrten Fall über nur
eine hintere auf nur eine vordere Achse(Übergang von einer
auf die andere Achse), um möglichst konstante Radge
schwindigkeiten zu gewährleisten und so das Verzögerungs
gefühl des Fahrers im wesentlichen aufrechtzuerhalten. Die
Wirkung dieser Regelung ist mit einer variablen Bremskraft
verteilung vergleichbar, wobei das Regelziel nicht eine
signifikante Verzögerung darstellt, sondern eine
Komfortfunktion bei einem lang andauernden Abbremsen.
Nach der Erfindung dient dieses Verfahren ausschließlich
zur Verringerung der thermischen Belastung der Radbremsen
während einer "Schleichabfahrt" die an einer Fahrstrecke
mit einem Gefälle eingesetzt wird.
Die Erfindung wurde hier insbesondere am Beispiel eines
hydraulischen Bremssystems beschrieben. Das erfindungs
gemäße Verfahren ist aber nicht auf diesen Anwendungsfall
beschränkt. Vielmehr kann es im Sinne der Erfindung auch
bei anderen Bremssystemen entsprechend zur Anwendung
kommen.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere auch bei
Bremssystemen mit Fremdenergienutzung vorteilhaft einsetz
bar, bei denen die Bremskraftquelle bzw. Bremsdruckquelle
elektrisch ansteuerbar ist. Ein automatischer Bremsenein
griff oder eine automatische Bremsensteuerung nach der
Erfindung ist durch eine entsprechende Regelsoftware bzw.
eine Modifikation einer vorhandenen Software der Steuerein
heit derartiger Bremssystems einfach realisierbar.
Das Verfahren ist vorzugsweise für zweiachsige Kraft
fahrzeuge vorgesehen. Es ist aber darüber hinaus
vorteilhaft auch für mindestens dreiachsige Fahrzeuge,
insbesondere Nutzfahrzeuge oder Lastkraftwagen, einsetzbar.
Denn bei Nutzfahrzeugen oder Lastkraftwagen tritt das
Problem der Überhitzung oder Überhitzungsgefahr bei
Gefällestrecken aufgrund der hohen Fahrzeugmasse verstärkt
auf. Darüber hinaus ist es bei mindestens drei Achsen
möglich, die Bremskraftverteilung nach der Erfindung so
steuern, daß immer nur eine Achse nicht mit Bremskraft
beaufschlagt wird. Durch das Abbremsen der übrigen zwei
Achsen kann so eine genügend hohe Bremsleistung und eine
hohe Fahrstabilität sicher gewährleistet werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird nun anhand einer
Abbildung (Figur) näher erläutert.
Die Figur zeigt die für Radbremsen charakteristischen
Temperaturverläufe während einer "Schleichabfahrt" eines
Fahrzeugs.
In der Figur sind als durchgezogene Linien die für
Radbremsen charakteristischen Temperaturverläufe nach dem
herkömmlichen Verfahren der Bremskraftverteilung und als
gestrichelte Linien die für Radbremsen charakteristischen
Temperaturverläufe nach dem erfindungsgemäßen Verfahren der
Bremskraftverteilung dargestellt. Die obere durchgezogene
Linie zeigt demnach die Temperatur der Bremsscheiben an der
Vorderachse (TStdT,VA) und die untere durchgezogene Linie
die Temperatur der Bremsscheiben an der Hinterachse
(TStdT,HA) nach dem Stand der Technik; die langgestrichelte
Linie stellt die Temperatur der Bremsscheiben an der
Vorderachse (Tneu,VA) und die untere kurzgestrichelte Linie
die Temperatur der Bremsscheiben an der Hinterachse
(Tneu,HA) nach der Erfindung dar. Aufgrund der zyklischen,
wechselseitigen Belastung der Radbremsen zwischen den
Vorderachs- und Hinterachs-Radbremsen liegen die resul
tierenden Temperaturen an den Bremsscheiben der Vorderachse
und Hinterachse zumindest ab einem bestimmten Zeitpunkt, in
dem vorliegenden Beispiel ab ca. 4 Minuten, stets unterhalb
der Bremsscheibentemperaturen bei einer kontinuierlichen
Bremskraftübertragung der Radbremsen nach dem Stand der
Technik. Dieses zeigt, daß bei langanhaltenden aber relativ
wenig intensiven Bremsvorgängen, wie zum Beispiel während
einer "Schleichabfahrt", eine Überhitzung der Bremsen durch
die Erfindung vermieden werden kann.
Claims (13)
1. Verfahren zur Bremskraftverteilung bei Fahrzeugen mit
mindestens zwei bremsbaren Achsen, dadurch gekenn
zeichnet, daß während eines Bremsvorgangs eine Über
hitzung, eine Überhitzungsgefahr bzw. eine Situation
mit einer Überhitzung oder Überhitzungsgefahr der
Radbremsen anhand bestimmter Kriterien oder Hinweise
ermittelt wird und bei einer erkannten Überhitzung,
Überhitzungsgefahr bzw. Situation mit einer Überhitzung
oder Überhitzungsgefahr die Radbremsen an einer
vorderen Achse und an einer hinteren Achse abwechselnd
mit Bremskraft beaufschlagt werden, zwecks Abkühlung
der aktuell nicht mit Bremskraft beaufschlagten
Radbremsen einer Achse.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Bremskraft-Beaufschlagung durch eine Pausenzeit
unterbrochen wird, in der die Radbremsen nicht mit
Bremskraft beaufschlagt werden für eine bestimmte
Zeitdauer, die nach Maßgabe der Kriterien oder Hinweise
zur Ermittlung der Überhitzung, Überhitzungsgefahr bzw.
Situation mit einer Überhitzung oder Überhitzungsgefahr
bestimmt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die Temperatur der Radbremsen,
insbesondere der Bremsscheiben und/oder der Brems
trommeln, ermittelt wird und daß als ein Kriterium oder
Hinweis für eine Überhitzung, eine Überhitzungsgefahr
bzw. eine Situation mit einer Überhitzung oder
Überhitzungsgefahr der Radbremsen das Überschreiten
eines vorgegebenen Temperaturgrenzwerts gewertet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Temperaturgrenzwert in einem Bereich von 200°C
bis 300°C vorgeben wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Temperatur der Radbremsen mit Hilfe
mindestens eines Temperatursensors und/oder mit Hilfe
eines Temperaturmodells ermittelt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
mit dem Temperaturmodell ein Schätzwert für die
Temperatur der Radbremsen nach Maßgabe der Bremsen
betätigungssignale, insbesondere der Bremskraft oder
des Bremsdrucks oder eines davon abgeleiteten Werts und
der Zeitdauer der Bremskraft-Beaufschlagung und
gegebenenfalls anderer Einflußgrößen, insbesondere der
Radgeschwindigkeit, ermittelt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß der Wert für die an den Radbremsen
anliegende Bremskraft oder den Bremsdruck oder einen
davon abgeleiteten Wert ermittelt oder geschätzt wird,
daß die Zeitdauer, für die die Radbremsen mit Brems
kraft beaufschlagt werden, erfaßt wird und daß eine
Überhitzung, eine Überhitzungsgefahr bzw. eine
Situation mit einer Überhitzung oder Überhitzungsgefahr
dann angenommen wird, wenn der Wert für die Bremskraft
oder den Bremsdruck oder den davon abgeleiteten Wert an
mindestens einer Radbremse über eine vorgegebene
Mindestzeitdauer in einem vorgegebenen Werte-Bereich
liegt.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Werte-Bereich für den Bremsdruck von größer 0 bar
bis 8 bar vorgegeben wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch
gekennzeichnet, daß eine Mindestzeitdauer in einem
Bereich zwischen 60 sec. bis 120 sec. vorgegeben wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß dieses Verfahren dann außer
Funktion tritt, wenn eine stärkere Verzögerung,
insbesondere eine Verzögerung mit einem Bremsdruck an
mindestens einer Radbremse größer 5 bis 10 bar, vom
Fahrer des Fahrzeugs gewünscht wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß eine Fahrzeugreferenzgeschwindig
keit ermittelt wird und dieses Verfahren nur dann in
Funktion tritt, wenn ein vorgegebener Geschwindigkeits
grenzwert, vorzugsweise in einem Bereich von 2 km/h bis
10 km/h, überschritten wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß mit Hilfe einer Verzögerungs
regelung ein im wesentlichen stufenloser Übergang von
einem Abbremsen des Fahrzeugs über eine vordere und
eine hintere Achse auf ein Abbremsen nur der vorderen
oder der hinteren Achse und/oder ein im wesentlichen
stufenloser Übergang von einem Abbremsen des Fahrzeugs
über nur eine vordere auf nur eine hintere Achse oder
im umgekehrten Fall über nur eine hintere auf nur eine
vordere Achse erfolgt, um das Verzögerungsgefühl des
Fahrers im wesentlichen aufrechtzuerhalten.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, daß dieses Verfahren
ausschließlich zur Verringerung der thermischen
Belastung der Radbremsen während einer
"Schleichabfahrt" an einer Fahrstrecke mit einem
Gefälle eingesetzt wird.
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