DE4417598A1 - Verwendung des Tetracyclinpromotors zur stringent regulierten Produktion von rekombinanten Proteinen in prokaryontischen Zellen - Google Patents
Verwendung des Tetracyclinpromotors zur stringent regulierten Produktion von rekombinanten Proteinen in prokaryontischen ZellenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft einen prokaryontischen
Vektor, der eine regulierbare Expressionskontrollsequenz
enthält, die durch den Repressor des Tetracyclin-Resistenzgens
reprimierbar ist, eine mit diesem Vektor transformierte
prokaryontische Zelle und die Verwendung des Vektors oder der
Zelle in einem Verfahren zur gentechnischen Herstellung von
Polypeptiden in Prokaryonten.
Zur Produktion heterologer Proteine in E.coli haben sich
induzierbare Promotorsysteme als sehr geeignet erwiesen, da
eine Synthese des rekombinanten Genprodukts oft eine toxische
Wirkung für die Bakterienzelle zeigt, wodurch deren Wachstum
und Lebensfähigkeit beeinträchtigt wird. Insbesondere bei
Sekretion des Fremdproteins in den periplasmatischen Raum der
Wirtszelle ist es empfehlenswert, eine strenge Repression des
Promotors nicht nur im Verlauf der Arbeiten zur Herstellung des
Vektors sicherzustellen, sondern auch um hohe Zelldichten mit
den transformierten Bakterien vor der eigentlichen Protein
produktion zu erreichen. Die bakterielle Sekretion von Antikör
perfragmenten ist ein typisches Beispiel in dieser Hinsicht, da
aufgrund der heterologen Genexpression eine toxische und
lytische Wirkung auf die Bakterienzelle beobachtet wird
(Plückthun und Skerra, Methods Enzymol. 178 (1989), 497-515).
Ein besonders häufig verwendetes induzierbares Promotorsystem
ist der durch Isopropyl-β-D-thiogalactopyranosid (IPTG)
induzierbare lac-Promotor und seine Derivate, z. B. die Mutante
lacUV5 oder der tac-Fusionspromotor (Reznikoff und Gold (1986),
In: Maximizing gene expression, Butterworth Publishers,
Stoneham, MA) . Die Verwendung des lac-Promotors zur gentechni
schen Herstellung von Antikörperfragmenten in Bakterien ist
beispielsweise bei Skerra (Dissertation, LMU München, Fakultät
für Chemie und Pharmazie, 1983) beschrieben.
Die Stärke der Transkription vom lac-Promotor ist jedoch mit
dem Genotyp und dem Stoffwechsel der Wirtszelle über die
endogene Konzentration von lac-Repressormolekülen einerseits
und über die Katabolit-Repressionswirkung andererseits gekop
pelt. Man beobachtet daher bei Verwendung eines lac-Expres
sionssystems erhebliche Variationen der Expressionsstärke mit
einem gegebenen Vektor in Abhängigkeit vom verwendeten Wirts
stamm. Dies kann entweder auf eine verringerte Induzierbarkeit
zurückzuführen sein - insbesondere, wenn der lac-Repressor
sowohl chromosomal als auch Plasmid-kodiert ist und daher in zu
hohen Mengen vorliegt - oder auf ein Absterben der Zellen bzw.
einen Plasmidverlust vor der Induktion aufgrund unzureichender
Repression.
Außer dem lac-Promotor sind auch andere regulierbare Promotor
systeme verwendet worden, die meisten davon weisen jedoch
erhebliche Nachteile auf, insbesondere wenn eine moderate
Sekretion des Fremdgenprodukts oder eine Expression bei
verringerter Temperatur zur Begünstigung des Proteinfaltungs
prozesses gewünscht wird. Daher besteht ein großes Bedürfnis
nach der Bereitstellung einer prokaryontischen Expressionskon
trollsequenz, die von individuellen Eigenschaften der bak
teriellen Wirtszelle weitgehend entkoppelt ist und die auf
einfache und kostengünstige Weise reversibel induzierbar ist.
In einer Arbeit von De la Torre et al. (Plasmid 12 (1984), 103-
110) werden Plasmidvektoren beschrieben, in denen die Gen
expression durch Tetracyclin partiell reguliert wird. Diese
Vektoren enthalten die regulatorische Region des Tetracyclin-
Resistenzgens aus dem Transposon Tn10. Diese Region bewirkt
ursprünglich die Expression des Tetracyclin-Resistenzgens in
einer Richtung und die Expression des Tetracyclin-Repressor
strukturgens in die andere (Bertrand et al., Gene 23 (1983),
149-156). Das Tetracyclin-Repressorprotein unterbindet bei
Wechselwirkung mit dem Operator die Expression in beiden
Richtungen und unterliegt damit der Autoregulation. Die
Repression eines Fremdgens anstelle des Tetracyclin-Resistenz
gens unter Kontrolle dieses Tetracyclin-Promotors erfolgte
durch Kotransformation mit einem kompatiblen Plasmid, welches
das Tetracyclin-Repressorgen ebenfalls unter Kontrolle des
Tetracyclin-Promotors enthält. In Wirtszellen, welche diese
beiden Plasmide enthalten, konnte bei Abwesenheit von Tetra
cyclin eine bis zu 8-fache Repression der Expression eines
Fremdgens gefunden werden. Eine derartige geringe Repression
ist für die gentechnische Herstellung von Proteinen mit für die
Bakterienzelle toxischer Wirkung völlig unzureichend, so daß
dieses System bis heute keinerlei praktische Anwendung gefunden
hat.
Eine der vorliegenden Erfindung zugrundeliegende Aufgabe
besteht darin, ein Expressionsvektorsystem zur Herstellung
rekombinanter Proteine in prokaryontischen Organismen bereit zu
stellen, bei dem die Nachteile des Standes der Technik minde
stens teilweise beseitigt sind.
Diese Aufgabe wird gelöst durch Bereitstellung eines prokaryon
tischen Vektors, umfassend (a) eine regulierbare Expressions
kontrollsequenz, die durch ein Tetracyclin-Repressorprotein
reprimierbar ist und (b) ein Tetracyclin-Repressorstrukturgen
in operativer Verknüpfung mit einer Expressionskontrollsequenz,
die nicht durch ein Tetracyclin-Repressorprotein reprimierbar
ist.
Der erfindungsgemäße Vektor unterscheidet sich von dem aus dem
Stand der Technik bekannten Tetracyclin-Expressionssystem da
durch, daß der Tetracyclin-Repressor unter Kontrolle eines
unabhängigen Promotors gestellt ist und somit seine eigene
Synthese nicht mehr kontrollieren kann. Dadurch wird über
raschenderweise eine drastisch verbesserte Repression bei der
Expression eines Fremdgens unter Kontrolle der regulierbaren
Expressionskontrollsequenz erreicht. Vorzugsweise befindet sich
ein Tetracyclin-Repressorstrukturgen, z. B. das Tetracyclin-
Repressorgen aus dem Transposon Tn10 (Bertrand et al., Gene 23
(1983), 149-156), auf dem erfindungsgemäßen Vektor in operati
ver Verknüpfung mit einer konstitutiven Expressionskontroll
sequenz, d. h. mit einer nicht-regulierbaren Expressionskon
trollsequenz, beispielsweise mit dem Promotor des für die Resi
stenz gegen Ampicillin verantwortlichen β-Lactamasegens.
Das erfindungsgemäße Tetracyclin-Expressionssystem zeigt im
nicht-induzierten Zustand eine erheblich bessere Repression als
das lac-Expressionssystem. Dies zeigt sich in einem erheblich
besseren Wachstumsverhalten und in einer erhöhten Lebens
fähigkeit von Bakterien, die mit einem Gen transformiert sind,
das für ein für den Wirtsorganismus toxisches Polypeptid
kodiert, wie z. B. ein Antikörperfragment. Ein weiterer Vorteil
des erfindungsgemäßen Expressionssystems besteht darin, daß
die Expression eines heterologen Polypeptids in den unter
schiedlichsten E.coli-Wirtsstämmen nahezu identisch ist.
Darüber hinaus wurde auch kein signifikanter Einfluß des
Nährmediums auf die Expression des heterologen Polypeptids be
obachtet. Diese Vorteile des erfindungsgemäßen Expressions
systems sind bereits bei Versuchen im Labormaßstab deutlich
erkennbar, sie treten jedoch noch in erheblich größerem Umfang
bei Versuchen im Fermenter-Maßstab auf. Das erfindungsgemäße
Expressionssystem kann daher erfolgreich zur rekombinanten
Herstellung von Polypeptiden unter industriellen Bedingungen
eingesetzt werden.
Der erfindungsgemäße Vektor ist ein prokaryontischer Vektor,
d. h. ein Vektor, der zur Propagierung in einer prokaryontischen
Wirtszelle fähig ist. Beispiele für derartige Vektoren sind
Plasmidvektoren, Bakteriophage Lambda-Vektoren, Cosmidvektoren
und einzelsträngige, filamentöse Bakteriophagenvektoren (vgl.
Sambrook et al., Molecular Cloning. A Laboratory Manual, 2nd
Ed., Cold Spring Larbor Laboratory Press (1989), Kap. 1-4 und
17). Vorzugsweise ist der erfindungsgemäße Vektor ein zirkulä
res Plasmid, insbesondere ein Multi-Copy-Plasmid, das in mehr
als 10 Kopien in der Wirtszelle vorliegt. Der Plasmidvektor
weist einen für die jeweilige prokaryontische Wirtszelle
geeigneten Replikationsursprung auf, z. B. für E.coli einen
ColE1- oder p15A-Replikationsursprung. Weiterhin enthält der
erfindungsgemäße Vektor vorzugsweise ein Antibiotikumresistenz
gen, z. B. ein Ampicillin-, Kanamycin- oder Chloramphenicol-
Resistenzgen, um eine Selektion auf Wirtszellen zu ermöglichen,
welche den Vektor enthalten.
Der erfindungsgemäße Vektor enthält eine regulierbare Expres
sionskontrollsequenz, die durch den Repressor des Tetracyclin-
Resistenzgens reprimierbar ist. Der Tetracyclin-Repressor ist
ein Protein, das in Abwesenheit von Tetracyclin oder Tetra
cyclinderivaten an den regulatorischen Bereich der Tetracyclin-
Promotorregion bindet und die Expression durch diesen Promotor
reprimiert. In Anwesenheit von Tetracyclin oder Tetracyclin
derivaten wird die Repressorwirkung aufgehoben (Degenkolb et
al., Antimicrob. Agents Chemother. 35 (1991), 1591-1595).
Vorzugsweise enthält die durch ein Tetracyclin-Repressorprotein
reprimierbare Expressionskontrollsequenz des erfindungsgemäßen
Vektors die in SEQ ID NO. 1 dargestellte Nukleotidsequenz oder
eine funktionelle Variante davon. Die in SEQ ID NO. 1 darge
stellte Nukleotidsequenz entspricht den Nukleotiden 19 bis 101
in Fig. 2a. Der Begriff "funktionelle Variante" bedeutet, daß
die Expressionskontrollsequenz mindestens eine, vorzugsweise
zwei funktionelle Tetracyclin-Repressor-Bindestellen enthält,
die z. B. zwischen den Positionen -35 und -10 oder +1 bis +19
der Expressionskontrollsequenz (bezüglich der Transkrip
tionsstartstelle) angeordnet sein können (vgl. Fig. 2a).
Die regulierbare Expressionskontrollsequenz des erfindungs
gemäßen Vektors enthält als funktionelle Tetracyclin-Repressor-
Bindestellen besonders bevorzugt die palindromen Abschnitte
zwischen den Nukleotiden -31 bis -13 oder/und +1 bis +19
(bezüglich der Transkriptionsstartstelle) der in SEQ ID NO. 1
und Fig. 2a gezeigten Nukleotidsequenz mit den Basenfolgen
5′-ACTCTATCATTGATAGAGT-3′ und 5′-TCCCTATCAGTGATAG-3′ oder DNA- Sequenzen mit äquivalenten Bindungseigenschaften für den Tetracyclin-Repressor.
5′-ACTCTATCATTGATAGAGT-3′ und 5′-TCCCTATCAGTGATAG-3′ oder DNA- Sequenzen mit äquivalenten Bindungseigenschaften für den Tetracyclin-Repressor.
Weiterhin umfaßt der erfindungsgemäße Vektor vorzugsweise eine
multiple Klonierungsstelle in operativer Verknüpfung mit der
durch ein Tetracyclin-Repressorprotein reprimierbaren Expres
sionskontrollsequenz. In diese multiple Klonierungsstelle, die
auch als Polylinker bezeichnet wird und vorzugsweise mehrere
für den jeweiligen Vektor singuläre Restriktionsschnittstellen
enthält, können Fremdgene einkloniert werden, die durch das
erfindungsgemäße Expressionssystem exprimiert werden sollen.
Der erfindungsgemäße Vektor kann auch eine Signalpeptid-kodie
rende Sequenz umfassen, die in operativer Verknüpfung mit der
durch ein Tetracyclin-Repressorprotein reprimierbaren Expres
sionskontrollsequenz ist. Beispiele für geeignete Signalsequen
zen sind die OmpA- und die PhoA-Signalsequenzen. Weitere
geeignete Signalsequenzen werden beispielsweise von Winnacker
in Gene und Klone. Eine Einführung in die Gentechnologie
(1985), VCH-Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim, auf den Seiten
254 ff. bzw. von Watson "Compilation of published signal
sequences" Nucl. Acids Res. 12 (1984), 5145-5164 beschrieben.
Durch Fusionierung der Signalpeptid-kodierenden Sequenz mit
einem in den Vektor inserierten Fremdgen wird eine Sekretion
des vom Fremdgen kodierten Genprodukts in das Periplasma der
Wirtszelle unter Abspaltung des Signalpeptids erreicht.
Weiterhin umfaßt der erfindungsgemäße Vektor vorzugsweise eine
Transkriptionsterminationssequenz in operativer Verknüpfung mit
der durch ein Tetracyclin-Repressorprotein reprimierbaren
Expressionkontrollsequenz, wobei die Transkriptionstermina
tionssequenz, beispielsweise der Lipoprotein-Transkriptions
terminator, auf dem erfindungsgemäßen Vektor derart angeordnet
ist, daß die Transkription eines unter Expressionskontrolle des
Tetracyclin-Promotors transkribierten Gens am Terminator endet.
Um die Reinigung eines heterologen Polypeptids zu erleichtern,
welches durch das Tetracyclin-Expressionssystem erzeugt wird,
kann der erfindungsgemäße Vektor weiterhin eine für ein Affini
tätspeptid kodierende Nukleotidsequenz in operativer Ver
knüpfung mit der durch ein Tetracyclin-Repressorprotein
reprimierbaren Expressionskontrollsequenz umfassen. Die für das
Affinitätspeptid kodierende Sequenz ist im erfindungsgemäßen
Vektor zweckmäßigerweise derart lokalisiert, daß sie mit dem C-
Terminus eines in den Vektor inserierten Fremdgens fusioniert
wird. Beispiele für geeignete Affinitätspeptide sind ein Oligo-
Histidin-Peptid, insbesondere eine Sequenz von 5 oder 6
aufeinanderfolgenden Histidin-Resten, das eine Reinigung von
bakteriell exprimierten Fremdproteinen durch Metallchelat-
Affinitätschromatographie erlaubt (Hochuli et al.,
Bio/Technology (1988), 1321-1325), oder ein Streptavidin-
Bindungspeptid (Schmidt und Skerra, Protein Eng. 6 (1993), 1093-
122), das eine Reinigung des Fremdproteins durch Affinitäts
chromatographie mit Streptavidin-Agarose unter Verwendung von
sehr milden Elutionsbedingungen gestattet. Ein besonders bevor
zugtes, auch als "Strep-tag" bezeichnetes Streptavidin-Bin
dungspeptid weist die Aminosäuresequenz Ser-Ala-Trp-Arg-His-
Pro-Gln-Phe-Gly-Gly auf.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Vek
tor, der mindestens ein für ein heterologes Polypeptid kodie
rendes Fremdgen in operativer Verknüpfung mit der durch ein
Tetracyclin-Repressorprotein reprimierbaren Expressionskon
trollsequenz enthält. Gegebenenfalls kann das Fremdgen als
Fusion mit einer Signalpeptid-kodierenden Sequenz oder/und
einer Affinitätspeptid-kodierenden Sequenz vorliegen. Der
Begriff "heterolog" bedeutet, daß das Fremdgen weder für das
Tetracyclin-Resistenzprotein noch für das Tetracyclin-Re
pressorprotein kodiert. Vorzugsweise kodiert das Gen für ein
Polypeptid, das für eine prokaryontische Zelle toxisch ist und
dessen Expression im nicht-induzierten Zustand möglichst gering
gehalten werden muß. Beispiele für derartige toxische Produkte
sind Antikörperfragmente. Das erfindungsgemäße Expressions
system ist jedoch nicht nur für die genannten Beispiele,
sondern generell zur Expression beliebiger Proteine, ins
besondere Säugerproteine, einsetzbar.
Der erfindungsgemäße Vektor kann auch mehrere Fremdgene unter
Kontrolle eines Tetracyclin-Promotors enthalten. Ein Beispiel
hierfür ist der Expressionsvektor pASK85-D1.3 (vgl. Fig. 3),
der die Gene für die schwere und die leichte Kette eines
Antikörper-Fab-Fragments unter Kontrolle des Tetracyclin-
Promotors enthält.
Ein besonders bevorzugtes Beispiel für einen erfindungsgemäßen
Vektor ist das Plasmid pASK75, welches das die in Fig. 1a und
SEQ ID NO. 2 angegebene Nukleotidsequenz aufweist und in Fig.
1b schematisch dargestellt ist. Dieses Plasmid enthält als
genetische Elemente einen ColEI-DNA-Replikationsursprung (ori),
das β-Lactamasegen (bla), das Strukturgen des Tetracyclin-
Repressors (tetR) unter Kontrolle des β-Lactamasepromotors, die
intergenische Region des filamentösen Phagen f1 (f1-IG), die
Promotor/Operator-Region des Tetracyclin-Resistenzgens aus dem
Transposon Tn10 (tetP/O), eine für das OmpA-Signalpeptid
kodierende DNA-Sequenz, einen Polylinker, eine für das Strepta
vidin-Bindungspeptid kodierende DNA-Sequenz (Strep-tag) und den
Lipoprotein-Transkriptionsterminator (tlpp). Diese genetischen
Elemente stehen miteinander in operativer Verknüpfung, so daß
bei geeigneter Inserierung eines Fremdgens in den Polylinker
ein Expressionsvektor bereitgestellt wird, der eine effiziente
Expression von Fremdgenen in prokaryontischen Wirtszellen
ermöglicht, selbst wenn die vom Fremdgen kodierten Polypeptide
ein für die Zelle toxisches Genprodukt darstellen.
Die Erfindung betrifft weiterhin eine prokaryontische Zelle,
enthaltend (a) ein für ein heterologes Polypeptid kodierendes
Gen in operativer Verknüpfung mit einer regulierbaren Ex
pressionskontrollsequenz, die durch ein Tetracyclin-Repressor
protein reprimierbar ist, und (b) ein Tetracyclin-Repressorgen
in operativer Verknüpfung mit einer Expressionskontrollsequenz,
die nicht durch ein Tetracyclin-Repressorprotein reprimierbar
ist. Vorzugsweise ist diese Zelle mit mindestens einer Kopie
eines erfindungsgemäßen Vektors transformiert. Vorzugsweise ist
die prokaryontische Zelle eine gram-negative Zelle, besonders
bevorzugt eine Enterobakterienzelle (z. B. Salmonella, Escheri
chia) und am meisten bevorzugt eine E.coli-Zelle.
Der erfindungsgemäße Vektor und die erfindungsgemäße Zelle
können in einem Verfahren zur gentechnischen Herstellung von
Polypeptiden in Prokaryonten verwendet werden.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Ver
fahren zur gentechnischen Herstellung von Polypeptiden in einer
prokaryontischen Zelle, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß
man
- (i) eine Zelle bereitstellt, enthaltend (a) mindestens ein für ein heterologes Polypeptid kodierendes Gen in operati ver Verknüpfung mit einer regulierbaren Expressionskon trollsequenz, die durch ein Tetracyclin-Repressorprotein reprimierbar ist, und (b) ein Tetracyclin-Repressorstruk turgen in operativer Verknüpfung mit einer Expressionskon trollsequenz, die nicht durch ein Tetracyclin-Repressor protein reprimierbar ist,
- (ii) die Zelle aus (i) in einem geeigneten Medium unter Bedingungen kultiviert, die zu einer Expression des für das heterologe Polypeptid kodierenden Gens führen, und
- (iii) das heterologe Polypeptid aus der Zelle oder dem Medium isoliert.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann so durchgeführt werden, daß
man eine Wirtszelle verwendet, die die regulierbare Expres
sionskontrollsequenz und das Tetracyclin-Repressorgen - wie
zuvor beschrieben - auf einem einzigen Vektor enthält. Anderer
seits kann man natürlich auch eine Wirtszelle verwenden, in der
sich die regulierbare Expressionskontrollsequenz und das Tetra
cyclin-Repressorgen nicht auf einem einzigen Vektor befinden,
z. B. auf zwei unterschiedlichen, miteinander kompatiblen
Vektoren. Noch eine weitere Möglichkeit zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, eine Wirtszelle zu
verwenden, die einen Vektor mit dem Fremdgen unter Kontrolle
des Tetracyclin-Promotors und eine episomale oder chromosomale
Kopie des Tetracyclin-Repressorgens unter Kontrolle eines
unabhängigen, nicht durch den Repressor reprimierbaren Promo
tors enthält.
Die Kultivierung der Zelle in Schritt (ii) des erfindungs
gemäßen Verfahrens wird vorzugsweise auf solche Weise durch
geführt, daß bis zum Erreichen einer vorbestimmten Zelldichte
die Expression des für das heterologe Polypeptid kodierenden
Gens weitgehend reprimiert ist, d. h. in Abwesenheit eines
Induktors für die regulierbare Expressionskontrollsequenz, und
daß erst nach Erreichen der vorbestimmten Zelldichte die
Expression des Fremdgens induziert wird. Bei einer vollständi
gen Induktion der Expressionskontrollsequenz kann eine maximale
Expression von für die Zelle toxischen Genprodukten erreicht
werden. Andererseits kann durch Zugabe von geringen Mengen des
Induktors eine in manchen Fällen wünschenswerte nur teilweise
Induktion der Expressionskontrollsequenz erreicht werden.
Die Induzierung der regulierbaren Expressionskontrollsequenz
erfolgt vorzugsweise durch Zugabe von Tetracyclin oder einem
Tetracyclin-Derivat als Induktor. Die Zugabe des Induktors be
wirkt, daß die Reprimierung der regulierbaren Expressionskon
trollsequenz durch das Tetracyclin-Repressorprotein aufgehoben
wird.
Als Induktor wird vorzugsweise Anhydrotetracyclin verwendet.
Diese Verbindung ist eine kommerziell erhältliche Substanz, die
bereits bei extrem geringen Konzentrationen von beispielsweise
5 bis 500 µg Induktor pro Liter Medium wirksam ist und darüber
hinaus geringere antibiotische Wirkung zeigt (Oliva et al.,
Antimicrob. Agents Chemother. 36 (1992), 913-919). Daher ist
die Verwendung von Tetracyclin oder Tetracyclin-Derivaten als
Induktor auch wirtschaftlicher als die Verwendung von IPTG bei
einem Expressionssystem auf Basis des lac-Promotors.
Für eine vollständige Induktion sind Konzentrationen von 100
bis 250 µg/l Anhydrotetracyclin bevorzugt. Für eine teilweise
Induktion sind Konzentrationen von 10 bis 50 µg/l Anhydrotetra
cyclin bevorzugt.
Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht
darin, daß die gentechnische Herstellung von Polypeptiden mit
dem Tetracyclin-Expressionssystem auch in einem Minimalmedium,
z. B. einem Glucose-Minimalmedium (vgl. Sambrook et al. (1989),
supra, Seite A3) mit hoher Effizienz durchgeführt werden kann.
Vorzugsweise werden Minimalmedien verwendet, die neben minera
lischen Bestandteilen (z. B. Na⁺, K⁺, Ca2+, Mg2+, NH₄⁺, Cl-, SO₄2-,
PO₄3-) 0,1 bis 10%, besonders bevorzugt 1 bis 7% und am meisten
bevorzugt 2 bis 5% einer C-Quelle auf Gewichtsbasis enthalten.
Der Einsatz von Minimalmedien beim erfindungsgemäßen Verfahren
kann einerseits derart erfolgen, daß ein Nährmedium mit der
gesamten gewünschten Menge der C-Quelle vorgelegt wird, in dem
die Zellen dann kultiviert werden. Andererseits kann ein Teil
der C-Quelle auch später während der Fermentation zudosiert
werden, wobei diese Zudosierung vorzugsweise in Abhängigkeit
vom Zellwachstum geregelt wird. Eine ausführliche Beschreibung
der Kultivierung von transformierten Bakterienzellen in
Minimalmedien findet sich bei Riesenberg (Curr. Opin. Biotech
nol. 2 (1991), 380-384) . Auf die in dieser Literaturstelle
beschriebenen Arbeitstechniken wird hiermit Bezug genommen.
Die Erfindung wird weiterhin durch nachfolgende Beispiele,
Figuren und Sequenzprotokolle erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1a die vollständige Nukleotidsequenz des Plasmids
pASK75 in doppelsträngiger Form einschließlich der Restrik
tionsstellen,
Fig. 1b eine schematische Darstellung des Vektors pASK75,
Fig. 2a die Nukleotidsequenz der gesamten regulatorischen
Region auf pASK75,
Fig. 2b die künstlich hergestellte intercistronische
Region zwischen dem bla-Gen und dem tetR-Strukturgen auf
pASK75,
Fig. 3 eine schematische Darstellung des Vektors pASK85-
D1.3,
Fig. 4a den Zeitverlauf der Induktion der Synthese eines
Antikörper-Fab-Fragments unter Kontrolle eines Tetracyclin-
Promotors und
Fig. 4b die Abhängigkeit der Synthese des Antikörper-Fab-
Fragments vom Wirtsstamm,
SEQ ID NO. 1 die Nukleotidsequenz des Tetracyclin-Promo tor/Operatorbereichs (entsprechend den Nukleotiden 19 bis 101 in Fig. 2a) und
SEQ ID NO. 2 die vollständige Nukleotidsequenz des Plasmids pASK75.
SEQ ID NO. 1 die Nukleotidsequenz des Tetracyclin-Promo tor/Operatorbereichs (entsprechend den Nukleotiden 19 bis 101 in Fig. 2a) und
SEQ ID NO. 2 die vollständige Nukleotidsequenz des Plasmids pASK75.
Der in Fig. 1a und Fig. 1b dargestellte Vektor pASK75, der den
Tetracyclin-Promotor/Operatorbereich und das Tetracyclin-
Repressorgen enthält, wurde aus dem lac-Promotorplasmid pASK60-
Strep (Schmidt und Skerra, Protein. Eng. 6 (1993), 109-122)
hergestellt. Die Expressionskassette von pASK75 (die zwischen
den XbaI- und HindIII-Restriktionsstellen gelegene DNA-Sequenz,
vgl. Fig. 2a) ist identisch wie bei pASK60-Strep und besteht
aus einem Genfragment, das für das OmpA-Signalpeptid mit seiner
Translationsinitiationsstelle kodiert, einem Polylinker und der
für das Streptavidin-Bindungspeptid Strep-tag kodierenden
Region.
Die Konstruktion von pASK75 aus pASK60-Strep erfolgte unter
Verwendung von Standardmethoden (Sambrook et al. (1989),
supra). Zunächst wurde das gesamte Segment auf pASK60-Strep,
welches das lacI-Gen und den lac-Promotor/Operator enthielt,
durch ein kurzes Fragment aus pWH1012 (Sizemore et al., Nucl.
Acids Res. 18 (1990), 2875-2880) mit der Tetracyclin-Promotor
region ersetzt. Das doppelte Methionincodon am 5′-Ende des
tetR-Leserahmens wurde zusammen mit der ursprünglich direkt
anschließend gelegenen XbaI-Restriktionsstelle entfernt. Das
tetR-Strukturgen, das dem Plasmid pWH520 (Berens et al., J.
Biol. Chem. 267 (1992), 1945-1952) entnommen wurde, wurde
direkt stromabwärts des modifizierten translationalen Stopp
kodons für das β-Lactamasegen inseriert. Die XbaI-Restrik
tionsstelle am Beginn der kodierenden Region wurde durch
Mutagenese eliminiert. Stromabwärts des tetR-Leserahmens wurde
eine singuläre SpeI-Restriktionsstelle eingeführt und die
Eco47III-Stelle im tetR-Strukturgen sowie eine AseI-Stelle im
β-Lactamasegen wurden entfernt.
Die Nukleotidsequenz und die Restriktionsstellen in pASK75 sind
in Fig. 1a gezeigt. Die Lokalisierung der genetischen Elemente
auf pASK75 ist schematisch in Fig. 1b dargestellt. tetP/O ist
die Promotor/Operator-Region, Strep-tag ist die für ein
Streptavidin-Bindungspeptid kodierende Nukleotidsequenz, tlpp ist
der Lipoprotein-Transkriptionsterminator, bla das β-Lactamase
gen, tetR das Strukturgen des tet-Repressors, ori ein ColE1-
Replikationsursprung, f1-IG die intergenische Reaktion aus dem
filamentösen Phasen f1. Weiterhin sind in Fig. 1b die singulä
ren Restriktionsstellen für XbaI und HindIII, welche die
Expressionskassette flankieren, sowie die zur Insertion von
Fremdgenen zwischen der OmpA-Signalsequenz und dem Strep-tag-
Affinitätspeptid bevorzugt geeigneten Restriktionsstellen
angegeben.
pASK75 enthält eine Tandem-Ribosomen-Bindestelle für eine effi
ziente Translationsinitiation. Ein Strukturgen kann mit der
OmpA-Signalsequenz (z. B. über die StuI- oder BsaI-Restriktions
stelle) fusioniert werden, wodurch eine Sekretion des Gen
produkts in das Periplasma ermöglicht wird. Andererseits kann
das Strukturgen auch in die XbaI-Stelle unter gleichzeitiger
Rekonstruktion der zweiten Translationsinitiationsstelle für
eine Expression ins Cytoplasma inseriert werden.
Fig. 2a zeigt die Nukleotidsequenz des vollständigen regulato
rischen Bereichs auf pASK75, beginnend mit dem tetA-Promotor,
bei dem die "-35" und "-10" Konsensussequenzen sowie die
Startstelle der Transkription zu erkennen sind. Die den zwei
Tetracyclin-Repressor-Bindestellen im Promotorbereich ent
sprechenden palindromen Muster in der Promotorregion und die
Terminatorstruktur sind durch offene Klammern über der Nukleo
tidsequenz dargestellt. Die Shine-Dalgarno-Elemente sind durch
Sternchen markiert.
Das Tetracyclin-Repressorgen ist auf pASK75 vom Tetracyclin-
Promotor entkoppelt. Zu diesem Zweck wurde das Strukturgen des
Tetracyclin-Repressors einschließlich seiner Shine Dalgarno-
Sequenz direkt stromabwärts des konstitutiv exprimierten β-
Lactamasegens inseriert, was zu einer transkriptionalen Fusion
führt.
Fig. 2b zeigt die künstliche intercistronische Region zwischen
dem bla-Gen und dem tetR-Strukturgen auf pASK75. Die Shine-Dal
garno-Sequenz dem tetR-Gens ist durch Sternchen gekennzeichnet.
Die Eigenschaften des Tetracyclin-Expressionssystems wurden am
Beispiel der Sekretion von Antikörperfragmenten in E.coli
untersucht. Als Expressionsvektor wurde das Plasmid pASK85-D1.3
verwendet, das die Strukturgene für die zwei Polypeptidketten
eines Fab-Antikörperfragments mit den variablen Domänen des
Anti-Lysozym-Antikörpers D1.3 (Boulot et al., J. Mol. Biol. 213
(1990), 617-619) enthält. Sowohl das Gen für die schwere Kette
als auch das Gen für die leichte Kette befinden sich jeweils
unter Vorschaltung eines bakteriellen Signalpeptids (OmpA,
PhoA) unter der gemeinsamen transkriptionalen Kontrolle des
Tetracyclin-Promotor/Operators. Das Expressionsplasmid pASK85-
D1.3 wurde aus dem Basisvektor pASK75 unter Verwendung des
Plasmids pASK84-D1.3 (Skerra, Gene 141 (1994), 79-84) herge
stellt. Fig. 3 zeigt eine schematische Darstellung des Plasmids
pASK85-D1.3. OmpA-VH-CH1-his6 ist ein Bereich, der für ein
Fusionspolypeptid, bestehend aus einem OmpA-Signalpeptid, dem
Fragment der schweren Antikörperkette und einer C-terminalen
His₆-Sequenz kodiert. PhoA-VK-CK ist ein Bereich, der für ein
Fusionspolypeptid, bestehend aus einem PhoA-Signalpeptid und
dem Fragment der leichten Antikörperkette, kodiert. Die anderen
genetischen Elemente besitzen die gleiche Bedeutung wie in Fig.
1b angegeben.
In Fig. 4a ist in einem Western Blot des Gesamtzellproteins der
Zeitverlauf einer Induktion der Antikörperfragmentsynthese
durch pASK85-D1.3 gezeigt. Die Anfärbung der Blots erfolgte
unter Verwendung kommerzieller Antiseren (Kaninchen-Anti-Maus-
Ig und Schwein-Anti-Kaninchen-Ig-alkalische Phosphatase-
Konjugat, Dako, Hamburg, BRD) und der Farbstoffe Nitroblau-
Tetrazolium (Sigma, Deisenhofen, BRD) und 5-Brom-4-chlor-3-
indolylphosphat, Toluidinsalz (Boehringer Mannheim GmbH, BRD)
nach Standardmethoden (Sambrook et al. (1989), supra). Die
Zellen wurden zuvor bei 22°C bis zur mittleren Logphase
kultiviert und dann wurde der Promotor durch Zugabe von 200 µg
Anhydrotetracyclin pro Liter Medium induziert. Eine Stunde
danach konnten beide Ketten des Fab-Fragments deutlich nach
gewiesen werden. Ihre Menge stieg im Verlauf der Induktionszeit
(4 h) stetig an und nahm sogar während weiterer Inkubation über
Nacht noch zu. Ein Vergleich mit dem gereinigten rekombinanten
Fab-Fragment zeigte, daß beide Fab-Vorläufer quantitativ
prozessiert waren. Eine Abschätzung ergab, daß nach 3 bis 4 h
Induktion etwa 20 mg/l Ig-Protein synthetisiert worden waren.
Spur 0 von Fig. 4a zeigt eine unmittelbar vor der Induktion
entnommene Probe. Die Spuren 1 bis 4 zeigen Proben von 1 bis 4
h nach der Induktion, Spur 5 zeigt eine Probe nach einer
Inkubation über Nacht, Spur M zeigt ca. 1 µg gereinigtes
rekombinantes Fab-Fragment. LC und HC bedeuten die jeweils
leichte bzw. schwere Kette des Ig-Fragments.
Ein Vergleich der Expression des Ig-Proteins durch das erfin
dungsgemäße Plasmid pASK85-D1.3 mit dem lac-Promotorplasmid
pASK84-D1.3 (Skerra (1994), supra) unter Verwendung von E.coli
K12-JM83 (Yanisch-Perron et al., Gene 33 (1985), 103-119) als
Wirtsstamm zeigte, daß die bei dem tetA-Promotor erhaltene
Ausbeute gleich wie bei dem lacUV5-Promotor war. Auch der
Zeitverlauf der Expression und die Gesamtmenge an synthetisier
tem Protein waren bei beiden Systemen im wesentlichen gleich.
Im Falle des lacUV5-Plasmids konnten jedoch geringe Mengen des
Fab-Fragments auch in Abwesenheit des Induktors IPTG nach
gewiesen werden.
Aufgrund der toxischen Wirkung bei der Sekretion eines Ig-Frag
ments in E.coli kann das Ausmaß der Repression in einem
Promotorsystem auf qualitative Weise anhand der Lebensfähigkeit
und des Wachstumsverhaltens der transformierten Bakterien
bestimmt werden. Zu diesem Zweck wurden verschiedene Wirts
stämme mit pASK85-D1.3 transformiert. Im Gegensatz zu dem
lacUV5-Promotorplasmid pASK84-D1.3 konnten keine Anzeichen von
Toxizität, z. B. das Auftreten von Satellitenkolonien auf
Ampicillin-Agarplatten oder die Lyse von Übernachtkulturen, bei
Verwendung zahlreicher verschiedener E.coli-Stämme gefunden
werden. Weiterhin waren die Zelldichten von Übernachtkulturen
(bei 37°C) unter Verwendung des Tetracyclin-Promotorplasmids
reproduzierbar höher, und die Plasmidpräparationen ergaben
durchgehend gute Ausbeuten. Auch die Herstellung großer Mengen
von einzelsträngiger Phagemid-DNA war aus den tet-Promotorvek
toren mit Standardmethoden möglich, was ein weiteres Anzeichen
für die effiziente Repression des Fremdgens darstellt.
Fig. 4b zeigt das Ergebnis von Experimenten zur Expression des
rekombinanten Fab-Fragments in verschiedenen E. coli-Wirts
stämmen der Klassen K12 oder B.
Der Nachweis von rekombinantem Fab-Fragment in Fig. 4b erfolgte
mittels eines Western Blots des gesamten E.coli-Zellproteins 3
h nach der Induktion wie in Fig. 4a. Spur 1: JM83 (Yanisch-
Perron et al. (1985) supra), Spur 2: WK6 (Zell und Fritz, EMBO
J. 6 (1987), 1809-1815), Spur 3: E.coli B (ATCC 11303), Spur 4:
BL21 (Studier und Moffat (1986) , J. Mol. Biol. 189 (1986), 113-
130), Spur 5: MG1655 (Jensen, J. Bacteriol. 175 (1993), 3401-
3407); Spur 6: W3110 (Jensen (1993), supra); Spur 7: W3110 in
Glucose-Minimalmedium, Spur 8: XL1-Blue (Bullock et al.,
Biotechniques 5 (1987), 376-379); Spur M: ca. 1 µg gereinigtes
rekombinantes Fab-Fragment.
Fig. 4b zeigt, daß nahezu identische Mengen des rekombinanten
Fab-Fragments unabhängig vom E. coli-Wirtsstamm synthetisiert
wurden. Eine volle Induktion des Promotors wurde in diesem
System mit 100 oder 200 µg/l Anhydrotetracyclin gefunden. Unter
diesen Bedingungen wurden beide Ketten des rekombinanten Fab-
Fragments quantitativ prozessiert und auch in das Periplasma
sekretiert. Weiterhin ist festzustellen, daß die Expression des
rekombinanten Fab-Fragments weder durch Vorhandensein einer
episomalen Kopie des Tn10-Tetracyclin-Resistenzgens (Stamm
E.coli XL1-Blue) oder bei Kultivierung in einem Glucose-
Minimalmedium beeinträchtigt wurde.
Die Verwendung von Minimalmedien mit definierter Zusammen
setzung stellt besonders günstige Voraussetzungen für die
Kultivierung der transformierten Bakterienzellen bis zu hoher
Zelldichte im Fermenter dar (Riesenberg, Curr. Opin. Biotech
nol. 2 (1991), 380-384). Zu diesem Zweck ist es
wünschenswert, mit einem Bakterienstamm zu arbeiten, der
keine Auxotrophien aufweist. Die Eigenschaft des erfindungs
gemäßen Promotorsystems, weitgehend unabhängig vom Nährmedium
sowie den Charakteristika des E.coli-Stamms zu funktionieren,
ist in diesem Zusammenhang besonders vorteilhaft.
Die Produktion des künstlichen Antikörper-Fab-Fragments M41
wurde in einem 4-Liter-Fermenter in Gegenwart eines Glucose-
Minimalmediums (Sambrook et al., supra), dem Mineralsalze und
100 mg pro Liter Ampicillin zur Selektion auf das Expres
sionsplasmid zugesetzt waren, untersucht. Das verwendete
Expressionsplasmid pASK85-M41 war analog zum Plasmid pASK85-
D1.3 aufgebaut, wobei die variablen Domänen des kodierten
Antikörper-Fab-Fragments eine andere Sequenz aufwiesen. Durch
Plattieren von Proben auf Agar-Kulturplatten in Gegenwart und
Abwesenheit von Ampicillin wurde nachgewiesen, daß auch bei
hoher Zelldichte kein Verlust des Expressionsplasmids in der
Kultur auftrat. Wenn die Genexpression bei einer Zelldichte
OD(550) = 10 durch Zugabe von 0,5 mg pro Liter
Anhydrotetracyclin 3 h induziert wurde, wurden, bezogen auf
die Zellmasse, vergleichbare Ausbeuten des rekombinanten
Proteins erhalten wie bei Kultivierung im Schüttelkolben in
Gegenwart eines Vollmediums.
Claims (28)
1. Prokaryontischer Vektor, umfassend (a) eine regulierbare
Expressionskontrollsequenz, die durch ein Tetracyclin-Re
pressorprotein reprimierbar ist und (b) ein Tetracyclin-
Repressor-Strukturgen in operativer Verknüpfung mit einer
Expressionskontrollsequenz, die nicht durch ein Tetra
cyclin-Repressorprotein reprimierbar ist.
2. Vektor nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die durch ein Tetracyclin-Repressorprotein reprimier
bare Expressionskontrollsequenz die in SEQ ID NO. 1
dargestellte Nukleotidsequenz oder eine funktionelle
Variante davon enthält.
3. Vektor Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die durch ein Tetracyclin-Repressorprotein reprimier
bare Expressionskontrollsequenz die Basenfolgen
5′-ACTCTATCATTGATAGAGT-3′ oder/und
5′-TCCCTATCAGTGATAGAGA-3′ enthält.
5′-ACTCTATCATTGATAGAGT-3′ oder/und
5′-TCCCTATCAGTGATAGAGA-3′ enthält.
4. Vektor nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Tetracyclin-Repressorgen in operativer Verknüpfung
mit einer konstitutiven Expressionskontrollsequenz ist.
5. Vektor nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß er ein zirkuläres Plasmid ist.
6. Vektor nach einem der Ansprüche 1 bis 5, weiterhin
umfassend eine multiple Klonierungsstelle in operativer
Verknüpfung mit der durch ein Tetracyclin-Repressorprotein
reprimierbaren Expressionskontrollsequenz.
7. Vektor nach einem der Ansprüche 1 bis 6, weiterhin
umfassend eine Signalpeptid-kodierende Sequenz in operati
ver Verknüpfung mit der durch ein Tetracyclin-Repressor
protein reprimierbaren Expressionskontrollsequenz.
8. Vektor nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Signalpeptid-kodierende Sequenz eine OmpA- oder
PhoA-Signalsequenz ist.
9. Vektor nach einem der Ansprüche 1 bis 8, weiterhin
umfassend eine Transkriptionsterminationssequenz in
operativer Verknüpfung mit der durch ein Tetracyclin-
Repressorprotein reprimierbaren Expressionskontroll
sequenz.
10. Vektor nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Transkriptionsterminationssequenz der Lipoprotein-
Transkriptionsterminator ist.
11. Vektor nach einem der Ansprüche 1 bis 10, weiterhin umfas
send eine Affinitätspeptid-kodierende Nukleotidsequenz in
operativer Verknüpfung mit der durch ein Tetracyclin-
Repressorprotein reprimierbaren Expressionskontroll
sequenz.
12. Vektor nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Affinitätspeptid-kodierende Nukleotidsequenz für
ein Oligo-Histidin-Peptid oder für ein Streptavidin-
Bindungspeptid kodiert.
13. Vektor nach einem der Ansprüche 1 bis 12, weiterhin umfas
send mindestens ein für ein heterologes Polypeptid
kodierendes Strukturgen in operativer Verknüpfung mit der
durch ein Tetracyclin-Repressorprotein reprimierbaren
Expressionskontrollsequenz.
14. Vektor nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Strukturgen für ein Polypeptid kodiert, das für
eine prokaryontische Zelle toxisch ist.
15. Vektor nach Anspruch 13 oder 14,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gen für eine Antikörperfragment-Kette oder das Se
rum-Retinol-Bindungsprotein kodiert.
16. Plasmid pASK 75 mit der in SEQ ID NO. 2 dargestellten Nu
kleotidsequenz.
17. Prokaryontische Zelle, enthaltend (a) ein für ein hetero
loges Polypeptid kodierendes Gen in operativer Verknüpfung
mit einer regulierbaren Expressionskontrollsequenz, die
durch ein Tetracyclin-Repressorprotein reprimierbar ist,
und (b) ein Tetracyclin-Repressorstrukturgen in operativer
Verknüpfung mit einer Expressionskontrollsequenz, die
nicht durch ein Tetracyclin-Repressorprotein reprimierbar
ist.
18. Prokaryontische Zelle nach Anspruch 17,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie mit mindestens einer Kopie eines Vektors nach
einem der Ansprüche 1 bis 16 transformiert ist.
19. Zelle nach Anspruch 18,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie eine E.coli-Zelle ist.
20. Verwendung eines Vektors nach einem der Ansprüche 1 bis 16
oder einer Zelle nach einem der Ansprüche 17 bis 19 in
einem Verfahren zur gentechnischen Herstellung von
Polypeptiden in Prokaryonten.
21. Verfahren zur gentechnischen Herstellung von Polypeptiden
in einer prokaryontischen Zelle,
dadurch gekennzeichnet,
daß man
- (i) eine Zelle bereitstellt, enthaltend (a) mindestens ein für ein heterologes Polypeptid kodierendes Gen in operativer Verknüpfung mit einer regulierbaren Expressionskontrollsequenz, die durch ein Tetra cyclin-Repressorprotein reprimierbar ist, und (b) ein Tetracyclin-Repressorstrukturgen in operativer Verknüpfung mit einer Expressionskontrollsequenz, die nicht durch ein Tetracyclin-Repressorprotein repri mierbar ist,
- (ii) die Zelle aus (i) in einem geeigneten Medium unter Bedingungen kultiviert, die zu einer Expression des für das heterologe Polypeptid kodierenden Gens führen, und
- (iii) das heterologe Polypeptid aus der Zelle oder dem Me dium isoliert.
22. Verfahren nach Anspruch 21,
dadurch gekennzeichnet,
daß man eine Zelle verwendet, die die regulierbare Expres
sionskontrollsequenz und das Tetracyclin-Repressorstruk
turgen auf einem einzigen Vektor enthält.
23. Verfahren nach Anspruch 21,
dadurch gekennzeichnet,
daß man eine Zelle verwendet, die die regulierbare Expres
sionskontrollsequenz und das Tetracyclin-Repressorstruk
turgen auf zwei unterschiedlichen, miteinander kompatiblen
Vektoren enthält.
24. Verfahren nach einem der Ansprüche 21 bis 23,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kultivierung der Zelle in Schritt (ii) zunächst
bis zum Erreichen einer vorbestimmten Zelldichte unter
derartigen Bedingungen erfolgt, daß die Expression des für
das heterologe Polypeptid kodierenden Gens weitgehend
reprimiert ist, und daß nach Erreichen der vorbestimmten
Zelldichte die Expression des Gens vollständig oder
teilweise induziert wird.
25. Verfahren nach Anspruch 24,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Induzierung durch Zugabe von Tetracyclin oder
einem Tetracyclinderivat erfolgt.
26. Verfahren nach Anspruch 25,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Induzierung durch Zugabe von Anhydrotetracyclin
erfolgt.
27. Verfahren nach Anspruch 24 oder 25,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Zugabe des Induktors bis auf eine Endkonzentration
von 5 bis 500 µg/l Medium erfolgt.
28. Verfahren nach einem der Ansprüche 21 bis 27,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die Zelle in einem Minimalmedium kultiviert.
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