DE4340798A1 - Thrombininhibitor aus Speichel von Protostomiern - Google Patents
Thrombininhibitor aus Speichel von ProtostomiernInfo
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- C07K14/8107—Endopeptidase (E.C. 3.4.21-99) inhibitors
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Description
Die Erfindung betrifft Proteine, die Thrombininhibitoren aus Speichel von
Protostomiern sind.
Thrombin hat eine Schlüsselfunktion bei der Thrombusbildung in Blutgefäßen.
Es katalysiert die Spaltung von Fibrinogen zu Fibrin. Es führt zur Bildung von
Blutgerinnseln. Weiterhin induziert es die Aggregation von Blutplättchen.
Das Enzym ist in der Pathogenese verschiedener Krankheiten, wie z. B. arteriel
ler und venöser Thrombose oder Arteriosklerose, involviert.
Deshalb ist der Einsatz eines Thrombininhibitors zur Therapie von Thrombosen
erfolgversprechend. Die wichtigsten bisher bekannten Thrombininhibitoren
sind Antithrombin III-Heparin und Hirudin. Antithrombin III ist ein im Plasma
vorkommendes Protein mit einem Molekulargewicht von 58 kDa. Antithrombin
III bindet zuerst an Heparin, das ein Polysaccharid ist. Dann bindet der
Antithrombin III-Heparin-Komplex an Thrombin und inhibiert dieses Throm
bin. Es entsteht ein sehr stabiler Komplex aus Thrombin und Antithrombin III
und Antithrombin III wird von Thrombin gespalten. Neben Thrombin hemmt
Antithrombin III auch andere Serinproteasen wie z. B. Faktor Xa (Pratt,C.W. und
Church, F.C. (1991) "Antithrombin: Structure and Function", Seminars in Hema
tology 28 : 3-9).
Aus dem Blutegel Hirudo medicinalis wurde das Protein Hirudin isoliert. Es hat
ein Molekulargewicht von etwa 7 kDa und bindet über ionische Wechselwirkung
an das Thrombin. Es ist spezifisch für Thrombin (Johnson, P.H. et al. (1989)
"Biochemistry and Genetic engineering of hirudin", Seminars in Thrombosis and
Hemostasis 15 : 302-315).
Neben den zuvor erwähnten Thrombininhibitoren, die zum Stand der Technik
zählen, sind weitere Inhibitoren notwendig, die einen anderen Wirkmechanis
mus, oder eine gesteigerte Aktivität besitzen.
Die Erfindung liefert natürliche oder synthetisch herstellbare Proteine, die
Thrombininhibitoren sind und aus dem Speichel von Insekten, die Säugetierblut
saugen, isolierbar sind.
Bevorzugt sind erfindungsgemäße Proteine, die aus der Raubwanze Triatoma
pallidipennis isolierbar sind.
Die erfindungsgemäßen Proteine können natürlichen Ursprungs sein. Die
Proteine werden gewonnen, indem der Speichel gereinigt wird. Ebenfalls ist
es möglich, die Proteine aus den Speicheldrüsen zu isolieren oder die das
Protein synthetisierenden Zellen aus der Speicheldrüse zu nehmen und in
Kultur zu halten. Die von dieser Zellkultur produzierten Überstände werden
geerntet und aufgearbeitet. Der Zellüberstand wird gereinigt und die erfin
dungsgemäßen Proteine isoliert und angereichert. Alle Anreicherungsstufen
der Isolierung und der Reinigung sind Teil der Erfindung. Bevorzugt sind die
Anreicherungsstufen der Isolierung und Reinigung, bei denen die erfindungs
gemäßen Proteine zu pharmazeutischen Zwecken verwendet werden können.
So werden Reinigungen von 50% des Thrombininhibitors bezogen auf das Ge
samtprotein erzielt, bevorzugt sind 85%, mehr bevorzugt 95% und am meisten
bevorzugt 99% des Thrombininhibitors bezogen auf das Gesamtprotein.
Die Erfindung umfaßt nicht allein die Proteine, die von Triatoma pallidipennis
isolierbar sind, sondern auch Proteine, die von anderen Insektenarten syntheti
siert werden können. So sind neben den Proteine, die von Triatoma pallidi
pennis isolierbar sind, die zur Gruppe der bevorzugtesten zählen, weitere Pro
teine bevorzugt, die von Triatoma infestans, Triatoma dimidiata, Triatoma
maculata, Rhodnius prolixus, Panstrongylus megistus und Panstrongylus
infestans stammen.
Ebenso ist es möglich, die erfindungsgemäßen Proteine synthetisch herzustel
len. Dazu zählt die Proteinsynthese nach J.M. SEWART and J.D. YOUNG,
San Franzisco, 1969 and J. MEIENHOFER, Hormonal Proteins and Peptides
Vol. 2 p 46, Academic Press (New York), 1973 und E. SCHODER and K.
LUBKE, The Peptides, Vol. 1, Academic Press (New York) 1965. Zu den syn
thetisch hergestellten Proteinen zählen auch die rekombinanten Proteine, die
nach bekannten Verfahren hergestellt werden. Je nach Wirtsorganismus kön
nen die erfindungsgemäßen Proteine glykosyliert oder, wenn sie in Prokaryon
ten synthetisiert werden, unglykosyliert sein.
Die Funktion der Inhibitoren ist in verschiedenen Testsystemen zu ermitteln. In
den Beispielen 2 bis 4 und 9 sind gängige Testverfahren beschrieben.
Die erfindungsgemäßen Proteine sind in dem Speichel von Insekten, die Säu
getierblut saugen, festzustellen. Diese Proteine werden üblicherweise von
Zellen der Speicheldrüsen synthetisiert. Daher können die Proteine aus dem
Speichel isoliert werden. Die erfindungsgemäßen Proteine sind nicht auf diese
Herstellungsweise und Isolierung beschränkt. Vielmehr sind alle synthetisch
hergestellten, erfindungsgemäßen Thrombininhibitoren mitumfaßt, die sich in
dem Speichel nachweisen und daraus isolieren lassen.
Die Erfindung umfaßt weiterhin ein natürliches oder synthetisch herstellbares
Protein, das ein Thrombininhibitor ist und aus dem Speichel von Insekten, die
Säugetierblut saugen, bevorzugt aus Triatoma pallidipennis, isolierbar ist,
- a) wobei das Protein als aktives Protein eine N-terminale Sequenz wie folgt besitzt: oder
- b) wobei das Protein als aktives Protein allelische Modifikationen der zuvor unter a) genannten N-terminalen Aminosäure-Sequenz aufweist, wobei eine oder zwei Aminosäuren der N-terminalen Aminosäure-Se quenz substituiert, deletiert oder insertiert sind, ohne dabei die Aktivität des aktiven Proteins wesentlich zu beeinflussen, oder
- c) wobei das Protein als aktives Protein posttranslationale Modifika tionen der N-terminalen Sequenzen unter a) und b) aufweist, die nicht wesentlich die Aktivität des aktiven Proteins beeinflussen.
Die Erfindung umfaßt weiterhin ein Protein, das ein Thrombininhibitor ist und
- d) das als aktives reifes Protein eine der folgenden Sequenzen besitzt:
- i) Sequence Identifer No. 1 (Sequenz Protokoll Nr. 1);
- ii) Sequence Identifer No. 2 (Sequenz Protokoll Nr. 2);
- iii) Sequence Identifer No. 3 (Sequenz Protokoll Nr. 3) und
- iv) Sequence Identifer No. 4 (Sequenz Protokoll Nr. 4); oder
- e) das als aktives reifes Protein allelische Modifikationen einer der zuvor unter d) genannten Aminosäure-Sequenzen aufweist, wobei wenigstens eine Aminosäure der Aminosäure-Sequenz substituiert, deletiert oder insertiert ist, ohne dabei die Aktivität des aktiven Proteins wesentlich zu beeinflussen, oder
- f) das als aktives reifes Protein posttranslationale Modifikationen einer der Sequenzen unter d) und e) aufweist, die nicht wesentlich die Aktivität des akti ven Proteins beeinflussen.
Alle allelischen Modifikationen, die die Substitutionen, die Deletionen und/oder
die Insertionen von bis zu 30 Aminosäuren umfassen, gehören zur Gruppe der
erfindungsgemäßen Proteine. Bevorzugt sind Deletionen, Substitutionen
und/oder Insertionen von bis zu 20 Aminosäuren, mehr bevorzugt von bis zu 10
Aminosäuren, am meisten bevorzugt sind die Deletionen, Substitutionen
und/oder Insertionen von einer, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder
neun Aminosäuren.
Eine weitere Ausführungsform der erfindungsgemäßen Proteine bestehen in
einem Protein, das aus einer Signalsequenz und einem reifen erfindungsge
mäßen Protein besteht,
- g) wobei das Protein eine der folgenden Sequenzen besitzt:
- i) Sequence Identifier No. 5 (Sequenz Protokoll Nr. 5);
- ii) Sequence Identifier No. 6 (Sequenz Protokoll Nr. 6);
- iii) Sequence Identifier No. 7 (Sequenz Protokoll Nr. 7) und
- iv) Sequence Identifier No. 8 (Sequenz Protokoll Nr. 8); oder
- h) wobei das Protein allelische Modifikationen einer der zuvor unter g) ge nannten Aminosäure-Sequenzen aufweist, wobei wenigstens eine Aminosäure der Aminosäure-Sequenz substituiert, deletiert oder insertiert ist, ohne dabei die Aktivität des reifen aktiven Proteins wesentlich zu beeinflussen, oder
- i) wobei das Protein posttranslationale Modifikationen einer der Sequenzen unter g) und h) aufweist, die nicht wesentlich die Aktivität des aktiven reifen Proteins beeinflussen.
Alle allelischen Modifikationen, die die Substitutionen, die Deletionen und/oder
die Insertionen von bis zu 32 Aminosäuren umfassen, gehören zur Gruppe der
erfindungsgemäßen Proteine. Bevorzugt sind Deletionen, Substitutionen
und/oder Insertionen von bis zu 21 Aminosäuren, mehr bevorzugt von bis zu 11
Aminosäuren, am meisten bevorzugt sind die Deletionen, Substitutionen
und/oder Insertionen von einer, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder
neun Aminosäuren.
Am meisten bevorzugt sind erfindungsgemäße Proteine, die rekombinante
Proteine sind. Dabei können die Proteine glykosyliert sein.
Die erfindungsgemäßen Proteine umfassen die reifen Proteine und die ent
sprechenden Vorläuferproteine, welche sich aus einer "Signal-Sequence"
(Signal-Sequenz) und der Sequenz des reifen Proteins zusammensetzen. Da
bei geht die "Signal-Sequenz" der Sequenz des reifen Proteins voraus. Das
reife Protein beginnt mit der zuvor genannten N-terminalen Sequenz unter
Punkt a). Die "Signal-Sequenz" ist für die Durchdringung des endoplasmati
schen Retikulums erforderlich.
Die Erfindung umfaßt weiterhin auch cDNA oder DNA, die einen reifen Throm
bininhibitor kodiert,
- aa) wobei die cDNA oder DNA eine der folgenden Aminosäure-Sequenzen
kodiert:
- i) Sequence Identifier No. 1 (Sequenz Protokoll Nr. 1);
- ii) Sequence Identifier No. 2 (Sequenz Protokoll Nr. 2);
- iii) Sequence Identifier No. 3 (Sequenz Protokoll Nr. 3) und
- iv) Sequence Identifier No. 4 (Sequenz Protokoll Nr. 4), oder
- bb) wobei die cDNA oder DNA allelische Modifikationen einer der Ami nosäure-Sequenzen unter aa) kodiert, worin wenigstens eine Aminosäure der Aminosäure-Sequenz substituiert, deletiert oder insertiert ist, ohne dabei die Aktivität des aktiven Proteins wesentlich zu beeinflussen.
Die allelischen Modifikationen sind zuvor unter dem Punkt "Sequenzen der
reifen Proteine" definiert worden.
Weiterhin umfaßt die Erfindung eine cDNA oder DNA, die einen Thrombininhibi
tor kodiert,
- cc) wobei die cDNA oder DNA eine der folgenden Nukleotidsequenzen be
sitzt:
- i) Sequence Identifier No. 9 (Sequenz Protokoll Nr. 9);
- ii) Sequence Identifier No. 10 (Sequenz Protokoll Nr. 10);
- iii) Sequence Identifier No. 11 (Sequenz Protokoll Nr. 11) und
- iv) Sequence Identifier No. 12 (Sequenz Protokoll Nr. 12), oder
- dd) wobei die cDNA oder DNA eine allelische Modifikation einer der Nukleo tidsequenzen unter cc) aufweist, wobei wenigstens ein Nukleotid substituiert, deletiert oder insertiert ist, ohne dabei die Aktivität des Proteins, das von der allelischen Modifikation der Nukleotidsequenz unter cc) kodiert wird, wesentlich zu beeinflussen.
Alle DNA-Konstrukte zählen auch dann zu den aufgezählten erfindungsge
mäßen Sequenzen, wenn solche Nukleotide ausgetauscht werden, die aufgrund
des degenerierten Kodes dieselbe Aminosäure kodieren. Der Austausch der
artiger Nukleotide ist offensichtlich und die sich entsprechenden Aminosäuren
sind in jedem Biochemielehrbuch offenbart. (R. KNIPPERS, 1982, 3. Auflage,
Molekulare Genetik, Georg Thieme Verlag).
Alle allelischen Modifikationen, die zu einer Veränderung der Aminosäure-Se
quenz führen, gehören zur Erfindung, sofern diese Modifikationen die Substitu
tionen, die Deletionen und/oder die Insertionen von bis zu 30 Aminosäuren
umfassen. Bevorzugt sind Deletionen, Substitutionen und/oder Insertionen von
bis zu 20 Aminosäuren, mehr bevorzugt von bis zu 10 Aminosäuren, am
meisten bevorzugt sind die Deletionen, Substitutionen und/oder Insertionen von
einer, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht oder neun Aminosäuren.
Weiterhin umfaßt die Erfindung auch ein genetisches Material, das neben der
das reife Protein kodierenden Sequenz ebenfalls auch eine Signalsequenz ent
hält. Diese Signalsequenz ist in der cDNA-Bank gefunden worden, auch ande
re Signalsequenzen sind denkbar, die eine Expression und Sekretion des Pro
teins erlauben.
Somit umfaßt die Erfindung eine cDNA oder DNA, die einen Thrombininhibitor
mit Signalsequenz kodiert,
- ee) wobei die cDNA oder DNA eine der folgenden Nukleotidsequenzen be
sitzt:
- i) Sequence Identifier No. 13 (Sequenz Protokoll Nr. 13);
- ii) Sequence Identifier No. 14 (Sequenz Protokoll Nr. 14);
- iii) Sequence Identifier No. 15 (Sequenz Protokoll Nr. 15) und
- iv) Sequence Identifier No. 16 (Sequenz Protokoll Nr. 16), oder
- ff) wobei die cDNA oder DNA eine allelische Modifikation einer der Nukleo tidsequenzen unter ee) aufweist, wobei wenigstens ein Nukleotid substituiert, deletiert oder insertiert ist, ohne dabei die Aktivität des reifen Proteins, das ein schießlich seiner Signalsequenz von der allelischen Modifikation der Nukleotid sequenz unter ee) kodiert wird, wesentlich zu beeinflussen.
Die allelischen Modifikationen sind zuvor unter dd) definiert worden.
Wenn die Aktivität des Proteins angegeben wird, um festzustellen, ob die alleli
sche Modifikation unter die Gruppe der erfindungsgemäßen Proteine zählt, so
ist immer das reife Protein zu messen, auch wenn die Signalsequenz ebenfalls
angeführt ist. Sollte die Signalsequenz angegeben sein, so ist die Funktion
immer an dem Protein zu messen, daß nach Entfernen der Signalsequenz er
halten wird.
Weiterhin umfaßt die Erfindung Bindungsmoleküle (zum Beispiel Peptide oder
deren Derivate), Einzelketten-Proteine (Single Chain Proteins), Antikörper oder
Fragmente der Antikörper, die Domänen auf dem reifen, erfindungsgemäßen
Protein spezifisch erkennen. Wenn das gereinigte erfindungsgemäße Protein
vorliegt, ist es für den Fachmann leicht möglich, monoklonale Antikörper herzu
stellen. Dabei wird die bekannte Methode von Köhler und Milstein und deren
Weiterführungen angewendet. Dabei wird im einzelnen in konventioneller Me
thode eine Maus mit dem gereinigten Protein mehrfach immunisiert, die Milz
zellen entnommen und mit geeigneten Tumorzellen fusioniert. Die Hybride
werden anschließend selektioniert.
Die Proteine der Erfindung können aus dem Speichel der Raubwanze Triatoma
pallidipennis isoliert werden. Die Reinigung erfolgt durch eine Gelfiltration und
eine anschließende Affinitätschromatographie an Thrombin-Sepharose (siehe
Beispiel 1). Die Proteine haben die zuvor beschriebenen Aminosäure-Sequen
zen. Sie haben ein Molekulargewicht von ca. 18000 ± 3000 Da (siehe Bei
spiel 6). Der isoelektrische Punkt liegt im Bereich von pH 4,5 bis 5,2, wenn die
im Beispiel 8 beschriebene Methode angewendet wird.
Die Proteine der Erfindung hemmen die Wirkung von Thrombin bei der Blutge
rinnung und bei der Aktivierung von Plättchen und im amidolytischen Test.
Die Test-Systeme sind in den Beispielen 2, 3, 4 und 9 beschrieben. Die Pro
teine hemmen die Gerinnung in einer Konzentration von 8 nmol/l bei einer
Thrombinkonzentration von 1,27 nmol/l. Sie hemmen die Thrombin-induzierte
Plättchen-Aggregation zu 100% in einer Konzentration von 15 ng/ml. Diese
Konzentration entspricht bei einer eingesetzten Thrombinkonzentration von
0,06 lU/ml = 0,812 pmol/ml (lU = Internationale Einheiten) einem molaren
Verhältnis von Thrombin zum erfindungsgemäßen Protein von etwa 1 : 1. Da
gegen hemmen die Proteine der Erfindung die Aktivität von Thrombin im
amidolytischen Test bei einem Verhältnis von Thrombin zum erfindungsge
mäßen Protein von 1 : 87 nur zu etwa 50%. Die Proteine der Erfindung verlän
gern in einer Konzentration von 35 nmol/l die Thrombin-Zeit (1 lU/ml) um das 5-
fache.
Die Proteine der Erfindung sind spezifisch für Thrombin. Andere Serinprotea
sen (z. B. Faktor Xa oder Trypsin) werden auch bei einem 40-fachen Überschuß
nicht nachweislich gehemmt (s. Beispiel 7).
Ein weiterer Teil der Erfindung ist ein Vektor, der eine erfindungsgemäße cDNA
oder DNA, weiterhin einen passenden Promotor und gegebenenfalls einen pas
senden Enhancer enthält. Ebenfalls kann auch noch eine "Signal-Sequenz"
umfaßt sein. Vektoren sind ausführlich in den europäischen Publikationen
EP 0 480 651, EP 0 462 632 und EP 0 173 177 beschrieben.
Eine weitere Ausführungsform der Erfindung besteht in einer eukaryontischen
oder prokaryontischen Wirtszelle, die mit einem erfindungsgemäßen Vektor
transformiert ist.
Die meisten Deletionen, Insertionen und Substitutionen scheinen keine durch
greifende Änderung in der Charakteristik des Proteins der Erfindung zur Folge
zu haben. Da es schwer ist, den genauen Effekt einer Substitution, einer
Deletion oder einer Insertion im voraus anzugeben, muß die Funktion des ver
änderten Proteins mit der Funktion des erfindungsgemäßen Proteins verglichen
werden. Die hierfür zu verwendenden Methoden sind beispielhaft in den
Beispielen 2 bis 4 und 9 angegeben. Als Standard dient das Protein gemäß
der Seq. ld. No. 1 bis 4, ebenfalls auch das Protein, das nach Beispiel 1 gerei
nigt wird, und auch die Reinigungsmethode des Beispiels 1 für das Vergleichs
protein.
Der genetische Code ist degeneriert, das bedeutet, daß die meisten Aminosäu
ren von mehr als einem Codon aus drei Nukleotiden kodiert werden. Daher
führen einige allelische Modifikationen auf der Ebene der Nukleotide nicht zu
einer Änderung der Aminosäure-Sequenz. Daher ereignen sich allelische
Modifikationen vornehmlich auf der Ebene der DNA und können sich sekundär
auf die Aminosäure-Sequenz auswirken.
Die cDNA- oder DNA-Sequenzen, die die erfindungsgemäßen Proteine kodie
ren, können gemäß konventioneller Techniken modifiziert werden, um Varianten
der erfindungsgemäßen Proteine herzustellen, die im wesentlichen die gleiche
Aktivität wie die beschriebenen und charakterisierten Proteine der Erfindung
besitzen. Dabei wird die Aktivität so gemessen, wie es in den Beispielen 2 bis
4 und 9 beschrieben ist.
Aminosäuren können wie in der Tabelle 1 dargestellt substituiert werden, ohne
dabei die Funktion des Proteins wesentlich zu beeinflussen. In jedem einzel
nen Fall ist durch den Aktivitätstest zu entscheiden, welchen Einfluß die Verän
derung auf die Funktion des Proteins hat.
Übliche Substituierung von Aminosäuren in einem Protein | |
Ursprüngliche Aminosäure | |
Beispielsweise vorgenommene Substituierung | |
Ala | |
Gly, Ser | |
Arg | Lys |
Asn | Gln, His |
Asp | Glu |
Cys | Ser |
Gln | Asn |
Glu | Asp |
Gly | Ala, Pro |
His | Asn, Gln |
Ile | Leu, Val |
Leu | Ile, Val |
Lys | Arg, Gln, Glu |
Met | Leu, Tyr, Ile |
Phe | Met, Leu, Tyr |
Ser | Thr |
Thr | Ser |
Trp | Tyr |
Tyr | Trp, Phe |
Val | Ile, Leu |
Die Funktionen oder die immunologische Identität werden wesentlich verän
dert, wenn Substituenten gewählt werden, die bei der Substituierung weniger
konservativ als die in Tabelle 1 gezeigten Aminosäuren sind. Derartige we
sentliche Veränderungen lassen sich durch Substituierungen mit Aminosäuren
erzielen, die sich mehr in ihrer Struktur und in den funktionellen Gruppen
unterscheiden. Wesentliche Veränderungen wirken sich dahingehend aus, daß
die dreidimensionale Struktur verändert wird und/oder daß zum Beispiel die
Faltblatt-Struktur oder die helikale Struktur beeinflußt wird. Auch Wech
selwirkungen der Ladungen und der hydrophoben Ketten sind bei den Ver
änderungen zu beachten.
Die Mutationen werden durch die Homologie (Similarity) zweier zum Vergleich
anstehender Proteine definiert. Der Ausdruck Homologie umfaßt ähnliche
Aminosäuren (zum Beispiel Tabelle 1) und Lücken in den Sequenzen der Ami
nosäuren (Homologie = similarity). Die erfindungsgemäßen Proteine haben
Aminosäure-Sequenzen, die eine Homologie von wenigstens 80%, bevorzugt
90%, mehr bevorzugt 95% und am meisten bevorzugt 98% der erfindungs
gemäßen Strukturen besitzt, wie sie durch die Sequenzen unter d) oder g) (Seq.
ld. No. 1 bis 8) definiert sind und wie sie weiterhin nach der Reinigung gemäß
Beispiel 1 erhalten werden.
Wie zuvor erwähnt, umfaßt die Erfindung auch Modifikationen der DNA oder
cDNA. Diese modifizierten Sequenzen hybridisieren unter stringenten Bedin
gungen mit den DNA-Sequenzen, die die erfindungsgemäßen Proteine kodieren
(siehe Sequenzen unter aa); cc) und ee)). Die cDNA- oder DNA-Sequenzen
haben Nukleotid-Sequenzen, die eine Identität einschließlich kurzer (bis 15
Nukleotide) Deletionen und Insertionen von wenigstens 70%, bevorzugt 82%,
mehr bevorzugt 90% und am meisten bevorzugt von 95% mit den erfindungs
gemäßen cDNA- oder DNA-Sequenzen besitzen (siehe aa), cc) und ee)). Die
Identität einschließlich der kurzen (bis 15 Nukleotide) Deletionen und Insertio
nen kann durch eine Hybridisierung gemessen werden, wie sie in R.
KNIPPERS, Molekulare Genetik, 1982, dritte Auflage, Georg Thieme Verlag
Stuttgart, New York beschrieben ist.
Unter den zuvor erwähnten posttranslationalen Modifikationen versteht man
Veränderungen, die während oder nach der Translation auftreten. Hierzu
zählen die Glykosylierung,
die Ausbildung von Disulfid-Brücken, die chemische
Modifikationen der Aminosäuren, so zum Beispiel die Sulfatierung, die im Zu
sammenhang mit dem Hirudin beschrieben ist. (J.W. FENTON (1989)
"Thrombin Interactions with Hirudin", Seminars in Thrombosis and Hemostasis
15 : 265-268).
Die Glykosylierung ist eine wesentliche Funktion des endoplasmatischen Reti
kulums und/oder des Golgi-Apparates. Die Sequenz und die Verästelung der
Oligosaccharide wird in dem endoplasmatischem Retikulum gebildet und in dem
Golgi-Apparat verändert. Die Oligosaccharide können N-verknüpfte Oligo
saccharide (Asparagin-verknüpfte) oder O-verknüpfte Oligosaccharide (Serin-,
Threonin- oder Hydroxylysin-verknüpfte) sein. Die Form der Glykosylierung ist
von dem produzierenden Zelltyp und von der Art abhängig, von der der ent
sprechende Zelltyp stammt. Das Ausmaß und die Art der Glykosylierung kann
durch Substanzen beeinflußt werden, wie es in der europäischen Publikation EP
0 222 313 beschrieben ist. Die Variierung der Glykosylierung kann die
Funktion des Proteins verändern.
Proteine bilden häufig kovalente Bindungen innerhalb der Ketten aus. Diese
Disulfid-Brücken werden zwischen zwei Cysteinen hergestellt. Dabei wird das
Protein spezifisch gefaltet. Die Disulfid-Brücken stabilisieren die dreidimensio
nale Struktur der Proteine.
Weiterhin können die Aminosäuren so verändert werden, wie es in der inter
nationalen Publikation WO 91/10684 beschrieben ist. Ebenfalls kann das
Protein sulfatiert sein. Diese Veränderung ist im Zusammenhang mit Hirudin
beschrieben.
Die Erfindung umfaßt weiterhin ein Verfahren zur Herstellung der erfindungs
gemäßen Proteine mit den folgenden Schritten:
Kultivierung einer Wirtszelle, die mit einem Vektor transformiert ist, welcher eine erfindungsgemäße cDNA oder DNA enthält,
und
Isolieren und Reinigen des oder der Proteine.
Kultivierung einer Wirtszelle, die mit einem Vektor transformiert ist, welcher eine erfindungsgemäße cDNA oder DNA enthält,
und
Isolieren und Reinigen des oder der Proteine.
Die Proteine werden bevorzugt gemäß Beispiel 1 gereinigt. Jedoch sind auch
andere Isolierungs- und Reinigungs-Methoden möglich:
Methods of Enzymology, Volume 182: Guide to Protein Purification, ed. Murray P. DEUTSCHER, Academic Press, 1990;
Protein Purification Application - A Practical Approach, ed. E.L.V. HARRIS and S. ANGEL, IRL-Press 1990;
Protein Purification, Principles and Practice, Ropert SCOPES, Springer- Verlag 1982; and
Protein Purification, Principles, High Resolution Methods and Applica tions, ed. H.-C. JANSON and L. RYDEN, VCH publishers 1989.
Methods of Enzymology, Volume 182: Guide to Protein Purification, ed. Murray P. DEUTSCHER, Academic Press, 1990;
Protein Purification Application - A Practical Approach, ed. E.L.V. HARRIS and S. ANGEL, IRL-Press 1990;
Protein Purification, Principles and Practice, Ropert SCOPES, Springer- Verlag 1982; and
Protein Purification, Principles, High Resolution Methods and Applica tions, ed. H.-C. JANSON and L. RYDEN, VCH publishers 1989.
Die Erfindung umfaßt ebenfalls ein Verfahren zur Reinigung erfindungsgemäßer
Proteine, wobei die Proteine isoliert, über wenigstens eine Säule gereinigt und
anschließend eingeengt werden. Bevorzugt sind Chromatographie-Säulen
oder Adsorptionschromatographie-Säulen.
Die Erfindung umfaßt darüber hinaus ein Verfahren zur Reinigung von erfin
dungsgemäßen Proteinen, wobei das Verfahren aus folgenden Schritten be
steht:
Auftragen des Speichels auf eine "Superose 12 HR-Säule" und Eluieren und
erneute Auftragung auf einer CH-aktivierten Sepharose-Säule, an der zuvor Thrombin gekoppelt wurde, und Eluieren.
Auftragen des Speichels auf eine "Superose 12 HR-Säule" und Eluieren und
erneute Auftragung auf einer CH-aktivierten Sepharose-Säule, an der zuvor Thrombin gekoppelt wurde, und Eluieren.
Die Reinigung ist ausführlich im Beispiel 1 beschrieben.
Die Proteine gemäß der Erfindung besitzen pharmakologische Effekte und sind
deshalb als pharmazeutische Wirkstoffe verwendbar. Die Erfindung umfaßt
ebenfalls ein Arzneimittel, das eines der erfindungsgemäßen Proteine oder ein
Gemisch davon enthält. Weiterhin gehört zur Erfindung eine pharmazeutische
Zusammensetzung, die eines der erfindungsgemäßen Proteine oder ein Ge
misch erfindungsgemäßer Proteine enthält, in Gegenwart von pharmazeutisch
verträglichen und annehmbaren Verbindungen und Trägern. Ebenfalls umfaßt
die Erfindung eine pharmazeutische Zusammensetzung, die eines der
pharmazeutisch aktiven, erfindungsgemäßen Proteine oder deren Gemisch
und ein pharmazeutisch verträgliches Salz oder einen pharmazeutisch verträgli
chen Träger enthält.
Insbesondere zeigen die erfindungsgemäßen Proteine gemäß der Sequenz-
Protokolle Nr. 1 bis 4 eine Inhibierung der Thrombinaktivität.
Die Inhibierung der Thrombinaktivität kann im Gerinnungstest (siehe Beispiel 2),
im Blutplättchen-Aggregationstest (siehe Beispiel 3), im amidolytischen Test
(siehe Beispiel 4) und durch Messen der Thrombin-Zeit (siehe Beispiel 9) nach
gewiesen werden. Die Messung der Thrombin-Zeit ist das bevorzugte Test
system.
Die erfindungsgemäßen Proteine zeigen eine Verlängerung der Thrombinzeit
bei Konzentrationen von 10 bis 60 nmol/l (Thrombinkonzentration 1 lU / ml).
Bei einer Konzentration von 58 nmol/l erfolgt eine 9-fache Verlängerung.
Höhere Konzentrationen sind anwendbar, ohne das Testsystem zu stören.
Somit sind die erfindungsgemäßen Proteine in Konzentrationen von 10 bis 200
nmol/l einsetzbar.
Die Versuchsergebnisse dieses in vitro Testes zeigen, daß die erfindungsge
mäßen Proteine als Arzneimittel oder zur medizinischen Behandlung verwendet
werden können. Diese Versuchsergebnisse lassen sich von dem in vitro
Testsystem auf ein in vivo System übertragen, da es sich bei dem Gerin
nungstest um eine etablierte Versuchsanordnung handelt. (M. TALBOT (1989)
"Biology of Recombinant Hirudin, A New Prospect in the Treatment of Throm
bosis" Seminars in Thrombosis and Hemostasis 15 : 293-301). Die Proteine
der Erfindung können deshalb zur Behandlung und Prävention von Thrombo
sen, instabiler Angina oder Arteriosklerose, oder zur Prävention eines Wieder
verschlusses von Gefäßen nach PTCA/PTA (Angioplastie mit einem Ballon
katheter) oder zur Verhinderung der Blutgerinnung bei der Hämodialyse dienen.
Die Proteine der Erfindung können als ein antithrombotisches und/oder anti
arteriosklerotisches Medikament bei Säugern, insbesondere Menschen, zur
Behandlung von thrombotischen und/oder arteriosklerotischen Beschwerden
eingesetzt werden. Diese können beim Reißen von arteriosklerotischen
Aggregationen (Plaques), bei Zerstörung von Endothelgewebe, wie zum Bei
spiel bei Sepsis, bei Transplantaten oder bei instabiler Angina, auftreten. Sie
können ebenfalls verwendet werden, um erneute Verschlüsse nach der Be
handlung von myokardialen Infarkten und/oder bei Fibrinolyse oder Angioplastie
zu vermeiden. Dabei kann das Protein der Erfindung vor, bei und/oder nach
der Einführung des Katheters verabreicht werden.
Die Erfindung liefert weiterhin
- (i) die Verwendung eines der erfindungsgemäßen Proteine oder deren Gemisch zur Herstellung eines Medikaments zur Behandlung von Thrombosen, instabiler Angina oder Arteriosklerose, oder zur Präven tion eines Wiederverschlusses von Gefäßen nach PTCA/PTA oder zur Verhinderung der Blutgerinnung bei der Hämodialyse;
- (ii) ein Verfahren zur Behandlung von Thrombosen, instabiler Angina oder Arteriosklerose, oder zur Prävention eines Wiederverschlusses von Gefäßen nach PTCA/PTA oder Throm bolyse oder zur Verhinderung der Blutgerinnung bei der Hämodialyse, welches Verfahren eine Verabreichung einer Proteinmenge gemäß der Erfindung umfaßt, wobei die Menge die Krankheit unterdrückt, und wobei die Proteinmenge einem Patienten gegeben wird, der ein solches Medi kament benötigt;
- (iii) eine pharmazeutische Zusammensetzung zur Behandlung von Thrombosen, instabiler Angina oder Arteriosklerose, oder zur Prävention eines Wiederverschlusses von Gefäßen nach PTCA/PTA oder Throm bolyse oder zur Verhinderung der Blutgerinnung bei der Hämodialyse, welche Behandlung eines der erfindungsgemäßen Proteine oder deren Gemisch und wenigstens einen pharmazeutisch verträglichen Träger und Zusatz umfaßt.
Für diese therapeutische Wirkung sind unterschiedliche Dosen geeignet. Sie
hängen beispielsweise von dem verwendeten Protein, von dem Wirt, von der
Art der Verabreichung und von der Art und der Schwere der zu behandelnden
Zustände ab.
Im allgemeinen sind jedoch bei Tieren zufriedenstellende Resultate zu erwar
ten, wenn die täglichen Dosen einen Bereich von 2 µg bis 2000 µg pro kg Kör
pergewicht umfassen. Bei größeren Säugetieren, beispielsweise dem
Menschen, liegt eine empfohlenen tägliche Dosis im Bereich von 2 bis 2000 µg
pro kg Körpergewicht, wenn das nach Beispiel 1 gereinigte Protein verwendet
wird. Zum Beispiel wird diese Dosis zweckmäßigerweise in Teildosen bis zu
viermal täglich verabreicht. Die täglichen Dosen bei der kurzzeitigen Behand
lung von akuten Thromben können mit 20 bis 2000 µg pro kg Körpergewicht
höher als die Dosen bei der chronischen Behandlung mit 2 bis 200 µg pro kg
Körpergewicht ausfallen.
Ebenfalls sind zufriedenstellende Resultate zu erwarten, wenn das Protein der
Erfindung subkutan verabreicht wird. Bevorzugt ist die gezielte Injektion in den
Teil des Körpers, in dem sich Thromben gebildet haben.
Die erfindungsgemäßen Proteine können auf jedem üblichen Weg verabreicht
werden, insbesondere in Form von Injektionslösungen oder Suspensionen.
Die vorliegende Erfindung stellt pharmazeutische Zusammensetzungen zur
Verfügung, die eines der erfindungsgemäßen Proteine oder deren Gemisch
und wenigstens einen pharmazeutisch verträglichen Träger oder Zusatz um
fassen. Solche Zusammensetzungen können nach bekannten Verfahren
hergestellt werden. Dabei ist auf Remington′s Pharmaceutical Science, 15th
ed Mack Publishing Company, East Pennsylvania (1980) hinzuweisen.
Die Versuchsergebnisse werden anhand der Figuren verdeutlicht, die im einzel
nen folgendes zeigen:
Fig. 1 Verlängerung der Thrombin-Zeit bei Zugabe von erfindungsge
mäßem Protein aus Triatoma pallidipennis.
Fig. 2 Inhibierung der Thrombinaktivität im amidolytischen Test (Triatoma
= Trombininhibitor aus Triatoma pallidipennis)
Fig. 3 Inhibierung der Thrombinaktivität im Gerinnungstest.
Die Raubwanzen werden durch mechanische Stimulation ihrer Probszis zur Ab
sonderung ihres Speichels angeregt. Der Speichel wird auf einer Glasplatte
aufgefangen und mit einer silikonisierten, ausgezogenen Pasteurpipette ge
sammelt.
Der Speichel wird gefriergetrocknet und in einer Konzentration von 2,5 mg/ml in
destilliertem Wasser gelöst. 2 ml dieser Lösung werden über eine "Superose
12 HR 16/50"-Säule (Pharmacia) in 10 mmol/l Tris/HCl, pH 7,4, 0,0001%
"Pluronic F68" gelfiltriert. Die im Gerinnungstest (siehe Beispiel 2) aktiven
Fraktionen werden vereinigt und auf eine CH-aktivierte Sepharose (Pharmacia),
an die zuvor Thrombin nach den Angaben des Herstellers gekoppelt wurde,
aufgetragen. Das Protein der Erfindung bindet an diese mit Thrombin ver
sehenen Säule. Zunächst wird die Säule mit Tyrode-Puffer (ohne Serum
albumin) gewaschen, dann wird erst mit 10 mmol/l Na-Acetat, pH 4,5, und
dann mit 10 mmol/l Glycin, pH 2,5, eluiert. In den Eluaten wird der pH-Wert
auf 7 eingestellt. Das 10 mmol/l Glycin Eluat enthält das gereinigte Protein der
Erfindung. Es ist aktiv im Gerinnungstest (siehe Beispiel 2), im Plättchen-
Aggregationstest (siehe Beispiel 3), im amidolytischen Test (siehe Beispiel 4)
und verlängert die Thrombin-Zeit (siehe Beispiel 9). Die Präparation enthält
keine in der SDS-Gelelektrophorese detektierbare Verunreinigungen.
In eine Mikrotiterplatte, die mit Rinderserumalbumin beschichtet ist (0,1% in 0,1
mol/l NaHCO₃, pH 9,5), werden 80 µl 20 mmol/l HEPES, pH 7,4; 0,15 mmol/l
NaCl; 20 µl 20 mmol/l CaCl₂; 100 µl einer verdünnten Lösung des Proteins
der Erfindung (5-50 ng) und 20 µl Thrombin (0,03 lU = 0,03 Internationale Ein
heiten) pipettiert. Nach einer Inkubation 2 Minuten bei 37°C werden 100 µl
Fibrinogen (5 mg/ml) zugegeben und 40 Minuten bei 37°C inkubiert. An
schließend wird die Absorption bei 405 nm gemessen. 45 ng ( =8 nmol/l) des
gereinigten Proteins der Erfindung hemmen die Fibrinogenspaltung vollständig.
Unter den gleichen Testbedingungen zeigt Hirudin die gleiche Wirksamkeit
(vollständige Hemmung mit 8 nmol/l). (siehe Fig. 3)
500 µl gelfiltrierte Blutplättchen (300 000/ml) werden mit dem Protein dieser Er
findung (5-100 ng/ml) für 1 Minute bei 37°C inkubiert. Dann wird die Aggre
gation mit Thrombin (0,06 lU/ml) induziert und die Aggregation in einem Aggre
gometer aufgezeichnet. Messungen mit dem gereinigten Protein der Erfin
dung zeigen, daß bei einer Konzentration von 15 ng/ml die Aggregation zu 100%
gehemmt wird.
In einer Mikrotiterplatte werden 80 µl 100 mmol/l Tris/HCL, pH 7,4; 150 mmol/l
NaCl und 0,03 lU (1,35 nmol/l) Thrombin und 100 µl einer verdünnten Lösung
des Proteins der Erfindung (32-630 ng) 10 Minuten bei 37°C inkubiert und
dann mit 100 µl (50 nmol) des Substrates S2238 (Kabi Vitrum) versetzt. Nach
einer Inkubation von 30 Minuten bei 37°C wird die Absorption bei 405 nm ge
messen. 630 ng (117 nmol/l) hemmen die Aktivität des Thrombins zu ungefähr
50%. Hirudin hemmt in einer Konzentration von 6 nmol/l die Aktivität des
Thrombins zu 85%. (siehe Fig. 2)
Das gereinigte Protein der Erfindung wurde in einem automatischen Amino
säuresequenator (Applied Biosystems, Inc.) nach den Instruktionen des Herstel
lers sequenziert. Die Sequenz der Aminosäuren 1 bis 21 (vom N-Terminus)
ist: Ala-Glu-Gly-Asp-Asp-Cys-Ser-Leu-Glu-Lys-Ala-Met-Gly-Asp-Phe-?-Pro-Gl-u-
Glu-Phe-Phe. "?" bedeutet, nicht mit vollständiger Sicherheit identifizierbar. Bei
dieser Aminosäure handelt es sich mit einiger Wahrscheinlichkeit um Lysin.
Das Protein der Erfindung wurde im reduziertem (Reduktion mit Dithiothreit) und
im nicht reduziertem Zustand zusammen mit den Molekulargewichtsmarkern
(Electrophoresis Calibration Kit von Pharmacia) Phosporylase b (94 kDa),
Album in (67 kDa), Ovalbumin (43 kDa), Carbonic Anhydrase (30 kDa), Trypsin
Inhibitor (20,1 kDa) und Lactalbumin (14,4 kDa) auf ein 12,5%-iges SDS-Poly
acrylamidgel aufgetragen und nach der Elektrophorese nach Laemmli (1970,
Nature 227, 680-685) mit Coomassie brillant blue gefärbt. Im reduzierten Zu
stand wandert das Protein der Erfindung während der Elektrophorese nur ge
ringfügig oberhalb des Trypsin Inhibitors. Das entspricht einem Molekular
gewicht von etwa 21 000 Da. Im nicht reduziertem Zustand wandert das Pro
tein der Erfindung zwischen dem Trypsin Inhibitor und Lactalbumin, was einem
Molekulargewicht von etwa 18 000 Da entspricht.
Die Aktivität von Faktor Xa und von Trypsin werden mit dem folgenden Test
gemessen. Zu 80 µl 50 mmol/l Tris/HCl pH 8,0, 227 mmol/l NaCl, werden für
die Faktor Xa Bestimmung 0,004 lU (0,653 pmol) Faktor Xa (American
Diagnostica) und 0,5 µg (28 pmol) des Proteins der Erfindung und für die Tryp
sin-Bestimmung 0,004 lU (0,019 pmol) Trypsin (Sigma) und 0,016 µg (0,817
pmol) des Proteins der Erfindung gegeben und für 2 Minuten bei 37°C inku
biert. Nach Zugabe von 0,05 µmol des Substrates S2222 (Kabi Vitrum) wird
für 20 Minuten bei 37°C inkubiert und anschließend die Absorption bei 405 nm
gemessen. Die Absorption dieser Ansätze ist genauso hoch wie die von An
sätzen ohne das Protein der Erfindung, d. h. das Protein hemmt weder die
Aktivität von Faktor Xa noch die von Trypsin.
Das Protein der Erfindung wird auf ein Gel für isoelektrische Fokussierung im
Bereich von pH 3 bis 9 (Pharmacia) aufgetragen und zusammen mit Standard
proteinen (Calibration Kit pH 3 bis 10 von Pharmacia) fokussiert. Die Fokussie
rungsstelle des Proteins der Erfindung lag zwischen der des Sojabohnen-
Trypsininhibitors (I.P. = 4,55) und der von β-Lactoglobulin A (I.P. = 5,2).
Die Thrombin-Zeit mißt die Aktivität von exogenem Thrombin, das zum Test
plasma zugesetzt wird. Zu 0,1 ml Plasma werden 50 µl Lösung des Proteins
der Erfindung in verschiedenen Verdünnungen (6 bis 58 nmol/l) und 50 µl
Diäthylbarbiturat-Acetat-Puffer mit pH 7,6 gegeben und 1 Minute bei 37°C in
kubiert. Nach Zugabe von 0,1 ml Thrombin-Lösung (3 lU/ml) wird die Zeit bis
zum Gerinnungseintritt gemessen (Biomatic 2000 Coagulometer von Sarstedt).
Das Protein der Erfindung, das in einer Konzentration von 35 nmol/l vorliegt,
verlängert die Gerinnungszeit im Vergleich zu einem Kontrollansatz um das 5-
fache. (siehe Fig. 1)
Das gereinigte Protein der Erfindung (59 µg) wird mit 10% 2-Mercaptoethanol
reduziert (2 Stunden bei Raumtemperatur unter N₂) und dann mit 4-Vinylpyridin
umgesetzt (2 Stunden bei Raumtemperatur unter N₂). Nach einer Dialyse
gegen 25 mmol/l Tris/HCl, pH 8,5; 1 mmol/l EDTA wird die Probe mit 1 µg Lys
C (Boehringer Mannheim) versetzt und 6 Stunden bei 37°C inkubiert. Dieser
Spaltansatz wird auf eine Supersper RP-18, 4 µm (250 × 4 mm, MZ-Analysen
technik, Mainz) -Säule aufgetragen und mit einem Gradienten 0,1% TFA in H₂O
-0,08% TFA in 70% Acetonitril eluiert (HPLC-Anlage von Waters). Die Ab
sorption bei 280 nm und bei 214 nm wird aufgezeichnet und das Eluat wird
fraktioniert. Die Fraktionen, die den Absorptions-Peaks entsprechen, werden
zur Trockne gebracht und in 30 µl H₂O aufgenommen. Einzelne Fraktionen
werden in einem automatischen Aminosäuresequenator (Applied Biosystems
Inc.) nach den Instruktionen des Herstellers sequenziert. Dabei ergeben sich
folgende Sequenzen (Start jeweils vom N-Terminus, "?" bedeutet, nicht eindeu
tig identifiziert):
- 1. Ala-Met-Gly-Asp-Phe-Lys-Pro-Glu-Glu-Phe-Phe-?-Gly- Thr-Arg(?)-Tyr-Leu-Ala (Die Bestimmung der Aminosäure Arg ist mit Un sicherheit behaftet.)
- 2. Gly-Phe-Thr-Gln-Ile-Val-Glu-Ile-Gly-Tyr-Asn-Lys-
- 3. Asn-Gly-Glu-Gln-Tyr-Ser-Phe-Lys-
Wenn die Sequenz des N-terminalen Endes des erfindungsgemäßen Proteins
bekannt ist, läßt sich eine korrespondierende Nukleotidsequenz ermitteln.
(siehe WO 90/07861)
Um die erfindungsgemäßen cDNA zu ermitteln, wird zuerst der Primer (Vorlage,
Startstück) synthetisiert, der von der zuvor im Edman-Abbau ermittelte Ami
nosäuresequenz abgeleitet wird. Die synthetisierten Oligonucleotidesequen
zen des Primers werden genutzt, um mit der PCR (Polymerase Chain Reaction
= Polymerase-Kettenreaktion) ein Fragment der erfindungsgemäßen cDNA zu
amplifizieren. (siehe US-Patent 4,800,159).
Zwei Oligonukleotid-Primer werden hergestellt, indem die Nukleotid-Sequenz
von der zuvor teilweise bestimmten Aminosäure-Sequenz des N-terminalen Be
reichs des vollständigen erfindungsgemäßen Proteins und eines seiner Frag
mente hergeleitet wird. Dabei werden die folgenden Aminosäure-Sequenzen
verwendet:
N-terminale Sequenz des vollständigen Proteins:
und N-terminale Sequenz des Fragmentes:
Die Matrize (template) besteht aus der cDNA, die von einer poly-A⁺-RNA
stammt, welche zuvor aus den Speicheldrüsen von Triatoma pallidipennis iso
liert worden ist (SAMBROCK et al.: Molekular Cloining (Chapter 7, pp 18-22,
Cold Spring Harbor Laboratory Press, 1989).
A = Desoxyadenosin; C = Desoxycytidin;
G = Desoxyguanosin; T = Desoxythymidin und
I = Desoxyinosin
G = Desoxyguanosin; T = Desoxythymidin und
I = Desoxyinosin
Die PCR setzt sich aus 40 Zyklen zusammen. Ein Zyklus sieht wie folgt aus:
- a) 2 Minuten Denaturierung bei 94°C,
- b) 90 Sekunden Hybridisierung bei 52°C und
- c) 2 Minuten Verlängerung bei 72°C.
Das durch das zuvor beschriebene Verfahren gewonnene PCR-Vermehrungspro
dukt weist auf einem Agarose-Gel eine Bande auf. Diese wird von dem
Agarose-Gel, das einen niedrigen Schmelzpunkt aufweist, isoliert und direkt in
das PCR Plasmid (Stratagene) überführt und subkloniert. Das Verfahren ent
spricht der Beschreibung aus dem Protokoll des Herstellers (pCR-ScriptTM
SK(+) Cloning Kit von Stratagen). Die DNA-Sequenz des Insertionsproduktes
entspricht der Sequenz des PCR-Produktes und wird so ermittelt, wie es in
SANGER et al. Proc Natl Acad Sci USA (1977) 74 : 5463-5467 beschrieben ist.
Etwa 400 000 primäre Klone aus der Speicheldrüsen-cDNA-Bank von T palli
dipennis (cDNA library) werden auf Nylonmembranen (Pall Biosupport East
Hills, NY, USA) transferiert und gescreent, wie es der Hersteller vorschreibt.
Eine markierte Probe, die mit Hilfe der zuvor beschriebenen PCR-Ver
mehrungsmethode gewonnen worden ist, wird dabei verwendet. Das Selek
tionsverfahren wird zweimal durchgeführt, gefolgt von einer Umwandlung der
Phagen-DNA in Plasmid-DNA und eine Sequenzanalyse des Inserts
(eingebaute DNA) dieses Plasmids. Dadurch werden vier cDNA-Sequenzen
ermittelt, die in den Sequenz Identifier 13 bis 16 abgebildet sind, wobei lediglich
die Triplika für die Aminosäuren -17 bis -9 bei Ti 28 und Ti 45 und das Triplika
für die Aminosäure -18 bei Ti 12 fehlen.
Je beide Stränge der isolierten DNA werden sequenziert. Die von der kodie
renden DNA abgeleitete Aminosäure-Sequenz stimmt vollständig mit der Ami
nosäure-Sequenz überein, die zuvor mittels des Edman-Abbaus von dem erfin
dungsgemäßen gereinigten Protein herausgefunden worden ist.
Der längste cDNA Klone (Ti12) beginnt mit den Nukleotiden TG, die einem un
vollständigen Startkodon für Methionin entsprechen. Dieses wird offensicht
lich, wenn ein weiterer isolierter Klon (Ti5) berücksichtigt wird, der bei einem
Selektionierungsverfahren mit 600 000 Phagen derselben cDNA-Bank gefunden
wurde, welche bei der Selektionierung von Ti12, Ti28 und Ti45 verwendet
wurde.
Die vier cDNA-Sequenzen des erfindungsgemäßen Proteins werden gemäß der
zuvor beschriebenen Methode selektioniert, identifiziert und sequenziert.
Lediglich 9 Positionen weisen Unterschiede in der abgeleiteten Aminosäure-
Sequenz auf. Die Unterschiede sind in der Tabelle 2 aufgelistet.
Die Identität (Identity) und Ähnlichkeit (Similarity) der vier reifen erfindungsge
mäßen Proteine ist etwa 95 oder 98%, je nachdem welcher Vergleichspartner
gewählt wird.
Sind die DNA-Sequenzen bekannt, so lassen sich passende Promotoren und
gegebenenfalls passende Enhancer mit den jeweiligen DNA-Sequenzen ver
binden, so daß dann ein brauchbarer Vektor vorliegt. (M. WIRTH, L.
SCHUMACHER and H. HAUS ER, in H.S. CONRADT (ed) Protein Glycosylation,
Cellular Biotechnical and Analytical Aspects VoI 15, 49-52, VCH publishers
Weinheim, 1991); ebenfalls auch J. KRÄTZSCHMAR et al. (1992) Gene 116:
281-284. Die Expression eines solchen Vektors ist in Eukaryonten (zum
Beispiel Baby Hamster Kidney Cells) möglich. Weiterhin lassen sich die DNA-
Sequenzen in passende prokaryontische Vektoren zur Expression in E. coli
Stämmen einbauen.
Das Konstrukt zur Expression des erfindungsgemäßen rekombinanten Proteins
in Prokaryonten wird hergestellt, indem das kommerziell erhältliche Plasmid
pKK233-2 eingesetzt wird, das den IPTG-induzierbaren trc Promotor enthält.
Der zur Expression geeignete Vektor umfaßt dieses Plasmid pKK233-2, in dem
sowohl die kodierende Sequenz des erfindungsgemäßen Proteins als auch eine
Signalsequenz inseriert sind. Die Signalsequenz ist eine modifizierte Signal
sequenz, die auf das sekretierte E. coli Protein Cyclophilin a zurückzuführen ist.
Die Signalsequenz und die kodierende DNA wird stromabwärts (downstream)
von dem Promotor eingesetzt, wodurch das pKK/cph entsteht (T. HAYANO
(1991) Biochemistry 30 : 3041-3048).
Die kodierenden Sequenzen des erfindungsgemäßen Proteins werden in das
Expressions-Plasmid inseriert und das so erhaltene Konstrukt (pKK/cph-Protein)
wird für die Transformation von kompetenten E. coli JM 105 - Zellen benutzt.
Das folgende Paar von sich teilweise überlappenden und komplementären
Oligodesoxynukleotiden wird verwendet, um die kodierende DNA für die Signal
sequenz von Cyclophilin a nachzubilden. Dabei wird das entsprechende C-
terminale Ende der Cyclophilin-Sequenz modifiziert, um eine optimale Spalt
stelle für die bakterielle Signalpeptidase zu bilden. Die Modifikation besteht
darin, daß die letzten sieben Triplika des C-terminalen Endes gegen Triplika
ausgetauscht werden, die folgende Aminosäure-Sequenz kodieren: Phe-Ser-
Ala-Ser-Ala-Leu-Ala (R.E. DALBEY and G. von HEIJNE (1992) TIBS 17 : 474-
478).
Nach dem Anlagern der Startersequenz und der anschließenden Komplettie
rung der Tochterstücke unter Verwendung von Taq Polymerase werden die
DNA Fragmente mit AflIII und HindIII gespalten. Die Spaltungsstellen sind
unterstrichen. Danach wird das DNA-Fragment zwischen der NcoI- und
HindIII-Stelle des Plasmids pKK233-2 subkloniert. Die NheI-Stelle, die
zusammen mit der HindIII Stelle die weitere Subklonierung von cDNA-Stücken
erleichtert, wird durch Fettdruck kenntlich gemacht.
Das folgende Paar an Startsequenzen (Primer) wird verwendet, um die kodie
rende Sequenz für das reife erfindungsgemäße Protein (Ti28 = Seq. ld. No 2)
zu vervielfältigen. Dabei werden die NheI und HindIII Schnittstellen, die unter
strichen sind, für die Insertion in das Plasmid pKK/cph benötigt.
Zehn Zyklen bestehend aus 2 Minuten bei 94°C, 2 Minuten bei 30°C und 2,5
Minuten bei 72°C werden für die PCR (Polymerase Chain Reaktion = Polyme
rase-Ketten-Reaktion) durchgeführt, wobei 2 µg Matrizenstrang (Template) ein
gesetzt werden. Die vervielfältigte DNA wird auf einem niedrig-schmelzenden
Agarose-Gel isoliert, mit NheI und HindIII gespalten und in das Plasmid
pKK/cph überführt, das zuvor mit denselben Restriktionsendonukleasen gespal
ten wurde. Das so erhaltene Konstrukt wird mit Hilfe einer Totalsequenzierung
der kodierenden DNA und der die kodierende DNA flankierenden DNA über
prüft.
E. coli JM 105 - Zellen werden unter Anwendung des CaCl₂ - Verfahrens
transformiert. Dabei wird 1 µg pKK/cph DNA, die das erfindungsgemäße
Protein kodiert, verwendet.
Eine Kultur der transformierten E. coli - Zellen wird mit IPTG (1 mmol/l) versetzt
und bei 37°C für sechs Stunden inkubiert. (IPTG = Isopropyl-β-D-
Thiogalactosid). Die Zellen werden abzentrifugiert und einem osmotischen
Schock (Saccharose- und anschließende H₂O-Behandlung) unterworfen. Die
so gewonnene Periplasmafraktion inhibiert im Gerinnungstest (vergleiche Bei
spiel 2) die Aktivität von Thrombin. Die inhibitorische Aktivität wird durch
Ionenaustauscherchromatographie an DE-52 Zellulose und Thrombin
affinitätschromatographie gereinigt. (vergleiche Beispiel 1)
Die gereinigte Fraktion hat die gleiche inhibitorische Aktivität wie das Speichel
protein. Es zeigt identisches Verhalten in einer SDS-Polyacrylamidelektropho
rese (vergleiche Beispiel 6). Weiterhin stimmt es in der N-terminalen Ami
nosäuresequenz mit dem reifen Speichelprotein überein.
Claims (19)
1. Natürliche oder synthetisch herstellbare Proteine, die Thrombininhibi
toren sind und aus dem Speichel von Insekten, die Säugetierblut saugen, iso
lierbar sind.
2. Proteine nach Anspruch 1, die aus der Raubwanze Triatoma pallidipen
nis isolierbar sind.
3. Ein Protein nach einem der Ansprüche 1 und 2,
- a) das als aktives Protein eine N-terminale Sequenz wie folgt besitzt: oder
- b) das als aktives Protein allelische Modifikationen der zuvor unter a) ge nannten N-terminalen Aminosäure-Sequenz aufweist, wobei eine oder zwei Aminosäuren der N-terminalen Aminosäure-Sequenz substituiert, deletiert oder insertiert sind, ohne dabei die Aktivität des aktiven Proteins wesentlich zu be einflussen, oder
- c) das als aktives Protein posttranslationale Modifikationen der N-termina len Sequenzen unter a) und b) aufweist, die nicht wesentlich die Aktivität des aktiven Proteins beeinflussen.
4. Ein Protein, das ein Thrombininhibitor ist und
- d) das als aktives reifes Protein eine der folgenden Sequenzen besitzt:
- i) Sequence Identifier No. 1 (Sequenz Protokoll Nr. 1)
- ii) Sequence Identifier No. 2 (Sequenz Protokoll Nr. 2)
- iii) Sequence Identifier No. 3 (Sequenz Protokoll Nr. 3) und
- iv) Sequence Identifer No. 4 (Sequenz Protokoll Nr. 4) oder
- e) das als aktives reifes Protein allelische Modifikationen einer der zuvor unter d) genannten Aminosäure-Sequenzen aufweist, wobei wenigstens eine Aminosäure der Aminosäure-Sequenz substituiert, deletiert oder insertiert ist, ohne dabei die Aktivität des aktiven Proteins wesentlich zu beeinflussen, oder
- f) das als aktives reifes Protein posttranslationale Modifikationen einer der Sequenzen unter d) und e) aufweist, die nicht wesentlich die Aktivität des akti ven Proteins beeinflussen.
5. Ein Protein, bestehend aus einer Signalsequenz und einem reifen Protein
nach einem der Ansprüche 1 und 2,
- g) wobei das Protein eine der folgenden Sequenzen besitzt:
- i) Sequence Identifier No. 5 (Sequenz Protokoll Nr. 5)
- ii) Sequence Identifier No. 6 (Sequenz Protokoll Nr. 6)
- iii) Sequence Identifier No. 7 (Sequenz Protokoll Nr. 7) und
- iv) Sequence Identifer No. 8 (Sequenz Protokoll Nr. 8) oder
- h) wobei das Protein allelische Modifikationen einer der zuvor unter g) ge nannten Aminosäure-Sequenzen aufweist, wobei wenigstens eine Aminosäure der Aminosäure-Sequenz substituiert, deletiert oder insertiert ist, ohne dabei die Aktivität des reifen aktiven Proteins wesentlich zu beeinflussen oder
- i) wobei das Protein posttranslationale Modifikationen einer der Sequenzen unter g) und h) aufweist, die nicht wesentlich die Aktivität des aktiven reifen Proteins beeinflussen.
6. Ein Protein nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei das Protein ein
rekombinantes Protein ist.
7. Ein Protein nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei das Protein
glykosyliert ist.
8. Eine cDNA oder DNA, die einen reifen Thrombininhibitor kodiert,
- aa) wobei die cDNA oder DNA eine der folgenden Aminosäure-Sequenzen kodiert:
- i) Sequence Identifier No. 1 (Sequenz Protokoll Nr. 1)
- ii) Sequence Identifier No. 2 (Sequenz Protokoll Nr. 2)
- iii) Sequence Identifier No. 3 (Sequenz Protokoll Nr. 3) und
- iv) Sequence Identifer No. 4 (Sequenz Protokoll Nr. 4) oder
- bb) wobei die cDNA oder DNA allelische Modifikationen einer der Aminosäure-
Sequenzen unter aa) kodiert,
worin wenigstens eine Aminosäure der Aminosäure-Sequenz substituiert, deletiert oder insertiert ist, ohne dabei die Aktivität des aktiven Proteins wesentlich zu beeinflussen.
9. Eine cDNA oder DNA, die einen Thrombininhibitor kodiert,
- cc) wobei die cDNA oder DNA eine der folgenden Nukleotidsequenzen besitzt:
- i) Sequence Identifier No. 9 (Sequenz Protokoll Nr. 9)
- ii) Sequence Identifier No. 10 (Sequenz Protokoll Nr. 10)
- iii) Sequence Identifier No. 11 (Sequenz Protokoll Nr. 11) und
- iv) Sequence Identifer No. 12 (Sequenz Protokoll Nr. 12) oder
- dd) wobei die cDNA oder DNA eine allelische Modifikation einer der Nukleo tidsequenzen unter cc) aufweist, wobei wenigstens ein Nukleotid substituiert deletiert oder insertiert ist, ohne dabei die Aktivität des Proteines, das von der allelischen Modifikation der Nukleotidsequenz unter cc) kodiert wird, wesentlich zu beeinflussen.
10. Eine cDNA oder DNA, die einen Thrombininhibitor mit Signalsequenz
kodiert,
- ee) wobei die cDNA oder DNA eine der folgenden Nukleotidsequenzen besitzt:
- i) Sequence Identifier No. 13 (Sequenz Protokoll Nr. 13)
- ii) Sequence Identifier No. 14 (Sequenz Protokoll Nr. 14)
- iii) Sequence Identifier No. 15 (Sequenz Protokoll Nr. 15) und
- iv) Sequence Identifer No. 16 (Sequenz Protokoll Nr. 16) oder
- ff) wobei die cDNA oder DNA eine allelische Modifikation einer der Nukleo tidsequenzen unter ee) aufweist, wobei wenigstens ein Nukleotid substituiert, deletiert oder insertiert ist, ohne dabei die Aktivität des reifen Proteines, das einschließlich seiner Signalsequenz von der allelischen Modifikation der Nukleotidsequenz unter ee) kodiert wird, wesentlich zu beeinflussen.
11. Ein Vektor, der eine cDNA oder DNA nach einem der Ansprüche 8 bis
10, weiterhin einen passenden Promotor und gegebenenfalls einen passenden
Enhancer enthält.
12. Eine eukaryontische oder prokaryontische Wirtszelle, die mit einem Vek
tor nach Anspruch 11 transformiert ist.
13. Ein Verfahren zur Herstellung der Proteine nach einem der Ansprüche 1
bis 7 mit folgenden Schritten:
Kultivierung einer Wirtszelle, die mit einem Vektor transformiert ist, welcher eine cDNA oder DNA nach einem der Ansprüche 8 bis 10 enthält, und
Isolieren und Reinigen der Proteine.
Kultivierung einer Wirtszelle, die mit einem Vektor transformiert ist, welcher eine cDNA oder DNA nach einem der Ansprüche 8 bis 10 enthält, und
Isolieren und Reinigen der Proteine.
14. Ein Verfahren zur Reinigung von Proteinen nach einem der Ansprüche 1
bis 7, wobei die Proteine isoliert, über wenigstens eine Säule gereinigt und an
schließend eingeengt werden.
15. Ein Verfahren zur Reinigung von Proteinen nach einem der Ansprüche 1
bis 7 und 13 bis 14, wobei das Verfahren aus folgenden Schritten besteht:
Auftragen des Speichels auf eine "Superose 12 HR-Säule" und Eluieren und
erneute Auftragung auf einer CH-aktivierten Sepharose-Säule, an der zuvor Thrombin gekoppelt wurde, und Eluieren.
Auftragen des Speichels auf eine "Superose 12 HR-Säule" und Eluieren und
erneute Auftragung auf einer CH-aktivierten Sepharose-Säule, an der zuvor Thrombin gekoppelt wurde, und Eluieren.
16. Eines der Proteine oder deren Gemisch nach einem der Ansprüche 1 bis
7 und 13 bis 15 als pharmazeutischer Wirkstoff.
17. Ein Arzneimittel, das eines der Proteine oder deren Gemisch nach einem
der Ansprüche 1 bis 7 und 13 bis 15 enthält.
18. Eine pharmazeutische Zusammensetzung, die eines der Proteine oder
deren Gemisch nach einem der Ansprüche 1 bis 7 und 13 bis 15 enthält, in
Gegenwart von pharmazeutisch verträglichen und annehmbaren Verbindungen
und Trägern.
19. Verwendung eines der Proteine oder deren Gemisch nach einem der An
sprüche 1 bis 7 und 13 bis 15 zur Herstellung eines Arzneimittels zur Behand
lung von
Thrombosen oder instabiler Angina oder Arteriosklerose, oder zur Prä
vention eines Wiederverschlusses von Gefäßen nach PTCA/PTA oder
zur Verhinderung der Blutgerinnung bei der Hämodialyse.
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