DE4338270C2 - Verwendung eines faserverstärkten Glases oder einer faserverstärkten Glaskeramik als temperaturbeständiger Werkstoff, insbesondere als Asbestersatz, an Einrichtungen zum Handhaben von heißen Glasgegenständen - Google Patents
Verwendung eines faserverstärkten Glases oder einer faserverstärkten Glaskeramik als temperaturbeständiger Werkstoff, insbesondere als Asbestersatz, an Einrichtungen zum Handhaben von heißen GlasgegenständenInfo
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Description
Bei der Herstellung von Glasgegenständen ist es vielfach erforderlich,
heiße Produkte oder heiße Halbzeuge, die eine Temperatur zwischen 200 und
1000°C besitzen, zu handhaben oder zu verarbeiten. Die heißen Produkte
oder Halbzeuge haben dabei eine Temperatur von mehr als 200°C,üblicherwei
se von 300 bis 700°C, je nach dem verarbeiteten Glastyp und dem jeweiligen
Produktionsschritt. Die Einrichtungen, in bzw. mit denen diese Handhabung
vorgenommen wird, sind vornehmlich Transport-, Handlings- und Verarbeit
ungsmaschinen, dazu gehören Preß-, Verformungs-, Positionierungs-, Umsetz-
und Entnahmemaschinen bzw. Bauteile dieser Maschinen, die mit dem heißen
Glasgegenstand in Kontakt kommen, also z. B. Greifer, Pusher, Schieber,
Wender, Absetzplatten, Gleit-und Anlaufschienen, Gleitstücke, Förderband
segmente, Umlenkrollen, Transportrollen, Abstreifer, Einschiebebalken, Um
lenker, Greiferklauen, Einsätze, Kühlofeneinschieber, Auflagen für Trans
porteinrichtungen, Positionierlehren, Formen oder Formenteile, Messer usw.
Häufig bestehen die Bauteile nicht vollständig aus dem temperaturbeständi
gen Werkstoff, sondern nur die eigentlichen Kontaktbereiche, bei denen
eine kombinierte thermo-tribo-mechanische Beanspruchung auftritt.
Bisher wurden für derartige Heißhandling-Anwendungen an vielen Stellen in erster
Linie Asbest oder asbesthaltige Werkstoffe eingesetzt. Aufgrund der von Asbest
ausgehenden Gesundheitsgefährdung wird der Einsatz von Asbest immer stärker
eingeschränkt und es kommen schon heute weitgehend Asbestersatzstoffe zum Ein
satz.
Alle bekannten Asbestersatzstoffe haben jedoch einen oder mehrere spezifische
Nachteile.
Herkömmliche Keramikfasermaterialien unterliegen einem hohen Verschleiß, d. h. sie
haben nur eine geringe Standzeit, was zu hohen Umrüstkosten führt. Sie setzen Fa
serabrieb frei, dadurch werden Anlagen und Werkhallen kontaminiert, und Sensoren
können gestört werden, darüber hinaus absorbiert der abgesetzte Faserabrieb
Schmierölnebel aus der Luft, was infolge seiner groben Oberfläche zu einem erhöh
ten Brandrisiko führt. Für den Transport von heißen Glasteilen bei verhältnismäßig
niedrigen Temperaturen ist aus DE 40 24 536 A1 ein Transportband bekannt, bei
dem ein Glasfasergewebe auf einen Gummiträger aufvulkanisiert ist. Durch die
Gummischicht ist die Temperaturfestigkeit dieses Laminats natürlich begrenzt. Ein
eigentliches Heißhandlung von Glas findet nicht statt.
Massive, monolithische Keramik neigt zu Sprödbruch insbesondere bei Stoß- und
Schlagbeanspruchung, aber auch bei langsam aufgebrachter Spannung wie bei ei
ner Verschraubung und sie besitzt nur eine geringe Thermoschockbeständigkeit und
eine schlechte Fügbarkeit, z. B. beim Verschrauben mit Maschinenteilen aus Stahl.
Ein Kompositmaterial aus Keramik, z. B. SiC, und Kohlenstoff zum Heißhandling
von Flaschen ist aus Pat.-Abstr. of Japan, C645, Oct. 18,1989, Vol. 13/No. 461 (JP
1-179 733 A) bekannt.
Für die Heißformung von Glas haben keramische Werkstoffe ein begrenztes Arbeits
feld gefunden, da hierbei die mechanische Beanspruchung der Keramik nicht so
groß ist wie beim Handhaben fester heißer Glasteile. So wird gemäß DD 2 46 976 A1
eine Keramik auf Basis von Aluminiumtitanat zur Formgebung von Glas, z. B. für
Blasformen, Speiserinnen oder als andere Gleit- und Quetscheinrichtungen für flüs
siges Glas eingesetzt. In US-PS 5,125,949 wird eine mehrschichtige Form zum
Blankpressen von Linsen beschrieben, bei der die mit dem zu pressenden Glas in
Kontakt kommende Schicht aus einem Kohlenstoffilm besteht. Zwischen der Koh
lenstoffschicht und der Unterlage aus Glas ist eine SiC- oder Si₃N₄-Schicht als Haft
vermittler für die Kohlenstoffschicht angeordnet. Ebenfalls für das Blankpressen von
Linsen wird die Herstellung entsprechender Formen aus Glas in EP 0 386 944 A2
beschrieben. Eine Form bestehend aus faserverstärkten Chromoxid Sinterkörpern
für das Blankpressen wird in Pat.-Abstr. of Japan, C 928, April 13,1992, Vol. 16/No.
148 (JP 4-6116 A) beschrieben.
Graphit unterliegt einem hohen Verschleiß, was zu hohen Umrüstkosten führt, neigt
ebenfalls zu Sprödbruch bei Stoß- und Schlagbeanspruchung, besitzt ebenfalls eine
schlechte Fügbarkeit, besitzt eine hohe Wärmeleitfähigkeit, was beim Heißglas
handling leicht zu sogenannten Schränkungsrissen führt und neigt zu Oxidation in
heißer oxidierender Atmosphäre. Außerdem ist Graphit oft auch zu glatt zum Greifen
heißen Glases.
Metalle und Legierungen besitzen ein hohes spezifisches Gewicht, was insbesonde
re bei hohen Taktfrequenzen (Beschleunigungen) zu erhöhtem Energiebedarf führt,
sie besitzen eine hohe Wärmeleitfähigkeit, was leicht zu Schränkungsrissen führt,
und können Metallabrieb hinterlassen, was sofort zu Ausschub in der Produktion
führt oder indirekt zu Ausschub führt, da Metallspuren auf heißem Glas Risse indu
zieren.
Kunststoffe, z. B. solche auf Fluorcarbonharz - oder Polyimidbasis besitzen nur eine
mangelhafte thermische Stabilität, sie verformen sich bei zu hoher thermischer Be
lastung unkontrollierbar und können darüber hinaus aggressive oder gesundheits
schädliche Gase freisetzen, die die Glasprodukte kontaminieren. Diese Kontamina
tion kann dazu führen, daß die Glasprodukte nicht mehr bedruckbar sind.
Metalle und Keramiken besitzen darüber hinaus in Kontakt mit heißem Glas sehr
hohe Reibbeiwerte, so daß es oft nötig ist, reichlich Schmieröl oder Festschmierstof
fe einzusetzen. Diese Schmierstoffe verteilen sich z. B. durch Verdampfen in der Fa
brik und müssen mit hohem Personalaufwand regelmäßig entfernt werden, um die
Unfallgefahr durch Ausgleiten auf Boden und Treppen gering zu halten.
Die Aufgabe der Erfindung besteht daher darin, einen Werkstoff insbesondere als
Asbestersatz an Einrichtungen zum Handhaben von heißen Glasgegenständen zu
finden, der mechanisch stabil ist, eine gute Fügbarkeit und Thermoschockbestän
digkeit, eine hohe Verschleißfestigkeit und lange Standzeit sowie, eine ausreichend
geringe Wärmeleitfähigkeit besitzt, keine Spuren am Glasgegenstand hinterläßt und
wenig oder kein Schmiermittel benötigt.
Diese Aufgabe wird durch die in Patentanspruch 1 beschriebene Verwendung eines
faserverstärkten Glases oder einer faserverstärkten Glaskeramik gelöst.
Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß faserverstärktes Glas bzw. faserver
stärkte Glaskeramik Asbest in vielen Anwendungen im Bereich des Heißhandlings
von Glas ersetzen kann und ihm sogar in einigen Eigenschaften überlegen ist.
Herstellung und Eigenschaften von faserverstärktem Glas sind seit langem bekannt
und z. B. in Sprechsaal, Vol. 122, No. 11,1989 beschrieben.
Bei dem Heißhandling von Glas haben die heißen Glasgegenstände, die mit
dem faserverstärken Glas bzw. Glaskeramik in Kontakt kommen, Temperaturen
von 200 bis 1000 zu °C, im allgemeinen, z. B. bei der Herstellung von Ge
brauchsglasgegenständen aus Kalknatronglas oder Kristallglas von 300 bis
700°C. Die Temperatur der Glasgegenstände beim Handling ist unmittelbar
nach dem Formprozeß am höchsten, z. B. bei der Entnahme aus der Formstati
on und nimmt im weiteren Verlauf des Handlings im allgemeinen ab. Es ist
selbstverständlich, daß bei den Temperaturen, bei denen die heißen Glasge
genstände gehandhabt werden, der faserverstärkte Glaswerkstoff nicht
schmelzen oder zu stark erweichen darf.
Prinzipiell kann jedes Glas mit keramischen Fasern verstärkt werden. Um
aber innere Spannungen möglichst zu reduzieren bzw. ganz zu vermeiden, ist
es sinnvoll, eine gewisse Anpassung der thermischen Ausdehnungskoeffizien
ten anzustreben. Da Kohlenstoff- und Siliciumcarbidfasern kleine Wärmedeh
nungen aufweisen, werden Gläser als Matrix bevorzugt, deren
Wärmeausdehnung unter 10 ppm/K liegt.
Ganz besonders vorteilhaft sind Gläser mit Wärmedehnungen unter 5 ppm/K.
Auch der Tg-Wert des Glases sollte zumindest grob auf die angestrebte
Einsatztemperatur des Komposits abgestimmt sein, d. h. es sollte kein Glas
mit zu niedriger Glasübergangstemperatur gewählt werden.
Überraschenderweise hat sich aber gezeigt, daß faserverstärkte Gläser auch
bei Temperaturen mit Erfolg eingesetzt werden können, die oberhalb des Tg-
Wertes der Glasmatrix liegen. Ein Beispiel dafür sind Komposite mit einer
Matrix aus dem Borosilikatglas DuranR(Tg:ca. 530°C), die u. U. bis 700°C
eingesetzt werden können.
Natürlich hängt die maximal zulässige Temperatur von der Kontaktzeit und
der bei der jeweiligen Anwendung tolerierten Verformung ab. Auf jeden Fall
liegen eventuelle Verformungen der faserverstärkten Gläser auch bei hohen
Temperaturen immer erheblich unter denen der unverstärkten Gläser, wie
entsprechende Kriechversuche gezeigt haben.
Es empfiehlt sich allerdings, aus Rationalisierungsgründen von vornherein
für die Matrix solche Gläser auszusuchen, die von vornherein einen so
hohen Tg besitzen, daß sie praktisch allen Anforderungen gerecht werden.
Als besonders geeignete Matrixgläser haben sich Borosilikatgläser erwie
sen, deren bekannteste Vertreter unter den Bezeichnungen DuranR oder
PyrexR im Handel sind. Diese Gläser haben eine Zusammensetzung (in Gew.%)
von etwa 70-80 SiO₂, 7-13 B₂O₃, 4-8 Alkalioxid und 2-7 Al₂O₃ und einen Tg
von etwa 500-600°C.
Für noch höhere Temperaturbelastungen bieten sich hochtemperaturbeständige
Gläser an, wie sie z. B. in der Elektrotechnik oder im Lampenbau Verwendung
finden, insbesondere die alkalifreien oder alkaliarmen Aluminosilikat-
oder Aluminophosphosilikatgläser, z. B. der Zusammensetzung (in Gew.%) von
etwa 50-55 SiO₂, 20-25 Al₂O₃, 10-20 Erdalkalioxide, 5-10 P₂0₅, 0-5 B₂O₃,
0-0.5 Alkalioxide oder der Zusammensetzung 50-55 SiO₂, 8-12 B₂O₃, 10-20
Erdalkalioxide, 20-25 Al₂O₃. Diese Gläser besitzen einen Tg im Bereich von
etwa 650-750.
Glaskeramiken, die seit ca. 1957 im Handel erhältlich sind, besitzen als
Matrix eine noch höhere Temperaturbelastbarkeit. Geeignete Stoffsysteme
sind z. B. Li₂O-Al₂O₃-SiO₂, MgO-Al₂O₃-SiO₂ oder CaO-Al₂O₃-SiO₂, die durch
Zusätze in vielfältiger Weise modifiziert werden können. Glaskeramik und
ihre Herstellung durch gesteuerte Kristallisation sind dem Fachmann seit
Jahrzehnten bekannt und in zahlreichen Veröffentlichungen, z. B. W. Vogel,
Glaschemie, Springer Verlag, Berlin 1992, Seiten 319-410, beschrieben.
Wegen ihrer guten mechanischen Bearbeitbarkeit sind auch Glaskeramiken,
die Glimmer als Kristallphase (z. B. Phlogopit-Typ) enthalten, geeignet.
Verstärkungsfasern für Glas und Glaskeramik sind dem Fachmann wohl bekannt
und für den vorliegenden Zweck sind alle anorganischen Verstärkungsfasern
geeignet. Hauptsächlich Verwendung finden Fasern aus Kohlenstoff, SiC,
Si₃N₄, Al₂O₃, ZrO₂ und/oder Mullit als Hauptkomponenten, gegebenenfalls
mit Zusätzen von Si, Ti, Zr, Al, O, G, N z. B. Fasern des Sialon-Typs (Si,
Al, O, N). Besonders geeignet sind Kohlenstoff- und Siliciumcarbidfasern.
Die Herstellung von faserverstärktem Glas bzw. faserverstärkter Glaskera
mik ist dem Fachmann wohlbekannt und in zahlreichen Veröffentlichungen be
schrieben, von denen exemplarisch nur die US-Patente Nr. 4610917, 4626515
und 5079196 aufgeführt werden.
Generell können durch gezielte Wahl von Matrix und Faser Komposite auf den
vorgesehenen Einsatzzweck hin maßgeschneidert werden. Viele physikalische
Eigenschaften wie thermische Ausdehnung, Wärmeleitung, Kriechverhalten bei
thermischer Belastung, tribologisches Verhalten usw. sind in weiten Gren
zen variierbar und einstellbar.
Die im Komposit eingebauten Fasern können in vielfältiger Weise variiert
werden und zwar nicht nur im Hinblick auf die chemische Zusammensetzung,
sondern auch im Hinblick auf das Mikrogefüge sowie die äußere Geometrie.
Das Mikrogefüge der Fasern bestimmt (bei gleicher chemischer Zusammenset
zung) die physikalischen Eigenschaften. So gibt es z. B. bei C-Fasern spe
zielle Hochmodul- und Hochfestfasern, deren unterschiedlicher
Graphitisierungsgrad das tribologische und thermische Verhalten beein
flußt. Somit besteht bei Verwendung der gleichen Verstärkungsfasern in be
grenztem Umfang eine Variationsmöglichkeit aufgrund derer das Verbundma
terial auf die gewünschten Eigenschaften hin optimiert werden kann.
Besonders vielfältige Variationsmöglichkeiten bietet die Geometrie (Form
und Abmessungen) der Verstärkungsfasern und die Anordnung der Fasern im
Komposit.
So können die Gläser und Glaskeramiken mit Whiskern, Kurzfasern, Langfa
sern oder Endlosfasern verstärkt werden, weitere Möglichkeiten bestehen
bei der Verwendung von Fasermatten, Fasergeweben sowie in der Verwendung
von Faserfilz. Darüberhinaus kann der Faserverlauf im Werkstoff der Geome
trie des aus dem Werkstoff hergestellten Bauteils angepaßt werden, indem
z. B. durch Wickeln zirkuläre oder anders geformte Ringstrukturen oder
ringförmige Bauteile erzeugt werden.
Whisker und Kurzfasern (bis ca. 5 mm Faserlänge) sind meist isotrop im
Komposit verteilt, was zu isotropen Eigenschaften führt, sie können aber
auch, z. B. durch Strangpressen bei erhöhter Temperatur partiell aus
gerichtet werden. Sehr hohe Bruchzähigkeiten sind mit Whiskern oder
Kurzfasern nicht zu erzielen. Lang- und Endlosfasern sind dagegen, zumin
dest in größeren Partien des Komposits, parallel angeordnet, was eine er
hebliche Verbesserung der mechanischen Eigenschaften des Komposits in
dieser Richtung, aber kaum eine Verbesserung senkrecht dazu bewirkt. Je
doch kann auch bei Verwendung von Lang- und Endlosfasern durch einen Lami
nataufbau, bei dem die Fasern winklig zueinander angeordnet sind, eine
weitgehende Isotropierung, zumindest bezüglich einer Ebene, erreicht wer
den.
Generell ist die Kompositherstellung und -formgebung mit Lang- oder End
losfasern schwieriger als mit Whiskern und Kurzfasern, sie ermöglicht aber
dafür die Erzielung von besonders guten mechanischen Werten in Vor
zugsrichtungen. Durch die richtige Wahl der Faserarchitektur können Bau
teile entwickelt werden, die an die zu erwartende Belastung angepaßt sind.
Wie die Faserarchitektur bei faserverstärkten Bauteilen gestaltet werden
muß, ist dem Fachmann, z. B. von faserverstärkten Kunststoffbauteilen, be
kannt.
Die Verwendung von Faserfilz und Fasergewebe führt zu Kompositwerkstoffen,
die zwar im Vergleich zu Lang- oder Endlosfaserkompositwerkstoffen nur
mittelmäßige Fertigkeitswerte aufweisen, die aber dafür mit kostengünsti
gen Techniken produziert werden können. So können Gewebe und Filz bei
spielsweise auch mit Glasschmelzen oder mit Sol-Gel-Lösungen, die durch
eine anschließende Wärmebehandlung in Glas oder Glaskeramik umgewandelt
werden können, infiltriert werden.
Wie die Werkstoffe für den speziellen Einsatzzweck hergestellt werden,
d. h. ob mit Whiskern, Endlos-, Lang-, Kurzfasern, Gewebe, Filz usw. rich
tet sich nach den physikalischen und technischen Anforderungen, also etwa
danach, ob bestimmte Eigenschaften isotrop oder anisotrop eingestellt wer
den sollen und selbstverständlich nach den bei der Herstellung des Werk
stoffes auftretenden Kosten, die den Preis des Werkstoffs und damit seine
Wirtschaftlichkeit bestimmen.
Die Eigenschaften des Werkstoffes werden durch die Eigenschaften seiner
Bestandteile bestimmt. Somit ist durch richtige Wahl von Matrixglas/-glas
keramik und Faser ein "Maßschneidern" auf den jeweiligen Anwendungszweck
hin möglich.
Für Anwendungen an Luft bis etwa 500°G (Temperatur des heißen Glasgegen
stands) ist ein kohlenstoffaserverstärkter Werkstoff geeignet (abhängig
von der tatsächlichen Belastungsdauer und -frequenz sowie weiteren Parame
tern, wie der Forderung nach geringer Gleitreibung im Trockenlauf), für
Anwendungen bei höheren Temperaturen müssen im allgemeinen
oxidationsbeständige Fasern verwendet werden, z. B. die teuereren SiC-Fa
sern. Unter inerten oder reduzierenden Bedingungen halten Kohlenstoffasern
dagegen auch extremen Temperaturen stand.
Bei Verwendung mehrere unterschiedlicher Fasersorten lassen sich sogenann
te Hybridkomposite herstellen, die für bestimmte Heißhandlingsaufgaben op
timiert sind. Sie können z. B. für Greifer auf ein bestimmtes Haft- bzw.
Reibungsverhalten optimiert sein, um sichere Greifvorgänge bei hohen Tem
peraturen zu gewährleisten. Werkstoffe mit verhältnismäßig hoher Reibung
erhält man durch einen hohen Faseranteil an SiC-Fasern. Es kann aber auch
erwünscht sein, z. B. bei Schiebern oder Gleitstücken eine möglichst gerin
ge Reibung zwischen Glasgegenstand und Werkstoff zu haben. In diesem Fall
soll das Komposit Fasern mit niedrigem Reibungskoeffizienten besitzen,
z. B. Kohlenstoffasern, insbesondere solche mit höheren Graphitisierungs
grad.
Besonders vorteilhaft sind Komposite, die sowohl SiC- als auch C-Fasern
enthalten. Erste gewährleisten eine hohe Grundfestigkeit und niedrigen
Verschleiß in heißem Zustand und letztere bewirken eine gewisse Selbst
schmierung.
Der Faseranteil in dem Kompositwerkstoff liegt bei etwa 10 bis 70 Vol.-%.
Einen höheren Füllungsgrad erreicht man nur mit erheblichen Kosten; sinkt
der Anteil an Fasern in dem Komposit unter 20 Vol.-%, so fällt die erziel
bare Festigkeitssteigerung drastisch geringer aus, und außerdem wird eine
gleichmäßige Verteilung der Fasern in der Glas-/Glaskeramikmatrix sehr er
schwert. Aus ökonomischen Gründen wird ein Faseranteil von etwa 30 bis 40
Vol.-% bevorzugt. Bei Verwendung unterschiedlicher Fasersorten richtet man
sich nach den gewünschten Eigenschaften der Komposits. Verwendet man ein
Gemisch aus SiC- und C-Fasern, so liegt das Vol.-Verhältnis der beiden
Fasersorten in dem Komposit zwischen 1 : 20 und 1 : 0,05, je nachdem ob man
größeren Wert auf eine hohe oder geringe Reibung zwischen Komposit und
heißem Glasartikel legt.
Es ist weiterhin möglich, den faserverstärkten Glas- bzw. Glaskeramikwerk
stoff porös, sei es durch unvollständige Verdichtung oder durch Freiset
zung gasförmiger Komponenten während der Herstellung, herzustellen. Durch
die Porosität verändern sich die thermische Leitfähigkeit, der Elastizi
tätsmodul und die Aufnahmefähigkeit für Schmiermittel.
Der faserverstärkte Werkstoff kann zur Anfertigung kompletter Werkzeugtei
le dienen, im allgemeinen ist es jedoch ausreichend und ökonomischer, wenn
das Werkzeugteil nach wie vor aus Metall besteht und nur an den mit den
heißen Glasgegenständen in Berührung kommenden Stellen mit einer Auflage
aus dem Werkstoff versehen ist. Infolge der guten mechanischen Bear
beitbarkeit des Werkstoffes durch Sägen, Bohren und Fräsen, bei glimmer
haltigen Werkstoffen (Phlogopit-Typ) auch Drehen, läßt er sich sehr gut an
Stahlteile fügen, insbesondere verschrauben, z. B. als Platten, Stangen,
Leisten, auch gebogen, gewinkelt, als runde Scheibe usw.
Der erfindungsgemäße Werkstoff ist für alle Einrichtungen zum Handhaben
von heißen Glasgegeständen als Kontaktmaterial für die Stellen geeignet,
die mit den heißen Glasgegenständen in Berührung kommen. Er ist für diesen
Zweck dem bisher benutzten Asbest gleichwertig bzw. überlegen und über
trifft die bisher bekannten Asbest-Ersatzstoffe bei weitem.
Er läßt sich auch verwenden als Material zur Formgebung heißer Glasgegen
stände und Glasschmelzposten, z. B. zum Anbringen von Ausgießnasen an Be
chergläsern oder Kaffeetöpfen.
Es wurde eine Leiste aus faserverstärktem Glas mit den Abmessungen 45 × 25
mm² und einer Dicke von 7 mm mit halbkreisförmigem Ausschnitt als
Kontaktstück (Einsatz) an eine Greiferklaue zur Handhabung von Glasbau
steinen angeschraubt. Das faserverstärkte Glas bestand aus einer Borosili
katglasmatrix (DuranR), die 30 Vol.-% SiC-Endlosfaser enthielt. Die Fasern
waren in 25 Tapes angeordnet, in denen die Fasern jeweils in einem Winkel
von 90° im Vergleich zur vorhergehenden Lage angeordnet waren. Die zu
handhabenden Glasbausteine hatten eine Temperatur von ca. 550°G. Es erga
ben sich Standzeiten für das Kontaktstück, die 3 mal höher lagen als die
für den früher benutzten Asbest und 30 mal höher lagen als für das derzeit
benutzte Asbestersatzmaterial (Aluminosilikatfasermaterial).
Ferner wurden 10 × 10 × 8 mm³ große (Länge × Breite × Dicke) Kontaktstücke
aus dem gleichen Material als Auflagestücke für ca. 550°G heiße Glasbau
steine eingesetzt. Es ergaben sich Standzeiten, die 3 mal höher als die
von Asbest waren.
Eine Positionierungs- und Handhabungseinrichtung für Glasbausteine, in der
der Glasbaustein mittels 4 Leisten gehalten und positioniert wird (Palet
te) wurde mit 130 × 25 × 8 mm³ großen Kontaktleisten der oben beschriebenen
Zusammensetzung durch Verschrauben versehen. Die Standzeit dieser Palet
tenleisten entsprach etwa der von Asbestleisten. Bei der Verwendung von
Kohlenstoffasern anstelle der SiC-Fasern für die Palettenleisten ergab
sich gegenüber Asbestleisten eine leicht verbesserte Standzeit. Die Lei
stungen des erfindungsgemäßen Werkstoffs sind deswegen besonders bemer
kenswert, da für Auflagestücke und Palettenleisten bisher kein wirklich
brauchbarer Asbestersatz gefunden werden konnte.
Die als Ersatz vorgeschlagenen Materialien wie Kohlenstoff- oder Graphit
leisten oder faserverstärkte Zemente sind aus den verschiedesten Gründen
(Sprödigkeit, mangelnde Fügbarkeit, mangelnde Stoßfestigkeit, mangelnde
Abriebfestigkeit) einem so hohen Verschleiß ausgesetzt, daß bei erschwer
ten Produktionsbedingungen bisher noch der Einsatz von Asbestmaterialien
an einzelnen Stellen unverzichtbar war. Der erfindungsgemäße Werkstoff
stellt einen dem Asbest wenigstens gleichwertigen Ersatz dar, der prak
tisch überall Verwendung finden kann; es ist daher auch nicht mehr nötig,
eine Vielzahl von Asbestersatzstoffen für die unterschiedlichen Einsatz
zwecke auf Lager zu halten.
Der Abrieb des erfindungsgemäßen Werkstoffes ist nur gering und weist die
Nachteile, die die bisher als Asbestersatz verwendeten Fasermaterialien
besitzen, nicht auf.
Claims (9)
1. Verwendung eines faserverstärkten Glases oder einer faserverstärkten Glaske
ramik als temperaturbeständiger Werkstoff insbesondere als Asbestersatz, an
Einrichtungen zum Handhaben von heißen Glas-, Glaskeramik- und Keramikge
genständen.
2. Verwendung nach Anspruch 1,
wobei die Glasmatrix aus Borosilikatglas, Aluminosilikatglas oder hoch SiO₂-
haltigem Glas besteht.
3. Verwendung nach Anspruch 1,
wobei die Glaskeramikmatrix aus einer Glaskeramik aus dem System Li₂O -
Al₂O₃ - SiO₂, MgO - Al₂O₃ - SiO₂ oder CaO - Al₂O₃ - SiO₂ besteht.
4. Verwendung nach Anspruch 1,
wobei die Glaskeramikmatrix aus einer Glaskeramik mit Glimmer als Kristallpha
se (Phlogopit-Typ) besteht.
5. Verwendung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 4,
wobei die Verstärkungsfasern aus Kohlenstoff, Siliciumcarbid, Si₃N₄ , Al₂O₃
ZrO₂, Mullit als Hauptkomponenten, gegebenenfalls mit Zusätzen von Si, Ti, Zr,
Al, bestehen.
6. Verwendung nach Anspruch 5,
wobei die Verstärkungsfasern aus Kohlenstoff und/oder SiC bestehen.
7. Verwendung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 6,
wobei der Fasergehalt von 10 bis 70 Vol-% beträgt.
8. Verwendung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 7 für Greifer, Pusher,
Schieber, Wender, Absetzplatten, Gleitschienen, Gleitstücke, Förderbandseg
mente, Transportrollen, Abstreifer, Einschiebebalken, Umlenker, Greiferklau
en-Einsätze, Kühlofeneinschieber, Auflagen für Scherenteile, Transporteinrich
tungen, Positionierlehren, Formen oder Formteile, Messer, Umlenkrollen oder
Teile davon.
9. Verwendung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 7 zur Verformung
oder Formgebung heißer Glasgegenstände oder Glasschmelzposten.
Priority Applications (5)
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Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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