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Zeugdruckverfahren. Es hat sich gezeigt, daß das M:ethylolformamid
in der Textildruckerei in ganz ausgezeichneter Weise verwendbar ist. Es besitzt
ein vorzügliches Lösungsvermögen für die meisten Farbstoffe, insbesondere für basische
Farbstoffe, und mischt sich außerdem mit den üblichen, in der Druckerei verwendeten
wäßrigen Verdickungsmitteln. Das Methvlolformamid ist leicht zugänglich, gut haltbar
und wenig flüchtig.
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Es wurde ferner gefunden, daß sich dieses Mittel in besonders vorteilhafter
Weise zum Fixieren von basischen und anderen Farbstoffen verwenden läßt, wenn man
der Druckfarbe an Stelle der üblichen Fixierungsmittel, wie Tannin, aromatische
Oxyverbindungen zusetzt. Die auf diese Weise erzeugten Drucke zeichnen sich im allgemeinen
durch besonders tiefe Nuance und durch gute, zum Teil bessere Waschechtheit als
die mit Tannen erzeugten Drucke aus. Die Arbeitsweise gestaltet sich in diesem Falle
dadurch besonders vorteilhaft, daß ein einfaches Dämpfen oder Überleiten über Trockentrommeln
zur Fixierung genügt und eine Nachbehandlung, z. B. mit Brechweinstein, wie bei
Tannendrucken, nicht erforderlich ist. Das Verfahren ist auch im Ätz- und Reservedruck
anwendbar.
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Beispiel i.
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Wolle wird mit einer Paste aus 30 g Orange II (G. S c 1i u
1 t z, Farbstofftabellen, 6. Aufl. Bd. i Nr. i45), 50 g Methylo1-formainid,
30 g Oxalsäure, 89o g Britischgummiv erdickung bedruckt und eine Stunde ohne
Druck gedämpft. Man erhält einen tieferen Druck, als wenn man statt des Metliy lolformamids
Glycerin als Lösungsmittel verwendet. Statt des Orange Il kann man auch andere saure
Farbstoffe verwenden.
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Beispiele. Man bedruckt Baumwolle mit einer Druckpaste aus Zog ViktoriablauB
(G. S c h u 1 t z , Farbstofftabellen, 6. Aufl. Bd. i Nr. 559), 2o g Resorcin, Zoo
g Wasser, 2o g Methylolformamid, 740 g Gummi i : i. --?ach einstündigem Dämpfen
erhält man ein schönes Blau. Ein Nachbehandeln, z. B. mit Brechweinstein, wie es
bei - Tannindrucken nötig ist, ist überflüssig. Der Druck ist tiefer und waschechter
als ein entsprechender Tannindruck. Es können auf diese Weise auch andere basische
Farbstoffe fixiert werden. Das Druckverfahren ist nicht auf Baumwolle beschränkt,
sondern auch bei anderen Textilfasern, wie Wolle, Seide, Kunstseiden und Mischgewebe;
anwendbar. An Stelle von Resorcin lassen sich auch andere aromatische Oxyverbindungen
anwenden, z. B. Pyrogallol, m-Aminophenol, i # 7-Aminonaphthol, Dioxynaphthalin
u. a.
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Beispie13. Auf eine 5prozentige Oxaminblau-4 R-Färbung (G. Schultz,
Farbstofftabellen,
6. Aufl. Bd. i Nr. 385), wie üblich diazotiert
und entwickelt mit ß-'.\Taphthol, druckt man folgende Ätzdruckpaste: io g Euchrysin
3 R (G. Schultz, Farbstofftabellen, 6. Aufl. Bd. i Nr. 6o3), 2o g Methylolformamid,
9oo g Gummi i : i, 2o g Resorcin, 5o g Rongalit C (formaldehydsulfoxylsaures Natrium)
auf. Nach dem Dämpfen und Spülen erhält man orangegelbe Ätzstellen, die keiner weiteren
Nachbehandlung bedürfen. Auf diese Weise lassen sich auch andere ätzbeständige Farbstoffe
im Ätzdruck fixieren.
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An Stelle von Rongalit C (formaldehydsulfoxylsaurem Natrium) lassen
sich mit Vorteil meist auch die Zinksalze dieser Säure, evtl. unter Zusatz von etwas
Säure, wie Ameisensäure, verwenden. Zusätze von geringen Mengen Chlorammonium zur
Druckpaste wirken häufig vertiefend auf die BuntätzefFekte. Beispie14. Baumwolle,
die mit 8o g Anilinsalz pro Liter Klotzfarbe wie üblich geklotzt ist, überdruckt
man mit 2o g Auramin O (G. S c h u 1 t z , Farbstofftabellen, 6. Aufl. Bd. i Nr.
493), 8o g Acetin N, 740 g neutraler Verdickung, 2o g Resorcin, 2o g Methylolformamid,
i2o g Zinkoxyd. Danach wird im Mather-Platt gedämpft und chromiert; man erhält ein
lebhaftes Gelb auf schwarzem Grund, das waschechter ist als das nach der üblichen
Methode erzeugte.
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Beispiel s.
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Man bedruckt Baumwolle mit einer Druckpaste aus 2o g Säureviolett
6 BN (G. S c h u 1 t z , Farbstofftabellen, 6. Aufl. Bd. i Nr.548), 5o g Glycerin,
ioo g Resorcin, ioo g Methylolformamid, 730 g neutraler Verdickung.
Nach dem Dämpfen erhält man ein ziemlich waschechtes lebhaftes Violett. In ähnlicher
Weise lassen sich andere saure Farbstoffe, z. B. Lichtgrün SF gelblich (G. S c h
u 1 t z , Farbstofftabellen, 6. Aufl. Bd. i Nr.505), und auch substantive Farbstoffe
verwenden.
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Beispiel 6.
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Man bedruckt Baumwolle mit einer Pappdruckfarbe, bestehend aus 2o
bis 25g basischem Farbstoff, 5o g Acetin, Zoo g Wasser, ioo g Kaolin, 6o g Kupfersulfat,
bog Kupferacetat, 30 g Kupfernitrat, 30 g Resorcin, 30 g Ammoniumchlorid,
30 g Methylolförmamid, Gummiverdickung bis zu iooo g. Nach dem Drucken wird
getrocknet, gedämpft und in einer Hydrosulfitküpe mit io g Indigoteig pro Liter
ausgefärbt. Darnach wird wie üblich gesäuert und fertiggestellt.
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Statt mit Indigo kann man auch mit anderen Küpenfarbstoffen, z. B.
Indanthrenfarbstoffen in der Hydrosulfitküpe, mit oder ohne Zusatz von gereinigter
Sulfitablauge oder in der Kontinueküpe mit Traubenzucker ausfärben.
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Das Methylolformamid kann auch in den Druckpasten selbst gebildet
werden, indem man ihnen die Bildungskomponenten Formamid und Formaldehvd oder Formaldehyd
abspaltende Mittel zusetzt.
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In vielen Fällen wirken geeignete Zusätze, z. B. Natriumacetat, Wasserglas,
Natriumwolframat u. dgl., begünstigend auf die Tiefe der Drucke, besonders wenn
kürzere Dämpfdauer erwünscht ist.